RE: Erfahrungen während der Vollnarkose?
22.12.2020, 13:09
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• birdy, Raipat, tanjasin
Ursprünglich wollte ich nirgendwo im Internet mitteilen, dass ich dieses Jahr ein Krankheitserlebnis hatte (das auch nichts zur Sache tut), aber im Sinne der Klartraum-Wissenschaft
möchte ich hier doch von meinen Erfahrungen mit einer Propofol-Narkose berichten.
Vorab: Ich kann verstehen, dass sich Michael Jackson mit dem Zeug (unabsichtlich) vergiftet hat.
Die Narkoseärztin war nicht nur super lieb, sondern hat mir auch noch folgende, in unserem Kontext hochinteressante Empfehlung mitgegeben:
"Propofol ist bekannt dafür, dass man darauf träumen kann. Visualisieren Sie vor der Verabreichung am besten ein bestimmtes besonders schönes Traumbild, dann ist es gut wahrscheinlich, dass sie genau davon träumen werden." (sinngemäß wiedergegeben)
Traum-Inkubation also.
Für uns hier im Forum sicherlich kein Novum, aber schön, dass sich das Wissen darum doch schon so weit verbreitet hat
Leider hatte ich bei meiner letzten Vollnarkose eine unangenehme Erfahrung im Zusammenhang mit einem Muskel-Relaxans (siehe weiter oben im Thread), und obwohl mir die diesmalige Ärztin versichert hatte, dass das bei Ihr nicht passieren würde, war ich doch zu nervös, als dass ich ihren Tipp zur Traum-Inkubation hätte beherzigen können. (Ich war dementsprechend erleichtert, als ich merkte, dass ich einschlief, ohne dass zuvor schon meine Atmung ausgesetzt hatte).
Dementsprchend hatte ich beim Aufwachen zwar das deutliche Gefühl, geträumt zu haben, aber leider keine konkrete Erinnerung an bestimmte Inhalte.
So geht es mir sehr oft auch beim ganz natürlichen Aufwachen. Dass da etwas mutwillig medikamentös "gelöscht" wurde, halte ich in diesem meinem Fall daher für ausgeschlossen.
Es hätte für die Anästhesiologin ja auch gar keinen Sinn ergeben, mich auf die Möglichkeit schöner Träume aufmerksam zu machen, wenn sie davon ausgegangen wäre, dass ich mich ohnehin nicht daran erinnern werden würde.
Ohnehin fand ich zunächst einfach erfreulich, dass mein Zeitempfinden nicht gestört war: Es fühlte sich tatsächlich so an, als sei seit dem Einschlafen etwa eine Stunde vergangen, was auch der Fall war. Im Gegensatz dazu war ich bei meiner letzten Vollnarkose 1994 wie ausgeknippst und hatte hinterher das Gefühl, als hätte man mir die OP-Zeit "gestohlen", hatte sie also in keinerlei Hinsicht wahrgenommen.
Auch waren
damals noch Stunden später insbesondere mein Kurzzeitgedächtnis und vermutlich auch meine sonstigen geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt:
Meine Frau brachte mir Trivialromane mit, und ich versuchte, einen davon zu lesen. Dies stellte sich als unmöglich heraus, da ich nach jedem Satz den Inhalt des vorherigen bereits wieder vergessen hatte
Diesmal hatte ich wesentlich anspruchsvollere Lektüre dabei – und keinerlei Merkprobleme damit
Und ohne damit prahlen zu wollen: Auch das kulturell und wortspielerisch anspruchsvolle Kreuzworträtsel aus dem SZ-Magazin hatte ich – alleine und ohne zu googeln – in weniger als eineinhalb Stunden vollständig gelöst. Kurzum: Ich fühlte mich wenige Stunden nach der Vollnarkose mit Propofol geistig bereits wieder voll auf der Höhe. [Edit: was ebenfalls dagegen spricht, dass ich Opiate verabreicht bekommen haben sollte]
Jetzt würde ich gerne das pauschale Fazit ziehen: "Erhebliche Fortschritte auf dem Fachgebiet der Anästhesiologie". Aber wenn ich die ebenfalls nicht lange zurückliegenend Narkoseerfahrungen anderer in diesem Thread hier so lese – habe ich vielleicht einfach nur Glück gehabt?