klarträume - was ist denn "klar"? - Druckversion +- Klartraumforum (https://www.klartraumforum.de/forum) +-- Forum: Community (https://www.klartraumforum.de/forum/forumdisplay.php?fid=5) +--- Forum: Philosophie und Psychologie (https://www.klartraumforum.de/forum/forumdisplay.php?fid=20) +--- Thema: klarträume - was ist denn "klar"? (/showthread.php?tid=15032) |
klarträume - was ist denn "klar"? - spell bound - 13.10.2015 Klarträume Was ist eigentlich "klar" im Klartraum? Die simpelste Definition sagt: man weiß im Klartraum dass man träumt, während man träumt. Aber wer weiß es? Offenbar "der Träumer". Aber wer ist das? Vielleicht ist damit am ehesten die Person gemeint, oder zumindest die Perspektive, mit der ich mich im Traum identifiziere. Denn sicherlich gibt es in Träumen noch weitere Personen, Gedanken, Orte, Perspektiven – mit denen man sich nicht identifiziert, aus deren Sicht man nicht handelt und wahrnimmt, die also unbewusst sind – selbst, wenn man klar träumt. Und diese anderen (möglichen) Perspektiven und Regungen: wissen die nicht, dass sie gerade träumen? Oder vielleicht sollte man vorher noch fragen: träumen die nicht, sondern werden sie nur geträumt? Wie bestimmt man denn die aktive Kraft, die den Traum formt und bildet, und von der man am ehesten sagen kann: das ist die Träumerin? Und ist dieser Agens ein anderer im Trübtraum als im Klartraum? Da man sich im Trübtraum nicht um den Traumzustand bewusst ist, könnte es ja sein, dass man selbst nur geträumt wird. Im Trübtraum also ist "das Unbewusste" am Werk, bildet voll und ganz den Traum. Ist das so? Das mag unterschiedlich wahrgenommen werden. Viele berichten davon, dass sie einen Traum wie als Film wahrnehmen, in den sie nicht eingreifen können, der einfach abläuft, sie beobachten ihn nur. Jedoch gibt es auch gegenteilige Erfahrungen und rein theoretisch ist ja auch beides möglich: Kann man doch auch im Trübtraum, d.h. ohne um den Traumzustand bescheid zu wissen, Überlegungen anstellen, inne halten, Entscheidungen abwägen und treffen; und sogar den Traumverlauf steuern. Sei es mittels übernatürlicher Kräfte oder man bemerkt, wie die eigenen Gedanken und Wünsche einen Einfluss auf die Handlung ausüben. Bewusstsein ist also auch im trüben Traum möglich, das heißt nur soviel wie: man kann sich über dies und jenes bewusst sein, auch während des Träumens, ohne dass man notwendigerweise bereits um den Traumzustand bescheid weiß. Und ganz analog folgt aus dem Bewusstwerden des Traumzustandes noch nicht zwingend viel mehr Bewusstsein – kann aber daraus folgen. Auch im Klartraum ist es also möglich und es wird auch meistens so berichtet, dass unvorhergesehene Dinge passieren, dass man nicht alle möglichen Perspektiven auf einmal wahrnimmt, dass man keinen instantan kompletten Zugang zu seinem Seelenleben erhält. Denn, um den Traumzustand bescheid zu wissen, bedeutet logischerweise noch nicht, über alles andere auch bescheid zu wissen. Dann aber heißt das, dass auch im Klartraum nicht "Ich", d.h. Das Traum-Ich mit der Träumerin gleichzusetzen ist. Wer bin ich im Traum? Eine Person, die mehr oder weniger dieselbe sein kann wie ich im Wachen. Aber bin ich denn im Wachen immer die selbe Person? Und diese Frage bedeutet hier zunächst nur: Ist mir denn im Wachen immer dasselbe gegenwärtig und bewusst? Sicherlich kann das sich ändern. Und sicherlich gibt es auch im Wachen viele unbewusste Regungen, Impulse und Wahrnehmungen, die mein Handeln leiten. Man könnte also ebensogut fragen: Bin "Ich" als das bewusste Ich, als das ich mich im wachen erlebe, wirklich "Ich" als die handelnde Person, als die treibende Kraft, die von innen heraus mein Leben gestaltet? Und man muss diese Frage wohl genauso verneinen wie die Frage, ob das Traum-Ich mit dem Träumer gleichzusetzen ist. Und verneinen bedeutet natürlich nicht, dass es einen kompletten Gegensatz darstellt. Sicherlich ist das Traum-Ich ein Teil des Träumenden. Sind mir doch zumindest einige Aspekte bewusst, steuere ich doch einige Handlungen und Geschehnisse bewusst im Traum. D.h. zum Teil nehme ich Einfluss, und dieser Anteil kann als unterschiedlich groß wahrgenommen werden. Im Trübtraum wie im Klartraum – wie im Wachen. Was ist also dieser Rest, der unser Handeln und die Umgebung des Traumes steuert? Ist es das Unbewusste, das Unterbewusste? Ist es eine Instanz in uns, ähnlich einer Person? Oder sind es mehr Instanzen, z.B. das Es und das Über-Ich? Diese Frage muss noch aufgeschoben werden. Um sie zu beantworten, könnte man sich zunächst den Klartraum noch genauer anschauen. Sind wir doch nun beim zweiten Klarheitskriterium, das häufig hinzugezählt wird: Die Kontrolle über den Traum. Wer klar im Traum ist, weiß nicht nur, dass sie träumt, sie kann den Traum auch bewusst verändern, kann etwa die Umgebung, Objekte und Personen manipulieren und die Handlung steuern. Kurz gesagt: sie weiß, dass sie träumt und kann den Traum nach ihren Wünschen bewusst beeinflussen. Sie kann im Traum tun, was sie will. Aber bis zu welchem Grad reicht diese Traumkontrolle? Ist sie komplett oder eingeschränkt? Wo besteht die Grenze zum Trübtraum? Die kann man sicherlich nicht ziehen, denn auch dort ist die bewusste Beeinflussung des Traumes möglich. Die noch interessantere Frage aber ist: Was bedeutet "bewusste Beeinflussung"? Sicherlich beeinflussen wir den Traum sowieso, wenn wir das Unbewusste als den Handlungsagens mit berücksichtigen. Aber wenn wir etwas bewusst beeinflussen, dann haben wir einen Zugang, möchte ich sagen, zu den Impulsen, Wünschen und zu dem Gefühl, aus diesen heraus zu handeln oder etwas zu manifestieren. Im Unterschied dazu ist eine nicht bewusste Beeinflussung mit dem Gefühl von Überraschung oder sogar Ohnmacht, jedenfalls aber mit einer Fremdheit verbunden. Es fühlt sich im Grunde also so an, als würde jemand anderes handeln. D.h. Das Kernelement bewusster Kontrolle ist die Fähigkeit, sich mit dem Geschehen und dessen Agens soweit zu identifizieren, dass man sich selbst als das Agens erlebt. Dabei muss nicht unbedingt weiter gefragt werden, ob man denn tatsächlich auch das Agens ist, oder ob es nur eine Illusion der Kontrolle ist. Denn die Kontrolle wird prinzipiell nur dadurch definiert, dass man sich wie eben beschrieben erlebt. Eine Unklarheit besteht aber dennoch: Wenn ich im Klartraum tun kann, was ich möchte, ich aber als Traum-Ich nicht identisch bin mit dem Träumer, wessen Wille ist es dann, der letztlich ausgeführt wird? Zunächst ist es der Wille des Träumers, wenn man denn überhaupt von einer einheitlichen Person dabei sprechen kann, und mein bewusster Wille im Form des Traum-Ich ist ganz ähnlich meiner Bewussten Intentionen des Wachlebens. Denn auch hier steuern einen tiefere Impulse, die zuweilen gar nicht bewusst werden müssen, und so beschreibt man das als den eigenen Willen, was man auch als "rational" oder "vernünftig" nennt, wohingegen all die Seelenregungen, die dem entgegen stehen, als "irrational" angesehen werden. So auch die Vorgänge des Traumes, d.h. Speziell des unbewussten Anteils im Traum, die oft zunächst absurd, unverständlich erscheinen. Nach einer späteren Analyse können Teile des Traums dann als gar nicht mehr so absurd wirken, sodass die Vermutung naheliegt, dass hier von einer Irrationalität von vorn herein gar nicht ausgegangen werden muss. Und das führt auch zu der Frage zurück, ob denn der Traum-Rest, das Nicht-Traum-Ich, tatsächlich nur unbewusst ist und selbst nicht z.B. Wissen kann, dass es gerade träumt oder geträumt wird. Denn es gibt beispielsweise Berichte davon, dass Träumerinnen gerade erst durch fremde Traumpersonen darauf hingewiesen wurden, dass es sich um einen Traum handelt. Wie sollte dies zu erklären sein? Aber selbst das Aufkeimen des Zweifels, des Wunderns, das erst nach dem Innehalten und Abwägen dazu führt, sich bewusst über den Traumzustand zu werden, ist doch in seinem Impuls bereits vor der Traumerkenntnis vorhanden. Es könnte also auch als ein Klarheits-Impuls aus dem Unbewussten bezeichnet werden. Die kognitive Dissonanz bei der Idee, das Unbewusste könnte bewusst sein, ist eigentlich nur einer ungewohnten Betrachtungsweise geschuldet. Es könnte vielmehr lediglich ein Mindfuck sein: nichts unmögliches, jedoch etwas unerhörtes. Ganz ähnlich zweifelte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht einfach nur an der Existenz von Klarträumen – man hielt es für logisch unmöglich, denn Träumen und Schlafen schien untrennbar mit dem Unbewusst-Sein verknüpft. Vielleicht war bereits Freuds Entdeckung des Unbewussten überhaupt ein Mindfuck in der selben Reihe: Verstand man doch, besonders in der Philosophie (vielleicht abgesehen von Ausnahmen v.a. Der Romantik), das Wesen des Menschen, sein Handeln, Wahrnehmen und Wollen, ganz dem Bewusstsein zugehörig. Betrachten wir doch einmal den Begriff des Unbewussten etwas näher. Festzustellen ist, dass es ein relativer, kein statischer Begriff ist. D.h. Das Unbewusste kann sich wandeln, kann bewusst werden, und Bewusstes kann wieder unbewusst werden. Unbewusstes ist, so wie Bewusstes, in Bezug auf ein Subjekt zu denken; Auf "mich". "Mir" ist etwas bewusst, oder nicht bewusst, d.h. "mir" ist auch etwas unbewusst. Wer aber ist dieses "Ich", dieses Subjekt von Bewusstsein und Unbewusst-Sein? Wie oben besprochen handelt es sich dabei nicht grundsätzlich um die gesamte Person, die einen ausmacht, und im Traum nicht um den Träumer als Agens, sondern vielmehr um eine Teil-Perspektive innerhalb des Traumes, innerhalb der Person die wir sind. Es gibt ein "außerhalb", obwohl dies auch als zu uns gehörig bezeichnet werden kann: Es gibt ein Nicht-Ich im Traum, ebenso wie es im Wachen nicht nur die Welt um uns herum gibt, sondern auch die vielen Aspekte und Regungen in uns, die uns aber fremd vorkommen, mit denen wir uns nicht identifizieren können – oder nur rein theoretisch – die wir eben nicht fühlen. Einem Teil von uns, könnte man sagen, mit dem wir uns soweit identifizieren, dass wir dessen Perspektive wahrnehmen, sind also die übrigen Anteile in uns unbewusst oder nur intellektuell bekannt. So könnte es aber ebensogut sein, dass anderen Anteilen in uns auch etwas bewusst ist, die ebenso aber den Teil den wir gerade bewusst als uns selbst erleben, nicht bewusst erleben. Wenn man möchte, kann man es mit den Personen im Wachen vergleichen: So ist der einen nicht bewusst, das der andere erlebt, zumindest nicht im selben Sinn wie ihr eigenes Erleben ihr bewusst ist – nämlich direkt wahrnehmungszugänglich und damit ganz identifiziert. Dem anderen aber ist sein Erleben durchaus bewusst, nur dass er dafür ihres nicht im selben Maße bewusst erlebt. Und dasselbe könnte auch für verschiedene Traumpersonen, Traumperspektiven gelten und ganz allgemein für verschiedene Anteile unserer selbst, die offenbar eine gewisse Form von Gespaltenheit zueinander aufweisen. Der Unterschied scheint bloß der zu sein, dass man von einem Anteil zum anderen wechseln kann. Bekannt ist dies im Falle multipler Persönlichkeitsstörungen, jedoch scheint das nur ein Extremfall zu sein und in einem viel weniger starken Grad wechselt jeder "normal gesunde" Mensch täglich sein Bewusstsein. So ist er in verschiedenen Situationen unterschiedlicher Dinge bewusst, aber nicht nur das, sondern er handelt auch auf verschiedene Art und mit vielleicht verschiedenen Motiven. Wer gerade einen Vortrag hält, mag nicht nur verschiedenes dabei bewusst erleben, sondern auch verschiedene Wünsche hegen und ganz andere Persönlichkeitszüge aufweisen als "der selbe Mensch", der sich später sich gerade mit seinem Liebsten im Bett vergnügt, und wieder andere als dieser Mensch, der zu einem anderen Zeitpunkt antriebslos vor dem Fernseher sitzt. Auch im Traum ist es uns möglich, die Perspektiven zu wechseln. Wo dies im Klartraum noch Sache weiterer Forschung ist, existieren zumindest Berichte darüber, und im Trübtraum ist die Sache allbekannt: Zunächst war man noch man selbst, bloß vielleicht 5 Jahre in der Vergangenheit, dann war man vielleicht nur noch eine Beobachterrolle, und später im Traum war man vielleicht sogar eine ganz andere Person. Und es ist ja auch möglich, dass man sich in andere Menschen, im Wachen, hineinfühlt, ihre Perspektive nachvollzieht, zum Teil jedenfalls ihre Wahrnehmung teilt und sich mit ihren Wünschen identifiziert. Wie weit das gehen kann, kann ich nicht sagen. Aber zumindest wenn es um uns selbst geht, im Traum oder im Wachen, ist es doch möglich, nicht nur automatisch und unbewusst von einer Perspektive in die andere wie bei einer multiplen Persönlichkeit zu wechseln, sondern auch sich widerstreitende Impulse zu verstehen und zu versöhnen. Dann wäre das zumindest die Entdeckung der Träumerin und des wahren Willens. Vielleicht existiert diese nämlich nur latent, solange wir diese innere Bewusstseinsspaltung aufweisen. D.h. Solange wäre es auch niemals möglich, zu tun, was wir wollen, da wir keinen einheitlichen Willen haben, oder ihn zumindest noch nicht gefunden haben, selbst im Klartraum nicht. Der Klartraum bietet die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven zu vereinen, jedoch auch nicht als einziger Weg. Und je weiter die Identifizierung in unserm Innern reicht, umso größer ist der Grad der Kontrolle, der von dieser Identifizierung, die wir "Ich" nennen, ausgeht. Und nicht nur haben wir mehr Kontrolle, wir haben mehr Selbst-Bewusstsein und der Wille ist einer, der sich nicht widerstreitet, es ist umso mehr der "wahre Wille", und damit auch ein reinerer Wille, da er aufgrund fehlenden Widerstreits auch keine Hindernisse mehr aufweist. Dies ist dasselbe Prinzip, das im Wachleben als Magie bezeichnet werden kann: Die Veränderung unseres Lebens kraft unseres Willens – und eben nicht irgend eines unreflektierten Willens, einer Teil-Perspektive von uns, sondern des ganzen Willens. Und wenn man möchte, so kann man noch weiter gehen und die Welt als Wille und Vorstellung bereifen, den Wille als Weltwille und die Identifizierung mit anderen Perspektiven und Wesen um einen herum für ähnlich weitgreifend erachten wie im Traum. Aber wie weit es auch möglich ist, erscheint es jedenfalls fruchtbar soweit zu gehen. Die bisherige Argumentation erlaubt es aber nun nicht mehr, das uns unbewusste als etwas blindes und irrationales zu begreifen. Und gerade der Wunsch einer Erweiterung des Bewusstseins über verschiedene Selbstaspekte hinweg erfordert doch auch den Respekt diesen gegenüber; So wie man früher Tiere für reine Automaten hielt und der Wandel dieser Sichtweise ebenso zu einer größeren Identifizierung mit ihrem Erleben und eventuellen Leiden führte. Und wer weiß, wer mit einem Tier befreundet ist, kann vielleicht sogar einiges von ihm erst lernen und seine eigene Tier-Natur zu Bewusstsein gebracht bekommen. Ganz ähnlich wie wenn wir uns auf den inneren Strom des Traumes einlassen und ihn nicht mit unserer beschränkten bewussten Perspektive zu kontrollieren versuchen – so erst erlangen wir die Identifikation mit der Tiefe in uns selbst und damit das Bewusstsein, dass wir wollen, und dass es nicht irrational sondern zutiefst verständlich und schön ist, was in uns lebt und wirkt... to be continued? RE: klarträume - was ist denn "klar"? - Uefken - 14.10.2015 yes, please, you are welcome (jetzt weiß ich, was ich meine Professorin frage ) RE: klarträume - was ist denn "klar"? - spell bound - 14.10.2015 Und was fragst du sie? RE: klarträume - was ist denn "klar"? - Uefken - 14.10.2015 > Sehr geehrte Frau Prof., > > Sie räumten mir in der Vorlesung die Möglichkeit ein, meine Frage per email zu stellen. > > Ich hätte gern eine Definition von "bewusst". > > bewusst wird meines erachtens synonym für verschiedene aspekte verwendet: intensiv, metakognitiv, absichtlich, aufmerksam und mit sich selbst identifizierend. > > Sie erwähnten die Dimension Bewusstsein, die unendlich viele werte annehmen kann. Ist auf dieser Dimension auch die Reflexion/metakognition abgebildet? > > Mit freundlichen Grüßen |