atmung und bewusstseinszustände - Druckversion +- Klartraumforum (https://www.klartraumforum.de/forum) +-- Forum: Fragen & Antworten (https://www.klartraumforum.de/forum/forumdisplay.php?fid=3) +--- Forum: (Klar)träume und OOBE (https://www.klartraumforum.de/forum/forumdisplay.php?fid=7) +--- Thema: atmung und bewusstseinszustände (/showthread.php?tid=8743) |
atmung und bewusstseinszustände - spell bound - 06.07.2010 vor kurzem lag ich so im halbschlaf und hab darüber sinniert, wie der atem es eigentlich schafft, das bewusstsein zu verändern. es gab ja sowohl in verschiedenen kulturen wie auch in diesem forum beschreibungen darüber, und auch aus meiner eigenen erfahrung ist es so, dass man etwa mit dem imitieren des schlaf-atems schneller einschläft, dass man durch veränderte atmung sich aus dem traum wecken kann, dass holotropes atmen, pranayama, usw. eingesetzt werden, um sein bewusstsein zu erweitern, und anderes. und natürlich verändert sich die atmung auch automatisch je nach zustand in dem man gerade ist - etwa panik, entspannung oder schlaf. jetzt aber frage ich mich nicht nur, welche bedeutung dem atem hier zukommt, d.h. wie viel einfluss er tatsächlich aufs bewusstsein hat (oder umgekehrt?), sondern auch, wie das (physiologisch, aber auch phänomenologisch) zu erklären sei. als ich so im halbschlaf lag, dachte ich, dass durch die atmung ja der puls verändert werden könnte, sowie der gehalt an stoffen im blut - also etwa sauerstoff und v.a. kohlenstoffdioxyd - und dass dadurch wohl nicht nur die blutzufur im gehirn sondern vielleicht sogar der hormonhaushalt beeinflusst werden könnte. nun aber hab ich mich durch die wiki geklickt, fand aber leider keine tatsächlichen erklärungen über zusammenhänge zwischen atmung, blut, und nervensystem. (allerdings fand ich cool rauszufinden dass durch die atmung sogar wasser entsteht und dass selbst die haut (wenn auch nur wenig) atmet oO) in der hoffnung, dass sich hier jemand darüber auskennt oder anregungen hat, stelle ich diese frage also hier rein. es soll demnach nicht um spezielle atemtechniken gehen, wie man das bewusstsein erweitern kann, auch wenn die generell schon von bedeutung sind. sondern es geht v.a. darum, im allgemeinen zu bestimmen, welche bedeutung der atmung für die bewusstseinsstadien zukommt und wie man das erklären kann. RE: atmung und bewusstseinszustände - spell bound - 07.07.2010 habe mir jetzt sagen lassen, dass der atem ja bewusst vom somatischen nervensystem gesteuert wird, und unbewusst vom vegetativen. wenn man nun also bewusst seinen atem verlangsamt, registriere das vegetative nervensystem das und aktiviere sozusagen als reaktion den parasympathikus, der den körper allgemein auf ruhe umschaltet. und wenn man den atem entsprechend schneller macht, wird hingegen der sympathikus aktiviert, der eher leistungsbereitschaft im körper antreibt. klingt jedenfalls nach ner theorie. demzufolge stellt sich der körper einfach entsprechend der atmung auch in andern bereichen (puls, hormonausschüttungen) darauf ein. vielleicht so ähnlich wie schon speichel erzeugt wird, wenn man bloß irgendwas leckeres riecht oder sich vorstellt. RE: atmung und bewusstseinszustände - fiodra - 07.07.2010 Ja, das sind biologische Regelkreise, auf die man bewusst an einem Punkt Einfluss nehmen kann, und alle anderen Funktionen, die von dem Regelkreis beeinflusst werden, werden somit auch von der bewussten Intention beeinflusst. Das Autogene Training (AT) benutzt die Atmung als Beruhigungsfaktor, aber auch die Schwere- und Wärmeempfindung in den Armen etc. Es beeinflusst also mehrere Punkte dieses biologischen Regelkreises, der die Aktivierung bzw. die Entspannung des Körpers regelt. Die progressive Muskelrelaxation nach Jakobson bewerkstelligt dasselbe, indem systematisch verschiedene Bewegungsmuskelnd des Körpers angespannt werden, worauf sie sich nacher entspannen, wenn man sie loslässt. Auch dies beeinflusst diesen Regelkreis. RE: atmung und bewusstseinszustände - shivesh - 08.07.2010 (07.07.2010, 13:17)spell bound schrieb: ...klingt jedenfalls nach ner theorie. demzufolge stellt sich der körper einfach entsprechend der atmung auch in andern bereichen (puls, hormonausschüttungen) darauf ein. vielleicht so ähnlich wie schon speichel erzeugt wird, wenn man bloß irgendwas leckeres riecht oder sich vorstellt. …diese Theorie ist nachvollziehbar und meiner Erfahrung nach funktioniert es wunderbar – folgender Gedankengang: durch bestimmte Atemtechnik kann ich die Ausschüttung diverser Neurochemikalien beeinflussen, einige davon beeinflussen meine Wahrnehmung und dadurch auch mein Bewusstsein – unsere Wundertüte Hypothalamus produziert so nette Sachen wie z.B. das Peptid Orexin, das bei der Schlafrhythmussteuerung beteiligt ist und in der Wirkung die Aufmerksamkeit steigert - es gibt Atemtechniken, die eine Aufmerksamkeitssteigerung bewirken – wahrscheinlich weil Orexin verstärkt ausgeschüttet wird (übrigens wird Orexin als Wake-Up-Drug für Kampfpiloten gebraucht…) – es gibt noch andere nette Peptide und Hormone, die im Aufbau und in der Wirkung z.B. dem LSD-Molekül ähneln (Gruppe der Serotonine und Dopamine, die unter anderem die Signalübertragung im Nervensystem steuern – damit die Wahrnehmung – übrigens Serotonin wird verstärkt in der REM-Phase ausgeschüttet, was vielleicht auch mit dem Träumen im Zusammenhang steht)– so wundert es nicht, dass man beim holotropen Atmen so einiges erleben kann, und das bei so vielen alten Kulturen so viel Aufmerksamkeit dem Atem geschenkt wurde… RE: atmung und bewusstseinszustände - Jami - 08.09.2011 Ich les gerade das hier, sehr aufschlussreich! RE: atmung und bewusstseinszustände - Synovia - 27.09.2011 Bei der Atmung hängt vieles mit dran. Puls und verschiedene Stoffe im Blut. Hormonausschüttung weniger. Klar, duch Sympathikus - Adrenalin, usw. aber das sind eher "innere" Vorgänge, die nicht durch die Atmung ausgelöst werden (Sex, Joggen, Konzentration, usw. - innere "Einstellung" - Hormonausschüttung) Wollte nicht viel hierzu schreiben, bin nur grad hier drüber gestolpert. Vielleicht die nächsten Tage mehr. Quelle: 2 Jahre Atemtherapie während Ausbildung. RE: atmung und bewusstseinszustände - Pygar - 29.06.2015 Ich habe demletzt im Buchladen im Buch "Neuro-Yoga" von Anna Trökes geschmökert. Darin stand, dass man je nach Atmung und einem Luftanhalten zu unterschiedlichen Zeiten den Parasympathikus und den Sympathikus aktivieren kann. Parasympathikus: Entspannung, Ruhe. Einatmen durch das linke Nasenloch, Ausatmen durch das rechte. Einatmen, Ausatmen, Luft anhalten.... Sympathikus: Aktivierung Einatmen durch das rechte Nasenloch, Ausatmen durch das linke. Einatmen, Luft anhalten, Ausatmen... Somit wäre eine Atemtechnik, die den Parasympathikus aktiviert für das Einschlafen geeignet, während des WBTB sollte dann die Sympathikusatmung angewendet werden, da Klarträume mit einer höheren Aktivierung korellieren (vgl. Green - Träume bewusst steuern). Bewusst Sauerstoff atmen und das Denken läuft einfach besser. - DasNetzInDir - 04.09.2015 Ich bezieh mich jetzt vielleicht nicht komplett auf das vorher Geschriebene, bevor ich aber nen neues Thema starte, schreib ich meine Gedanken, die mir heute kamen hier dazu. Eigentlich war mir es schon mal bewusster gewesen, dass es eine gute Sauerstoffversorgung definitiv meine Quote an Klarheit und Ausgeglichenheit im Traum erhöht. Gestern bzw. heute ist es mir aber noch einmal ganz bewusst geworden. Was ist gestern bei mir passiert? Ich bin gestern über diesen Film gestolpert Free The Mind - Kann ein Atemzug dein Denken verändern? Das heißt ich habe ihn mir angeschaut. Obwohl es darin nur nebenbei und eher auch kurz ums Atmen geht, hab ich - glaub durch den Zusatztitel inspiriert - gleich zu beginn des Filmes bewusster auf meine Atmung geachtet. Zimmer gelüftet und frische Nachtluft hineingelassen eben bewusst tiefer geatmet. Das hab ich dann bis zum zu Bett gehen aufrecht erhalten und sogar noch mal ein Stück weit ausgereizt, also richtig tief und lang und geruhsam geatmet. Dabei ist mir wiedermal klar geworden, dass beim Meditationsprozess wohl das Atmen, welches dabei im Vordergrund steht, die wichtigste Komponente für den ausgleichenden Effekt dieser Übungen ist. Ich persönlich meditiere nie, habe ab und an (und seit heut öfter und intensiver ) die Angewohnheit mich zu sammeln und bewusster zu atmen. Im stehen, sitzen oder liegen ist mir dabei egal. Jedenfalls, würde ich schätzen habe ich ca. 2h bewusster geatmet als gewöhnlich im Alltag und dazu nochmal 15 Minuten ganz intensiv tief geatmet. Der Effekt ist so hab ich früher bemerkt, dass man auch im Schlaf, wenn man unbewusst atmet dies auch etwas tiefer tut. Jedenfalls war dadurch mein Körper definitiv besser mit Sauerstoff versorgt als normalerweise und ich fühlte mich durch die Fokusierung aufs Atmen auch konzentrierter. Und Zack, war die Traum und Klarheitsquote gleich eine ganzes Stück höher als im Schnitt. Welche Hormone durch das Mehr an Sauerstoff womöglich genauer und besser dosiert wurden, kann auch ich nicht beurteilen. Das unsere Hirnaktivitäten allerdings stark von der Sauerstoffkomponente limitiert ist dürfte jedem ja bekannt.. Ganz simpel würde ich also behaupten, der klarere Bewusstseinszustand im Wach wie auch im Traumzustand rührt hauptsächlich daher, dass die Vernetzung und Energieversorgung der Hirnzellen einfach wie geschmiert läuft, weil Sauerstoff neben Wasser einer der limitierenden Faktoren bei der Hirnfunktion ist, von welcher jeder Bewusstseinszustand seinen Ausgangspunkt hat. Den großen belebenden Effekt von Sport auf die Psyche würde ich auch zu nicht unerheblichen Teilen der erhöhten Sauerstoffversorgung des Körpers und somit auch des Gehirns zuschreiben. Neben der erhöhten Serotoninauschüttung natürlich. P.S: Die Aufgabe von Vitamin C im Körper ist die Förderung der Eisenabsorbtion, welches wiederum hauptsächlich für den Sauerstofftransport zuständig ist. RE: atmung und bewusstseinszustände - Rhetor - 04.09.2015 Ich habe in den letzten Monaten tatsächlich noch eine "neue" Atemtechnik dazugelernt: Ujjay Beschränkt man diese Praxis auf die Einatmung, aktiviert man damit den Sympathikus, umgekehrt den Parasympathikus, mit allen oben beschriebenen Auswirkungen. Und das Praktische daran: Ujjayi lässt sich ausgezeichnet mit der von Pygar beschriebenen Nasenloch–Übung verbinden, so dass sich die Wirksamkeit gegenseitig noch erhöht. |