Über die Struktur des Traums und die Möglichkeiten ihn zu beeinflussen.
Kapitel 1: Strukturlosigkeit des Traums
Kapitel 1: Strukturlosigkeit des Traums
In dieser Schrift betrachtet der Autor ein alltägliches, allgemeinmenschliches und doch so ein rätselhaftes Phänomen, wie das nächtliche Erleben des Traumes. Sein Wissen darüber (eigentlich seine Gedanken, denn Wissen ist nichts anderes als die Gedanken) bezieht er aus einer primären Quelle. Diese Unmittelbarkeit resultiert aus zahlreichen Begegnungen des wachen Autors mit dem Phänomen des Traums in den sogenannten Klarträumen.
Was ist also ein Traum? Was macht ihn aus? Was ist seine Quintessenz? Als erstes muss festgestellt werden, dass die Vorstellung vom Traum, als sei er etwas Statisches, Festes oder Beständiges wohl trügerisch ist. Der Traum, gewöhnlich betrachtet als ein Produkt der gedanklichen Aktivität, ist vielmehr selbst ein Prozess, ein Gedankenfluss, eine kognitive Bewegung. Lassen Sie an dieser Stelle den Autor den Gedanken weiterentwickeln. Im Traum, viel deutlicher und schneller als im Wachleben, verändert sich die Umgebung, transformieren sich die Gegenstände oder die Personen. Diese, wohl augenfällige Behauptung hat eine Reihe interessanter Konsequenzen. In einer (Selbst) Analyse des Geträumten ist immer vom Traum per se die Rede. Die Betrachtung des Traumes als ein Zustand, basiert meistens auf einem Wissen über die nächtlichen Bilder, deren Inhalt und die mehr oder weniger sinnvollen Geschichten drumrum. Man könnte einen Träumer mit einem Bahnreisenden vergleichen, der in einem Zug sitzt und eine vorbeiziehende Landschaft im Fenster anschaut. Aus den früheren Erfahrungen weiß der Passagier, dass er (falls der Zug stehen bleibt) immer aussteigen und in der jeweiligen Gegend die sie ausmachende feste Materie anfassen kann. Im Traum ist es jedoch anders. Zwar können wir im Traum auch alles handfest erleben, doch diese Struktur ist fluid. Der etscheidend verhängnisvolle Schritt ist die falsche Attribution oder fehlerhafte Verknüpfung von täglichen Erfahrungen mit nächtlichen Bildern. Anders gesagt glauben wir, dass der Traum echt ist. Und nicht nur im Traum, während des Träumens, sondern (wohl in einer anderen, subtilen Form) auch nach dem Aufwachen. Selbstverständlich wissen wir am morgen, dass es nur ein Traum war, der von den eigenen Gedanken gesponnen wurde und das es sich dabei um nichts Echtes handelte. Jedoch genau dieses Quasiwissen ist der subtile Irrtum. Das Problem in der Betrachtungsweise des Geträumten ist nämlich, dass wir mit diesem Wissen wie mit dem Wissen aus dem Wachleben umgehen. Um dieses Problem zu verdeutlichen, müssen wir uns zuerst bewußt machen, was das Wissen aus der wachen Realiät ausmacht. Von der Annahme einer objektiven Welt „da draußen“ ausgehend, ist das menschliche Wissen so etwas wie ein ständiges Abtasten einer reelen Form mithilfe einer „Knetmasse“ der Gedanken. Der dabei entstehende (und wohl immer wieder bestätigte) Eindruck der festen Form dient als ein Duplikat, als eine mehr oder wenig gelungene Entsprechung der Wahrheit. Mit diesem Duplikat schlagen wir uns durch unser Leben, verwechseln ihn oft mit der Realität, denn er ist für unseren Umgang mit der Umwelt ausgesprochen wichtig. Beziehen wir jedoch diese Gewohnheit in der Wissensbehandlung auf den Umgang mit der Traumerinnerung, so wirkt das Wissen über den Traum ebenfalls als ein Duplikat einer anderen, nächtlichen Form. Dass diese Feststellung keine bloße Behauptung ist, sondern de facto praktiziert wird, beweisen nicht nur die populären dicken Wälzer über Traumsymbole, sondern die ganze Traumarbeit der Psychoanalyse. Wobei die Anhänger der Letzteren im Traum einen Ausdruck der Persönlichkeit suchen, im Sinne der realen statischen Manifestation der lebendigen Triebe. Jeder, der sich mit diesen Dingen beschäftigt hat, weiß wie wenig hilfreich diese Praktiken wirken.
Alles begann mit einem Tod