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Jeder Mensch ist ein Philosoph, aber er weiß nur nicht» Der Alltag ist voller philosophischer Fragestellungen

Jeder Mensch ist ein Philosoph, aber er weiß nur nicht
#1
15.04.2024, 10:35
Philosophie ist im Grunde nichts anderes als Denken. 

Man kann das Leben auf viele verschiedene Arten gestalten. Der eine sondert sich ab, und der andere nicht. Der eine liebt und der andere hasst und ein Dritter hat überhaupt keinen Zugang zu Gefühlen. Der eine arbeitet Tag für Tag, außer am Sonntag, und der andere arbeitet so wenig wie möglich. Der eine heiratet und der andere hält sich von Frauen fern. Der eine fährt mit dem Fahrrad, der andere mit dem Auto. 

Diese Haltungen sind das Ergebnis von Gedanken, die man sich gemacht hat. Die Themen, die also jeden bewegen sind folgende
Soll ich lieben oder hassen oder nichts fühlen?
Welches Verkehrsmittel soll ich benutzen, soll ich überhaupt eins benutzen?
Soll ich arbeiten oder nicht, und falls ja: Welche Arbeit und wie oft, wie lange? 
Sollte ich Sex mit jemandem haben? 
Sollte ich Freunde haben? 

Aber die Philosophie ist ein weites Gebiet. Das sieht man zum Beispiel am Werk von Immanuel Kant. Er hat sich mit praktischen und theoretischen Themen beschäftigt. 

In der "Kritik der reinen Vernunft" ging es um Dinge, die kaum eine praktische Bedeutung haben, die aber indirekt was mit der Frage "Existiert Gott?" zu tun haben sollen.  
In der "Kritik der praktischen Vernunft" ging es um die Frage ob man ficken sollte.  
In der "Kritik der Urteilskraft" ging es um die Frage was man schön finden sollte, also z.B. "Was für einen Teppich lege ich mir ins Zimmer oder sind Teppiche blöd?"
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RE: Jeder Mensch ist ein Philosoph, aber er weiß nur nicht
#2
17.04.2024, 01:44
Das ist ja wohl ein bisschen einfach, Philosophie mit Denken gleichzusetzen.
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RE: Jeder Mensch ist ein Philosoph, aber er weiß nur nicht
#3
17.04.2024, 16:09
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Vor einigen Jahren hatten Philosophieforen großen Zulauf. Es wurde viel gepostet. Zudem gab es mehr Foren als heute. Es ist nun nur noch dieses Forum übrig geblieben, und noch ein anderes. Dort wird seit 2017 nur noch über die Frage "Existiert Gott?" und religiöse Fragen diskutiert. Die Frage "Existiert Gott?" ist ja nicht unbedingt religiös. Es gibt auch einen Gott der Philosophen. Religion zeichnet sich aus durch die Teilnahme an Zeremonien, Gottesdiensten. Oder zumindest durch die Verehrung einer Person, im Falle des Christentums: Jesus. 

Ich bin abgeschweift. Warum postet heutzutage kaum noch jemand in einem Philosophieforum? Andere Foren gibt es noch zuhauf, aber die haben nichts damit zu tun, dass man sich über grundsätzliche Fragen Gedanken gemacht. Dort wird geklärt, wie man irgendwas repariert und ähnliches, also ganz praktische Fragen. 

Wenn man sich grundsätzliche Fragen stellt, dann landet man früher oder später bei Fragestellungen die das Unbewusste und das VERDRÄNGTE betreffen. Oder etwa nicht? Nun gut, in einem Philosophieforum wo ich vor mehr als 10 Jahren war wollte vom Verdrängen und vom Unbewussten niemand etwas wissen. Aber sie haben es wohl dunkel geahnt:  irgendwann müssen wir auch mal Stellung zur Psychoanalyse beziehen und begründen wieso wir sie ablehnen. Einige haben das auch getan. Aber ihre Antworten waren sehr knapp. Vielleicht war bei den meisten der Leidensdruck einfach nicht groß genug um sich der Psychoanalyse zu öffnen. Wenn man Philosophie-Wörterbücher zur Hand nimmt stellt man fest, dass dort durchaus auf die Thesen von S. Freud eingegangen wird, zumindest in den meisten dieser Wörterbücher. Meist geschieht dies aber nur am Rande. Wenn man z.B. darüber nachdenkt, was eigentlich ein Gefühl ist, dann wird kaum darum herumkommen auch um verdrängte oder verleugnete Gefühle zu sprechen. Aber komischerweise hat Freud grade dieses Thema selbst gemieden oder wegerklärt, indem er kategorisch erklärte "Es gibt keine verdrängten Gefühle" Damit hat er sich vermutlich selbst dabei geholfen gewisse Gefühle, die er mal hatte, und die ihm peinlich geworden sind, zu verleugnen.
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RE: Jeder Mensch ist ein Philosoph, aber er weiß nur nicht
#4
17.04.2024, 17:23 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.04.2024, 18:09 von ichbinmehr.)
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Zitat:Zudem gab es mehr Foren als heute. Es ist nun nur noch dieses Forum übrig geblieben, und noch ein anderes. Dort wird seit 2017 nur noch über die Frage "Existiert Gott?" und religiöse Fragen diskutiert. Die Frage "Existiert Gott?" ist ja nicht unbedingt religiös. Es gibt auch einen Gott der Philosophen. Religion zeichnet sich aus durch die Teilnahme an Zeremonien, Gottesdiensten. Oder zumindest durch die Verehrung einer Person, im Falle des Christentums: Jesus.

Was denkst du über die folgende Theorie?

In Carl Jungs Auffassung spielen religiöse und spirituelle Überzeugungen eine wichtige Rolle. Diese dienten der psychischen Organisation des Menschen, also der Ausrichtung an etwas höheres.

Wenn Jung also die Rolle des Glaubens an Gott diskutiert, betont er oft die psychologische Notwendigkeit des ordnenden Prinzips. Er hat damit den Nutzen der Religion beton, ohne jedoch das Dogma zu vertreten, dass es sich dabei zwingen um Religion handeln müsse.

Jung glaubte, dass Menschen, die nicht an Gott glauben, oft unbewusst einen Ersatz finden, eine Art "Ersatzgott", zu dem sie aufschauen können.

Solche Ersatzfiguren oder -prinzipien können in vielen Formen auftreten: Ideologien, wissenschaftlicher Dogmatismus, Eltern, ein Fußballverein oder die Verehrung herausragender Persönlichkeiten sowie das Streben nach Macht können solche Ersatzobjekte darstellen.

Diese dienen dazu, ein inneres Bedürfnis nach Sinngebung und Ordnung zu erfüllen – eine Funktion, die traditionell oft durch religiösen Glauben ausgefüllt wurde.

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Als Pädagogin, die sich auf Entwicklungspsychologie spezialisiert hat, sehe ich in der Ausrichtung auf äußere Vorbilder eine Möglichkeit, den eigenen Entwicklungsplan zu vervollständigen.

Kinder benötigen Vorbilder und Ideale, und wenn Eltern nicht ausreichen oder unzureichend als Vorbilder fungieren, suchen wir uns Ersatz in Form von Helden.

Zu diesen können auch moralische Autoritäten wie Mahatma Gandhi oder der Dalai Lama zählen.

Superhelden müssen nicht immer nur stark und mächtig sein, sondern können auch Eigenschaften wie Friedfertigkeit oder Mitgefühl verkörpern.

Durch das bewusste Betrachten seiner Vorbilder und Ideale erkennt man im Grunde sein eigenes, teilweise noch unerschlossenes Potenzial, welches man auf die äußere Welt projiziert.

Wer mich fasziniert, bringt mich in Kontakt mit meinem eigenen Potenzial; dies ist gewissermaßen mein lichter Schatten.


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Ich frage mich, ob Carl Jung letztendlich an einen externen Gott geglaubt hat, vor allem wenn man bedenkt, dass er das Streben nach Macht als eine Art Ersatzhandlung betrachtete.

Jung war ja auch teilweise erleuchtet, und dies wirft für mich die Frage auf, ob er das Absolute eher in einem äußeren Gott oder in der eigenen schöpferischen Kraft gesehen hat.

Basierend auf meinem bisherigen Wissen über ihn vermute ich, dass er seine eigene schöpferische Macht möglicherweise nicht vollständig anerkennen konnte und daher der Vorstellung eines externen Gottes eine bedeutende Rolle zugeschrieben hat.

Als man ihn einmal direkt fragte, ob er an Gott glaube, antwortete er, dass er Gott erfahren habe. Jedoch bleibt unklar, wie er diese Erfahrung letztlich interpretiert hat.

Mir scheint es, als ob er immer noch etwas Äußeres verehrte, während er die Verehrung des Inneren nicht als gleichwertig ansah.


Zitat:Nun gut, in einem Philosophieforum wo ich vor mehr als 10 Jahren war wollte vom Verdrängen und vom Unbewussten niemand etwas wissen. Aber sie haben es wohl dunkel geahnt:  irgendwann müssen wir auch mal Stellung zur Psychoanalyse beziehen und begründen wieso wir sie ablehnen.


Ja, das ist mir auch im Austausch mit philosophisch orientierten Menschen oft aufgefallen: Viele scheinen den Bezug zu sich selbst zu vermeiden. In Extremfällen wirkt es, als ob sie über Wasser sprechen und sich einbilden, das Wasser verstanden zu haben, ohne jemals selbst ins Wasser eingetaucht zu sein.

Deshalb empfinde ich eine einseitige Ausrichtung auf die Philosophie und die Logik als unvollständig. Es scheint fast, als wäre es eine Vermeidungsstrategie, um einer Begegnung mit sich selbst auszuweichen, oft begleitet von einer gewissen Arroganz bezüglich der eigenen Erkenntnisse, ohne zu erkennen, dass etwas Wesentliches fehlt.

Ich möchte jedoch betonen, dass meine Kritik sich lediglich gegen die Einseitigkeit richtet, nicht gegen das Studium der Philosophie, des Metabewusstseins und der Logik an sich.

Andererseits kann man niemanden zwingen, sich selbst zu begegnen. Um eine solche Selbstbegegnung zu bewältigen, benötigt man entsprechende Ressourcen, um diese zu überstehen.

Was ist also die Lösung?

Akzeptanz? Oder vielleicht etwas anderes?


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RE: Jeder Mensch ist ein Philosoph, aber er weiß nur nicht
#5
20.04.2024, 01:29
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Die Philosophie hat zur Psychoanalyse hingeführt. Aber in der Gegenwart scheint es eher so sein, als würde Philosophie nur dazu verwendet werden, vor der Psychoanalyse zu fliehen. Es gibt natürlich auch noch viele andere Arten vor der Psychoanalyse zu fliehen. In der Regel ist das auch gar nicht schwer, sofern man keine allzu großen psychischen Probleme hat.

Oft erscheint mir Philosophie als etwas, womit ich mich aus den Niederungen des Daseins erheben kann. Aber ich bin dermaßen von der Psychoanalyse durchdrungen, dass ich dann gleich immer anfange denjenigen zu analysieren, z.B. Kant. Den kann ich gar nicht lesen ohne dass mir hinterher was dazu einfällt, was mit ihm losgewesen sein könnte. Bei Wittgenstein ist das aber schon schwieriger.
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RE: Jeder Mensch ist ein Philosoph, aber er weiß nur nicht
#6
20.04.2024, 02:23 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.04.2024, 02:26 von Likeplacid.)
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Wenn es nach Umfragen geht glauben die meisten Menschen auf der Erde an ein Höheres Wesen, also Gott. Sie tun das nicht, weil sich durch eigenes Denken zu diesem Urteil gelangt sind, sondern weil es ihnen von frühester Kindheit an eingeredet wurde.

Von C.G. Jung habe ich noch nicht viel erhellendes gelesen, abgesehen von der "Typologie".
https://www.getabstract.com/de/zusammenf...typen/7141 

 Freud sagt mir aber in letzter Zeit aber auch nicht mehr allzu viel, muss ich zugeben. Seine Nachfolger haben da teilweise mehr zu bieten. Aber  das soll ja ein philosophischer Thread sein. Ist Freud ein Philosoph? Ja, denn er wird in philosophischen Wörterbüchern gelegentlich erwähnt, so auch seine Thesen. Z.B.  https://www.spektrum.de/lexikon/philosop...r-ich/2076

C.G. Jung war ursprünglich Freuds Kronprinz. Aber dann haben sie sich zerstritten. Freud hat daraufhin die Theorie des Narzissmus entwickelt. Das war wohl eine Reaktion darauf. Diese Theorie nimmt ja in gewisser Weise Abstand vom Sexuellen. C.G. Jung hatte schon vorher Abstand davon genommen und bezeichnete die Lehre, die er danach entwickelte als geeignet für die zweite Lebenshälfte. Wer also denkt er wird höchstens 80, der sollte sich demnach ab 40 von Freud abwenden und C.G. zuwenden. 

Ich habe übrigens die Erstausgabe von "Wandlungen und Symbole der Libido" im Bücherschrank stehen (d.h. einen Nachdruck davon).. C.G. Jung folgte einem Trend in der frühen Psychoanalyse, Mythen auf ihren sexuellen Gehalt hin zu untersuchen. Ich finde er hat es etwas übertrieben und er hat das wohl auch selbst gemerkt. Daher hat er die folgenden Auflagen völlig umgestaltet, und daraus ein völlig anderes Buch gemacht. Ich finde aber er hat damit erneut übertrieben. Es hätte auch genügt, wenn er einige Passagen gestrichen hätte. Freud hat sich mit sexuellen Details nie so weit vorgewagt wie Jung, oder er verstand es, diese Dinge auf eine Weise zu formulieren, die von der Mehrzahl nicht als anstößig empfunden werden.
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