Zitat:Einen RC später: hätte ich Hunger und würde ums überleben kämpfen, würde ich zur Not mit bloßen Händen alles essbare erlegen und essen, was nicht schnell genug auf dem Baum ist. So wie jedes andere Tier im Wald auch. Im Tierreich heißt es Nahrungskette. Durch den Menschen ausgeführt soll es "Mord" sein?Die an Menschen angelegten Maßstäbe für Moral sind selbstverständlich andere als die für Menschen, insofern sich da ein Unterschied im Bewusstsein über das, was man tut, feststellen lässt.
Wir Menschen verpesten ja die Umwelt. Das ist allgemein bekannt und es gibt viele Stimmen, die sich dagegen wenden und ökologischeres Umgehen mit der Natur fordern. Aber diesen respektvollen Umgang mit der Natur können wir nur von Menschen fordern, die sich über die Auswirkungen ihres Tuns bewusst sind.
Nach Australien eingewanderte Hunde bringen dort auch die Tierwelt durcheinander und manche Arten an die Grenze des Aussterbens. Auch hier ist ein "unverantwortliches" Tun gegenüber der Umwelt festzustellen - aber niemand würde die Hunde ins Gefängnis sperren für ihre Komplizenschaft bei diesem Verbrechen. Nein, im Gegenteil ist es sogar die Verantwortung der Menschen, die in diesem Fall vielleicht gar keine Beteiligung hatten (geht man davon aus, dass es sich nicht um die handelt, die höchstpersönlich die Hunde nach Australien brachten, sondern vllt deren Nachkommen oder einfach Aborigines) dafür zu sorgen, dass Hunde nicht alles überrennen.
Die Verantwortung liegt bei denen, die genug wissen und genug entscheiden können.
Zitat:aber hier sagst du: im zweifelsfall, wenn man nicht feststellen kann, ob eine pflanze leiden kann oder bewusstsein hat, geht man davon aus, dass dem nicht so sei. hier also im zweifelsfall GEGEN den angeklagten.Bei Tieren ist es doch relativ eindeutig, dass sie nicht gequält werden wollen. Sie sind uns ähnlich genug, damit wir das auch als relativ gesichertes "Wissen" bezeichnen können.
Für die Idee, dass Pflanzen leidensfähig oder bewusst seien, fehlt im Moment aber noch jegliches Indiz. (Eine Reaktion auf die Umwelt ist mir da noch zu wenig) Es stimmt aber, dass wir, sobald da Indizien auftauchen würden, in eine ziemliche moralische Zwickmühle geraten.
Ich kenne ein paar Veganer, die gleichzeitig Utilitaristen sind, und die die Überlegung angestellt haben, dass sie das Leid aller Wesen der Erde minimieren wollen - und die demnach unsicher sind, was passieren müsste, würde plötzlich eine Leidensfähigkeit der Insekten gut belegt; denn dann würden die Interessen der Insekten - die uns Menschen milliardenfach in der Überzahl sind - plötzlich viel mehr zählen als die der Menschen. (Mit Säugetieren machen die das auch bereits, so wird erheblich mehr Energie in die Tierrechtsbewegung gesteckt als z.B. armen Menschen zu helfen, mit eben der Begründung, dass es mehr Lebewesen hilft)
Zitat:mich auf die neurowissenschaften verlassen würde ich keineswegs, wenn es um fragen philosophischer natur geht: was bewusstsein ausmacht, was leiden ist, was leben ist, und v.a.: was respekt gegenüber leben bedeutet.Die Frage, ob Leidensfähigkeit hier relevant ist, und in welchem Maße, ist philosophisch. Die Frage, welche Tiere leiden können und in welchem Maße, ist naturwissenschaftlich, sofern sich da nicht durch neue Erkenntnisse der Bewusstseinsforschung noch eine andere Disziplin rauskristallisiert - aber philosophisch wäre die in dem Sinne nicht.
Also: Ja, hier ist Philosophie im Spiel - ebenso wie Wissenschaftstheorie der Philosophie bedarf. Aber manche Fragestellungen innerhalb des Problems sind dann klar wissenschaftliche Problemstellungen, die man wohl auch nur mit dieser lösen kann. Fragen, die eben die Natur unserer Realität betreffen, die man experimentell prüfen kann.
...in einer anderen Herde.