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Klimakatastrophe» Lösungen und Perspektiven

Klimakatastrophe
#1
15.10.2022, 05:34 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.10.2022, 06:35 von ichbinmehr.)
Lieber Spell, ich finde dein Video sehr wichtig.

Hier nochmal zum Ausgangsvideo: https://www.youtube.com/watch?v=jLL-rA0Q1gA&t=1s

Leider konnte ich in deinem Thread nicht kommentieren. Ich hoffe du findest meinen Beitrag.

Mir fällt auf, dass du eine sehr dystopische Vorstellung der Zukunft hast und für manchen ist es vielleicht auch gut, sich von dieser Energie berühren zu lassen, um den Ernst der Lage zu fühlen und auch emotional begreifen.

Ich denke aber auch, dass wir konstruktive Lösungen finden müssen und diesen Teil (das Träumen von einer besseren Welt und das konstruieren von Lösungsansätzen) nicht vernachlässigen sollten. Ich möchte diesen Thread gerne den konstruktiven Lösungsansätzen widmen und ich freue mich darauf, wenn ihr euch mit euren Gedanken beteiligt. Sicherlich gibt es viele Perspektiven auf das Thema. Zusammen sehen wir bestimmt mehr.

Die Fragen, die sich mir persönlich immer wieder stellen sind, woran scheitert es bisher? Ich denke, dass das Problem darin besteht, dass die Klimabewegung in den westlichen Industrieländern, noch nicht in einem Einklang mit einer sozialen Gerechtigkeit steht und deshalb zu wenig Menschen bereit sind, etwas zu ändern, weil diese immer noch, um unerfüllte Bedürfnisse kämpfen. Die Nicht Erfüllung sozialer Teilhabe ist sozusagen der Schatten der Klimabewegung und das ist leider bei vielen Menschen noch nicht ganz angekommen. Meist sind es doch eher die sozial privilegierten Mensch die Sorgen, um das Klima in den westlichen Ländern teilen. 

Ich habe die Vorstellung, dass alle Menschen an einem Strang ziehen und wir die sozialen Probleme in unserer Gesellschaft lösen müssen, damit wir Menschen motivieren können zu handeln. Ich weiß nicht ob diese Vorstellung letztlich haltbar ist. Vielleicht ist dieses auch nur eine Ideologie, die meine eigene Ohnmacht,  abwehrt. In der Ohnmacht zu verweilen ist aber auch keine Dauerlösung. Irgendeinem Ansatz muss man ja folgen. Vielleicht braucht es auch verschiedene Ansätze, die gleich wichtig sind?

Mich beschäftigt immer wieder die fehlende soziale Gerechtigkeit, weil dieses Thema im Schatten unserer Geselschaft liegt und mich haben Schattenthemen immer schon am meisten angezogen. Wer derzeit von Harz4 leben muss, wer tagtäglich von Existenzangst bedroht ist, der hat meist wenig Bewusstsein für ein, für ihn persönlich, zeitlich entferntes und deshalb abstraktes Problem wie das Klima. Ich finde es hier auch hilfreich zu überlegen, wann ein Mensch überhaupt fähig zum abstrakten und nachhaltigen Denken ist. Welche Voraussetzung braucht es dazu? Denn wenn man dieser Spur entwicklungspsycholgogisch folgt, kommt man unweigerlich zu den Lösungen. Menschen die nicht nachhaltig denken können, sind Menschen deren Grundbedürfnisse im Jetzt nicht erfüllt sind.

Die Klimakrise muss im Grunde genommen gelöst werden, bevor diese greifbar wird. So eine Situation hatten wir bisher noch nie, weshalb wir es hier mit einer neuen und sehr komplexen Aufgabe zu tun haben und weshalb niemand das Thema so richtig angeht. Meiner Ansicht nach, müssen wir uns überlegen, wie wir die Menschen zum nachhaltigen und abstrakten Denken und Fühlen befähigen können?

Ich habe mal eine Doku gesehen, die ich so gerne teilen würde, weil ich die so beeindruckend fand, aber leider finde ich die nicht mehr. So kann ich nur davon erzählen was mich da so ergriffen hatte. Das war eine Doku auf Arte über irgendwelche Nasenbären in Südamerika (Können aber auch Nasenaffen gewesen sein) biggrin

Es handelte sich um Nasenbärenforscher, die sich vorgenommen hatten, diese bedrohten Tiere zu schützen. Sie erhofften sich im Schutz der Tiere die Unterstützung von der Indigenen Bevölkerung, aber sie bekamen kein Gehör und stießen auf taube Ohren. Die Nasenbären wurden immer wieder gejagt und die Population noch weiter dezimiert. Die Forscher waren mit ihrem Ansatz gescheitert und schon kurz davor ihr Projekt gänzlich aufzugeben.

Dann haben sie ihren Ansatz noch einmal überdacht. In ihrem zweiten Versuch sind sie erneut zu den Ureinwohnern gegangen und haben erstmal gefragt, was braucht ihr hier damit ihr uns helfen würdet, diese Tiere zu schützen? Die Einwohner hatten ein Problem, weil ihnen sauberes Wasser fehlte und sich so viele Krankheiten ausbreiteten. Die Forscher sammelten Geld für die Menschen in der Region und organisierten Wassertanks, für diese. An dem Tag als sie die Wassertanks ins Dorf brachten wurden, welches wie ein Volksfest gefeiert wurde, wurden die Tierschützer erstmals von dem Indigenen Volk respektiert. Erst dann waren die Einwohner ernsthaft bemüht, die Tierschützer zu unterstützen und haben begonnen die Nasenbären zu schützen. Dann lief das Projekt. Es fehlte Respekt.

Um dieses Beispiel jetzt mal auf unsere Situation zu übertragen, frage ich mich ob, die Menschen die sich derzeit noch quer stellen und die vom Mensch gemachte Klimaerwärmung negieren, verharmlosen oder leugnen, bereit wären hinzusehen, wenn sie selbst Respekt entgegen gebracht bekämen. Bisher werden diese Menschen politisch und gesellschaftlich kaum beachtet. Das ist ein großer Fehler, weil sich diese Ignoranz nun spiegelt.

Desweiteren sind die Lobbyisten ein ganz großes Problem. Die CDU und FDP Regierungen haben einen großen Fehler gemacht und die bereits sehr gut laufende Öko Strom Industrie gebremst, ja zerstört. In der Öko Stromdustire gab es bereits weit mehr Arbeitsplätze als in der Kohleindustrie. 100.000 Arbeitsplätze wurden eingestampft und die Entwicklung der Technik, in der wir führend waren, wurde nach China verkauft. Ich denke es sind solche Entscheidungen gegen die Menschheit, gegen die Zukunft, die alleine auf Machtinteressen Einzelner beruhen, die wir zukünftig verhindern müssen.

Leider fühlen sich viele Menschen in unserem Land mit Füßen getreten. Deshalb denke ich, dass wir uns auch für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzten müssen. Selbst dann wenn wir selbst privilegiert sind, und kein Problem haben ein minimalistisches Leben zu führen, denn alles ist ein Teil von uns selbst. Die Natur da draußen ist meiner Ansicht nach ein Spiegel der Inneren Natur des Menschen. Der Harz4 Empfänger der aus lauter Frustration die AfD wählt und von Klimawandel nicht wissen will, ist ein Teil von uns. Es ist der Spiegel unserer eigenen Ignoranz.

Wie soll ein Mensch respektvoll mit der Natur umgehen, der selbst nie Respekt erfahren hat? Das ist meine langfristige Perspektive: Finanztransaktionsteuer und Bedingungsloses Grundeinkommen, Soziale Teilhabe, Bildungschancen, könnten emotionale Ressourcen in den Menschen freisetzten, die bisher eine aktive Hinwendung zur Klimaproblematik des Durchschnittsbürgers behindern hat. Es ist überhaupt schon ein Privileg minimalistisch und nachhaltig denken zu können.

Die Grünen oder die FFF suchen Lösungen in der technischen Revolution, aber sie verpassen die soziale Revolution, bzw. werden demokratisch noch daran gehindert. Wir müssen unseren Schatten mitnehmen, weil der uns sonst immer wieder einholt. Deshalb ist das Sitzen auf dem Meditationskissen, das Träumen und Nachdenken, das Fühlen, das Analysieren und das Philosophieren meiner Meinung nach sehr wichtig.

Und warum wollen Menschen nicht verzichten, weil sie denken dann fehlt ihnen etwas Entscheidendes. Wir sind aber auch alle völlig falsch gepolt. Wir denken dass Konsum uns glücklich macht, dabei sind unsere Konsummuster nur billige Kompensationstrategien für echtes Glück, für echte Zufriedenheit. Wir sollten erforschen, was uns nachhaltig zu Frieden macht, statt den Menschen zu erzählen, dass sie auf ihr bisschen Glück verzichten sollen.

Der Mensch müsste verstehen, dass wir eine Zeit hatten, zb nach dem zweiten Weltkrieg in der wir unseren Wohlstand aufbauen mussten. Und das war bis zu einem gewissen Punkt richtig. Jetzt müssten wir aber die Strategie wechseln, weil immer mehr und mehr Konsum uns überhaupt nicht glücklich macht. Dass die Veränderung der Strategie jedoch nicht bedeutet, dass wir etwas verlieren ist auch ein wichtige Botschaft, die ich in der ganzen Debatte vermisse.

Wir haben bisher einen quantitativen Wohlstand und müssen kollektiv zu der Erkenntnis kommen, dass wir einen qualitativen Wohlstand brauchen. Ein qualitativer Wohlstand wäre für mich zb. Zeit für individuelle Bedürfnisse, Selbstverwirklichung und bedingungslose Existenzsicherung. Inspiration zu diesem Thema finde ich derzeit zb bei Menschen wie Gerald Hüther oder Richard David Precht.

Der Anstieg des Co2 ist ein symptomatisches Problem, welches sich auf der Ebene der Materie zeigt. Dahinter steckt jedoch ein psychisch-emotionales Problem. Es ist die Gier nach immer mehr, weil wir emotional so ausgehungert sind. Der Mensch muss lernen, wie emotionale Erfüllung geht. Vielleicht brauchen wir echt Glücksforscher, die uns helfen unseren quantitativen Wohlstand in einen qualitativen Wohlstand zu transformieren. Eigendlich brauchen wir nur erkennen, dass Wohlstand noch eine weitere Dimension hat. Der Verzicht ist nicht das Ende des Wohlstandes, der Wohlstand bekommt eine neue Dimension. Eine nicht Materielle Dimension, denn die ist endlich, sondern eine emotionale Dimension.

Der Konsum den wir pflegen, steht aber auch eng in Verbingung mit der Programmierung unseres Nervensystems. Das alles müssen wir erfoschen. Es ist ein sehr komplexes Thema, welches bisher vernachlässig wurde. Und vielleicht braucht es mehr Psychologen, Soziologen und Philosophen, die sich damit beschäftigen, die Gier der Menschheit zu erlösen, um machbare Lösungen für den Menschen aufzuzeigen.

Die Naturwissenschaftler können die Problematik vielleicht nicht alleine lösen, vielleicht braucht es jetzt auch die Geisteswissenschaftler, die den Menschen eine neue Perspektive schenken. Nicht indem man den Menschen predigt materiellen Verzicht zu üben, sondern indem man den Menschen ermächtigt, wie er auf eine andere Weise glücklich und zufrieden sein kann, außer einzig durch Konsum materieller Güter.

Nur ist es eben so, dass unter der Gier sehr viel Schmerz liegt und der Mensch erst ermächtigt werden muss, diesem Schmerz zu begegnen. Um so genauer man hinschaut, um so tiefer erstreckt sich die Problematik unserer Psyche. Um so länger wir hinschauen, um so komplexer wird es, deshalb dürfen wir den Überblick, ja das große Ganze nicht aus den Augen lassen.

Verzicht (im Sinne von ich darf nicht mehr x tun) darf nicht die einzige Lösung der Klimabewegung sein, weil wir so einen starken Widerstand in manchen Menschen erzeugen. Leider ist das bisher der einzige Ansatz.

Ich finde wir müssen mit den Widerständen der Menschen gegen den Verzicht arbeiten und zuhören, was diese Menschen bewegt. Wir müssen die Bedürfnisse die geäußert werden, erfassen und ernst nehmen. Erst dann können wir Lösungen finden, die sowohl die Bedürfnissen der Menschen als auch dem Ziel der Klimaneutralität näher kommen.

Bisher scheitern wir gesamtgesellschaft noch noch daran, dass wir uns gegenseitig nicht zuhören, nicht ernst nehmen und Menschen und Klima gegeneinander stellen. Das recht sich dann, weil wir so eben nicht alle Menschen mitnehmen können, die wir mitnehmen müssten, um unsere Ziel zu erreichen. Wir selektieren noch welches menschliche Bedürfnis wir ernst nehmen wollen und welches nicht, ohne zu bemerken, dass gerade diejenigen, die der Klimabewegung widersprechen die Lösungen in Form ihrer Bedürfnisse in den Händen tragen.

Zu deiner Idee mit den Träumen, ich denke ja auch das wir Menschen so ein Art Schwarmbewusstsein haben, welches auch aktiv wird, wenn wir den Ernst der Lage erkennen. So ein bisschen hat sich das schon bei Corona gezeigt, dass die ganze Welt plötzlich vereint nach Lösungen gesucht hat. Deshalb denke ich dass die Bewusstheit für die Bedrohung durch Klimaerwärmung wichtig wäre, um dieses Schwarmbewusstsein zu aktivieren. Und ich denke so sollten wir auch über das Thema nachdenken, im Wissen dass jeder Gedanke in meinem Kopf wichtig und teilenswert ist, weil mein Gegenüber aus meinem Gedanken vielleicht etwas sinnvolles entwickelt, was mir wieder zu Gute kommt, weil er die Macht hat, diesen Gedanken umzusetzten.  Wir sind alle aufgefordert maximale Konstruktivität diesbezüglich zu üben und unsere Gedanken aneinander zu verschenken.

Du sagst, wir müssten Global handeln. Da würde ich sagen, dafür brauchen wir erst ein globales Bewusstsein. Das ist im Modell von Spiral Dynamics alles was sich von grün zu turkis erstreckt, je nachdem wie man den Begriff Global verstehen will. Es gibt da verschiedene Abstufungen. Globales Handeln heißt auch über die Unterschiede erhaben zu sein. Es ist nicht wichtig, ob jemand seine Lösung in der Meditation oder im Labor entwickelt. Da fängt globales Denken an, wo die Unterschiede zwischen uns als Chancen erkannt werden, weil wir alle Perspektiven brauchen werden. Die der Wissenschaftler und die der Schamanen.

An dem Punkt sind leider bisher noch die wenigsten Menschen derzeit, was ein funktionierendes globales Schwarmbewusstsein leider noch blockiert. Also muss man sich fragen, wie kann man diejenigen wecken, die noch schlafen? Wann stecke wir endlich alle Energie in die Zusammenarbeit, statt eine Menge Energie aufzubringen, uns an der unterschiedlichen Sichtweise der Menschen zu stören. Wann finden wir nach dieser ganzen Differnzierung von Sichtweisen wieder zusammen? Ich glaube es ist eine Entscheidung, das Gemeinsame sehen zu wollen und es könnte sein, dass die Klimakatastrophe uns zu dieser Zusammenarbeit zwingt, über alle Differenzen hinweg.

Mission Erde und Wilderness International

Ich finde das Mission Erde Projekt, des Meeresbiologen und Naturfilmers Robert Marc Lehmann ganz gut. In einem seiner Videos auf Youtube hat er das Projekt von Wilderness International vorgestellt.

https://www.wilderness-international.org...-peru.html

Man kann da einen Quadratmeter Regenwald in Peru für einen Euro kaufen. Dieser Regenwald wird dann für immer geschützt. Das bringt mehr, als Bäume aufzuforsten, weil ein alter Wald mehr Co2 speichert und natürlich bereits Unterschlupf für viele Tiere liefert. Vielleicht ist das ja auch eine Investition für euch.

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RE: Klimakatastrophe
#2
23.10.2022, 19:23 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.10.2022, 19:24 von ichbinmehr.)
Für mich ein interessantes Gespräch zwischen Richard David Precht und Luisa Neubauer.

Das interessante für mich war die Frage der Verantwortung. Sind es die Konzerne, die Wirtschaft, die sozial Schwachen, die Regierung oder die Demokratie an sich, die dafür verantwortlich sind, dass wir uns zu langsam in Richtung CO2 Neutralität bewegen? Was passiert eigendlich wenn man die Frage nach der Verantwortung mal zu Ende denkt? Und welche Lösungen könnte es geben? 

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RE: Klimakatastrophe
#3
11.11.2022, 13:39
Ich fand die Diskussionsrunde bei Markus Lanz mit Carla Rochel, Klimaaktivistin und Jürgen Trittin, Politiker der Grünen spannend. Im Gespräch geht es um die Verhältnismäßigkeit von Klimaprotesten. Den Vorschlag von Trittin, dass Klimaaktivisten massenweise in politische Parteien eintreten sollen, fand ich sehr gut und nachhaltig.

Hier geht´s zur Sendung von Markus Lanz, vom 9. 11.22 in der ZDF Mediathek. Das Klima Thema beginnt bei Minute 28. https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-l...2-100.html

Weil die Mediathek meist nach kurzer Zeit schon Sendungen raus nimmt, hier noch den Youtube Link, in dem das Gespräch allerdings nicht ganz vollständig dargestellt wird. https://www.youtube.com/watch?v=CbzsFZyzL94

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