Hallo Ulli,
sorry, wenn ich auf Deine Mail nicht antwortete. Hatte eine schwere Hirnhautentzündung und war für längere Zeit außer Gefecht gesetzt. Ich war ziemlich lange nicht mehr hier im Forum (ist nicht so sehr meine Platz), aber weil doch immer wieder Fragen zu der "Vergeistigung" kommen, dies kurz:
Hier im Forum wird sich von vielen Teilnehmern immer wieder gerne auf Tholey und den kritischen Realismus berufen, ohne zu begreifen, dass Tholey die Überwindung der "Ich-Haftigkeit" als wichtigstes Ziel einer Klartraumarbeit ansah. (Wie so viele Gestalttheoretiker vor ihm.)"Ichhaftigkeit" ist nur scheinbar ein wichtiger Parameter unseres PPNs. Künstler, Extremsportler, Mystiker empfinden sich als viel mehr "sie selbst" und nur dann als wirklich frei, wenn sie die engen Grenzen des kognitiven Selbstbezuges einmal abgeschüttelt haben. Es ist ein völlig anderes Selbst- und Weltempfinden, gegen das unser gewohnter Alltagszustand geradezu fade und eng daherkommt. Wir sind darin eben nicht mehr zwanghaft an die einzelnen Elemente unseres PPNs gebunden, sondern fließen frei und "nichtgebunden" in ihren permanenten Wechseln -ein einigartiges Gefühl, das mit nichts zu vergleichen ist.
Wir können aber in der Regel nicht "fließen", weil wir im Laufe unserer Entwicklung eine Reihe von Subpersönlichkeiten abgebaut haben, die in unserem System eine permanente Spannung aufbauen, und zum Aufbau eines falschen Realitäts- und Identitätsempfinden führten. Das ist die Illusion, aus der Tholey uns führen wollte - ein verzerrtes PNN, dass wir für die Wirklichkeit halten. Den Königsweg dorthin sah er im Klarträumen, in dem wir durch den direkten Kontakt mit den personifizierten Subpersönlichkeiten und deren Reintegration die innere Spannung in uns Schritt für Schritt auflösen können. Dann kommen von ganz alleine und ohne große Ängste eben solche Erfahrungen von "Ichlosigkeit", "Transzendenz" etc. Mit Vergeistigung meine ich einen Zustand, in dem diese Transzendenz gesucht wird, bevor die Subpersönlichkeiten reintegriert sind. Ich habe die fatalen Folgen eines solchen Vorgehens selber erlebt. Transzendenz wird zu einer weiteren Subpersönlichkeit, in die man mal reinfließt und dann wieder rausfällt. Ein mitunter äußerst unangenehmer Zustand, die Gefühle konnten nicht völlig in den Raum der "inneren Freuheit" mitgenomen werden, weil sie nicht durch eine solide Klärungsarbeit (z. B. durch Klartraumarbeit) erlöst wurden. Das nenne ich Vergeistigung und ich begegne heutzutage vielen Menschen, die in diese Falle stürzten. An sie habe ich mich in dem besagten Abschnitt vor allem gewendet.
Im Klartraumform sind jedoch die meisten Teilnehmer froh, wenn sie überhaupt ein paar Klarträume haben, ein wenig rumfliegen, schöne Erfahrungen haben, innere Welten sehen ...
Da stellen sich solche Probleme gar nicht. Nur dann sollte man sich dann nicht immer auf Tholey (bzw. seine Interpretation des kritschen Realismus berufen), denn er träumte von anderen Horizonten. (siehe auch "Vom Träumer zum Krieger" und andere Texte von ihm -
http://homepage.sunrise.ch/homepage/cgas...holey.html)
Allseits klare Träume
wünscht
Sundance
*Da auch immer wieder Mails mit Anfragen zu Seminaren kommen:
Erst wenn mein Klartraumbuch fertig ist und mir mein Beruf und Familienleben wieder mehr Zeit läßt, wird es wieder Klartraumseminare geben. Leider war ich im letzten jahr sehr eingespannt, so dass ich beim Schreiben nur im Schneckentempo vorankomme. Vielleicht im Winter 2005 ...