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die reise - Druckversion

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Seiten: 1 2


die reise - carl - 02.06.2012

I. Die Hornissenkönigin

1. Der verrückte Busfahrer

Ein Mann Anfang dreißig sitzt in einem Linienbus, der von R. die Straße nach P. hinabfährt. Der Busfahrer ist viel zu schnell unterwegs. Obwohl die Straße abwärts führt, tritt er noch zusätzlich aufs Gas. Ein schlimmer Unfall scheint unvermeidlich. Der Mann denkt, der Busfahrer muss verrückt geworden sein, und als er zu ihm hinschaut, sieht er, dass der Busfahrer anstelle eines normalen menschlichen Kopfes einen verrückt grinsenden Totenschädel hat. Kurz bevor der Bus zu einer Unterführung kommt, fragt der Mann den Fahrer, warum er so schnell fahre. Er sei auf der Flucht, ist die Antwort, und plötzlich erscheint der Busfahrer nicht mehr verrückt, sein Handeln hat einen Sinn bekommen. Der junge Mann dreht sich um und bemerkt, dass der Bus tatsächlich verfolgt wird, und zwar von einem Motorrad und unmittelbar dahinter einem roten PKW.
Der Mann sagt nun dem Busfahrer, er solle stehen bleiben, er werde die Sache regeln. Der Busfahrer scheint dem Mann zu vertrauen, beruhigt sich und bleibt stehen. Die Atmosphäre der Hektik ist nun weitgehend verschwunden. Der Mann und der Busfahrer – sie befinden sich unmittelbar nach der Unterführung – steigen aus, dabei zeigt sich, dass der Busfahrer nicht nur einen Totenschädel hat, sondern sein ganzer Körper ein Skelett ist. Bald kommen auch die Maschine und das rote Auto dahinter angefahren. Es erweist sich, dass der Maschinenfahrer ein Polizist mit einem großen, weißen Helm ist. Beide Fahrzeuge bleiben stehen, der Polizist steigt von seinem Motorrad ab und nimmt seinen Helm ab. Dann geht er zum roten Auto zurück und öffnet die Tür. Heraus kommt eine ältere Frau. Beide Parteien stehen sich nun gegenüber: auf der Bergseite der Mann und das Skelett, auf der Talseite die Frau und der Polizist, dazwischen die Straße. Immer wieder flitzt nun mit ungeheurer Geschwindigkeit ein Fahrzeug durch, so als ob jemand eine Trennlinie ziehen wollte. Der Wunsch, die Reise hier abzubrechen, steigt auf, ich beschließe aber weiterzumachen, es kommt zu weiteren Abwehrreaktionen: Fahrzeuge flitzen immer wieder durch und einmal vergrößert sich der Mann zu einem Riesen, was empfindungsmäßig an das Austreten des "Astralleibs" aus dem Körper erinnert und mir also als eine Fluchtreaktion erscheint, weshalb ich beschließe, zum Punkt vorher, wo sich beide Parteien gegenüberstehen, zurückzukehren. Ich verankere mich wieder, so gut es geht, im Körpergefühl des reisenden Mannes. Nun kann es weitergehen: Die Frau hält inzwischen eine Pistole auf den Mann und das Skelett, auch der Polizist. Der Mann überlegt, wie er mit dieser neuen Situation umgehen soll, doch noch bevor er zu einem Ergebnis kommt, schießt die Frau auf das Skelett, welches tot umfällt. Es ist zu erwarten, dass nun auch der Mann gleich erschossen wird, und tatsächlich werden die Waffen nun auf ihn gerichtet. Die Situation scheint aussichtslos, die Reise gerät wieder in die Gefahr eines Abbruchs, da ich nicht zulassen möchte, dass der Mann erschossen wird, mir aber keine Lösung einfällt. Immer wieder vergegenwärtige ich die aussichtslose Situation, bis es dann zu einer sehr schlichten Lösung kommt: der Mann geht auf die Frau zu, nimmt ihr einfach die Waffe ab und gibt sie dem Polizisten. Dieser steckt beide Waffen in entsprechende ‚Revolverhüllen’ zu beiden Seiten seiner Hüften. Damit zeigt sich, dass eigentlich beide Waffen ihm gehören, dass die Frau ihm eine genommen hatte. Der Mann hat ein erleichterndes und beruhigendes Gefühl, so als ob Dinge an ihren natürlichen Platz gekommen wären.
Der Polizist geht nun auf die Frau zu und führt sie an den Schultern – wie eine alte Frau – an den talseitigen Straßenrand. Dort steht sie eine Weile – sie hat einen Mantel an – und blickt hinaus aufs Tal. Dann bückt sie sich und beginnt zu erbrechen. Immer mehr erbricht sie, es hört nicht mehr auf, dabei bückt sie sich immer tiefer, sodass ihr Gesäß immer stärker ins Blickfeld rückt. Schließlich ist da nur noch ein Gesäß, jetzt nackt, auf zwei Beinen sichtbar, bei dem – aufgrund der Bückstellung – auch ihr Intimbereich sichtbar wird. Das Erbrechen korrespondiert mit einem Ekelgefühl, das der Mann bei diesem Anblick empfindet. An dieser Stelle zückt der Polizist beide Waffen und richtet sie auf den Mann. Dieser entwaffnet nun auch den Polizisten, woraufhin dieser wieder kooperativ ist. Gemeinsam tragen sie das Skelett, das doch noch zu leben scheint, und dann das gebückte Gesäß in den Bus, um mit beiden ins Krankenhaus in X. zu fahren.
Dort wird das Skelett sofort durch einen Seiteneingang zur Physiotherapie gebracht, wo man es auf eine Liege legt. Das Gesäß wird in einen höheren Stock gebracht. Eine Kuppel aus Plexiglas wird darüber gesetzt, sodass die Frau innerhalb dieser Kuppel weiter erbricht. Ein Arzt erklärt dem Mann: „Wir müssen sie isolieren.“ Der Mann ist nicht einverstanden, hebt die Plexiglaskuppel hoch und nimmt das Gesäß in den Arm, um es liebevoll wie ein Baby zu halten. Plötzlich verwandelt sich das Gesäß in eine geschmeidige, junge Frau, die sich an ihn anschmiegt und äußerst erotisch ist. Der Mann und die junge Frau küssen sich und fühlen sich sehr glücklich. Draußen durch das Fenster sieht man den Bus vor dem Krankenhaus stehen. Er hat sich in einen freundlichen, bunt bemalten Kleinbus verwandelt. Gemeinsam gehen sie hinunter zur Physiotherapie, wo sich auch das Skelett auf der Liege inzwischen verwandelt hat – in einen alten Mann. Er wirkt schwach und müde, aber er ist immerhin kein Skelett mehr. Die Frau und der Mann helfen dem Alten zum Bus, wo der Polizist, jetzt in Zivil, auf sie wartet. Sie steigen zu viert ins Auto und fahren los, neuen Abenteuern entgegen.


RE: die reise - carl - 03.06.2012

2. Das Kind

Schon nach den ersten paar Metern ist mit der Frau eine Veränderung eingetreten. Sie hat nun jede Ausstrahlung, jeden Glanz verloren, sie wirkt sehr ernst, und Falten spielen um ihren Mund, sie scheint also gealtert zu sein. Auch der Kleinbus ist nun nicht mehr bunt, sondern matt-weiß. Der Alte liegt hinten im Laderaum, er liegt auf dem Rücken, wie aufgebahrt, hat die Augen geschlossen und rührt sich nicht. Es scheint fast, als wäre er tot. Der Mann – er fährt den Wagen – fragt die Frau, die neben ihm auf dem Beifahrersitz sitzt, was mit ihr los sei. Sie sagt, sie sei krank. Sie habe dieselbe Krankheit wie der Alte. Vielleicht habe er sie angesteckt. Bei ihm sei die Krankheit schon viel weiter fortgeschritten als bei ihr. Ich fahre aus X. heraus nach E. Gegenüber einer Trafik steht eine Muttergottesfigur (eine katholische Gegend offenbar), dort halte ich an. Es ist die Stelle, wo vor vielen Jahrhunderten eine Hexe verbrannt worden sein soll. Die Frau steigt aus. Sie hat einen blauen Mantel an und kniet vor der Statuette nieder, um zu beten. Auch der Mann ist ausgestiegen und steht ein paar Schritte hinter der Frau. Durch das Gebet wird die Frau wieder jünger und schöner, doch ist es eine ernste Schönheit, in der Art typischer christlicher Mariendarstellungen. Inzwischen geht von der Figur ein göttlicher Schein aus, ein Licht strahlt davon aus. Auch der Alte im Laderaum – die Ladetür ist geöffnet – scheint nun von innen zu erstrahlen. Er ist nun wirklich tot, vielleicht gerade in diesem Augenblick gestorben. Plötzlich öffnet sich die Leiche, sie hat sich in einen Sarkophag verwandelt. Es ist, als würde ein Deckel aufgehen, und im Inneren liegt ein in weiße Stoffwindeln gewickeltes Kind, von dem sehr viel Helligkeit ausgeht. Die Frau geht zum Kind und hebt es heraus, der Mann stellt sich neben sie und es entsteht ein Gefühl von Vollständigkeit, die drei bilden eine harmonische Familie.
Aus dem kleinen Häuschen der Tabaktrafik schaut nun eine ältere, korpulente Dame neugierig heraus. Die Frau trägt das Kind zu dieser und übergibt es ihr. Diese nimmt es und legt es in eine alte Schachtel, die sie auf den Fußboden in eine Ecke des kleinen Innenraums der Trafik legt. Der Mann hat das Gefühl, dass er hier eingreifen müsste, doch fühlt er, dass ihm die Kraft fehlt, um der alten Frau das Kind wieder wegzunehmen. Auf den ersten leisen Impuls des Mannes, schließlich einzugreifen, reagiert die Frau im Kiosk damit, dass sie plötzlich eine Handfeuerwaffe in der Hand hält und auf den Mann bzw. die Frau richtet. Die alte Frau wirkt entschlossen, gleich abzudrücken. Der Mann erinnert sich, wie er schon einmal die Waffe einfach abgenommen hat, und beschließt, es wieder so zu machen. Er tut es und sucht das Gespräch mit der Frau. Er wendet gegen ihre Vorgangsweise bezüglich des Kindes ein, dass eine solche Behandlung sicher nicht gut für das Kind sei, gleichzeitig versucht er, der Dame freundliche Blicke zu geben, er will sie nicht ablehnen. Die Frau sagt dann schließlich, eine alte Frau wie sie sei sowieso nicht geeignet, ein so kleines Kind zu haben, und gibt das Kind zurück. Wieder stehen Frau, Mann und Kind in einer Gruppe zusammen, wieder das beglückende Gefühl von Vollständigkeit. Sie gehen zurück zum Wagen, wo der Polizist, jetzt in Zivil, wartet. Der Mann besinnt sich noch einmal, denn er hat das Gefühl, dass etwas in der Geschichte fehle. Er dreht sich zur Frau im Kiosk um und fragt sie, ob sie nicht mit ihnen kommen wolle. Die Frau freut sich sichtlich über dieses Angebot und kommt aus ihrem Häuschen heraus. Sie ist sehr korpulent und tut sich beim Gehen schwer, was im Mann Mitleid auslöst. Er freut sich, dass sie nun bei anderen Menschen Anschluss gefunden hat, und beschließt, sie von nun an als ‚zur Familie’ gehörig anzusehen, eine Art Großmutter oder Tante des kleinen Kindes. Nun sitzen oder stehen alle um die geöffnete Ladetür des Wagens herum, die Stimmung ist friedlich und gut.


RE: die reise - carl - 04.06.2012

3. Die Hornissenkönigin

Plötzlich werden sie durch ein lautes, knackendes Geräusch in ihrem Rücken aufgeschreckt. Sie drehen sich um und eine ungeheure Hitze schlägt ihnen entgegen. Das Marienstatue brennt lichterloh, im Inneren des Feuers ist die Gestalt einer Frau erkennbar. Während sie, noch ganz erschrocken, in das Feuer starren, nützt der Polizist in Zivil die Gelegenheit, sich die Waffen, die ihm der Mann abgenommen hat, wieder zurückzuholen und sich das Kind zu schnappen. Dabei hat sich sein Aussehen verändert: er hat zwar noch menschliche Gestalt, sein ganzer Körper, auch das Gesicht ist aber von einem dichten, braunen Fell überzogen. Seine Augen sind nur noch zwei schwarze Knöpfe und auch seine Nase ist ein schwarzer Knopf, wie die Nase eines Hundes. Die anderen drehen sich zu ihm um und sehen, wie er eine Waffe zum Kind hält, wie es in Filmen Entführer mit ihren Geiseln machen, und sich anschickt, ins Auto zu steigen und darin zu flüchten. Der Mann fragt, warum er das mache, und erhält die Antwort, er müsse das Kind vor der Frau im Feuer schützen, denn diese werde sie alle, wenn sie nicht schnell die Flucht ergreifen, zu sich ins Feuer hinein ziehen. Doch schon ist es zu spät, der Mann spürt, wie vom Feuer und der Frau, die den wilden, starren Blick einer Medusa hat, ein immer stärkerer Sog ausgeht, und noch bevor er irgendeinen Entschluss fassen kann, werden sie schon alle ins Feuer hineingesaugt.
Sie befinden sich jetzt in einer Welt ganz aus Feuer. Der Mann stellt fest, dass es hier zwar sehr ungemütlich ist, stickig und heiß, dass das Feuer sie aber nicht verbrennt und sie sich in dieser Feuerwelt umherbewegen können. Sie bewegen sich eine Zeit lang ohne bestimmtes Ziel fort und versuchen, irgendwo irgendetwas zu entdecken, das ihnen weiterhelfen könnte. Plötzlich kommen riesige Hornissen herangeflogen, packen sie und tragen sie durch die Luft fort. Sie bewegen sich auf einen riesigen Hornissenbau zu, der sich mitten in dieser Feuerwelt befindet. Schließlich werden sie ins Innere des Baus gebracht, wo sie in einer Kammer untergebracht werden. Dadurch, dass sie sich im Inneren des Baus befinden, sind sie nicht mehr direkt von Feuer umgeben, dennoch ist die Hitze und Stickigkeit weiter stark zu spüren, auch ist das Flackern des Feuers draußen an den Wänden deutlich zu sehen – sie müssen sich in einem ganz äußeren Raum des Baues befinden. Sie sind nicht eigentlich eingesperrt, der Raum hat eine Öffnung, die in einen schmalen Gang führt. An dieser Öffnung kriechen durch den Gang die ganze Zeit schreckliche Hornissen vorbei. Der Mann spricht schließlich eine der gerade vorbeigehenden Hornissen an und fragt sie, wozu sie hierhergebracht worden seien. „Ihr werdet gefressen!“, ist die Antwort. Der Mann fragt weiter, wie es den Hornissen gehe. „Wir leben nur für die Arbeit, wir sind nur für andere da.“, sagt die Hornisse und will weiterkriechen. Nun aber verlangt der Mann die Königin zu sehen. Die Hornisse zeigt durch ihr Stillschweigen ihr Einverständnis an, geht weiter, und der Mann, die Frau mit dem Kind, die Alte und der ehemalige Polizist, der nun wieder etwas menschlicher aussieht, allerdings immer noch einzelne tierische Haare im Gesicht und die Knopfnase hat, folgen ihr. Es geht immer weiter durch den schmalen, röhrenartigen Gang, dabei verändert sich langsam der Charakter: es wird immer dunkler und kühler, das Feuer wird immer weniger spürbar. Offenbar ist es so, dass sie sich ins Innere des Baues bewegen, wo die vor dem Feuer geschütztesten Bereiche liegen müssen. Schließlich ist es so dunkel, dass sie kaum noch etwas sehen können, es ist angenehm kühl und feucht, und plötzlich erkennen sie, dass die Röhre auf einer Seite offen ist und sie also schon eine Weile einen großen Raum entlang gehen. Es ist der Raum der Königin. Dunkel ist erkennbar, dass sich in der Mitte des Raumes ein kleiner Wasserteich befindet, und an dessen Rand erkennen sie nun auch die Königin – ein großer, schwarzer Skarabäus, ein Mistkäfer, der gerade aus dem Wasser trinkt. Er ist männlich und der Mann wundert sich darüber, er hatte sich die Hornissenkönigin anders vorgestellt. Der Käfer merkt, dass sich der Mann wundert, und erzählt ihm seine Geschichte: Die echte Hornissenkönigin sei schon gestorben, als die jungen Hornissen noch gar nicht ausgeschlüpft waren, und da habe er sich um sie gekümmert und großgezogen. Die Hornissen sehen ihn als ihre Mutter, als die Hornissenkönigin an, und er sehe es als seine Pflicht, sich weiter um die Hornissen zu kümmern. Da er aber nicht wolle, dass sie von den Hornissen gefressen werden, wolle er ihnen einen Fluchtweg zeigen. Und dabei deutet er auf die im Dunkeln matt glitzernde Wasserfläche.
Alle springen hinein und tauchen ab. Das Wasser erweist sich als sehr tief, es handelt sich von der Form her um einen tiefen, runden Brunnenschacht, den sie senkrecht hinab tauchen. Schließlich gelangen sie zu einem Ausgang. Es ist ein Höhlenausgang in einer felsigen Küstenlandschaft, der direkt in ein blaues Meer mit viel Wellengang führt. Mit Mühe gelingt es ihnen, aus dem Meer zu gelangen und auf die Felsen zu klettern. Sie sehen sich um und vermuten, auf einer Insel gelandet zu sein. In der Nähe ist ein Stück weißen Sandstrandes, dorthin wollen sie sich begeben. Als sie dort ankommen, kommt eine Gruppe schwarzer Eingeborener auf sie zu. Es sind alles Männer in Lendenschürzen, mit Speeren bewaffnet. Sie werden von ihnen festgenommen und ins Innere der Insel, in deren Dorf gebracht. Dort erwartet sie folgendes Schauspiel: Die bewaffneten Krieger tanzen um eine Art Liege herum, auf der eine riesige Hornisse festgeschnallt ist. Sie sagen, die Hornisse sei ihre Königin. Sie ist so fest angebunden, dass sie sich kaum bewegen kann, nur ein Flimmern ihrer Flügel verrät, mit welcher Kraft und Vehemenz sie nach Befreiung drängt. Der Mann merkt, dass die Eingeborenen sie nicht weiter beachten, sie sich also frei bewegen können, und beschließt, die Hornissenkönigin zu befreien. Er geht auf die Liege zu und löst die Fesseln. Sofort fliegt die Königin auf und verschwindet im Blau des Himmels – sie macht sich auf den Weg zurück zu ihrem Hornissenstaat. Während die Eingeborenen ihr fassungslos nachstarren, tritt im selben Augenblick aus dem das Dorf umgebenden Gebüsch ein riesiger Skarabäus in die Mitte der Eingeborenen und setzt sich auf die Liege, die nun mehr einem Sitz gleicht, eine Art einfach gefertigter Thron. Der Käfer verkündet von diesem Sitz aus, dass er der Häuptling der Eingeborenen sei. Seine Ausstrahlung hat etwas Ruhiges und Freundliches, was auf alle ihn Umgebenden abfärbt. Er ordnet an, dass ein großes Fest gefeiert werden soll, der Mann und seine Begleiter sollen Gäste beim Fest sein. Alle wirken glücklich, es wird viel gelacht und getanzt.


RE: die reise - carl - 05.06.2012

4. Die Soldatin

Während des Festes kommt die alte Frau, die jetzt viel jünger wirkt, auf den Käfer zu. Dieser nimmt sie bei der Hand und lässt sie sich auf einem zweiten Thron, der jetzt links neben dem ersten da ist, niedersetzen. Aus dem Fest wird ein Hochzeitsfest, die Frau trägt plötzlich eine kleine Krone auf dem Kopf.
Auf einmal kommen riesige Hornissen angeflogen und tragen einige – darunter den jungen Mann – mit sich fort in die Lüfte. Der junge Mann versucht zu sehen, wer sonst noch von Hornissen fortgetragen wird, kann aber nichts deutlich erkennen. Der Flug ist sehr hektisch, es geht steil nach oben. Schließlich sind der junge Mann und die Hornisse, die ihn trägt, im Weltraum. Er sieht die Erde als Kugel im schwarzen Raum schweben, es ist jetzt sonst niemand mehr zu sehen, und noch immer geht es weiter nach oben, bis sie schließlich durch einen Krater ‚ausgespuckt’ werden. Sie befinden sich an einem Strand. Der Boden des Sandstrandes ist fest, lehmig. Die Hornisse wackelt mit ihrem Kopf, den sie sich hält. Sie scheint eine Art Anfall zu haben: Ihr Kopf wackelt wie wild, er scheint stark zu zittern, sie hält sich ihre Beine an den Kopf, um den Anfall zu lindern. Der Mann überlegt, ob er ihr helfen könnte, er versucht, sie in den Arm zu nehmen. Mit der Zeit beruhigt sich die Hornisse von allein, sie nimmt schließlich ihren Hornissenkopf ab, der sich damit als ein Soldatenhelm entpuppt, und darunter kommt ein menschlicher Frauenkopf zum Vorschein. Die Frau trägt langes, offenes Haar, sie ist schön, aber irgendwie farblos. Der Mann fragt, warum sie ihn hierher gebracht habe und wo die anderen seien. Sie antwortet, es sei zu seinem Schutz geschehen. Wenn er dort geblieben wäre, wäre es sehr gefährlich für ihn geworden, die Hornissenkönigin hätte ihn vielleicht getötet. Die anderen seien auch an sichere Orte gebracht worden, man hielt es für besser, sie zu trennen. Die Soldatin schickt sich nun an, den Ort durch den Krater wieder zu verlassen. Der Mann kommt auf die Idee, sie als Geisel hier zu behalten – irgendwann würde sie jemand vermissen und hierher kommen wollen, und es könnte eine weitere Auseinandersetzung stattfinden. Er versucht also, die Frau festzuhalten, dabei kommt es auch zu Kussszenen, die Frau entwischt ihm aber schließlich doch und verschwindet im Kraterloch.
Der Mann ist nun allein. Er bemerkt, dass die vermeintlich weite Landschaft hier nur deshalb so weit wirkt, weil überall riesige Spiegel aufgestellt sind. Es ist damit der Raum sehr unklar, deshalb gelingt es ihm auch nicht, ebenfalls wieder durch den Krater zu verschwinden – alles ist verstellt von Spiegeln. Er schlägt mit der Faust in einen der Spiegel und eine anmutige Frauengestalt erscheint für kurze Zeit anstelle eines Spiegelbilds. Er bemerkt schließlich, dass eine Richtung frei von Spiegeln ist – der Weg direkt hinaus aufs Meer. Er schwimmt nun hinaus aufs Meer, links und rechts die unübersteigbar hohen Spiegelwände. Durch diese Begrenzung links und rechts, die übrigens im Zickzack führt, ist es eigentlich kein Meer, mehr eine Art Kanal oder Fluss, den er entlangschwimmt.


RE: die reise - carl - 09.06.2012

5. Die Mumie

Wie der Mann so dahintreibt, bemerkt er, dass unmittelbar vor ihm noch etwas im Wasser treibt. Zuerst glaubt er, es handle sich um ein Stück Holz, dann um eine Schatzkiste, aber schließlich erschrickt er: eine alte, mumienartige Leiche. Er ergreift sie an der Kapuze - sie ist mit einer Art Mönchskutte mit Kapuze bekleidet - währenddessen wird die Strömung stärker, auch kommt es zu einem immer stärkeren Gefälle und der Mann mit der Leiche in der Hand verschwindet in einem Loch, wohin auch das Wasser strudelartig verschwindet. Auf der anderen Seite des Lochs ist alles schwarz, der Mann schwebt in dieser Schwärze, die vielleicht wieder der Weltraum ist, und hält die Leiche an der Kapuze fest, woran sie hängt. Schließlich bemerkt er über sich eine runde schwarze Fläche, über deren Umriss Licht leuchtet, so als befände sich über der Fläche eine Lichtquelle. Es kann auch sein, dass es sich um Scheinwerferlichter handelt, mit denen man vom Rand dieser Plattform aus versucht, nach ihm Ausschau zu halten – jedenfalls hat der Mann das Gefühl, gesucht zu werden. Plötzlich öffnet sich die Mitte dieses schwarzen Kreises, und ein riesiges, raumschiffartiges Gebilde kommt heraus und bewegt sich senkrecht nach unten. Es scheint viele Fenster zu haben, wie eine riesige Raumstation. Auf einmal sind der Mann und die Leiche von einem Raum umschlossen. Er befindet sich in einem Gang, der kreisförmig verläuft um eine runde Mitte, die aus freiem Raum besteht. Er wird in ein Zimmer auf der hinteren, der Mitte abgewandten Seite gezogen. Dort wird die Leiche auf eine Art Operationstisch gelegt und von maskierten Wesen – es scheinen Menschen zu sein – untersucht. Im Zuge der Operation wird der Kopf der Mumie abgetrennt, es entsteht dabei rauchartiger Staub, der sich sofort überall verbreitet, auch draußen im Gang. Der Mann befindet sich wieder draußen in diesem Gang und bemerkt, wie Teile des Staubes mit Wasser in Berührung kommen. Der Staub nimmt das Wasser nicht in sich auf, es kommt zu heftigen Reaktionen: der Staub und Teile von Wasser schießen wie wild im Raum umher, ohne sich miteinander zu verbinden. Der meiste Rauch hat sich um den Mann herum gruppiert und bildet eine Art Aura, die ihn für die anderen in diesen Räumen Anwesenden unangreifbar macht. Er entdeckt zur hinteren, von der Mitte abgewandten Seite hin einen Ausgang in eine helle, realistisch wirkende Welt. Er müsste durch zwei automatische Glastüren treten.


RE: die reise - carl - 17.10.2012

6. Der kleine Junge

Er tritt auch durch diese Türen und merkt, dass es so ist, als wäre er aus dem Haupteingang des Hauses, in dem er als Kind mit seinen Eltern in I. wohnte, herausgetreten. Es ist sehr hell und alles wirkt sehr realistisch. Er befindet sich nun also vor diesem Haus in I. und macht sich auf den Weg in einen nahe gelegenen Park mit einem kleinen Spielplatz, auf dem er mit seinen Eltern als Kind öfter war. Dort bieten sich ihm zwei Szenen dar, die sich früher dort wirklich abgespielt haben: 1. Sein Vater bringt ihm als kleinem Jungen das Fahrradfahren bei. Er schiebt ihn an, bis er schließlich alleine seine ersten ‚Treter’ macht. 2. Derselbe kleine Junge versucht, vorne eine Rutschbahn hochzukommen, was schwierig ist, da die Bahn ja zum Hinunterrutschen und nicht Hinaufgelangen gemacht ist. Seine Mutter erfindet ein Spiel: Sie tut so, als hätte sie einen Faden in der Hand, an dem sie den Jungen zu sich zurückzieht. Irgendwie übt diese Vorstellung eine Macht über den Jungen aus, der sich nun tatsächlich geschwächt, ja ganz kraftlos fühlt, die Rutsche rückwärts wieder hinunterrutscht und auf die Mutter zu wankt. Dieses Spiel wiederholt sich, Mutter und Kind lachen, als wäre es ein harmloser Spaß, aber das Kind leidet sehr darunter, ohne es zu merken.
Der Mann überlegt, wie er hier eingreifen könnte, um die Situation zum Besseren zu wenden, dabei gerät er in eine Identifikation mit dem Kind. Er ist nun das Kind und überlegt aus dieser Position heraus, was zu tun sei. Der imaginären, aber doch wirksamen Kraft des Fadens entgegenzuwirken war das, was seinerzeit schon der Junge versucht hatte und was sich als wirkungslos erwiesen hatte. Er probiert es mit dem Gegenteil: Er lässt sich nicht mühsam von der Mutter an sich heranziehen, sondern bewegt sich aktiv auf die Mutter zu. Kurz ist da die Idee, mit der Mutter in eine aggressive Auseinandersetzung zu gehen. Diese Idee führt dann aber dazu, dass die Mutter mehr ins Blickfeld rückt. Wie geht es denn der Mutter dabei? Er fragt sie in Gedanken, es stellt sich heraus, dass sie sich sehr allein fühlt. Ihr Mann, der Vater des Jungen, ist kaum präsent, sie fühlt eine Leere in sich, die sie mit dem Jungen ausfüllen muss. Deshalb der Faden. Der Mann fühlt mit der Mutter mit und umarmt sie. Er ist jetzt nicht mehr das Kind. Während er die Mutter umarmt, spielt nun das Kind, vom Faden befreit, auf der Rutschbahn. Es bewegt sich freudig und emsig, es fühlt sich befreit.
Später geht der Mann mit der Mutter und dem Kind wieder zurück. Er hat jetzt die Rolle des Familienvaters und füllt so die Lücke. Auf dem Weg zurück entscheidet er aber, nicht ins Elternhaus zurückzukehren, sondern biegt an der nächsten Kreuzung nach links ein. Während sie so unterwegs sind, bebt immer wieder kurz die Erde. Diese kurzen Beben fühlen sich sehr angenehm an, so als würde sich dadurch im Mann etwas lösen. Der Junge verändert sich: hinten kommt plötzlich ein Dinosaurierschwanz zum Vorschein, bald ist der ganze Junge eine Art menschliches Reptil, aber mehr von einer herzigen, cartoonhaften Art. Im Boden ist dann auf einmal ein großes Loch, in dem der Reptiljunge verschwindet. Der Mann springt dem Jungen ins Loch nach und fällt nun durch eine schwarze, dunkle Röhre, immer tiefer. Manchmal glaubt er den Jungen eingeholt zu haben, dann scheint es wieder, als habe er ihn ganz verloren. Allmählich wird aus dem senkrecht nach unten führenden Fallen mehr ein Fahren in einer waagrechten, wellenartig auf und ab führenden Richtung. Diese rasante Tunnelreise geht eine ganze Weile, bis der Mann schließlich wie aus einem Auspuffrohr ausgespuckt wird. Er befindet sich jetzt in einem dunklen, unendlich weiten Raum, das heißt, er selbst ist nun eigentlich gar nicht mehr da. Er selbst ist dieser dunkle, unendliche Raum. Es ist ein sehr befreiendes Gefühl, als dieser Raum gleichsam in sich selbst zu schweben.


RE: die reise - carl - 19.10.2012

7. Das Fahrrad

Als dieser unbegrenzte dunkle Raum wird der Mann einer Röhre gewahr, die durch ihn hindurch führt. Es ist der Tunnel von vorhin. Er beobachtet diese Röhre von außen – also von sich selbst aus. Nach einiger Zeit bemerkt er, dass sich etwas im Inneren der Röhre bewegt. Es ist der kleine Dino-Junge. Er hat jetzt einen Roller, auf dem er rasant dahin fährt. Schließlich wird der Junge hinausbefördert in den dunklen Raum. Dort scheint es ihm nicht gut zu gehen, er verändert seine Form, macht zitternde Bewegungen, schließlich ist er nur mehr eine formlose schwarze Masse, die wild im Raum herumgeworfen wird. Der Raum selbst – also der Mann – spürt diese Bewegungen, als würde etwas in seinem Körper herumfahren. Man sieht etwa, wie die Masse von einem Schlot eingesaugt und als Dampf wieder ausgespuckt wird und Ähnliches mehr.
Mit der Zeit bekommt der dunkle Raum helle Risse, der Raum – der Mann – kann durch diese Risse aus sich selbst herausschauen und bemerkt, dass dieser Raum das Innere seines Körpers ist und er immer noch an der Seite der Frau einen Bürgersteig entlang geht, so als wäre das Loch im Boden nie gewesen und als wäre das Kind dort nie hineingefallen und er diesem nie gefolgt. Er ist nun also wieder der Mann, neben ihm die Frau, das Kind fehlt jetzt: es ist in seinem Inneren. Die Frau hat plötzlich einen riesenhaften Ritterhelm auf dem Kopf mit Federbusch und heruntergeklapptem Visier. Die Umgebung wirkt jetzt mittelalterlich. Wie sie um eine Ecke kommen, sehen sie ein riesiges Bauwerk: eine Stiege, die ganz weit nach oben führt und oben sitzt wie auf einem Thron eine Gottheit mit einem riesigen, leuchtenden Nimbus. Zuerst ist oben nur der Nimbus zu sehen, erst später zeigt sich, dass da eine göttliche Gestalt in Menschenform sitzt. Sie halten am Fuß der Stiege an und blicken ehrfürchtig zu der Gestalt nach oben. Hier vor dieser Gottheit wird nun der Frau von unsichtbaren Kräften der Helm ausgezogen, auch der übrigen Kleidung wird sie entledigt. Der Mann ist plötzlich ebenso nackt. Der Mann trägt nun die Frau die Stufen hinan. Als sie vor den Thron kommen, ist dort keine menschliche Gestalt mehr, nur mehr ein riesiges kreisrundes Licht, in das hinein sie nun wie in einen Tunnel gehen. Später reiten sie auf Tieren in diesem Licht.
Der Mann wird sich seines Imaginierens bewusst: er liegt also in seinem Bett. Er imaginiert die reale Situation des Imaginierens. Der Unterschied zur Realität: die Wände des Zimmers sind voller Baugerüste. Die Vorstellung dieser Baugerüste fühlt sich unerklärlicherweise höchst angenehm an, der Mann verweilt einige Zeit bei diesen Baugerüsten. Mit der Zeit bewegt er sich in diesen Gerüsten herum. Schließlich bemerkt er, dass diese Baugerüste im Inneren des römischen Kolosseums stehen, das hier vielleicht gerade gebaut wird. Er blickt hinunter auf die Arena: vielleicht finden dort bald dramatische Tierhetzen statt. Die Erwartung erfüllt sich nicht. Er kommt ans Ende der Baugerüste und steigt auf die steinernen Sitzreihen. Diese sind verwahrlost und grasbewachsen, er bemerkt, dass er gar nicht im Kolosseum, sondern in irgendeinem kleineren, ausgegrabenen römischen oder griechischen Theater sich befindet. Anstelle der Arena sieht man nur dunkles Gemäuer, durch den Blick von oben hat es etwas Labyrinthhaftes. Plötzlich entdeckt der Mann, dass die dort befindliche schwarze Dunkelheit die formlose schwarze Masse ist, in die sich der Dino-Junge in seinem Inneren verwandelt hatte. Für kurze Zeit glaubt er auch den Minotaurus zu sehen, aber nein, es ist diese schwarze Masse von vorhin. Wieder kann er diese Masse spüren. Diesmal ist sie nicht in seinem Inneren, sondern zieht sich wie eine zweite Haut über seinen Kopf und seine Schultern, bis sie schließlich den größten Teil seines Körpers umschließt. Er versucht nun, diese Masse mit Licht zu durchdringen. Als das nicht gelingt, nimmt er anstelle des Lichts Liebe, durchdringt die schwarze Masse also mit Liebe. Irgendwie – vielleicht sind hier Erinnerungslücken oder Sprünge – ist die schwarze Masse dann wieder der kleine Junge. Er wechselt oft seine Gestalt und ist schließlich wieder eher reptilienartig, zeitweise hat er auch Züge eines schwarzen Pinguins. Diesmal ist es nicht die Szene mit der Mutter und dem Faden (s.o.), sondern die mit dem Vater und dem Fahrrad. Der Vater steht hinten, während der Junge seine ersten Treter mit dem Fahrrad macht. Dann fährt er sehr hektisch herum. Der Mann, der das ganze wie in einem Film sieht, schaut zu und lässt den Jungen fahren. Zunächst um den Park herum, dann in die Stadt hinein, schließlich kommt der Junge hinauf bis zur K. Hütte im Wienerwald und hinauf auf den dortigen Aussichtsturm. Aber auch hier hält es ihn nicht, er fährt nun quer durch die umliegenden Wälder, der Mann sieht alles vom Aussichtsturm aus und ist etwas unschlüssig. Den Jungen gewaltsam anhalten möchte er nicht, da er merkt, dass es für den Jungen die ersten autonomen Schritte sind. Er stellt sich die Frage, wie es dem Jungen geht. Er spürt: es geht ihm nicht gut. Er ist auf der Flucht. Er lässt ihn also weiterfahren, spürt aber, dass das keine Lösung ist, da der Junge in gleichbleibender Intensität herumfährt wie eine Maschine, die man aufgezogen hat. Schließlich bringt er den Jungen dazu, vom Fahrrad abzusteigen und auf seinen eigenen Füßen zu stehen, da das erst echte Autonomie ist. Der Junge hat vom vielen Fahren ganz zittrige Beine und er hat heftige Schwindelanfälle, da er den ruhigen Boden nicht gewohnt ist, bis jetzt hatte er immer in den hektischen Fahrbewegungen geschwankt. Dem Jungen wird übel und er muss erbrechen. Gleichzeitig spürt der Imaginierende ein ‚Herzklopfen’ im Brustkorb – vielleicht Kontraktionen, die mit dem Erbrechen zusammenhängen? Der Junge erholt sich jedenfalls schließlich, und der Mann spaziert mit ihm ruhig durch die Gegend. Der Junge genießt das ruhige Schreiten, es fühlt sich sehr gut an. Sie spazieren durch die Lobau und schließlich im Lainzer Tiergarten.


RE: die reise - carl - 22.11.2012

8. Die Quelle

Sie gehen auf einer Wiese, plötzlich zeigt sich vom Waldrand her ein Wildschwein. Es kommt herbei, das Kind entfernt sich etwas vom Mann, ist nun auf der Wiese. Das Wildschwein zertrampelt das Kind, bis nur noch ein formloses, plattes Etwas auf dem Boden liegt. Der Vorgang fühlt sich überraschenderweise gut an, entspannend. Als nur mehr dieses formlose Etwas auf dem Boden klebt, entspringt aus den Resten des Jungen eine klare, sprudelnde Wasserquelle. Der Mann steht bei der Quelle. Das Quellen fühlt sich sehr gut an, leicht und lebendig. Der Mann spricht das Wildschwein an. Er fragt, wer es sei. „Ich bin Wut und Kraft.“, sagt das Wildschwein. Eine Zeit lang schwebt im Raum, das Wildschwein Wut-Und-Kraft könnte auch den Mann zertrampeln, aber dadurch, dass es zu einem Gespräch gekommen ist, wird das Wildschwein immer sanfter. Es hat ein Feuer in sich, das aber durch die schwere, dunkle, feuchte Körpermasse im Zaum gehalten wird, denkt der Mann. In diesem Moment fängt das Wildschwein zu brennen an: kleine Flämmchen zeigen sich am Äußeren seines Körpers. Plötzlich öffnen sich die Seiten des Tiers, so als wären da Deckel gewesen, und das Feuer entströmt dem Körper, dabei nimmt es Züge von Wasser an, obwohl es zugleich Feuer bleibt. Durch diesen Vorgang des Feuerentweichens ist aus dem Wildschwein ein Widder geworden, der ruhig dasteht. Der Mann wendet sich wieder der Quelle zu. Er fragt sich, wie es der Quelle – dem Jungen – geht. Die Erinnerung taucht auf, wie sich der Junge erbrochen hat. Das Quellen der Quelle ist diesem Erbrechen verwandt. Nun bemerkt der Mann, dass sein Körper von kleinen, züngelnden Flämmchen umgeben ist.


RE: die reise - carl - 27.11.2012

9. Amina

Der Mann verwandelt sich in einen Brunnen. Vorne ragt eine Wasserleitung aus ihm heraus und Wasser strömt an die Stelle, wo die Quelle ist. Es fühlt sich ein wenig so an, als würde der Mann an diese Stelle urinieren. Die Quelle, die jetzt mehr eine durch den Brunnen verursachte Pfütze ist, hat eine unangenehme Ausstrahlung. Der Widder kommt heran und versucht davon zu trinken, muss sich aber wieder abwenden und verschwindet. Kurze Zeit später kommt von vorne ein geflügeltes Pferd heran, ein Pegasus, und versucht dasselbe, mit demselben Resultat. Schließlich entschließt sich der Brunnen selbst, in die Pfütze einzutauchen. Er neigt sich nach vorne und verschwindet, jetzt wieder menschliche Gestalt annehmend, kopfüber in der Pfütze, die sich als tiefes Gewässer erweist. Zunächst ist dieses Eintauchen sehr unangenehm, der Mann sinkt immer tiefer und hat das Gefühl, hier in diesem etwas trüben, dämmerigen Wasser sterben zu müssen. Zugleich beschließt er aber auch, diese Situation aushalten zu wollen. Er erblickt schließlich ein kleines Licht wie von einer Öllampe, das in all dieser Trübheit eine angenehme Ausstrahlung hat, und nähert sich ihm. Das Licht kommt aus einer Art Grotte, die sich in einem kleinen, spitzigen Felsen am Grund des Wassers befindet. Vor diesem Licht kniet ein Mönch, der eine große Kutte anhat und eine Kapuze so über den Kopf gezogen hat, dass man ihn nicht erkennen kann. Der Mönch nimmt dann aber doch die Kapuze ab und es zeigt sich darunter nicht ein Mann, sondern eine junge, wunderschöne Frau: Amina. Der Mann taucht zu Amina hin und sie beginnen sich zu küssen, dabei entfernen sie sich von der Grotte, sich immerwährend küssend. Eine wunderbare Harmonie herrscht zwischen den beiden. Schließlich tauchen sie aus dem Wasser auf und finden sich vor der steinigen Küste einer Insel wieder, wo sie an Land klettern. Es stellt sich heraus, dass es sich bei dieser Insel um dieselbe Insel handelt, wo der Mann die gefangene Hornissenkönigin befreit und der Skarabäus mit der älteren Frau Hochzeit gefeiert hatte. Ähnlich wie beim ersten Mal kommen nun wieder die schwarzen Männer und führen die beiden ins Landesinnere, zu jener Stelle, wo die eben erwähnten Ereignisse stattfanden, zum Sitz ihres Stammes. Der Skarabäus und die ältere Frau befinden sich immer noch an derselben Stelle, aber sie sind jetzt versteinert oder mumifiziert. Offenbar sind sie gestorben und hier aufgebahrt. Der Mann und Amina werden nun auf Sitze gesetzt und zu König und Königin des Stammes ausgerufen. Es wird dann ausgelassen gefeiert.


RE: die reise - carl - 03.12.2012

10. Der Krieg mit den Hornissen

Der Stamm beschließt einen Kriegszug gegen die Hornissenkönigin. Der Mann als Oberhaupt des Stammes soll den Kriegszug anführen. Er verabschiedet sich von Amina und zieht mit den Kriegern in den umliegenden Dschungel. Es geht eine Weile durch dichten Dschungel, schließlich gelangen sie zu einer etwas lichteren Stelle, wo sich Fluggeräte befinden, die aussehen wie riesige Seifenblasen. Alle steigen in ein solches Gefährt ein und fliegen in die Höhe. Zunächst sieht man noch die Landschaft unten, aber sehr schnell ist man im Weltraum und nähert sich einem feurigen Planeten, dessen Oberfläche zum Teil schwarz, magmaartig, zum Teil feurigrot ist. Es ist dies das Reich – der Planet – der Hornissen. Noch bevor die Männer den Planeten erreichen, werden sie schon von ausschwärmenden Hornissen angegriffen, denen es sehr leicht fällt, mit ihren Stacheln die dünne, transparente und weiche Membran der Fluggeräte zum Platzen zu bringen. Einzig der Mann, der König, schafft es wie durch ein Wunder bis zum Planeten. Er befindet sich in dessen Inneren und kann zunächst nur Feuer um sich herum erkennen, bis schließlich aus dieser Feuerwand eine Gestalt tritt, zunächst nur undeutlich als die Hornissenkönigin erkennbar. Es zeigt sich bei ihrem Näherkommen, dass die Hornissenkönigin menschliche Gestalt hat, man müsste eigentlich sagen: übermenschliche, denn sie ist von außerordentlicher, göttlicher Schönheit. Sie steht dem Mann gegenüber, der Mühe hat, ihren Reizen zu widerstehen. Sie dehnt sich dann zu riesenhaften Proportionen aus und steht wie ein riesiges Standbild vor dem Mann, der versucht ist, sie wie eine Göttin anzubeten. Später hat sie wieder menschliche Größe, der Mann widersteht erfolgreich der erotischen Versuchung, indem er auch immer wieder an Amina denken muss.
Das Bild verblasst und der Mann befindet sich, so als wäre er gerade aus einem Traum aufgewacht, in einem Bett mit einer Frau, die ganz real und realistisch wirkt, also nichts „Phantastisches“ an sich hat, aber dennoch vom Aussehen her eine Mischung aus Amina und der Hornissenkönigin zu sein scheint, eine etwas gewachsene und gereifte Amina, wie dem Mann vorkommt. Das mit weißer Bettwäsche bezogene Bett steht in einem Raum mit sehr vielen Topfpflanzen, vielleicht ist die Frau, bei der er sich befindet, eine Gärtnerin. Die Frau schläft und liegt seitlich abgewandt neben ihm, halb mit der Decke zugedeckt. Der Mann betrachtet sie, streicht ihr vielleicht sogar über die Seite und empfindet eine tiefe Melancholie, später aber genießt er die große Stille hier, die einen Gegensatz zur hektischen Kriegswelt von vorhin bildet. Das Ticken einer runden Wanduhr macht die Stille nur noch hörbarer und der Mann empfindet eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit.
Inzwischen ist die Hornissenkönigin plötzlich mitten im Stammessitz aufgetaucht und beginnt ein Liebesspiel mit Amina. Dabei zeigt sich, dass sie ein Mann, eine Art Sonnenkönig, ist. Um ihren – seinen – Kopf ist ein goldener Nimbus. Er schläft mit Amina, mitten im Zentrum, umgeben von Stammesmitgliedern. Beide – auch Amina, die sich kaum gewehrt hat – sind sehr leidenschaftlich, die Szene hat eine starke erotische, zugleich aber auch eine ängstigende Ausstrahlung.
Auch der Mann schläft nun mit der Frau im Bett, es ist fast so, als würde sich dasselbe jetzt auch auf menschlicher Ebene abspielen, nur irgendwie ruhiger, „menschlicher“.
Auf der Insel sind inzwischen die anderen Hornissen angelangt, es zeigt sich, dass sie gar keine Hornissen sind, ihre Panzer sind Soldatenrüstungen, in denen menschliche Gestalten stecken. Es kommt nun zur Bemühung, die schwarzen Männer des Stammes zu Frauen zu machen, um eine allgemeine „Hochzeit“ herzustellen, aber es „stimmt“ nicht, die Schwarzen wehren sich sozusagen gegen die ihnen vom Imaginierenden zugedachten Rolle. Später ist es dann umgekehrt, die Hornissensoldaten sind Frauen – es gelingt nun, eine Szene herzustellen, in der die Schwarzen mit den Hornissensoldatinnen eine quasi mystische Hochzeit feiern, aber es bleibt das Gefühl, dass hier der Imaginierende im Sinne einer Harmonisierungstendenz „künstlich“ eingegriffen hat – das Bild vermag nicht vollends zu befriedigen.
Währenddessen haben Mann und Frau im Zimmer ihr Liebesspiel beendet, sie sind zur dem Bett gegenüberliegenden Wand gegangen, wo sich eine Betbank zum Niederknien befindet, haben sich niedergekniet um zu beten, dabei sind sie zur Wand hin gerichtet, wo sich nun – vielleicht infolge des Gebets – in einem Spiegel oder einem an der Wand hängenden Bild eine Frau in blauem Mantel – die Himmelskönigin – zeigt. Sie wird größer, das heißt, sie kommt aus dem Bild oder Spiegel heraus, es ist dann aber nicht mehr die Himmelskönigin, sondern der blaue Planet, die Erde, wie sie im Weltraum schwebt bzw. dann aus dem Bild heraus mitten in den Raum schwebt, über den Köpfen der Betenden. Es herrscht eine sehr ruhige, andächtige Stimmung.


RE: die reise - carl - 15.12.2012

11. C.

Plötzlich bemerkt der Mann, wie in der Tür zum Zimmer C. steht und ihn anschaut. Sie weint und wirkt zugleich verzweifelt und wütend. Der Mann weiß, dass er schuld an ihrem Zustand ist und empfindet große Reue dafür, wie er sie in der Vergangenheit behandelt hat. Er bittet sie um Vergebung, doch sie will davon nichts hören und bewegt sich weg von ihm, auf das Bett. Der Mann wendet sich ihr dort zu und fühlt sich sehr schlecht. In seiner verzweifelten Reue reißt er sich sein Herz aus der Brust und reicht es C. hin, um ihr das Ausmaß seiner Reue zu zeigen, aber auch das vermag nichts an der emotionalen Situation zu verändern. C. ist nun mehr eine Art Baby, das in einem auf dem Bett liegenden Behälter, einem Schaff aus Metall, liegt. Er schmiert das Baby mit dem Blut seines Herzens ein im vagen Gefühl, das könnte etwas an der Situation ändern. Er fühlt währenddessen das Loch, das nun anstelle seines Herzens ist, was sehr schmerzhaft ist. Aber auch das ändert nichts, eher im Gegenteil, das Baby sieht nun wie ein unförmiger, blutiger Fleischklumpen aus. Dann öffnet sich der Klumpen, als wäre er ein Behälter, und heraus kommt ein braunes, längliches, kantholzförmiges Wesen mit nur leicht angedeutetem Kopf, das unruhig im Raum auf und ab springt. Es ist nicht möglich, irgendwie Kontakt mit diesem Wesen aufzunehmen, es springt schließlich durch ein Fenster hinaus in eine triste Stadtlandschaft, wo es verschwindet.


RE: die reise - carl - 16.12.2012

12. Der Baum

Der Mann blickt auf das Bett, wo sich noch der „Behälter“ befindet. Dieser sieht jetzt aus wie ein Krater, ein kleiner Vulkan aus Fleisch und Blut, in dessen Mitte als Krater ein schwarzes Loch im Bett ist. Er geht hin und blickt in dieses schwarze Loch, schließlich taucht er ein und befindet sich in einem leeren Raum. Eigentlich handelt es sich nicht einmal um einen leeren Raum. Es gibt außer der Wahrnehmung des eigenen Körpers rund um diesen gar keine Wahrnehmung, weder Licht noch Dunkelheit – oder doch: eine Art bräunliches Nichts. Der Mann schwebt darin und empfindet außer den Körpersensationen nichts.
Schließlich wird er einer riesenhaften Frauengestalt gewahr. Sie trägt einen knielangen Rock – das ist das einzige, was er erkennen kann, denn die Frauengestalt ist dermaßen riesig, dass sich nach oben sowie nach unten hin der Körper jenseits des Blickhorizontes verliert. Der Mann befindet sich immer weiter unten und er bemerkt, dass sich plötzlich um die Frau ein weitläufiger Wald aus dunklen Nadelbäumen, wahrscheinlich Fichten, gebildet hat. Die Frau selbst hat sich in einen riesengroßen Baum verwandelt, der so groß ist, dass nur der unterste Teil seines Stammes sichtbar ist, der aus dem Wald ragt. Die Waldbäume bewachsen die aus dem Boden ragenden Wurzelstränge des großen Baumes wie die Flanken eines Berges.
Der Mann befindet sich nun am Fuße dieses "Bergbaums", als vom Wald her ein kleines Männchen, offenbar ein Zwerg, näherkommt. Das Männchen wirkt freundlich. Als der Mann signalisiert, gerne in die umliegenden Wälder zu gehen auf der Suche nach neuen Abenteuern, entgegnet ihm der Zwerg mit einem Kopfschütteln, wobei er verschmitzt lächelt, dass das der falsche Weg sei und er stattdessen den riesigen Baum erklettern solle. Er hat auch Kletterausrüstung dabei, wenigstens je ein kleines Beil für sie beide – der Zwerg möchte den Mann offenbar begleiten. Der Mann, im Gefühl, dass der Zwerg recht hat, willigt ein und sie machen sich daran, den Baum zu erklettern, welcher allerdings dermaßen groß ist, dass es vollkommen aussichtslos erscheint, jemals in seine Krone gelangen zu können. Am Anfang geht es ganz gut voran, da die Baumrinde unten sehr rissig ist, was viele Anhaltspunkte liefert. Sie müssen eigentlich gar nicht klettern, da die Borken große Vorsprünge und geschützte Schachte bieten. Bald jedoch kommen sie an einen Bereich, wo die Rinde äußerst glatt ist. Ein Vogel, von der Art her ein kleiner Singvogel, aber, entsprechend den riesigen Ausmaßen des Baums ebenfalls riesenhaft vergrößert, greift nun die beiden an. Offenbar will er sie wie Insekten aus der Baumrinde herauspicken. Die beiden versuchen, sich hinter der letzten Borke vor dem glatten Bereich zu verbergen und zu schützen, aber der Vogel ergreift schließlich den Zwerg mit seinem Schnabel und frisst ihn noch in der Luft. Der Mann, nun allein, versucht den Weg fortzusetzen, sieht aber keine Möglichkeit, weiter hinauf zu gelangen. Schließlich entdeckt er am Ende der letzten Borke eine runde, hölzerne Tür im Baum. Er klopft an und heraus kommt ein riesiger, schwarzer, äußerst bedrohlicher Käfer. Er versucht ihn anzusprechen, der Käfer signalisiert aber einfach nur, dass er den Mann fressen wolle.

Der Mann, der hier keine konstruktive Fortsetzung mehr für möglich hält, beschließt, die Zeit etwas zurückzudrehen: der Zwerg ist wieder da und sie gelangen wieder zu der hölzernen Tür. Wieder kommt ein schwarzer Käfer heraus, diesmal ist er aber freundlich und geleitet sie ins Innere seiner Wohnung. Diese besteht aus einem Raum, in dem zwei kleine Bettchen stehen. Er lädt sie ein, etwas hierzubleiben und sich auszurasten. Der Mann blickt sich um und bemerkt zunächst, dass der Raum keine Öffnungen oder Fenster aufweist. Schließlich erblickt er aber doch, auf der der Tür gegenüberliegenden Seite, eine runde Öffnung, durch die das helle Tageslicht von draußen zu sehen ist. Rechts neben dieser Öffnung windet sich eine Treppe weiter hinauf. Der Mann und der Zwerg gehen nach einem kurzen Aufenthalt in der Käferwohnung diese Treppe weiter hinan, die bald nach draußen führt. Hier, auf der gegenüberliegenden Seite des Baumes, ist die Rinde weiterhin borkig, und die Treppe windet sich durch die von den Borken gebildeten Vorsprünge weiter nach oben, bis sie wieder zu einer runden, hölzernen Tür gelangen, in der abermals ein schwarzer, freundlicher Käfer wohnt, der sie hereinbittet. Es spielt sich so ziemlich dasselbe ab wie beim ersten Mal.

Als sie wieder über eine Treppe hinaus ins Äußere des Baumes gelangen, bemerkt der Mann, dass sie sich schon sehr weit oben befinden: der den Riesenbaum umgebende Wald ist nur noch als eine schwärzliche Fläche sichtbar, die sehr, sehr weit unten ist. Dennoch haben sie noch nicht einmal die untersten Äste des Riesenbaumes erreicht. Über ihnen ragt allerdings ein kleines, abgebrochenes Stückchen eines Ästchens aus dem Baum. Sie erreichen also langsam den Bereich der Äste. Der Zwerg hat auch ein Seil dabei, wie sich jetzt herausstellt, und klettert, dieses um den Leib gebunden, behänd voraus, bis er auf dem abgebrochenen Ästchen zu sitzen kommt, wo er das Seil befestigt, mit dessen Hilfe nun auch der Mann nachkommen kann. Von hier an zeigen sich, in immer kürzeren Abständen, weitere Äste, immer kräftigere, längere und von grünen Nadeln – der Riesenbaum ist also ein Nadelbaum – bewachsene Äste. Das Fortkommen wird immer leichter, das Seil brauchen sie bald nicht mehr. Auf einem der Äste übernachten sie, gebettet von den grünen, noch frühlingsweichen Nadeln am äußeren Ende des Astes.

Am nächsten Tag gewahrt der Mann etwas weiter oben ein in die Äste gebautes Vogelnest, wie der Vogel vorher entsprechend der Baumgröße proportioniert. Er denkt, dass dieses Nest möglicherweise dem bedrohlichen Vogel gehören könnte und nimmt sich vor, besonders vorsichtig an dem Nest vorbeizuklettern. Als sie daran vorbei sind und er auf es hinunterblicken kann, sieht er, dass es offenbar ein verlassenes Nest ist, denn es ist leer. Die Äste werden nun immer dichter, man hat bereits den Kronenbereich des Baums erreicht. Der Stamm ist nun sehr dünn geworden, doch plötzlich bricht er ab: die Spitze des Baums muss irgendwann einmal abgebrochen sein, vielleicht durch einen Blitzschlag. Der Zwerg klettert weiter, um ganz auf diese abgebrochene Spitze zu gelangen, der Mann folgt ihm. Oben angelangt, erinnert die Spitze an ein zackiges Gebirge, die Holzfasern ragen jäh in die Luft wie ein Schrofengebirge.

Der Mann fragt den Zwerg, was sie nun hier sollen, es wirkt nicht so, als wäre hier etwas Besonderes, das den langen Aufstieg rechtfertigen würde. Der Zwerg antwortet nicht, sondern lächelt nur verschmitzt. Dadurch, dass die Spitze abgebrochen ist, gibt es keine freie Sicht auf das Umland, da manche Äste gleich hoch oder sogar noch höher als diese „Spitze“ liegen, dennoch geben sie immer wieder in den Bewegungen, die sie im leichten Wind machen, den Blick frei. Dieser Blick ist überwältigend. Man sieht weit ins Umland und ist unglaublich hoch über der Landschaft. Die Empfindung dieser Höhe und dieses – wenn auch immer wieder durch die Äste verdeckten – Ausblicks erzeugt ein euphorisches Gefühl im Mann. Die beiden sitzen nun auf dieser Spitze und genießen einfach diese Höhe und diesen Ausblick.

Währenddessen wird es Abend, die Sonne versinkt rot im Horizont, was wieder eine ganz eigene Schönheit offenbart. Schließlich ist es Nacht und die Sterne leuchten am Himmel, was hier auf dieser Höhe abermals ein ganz besonderes Erlebnis ist. In dieser Nacht nun entdeckt der Mann ganz entfernt am Horizont Lichter, die auf menschliche Behausungen hindeuten. In ihm erwacht eine Sehnsucht, dorthin zu gelangen, aber er scheut den langen und gefährlichen Abstieg vom Baum. Der Zwerg aber schafft wieder Abhilfe: Es zeigt sich, dass er nicht nur Beile und ein Seil, sondern auch zwei Bündel mitgenommen hat, in denen sich Drachenflieger befinden. Er baut sie zusammen, und als es Morgen ist, hat er sie am äußersten Ende eines der obersten Äste, im weichen Grün der noch frischen Nadeln aufgestellt und mit Seilen festgemacht. Die von leichtem Wind bewegte Morgenluft fühlt sich sehr gut und belebend an, der Mann und der Zwerg halten sich am Gestänge der Drachenflieger fest, während die Äste, auf denen sie befestigt sind, im Wind auf und ab wogen, die beiden wogen mit, was ein sehr angenehmes Gefühl ist. Schließlich durchtrennt der Zwerg mit einem Messer die Seile, und mit dem nächsten Aufwogen der Äste heben die beiden in die Lüfte ab und fliegen davon.

Das Ziel ist die menschliche Behausung am Horizont, aber der Mann ist so überwältigt von dem schönen Fluggefühl, dass er dieses Ziel fast vergisst und lieber einige Runden in der Luft dreht. Der Zwerg scheint nichts dagegen zu haben, er lächelt und scheint sich mit dem Mann, für den dieses Flugerlebnis etwas ganz Neues ist, zu freuen. Die Gegend besteht aus einem bis in alle Horizonte reichenden Wald, der sich auf hügeligem Gelände dahinstreckt. Schließlich erinnert sich der Mann doch an sein ursprüngliches Ziel und beginnt, in Richtung der menschlichen Behausungen zu fliegen. Als sie in deren Nähe kommen, dreht der Zwerg lächelnd ab und fliegt nach rechts in eine andere Richtung davon. Es scheint, als habe er seine Mission nun erfüllt und als müsse der Mann nun aus eigener Kraft weitermachen.

Der Mann betrachtet die Häuser, sie wirken sehr einfach, etwas orientalisch, aus weichem Gestein mit runden, glaslosen Fensteröffnungen, eng hineingebaut in das Gelände eines Hügelhangs. Er sucht nach einem geeigneten Ort zur Landung und entdeckt schließlich eine größere Wiese unterhalb des Dorfes. Sein Nahen hat offenbar die Aufmerksamkeit der dort lebenden Menschen erregt, denn auf der Wiese hat sich schon ein kleiner Auflauf gebildet. Der Mann landet und fühlt sich der Situation ausgeliefert – er weiß ja nun nicht, ob diese Menschen freundlich gesinnt sind oder nicht. Sie scheinen es aber zu sein, denn als er gelandet ist, kommt der Bürgermeister dieses Dorfes an ihn heran und begrüßt ihn mit einem Handschlag. Dann gehen alle – der Mann in ihrer Mitte – hinauf zum Dorf, wo man ihm sogleich eines der Häuser zum Wohnen anbietet. Der Bürgermeister weist auf die Schwelle und der Mann tritt ein. Das Innere des Hauses ist nicht sonderlich einladend: der Boden besteht einfach aus dem Hang des Hügels, es ist die natürliche Erde. Es gibt keine ebene, glatte Fläche als „Boden“. Auch verfügt der Raum kaum über eine Einrichtung.
Während sich der Mann so umsieht, erinnert er sich plötzlich an Amina und eine fast unerträglich starke Sehnsucht nach ihr erfasst ihn. Er tritt aus dem Haus, vor dem immer noch der Bürgermeister mit ein paar anderen wichtigen Leuten aus dem Dorf steht, und obwohl gerade ein Fest zu seinen Ehren vorbereitet wird, teilt er dem Bürgermeister mit, dass er den Ort sogleich wieder verlassen müsse, da er sich nach Amina sehne. Ob sie wüssten, wer sie sei, fragt er die Leute. Diese teilen ihm mit, dass sie das allerdings wüssten. Amina sei die Königin des Reiches, in dessen Grenzgebiet sich dieser Ort befinde. Es sei ein großes Reich, das Amina gemeinsam mit dem Sonnenkönig regiere. Der Mann vermutet, dass der Sonnenkönig jene göttliche Lichtgestalt ist, in die sich die Hornissenkönigin verwandelt hatte. Diese Lichtgestalt hatte ja auf der Insel mit Amina die Hochzeit vollzogen, und jetzt haben sie offenbar gemeinsam dieses riesige Reich gegründet.

Obwohl Amina dadurch in unerreichbare Höhen entrückt erscheint, macht sich der Mann dennoch auf den Weg zu ihr. Man weist ihm den Weg auf einer Mauer von der Art der chinesischen Mauer, auf der sich eine breite, mit großen Steinen gepflasterte Straße befindet. Der Mann geht, in der Hoffnung, irgendwann die Hauptstadt des Reiches zu erreichen, wo er Amina und den Sonnenkönig vermutet. Der Weg erweist sich allerdings als sehr lang. Die Mauer und die Steine wirken sehr alt, antik, was eine schöne Atmosphäre verbreitet, so als würde man sich zwischen alten römischen Ruinen bewegen, wie auf dem Forum Romanum in Rom. Plötzlich merkt der Mann, dass sich die Landschaft verändert hat: zur Rechten der Mauer ist alles gleich geblieben – ausgedehntes, grünes, freundliches, hügeliges Land –, während zur Linken gar keine Landschaft mehr sichtbar ist, nur ein Meer aus gleißendem Licht. Die Mauer ist also offenbar eine Grenzmauer, die das Land von diesem formlosen Licht trennt. Wie er weitergeht, bemerkt er, dass diese Grenze nun in ihm selbst verläuft: seine linke Körperhälfte besteht aus diesem Licht, während die rechte noch menschlich gestaltet ist. Der Mann springt von der Mauer nach rechts in das Land, dennoch bleibt diese Grenze, die durch seinen Körper verläuft. Er springt wieder auf die Mauer und weiß nun nicht so recht, was er tun soll. Dass er die Hauptstadt erreichen könnte, daran glaubt er nicht mehr, es scheint, als würde er immer auf dieser Grenze bleiben müssen.

Doch dann erkennt er, dass er Amina und den Sonnenkönig schon längst erreicht hat. Sie haben nicht mehr menschliche Gestalt, sondern der Sonnenkönig ist das gleißende Licht, während Amina die dunkle Erde ist. Er betrachtet die Landschaft innerhalb der Grenzmauern, ihre heilige, ruhige Stimmung. Er sieht die vielen feinen farblichen Abstufungen in ihr und ihm wird klar: diese ganze Vielfalt der Farben ist nur möglich, weil sich Licht und Erde vereinigen. Je nach dem Anteil Aminas und des Sonnenkönigs erscheinen verschieden helle Farben. Das große Reich, das Amina und der Sonnenkönig gegründet haben, ist nichts anderes als ihre beständige Hochzeit. Diese Erkenntnis lässt seine Sehnsucht nach Amina und auch seine Resignation angesichts deren Verbindung mit dem Sonnenkönig, die ein Zusammenkommen mit ihr unmöglich zu machen scheint, verschwinden, und es bleibt nichts als eine religiöse Ehrfurcht vor dem, was er hier erkannt hat. Er setzt sich in den Boden auf der diesseitigen Seite der Mauer, mit dem Rücken an diese gelehnt, und betrachtet seine Umgebung. Er nimmt jedes Detail wahr, etwa die verschiedenen Blättchen der kleinen, grünen Pflanzen und Gräser um ihn herum, die vielen Schattierungen des Grüns, und ein großes, ruhiges Glücksgefühl breitet sich in ihm aus. Er lässt es eine Weile zu, dass nichts geschieht. Dann fällt ihm ein, dass er kurz daran gedacht hat, zu Amina zu beten, um sie dadurch dazu zu bewegen, ihm in menschlicher Gestalt entgegenzutreten, aber er verwirft diesen Gedanken wieder. Er denkt zurück an die jüngsten Ereignisse und merkt zu seinem Unbehagen, dass er die auf dem Weg liegenden Probleme – der abgebrochene Riesenbaum, das Haus ohne Boden – mehr oder weniger ignoriert hat, und es entsteht in ihm das Bedürfnis, den Weg wieder zurückzugehen, um diese Probleme, wenn irgend möglich, zu lösen.

Er springt also wieder auf die Mauer, um den Weg zurück zu gehen. Dadurch, dass er sich jetzt in der entgegengesetzten Richtung bewegt, ist nun die andere, die rechte Körperhälfte dem Licht zugewandt, wodurch sich nun auch diese in Licht verwandelt, sodass er bald ein körperloses Lichtwesen ist – was sich sehr angenehm anfühlt. Er kommt bald wieder an den Grenzort, wo sich die Menschen, an denen er vorbeikommt, sofort, wenn sie seiner ansichtig werden, vor ihm auf den Boden werfen. Sie halten ihn für den Sonnenkönig. Er ignoriert die Menschen und bewegt sich auf das Haus zu, in welchem man ihn einquartieren wollte, und in es hinein. Drinnen erfüllt sich der Raum mit seinem Licht und die Wände erstrahlen hell und offenbaren eine kathedralenhafte Schönheit. Der Mann überlegt, was er bezüglich des „Bodenproblems“ machen könnte, aber da er keinen Körper hat, kann er nichts anderes tun als nur zu strahlen. Durch die Strahlen seines Lichts wachsen auf dem kahlen Boden schnell etwa 15 Zentimeter hohe Blümchen mit weißen, kleinen Blüten in der Form von Vergissmeinnicht. Der Mann hat das Gefühl, hier nicht mehr tun zu können, und obwohl die Blumen sehr schön sind und der Boden dadurch weich und einladend geworden ist, hat er das Gefühl, der Sache nicht wirklich auf den Grund gekommen zu sein. Er bewegt sich wieder hinaus und fliegt auf den Riesenbaum zu in der Hoffnung, dort mehr ausrichten zu können. Er hofft auf die Möglichkeit, dass, wenn das Problem mit dem Riesenbaum erst gelöst sein würde, das vielleicht das eigentlich zugrundeliegende Problem ist, sich dann automatisch auch das „Hausproblem“ mitlösen könnte. Aber auch beim Baum ist seine Körperlosigkeit ein Hindernis. Er kann nichts anderes tun als den Baum zu umfliegen und von allen Seiten zu betrachten, um vielleicht eine Erklärung für die abgebrochene Spitze zu finden. Irgendwo müsste ja der abgebrochene Teil zu finden sein, wenn ihn nicht jemand oder etwas forttransportiert hat. Er bemerkt schließlich, dass der abgebrochene Teil auf dem Boden liegt, ganz vermoost und überwachsen ist – und dass der Riesenbaum genau darin seine Wurzeln geschlagen hat. Der Baum wächst also aus seiner eigenen Spitze, ist in seiner eigenen Spitze verwurzelt. So etwas kann eigentlich nicht möglich sein. Aber es ist so. Da der Baum in seiner eigenen abgebrochenen und im Boden vermodernden Spitze wurzelt, ist es ihm möglich, aus dieser Spitze genau jene Nährstoffe und Substanzen zu ziehen, die es ihm ermöglichen, die abgebrochene Spitze oben wieder nachwachsen zu lassen. Der Mann bemerkt, dass die Zacken der Bruchstelle schon gerundet sind und nicht mehr so scharf, wie sie es bei seinem ersten Besuch mit dem Zwerg waren, und dann geht es sehr schnell: ziemlich plötzlich steht der ganze Baum da. Er ist nun doppelt so hoch – höher als der Mann erwartet hat – und ragt weit in den Himmel, bis in die Wolkendecke hinein und wohl darüber hinaus.

Der Mann sieht nun eine Gestalt, die an „Gollum“ aus „Herr der Ringe“ erinnert, an diesem Stamm hochklettern, hält diese Figur aber für einen bloßen Ersatz dafür, dass er selbst aufgrund seiner Körperlosigkeit nicht hinaufklettern kann. Ein bloßes Hochfliegen an die Spitze erscheint ihm zu einfach, er hat das Gefühl, sich diesen Aufstieg wie beim ersten Mal durch eigenes Klettern, Bestehen von Gefahren und Aushalten von Anstrengungen verdienen zu müssen, weshalb er selbst versucht, eine festere Gestalt anzunehmen. Es gelingt ihm auch, vier Glieder zu entwickeln, mit denen er – er sieht jetzt aus wie ein Insekt oder ein kleines Reptil – hochkrabbeln kann, während sein „Körper“ allerdings immer noch lichthaft ist. Er gelangt in den Bereich der Wolken und schließlich erreicht er die Spitze, die mitten in eine Wolkendecke hineinragt, ohne diese zu überragen. Der Mann setzt sich der Spitze auf, als wäre er ein Weihnachtsstern und der Baum ein Weihnachtsbaum.

Wie er da so sitzt und sich etwas albern dabei vorkommt, erreicht nun auch jene gollumartige Gestalt die Baumspitze. Aus der Nähe erweist sie sich als eine riesige Spinne oder Zecke. Das Tier hat die Absicht, den Mann zu fressen. Dieser bietet dem Tier an, ihm längerfristig zu helfen, das könnte ihm nützlicher sein als ein einmaliges Mahl, auf das ja doch nur wieder Hunger folgen würde. Dem Tier leuchtet das ein, es verhält sich nun friedlich. Der Mann gibt ihm aus einer Feldflasche, die er am Gürtel befestigt hat – er hat jetzt offenbar wieder menschliche Gestalt, seine Kleidung ist nun aber archaischer, vielleicht jägerartige Kleidung aus Leder oder Fellen – zu trinken. Die Flasche enthält eine weiße, milchartige Flüssigkeit, die Spinne saugt daran wie ein Säugling aus einer Milchflasche, es tut ihr sichtlich wohl, ihr Körper saugt sich voll wie der einer Zecke, die Blut saugt. Der Mann überlegt dann, wie er der Spinne weiterhin helfen könnte. Was würde passieren, wenn sie wieder hungrig würde? Er hat keine klare Antwort, ahnt aber, dass in dem menschlichen Dorf eine Lösung zu finden sein könnte.

Plötzlich geht ein Rumoren durch den Baumstamm, und aus seiner Spitze tritt in einer großen Fontäne eine schwarze, dickflüssige, an Erdöl erinnernde Flüssigkeit aus, die die Umgegend mit einer todbringenden Schwärze bedeckt. Der Mann muss sofort an Amina denken, denn sie muss ja diese Schwärze sein, ist sie ja das Gegenstück zum Licht des Sonnenkönigs. Er umfasst mit seinen Armen den Baumstamm und ruft beschwichtigend: „Amina! Amina!“ Tatsächlich beruhigt sich nun der Baum und die schwarze Flüssigkeit versiegt wieder. Dabei spürt er wieder die alte Sehnsucht nach ihr, ihm ist, als würde er sie umarmen.

Er beschließt schließlich, mit der Spinne den Baum herunterzusteigen, um das Dorf aufzusuchen. Noch bevor er sich – etwas unlustig, da es ein weiter Weg sein würde – aufmacht, kommt von unten ein weiteres Tier heraufgeklettert. Es ist ein kleines, unruhiges Äffchen. Das Äffchen bleibt in der Nähe des Mannes und der Spinne / Zecke, wie sie beginnen, Ast für Ast den Baum herunterzusteigen. Bald erweist sich die Spinne als hilfreich: sie lässt sich mit einem Spinnfaden an einem Ast herunter, der Mann hält sich an ihr fest, das Äffchen sitzt ihm auf der Schulter. Auf diese Weise sind sie innerhalb kürzester Zeit unten am Boden angelangt. Aber immer noch ist der Weg ins Dorf weit. Seufzend macht sich der Mann mit seinen beiden Begleitern zu Fuß auf den Weg.

Es geht durch Wald, es zeigen sich noch keine Wege, bis sie zu einer Art Schneise kommen, deren Boden grasbewachsen ist. Schließlich gelangen sie an einen Fluss, an dessen Ufer ein kleines Boot auf sie zu warten scheint. Sie besteigen das Boot und fahren flussabwärts, der Fluss müsste nahe dem Dorf vorbeiführen. An der Stelle, die der Mann für die dem Dorf naheste hält, ist ein Landungssteg. Sie legen dort an, und ein mit quer angebrachten Rundhölzern ausgelegter Weg führt in Richtung des Dorfes. Bald kommen ihnen zwei, drei Männer entgegen, die ihnen offenbar entgegengeschickt wurden und die sie nun hinauf ins Dorf begleiten. Der Weg windet sich in Serpentinen den Hügel hinan und schon bald erreichen sie die ersten Häuser.

Vor einem der Häuser sitzt der Bürgermeister. Dem Mann fällt jetzt auf, dass der dunkle, gepflegte Anzug des Bürgermeisters (überhaupt sind die meisten Männer wie gepflegte, moderne Geschäftsmänner gekleidet und frisiert) in merkwürdigem Kontrast steht zu den eher verwahrlosten und kaum eingerichteten Häusern. Der Mann, zunächst unschlüssig, ob er es erzählen soll, teilt dem Bürgermeister schließlich mit, dass er die Lichtgestalt war, die ins Dorf gekommen ist, worauf der Bürgermeister ein trauriges Gesicht macht und ihn zum Haus, das man ihm gewiesen hatte und in dem er auch als Lichtgestalt war, führt. Der Mann blickt in dessen Inneres und sieht, wie die Blumen alle verwelkt sind und einen ungeheuren Gestank verbreiten. Denn als die Lichtgestalt das Haus verlassen hatte, konnten die Blumen ohne Licht nicht weiterleben. Die Spinne beginnt aber nun, die Blumen mit großem Eifer zu fressen, bis der Boden wieder ganz kahl ist. Dabei verwandelt sie sich in eine weiße Kugel, die auf der Seite, wo der Eingang ist, regungslos verharrt. Vom Eingang an steigt der Boden, der ja ein Teil des natürlichen Hangs ist, nach hinten hin steil an. Der Mann hat das Gefühl, irgendetwas tun zu sollen, und fragt den Bürgermeister, ob es eine Schaufel gebe. Der Bürgermeister geht aus dem Haus und kommt bald mit einer Schaufel zurück. Der Mann beginnt nun, mit der Schaufel einen ebenen Boden zu graben, die Erde schaufelt er durch den Eingang aus dem Haus. Er gräbt sich immer weiter zur hinteren Wand durch, als in der Erde plötzlich etwas wie ein Kanonenrohr erscheint, aus dem wieder schwarze Flüssigkeit, offenbar dieselbe wie vorher aus dem Baum, austritt, dazu auch schwarzer Rauch, sodass bald nichts mehr zu sehen ist. Sofort denkt der Mann wieder, dass Amina dahinterstecken muss, und er versucht sie anzusprechen. „Warum machst du das?“ – „Du sollst das nicht tun.“, sagt nun die Stimme Aminas. Der Mann macht aber weiter, und es zeigt sich, dass das Rohr zu einem alten Ofen gehört. Er richtet es, als der Ofen so ziemlich freigelegt ist, auf, und es erweist sich als eine Art Schornstein.

Links und rechts neben dem Ofen gräbt er weiter, als auf der linken Seite plötzlich ein Hohlraum zum Vorschein kommt, in dem sich eine Art altes Gespenst befindet, ganz grau, eine Mischung aus einer Fledermaus, einer Hexe und einer Eule. Dieses Wesen ruft nun sinnlose Silben in einer heiseren Stimme, springt im Raum umher und landet schließlich auf der weißen Kugel, wo sie sitzen bleibt. Während all dieser Arbeiten klettert das Äffchen rastlos in den weißen, alabasterartigen Wänden herum.

Der Raum ist nun fast vollständig freigelegt, aber der Mann ist immer noch nicht zufrieden. Da der Boden einfach aus Erde besteht, macht alles immer noch einen sehr schmutzigen Eindruck. Er versucht, mit einem Reisigbesen noch mehr Ordnung zu schaffen, kurz überlegt er auch, den Boden mit Teppichen auszulegen, was er wieder verwirft. Das Ergebnis bleibt jedenfalls unbefriedigend, der Raum macht einen schmutzigen Eindruck und verbreitet eine große Unruhe, die auf den Mann übergeht und ihn schließlich resignieren lässt.


RE: die reise - carl - 20.12.2012

13. Das steinerne Herz

Der Mann beschränkt sich nun zunächst darauf, einfach im Raum umherzusehen, ohne etwas Bestimmtes zu tun. Vielleicht zeigt sich ja irgendwann eine Möglichkeit, irgendwie weiterzukommen, aber es tut sich zunächst nichts. Plötzlich kommt es zu einem weitläufigen Erdbeben, das zum Kamin umfunktionierte Rohr droht wieder umzufallen und etwas schwarze Flüssigkeit tritt wieder aus. Der Mann spürt, dass dasselbe gerade auch mit dem Riesenbaum passiert. Er befürchtet apokalyptische Ereignisse und versucht, die Erde zu beschwichtigen, zuerst, indem er sie wieder mit „Amina“ anruft, was diesmal aber nichts zu bringen scheint, dann, und das mit größerem Erfolg, indem er sich auf die Erde wirft und sich in ihrem Schmutz wälzt. Er suhlt sich mit der Zeit richtiggehend darin, als wäre er ein Schwein, und ist schließlich ganz mit schwerem, dunklem Lehm bedeckt. Dadurch beruhigt sich die Erde wieder.

Nun ist zwar diese Gefahr abgewendet, aber mit dem Raum ist man immer noch nicht weitergekommen. Der Mann wendet sich nun an den Bürgermeister, der auch unschlüssig im Raum herumsteht, um Hilfe, und dieser ergreift nun auch eine Schaufel, und gemeinsam schaufeln sie weiter. Der Mann hat die Vermutung, unterhalb des jetzigen Bodens seien weitere Räume freizulegen. Es entsteht die Vorstellung in ihm, dass die vermeintlichen kleinen Häuser dieser Siedlung nur die obersten Kuppen einer riesigen Tempelanlage sind, und diese Hoffnung motiviert ihn weiterzugraben. Zunächst scheint sich diese Vermutung zu bestätigen: Die Wände, an denen weiter abgegraben wird, scheinen sich nach unten zu verlängern, doch das erweist sich als Täuschung. Es stellt sich schließlich sogar heraus, dass diese Wände eigentlich auch nur aus Erde bestehen, es gibt gar keinen Unterschied zwischen Wand und Nichtwand, die Schaufel trifft überall auf weiche Erde, auch dort, wo Wand sein müsste. Schließlich fallen die Wände sogar in sich zusammen.

Der Mann blickt zum Bürgermeister, doch dieser hat sich unerwartet in einen menschengroßen schwarzen Käfer verwandelt. Auch alle anderen Bewohner dieser Siedlung sind nun solche Käfer, und sie umringen mit bedrohlichen Gebärden den Mann. Zuerst glaubt er, dass er wieder einmal gefressen werden möchte, doch auf sein Fragen hin stellt sich heraus, dass sie ihn einfach nur töten wollen. Sie haben eine unbändige Wut auf ihn. Was er ihnen getan habe, fragt er. Er könne fliegen und sie nicht, erhält er zur Antwort. Als er bei seinem ersten Besuch angeflogen kam, hatten sie ihn schon gehasst, aber sie hatten sich verstellt und sich in Menschenform gezeigt, um ihn nicht misstrauisch werden zu lassen. Deshalb auch diese irdenen Häuserattrappen: ein reines Täuschungsmanöver, denn die Käfer leben eigentlich direkt in der Erde, in einem riesigen unterirdischen Bau aus unzähligen Tunneln und Gängen.

Der Mann macht ihnen nun klar, dass sie als Käfer doch über Flügel verfügen. Augenblicklich spreizt nun jener Käfer, der sich als Bürgermeister ausgegeben hat, seine Flügel, und eine Welle von Dankbarkeit kommt nun dem Mann seitens des Käfers entgegen. Die Käfer hatten bis jetzt einfach noch nie daran gedacht, dass sie selbst Flügel haben. Alle anderen Käfer entfalten nun auch ihre Flügel und summend erheben sie sich in die Lüfte. Ein riesiger Käferschwarm aus menschengroßen Käfern schwirrt nun recht lange in der Luft herum, der Mann, erleichtert und die Dankbarkeit der Tiere spürend, setzt sich auf den Boden und schaut zufrieden zu.

Nach einer Weile landen einige der Käfer, die sich nun genug ausgetobt zu haben scheinen, wieder, darunter der „Bürgermeister“, der nun auf den Mann zukommt und sich noch einmal bei ihm bedankt. Er hat teilweise wieder Menschenform angenommen, hat jedenfalls einen menschlichen Kopf, während seine Flügel jetzt aussehen, als hätte er einen schwarzen Frack an.

Während noch viele Käfer weiter in der Luft herumschwirren, wendet sich der Mann nun dem grauen „Gespenst“ zu. Dieses hüpft unruhig zwischen den Ruinen der Hausattrappe herum und wirkt sehr traurig. Es zeigt sich, dass es traurig ist, weil es auch gerne fliegen möchte, es aber nicht kann. „Da haben wir zwei ja etwas gemeinsam.“, meint der Mann. Er hat nicht das Gefühl, dass er der Gestalt in irgendeiner Weise helfen kann, das einzige, was er tun kann, ist, ihr sein Mitgefühl entgegenzubringen. Währenddessen ist das Äffchen immer ruhiger geworden und hockt die meiste Zeit über auf der Schulter des Mannes.

Irgendwie hat der Mann das Gefühl, dass die Lösung für das Problem dieser Gestalt in der weißen Kugel liegen könnte, er weiß aber nicht, was er mit dieser anstellen könnte. Eine Zeitlang rollen die Käfer – es scheint sich bei ihnen um Skarabäen zu handeln – die Kugel wie einen Mistball auf dem Boden herum, doch diese Tätigkeit scheint kein wirkliches Ziel zu haben, es tut sich mit der Kugel auch nichts weiter. Dennoch hat der Mann das Gefühl, dass die Käfer über ein tieferes Wissen bezüglich dieser Kugel verfügen als er, und der „Bürgermeister“ scheint ihm schließlich bedeuten zu wollen, er solle die Kugel einfach nur ruhig beobachten, was der Mann dann auch tut.

Er setzt sich auf den Boden und betrachtet ruhig die Kugel. Eine ganze Weile tut sich gar nichts, doch schließlich bemerkt er, wie sich die Kugel allmählich vergrößert, zuerst ganz unmerklich, schließlich mit immer höherer Geschwindigkeit. Bald würde sie den Himmel verdunkelt haben, hätte nicht schon lange die Abenddämmerung eingesetzt und wäre es dadurch nicht ohnehin schon dunkel gewesen. Die Kugel erreicht schließlich Ausmaße eines Berges und droht den Mann und die Käfer zu erdrücken. Schließlich erdrückt sie tatsächlich den Mann, der über sich nur noch die Kugeloberfläche spürt und nichts mehr sieht. Das Äffchen ist noch bei ihm, auch die graue Gestalt, die nun ein kleiner, länglicher Stein geworden ist, den der Mann in der Hand hält.

Es zeigt sich nun, dass im Boden unzählige Vertiefungen sind, in einer davon befindet er sich, wodurch er von der Kugel nicht eigentlich erdrückt wird. Bei diesen Vertiefungen handelt es sich um die Höhleneingänge eines riesigen unterirdischen Baus, den die Käfer eigentlich bewohnen. Der Mann möchte zwar dort ausharren, aber von weiter unten in der Erde sieht er ein flackerndes, gemütliches Licht, und einer der Käfer kommt nun herauf und möchte ihn bewegen, mit ihm in die Tiefe zu kommen.

Der Mann gibt schließlich nach und folgt mit dem Äffchen, den Stein in der Hand, dem Käfer. Es geht durch dunkle Gänge, bis man zu einer Art unterirdischer Lichtung gelangt. Es ist eine Art unterirdische Wiese im Dämmerlicht, das Licht scheint durch eine besonders dünne Erdschicht von oben durchzudringen, an den Rändern sind feine Pflanzenwurzeln zu sehen, die in die Lichtung von seitlich und oben hineinragen. Die Kugel muss sich inzwischen weiter vergrößert haben, denn nun bricht sie teilweise durch die dünne Decke in diese Lichtung hinein.

Ihre Größe und Schwere erzeugt ein unerträgliches Gefühl, doch dann öffnet sie sich wie eine Lotusblume und offenbart eine himmlische Welt: ein sanftes, überirdisches Leuchten, aus dem Jesus Christus in einer leuchtenden, verklärten Gestalt tritt. Er ist dort nicht allein, Engel oder seine Apostel scheinen sich auch darin zu befinden, aber ihre Gestalten bleiben sehr unbestimmt. Christus tritt auf den Mann zu und lächelt ihn an, wobei er eine himmlische Liebe ausstrahlt. Der Mann darf nun die geöffnete Lotusblume betreten und spürt eine himmlische Glückseligkeit. Vor allem vom Zentrum der Lotusblüte geht ein unglaubliches Wohlgefühl aus. Der Mann blickt in dieses Zentrum, kann aber eigentlich nichts Klares erkennen, nur, dass dort das Licht am intensivsten ist.

Der Mann gibt Christus nun den grauen Stein, dieser betrachtet ihn liebevoll und küsst ihn schließlich, was ein wohltuendes Gefühl sowohl beim Mann als auch, wie der Mann intuitiv weiß, beim Stein selbst auslöst. Der Stein wird von Christus liebevoll im himmlischen Licht dieser paradiesischen Welt gleichsam gebadet, es kommt aber trotz des wohltuenden Effektes zu keiner wesentlichen Veränderung.

Voll Mitgefühl sagt Christus (ohne dabei mit dem Mund zu sprechen): „Das wird eine lange Weile dauern.“ Er gibt den Stein schließlich dem Mann zurück, und dieser spürt nun, was er zu tun hat: Er muss mit dem Stein in die Mitte der Lotusblume gehen. Er bewegt sich nun rückwärts in dieses Zentrum, vor sich die sich von ihm entfernenden Gestalten, von denen aber nur Christus – und das Äffchen, das bis jetzt stillschweigend mitgekommen ist, jetzt aber offenbar zurückbleiben muss – deutlich erkennbar sind. Je weiter nun der Mann sich in dieses Zentrum hineinbewegt, desto größer werden die Glücksgefühle in ihm, auch wenn er zugleich das Spannungsgefühl des Steins spürt. Den Stein hält er schließlich nicht mehr in der Hand, sondern dieser ist in sein eigenes Zentrum, an die Stelle, wo sein Herz sein müsste, gerückt. Er erkennt: dieser Stein ist sein eigenes Herz. Er hat ein steinernes Herz, das der Heilung bedarf.

Obwohl der Mann rein äußerlich-räumlich gesehen schon längst das Zentrum erreicht haben müsste, geht es immer weiter, und das heilende Gefühl wird weiter intensiver – er hat das Zentrum also immer noch nicht völlig erreicht. Das Licht, das ihn umgibt, wird immer heller, bis es schließlich zwar ganz weißlich, aber auch kälter wird. Der Mann blickt sich nun um und erkennt, dass er zu den gegenüberliegenden Lotusblütenblättern gekommen ist, er hat das Zentrum also bereits durchschritten.

Hier auf der anderen Seite der Blumen sind keine anderen Wesen zu erkennen oder zu spüren, das Licht wird fahler und schließlich steht der Mann zwischen zwei spitz zulaufenden Blütenenden wieder auf dunkler Erde außerhalb der Blume. Die Blume mit all ihren himmlischen Wesen schließt sich nun zu einer riesigen, kapernförmigen Knospe und löst sich einesteils in nichts auf, wobei sie die äußere Hülle in versteinerter Form in der Dunkelheit zurücklässt. Es bleibt also eine Art steinernes Skelett der Knospe übrig, mit vielen Öffnungen und einem riesigen, dunklen Hohlraum. Der Mann fühlt, dass Heilung stattgefunden hat, aber auch, dass er immer noch das steinerne Herz mit sich trägt, welches schmerzt.

Immer noch leidend, aber doch dankbar für die stattgefundene Linderung seines Leidens, setzt er sich auf den Boden und blickt ins Weite. Am Horizont sieht er die letzten Reste der Sonne untergehen. Plötzlich hat er den Impuls zu einer weiteren Handlung: Er legt sich auf den Boden und spürt eine tiefe Liebe zur Erde. Er liegt auf dem Bauch und drückt sein Herz gegen den Boden. Dann hat er das Gefühl, er müsse der Erde sein Herz zurückgeben. Er nimmt das steinerne Herz in die Hand und legt es auf die steinerne Struktur der ehemaligen Knospe. Das erzeugt ein unheimlich wohltuendes Gefühl, so, als würde etwas an seinen angestammten Platz zurückkehren. Immer wieder verändert er die Position des Steines, bis dieser schließlich „einzuklinken“ scheint und nun ein Teil der steinernen Struktur ist.

Das Fehlen des steinernen Herzens in seinem Körper hat eine wohltuende, erleichternde Wirkung, aber es durchströmt ihn nun auch eine tiefe Traurigkeit und Melancholie. Einige der schwarzen Käfer, die nun auch wieder da sind, merken diese Traurigkeit und berühren den Mann mit ihren Insektenarmen mitfühlend auf dem Rücken. Der Mann setzt sich dann auf und die Käfer zeigen ihm, was vor ihm liegt: Der Boden der weitläufigen Waldgegend hat sich inzwischen teilweise geöffnet und man blickt in ein großes, weites, grünes, aber dunkles und halb unterirdisches Tal, in dem immer wieder Käfer zu sehen sind, die friedlich ihrer Wege ziehen. Es handelt sich um die zuerst völlig unterirdische Welt der Käfer, die nun teils – durch die entstanden Öffnungen im Boden – sichtbar geworden ist. Die Käfer bedeuten dem Mann, ohne es aussprechen zu müssen, dass das das Ergebnis dessen ist, was der Mann gerade durchgemacht hat. Obwohl der Mann immer noch traurig ist, spürt er jetzt, dass er nicht nur für sich, sondern auch für die Käfer etwas geleistet hat. Für die Käfer ist er so etwas wie ein Held geworden. Er muss lächeln, doch auch an Christi Worte denken, die er nun auf seine Traurigkeit bezieht: „Das wird eine lange Weile dauern.“


RE: die reise - carl - 22.12.2012

14. Der Abstieg

Nachdem der Mann so eine Weile dagesessen ist, beschließt er, die neu entstandene Welt der Käfer zu erkunden. Er macht sich also auf den Weg in das halb unterirdische Tal, das vor ihm liegt. Ein in Stein gehauener Weg führt ihn aber nicht geradeaus, sondern nach rechts hin, sodass er in die rechts liegenden Hänge des Tals, die eigentlich mehr aus Felswänden bestehen, gerät. Die Käfer scheinen eine Art Industriekultur etabliert zu haben: überall ragen rauchende Schornsteine aus dem schwarzen Talboden. Der Weg führt schließlich mehr abwärts, bis er von einem tiefen, runden Schacht, einem Loch im Boden, unterbrochen wird. Der Mann beschließt, in diesen Schacht hinabzusteigen.

Er bewegt sich über eine in den steinernen Rand des runden Schachts gehauene Treppe steil nach unten. So geht es eine Weile, bis er auf die Oberfläche jener schwarzen, erdölartigen Flüssigkeit, die ihm schon vorher zweimal – einmal auf der Spitze des großen Baums und einmal beim Ausgraben des Schornsteins in der Käferstadt – begegnet ist, trifft. Der Schacht scheint also eine Art Brunnen zu sein. Der Mann hält hier kurz inne und beschließt dann kurzerhand, weiter nach unten zu gehen, also in die schwarze Flüssigkeit hinein. Diese erweist sich als schwer und ölig, wie sie sich um seine Kleider und seinen Körper legt. Wie der Mann darin immer tiefer einsinkt, überkommt ihn ein wohliges Gefühl, zugleich aber auch eine Schwere. Wie er dann ganz in dieser Flüssigkeit ist, kann er nichts mehr erkennen, nur eine schwere Schwärze umgibt ihn. Sein Tastsinn ermöglicht es ihm aber, die Treppen weiter hinab zu gehen, während er sich an der Felswand entlang tastet. Es geht immer weiter so, mit der Zeit verliert die Flüssigkeit um ihn von ihrer Schwere, es stellt sich auch wieder eine, freilich trübe, Sicht ein.

Die Umgebung wirkt ein wenig wie eine Unterwasserwelt. Er bewegt sich nun nicht mehr spiralförmig nach unten wie bisher, sondern an einem steinernen, leicht abwärts führenden Kamm entlang. Dieser ist eigentümlich gebildet: eine Art Grat, aber mit Löchern wie Fenster durchsetzt. Diese Öffnungen verleihen der Steinformation eine numinose Atmosphäre. Schließlich mündet der Kamm in eine weite, dunkle Ebene, die den Charakter eines tiefen Meeresgrundes hat. Zeitweise geht der Mann nun direkt auf diesem Boden, neben dem nur noch flach aus dem Boden ragenden Kamm entlang. Der Kamm endet schließlich und mündet in eine „Stadt“ aus Felsformationen, die säulenartig, aber doch naturentstanden wirken. Er bewegt sich zwischen diesen Formationen hindurch in der Erwartung, auf irgendetwas zu treffen – aber es tut sich nichts. Der Ort scheint völlig verlassen zu sein.

Am anderen Ende der „Stadt“ werden die Steinformationen säulenartiger und bilden eine Art Allee. Der Mann beschließt, dieser „Allee“ zu folgen. Die Umgebung hat immer noch Unterwassercharakter, zugleich aber wirkt die Landschaft auch wüstenartiger. Es konnte sich um Meeresboden oder aber um Sanddünen handeln. Der Weg windet sich durch die Landschaft, die in manchen Augenblicken auch begrünt und freundlich erscheint. Mit der Zeit ist es so, dass rechts vom Weg sich eine Landschaft mit Vegetation erstreckt, während links weiterhin eine kahle Meeresboden- bzw. Wüstenlandschaft liegt. Der Weg macht schließlich eine Biegung nach links, wobei ein einfacherer Weg (ohne Allee) weitergeradeaus führt: eine Abkürzung hin zu einer anderen Allee, die spiegelbildartig auch eine Biegung macht und irgendwo links mit der Allee, auf der der Mann geht, v-förmig zusammentrifft.

Der Mann muss nun entscheiden, welchen Weg er nehmen will, und er entscheidet sich schließlich dafür, die Linksbiegung mitzumachen, vor allem deshalb, weil er am linken Horizont, wohin dieser Weg führt, eine bevölkerte Stadt auszumachen glaubt. Er folgt nun also weiter dem Weg und tatsächlich führt er ihn immer näher einer bevölkerten Stadt zu. Allerdings schiebt sich, als er schon sehr nahe ist, eine tiefe Schlucht zwischen ihn und die Stadt. Sein Weg führt ihn nun den linken Rand dieser immer tiefer und breiter werdenden Schlucht entlang, während drüben die Stadt mit ihren Menschen zu sehen ist. Es ist schließlich abzusehen, dass dieser Weg gar nicht in die Stadt, sondern nur an ihr vorbei und in eine ganz andere Gegend führt.

Der Mann möchte sich nicht so einfach geschlagen geben und beschließt, die Schlucht zu durchklettern, um zur Stadt zu gelangen. Das Unternehmen scheint freilich aussichtslos. Zwar sind die Wände der Schlucht nicht so unzugänglich, wie sie auf den ersten Blick geschienen haben, es führt sogar zeitweise eine Art Steig hinab, doch die Schlucht erweist sich als unheimlich tief. Immer wenn der Mann glaubt, sich nun dem tiefsten Punkt zu nähern, öffnet sich hinter dem nächsten Felsvorsprung eine weitere, noch tiefere Kluft. Auch wird es immer düsterer um ihn. Schließlich kommt er aber doch unten an, wo sich das nächste Hindernis entgegenstellt: ein reißender, offenbar stark Hochwasser mit sich führender Fluss, der laut und in wilden Wasserkaskaden durch die felsige Rinne donnert.

Eine Zeit lang ist der Mann ratlos, erwägt dann, in dieses Wasser hineinzuspringen und zu schauen, was dann passiert, doch das wagt er dann doch nicht. Plötzlich sieht er einige Meter flussaufwärts ein über den Fluss gespanntes Seil. An diesem hantelt er sich über den Fluss. Durch sein Gewicht hängt das Seil in der Mitte so weit durch, dass er mit dem Unterleib in die reißenden Fluten eintaucht, es gelingt ihm aber schließlich, sich ans andere Ufer zu hanteln.

Nun geht es auf der anderen Seite steil bergauf. Diese andere Wand wirkt zunächst schwieriger – der Felsen ist zunächst glatter und bietet weniger Möglichkeiten, sich festzuhalten –, doch es führen abwechselnd Stufen und ein Weg, beide in recht gutem Zustand, hinauf, sodass er recht schnell zum gegenüberliegenden Rand der Schlucht kommt. Bei den letzten Metern sieht der Mann, wie eine Wohnung in die Felswand hineingebaut ist – eine Tür und Fensteröffnungen dieser „Höhlenwohnung“ sind erkennbar. Der Mann fragt sich, ob die Menschen ihm feindlich oder freundlich gesonnen sein werden. Jenseits des Randes erstrecken sich nun breite Fahrwege, mit Ochsen oder Pferden bespannte Wagen werden von antik gekleideten Menschen (griechischer oder römischer Stil) diese Wege entlanggeführt. Die Wagen scheinen Handelswaren zu transportieren. Es scheint sich hier um ein Handelszentrum zu handeln. Die Menschen sind ihm weder feindlich noch freundlich gesinnt, sie ignorieren ihn ganz einfach. Der Mann bewegt sich weiter in diese Stadt hinein, die sich länglich an der Schlucht entlang zieht, und er bemerkt, dass auch die Architektur in Ansätzen an die griechisch-römische Antike erinnert, wenn auch alles im Vergleich dazu viel rudimentärer und primitiver wirkt. Er glaubt sogar eine Art Säulentempel mit einem davor liegenden Platz ausmachen zu können, und auf diesem einen Priester – er vermutet das, weil er einen Mann erblickt, der eine auffällig rote Kleidung trägt. Er überlegt, ob er mit diesem Mann Kontakt aufnehmen solle, aber da auch dieser überhaupt keine Notiz von ihm nimmt, lässt er es bleiben.

Er geht weiter, und als er ans Ende der Stadt kommt, findet er dort zu seiner Überraschung einen kleinen Bahnhof mit einem dort stehenden Zug vor. Das passt überhaupt nicht mit dem sonstigen antiken Charakter der Stadt zusammen, weshalb der Mann überlegt, ob er hier die Imagination im Sinne größerer Stimmigkeit manipulieren solle, was er am Ende doch nicht tut. Er steigt in den Zug ein und dieser, als hätte er nur auf ihn gewartet, setzt sich in Bewegung. Es geht nun durch wüstenartige Ebenen, zunächst bewegt sich der Zug weg von der Schlucht, um dann aber schließlich sich ihr wieder zu nähern. Dann fährt der Zug eine Zeit lang „in“ der Schlucht, auf einer Art beschienten, stark schwankenden Hängebrücke. Der Mann fragt sich, woran diese Brücke befestigt sein soll, da sich über der Schlucht nichts als der Himmel befindet. Vielleicht ist sie irgendwie über komplizierte Seilkonstruktionen mit den beiden Rändern der Schlucht verbunden. Schließlich befindet sich der Zug auf der anderen, der linken Seite, die Schlucht verflacht immer mehr und der in ihr fließende Fluss wird allmählich sichtbar. Er fließt hier sanfter und sein Wasser ist von einer angenehmen Bläue. Der Zug fährt in eine kleine Station – seine Endstation – ein und der Mann steigt aus.

Außer der Station sind hier sonst keine Anzeichen menschlicher Besiedlung, die Station steht völlig isoliert mitten in der Natur. Der Mann macht sich nun zu Fuß auf, dem Fluss weiter stromaufwärts zu folgen. Es geht eine Weile so zwischen Gebüsch und ausgedehnten Kiesbänken dahin, bis sich der Fluss plötzlich teilt. Das Wasser ist fast stehend und hat eine glatte, blaue Oberfläche. Der Mann schaut sich um und erkennt, dass er am Rand eines riesigen Moorgebiets steht, aus dem sich der Fluss speist. Labyrinthartig ziehen sich Wasserarme über eine weite Ebene, in dessen Mitte ein einzelner, als ein steiler Kegel spitz zulaufender Berg auszumachen ist.

Der Mann beschließt, diesen Berg aufzusuchen. Dazu muss er aber dieses Wasserlabyrinth durchqueren. Zunächst geht es ganz gut, doch dann kommt er an eine Stelle, wo es nicht mehr vermeidbar wäre durch das Wasser zu gehen. Just an dieser Stelle liegt aber ein kleines Ruderboot, in das er nun einsteigt und den Wasserarmen in Richtung Berg folgt. Kurz vor dem Berg wird das Land wieder dominanter und er wählt wieder den Landweg. Der Berg ist sehr steil, mit trockenem Gebüsch bewachsen und von kleinen Einschnitten übersät, dennoch kommt der Mann recht gut voran und ist in recht kurzer Zeit auf seinem Gipfel. Der Gipfel ist nicht ganz spitz, sondern weist in der „Spitze“ eine kleine Mulde auf, in der ein rotglühender Ball ruht. Das Glühen scheint zu pulsieren, was der Kugel den Eindruck von Lebendigkeit verleiht. Der Mann setzt sich daneben auf einen Stein und schaut in die Landschaft: auf allen Seiten eine weite Ebene mit labyrinthartig angeordneten Wasserarmen.

Dann hat er den starken Impuls, die rote Kugel mitzunehmen und mit ihr den Weg zurück nach oben anzutreten, was er dann auch macht. Er hat plötzlich eine über Schulter und Hüfte verlaufende Tragetasche, in der der Ball genau Platz hat. Er geht nun also denselben Weg wieder zurück und durchquert das Moor – allerdings fehlt ihm nun die Orientierung, wo sich der Fluss befindet. Es gibt nämlich, wie er jetzt bemerkt, mindestens drei Abflüsse aus dem Moor. Da es hier keine Sonne am Himmel gibt, ist es nicht möglich, sich zu orientieren. Der Mann befragt nun innerlich die Kugel nach dem Weg, und diese zieht ihn dann – er muss nun gar nicht mehr rudern – in die Richtung eines der Abflüsse. Dabei nimmt die Kugel keinerlei Rücksicht darauf, wo sich Wasser und wo Land befindet, sondern zieht den Mann in einer geraden Linie durch das Gelände, sodass das Boot oft mit lautem Krachen über Land gezogen wird.

Bald erreichen sie die Bahnstation, dann geht alles schnell: sie kommen in die Stadt, durch die Allee zur verlassenen „Stadt“, dann über den Felskamm hinauf, schließlich sind sie wieder in dem runden Schacht, der in spiralförmig angelegten Treppen hinauf führt. Der Mann ist schon gespannt, was passieren wird, wenn sie aus der schwarzen Flüssigkeit wieder herauskommen werden. Er hat dann bereits seinen Kopf über der Oberfläche dieser Flüssigkeit, wagt aber noch nicht so weit zu gehen, dass auch die Kugel hier herauf kommt, denn er hat das starke Gefühl, dass das irgendeinen starken Effekt haben werde. Er bleibt eine Weile so stehen und genießt die dünnere, frischere Luft hier oben. Er atmet ein paarmal tief ein und dann geht er weiter. Als die Kugel auch herauskommt, scheint sie auch ein paar „Atemzüge“ zu machen – sie dehnt sich aus und zieht sich wieder zusammen, und der Mann hat den Eindruck, als würde sie das genießen. Dann verwandelt sie sich in eine kleinere, kompakte, etwa kanonenkugelgroße steinerne Kugel von türkiser Farbe. Sie scheint nun von hoher Dichte zu sein. Der Ebenenwechsel hat offenbar diesen Gestaltwandel verursacht.

Der Mann befindet sich nun wieder in der „Käferwelt“, jedoch bemerkt er, dass sich die Käfer wieder in jene Männer in schwarzen Anzügen verwandelt haben. Ganz unpassend zu ihrer Kleidung sind sie mit Bauarbeiten beschäftigt, man sieht etwa etliche solcher Männer Schubkarren mit Schutt den Weg entlang führen. Der Mann kommt schließlich wieder an den Ort, wo sich der Rest jener Himmelsknospe mit Jesus befindet: ein ein kugelförmiges „Netz“ bildendes steinernes Gebilde. Er klettert auf dieses Gebilde und ganz oben, sozusagen an seinem Scheitelpunkt, befindet sich eine Öffnung, in die die türkise Kugel genau hineinpasst. Er setzt die Kugel dort ein und setzt sich so, dass sie sich genau zwischen seinen Beinen befindet. Nun streicht er mit den Händen über die Kugeloberfläche, durch die dadurch entstehende Reibung wird nun die ganze Umgegend in Schwingungen versetzt, die als Musik hörbar werden. Die Kugel ist nun sozusagen das Herzstück eines Musikinstruments, dessen Resonanzkörper die ganze umliegende Landschaft, vielleicht sogar die ganze Welt bildet.

Mit der Zeit fokussiert der Mann während seines Spiels mehr auf den großen Baum, der am Horizont zu sehen ist (siehe oben). Es ist nun so, dass die Schwingungen sich dort konzentrieren: der Baum insbesondere schwingt nun zu den Bewegungen auf der Kugeloberfläche.

Dann entsteht der Impuls, die Kugel dorthin zu bringen, dem der Mann schließlich folgt. Auf dem Weg dorthin verkleinert sich die Kugel weiter und setzt sich an die Stelle seines fehlenden Herzens – sie bildet jetzt sein Herz. Beim Baum angekommen, gewahrt der Mann einige Veränderungen: der Baum ist jetzt leichter zu besteigen, eine bequeme Treppe führt spiralförmig um den Stamm nach oben. Der Mann hat die Vorstellung, die Kugel auf die Spitze zu bringen und dieser aufzusetzen, aber dazu kommt es nicht, denn als er am leeren Vogelnest (s.o.) vorbeikommt, entsteht unwillkürlich die Vorstellung, die Kugel sei ein Ei, das in diesem Nest ausgebrütet werden soll. Er legt die Kugel also dorthin und zieht sich etwas weiter nach oben in den Baum zurück, um alles Weitere zu beobachten.

Tatsächlich kommt nach einiger Zeit ein Vogel angeflogen und setzt sich auf die Kugel. Der Vogel fliegt immer wieder weg, um aber wiederzukommen und die Kugel weiter auszubrüten. Das Ganze dauert Tage, vielleicht Wochen. Allmählich verändert die Kugel ihr Aussehen: sie wird heller, fahler und bekommt schwarze Flecken. Schließlich schlüpft etwas aus dem „Ei“, es ist aber kein Vogel, sondern eine weiße, schwarzgefleckte Schlange. Sobald sie das „Ei“ verlässt, windet sie sich spiralförmig den Baum nach oben. Als sie die Höhe des Mannes erreicht, scheint sie ihn – ohne das irgendwie wahrnehmbar auszudrücken – einzuladen, sich hinter ihren Kopf zu setzen und auf ihr zu „reiten“. So sitzt nun der Mann auf der Schlange, während es spiralförmig weiter nach oben geht.

Als die Schlange die Spitze des Baumes erreicht, die immer noch bzw. wieder abgebrochen wirkt, wobei das Innere des Stammes sich als Hohlraum erweist, hat der Mann die Vorstellung, die Schlange werde jetzt in dieses Loch eindringen und im Innern des Stammes sich nach unten bewegen – eine Vorstellung, die ein ungutes Gefühl in ihm erzeugt. Das geschieht denn auch nicht, sondern die Schlange spreizt plötzlich – zur Überraschung des Mannes – ihre Flügel und erweist sich damit als ein Drache. Der Mann rutscht etwas weiter nach hinten, sodass er sich auf Höhe der ausgebreiteten Flügel befindet, und der Drache fliegt los (er hätte das Gefühl gehabt, dass ihm bei einem Flug übel werden würde, wenn er vorne hinter dem Kopf bleiben würde). Und so reitet der Mann nun einen weißen, schwarzgefleckten Drachen, oder vielmehr: der Drache führt ihn durch die Lüfte.

Sie legen sehr schnell große Entfernungen zurück und nähern sich einem riesigen Gebirge. Man sieht gewaltige Steinformationen, riesige Gletscher – das Gebirge muss unermesslich hoch und gewaltig sein.


RE: die reise - carl - 07.01.2013

15. Die Gottesanbeterin

Sie fliegen auf einen besonders hohen und massiven Berg zu. Etwas unterhalb des Gipfels sieht man ein gelbes Leuchten. Es stellt sich bald heraus, dass hier ein großes Bergrestaurant in den Berg hinein gebaut ist. Von außen sieht man nur eine längliche Glasfläche – ein riesiges Fenster –, hinter der gelbe Lampen leuchten. Der Drache landet vor diesem Fenster auf einem kleinen Felsvorsprung. Der Mann steigt ab und entdeckt eine kleine, hölzerne Eingangstür, die über ein paar steinerne Stufen erreichbar ist. Schnell geht er durch diese Tür hinein, während der Drache draußen bleibt. Drinnen ist es halbdunkel, die gelben Lichter bringen wenig Helligkeit, die Luft ist stickig, alles ist eng, der Mann fühlt sich sehr unwohl.

Im hinteren Bereich ist eine Bar, hinter der ein Mann sitzt, der nicht sehr glücklich ausschaut. Der Mann setzt sich an einen der Tische beim Fenster, sofort kommt der andere Mann herbei und stellt ihm eine Tasse mit heißer Schokolade hin. „Du musst das trinken!“, meint er barsch. Dem Mann ist hier drin etwas übel und er möchte dieses schwere Getränk eigentlich nicht trinken. Deshalb fragt er: „Warum muss ich das trinken?“ – „Weil man trinken muss.“, ist die lapidare Antwort. Betrübt blickt der Mann aus dem Fenster. Er sieht, wie der Drache draußen auf dem Felsvorsprung sich zu einer Statue versteinert hat. Außerdem ist er deutlich kleiner geworden. Er scheint jetzt zur Restaurantdekoration zu gehören, eine Attraktion für Touristen. Der Mann überlegt, was er gegen die stickige Luft tun könnte, und beschließt, das Fenster einzuschlagen. Er zerbricht mit einem Schlag seines Ellbogens das Glas und sofort strömt kühle, frische Luft in den Raum. Da auch die Eingangstür offen ist, entsteht ein heftiger Luftzug. Der andere Mann geht nun aber zur Tür und schließt sie, worauf es sofort wieder stickiger wird, allerdings nicht mehr so wie vorher, da durch das Loch im Fenster immer noch etwas frische Luft hereinkommt.

Der Mann geht zur Tür und öffnet sie, worauf sich wieder der wohltuende Luftzug einstellt. Er führt den anderen Mann durch die Tür hinaus ins Freie. Draußen hat sich inzwischen der Drache weiter verkleinert und bildet nun eine Art Gallionsfigur von der Größe eines Mercedes-Sterns, der Felsvorsprung ist jetzt der Bug eines kleinen Schiffes, das auf einem Meer dahinfährt. Zugleich ist aber immer noch die Berglandschaft präsent, beide Bilder stehen gewissermaßen ineinander. Die frische Luft tut beiden gut. „Wohin fahren wir?“, fragt der Mann den anderen. „Nirgendwohin.“, ist die traurig gesagte Antwort. „Aber wenn wir ohnehin nirgendwohin fahren, warum suchen wir uns nicht ein schönes Ziel?“, fragt wiederum der Mann, ohne eine Antwort zu erwarten.

Er blickt sich auf dem Meer um. An einer Stelle des Horizonts ist ein helles, angenehmes Licht zu sehen. Darauf hält das Schiff nun zu, der Mann scheint es mental zu steuern, dabei nutzt er den kleinen steinernen Drachen vorne als eine Art Kompass: er achtet darauf, dass er immer im Licht zu sehen ist, ähnlich wie bei Kimme und Korn bei einem Gewehr. Je näher sie dem Licht kommen, desto stärker entfaltet dieses eine wohltuende Wirkung.

Schließlich kommen Lichter herangeschwebt, vielleicht sind es Lichtwesen. Zeitweise wirken sie wie die Hornissen, aber in einer verklärten Form. Sie durchdringen die Körper der Männer, aber auch das Boot und das riesige Gebirge, das gewissermaßen im Schlepptau des Bootes mitgezogen wird. Das Licht fühlt sich heilend an, zugleich lässt es die Männer aber auch ihre ganze Negativität spüren, die in diesem Licht stärker sichtbar wird. Sehr lange badet alles in diesem Licht. Der kleine Drache vorne scheint dem Mann zuzuzwinkern. Das ganze riesige Gebirge wird durch die Wirkung des Lichtes durchsichtig wie Glas, dadurch sieht man nun auch die Wurzeln der dort wachsenden Bäume im Boden. Schließlich schmilzt das ganze Gebirge, als wäre es aus Eis. Irgendwann schweben die Männer in die Luft in eine sich immer mehr verdichtende Lichtwolke, auch der Drache, wieder lebendig geworden, schwebt mit. Er braucht jetzt keine Flügel und hat wieder mehr das Aussehen einer Schlange. Irgendwann sind alle nur noch von Licht umgeben. Einmal scheint es, als würde eine Lichtgestalt auf den Mann zukommen, ein Gott mit Eulenkopf, die Form verschwimmt aber bald wieder. Dann sind sie wieder auf dem Boot, welches nun zu fliegen beginnt, der Drache ist allerdings nicht mehr dabei. Sie entfernen sich immer weiter vom Meer, bis sie schließlich sogar in den Weltraum gelangen, von wo aus sie die Erde als blauen Planeten betrachten.

Hier kommt es zu einem Szenenwechsel: Der Mann befindet sich wieder in jenem Raum, in dem er mit der Frau, die eine gereifte Amina darstellte, geschlafen und gebetet hat. Wieder kniet er auf einer zur Wand gerichteten Betbank, der blaue Planet von vorher schwebt über ihm. Er weiß, dass dieser Planet, die Erde, die Mutter Gottes ist, und betet zu ihr. Links neben ihm kniet womöglich auch die Frau, sie ist aber nicht sehr präsent. Er bittet die Mutter Gottes um Hilfe bezüglich seiner Probleme mit Frauen. Nach einer Weile reagiert sie damit, dass sie als der blaue Planet, als der sie erscheint, durch seinen Mund in seinen Körper eintritt, eine Weile in Herzhöhe verharrt, dann weiter sinkt in die Bauchgegend und schließlich auf der Höhe der Genitalien anlangt. Dort bewegt sie sich auf und ab und erfüllt diese Körperregion von innen mit blauem Licht. Nach einiger Zeit kommt Mars, der rote Planet, herangeschwebt und tritt in den Körper des Mannes ein. Auch er senkt sich auf Genitalhöhe ab und vermischt sich mit der Erde, wodurch ein violettes Licht entsteht.

Der Mann erhebt sich und hat das Bedürfnis, alle seine Frauenbekanntschaften durchzugehen. Alle die entsprechenden Frauen sind plötzlich im Raum anwesend und stehen mit ernster Miene vor ihm. Als erstes fällt ihm N. ein, ein Mädchen aus seiner Volksschulzeit, dem er eine Ohrfeige verpasst hatte, weil die Eltern ihn zuhause gehänselt hatten, er sei verliebt in sie. Er erinnert sich an ihr wunderschönes schwarzes Haar. Er entschuldigt sich bei ihr und sagt ihr, dass er sie liebe. Es entsteht das Bild, wie er als kleines Kind mit ihr zusammen in einem Park spielt und ihr einen Kuss gibt – was in Wirklichkeit nie stattgefunden hat. Dann muss er an ein Mädchen denken, das ihn – er wahr etwa vierzehn Jahre alt – bei einem Konzert die ganze Zeit anstarrte und nachher durch eine Freundin nach seinem Namen fragen ließ. Weil seine Mutter anwesend war, hatte er sich furchtbar geschämt und gemein auf sie reagiert. Auch sie bittet er nun um Verzeihung und umarmt sie. Es gelingt ihm aber nicht so gut, eine positive Verbindung zu ihr zu finden. Immerhin gesteht er ihr, dass er damals überfordert war. Dann muss er – die Chronologie und Vollständigkeit der Aufzählung aus den Augen verlierend – an M. denken. Er sieht sie vor sich an jenem unseligen Morgen, als er mit ihr aus heiterem Himmel Schluss gemacht hatte. Sie hatte damals bitter geweint. Auch ihr gesteht er, dass er heillos überfordert und einfach nicht fähig zu lieben war und bittet sie um Verzeihung. Dann W. – sie ist die zweite Frau (von zweien) in seinem Leben, der er eine Ohrfeige gegeben hat. Dieselbe Geschichte: heillose Überforderung. Er sagt ihr auch, dass sie zusammen ein schönes Paar abgegeben hätten, er aber einfach nicht fähig war zu lieben.

Hier wird ihm in aller Deutlichkeit bewusst, dass ihm intime Momente mit Frauen eigentlich immer unangenehm waren. Er hatte es gehasst, mit ihnen in einer intimen Situation zusammen zu sein und war eigentlich immer erleichtert, wenn er wieder allein sein konnte. Er kommt nun zu C. – auch ihr muss er gestehen, dass alle intimen Momente für ihn immer eine Tortur waren, dass er sie allerdings – im Unterschied zu allen Frauen vorher – benutzt hat, um doch eine Art von minimalem Liebesleben zu erreichen, was er für sein Selbstwertgefühl brauchte. Er bittet sie um Verzeihung für diesen Missbrauch, umarmt sie und merkt, wie vertraut sich diese Umarmung anfühlt (er war mit ihr schließlich über zehn Jahre lang zusammen gewesen). Trotz dieser Vertrautheit merkt er, dass er sie nun gehen lassen kann. Zuletzt K.: Er verstehe sie nicht und könne daher nur über sich selbst reden. Was immer sie für ihn empfinde (oder nicht empfinde), als Tatsache bleibt bestehen, dass auch mit ihr die intimen Momente ein Gräuel für ihn sind. Er spürt eine gewaltige Leere und Kraftlosigkeit in seinem violett leuchtenden Genitalbereich und erkennt, dass er sich, bevor er an eine Beziehung mit einer Frau denken kann, mit dieser Leere und einer namenlosen Angst, die ihn überfällt, wenn immer er mit einer Frau zusammen ist, auseinanderzusetzen hat.

All die Frauen sind nun der Reihe nach – entsprechend seinen Gesprächen mit ihnen – verschwunden, und nun wird eine alte Frau sichtbar, die sich hinter diesen Frauen die ganze Zeit schon, durch sie verdeckt, befunden hat. Sie sitzt, mit dem Rücken zum Mann gewandt, in einem Schaukelstuhl, schaukelt leicht und blickt aus einem Fenster. Der Mann tritt an sie heran. Sie ist ganz grün und unglaublich alt, mehr schon eine Leiche im Verwesungszustand. Er versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen, fragt sie etwa, was sie draußen – wohin sie blickt – suche, doch es kommt keine Reaktion von ihr. Er hält schließlich ihre Hand und versucht ihr Liebe und Wärme entgegenzubringen. Sie lässt es zu, dennoch kommt es zu keinen Reaktionen. Der Mann fühlt sich verloren, da es ihm nicht möglich ist, in einen Dialog mit ihr zu treten. Er beschließt schließlich, sie aus dem Schaukelstuhl zu heben und nach draußen zu führen.

Sie verwandelt sich dabei in eine grüne Gottesanbeterin. Er bringt sie hinaus vor das Haus, das an einem See liegt. Vor ihnen das Ufer, von dem aus ein Holzsteg ein Stück weit in den See ragt. Die Gottesanbeterin hält nun einen ihrer Insektenarme auf die Herzgegend des Mannes. Der Arm bewegt sich parallel mit der Atmung des Mannes auf und ab. Diese Berührung löst ein unglaublich schmerzliches Gefühl im Mann aus, er weiß aber, dass es jetzt gilt, diesen Schmerz auszuhalten. Er wünscht sich, dass Jesus, jener große Meister des Leidens, jetzt bei ihm wäre und ihm mentale Unterstützung bieten würde, indem er an seiner Seite stünde und ihm vielleicht die Hand hielte, aber das geschieht nicht.

Später frisst sich die Gottesanbeterin in seinen Brustkorb. Das Innere seines Körpers ist wie weiche, schwarze Kohle. Auch das ist schmerzhaft und führt zu keinen heilsamen Transformationen, was der Mann insgeheim gehofft hat. Er versucht dann, sich wieder aktiv der Gottesanbeterin zuzuwenden, ihr zu helfen. Er glaubt nun zu verstehen, was seine Aufgabe sei: er muss ihr trotz ihrer abscheulichen Erscheinung Liebe entgegenbringen. Er umarmt sie, worauf sie sich in eine ekelhafte, fette, grüne Raupe verwandelt.

Er hält sie in seinen Armen und bringt seine ganze Liebesfähigkeit für sie auf. Zeitweise scheint es, als würde sich die Raupe verpuppen. Schließlich setzt sie sich in der Herzgegend des Mannes fest und wird endgültig zur Puppe. Es ist eine ekelhafte Puppe, mit Zeichen der Verwesung klebt sie spinnwebenartig an der Brust des Mannes. Nach einiger Zeit spürt der Mann mit Grauen eine Bewegung im Inneren der Puppe und es kommt schließlich etwas Grünes von der Form einer Papierrolle heraus. Das Etwas entrollt sich und erweist sich als ein grüner Schmetterling – d.h. als ein Wesen mit grünen Schmetterlingsflügeln, der Körper aber ist der einer schönen, jungen Frau, er ist allerdings auch ganz in grün gehalten. Das Wesen flattert vor dem Mann herum und bleibt in einiger Entfernung stehen, dem Mann zugewandt. Es herrscht eine liebevolle, fast verliebte Atmosphäre zwischen dem Mann und diesem Wesen.