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Das Hypomnema» Vertiefende Technik der Innenwendung

Das Hypomnema
#1
Cool  25.01.2015, 03:15 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.01.2015, 03:19 von Don Rinatos.)
Das Hypomnema (Bitte nicht mit Traumtagebücher gleichsetzen!)

Oh Klartraumforum, du Hypomnema unserer Zeit!
http://de.wikipedia.org/wiki/Hypomnema

Zitat:Hypomnema (altgriechisch Neutrum: ὐπόμνημα, hypómnema; Plural: ὐπομνήματα, hypomnēmata) ist ein antikes literarisches Genre. Der Begriff setzt sich aus der altgriechischen Präposition Hypo- (ὑπό, unter, nieder) und Mneme (Μνήμη, Erinnerung) zusammen und bedeutet wörtlich ‚niedergelegte Erinnerung‘.

Hypomnemata waren in der Antike Schreibhefte und Notizbücher. Sie dienten als Gedächtnisstützen, waren aber auch persönliche Leitfäden zur Lebensführung. In sie trug man Zitate, Teile von Arbeiten, Aphorismen und Beispiele ein. Aber auch Handlungen, deren Zeuge man gewesen war oder über die man Berichte gelesen hatte, Gedanken und Überlegungen, die man gehört hatte oder die einem selbst in den Sinn gekommen waren. Das Hypomnema bildete ein materielles Gedächtnis gelesener, gehörter und gedachter Dinge und bot diese dem Benutzer als einen angehäuften Schatz zum Wiederlesen und für spätere Meditationen an. Der französische Philosoph Michel Foucault verweist darauf u. a. im Zusammenhang mit Senecas Übungen der Selbsterkenntnis: „In dieser Zeit gab es so etwas wie eine Kultur des persönlichen Schreibens: Notizen zu gelesenen Texten, Gesprächen und Reflexionen, die man gehört oder an denen man sich beteiligt hat; das Führen von (bei den Griechen Hypomnēmata genannten) Notizbüchern über bedeutende Dinge, die von Zeit zu Zeit wiedergelesen werden mussten, um die Erinnerung aufzufrischen.“[1]

Hypomnemata sind nicht zu verwechseln mit Tagebüchern, da sie keine Berichte waren, die der Schreiber von sich selbst gab, sondern eine Zusammenfassung von Sätzen zur Reflexion und Selbstkonstituierung bzw. Selbstbetrachtung.
Zu ihrer eigentlichen Bedeutung gelangten die Hypomnemata in der Spätantike. Sie waren für die Stoiker, aber auch für die ersten christlichen Kirchenväter ein unverzichtbares Instrument der Sammlung, Ordnung, Reflexion und Selbstbetrachtung. Die Schrift ersetzte den Blick des Freundes in der Selbstprüfung.

Ein Beispiel aus meinem Hypomnema: http://www.klartraumforum.de/forum/showt...5#pid75195

Zitat:Jedes Bewusstsein, wie jedes Licht auch, spendet ein Schatten. Um Hören zu können, muss man zuerst fähig sein zu Schweigen. Schweigen bedeutet kein Abbruch von Kommunikation, sondern ihrer Anfang. Schweigen ist auch kein Rückzug in eine Gedankenwelt, sondern eine Offensive, eine unmittelbare Wahrnehmung der Akustik ohne eigene Verzerrungen. Schweigen bedeutet auch das Ende vom inneren Hören. Hört man auf, den inneren Monolog zu hören; hört man auf, den inneren Monolog zu sprechen; dann fängt man an wirklich zu hören.

Dann in dieser Stille werden die inneren Stimmen anderen Menschen furchtbar laut. Sei bewusst, dass überall die Stimmen reden! Es ist qualitativ anders, als sonst, es ist ein besonderer Zustand.
Die inneren Stimmen von Menschen stimmen nicht mit den Äußeren überein. Sie sind viel lauter, sie schreien oder flüstern nur ganz leise. Sie sind nicht eindeutig, sind nicht konstant. Innerhalb einer Person können sie sich mehrmals wechseln. Mal ist das die eigene Stimme, dann ist das die Stimme des Vaters, oder eines Filmhelden. Und die inneren Stimmen sind immer selbstbezogen. Alles worüber sie reden; alles, was sie erwähnen, steht in Bezug zu der Person und nur das gibt dem Geschehen eine Relevanz.

Diese stummen Stimmen klingen leider nur selten froh. Von allen Seiten schreien aus dem Menschen die Angst, Unsicherheit, Unzufriedenheit und Abneigung. Völlig Grundlos. Es ist kaum zu ertragen. Doch man darf die Lautstärke oder Intensität des Gefühls nicht minimieren, sonst werden die Stimmen wieder unhörbar.

Die Menschen reflektieren manchmal diese stummen Stimmen, richten sich kurz auf und schauen suchend und unsicher um sich herum, so laut scheinen die Stimmen sein. Doch dann begreifen sie, dass es „nur“ die inneren Stimmen waren und atmen erleichtert aus. In solchen Augenblicken schaue ich den Menschen direkt in die Augenpupillen. Sie verstecken ihre Augen, sie verstecken ihre Stimmen hinter den anderen, doch sie verstecken eine Nadel im Sack.

Ich habe von dir nichts zu verbergen. Hörst du meine stumme Stimme? Jedes Bewusstsein, wie jedes Licht auch, spendet ein Schatten. Wenn du mich hörst, hörst du nicht. Denn ich schweige!
Alles begann mit einem Tod


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RE: Das Hypomnema
#2
29.01.2015, 10:15
Hallo Don,

ich habe schon einige Male daran gedacht, meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, nicht die Fakten zu den Träumen. Leider kommt mir zu Deinem Link keine Erleuchtung, kannst Du mir bitte helfen?

(25.01.2015, 03:15)Don Rinatos schrieb: Ein Beispiel aus meinem Hypomnema: http://www.klartraumforum.de/forum/showt...5#pid75195

Die Texte dort sind Geschichten, die auf den ersten Blick keinen Bezug haben zu der von Dir zitieren Definition "Hypomnema".

Viele Grüße
Wizard
Das Licht des Herzens ist die Stille
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RE: Das Hypomnema
#3
29.01.2015, 11:14
Hi REM-Zauberer,

(29.01.2015, 10:15)REM-Wizard schrieb: Die Texte dort sind Geschichten, die auf den ersten Blick keinen Bezug haben zu der von Dir zitieren Definition "Hypomnema".

Ich finde schon dass die Geschichten sher wohl nicht nur die Gedanken und Gefühle, sondern die ganze (er)Lebenssituationen ganzheitlich zusammenführen und auf den Punkt bringen. Sie speichern den geistigen Aktuellzustand, die momentane Sichtweise, worüber man dann später reflektieren kann.

think holistic! bigwink

Zitat:In sie trug man... Aber auch... Gedanken und Überlegungen, ...die einem selbst in den Sinn gekommen waren. Das Hypomnema bildete ein materielles Gedächtnis ...gedachter Dinge und bot diese dem Benutzer als einen angehäuften Schatz zum Wiederlesen und für spätere Meditationen an. ...Notizbüchern über bedeutende Dinge, die von Zeit zu Zeit wiedergelesen werden mussten, um die Erinnerung aufzufrischen.

... sondern eine Zusammenfassung von Sätzen zur Reflexion und Selbstkonstituierung bzw. Selbstbetrachtung.

Bei all diesen Geschichten habe ich als Autor natürlich mehr Kontextinformationen.

Z.B bei diesem Text:
http://www.klartraumforum.de/forum/showt...7#pid75207

Zitat:Verschlüsselung Nr. 1

Der Plastikhase kannte keine Furcht. Sein von lauter Falten zerknietschtes Gesicht schaute immer noch unerschrocken geradeaus. Und dabei verlor er bei der letzten Auseinandersetzung nicht nur seinen linken Löffel sondern auch sein rechtes Bein.
Ein Bildhauer wollte er werden. Weit, weit weg von seiner Heimat reisen und Bilder hauen. Jetzt wartet der Morgentau auf ihn. Ein Plastikhase von Tausenden. Von Tausenden leblosen Plastikmonstern, die von dem Fließband des Lebens ins Nichts fielen.
Schon damals nannte ihn keiner „mein Spielzeug“. Kinder sind nicht dumm. Und auch nicht blind. Doch der Plastikhase kennt keinen Schmerz. Dort, wo rein theoretisch ein Plastikherz pulsieren sollte, weht vom Loch des abgefallenen Löffels zum Loch des abgerissenen Beines ein kalter Nachtwind. So fühlt er sich: von einen Loch zum anderen. Manches Spielzeug wird aus versehen vergessen. Er wurde wohl mit Absicht auf dieser Bank gelassen...
Rutsche ein Stück, ich werde mit dir in den Morgengrauen frieren.

Da war ich in Stuttgart und musste draußen auf einer Bank übernachten. Irgendwann bin so gefroren, dass ich dann doch an die Uni gegangen bin und dort auf einem Tisch im Seminarraum der neunten Etage weitergeschlafen. Bis die Putzfrau mich verjagte biggrin :

Zitat:Vorgang Nr. 4

Die Frische des Morgens löst die nächtliche Verwirrung ab. Die ersten Sonnenstrahlen kuscheln sich auf meiner Haut. Der Auftritt des Tages fängt farbenprächtig an: die rote Scheibe zeigt ihren Kopf und verbrennt die seltenen Wolken am Horizont. Schon wieder wache ich irgendwo auf und schaue mich verwundert um: vom Tisch des neunten Stockes sieht man den Sonnenauftakt am besten. Nachts schlief ich auf der Bank am Feuersee ein, jetzt wache ich auf dem Tisch auf. Die ganzen Feuervögel, nicht nur die majestätischen grauen und weißen Feuerschwäne, sondern auch das Kleinfeuervieh (Feuerenten, Feuertauben und besonders kleine freche Feuerspatzen) gossen die ganze Nacht Öl ins Feuer und feuerten die Sonne an.
– Haben sie gut gemacht – rutsche ich vom Tisch. Erst als die Beine einschlafen, wachen die Augen wieder auf. Die Beine schlafen auf dem Tisch, der Rest des Körpers ruht sich im Bürostuhl. Die Sonne wechselte zu weich-rosa und breitet sich jetzt weiter aus. Die Putzfrau Nacht wischte sämtlichen Gedankendreck ab und ging zufrieden nach Hause. Die Sonne fiel runter und wurde zu 20 Cent Moneten, die ich auf der Straße finde und in meine Hosentasche stecke.





LG
Don
Alles begann mit einem Tod


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