RE: Sehen wir Träume in schwarz weiß?
04.11.2011, 17:10
Zitat:Ok, Steven LaBerge hat es - mehr oder weniger endgültig - bewiesen.
Nein, auch er nicht. Das liegt aber nicht in einem Fehler im Experimentaufbau begründet, sondern darin, dass schlichtweg zu wenige Menschen zum Klartraum fähig sind und man somit keine statistisch einwandfreien Ergebnisse bekommt. Um es zweifelsfrei zu beweisen, müsste man eine Studie mit mindestens 3500 bis 4000 Klarträumern machen. Das ist aber illusorisch. Nichtsdestoweniger glaube ich natürlich an Klarträume und halte sie für eine Tatsache, das steht für mich außer Frage.
Dennett hat einen Gedanken in den Raum geworfen, der sich nur schwer widerlegen lässt. Man stelle sich vor, dass der Traum gar nicht in Echtzeit stattfindet, sondern dass ein Traum gewissermaßen wie eine Nuß vorbereitet im Kopf ist. Wenn man dann aufwacht, und in seinem Bewußtsein forscht, trifft man auf diese Nuß, die Nuß öffnet sich und heraus kommt die Erinnerung an einen Traum, den man zurückdatiert, obwohl er eigentlich erst just in der Sekunde entstanden ist, in der man sich an ihn erinnert. Mit einigen Klartraumexperimentaufbauten könnte man das natürlich widerlegen, aber eben auch nicht statistisch unanfechtbar und darauf kam es Dennett an, als er es in den Raum geworfen hat.
Persönlich halte ich das Nuß-Problem für obsolet. Es ist zwar eine nette Spielerei, aber eben doch einer dieser typischen skeptizistischen Problemaufbauten, die dann einfach ins Bodenlose ausufern. Wenn man das Nuß-Problem nämlich konsequent verfolgt, könnte man genauso gut annehmen, dass jede "Erinnerung" eigentlich eine Nuß war. Als wir heute morgen aufgewacht sind und uns als kontinuierliches Selbst mit einer Lebensgeschichte empfunden haben, haben wir da bloß eine Nuß geöffnet, die unsere Kindheitserinnerungen enthalten hat und existieren in Wirklichkeit erst seit einem Tag? Das ist natürlich ein zulässiges skeptizistisches Argument, aber es ist nutzlos. Wenn das wirklich eine Option wäre, müsste ich heute Abend vor dem Einschlafen in Panik ausbrechen und mit Wissenschaft bräuchte ich mich dann auch nicht mehr zu beschäftigen. Das Schwarz-Weiß-Problem ist aus der gleichen Kategorie. Es ist schlichtweg unwichtig.