RE: Errinnerungen aus dem Mutterleib
19.10.2014, 21:06
(19.10.2014, 17:09)Optimist schrieb: Man kann das mit einer Computerfestplatte vergleichen: Die Daten sind erst weg, wenn sie überschrieben sind, davor kann man sie mit Programmen ganz einfach rekonstruieren.
Kann ich einerseits nachvollziehen, andererseits funktioniert unser Gehirn ja eben nicht wie ein Computer, der die Daten an einem bestimmten Ort, kategorisch in Ordnern speichert. Im Gehirn läuft das, soweit ich das mit meinem Wissensstand sagen kann, über "neuronale Netzwerke" ab; also über viele, miteinander verbundene Nervenzellen.
Ich habe mich für ein Referat und eine Hausarbeit an der Uni mit "Neuromarketing" beschäftigt. Dort wird teils versucht, "Markennetzwerke" in den Köpfen der Konsumenten aufzubauen, bzw. daran anzuschließen, um so ihre Kaufentscheidungen und ihre Einstellungen zu einem Produkt/ einer Marke zu beeinflussen. Ich werde nachher mal eine diesbezügliche Grafik hier in diesem Post verlinken, die ein solches neuronales (Marken-)Netzwerk veranschaulicht.
Prinzipiell kann man sich das so vorstellen:
Die Marke "Becks" verwendet in ihrer Werbung den Dreimaster mit grünen Segeln, das weite, blaue Meer, den "Sail away"-Song sowie junge, anscheinend abenteuerlustige Menschen. Im Kopf eines Konsumenten bildet sich dann potenziell nach ein- oder mehrfachem Betrachten der Werbung ein Netzwerk aus den folgenden "Codes":
Becks (sprachliches Zeichen / Logo) - Dreimaster - grün - Meer - blau - "Sail away" - junge Leute.
Wenn ich die Werbung oft genug sehe und sich die Codes gut von denen der Konkurrenz abheben, dann wird bei mir beim Sehen eines Dreimasters (mit grünen Segeln) direkt dieses Netzwerk aktiviert. Ich habe also gelernt, dass der Dreimaster, Becks und die anderen Codes zusammen gehören.
Was bringt Becks das? Durch kulturelle/ soziale Lernprozesse verbinde ich mit diesen "Codes" bestimmte Bedeutungen. Bei der Farbe grün denke ich an grünes Gras, an Natur, an Gesundheit, an Frische. Becks = frisch, natürlich, gesund. Beim Dreimaster denke ich an Columbus, Entdecker, Eroberer, Abenteurer. Becks = was für abenteuerlustige.
Habe ich gerade das Bedürfnis nach Abenteuer, oder bin ich generell eher der abenteuerliche Typ, dann spricht mich die Becks-Werbung an, veranlasst mich vll sogar zum Kauf eines Sixpack!
Das war jetzt eine Herangehensweise an ein immer noch sehr unterschiedlich verstandenes, schwammig definiertes Feld namens "Neuromarketing". Möglicherweise wurde der Exkurs etwas zu lang ^_^
Was wollte ich damit bezwecken? Erstens wollte ich natürlich mit meinem unglaublichen Wissen angeben
Zweitens könnte deine (Optimist) Annahme von nur "vordergründig gelöschten Erinnerungen" damit erklärt werden, dass eine Verbindung in einem der neuronalen Netzwerke - aus welchem Grund auch immer - "gekappt" wurde und der Rest jetzt "abgekapselt" im Gehirn "rumschwirrt". Die Verbindung könnte jetzt entweder einfach wieder direkt "repariert", oder über "Umwege" hergestellt werden. Etwa so:
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass ich im Kindergarten im Sandkasten Sandburgen gebaut habe. Ich erinere mich aber dann daran, dass ich immer mit meinem Kumpel zusammen war, welcher meist im Sandkasten Sandburgen gebaut hat.
Alles nur Annahmen, basierend auf meinem derzeitigen Wissen. Vll. hats ja tatsächlich schon jemand versucht, bitte melden!