Es regnet und die Stadt riecht nach einem Fluss. Trotz dicken Wolken schafft die Sonne rauszublicken und den ganzen Horizont mit einem intensiven Gelb bemalen. Wir schauen uns gegenseitig an.
Im Hostel ist keiner da. Es ist still. Allein sitze ich auf dem Sofa und die Dunkelheit umarmt mich sanft von allein Seiten. Erstaunlich still ist es hier. So lautlos wie mein Gefühl für das Geheimnis des Geschehens. Nach und nach eröffnen sich die Türen, die Welten entfalten sich von meinen geistigen Augen, um zu verkünden, dass der Geist sich an die innere Sonne wendet. Die Autos schwimmen platschend durch den Fluss der Strasse und das künstliche Laternenlicht fällt durch das Fenster in mein Zimmer.
Obwohl es keiner da ist, obwohl ich allein in der fremden Stadt auf dem Sofa sitze, erlebe ich wie intensiv die Umgebung gefüllt ist. Als würde die Dunkelheit höchstpersönlich zu mir reden. Jedoch ist es still. Als würde sie mir einen unglaublichen dreidimensionalen Film vorführen. Jedoch ist es finster. Das Paradies auf der Erde befindet sich in einem kleinen Hostel, auf dem alten Sofa, in einer einsamen Gesellschaft.
Die Annäherung geschieht ohne Bewegung. Darum ist die Bewegung so unsinnig. Wohin ich nun blicke, was ich bloß augen blicklich erahne, dies alles bereitet sich vor, alles breitet ihre Kostbarkeiten aus, vorführt sich selbst auf eine überaus intime Art und Weise. Die Uhr an der Wand hält einen Rhythmus und die vorbeischwimmenden Autos lassen das Licht ihren Scheinwerfer auf den schrägen Wänden tanzen.
Dankbar betrete ich die Bühne. Dankbar für diese Inszenierung lausche ich der Dunkelheit auf dem Sofa. Dankend betrachte die eingefrorene Stille. Die Stehlampe wackelt auf ihrem dünnen Fuß, wenn ich mich bewege und nickt dabei nachdenklich mit ihren einäugigen Kopf. Sie bleibt uneingeschaltet, denn dort wo ich sitze bedarf man keinerlei Beleuchtung.
Es gibt Momente im Leben, für die man wirklich lebt. Diese Momente sind erfüllt mit Vollkommenheit, sie entspringen vollendet aus den Händen eines unsichtbaren Zauberers. Und diese Augenblicke sind unteilbar. Keiner wird jemals in der Lage sein nur ein Hauch von dem Wunder im Hostel mitzukriegen. Keiner wird erleben, wie atemberaubend die Landschaft der Dunkelheit sein kann.
Aus dem Nachbarraum ertönen die Stimmen. Frauen verabschieden sich, sie zwitschern fröhlich durcheinander, zufrieden mit einem gelungenen Yogakurs. Der Raum wird abgeschlossen, die Stimmen zwitschern weiter auf der Strasse und werden nach und nach von ihrer Fluss weggetragen. Das alte Sofa akzeptiert meine Verweilung bedingungslos.
Noch nie war die Stille so hautnah zu spüren. Noch nie war die Illumination so einfach, so schlicht und doch so selbstverständlich bestimmend anvertraut. Ein Flugzeug fliegt über die Dächer, seine Stimme wird tiefer und tiefer.
Alles begann mit einem Tod