(03.09.2017, 15:01)Uefken schrieb: Na siehst du keinen Widerspruch darin? Einerseits verkaufen uns Wissenschaftler, dass Wahrheiten immer schön einfach sind und wir gelauben gerne daran. Anderereits verkaufen uns mainstreammedien, dass Populisten mit scheinbar einfachen Wahrheiten um die Ecke kommen, in Wirklichkeit aber alles irre kompliziert ist. Und das glauben wir auch gerne. Was stimmt denn nun?
Das ist eine fürchterliche Verallgemeinerung.
Erstmal: Wann ist etwas einfach?
Ist eine Diazotierung einfach zu verstehen? Ist es einfach zu verstehen, wie 1-Amino-2-Methoxy-4-Nitrobenzol reagiert?
Was ist eine Steuererklärung und wie mache ich das?
Ist das einfach?
Oder ist es eher so, dass Begriffe wie "einfach" und "schwer" vom Betrachter abhängig sind?
Zum anderen:
Es gibt so viele Wahrheiten, zum Beispiel den Satz
"Wenn a = b und b = c, dann ist a = c"
und dann gibt es zum Beispiel die relativistischen Bewegungsgleichungen
E(kin) = M₀c²(1/√(1-(v/c)²) - 1)
Was ist davon jetzt einfach?
Diese ganzen Wahrheiten einfach auf einen Haufen zu kehren und mit einem Aufkleber "Einfach" drauf zu schreiben, ist einfach nicht gerechtfertigt.
Und zum Populismus.
Sind es denn noch Wahrheiten, die da verbreitet werden?
Beispielsweise zu sagen: "Die da sind dran schuld!"
Selbst wenn die Aussage aufgrund der komplizierten Verflechtungen von Ursache und Wirkung nicht ganz falsch sein sollte, so ist es dann doch nicht die ganze Wahrheit.
Und ist die halbe Wahrheit noch immer die Wahrheit?
Wenn ich sage: "Ich habe zwei Euro in meinem Sparschwein", und dann liegen drei Euro drin, habe ich ja nicht explizit gelogen - es liegen zwei Euro drin
und...
Spätestens an diesem Punkt kann man sich völlig von der zitierten Aussage verabschieden.
Handelt es sich nur um einen rein subjektiven und übertrieben Eindruck einer komplexeren Angelegenheit?
Oder wurde absichtlich übertrieben, um einen etwas satirischen Ton anzunehmen?