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Buchempfehlungen aus dem Umkreis Selbsterkenntnis

Buchempfehlungen aus dem Umkreis Selbsterkenntnis
#1
03.04.2006, 19:02
Empfehlung:
Frederick S. Perls, Ralph F. Hefferline, Paul Goodman: Gestalttherapie – Praxis; Dtv/Klett-Cotta, München 1991 (In neueren Ausgaben noch bei Amazon, oder antiquarisch z.B. bei ZVAB)
Ich kann das Buch sehr empfehlen, weil es einen vernünftigen und klug geschriebenen Kurs zu Selbsterkenntnis enthält, den jeder, der den Willen hat, selber praktizieren kann.

Nach einer kurzen, informativen Einführung in das Anliegen der Gestalttherapie folgen zwei große Abschnitte mit „Experimenten“. Sie erklären jeweils die Sachlage, z. B. „Kontaktnahme zur Umgebung“, geben eine kurze Anweisung für ein Experiment (s.u.) und stellen dann jeweils dar, was die Studenten, mit deren Hilfe die Experimente validiert wurden, an Statements abgaben. Das Ganze ist höchst wohlüberlegt und spannend
geschrieben! Das Buch ist, seit ich Philosophie und Ethik unterrichte, mein ständiger Begleiter. Das allererstaunlichste ist, daß die amerikanische Originalausgabe bereits 1951 erschien. Trotzdem hat das Buch eigentlich noch an Aktualität gewonnen, denn die zwischenmenschlichen Verhaltensweisen und ihre Grundproblematik werden leider gesellschaftlich sehr wenig reflektiert.
Tholey/Utecht fußen in wesentlichen Teilen ihres Buches „Schöpferisch Träumen“ auf den Erfahrungen Fritz Perls. Mein Rating: 10 von 10.

Der Klappentext:

„Das Buch

»Reifung ist ein fortwährender Prozeß des Sichlösens von den Stützen der Umwelt, wobei Selbständigkeit entwickelt wird, was bedeutet, daß Abhängigkeiten immer geringer werden.« Um die¬sen fortwährenden Prozeß des Gestaltgewinnens des ganzheitli¬chen Ich geht es Frederick S. Perls, dem Begründer der Gestaltthe¬rapie, auch in diesem Band. Während er in einem ersten Band zusammen mit dem Psychologen Ralph F. Hefferline und dem Schriftsteller Paul Goodman die »Grundlagen« der Gestalttherapie erarbeitete, legen die Autoren hier die Experimente zur prakti¬schen Anwendung vor. Es ist dies quasi ein systematischer Kursus, um die eigene Wahrnehmungsfähigkeit zu schärfen, neurotisch be¬setzte Integrationsschwierigkeiten zu überwinden und so die ganzheitliche Gestalt des Selbst zu gewinnen.

Die Autoren

Frederick S. Perls, der Begründer der Gestalttherapie, wurde am 8. Juli 1893 in Berlin geboren. Nach Abschluß seiner medizini¬schen und psychoanalytischen Ausbildung bei Karen Horney und Wilhelm Reich arbeitete er bis zu seiner Emigration bei Kurt Goldstein in Frankfurt. 1934 gründete er das Südafrikanische In¬stitut für Psychoanalyse. Von 1946 bis zu seinem Tod am 14. März 1970 praktizierte er in den USA, seit 1964 am Esalen-Institut in Kalifornien.
Ralph F. Hefferline ist Psychologe und hat an dem Konzept der Gestalttherapie entscheidend mitgearbeitet, sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht. Paul Goodman ist Autor vieler Bücher, u. a. >Aufwachsen im Widerspruch. Über die Entfremdung der Jugend in der verwalteten Welt< (deutsch 1973)."

Hier ein Beispieltext zum Thema 8. Projektionen –

Experiment 17:

„Überprüfe deine Ausdrucksweise. Übersetze wie aus einer fremden Sprache diejenigen Sätze, in denen »es« Subjekt und »ich« Objekt ist, in Sätze, in denen »ich« Subjekt ist. Zum Beispiel: »Mir fiel (es) ein, daß ich verabredet war« wäre zu übersetzen in: »Ich erinnerte mich, daß ich verabredet war=<. Achte außerdem, wenn du dich selbst so ins Zentrum von Sätzen rückst, die dich betreffen, auf versteckt unbestimmte Ausdrücke. Oft bedeutet zum Beispiel »Ich muß das tun« entweder »Ich will es tun« oder »Ich will es nicht tun und werde es nicht tun, aber in der Zwischenzeit brauche ich eine Entschuldigung« oder »Ich halte mich davon ab, etwas anderes zu tun«. Bilde auch solche Sätze um, in denen du sinnvollerweise Objekt bist, so daß zum Ausdruck kommt, daß du, obwohl Objekt, doch etwas erlebst. Mach zum Beispiel aus »Er schlägt mich«: »Er schlägt mich, und ich werde geschlagen«; aus »Er sagt mir etwas«: »Er sagt mir etwas, und ich höre es mir an«.
Beachte den genauen Inhalt deiner »es«-Ausdrücke; übersetze die wörtliche Aussage in eine bildhafte Vorstellung. Wenn du zum Beispiel sagst: »Der Gedanke überfiel mich, daß ... « - wo überfiel er dich genau, und wie machte er das? Lauerte er dir auf mit einer Waffe? Wen hättest du zu der Zeit gern überfallen? Wenn du sagst: »Ich habe Kopfschmerzen« - ziehst du da deine Muskeln so zusammen, daß sie deinem Kopf Schmerzen bereiten oder gar, damit sie ihm Schmerzen bereiten?
Achte auch auf die Sprache anderer und übersetze ihre Ausdrücke in der gleichen Weise. Dabei wird dir einiges über ihre zwischenmenschlichen Bezie¬hungen klarwerden. Zuletzt wirst du verstehen, daß, wie in der Kunst, der Inhalt der Aussage zwar auch wichtig ist, aber der Charakter und die verbor¬genen Motive viel besser aus der Struktur, der Syntax und dem Stil zu erraten sind.“ S. 237

lg
sensei
offene weite - nichts von heilig
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