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Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Druckversion

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Seiten: 1 2


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Don Rinatos - 27.06.2011

Hehe, danke für die Unterstützung, Sergal big

Zitat:Ja, aber warum bringst du so viel Mythologie mit rein? Das ist doch Ballast.


Womöglich ist das wirklich Ballast. Ich kann deine Frage nicht wirklich logisch beantworten. Klar konnte ich schreiben, dass das menschliche Bewusstsein auch durch die Mythen geprägt wurden und schon deshalb sollen diese mitbedacht werden. Dass eine vollständige Reflexion auch eine Reflexion der Kultur, Religion und Geschichte mitbringen soll...

Aber eigentlich geht es mir bei diesen mythologischen Ausführungen um eine persönliche Befriedigung des 'Traum-Ich', welches viel mehr auf Mythen, Märchen, Fabel und Analogien steht, als auf die exakte trockene wissenschaftlich Erklärungen. Dein Kritikpunkt verstehe ich so, dass diese Sichtweise hier nicht angebracht ist. Das kann sein.
Der Text ist noch in der Entstehung. Die mythische Seite würde ich erst mal drin lassen, wenn es nicht total stört, weil sie für das Weiterschreiben hilfreich ist. Später könnte man sie auch verwerfen.

LG,
Don


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Don Rinatos - 05.10.2011

Von Erschaffen und Bewahren

Das, was mittels kognitiver Flexibilität aufgespannt, dynamisiert und ausgelotet wird, dient als Grundlage für die Kreativität.

Das Erschaffen wurde in der menschlichen Geschichte auf vielfältige Weise beschrieben. In jedem Volk auf der Erde findet man eigenes Schöpfungsmythos, welcher beschreibt und erklärt, wie die Welt zustande gekommen ist. Aus der träumerischen Sichtweise ist der Schöpfungsmythos aus Benin (Tongo) sehr interessant: Der Schöpfergeist Mawu schläft im tiefen Schlaf und treibt durch die Leere. Er träumt von der Dingen, wie sie irgendwann sein werden. Als Mawu zu Ende träumt und erwacht, fängt die Zeit an.

Der bewusste Mawu fängt an, eine Regenbogenschlange zu kreieren, die ihm helfen soll, neue Formen zu gestalten. Er nimmt dafür die Leere in seine Hände und rollt es zur Regenbogenschlange. Sie erschaffen das Meer und das Land. Mawu schafft Berge und Wälder, die Regenbogenschlange spezialisiert sich auf Täler, Flüsse und Bäche. Mit der Erschaffung des Meeres haben die Beiden etwa übertrieben und deshalb hilft die Regenbogenschlange die Welt vor Überflutung und Vernichtung zu bewahren, in dem sie 3000-mal die Erde spiralförmig umkreist.

Das bewusste Erschaffen ist ein kreativer Prozess. Die Schöpfung neuer Gestalten im Kopf kann in verschiedenen Kunstrichtungen ausgebildet werden. Schreibt man Geschichten, oder Gedichten, komponiert man die Musik, oder arbeitet an einem Bild – all diese Tätigkeiten fördern kreativen Geist, welcher für die Erschaffung des Klartraumes notwendig ist.



RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Don Rinatos - 06.10.2011

Von Bewahren und Erkennen

Es ist erstaunlich, dass so viel in der Kritik geübt wird, dass so viel Aufmerksamkeit der Zerstörung, der Veränderung gewidmet wird und so wenig dem Bewahren. Wahrscheinlich sind wir Menschen, evolutionsbiologisch bedingt, sehr sensibel gegenüber Veränderungen und Bewegungen, da diese mit potenzieller Gefahr einhergehen können. Das visuelle System der Wahrnehmung ist z.B. mit speziellen Bewegungssensoren ausgestattet, die unsere Aufmerksamkeit sofort auf ein dynamisches Objekt lenkt. Das Bewahren ist jedoch für die Reifung der Erkenntnisse auf einer neuen höheren Verständnisebene unbedingt notwendig.
Besonders in Gesprächen mit jungen Leuten fällt oft auf, dass sie eher selten dem Erfordernis des Bewahrens bewusst sind.

Für einen erfolgreichen langen Klartraum ist das Bewahren ein wesentlicher Bestandteil der Steuerung. Dafür sind hilfreich: Abschirmung gegenüber anderen Motiven, störenden internen/externen Reizen; Stabilisierung mittels Rekurrenz – darunter wird einfach die Wiederholung verstanden; sowie die Vertiefung vorhandenen Strukturen.



RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - spell bound - 06.10.2011

(06.10.2011, 00:31)Don Rinatos schrieb: Es ist erstaunlich, dass so viel in der Kritik geübt wird, dass so viel Aufmerksamkeit der Zerstörung, der Veränderung gewidmet wird und so wenig dem Bewahren. Wahrscheinlich sind wir Menschen, evolutionsbiologisch bedingt, sehr sensibel gegenüber Veränderungen und Bewegungen, da diese mit potenzieller Gefahr einhergehen können. Das visuelle System der Wahrnehmung ist z.B. mit speziellen Bewegungssensoren ausgestattet, die unsere Aufmerksamkeit sofort auf ein dynamisches Objekt lenkt. Das Bewahren ist jedoch für die Reifung der Erkenntnisse auf einer neuen höheren Verständnisebene unbedingt notwendig.
Besonders in Gesprächen mit jungen Leuten fällt oft auf, dass sie eher selten dem Erfordernis des Bewahrens bewusst sind.
ich glaube nicht, dass es evolutive gründe hat. veränderung kann mit gleichem recht auch immer etwas erfreuliches bedeuten, demnach ist die große angst vor gefahren wohl eher eine psychische einseitigkeit, die aus dem erlebnis von "normalität" von gefahr entspringt.

die kritik und das bewahren müssen letztendlich zusammen arbeiten. ohne fundament ist eine kritik nicht möglich, und ohne auf wahrheit hinzustreben, macht die kritik keinen sinn.

die übliche einseitigkeit zugunsten der kritik ist also in sich schon ein beweis dafür, dass diese kritik selbst unreif (und kritikwürdig) ist.

im gegenzug kann natürlich nicht alles bewahrt werden, denn das wäre eine ebenso unreife einseitigkeit.

es gibt also die unreifen formen, wie ich sie mal nennen will. die sind v.a. durch einseitigkeit gekennzeichnet, bedeuten aber dadurch auch, dass sie falsche richtungen aufweisen. z.b. eine kritik, die eher streitsucht ist, oder eine bewahrung, die eher harmoniesucht ist. die gründe dafür würde ich nicht in der evolutionsbiologie suchen, sondern in der eigenen psyche, in dem eigenen erleben.

nun gibt es aber aus meiner sicht für den der nach erleuchtung strebt anfangs einen viel größeren anreiz zur kritik, als zur bewahrung. denn das fundament, das muss ja gerade erst gefunden werden. paradoxerweise wird es bei jeder guten kritik schon vorausgesetzt, d.h. die kritik selbst enthält es schon in sich. aber es muss zuerst noch expliziert werden. weshalb seine explizite bewahrung erst darauf folgen kann. ausser man sagt, eine solche kritik sei selbst schon eine form von bewahrung. nämlich in ihren fundamenten, die ja durch jedes kritisieren auch vertieft werden. idea

gute kritik = bewahrung.

gute bewahrung = kritik.


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Don Rinatos - 06.10.2011

Hey spell, danke dir für deinen konstruktiver und durchdachter Beitrag!

Zitat:die gründe dafür würde ich nicht in der evolutionsbiologie suchen, sondern in der eigenen psyche, in dem eigenen erleben.

Einverstanden! Scheint mir logisch und nachvollziehbar sein, vor allem verlagert dein Gedanke die Verantwortung nicht auf die Vergangenheit, sondern auf sich selbst, und gibt somit überhaupt die Möglichkeit, die Situation in die eigene Hand zu nehmen und zu verändern! Super!

Es ist mir auch klar, dass das Bewahren wie die Kritik auch einseitig ausfallen können, d.h. nicht aus dem Bedürfnis nach Erkennung, sondern aus den anderen Bedürfnissen (sei es Harmonie- oder Streitbedürfnis). Ich denke auch, dass das Bewahren und die Kritik für das Erkennen zusammenarbeiten sollen, allein für sich machen sie wenig Sinn.

Ich würde allerdings die gute Kritik nicht undbedingt mit dem Bewahren gleichsetzen. Das mag allerdings an unseren unterschiedlichen Auffassungen des Begriffes „Kritik“ zu liegen. „Kritik“ stammt ursprünglich von „unterscheiden“, „trennen“ und ist laut Wiki: „die Kunst der Beurteilung, des Auseinanderhaltens von Fakten, der Infragestellung“ in Bezug auf eine Person oder einen Sachverhalt.“ In meinen Augen ist dieser Begriff eher einseitig.

Ich würde diesem logischen dualistischen kritischen trennenden Denken eine Erkenntnis vorschalten, die in ihrer ersten Phase, in der Einsicht noch Wert- und Urteilfrei ist. Dies ist unbedingt notwendig, um das Neue überhaupt erfassen zu können (oder in der Lage sein, die eigene alte Muster zu verlassen).

Man übernimmt also das Bewahren, deren Strukturen, deren Postulate und Glaubensätze und lebt dort. Man geht also nicht mit der eigenen Bibel in den fremden Tempel und gießt kein Wasser in das volle Glas. Nach der Übernahme und dem Erleben der bewahrten Inhalte soll die Kritik eingeschaltet werden. Da bin ich mit dir einverstanden, dass die Kritik dort der Bewahrung nur hilft, sie vetieft, besserzusagen hilft sie der Entwicklung, oder dem Erkenntnis auf einer höheren Ebene zu kommen.

Ohne vorgeschaltete Einsicht sehe ich die Kritik (mag sie argumentativ auch einwandfrei zu sein) stets als eine Verteidigung nicht explizitbarer Glaubensätzen. Die Wissenschaftler kritisieren Mystiker, ohne sich selbst bemühen, zu meditieren. Die Mystiker fahren über die Wissenschaft, ohne systematische Ausbildung hinter sich zu haben und überhaupt zu verstehen worüber dort es eigentlich handelt… usw. usf.

Also erst die Einsicht, das Erkennen, dann die Zerstörung – Begriff Kritik ist ja über die beiden Stufen ausgedehnt, vllcht meinst du auch derselbe. Vllcht nicht.

LG,
Don


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Faiky - 07.10.2011

Danke für die wertvollen Informationen, machst du das eigentlich beruflich?
Ich als Laie und ehemaliger Hauptschüler bestrebe alles zu verstehen und nachvollziehen zu können, habe dann und wann, gerade bei Fachlicher und Wissenschaftlicher Literatur, auf Grund vieler Fachwörter und fehlenden Imaginationen und Bezug zu betreffenden Sachverhalten, Verständnisprobleme und bestrebe alles für mich nicht greifbare zu hinterfragen. Wenn die Antworten meiner Fragen als schon im Verfassten selbst schon vorliegen, brauche ich evtl. eine verständlichere, verbildlichte oder beispielhafte Form der Erklärung.

Die Vorgangsweise der Aufhebung klingt für mich nach der üblichen Vorgehensweise bei einer neuen Erkenntnis, geschaffen durch referenziertes Reflektieren oder dem Lernen. Eigentlich wie spell bound schon beschrieb:

(10.06.2011, 17:10)spell bound schrieb: ich denke, dass zerstören und erschaffen finale Aspekte des Erkennens darstellen: wenn man etwas erkennt, wird dadurch unweigerlich eine Illusion entlarvt (also ein glaube zerstört) oder eine neue Sichtweise geprägt (also erschaffen). wenn sich das erkennen verfestigt, führt es schließlich zum bewahren des erkannten.
Nur über die Reihenfolge bin ich mir nicht im Klarem. Sobald man etwas erkennt, wird das Vorherige falsche vernichtet und anschließend bewahrt und nicht umgekehrt, sehe ich das falsch?

Zum zweitem Post:

Beim Punkt "Zerstören" gibst du als Beispiel die Kommunikation und den Umgang mit der Umwelt an. Wie soll ich mir das Umwerfen dieser Gewohnheiten vorstellen? Durch entgegenwirken subjektiver Empfindungen und Meinungen oder soll man sich plötzlich anders ausdrücken und Gestiken verändern? So könnten die Rezipienten meines denken: "Das ist ja plötzlich ein ganz anderer Mensch."

Zum Punkt Erschaffen im zweitem Post:
Zitat:Die Steuerung des Traumes ist leichter erlernen, wenn man aktiv bestimmte Formen gestaltet.
Was ist hier explizit mit Formen gemeint? Die Form als Gestalt (im einfachen Sinne)/Symbol (wie im Beitrag der Rekurrenz beschrieben) oder auf Handlungen bezogen (Verhaltensformen, Herangehensweisen, Bewältigungen...) oder Form im Sinne eines Endzustandes?

Zitat:Für Traum sollte man schon am Tag einige mentale Skizzen entwerfen –dort hat man anfänglich keine Zeit sich Gedanken zu machen, was jetzt nun passieren soll. Da ist man froh, wenn das chaotische Traumtheater einen gewissen Leitfaden hat.
Das Vorentwerfen kann ich in soweit nicht verstehen, weil das Erschaffen ja eigentlich im Zusammenhang mit dem Zerstören steht. Wieso soll man schon entwerfen wenn man den Spielraum dafür noch nicht geschaffen hat?

Was zählt unter dem Erschaffen im Traum? Zählt dazu das Erschaffen einer neuen Welt mit anderen physikalischen Gesetzen? - Neuer Sichtweisen des phänomenalen erlebten? Transzedenzen, noch nie erlebte Empfindungen? Ich bräuchte ein paar Beispsiele um zu verstehen, was gemeint ist und was NICHT.

Zum Punkt Bewahren:
Dort gehst du auf die Stabilität des Klartraumes bzw. Traumes ein, als wäre es analog zum Bewahren der Klarheit. Für mich waren es aber immer zwei unterschiedliche, sogar diametral verhaltende Dinge oder stehe ich mit dieser Auffassung alleine?

Zum Post "Von Erkennen und Zerstören":
Hier erkenne ich nicht wo das Zerstören beim kritischem Denken seine Bedeutung hat. Das Zerstören vorhandener Stereotypen, des Vertrauens, der Trübheit oder der Legitimitätssignale (OK-Signale)? Oder was genau?

Zum Post "Von Zerstören und Erschaffen":
(10.06.2011, 17:57)Don Rinatos schrieb: Zum zweiten besteht das Training kognitiver Flexibilität aus der bewussten Bewegung auf dem aufgespannten Netz dieser Verbindungen. Es kann aber auch das Auflösungsgrand der Information verändert werden: ins Details eingezoomt, oder umgekehrt auf die Metaebene abstrahiert. Dies erhöht die Effizienz-Divergenz und somit auch den Spielraum.

Hier verstehe ich fast gar nichts big. Wessen Bewegung auf welches aufgespannten Netzes welcher Verbindungen?
Was ist mit "auf die Metaebene abstrahiert" gemeint? Die Sicht auf die Gestalt im Gestalttheoretischem Sinne?

Und zum Post "Von Bewahren und Erkennen":
(05.10.2011, 23:34)Don Rinatos schrieb: Das visuelle System der Wahrnehmung ist z.B. mit speziellen Bewegungssensoren ausgestattet, die unsere Aufmerksamkeit sofort auf ein dynamisches Objekt lenkt.
Hier verstehe ich den Zusammenhang nicht. Was wird denn NICHT bewahrt, wenn die Aufmerksamkeit auf ein Dynamisches Objekt gelenkt wird?

Zitat:...darunter wird einfach die Wiederholung verstanden; sowie die Vertiefung vorhandenen Strukturen
Die Vertiefung vorhandener Strukturen? Oder Vertiefung der neuen Strukturen? Dann das steht sonst im Widerspruch zum Zerstören der Gewohnheiten.

Besten Dank im Voraus!


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Faiky - 08.10.2011

(27.06.2011, 11:37)Don Rinatos schrieb: Hehe, danke für die Unterstützung, Sergal big

Zitat:Ja, aber warum bringst du so viel Mythologie mit rein? Das ist doch Ballast.


Womöglich ist das wirklich Ballast. Ich kann deine Frage nicht wirklich logisch beantworten. Klar konnte ich schreiben, dass das menschliche Bewusstsein auch durch die Mythen geprägt wurden und schon deshalb sollen diese mitbedacht werden. Dass eine vollständige Reflexion auch eine Reflexion der Kultur, Religion und Geschichte mitbringen soll...

Aber eigentlich geht es mir bei diesen mythologischen Ausführungen um eine persönliche Befriedigung des 'Traum-Ich', welches viel mehr auf Mythen, Märchen, Fabel und Analogien steht, als auf die exakte trockene wissenschaftlich Erklärungen. Dein Kritikpunkt verstehe ich so, dass diese Sichtweise hier nicht angebracht ist. Das kann sein.
Der Text ist noch in der Entstehung. Die mythische Seite würde ich erst mal drin lassen, wenn es nicht total stört, weil sie für das Weiterschreiben hilfreich ist. Später könnte man sie auch verwerfen.

LG,
Don

Ich finde das Einbringen dieser Mythologischen Information sehr erquickend. Es ist ja weniger eine Analogie als eher eine Hintergrund- bzw. Entstehungsinformation. Vielleicht sollte das Ganze im Nachhinein strukturierter und differenzierter dargeboten werden. Sonst verliert sich womöglich der Sinn dieses Beitrages.


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - ricky_ho - 08.10.2011

(08.10.2011, 10:06)Faiky schrieb: Ich finde das Einbringen dieser Mythologischen Information sehr erquickend. Es ist ja weniger eine Analogie als eher eine Hintergrund- bzw. Entstehungsinformation.

Finde ich auch. Ich denke, die Mythen sind Zeugnisse aus vergangenen Zeiten, bevor sich die rationale Bewusstseinsstruktur entwickelt hat (das kann man sowohl phylogenetisch als auch ontogenetisch verstehen) , die aber noch heute in jedem von uns lebendig sind - und z.B. in Träumen auftauchen. Insofern können solche Mythen etwas in uns ansprechen, dass dem rationalen Bewusstsein entgeht. Das rationale Bewusstsein aber kann nicht zulassen, dass es etwas gibt, was ihm entgeht. Darum zerstört es die Mythen, anstatt sie zu kritisieren, aber zu bewahren.


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Don Rinatos - 08.10.2011

Zitat:Danke für die wertvollen Informationen, machst du das eigentlich beruflich?

Leider nicht.

Zitat:Die Vorgangsweise der Aufhebung klingt für mich nach der üblichen Vorgehensweise bei einer neuen Erkenntnis, geschaffen durch referenziertes Reflektieren oder dem Lernen. Eigentlich wie spell bound schon beschrieb:

Zitat:(10.06.2011 18:10)spell bound schrieb: ich denke, dass zerstören und erschaffen finale Aspekte des Erkennens darstellen: wenn man etwas erkennt, wird dadurch unweigerlich eine Illusion entlarvt (also ein glaube zerstört) oder eine neue Sichtweise geprägt (also erschaffen). wenn sich das erkennen verfestigt, führt es schließlich zum bewahren des erkannten.

Nur über die Reihenfolge bin ich mir nicht im Klarem. Sobald man etwas erkennt, wird das Vorherige falsche vernichtet und anschließend bewahrt und nicht umgekehrt, sehe ich das falsch?

Da bin ich mit Spell nicht unbedingt einverstanden, bzw. sehe es wesentlich differenzierter: Wenn ein Traum als eine Illusion erkannt wird, bedeutet es noch nicht automatisch, dass die Traumumgebung "zerstört" wird. Man kann im Traum klar werden und trotzdem weiter gegen Monster zu kämpfen, vllcht mit besseren Waffen, oder Zauberkräften, die durch die Klarheit entstehen.

Der zweite Schritt ist aber möglich: die Handlungsabfolge zu stoppen, oder die Szenerie zu beenden - gewohnte, trübmachende Strukturen zu "zerstören". Das führt zur Stärkung der Klarheit.

Der dritte Schritt ist die Erschaffung neuer Umgebung im Traum, oder neuen Handlungen, Verhaltensweisen. Diese wird im vierten Schritt stabilisiert und daraus können neue Erkenntnisse gewonnen werden.
Natürlich kann man in der Monsterkampfszene bereits Erkenntnisse sammeln, jedoch ist es oft schwierig mitten auf dem Schlachtfest unberührt Kontemplation betreiben.


Zitat:Zum zweitem Post:

Beim Punkt "Zerstören" gibst du als Beispiel die Kommunikation und den Umgang mit der Umwelt an. Wie soll ich mir das Umwerfen dieser Gewohnheiten vorstellen? Durch entgegenwirken subjektiver Empfindungen und Meinungen oder soll man sich plötzlich anders ausdrücken und Gestiken verändern? So könnten die Rezipienten meines denken: "Das ist ja plötzlich ein ganz anderer Mensch."

Zerstören ohne vorheriges Erkennen ist sinnlos! Die Geschichte der Menschheit ist leider voll mit der sinnlosen Zerstörung aller Art. Also Erkennen first! Daraus wächst die ‚richtige‘ Verhaltensweise. Wenn man erkennt, dass etwas falsch ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten der Zerstörung:

1. Entweder man unterstützt dieses Falsche nicht mehr (Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!)
2. Oder man wirkt aktiv entgegengesetzte Richtung (startet Friedensbewegung, eine Aufklärungskompanie, usw. usf.)

Aus der Erkenntnis kann man seine veränderten Vorgehensweisen den anderen Menschen vernünftig erklären (z.B. bei Vegetarier: ich esse kein Fleisch mehr, weil ich mit der Tierhaltung nicht einverstanden bin)

Zitat:Zum Punkt Erschaffen im zweitem Post:
Zitat:Die Steuerung des Traumes ist leichter erlernen, wenn man aktiv bestimmte Formen gestaltet.
Was ist hier explizit mit Formen gemeint? Die Form als Gestalt (im einfachen Sinne)/Symbol (wie im Beitrag der Rekurrenz beschrieben) oder auf Handlungen bezogen (Verhaltensformen, Herangehensweisen, Bewältigungen...) oder Form im Sinne eines Endzustandes?

Unter Formen werden dort Traumumgebung, Traumpersonen, Traumgestalten jeglicher Art und die eigene Handlungen verstanden.

Zitat:
Zitat:Für Traum sollte man schon am Tag einige mentale Skizzen entwerfen –dort hat man anfänglich keine Zeit sich Gedanken zu machen, was jetzt nun passieren soll. Da ist man froh, wenn das chaotische Traumtheater einen gewissen Leitfaden hat.
Das Vorentwerfen kann ich in soweit nicht verstehen, weil das Erschaffen ja eigentlich im Zusammenhang mit dem Zerstören steht. Wieso soll man schon entwerfen wenn man den Spielraum dafür noch nicht geschaffen hat?

Es liegt wohl an der Spezifik des Traumes, sonst gebe ich Dir vollkommen Recht. Nun im Traum kann schnell passieren, dass man nach der Zerstörung nichts Vernünftiges einfällt und dass die Klarheit anfänglich auf sehr wackligen Füssen steht. Für diesen Fall ist die Aktivierung der vorher erstellten Umgebungen oder Plänen erfahrungsgemäß sehr hilfsreich.

Zitat:Was zählt unter dem Erschaffen im Traum? Zählt dazu das Erschaffen einer neuen Welt mit anderen physikalischen Gesetzen? - Neuer Sichtweisen des phänomenalen erlebten? Transzedenzen, noch nie erlebte Empfindungen? Ich bräuchte ein paar Beispsiele um zu verstehen, was gemeint ist und was NICHT.

Unter Erschaffen im Traum ist bewusste aktive schöpferische Tätigkeit gemeint: Erschaffung von Formen, sieh oben: Unter Formen werden dort Traumumgebung, Traumpersonen, Traumgestalten jeglicher Art und die eigene Handlungen verstanden.

Zitat:Zum Punkt Bewahren:
Dort gehst du auf die Stabilität des Klartraumes bzw. Traumes ein, als wäre es analog zum Bewahren der Klarheit. Für mich waren es aber immer zwei unterschiedliche, sogar diametral verhaltende Dinge oder stehe ich mit dieser Auffassung alleine?

Interessante Sichtweise. Hier muss ich wieder unterstreichen, dass das Bewahren im Traum nach dem Erkennen-Zerstören-und neuem Erschaffen steht. Es geht also nicht mehr um die Trübträume, sondern um die Klarträume, wo für mich die Klarheit das wichtigste Element ist. Sich um die Stabilität des Traumes zu kümmern… hmm… das Wort „Stabilität“ kommt im Text nie vor. Um die Stabilität des Traumes geht es mir nicht, eher um die Stabilität der Klarheit

Zitat:Zum Post "Von Erkennen und Zerstören":
Hier erkenne ich nicht wo das Zerstören beim kritischem Denken seine Bedeutung hat. Das Zerstören vorhandener Stereotypen, des Vertrauens, der Trübheit oder der Legitimitätssignale (OK-Signale)? Oder was genau?


Deswegen steht das kritische Denken nicht direkt beim Zerstören! Solche Denkeigenschaften wie Kritisches Denken, Kognitive Flexibilität, Kreativität und Konstanz (oder Bewahren) sind nicht auf einzelne methodologische Schritte zu reduzieren, eher bestimmten Phasen zuordnerbar. Deshalbst steht überall „von … und…“. Kritisches Denken bringt keine Bestätigung für vorhandene Muster, sondern hinterfragt diese. Das hat wohl ein zerstörerisches Element. Diese Muster können z.B. die Stereotypen sein, oder Trübheit, oder Behauptungen/Zusammenhänge, die nie hinterfragt wurden.

Zitat:
Zitat:Zum zweiten besteht das Training kognitiver Flexibilität aus der bewussten Bewegung auf dem aufgespannten Netz dieser Verbindungen. Es kann aber auch das Auflösungsgrand der Information verändert werden: ins Details eingezoomt, oder umgekehrt auf die Metaebene abstrahiert. Dies erhöht die Effizienz-Divergenz und somit auch den Spielraum.

Hier verstehe ich fast gar nichts . Wessen Bewegung auf welches aufgespannten Netzes welcher Verbindungen?
Was ist mit "auf die Metaebene abstrahiert" gemeint? Die Sicht auf die Gestalt im Gestalttheoretischem Sinne?


Die Idee kommt eher aus systemtheoretischen Grundlagen. Unter System versteht man ein Gebilde mit vielen Variablen, die miteinander mehr oder weniger vernetzt sind, also in der Beziehung stehen. Der Betrachter/Nutzer des Systems kann auf unterschiedliche Weise mit System interagieren. Monokausales Denken entsteht, wenn Menschen nur eine Ursache-Wirkungskette benutzen (z.B. wenn x, dann y), was in komplexen Systemen fast nie der Vollständigkeit entspricht. Um solches starres Denken aufzubrechen, ist es nötig neuen Variablen ins Blickfeld zu rücken, oder neue Verbindungen zw. Variablen. Die Beweglichkeit, oder das „Rumturnen“ auf diesen aufgespannten Verbindungen steigert die kognitive Flexibilität.

Auflösungsgrad der Information: unter Metaebene wird eine Ebene verstanden, die nicht das Sachverhalt beschreibt, sondern der Umgang mit dem Sachverhalt.

Effizienz-Divergenz ist eigentlich das Hauptziel der Erkenntnisse: Maximierung der Sichtweise, der verfügbaren Operatoren, der Lösungsmöglichkeiten. Also statt einen starren Ziel ist es eher das Streben nach der Erweiterung des Horizontes.

Zitat:Und zum Post "Von Bewahren und Erkennen":
Zitat: Das visuelle System der Wahrnehmung ist z.B. mit speziellen Bewegungssensoren ausgestattet, die unsere Aufmerksamkeit sofort auf ein dynamisches Objekt lenkt.
Hier verstehe ich den Zusammenhang nicht. Was wird denn NICHT bewahrt, wenn die Aufmerksamkeit auf ein Dynamisches Objekt gelenkt wird?

Man wird von den Handlungszielen abgelenkt. Ich werde allerdings nicht behaupten, dass in diesem Zusammenhang das Beispiel optimal ausgewählt wurde.


Zitat:
Zitat:...darunter wird einfach die Wiederholung verstanden; sowie die Vertiefung vorhandenen Strukturen
Die Vertiefung vorhandener Strukturen? Oder Vertiefung der neuen Strukturen? Dann das steht sonst im Widerspruch zum Zerstören der Gewohnheiten.

Danke für das aufmerksame durchlesen! Das soll dann natürlich heißen: „Vertiefung der bewusst ausgewählten Strukturen“

Ok, jetzt merk ich doch, dass es etwas mit meiner Arbeit zu tun hat. Habe vor kurzem ein Artikel über die kognitive Kernkompetenzen bei lösen komplexen Problemen verfasst, das hat mich offensichtlich ziemlich geprägt. biggrin


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Faiky - 12.10.2011

Zitat:Da bin ich mit Spell nicht unbedingt einverstanden, bzw. sehe es wesentlich differenzierter: Wenn ein Traum als eine Illusion erkannt wird, bedeutet es noch nicht automatisch, dass die Traumumgebung "zerstört" wird. Man kann im Traum klar werden und trotzdem weiter gegen Monster zu kämpfen, vllcht mit besseren Waffen, oder Zauberkräften, die durch die Klarheit entstehen.
Ach so, auf den Traum bezogen macht das natürlich Sinn, hatte in diesem Fall ehr das WL im Sinn:
Ich sehe eine Frikadelle, erkenne, dass es aus Tier ist und die bezugslose Sichtweise, dies als statisches Objekt zu sehen, wird zerstört.

Zitat:Die Idee kommt eher aus systemtheoretischen Grundlagen. Unter System versteht man ein Gebilde mit vielen Variablen, die miteinander mehr oder weniger vernetzt sind, also in der Beziehung stehen. Der Betrachter/Nutzer des Systems kann auf unterschiedliche Weise mit System interagieren. Monokausales Denken entsteht, wenn Menschen nur eine Ursache-Wirkungskette benutzen (z.B. wenn x, dann y), was in komplexen Systemen fast nie der Vollständigkeit entspricht. Um solches starres Denken aufzubrechen, ist es nötig neuen Variablen ins Blickfeld zu rücken, oder neue Verbindungen zw. Variablen. Die Beweglichkeit, oder das „Rumturnen“ auf diesen aufgespannten Verbindungen steigert die kognitive Flexibilität.
Auf Grundlage der Systemtheorie erschließt sich das natürlich, leider bin ich darin noch nicht so eingelesen, was ich aber machen werde.
Die Erklärung hilft mir aber sehr, zu verstehen, was hier gemeint ist. Nur finde ich es schwierig, unter "Aufgespanntes Netz dieser Verbindungen" ohne dieses Vorwissen, sich etwas vor zu stellen. Jetzt weiß ich, dass damit das starre "Beziehungsnetz"(der Ursachen)/Monokausales denken gemeint ist, oder habe ich es immer noch nicht verstanden big?

Ich bedanke mich sehr für die Mühe, so ist mir das alles schon viel klarer!

Zitat:Habe vor kurzem ein Artikel über die kognitive Kernkompetenzen bei lösen komplexen Problemen verfasst, das hat mich offensichtlich ziemlich geprägt.
Das hört sich interessant an, wann und wie wird man darauf zugreifen können? Mich interessiert alles rund um's Gehirn und um Psychologie big.

Gruß Faiky


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Don Rinatos - 12.10.2011

Zitat:Ach so, auf den Traum bezogen macht das natürlich Sinn, hatte in diesem Fall ehr das WL im Sinn:
Ich sehe eine Frikadelle, erkenne, dass es aus Tier ist und die bezugslose Sichtweise, dies als statisches Objekt zu sehen, wird zerstört.

Na das wäre eine perfekte Welt! Stell dir vor: wenn nur die Erkenntnis völlig ausreichen würde - alle Menschen auf der Erde sind Vegetarier, rauchen nicht, führen keine Kriege, lügen nicht, träumen klar, sind wahrmherzig zueinander... biggrin geil.

Jeden Tag erkennen die Menschen dies und jenes und vieles nehmen sie sich vor, doch die Gewohnheiten sind oft viel stärker, als die Vorhaben; die Ängste sitzen viel zu tief und die andere Bedürfnisse (z.B. nach nähe zum anderen Menschen, oder Sicherheit, oder Konformität) überwiegen oft die fluide Erkenntnisse.

Das Denken ist schnell und wechselt seine Richtung je nach der Laune. Dem Menschen regiert (leider, oder gottseidank) nicht nur Vernunft, sondern vielmehr wird er von Trieben getrieben, von Lüsten verführt, von Unzufriedenheit genagt, von eigener Unzulänglichkeit bekümmert.

Erkennen... lol Für Erkannte, für das Neue muss viel getan werden: die alte Strukturen müssen verlassen, oder negiert, zerstört werden, neue Möglichkeiten müssen kreativ geschafft werden, und die neue Sichtweise muss gefestigt werden. Nach dem Erkenntnis fängt erst die eigentliche Arbeit an. Die zarten Samen der Erkenntnis müssen gegossen werden, vom Wind und Kälte geschützt, mit viel Geduld unterstützt werden, bis den Samen zu großen Baum wird und alleine stehen kann. Dann hat man gute Chance, etwas von der Frucht der Erkenntnise zu kosten.

Zitat:Das hört sich interessant an, wann und wie wird man darauf zugreifen können? Mich interessiert alles rund um's Gehirn und um Psychologie

Ok, wenn es rauskommt, dann schicke ich dir ein Link per PN zu.

LG,
Don


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - Don Rinatos - 11.01.2012

Nach dem Treffen mit Klarträumer und Diskussion über die oben abgebildete Grundlagen der Aufhebung, möchte ich gern einige Veränderungen und Anpassungen hier posten.

Für die Anregungen und Kritik bin ich allen Klarträumer äußerst dankbar!

Dateiname: Die Schere der Klarheit.jpg
Größe: 30,67 KB
11.01.2012, 22:27


Dateiname: Erkennen-Transformieren.png
Größe: 42,33 KB
11.01.2012, 01:42


Dateiname: Rad der Klarheit neu rechts pur.png
Größe: 57,92 KB
11.01.2012, 22:27


Dateiname: Rad der Klarheit neu rechts gesamt.png
Größe: 115,72 KB
11.01.2012, 01:48



RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - SenCha - 26.01.2012

edit: 18.03.12 [...]


RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung - SenCha - 28.02.2012

edit: 18.03.12 [...]

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