Endstation Klartraum
Es ist Nacht. Ich schlendere mit spelli durch die Straßen meines Heimatdorfes. Plötzlich schließt ein schwarz gekleideter Typ zu uns auf, der nicht wieder abzuwimmeln ist. Er ist aufdringlich, unsympathisch und irgendwie unheimlich…
Wir ziehen trotzdem alle zusammen in der nächstliegenden Kleinstadt meiner Heimat durch verschiedene Kneipen. Die Anzahl der Leute, mit denen ich um die Häuser ziehe, wechselt ständig. Spelli ist auch verschwunden, statt dessen bin ich jetzt mit ein paar alten Freunden unterwegs.
In einer Straßenbahn.
Der Waggon ist ziemlich gut gefüllt. Ich stehe an der Tür und schaue zum Fenster raus, um zu überblicken, wo wir gerade entlang fahren. Ich weiß in welcher Stadt ich mich befinde, aber ich frage mich wo genau??? Ich komme etwas ins Schwitzen, da ich völlig die Orientierung verloren zu haben scheine. Ich schaue mich nach meinen Freunden um, damit ich sie danach fragen kann. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, ich kann keinen meiner Freunde mehr in der Straßenbahn entdecken.
Aber da! Von weitem kann ich durch das Fenster die nächste Haltestation erkennen. Es ist eine markante Kreuzung, mitten in der Stadt.
Also, nix wie raus hier! Da ich für den Moment mal kurz weiß wo ich bin, muss ich das ausnutzen, bevor mir wieder die Übersicht verloren geht!
Zwei gute Bekannte (aus derselben Stadt) versuchen mich aber zurückzuhalten. Sie fragen mich: „Warum willst Du ausgerechnet hier aussteigen?“ Ich versuche es ihnen zu erklären und steige aus der Bahn.
Wir laufen durch die nächtlichen Straßen der Kleinstadt währenddessen meine Weggefährten dauernd wechseln (ohne, dass mir das auffallen würde). Im Park trenne ich mal noch so nebenher zwei kämpfende Hunde: einen schwarzen und einen weißen, die als „Yin-Yang-Kugel“ völlig ineinander verbissen über den Rasen rollen.
Nun begleiten mich zwei meiner besten Freundinnen. Die eine (die, die kein Obertongesang mag) wohnt noch in der Kleinstadt, ich selbst bin vor Jahren weggezogen und heute nur zu Besuch. Deshalb muss ich auch langsam an den Rückweg denken. Es ist schon spät.
Da kommen wir an einer stehenden Straßenbahn vorbei. Ich möchte einsteigen und mich auf den Heimweg machen. Doch meine Freundinnen reden so lange auf mich ein, bis die Bahn ohne mich los fährt. Ich erkläre ihnen, dass die Straßenbahnen in Heidelberg nicht die ganze Nacht durch fahren und ich so langsam los muss, falls ich nicht heimlaufen will.
Wir gehen zusammen zum Bahnhof, um festzustellen, dass tatsächlich kein Zug mehr fährt. Aber da steht wieder eine Straßenbahn und wir steigen ein. Wir sind nur noch zu zweit und unterhalten uns während wir es uns auf den Sitzplätzen bequem machen.
Nachdem wir schon ne Weile unterwegs sind, stelle ich fest, dass auf dem Sitz schräg vor mir ein ehemaliger Klassenkamerad sitzt. Ich klopfe ihm zur Begrüßung auf die Schulter und er freut sich mich zu sehen. Er fragt, warum ich ihn nicht gleich erkannt hab. Komisch, er sitzt doch schon die ganze Zeit vor mir… ich kann es mir nicht erklären. Nun bin ich mir auch nicht mehr ganz sicher ob er es überhaupt ist, denn irgendwie stimmt mit seinem Gesicht etwas nicht. Und noch was ist seltsam: er wohnt mittlerweile bei Stuttgart, also die genau entgegen gesetzte Richtung zu Heidelberg. Sitze ich überhaupt in der richtigen Straßenbahn???
Dann frage ich mich wie viel Uhr wohl ist und ob ich noch rechtzeitig in HD ankomme, sodass ich noch eine Straßenbahn nach Hause erwische. „Ansonsten muss ich halt doch laufen“, sage ich zu meiner Freundin.
Wie habe ich mich nur in diese Situation manövriert? Eigentlich bin ich nicht völlig planlos veranlagt und wenn ich mit der Bahn fahre, dann kümmere ich mich vorher auch um die Fahrtzeiten. Seltsam.
„Vielleicht bin ich doch mit dem Auto hierher gekommen und gar nicht mit dem Zug? Vielleicht steht es ja bei Dir vorm Haus?“ frage ich meine Freundin. Sie hält das gar nicht mal für so unwahrscheinlich…
Wie bin ich eigentlich hierher gekommen? Ich versuche mich zu erinnern: mit dem Zug oder mit dem Auto??? Aber ich habe keine Erinnerung…
OK, da muss ein RC her
Finger zählen: 1, 2, 3, 4, 5, 6! 6!!! Juhu! Ein Klartraum!
Ich fliege direkt los über die Sitze nach Vorne und durch die Frontschei… „AUA!“… ich pralle an der Scheibe ab und sitze plötzlich wieder neben meiner Freundin.
Also zähle ich noch mal meine Finger. Es sind wieder 6!
Während ich wieder los fliege gebe ich meiner Freundin noch den Tipp, dass dies ein Traum ist und sie alles darin machen kann, was sie will.
Diesmal schaff ich es auch durch die Frontscheibe und dann geht’s steil nach oben hinein in…
… die Schwärze. Ach nee…
Bitte, bitte, nich schon aufwachen…
…hilft nix.
Ich bin wach.
Ich finde mich im Bett wieder. Traurig aber wahr. Zur Sicherheit mach ich noch zwei RCs: Finger zählen und durch die geschlossene Nase atmen. Beide sind negativ.
Ok, dann eben weiterschlafen.
Huch!
Ohrenbetäubendes Dröhnen in meinem Kopf und ein mitreißender Sog nach Oben.
Eine OOBE…
(Nach wie vor ziehe ich DILDS vor, aber dennoch weiß ich den positiven Nutzen einer OOBE zu schätzen. Auch wenn’s unangenehm ist, danach wird man meist mit einem tollen KT belohnt.)
Also gebe ich dem Sog nach, falle aber plötzlich wieder aufs Bett zurück. Dann noch ein paar Mal dasselbe Spiel. Ich finde das unangenehm und hoffe, dass es bald vorbei ist.
Doch dann eine völlig neue Variante: statt des Sogs nach oben werde ich herumgewirbelt.
Ich drehe mich sozusagen über meinem Bett um die eigene QUERachse. Von Längsachsendrehungen habe ich schon gehört, aber so eine Karussellfahrt kenne ich noch nicht.
Doch dann falle ich wieder zurück aufs Bett, nur diesmal in Bauchlage. Mein Kopf hängt über dem Bettrand. Ich mache die Augen auf und sehe meine orangefarbenen Kopfkissen und denke: „na gut, ich gebe auf. Dann wird’s halt nix mit nem Klartraum“.
Da fällt mir auf, dass es taghell ist. Mist, sollte ich verschlafen haben? Ich schaue auf die Uhr des Radioweckers: 14:xy Uhr. Ich sehe auf die Uhr der Stereoanlage: 18:xx Uhr.
Das kann nun wirklich nicht sein!
Also wieder Finger zählen: es sind 6 Finger!
WOW! Ich träume ja noch! Die OOBE war also eine geträumte OOBE!
Durch das Schlafzimmerfenster scheint golden warmes Sonnenlicht. Ich gehe zum Fenster und öffne es für einen Traum.
WOW! Ein Märchengarten! Der Garten ist voll von ca. 3-5 m hohen lebenden Säulen aus Holz. Sie sehen ein bisschen so aus wie umgedrehte Bäume. Die meisten sind in Form eines riesigen breiten Halbkreises angeordnet. An einer Stelle befinden sich verzierte rote Sandsteinsäulen, die die Holzsäulen überragen und wohl so eine Art Tor darstellen.
In der Mitte wird der Garten „dichter“, so als wüchse da ein riesiger Baum.
Ganz besonders ist das Licht. Das Sonnenlicht ist gelbgolden und direkt zu sehen. Es hüllt den ganzen Garten in dieses Licht. Die lebenden Säulen sind dunkelbraun und die Pflanzen dazwischen sorgen für sattes Grün…
Ich klettere aus dem Fenster und über ein paar Säulen und Wurzeln hoch über der Erde in den Garten. Mir ist klar, dass ich Schwierigkeiten haben werde, den Garten mit Worten zu beschreiben und greife nach meinem Handy um ein Foto zu machen.
Aber da fällt mir ein, dass ich das Bild dann eh nicht in die Wachwelt mitnehmen kann.
Plötzlich kommt eine Taube auf mich zugeflogen. Sie scheint über meinen Kopf hinweg fliegen zu wollen, aber ich strecke meine Hand aus und sie landet dann kurz entschlossen auf meinem Handrücken.
Beim Anblick des Vogels muss ich an meinen kürzlich verstorbenen Nymphensittich C. denken (der, nachdem er mir zugeflogen ist, 13 Jahre bei mir gewohnt hat und den ich sehr vermisse).
Ich frage die Taube: „Ist C. auch hier?“ Die Taube antwortet: „Ja, da drüben bei den anderen!“
Ich klettere weiter über die Säulenplattformen in Richtung Gartenmitte, aus der die Taube gekommen ist.
Ein paar Meter weiter dann entdecke ich einen ganzen Vogelschwarm. Die Vögel picken Körner von den Säulen. Es scheinen fast nur Tauben anwesend zu sein.
Ich rufe:“ C.! Bist Du hier?“
Da sehe ich einen Nymphensittich unter den Tauben. Er kommt angeflogen, landet auf meiner Hand, fliegt aber gleich wieder weiter.
Ich entdecke immer mehr Nymphies zwischen den Tauben und bin verwirrt, denn keiner sieht wirklich so aus wie C.
Irgendwann denke ich, dass ich mal weiterklettern sollte – doch ich merke, dass ich aufwache.
Da fällt mir Dons Tipp von vor ein paar Tagen ein: „Auf den Traumboden werfen!“
Ich werfe mich also auf den Traumboden, aber leider ist kein Traumboden mehr da…
Jetzt bin ich wirklich wach, es ist 2 Uhr. Gerade mal 1,5 Stunden geschlafen….