Re: Moral und Ethik bei Klarträumen
02.02.2006, 12:56
zuerst sei gesagt, wilko, ich glaube das ist das beste thema von dir, das ich bisher gelesen hatte. (aus meiner sicht)
deine begruendung, wilko, damit bin ich aber nicht einverstanden.
muss man sich erst einmal gedanken machen, was moral denn ist:
1.
wenn man unter moral bloß von aussen kommende regeln sieht, die man nur einhaelt, weil man auf die anderen angewiesen ist.
2.
wenn moral und ethik aus eigner ueberzeugung kommt, die man als mitleid bezeichnen koennte
..die beiden faelle unterscheide ich mal, andere kommen mir gerade nicht in den sinn.
auf punkt 1 bezogen hat moral nur dann gueltigkeit, wenn es irgendwo ein aeusseres gibt, das einen irgendwann fuer seine taten bestrafen kann.
auf punkt 2 bezogen hat moral nur dann gueltigkeit, wenn es irgendwo wesen gibt, die irgendwann aufgrund der taten leiden koennten.
im uebrigen sehe ich als "taten" auch negative taten an, also "unterlassung von hilfe"..
was ist denn der unterschied zwischen traum und wachwelt?
wachwelt:
in der wachwelt nehmen wir normalerweise an, dass es 1. ein aeusseres gibt, welches wir nicht kontrollieren koennen, welches uns also auch leid zufuegen kann. ausserdem nehmen wir an, dass es wesen gibt, die leiden koennen. natuerlich denken da manche weiter und manche weniger weit: beispielsweise beachten die einen nur das eigene leid (gibt es glaub ich nicht soo oft), bis hin zum leid der freunde und verwandten, die anderen auch das der tiere, bis hin zu pflanzen oder sogar anorganischer natur (dieses extrem wird es jedoch auch recht selten geben). ebenso beachten die einen nur die abhaengigkeit zu bestimmten menschen, andere bemerken auch abhaengigkeit z.b. zur natur, oder zu anorganischer natur etc..
es mag auch vorkommen, dass ein einziger mensch zu unterschiedlcihen zeitpunkten eine unterschiedliche vorstellung davon hat, wovon er nun abhaengig ist, bzw. welche wesen leiden koennen.
im allgemeinen betone ich jedoch, dass das alles nur annahmen sind, konstruktionen nach denen man lebt, die sich auch bewaehren (teilweise oder vielleicht auch voellig als selbst-beweisende behauptungen: vorgestelltes leid wird zu eigenem, real erlebtem leid. vorgestellte abhaengigkeit wird zu realer abhaengigkeit.). im eigentlichen koennte man an dem wissen zweifeln, wovon man abhaengig ist, ob ueberhaupt / bzw. welche wesen leiden koennen und ob es ueberhaupt solche gibt.
jetzt gehn wir mal zum traum ueber:
als erstes muss ich sagen, gibt es sehr verschiedene traeume. die unterscheidung "truebtraum" und "klartraum" reichen nicht aus. aus folgendem grund: manche moechten vielleicht gerne darueber reden, wie es sich wirklich verhaelt. aber das ist meiner ansicht nach erst einmal nicht moeglich. ich gehe noch weiter: alles das ist erst einmal real, was als real erscheint.
deswegen sind einige truebtraeume, in denen die handlung aehnlich ist wie im wachleben, moralisch nicht zu unterscheiden vom wachleben. es wird sich vorgestellt, dort seien wesen, von denen man abhaengig ist, bzw. dort seien wesen, die leiden koennen. und ob es nun "wirklich" so ist oder nicht, kann man nicht wissen - man kann es ja selbst im wachleben nicht wissen. und solange man es als real erlebt, ist es gewissermaßen real. wenn der traum zuende ist, kann man natuerlich sagen, das war nur eine vorstellung. aber war es das nur? ich denke, man kann im nachhinein nicht einmal vernuenftig darueber urteilen, weil es eben im jetzt als real erlebt wird. im nachhinein ist der traum nicht mehr das, was er im moment des erlebens war: er ist verkommen zu einer erinnerung, hineingesetzt in einen (konstruierten) kontext eines sogenannten "wachlebens". man beurteilt alles immer nur aus der perspektive, in der man sich gerade befindet. vom traum aus sollte man mal die wachwelt beurteilen: da ist eben diese manchmal garnicht vorhanden, bzw. der traum _ist_ die wachwelt.
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Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner