Hallo zusammen,
ich habe mal diesen alten Thread wiederbelebt da in den vergangenen Wochen das Thema, in verschiedenen Beiträgen, auf kam. Ich würde mich freuen wenn Ihr eure Erfahrung oder Anmerkungen dazu hier macht. Wie meditiert Ihr?
Zen Praxis oder Zazen, (Soto-Zen Link zu Wikipedia) -
Zen (Meditation) im Sitzen – ein kleines How-To.
ich habe hier ein paar Worte zur Zen Praxis, Sitzmeditation geschrieben. Dies basiert also "nur" auf meinen Erfahrungen. Ich habe dazu jedoch auch Anregungen aus dem Buch Zen-Geist Anfänger Geist von Shunryu Suzuki verwendet, da ich dieses Buch und die darin beschriebenen Anmerkungen zur Praxis, für mich als sehr hilfreich empfand.
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, mich zeichnet nicht aus, ich bin weder Zen Meister, noch habe ich eine Ausbildung im Zen, in irgendeiner Form. Ich meditiere seit ca. 15 Jahren und habe Anfangs in einem Zen Dojo mit anderen, einer Zen Gruppe regelmäßig meditiert. Dort habe ich auch die Grundlagen der Zen Meditation erlernt.
Zazen - Zen (Meditation) im Sitzen
Zunächst solltet Ihr überlegen, wie lange eure Meditation gehen soll. Mutet euch nicht zu viel zu. Wenn Ihr keine Meditationserfahrung habt beginnt mit 10 oder 15 Minuten und schaut wie es funktioniert.
Passt die Zeit bei der nächsten Meditation an, länger oder wenn die 10 Minuten zu lang waren, dann auch kürzer. Aber wenn Ihr eine Zeit gesetzt habt dann zieht die Meditation nach Möglichkeit auch durch. Abbrechen kann man zwar immer aber nur wenn man unbedingt muss.
Hilfreich, um das Ende der Meditation zu signalisieren, ist ein „Wecker“ der nur einmal „klingelt“ und den man nicht ausschalten muss.
Ich persönlich halte max. 45 Minuten pro Sitzung für angemessen. Möchte man länger meditieren kann man 10 Minuten Gehmeditation (Kinhin*) durchführen und dann wieder 45 Minuten sitzen.
*Auf Kinhin gehe ich hier nicht weiter ein, auch dazu findet man sehr viel Anschauungsmaterial im Netz.
Achtung! Vorsicht beim Aufstehen nach der Meditation! Es könnte ein Fuß oder Bein eingeschlafen sein, was man nicht direkt bemerkt und das führt in der Regel zum direkten Umfallen. Ihr seid schneller wieder unten als Ihr gucken könnt. So etwas kann zu Verletzungen führen. Auch der Kreislauf braucht manchmal länger als Ihr. Geht das Ganze daher langsam an.
Die Praxis. Ihr solltet mit dem Gefühl sitzen, egal was passiert, ich gehe hier nicht weg.
Und wenn mir der Himmel auf den Kopf fällt, ich gehe hier nicht weg!
(Wie gesagt, hier geht es ums Gefühl. Wenn es brennt solltet Ihr natürlich aufstehen und reagieren
)
Sitzen
Man kann im vollen, halben oder viertel Lotus, im Schneider- oder Fersensitz, mit Sitzkissen oder Bank sitzen oder auch auf einem Stuhl. Davon abgesehen geht natürlich auch jede andere Position, wenn Sitzen in keiner Variante möglich ist.
Die aufrechte Sitzhaltung hat sich als hilfreich für die Meditation erwiesen. Hilfreich ist es, wenn die Oberschenkel leicht nach unten geneigt sind, egal in welcher Sitzhaltung auch immer. In den Lotus-und Scheidersitz-Varianten heißt das, ihr seid über drei Punkte mit der Erde verbunden. Po und zwei Knie. Sollte ein Knie auf Grund der Haltung leicht nach oben zeigen kann man ein Kissen zur Stabilisation darunter legen.
Wichtig ist die aufrechte, gerade Haltung. Versucht ruhig mit der oberen Seite des Kopfes, den Himmel zu erreichen. Das Kinn sollte man zurückziehen, denn wenn man das Kinn vorschiebt hat man keine Kraft in der Haltung und döst während der Meditation leichter ein. In dem Moment wo man das Kinn zurückzieht bemerkt man schnell das die Schultern verspannen. Diese sollte man lockern, so das sie auf natürliche und entspannte Weise nach unten absinken.
Die linke Hand liegt in der Rechten, die Daumenspitzen berühren sich nur ganz leicht und bilden so mit den Händen ein Oval.. Die Hände sollten nicht zu tief im Schoss liegen, denn dann schlafen die Arme ein aber auch nicht zu hoch, dann verspannen die Schultern. Man kann hier auch ein Kissen verwenden, so das die Hände entspannt aufliegen können.
Diese Haltung der Meditation wirkt anfangs, etwas umständlich aber auf die Dauer ist sie hilfreich. Wenn man in der Meditation bemerkt das die Haltung „nachlässt“ korrigiert man einfach nach, auch gerne öfter. Grundsätzlich gilt, ärgert euch nicht wenn etwas nicht so läuft wie ihr es gerne hättet. Konzentriert euch auf die Momente wo es gut ist und seien sie noch so kurz.
Wenn ihr in einer Internet Suchmaschine eurer Wahl nach „Zazen Haltung“ sucht findet Ihr Unmengen an Material, Beschreibungen, Bilder und auch Videos die das anschaulich darstellen.
Die Atmung ist NICHTS besonderes. Atmet einfach, ruhig, durch die Nase, sofern möglich, ein und aus! Das ist alles.
Gedanken in der Meditation, sind nur Wellen unseres Geistes. Wenn man versucht die Wellen auf einer Wasseroberfläche, mit der Hand zu glätten, erzeugt man nur noch mehr Wellen. Wenn man aber einfach wartet, beruhigen sie sich ganz von selbst und verschwinden. Was bleibt ist eine glatte, spiegelnde, Wasseroberfläche, der reine Geist.
Falls das mit dem warten nicht so gut funktioniert könnt ihr, während ihr wartet eure Atmung beobachten oder ihr stellt euch Wolken vor die über die glatte Wasseroberfläche vorbei ziehen. Jede Wolke repräsentiert ein Gedanke. Ihr könnt auch die Gedanken, wie zum Beispiel, „es funktioniert nicht“ daran heften und zusehen wie er mit den Wolken verschwinden. Es kommen neue Gedanken, Gedanken an den Tag oder was auch immer euch beschäftigt. Diese heftet ihr auch an eine Wolke und lasst sie ziehen. Jetzt denkt Ihr vielleicht nach, ob ihr die richtige Haltung habt … wieder ein Gedanke, anheften und ziehen lassen. Und noch ein Gedanke, anheften und ziehen lassen. Auch wenn die Gedanken im Zehntel-Sekundentakt kommen … anheften und ziehen lassen. Und wenn ihr jetzt mal schaut werdet ihr feststellen das der erste Gedanke abgezogen ist und euch nicht mehr beschäftigt. (Auch diesen Gedanken nehmen, anheften und ziehen lassen
)
Ärgert euch nicht wenn die Gedanken nicht aufhören. Freut euch über die Sekunde, zwischen zwei Gedanken, wo kein Gedanke im Vordergrund war. Haltet ruhig Ausschau, ob da noch mehr Gedanken kommen ... anheften und ziehen lassen.
Beharrlichkeit ist hier der Schlüssel. Auch wenn es nicht so läuft wie ihr es wünscht, bleibt einfach dran. Es gibt kein richtig und kein falsch. Es gibt nur eine Praxis.
Hier nochmal das Herz Sutra (Hannya Shingyo) in einer sehr schönen Variante.
In der Leere gibt es keine Unruhe mehr, kein Aufhebens, keinen Stolz.
In dieser vollkommenen Leere gibt es keinen Körper, kein Gefühl, keine Wahrnehmung, keine Willensregung, kein Bewusstsein.
Da gibt es weder Auge noch Ohr, weder Nase noch Zunge, weder Leib noch Geist.
In dieser vollkommenen Leere gibt es weder Formen noch Klänge, weder Duft noch Geschmack, weder Gegenstände noch Vorstellungen, keine Sinne und kein Denken, weder Dummheit noch Weisheit.
Da ist weder altern noch sterben, kein Leiden, keine Erlösung, weder Erkenntnis noch Verwirklichung weil es in der Leere nichts zu verwirklichen gibt.
Auszug aus, "Der Tigerbericht" von Dietrich Wild