Zitat:chilly schrieb am 04.11.2008 21:25 Uhr:
Vielleicht wäre es hilfreich, wenn du deine Auffassung von Verwaltungsapparat definieren würdest....
Ok, ich versuche zu definieren was ich unter Verwaltungapparat verstehe.
In meiner Wahrnehmung haben wir, Menschen so etwas wie ein ontologischer Strom.
Es scheint mir so, als würde ontologischer Strom (OS) wie eine Grundlage der Existenz eines Organismus dienen. Dieser Begriff beschreibt eine natürliche Spannung, die wahrscheinlich jede lebendige Zelle bereits produziert, eine physiologisch messbare Spannung. Weiterhin ist das eine psychische Aktivierung, die Wachheit, die wir subjektiv erleben können und schließlich ist das die geistige Vitalität, ein geistig erfahrbares Fluss des Geschehens. Diese Ressource wird eingesetzt für die Prozesse der Wahrnehmung, der emotionalen und kognitiven Bewertung, der Bildung und Aufrechterhaltung von Gedächtnisinhalten.
Umgang mit OS verfestigt sich in Laufe der Reifung, Entwicklung und Erziehung mit zunehmender Wiederholung positiven und negativen Erfahrungen zu bestimmten Muster der Verwaltung. Diese Verfestigung läuft durch verschiedene Lernmechanismen der Prägung, der Konditionierungen und Modellbildung. Die familiäre, soziale, gesellschaftliche, linguistische sowie kulturelle Umgebungen leisten entscheidenden Beitrag zur diesen Formung. Ein Mensch lernt auf seine Umgebung zu reagieren, in dieser Umgebung zu agieren, er übt die sozialen Interaktionen aus. Mit anderen Worten es entwickelt sich ein System der Verwaltung des ontologischen Stromes, ein Verwaltungsapparat.
Dieses System arbeitet auf einer meist unbewussten Ebene, es überwacht und steuert die Bewertung und Umgang mit OS. Für seine Funktionen benötigt der Verwaltungsapparat gleichen ontologischen Strom, welcher er zu verwalten strebt.
Mit zunehmender Ausweitung und Ausbau des Verwaltungsapparates bildet sich eine Kluft zwischen OS und Verwaltung, es bildet sich eine virtuelle Instanz heraus, die sich als verschieden zu OS wahrnimmt. Das ist die erste und ursprüngliche Spaltung, die eigentliche Ursache für viele externe und globale Probleme: religiöse Spaltungen, Nationalismus, Krieg…usw.
Mit steigender Komplexität der Verwaltung vereinnahmt diese mehr OS für eigenen Bedarf, als es für die Existenz des Organismus nötig wird. Dadurch entsteht ein künstliches Defizit von Ressourcen des OS. So geht z.B. in der Depression das vermehrte Grübeln über die Probleme, über sich selbst, über verschiedene Sorgen mit Abnahme von Lebenslust einher.
Die Existenz des Apparates basiert auf einer Illusion der Kontrolle über den OS. Obwohl wir wissen, dass wir auf viele verschieden Arten determiniert sind (biologisch, kulturell, auf Grund von persönlichen Lernerfahrungen), leben wir in Glaube der Selbstkontrolle, sowie Kontrolle der Umwelt. Diese angebliche Kompetenz ruft das Gefühl der Sicherheit hervor. Die Komplexität und Dynamik des Geschehens wird auf wenige Parameter reduziert, die wechselseitigen Beziehungen werden durch Automatismen vereinfacht. Die Funktionen des Verwaltungsapparates sind jedoch nur sekundär von dem ursprünglichen Inhalt der Interaktion mit Umgebung. Vordergründig beschäftigt sich die Verwaltung mit der Aufrechterhaltung und dem Schutz des scheinbaren Status-quo, die aus seiner vermeintlichen Abspaltung zur Umgebung entstanden ist.
Es ist in Grunde genommen ein unendlicher Kampf gegen die Windmühlen…, die Gefühle von Angst und Leere liegen dem Verwaltungsapparat zur Grunde.