Ohne dich überhaupt in der Tiefe zu kennen, habe ich Verständnis dafür, dass du ein Menschenhasser bist. Ein humanistischer - Menschenhasser.
Ich trage auch einen Menschenhasser in mir, der aus einer tiefen Enttäuschung entstanden ist. Er ist auch Ausdruck meiner Angst vor dem Menschen, denn sie sind nicht immer gut.
Eigentlich bringst du sehr gute Voraussetzungen mit. Du bist schon völlig enttäuscht und desillusioniert. Jetzt fehlt nur noch eine Sache.
Du hast eine ganz wunderbare Tiefe. Und ja die ist ein bisschen misanthropisch, aber das macht ja nichts. Es hat auch Vorteile ein Misanthrop zu sein, wie zb:
Unabhängigkeit: Misanthropen neigen dazu, sich weniger um die Meinungen und Erwartungen anderer Menschen zu kümmern. Das kann zu einer gewissen Unabhängigkeit führen, da sie sich weniger um sozialen Druck und Konformität sorgen.
Selbstreflexion: Menschen, die eine misanthropische Neigung haben, könnten dazu geneigt sein, mehr Zeit alleine zu verbringen. Das kann ihnen Raum für Selbstreflexion und persönliche Entwicklung geben.
Kritische Denkfähigkeiten: Misanthropen sind oft sehr kritisch gegenüber anderen Menschen und ihrer Gesellschaft. Diese kritische Denkfähigkeit kann in bestimmten Kontexten, wie z. B. in der Analyse gesellschaftlicher Probleme oder in der Kunst, von Vorteil sein.
Unabhängigkeit, Selbstreflexion und Kritisches Denken ist übrigends typisch Enneagramm Typ 6 (phobisch). Man kann mit dem Enneagramm ganz wunderbar den Weg der Selbstannahme gehen. Vor allem erfährt man so, dass man nicht alleine ist, mit seiner Charakter Struktur.
Einige Menschen könnten die misanthropische Einstellung nutzen, um einen Lebensstil zu wählen, der weniger soziale Interaktionen erfordert, wie zum Beispiel das Leben in der Natur oder das Verfolgen von individuellen Aktivitäten. Mein Freund ist auch ein humanistischer Misanthrop. Er liebt es in der Natur zu sein, weil er da alleine mit sich ist.
Zu der Kritik an unserer modernen Kommunikation: Da ist auch aus meiner Perspektive durchaus etwas dran. Aber man findet ja auch ganz andere Formate, wenn man sie sehen will. Es gibt immer Spielräume die sich plötzlich öffen und erschließen.
Ich bin gerade wieder auf einen ganz tollen Discord Server eingeladen worden, wo sich Menschen in der Tiefe begegnen, nicht nur schriftlich sondern auch verbal. Ich habe einige online Freunde mit denen ich auf Telegram und Facebook lange Sprachnachrichten austausche und mir die Zeit und den Raum für diese Tiefe nehme.
Man muss ja die schnelllebige und oberflächliche Internetkommunikation nicht mitspielen – man kann sich eigenen Regeln und Räume schaffen. Im Notfall – erstmal alleine. Es sind wenige Menschen, die überhaupt in die Tiefe wollen. Das stimmt. Vielleicht 1%. oder 0,1 %. Und da kann man sich manchmal wirklich sehr alleine fühlen. Ja - aber das ist aus meiner Erfahrung eine Phase, eine Entwicklungsphase durch die man hindurch geht. Es wird vorüber gehen.
Ich kann deine Enttäuschung darüber sehr gut nachvollziehen, denn ich kenne diese Enttäuschung auch sehr gut. Ich kämpfe schon mein ganzes Leben mit dieser Oberflächlichkeit der Gesellschaft, mit dem Allein sein weil ich immer in die Tiefe will, aber damit oft eine Überforderung für meine Umwelt darstelle. Die meisten Menschen haben es sich in der Strukturen der Gesellschaft gemütlich gemacht. Ich konnte das nie. Deshalb blieb mir nur in die Tiefe zu gehen und es gibt wohl nicht viele Menschen die mich in dieser Hinsicht verstehen können. Vielleicht gibt es aber genug Menschen. Es muss vielleicht nicht viele geben, sondern einige wenige und die habe ich immer gefunden.
Manchmal muss man etwas herum suchen, um Menschen zu finden, mit denen man in die Tiefe gehen kann, aber es gibt sie. Manchmal kommen die auch erst, wenn man im Inneren einen Schalter umgelegt hat. Vielleicht sind passende Gesprächspartner ein Spiegel der inneren Selbstanannahme?
Ich meine damit: Wenn ich mich selbst ablehne - dann spiegelt sicht diese Selbstablehnung im Außen. Wenn ich meine Tiefe ablehne, dann begegnen mir vielleicht nur oberflächliche Menschen. Es ist eine Projektion des inneren Zustandes.
Wenn ich mich selbst jedoch annehme, dann kommen manchmal neue Menschen in mein Leben, die mir diese Selbstannahme spiegeln. Ich projiziere meine eigene Selbstannahme dann nach Außen. Wenn ich meine eigene Tiefe annehme und lebe, ziehe ich andere tiefe Menschen an und die können mit mir in Resonanz treten, weil ich das ausstrahle.
Die Einsamkeit soll uns, wie ich glaube, lehren uns selbst zu lieben. Man wird zurück geworfen auf sich selbst, um sich selbst nicht mehr auszuweichen. Um zu erkennen, dass die einzige Möglichkeit mit sich Frieden zu schließen die Selbstannahme ist.
Selbstliebe ist ein großes Wort. Am besten man fängt man erstmal mit Selbstakzeptanz an. Selbstliebe kann dann irgendwann man aus der Akzeptanz enstehenen. Aber am Anfang würde ich mit Akzeptanz starten.
Akzeptiere doch vielleicht mal, dass du ein Misanthrop bist und schaue mal auf all die Vorteile, die dir in deinem Leben dadurch entstanden sind. Immerhin hat irgendwas in deinem Leben diese wunderbare Tiefe hervorgebracht.
Ich denke der Misanthrop ist genau so wertvoll wie der Witzbold. Man muss es nur sehen können. Und ja ich weiß es ist schwer, seinen Wert zu sehen, wenn die Gesellschaft immer nur den Witzbold lobt, aber nie den Misanthropen. Glaub mir, ich weiß genau wie schwer das ist, sich selbst zu lieben, wenn die Umwelt dir Ablehnung zeigt, aber das ist eine ganz besondere Aufgabe, die du da hast.
Wenn du die bewältigst bist du absolut unabhäng von jedem äußeren Einfluss. Es ist eine Challenge. Es ist ein Kampf, aber du hast die Chance auf den Sieg. Der Trick ist das Licht in der Dunkleheit zu sehen und den Glauben an dich stark zu machen.
Kennst du die Tarot Karte des Gehängten?
Zitat:Trumpf XII: Der Gehängte ist eine rätselhafte, oft missverstandene Karte des Tarots. Was will dir die Figur sagen, wenn sie sich als Tageskarte offenbart?
Die wichtigste Nachricht zuerst: "Der Gehängte" ist kein Gehenkter, also kein Verbrecher, den ein Henker zur Strafe für sein Vergehen stranguliert hat – nein, er hängt mit dem Fuß statt mit dem Hals an seinem T-förmigen, aus Baumstämmen gebildeten Galgen; und das wird ihn nicht umbringen. Höchstens steigt ihm das Blut in den Kopf und er sieht die Welt verkehrt herum, solange er in dieser Position verbleibt.
Der Himmel über ihm und unter ihm ist zwar grau und nebulös, doch die Blätterranken, die seinen Galgenbaum begrünen, deuten an, dass sein zunächst vielleicht absurd erscheinendes Tun durchaus fruchtbar ist. Um seinen Kopf herum leuchtet sogar ein strahlender Nimbus, ein Heiligenschein, der anzeigt, dass der hängende Mann zu tollen Erkenntnissen von überirdischer Natur kommt.
Nicht umsonst erinnert das Motiv dieser Tarotkarte schon etwas an die Kreuzigung Jesu: Auch "Der Gehängte" hat sich freiwillig kreuzigen lassen oder sich sogar selbst hier aufgehängt; was eine ziemlich gymnastische Glanzleistung wäre!
Er hat sich selbst zum Opfer gemacht, um damit etwas Höherem den Weg zu bahnen.