(12.07.2018, 08:20)gnutl schrieb: Zustimmung für:ja, das ist ein problem. aber gerade darum wäre eine bessere zusammenarbeit mit journalist*innen ja ebenfalls gut (neben der besseren wissenschaftlichen bildung ebenjener). wenn sie nämlich ganz ohne kontakt zu wissenschaftler*innen recherchieren, sind die möglichen entstellungen ja noch gravierender.
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Was Journalist*innen angeht, so haben viele aus der Wissenschaft schlechte Erfahrungen damit gemacht - dass ihre Forschungen unter eine völlig irreführende Schlagzeile gepackt werden, zum Beispiel. Da kann ich gut verstehen, dass das die Forscher*innen selbst eher abstößt. Das ist vllt dann auch einfach nicht ihr Job - sondern es bräuchte wohl besser wissenschaftlich gebildete Journalist*innen.
Zitat:Über Populärliteratur denke ich ähnlich - ich hab nicht so wirklich Vertrauen in die.... tendentiell verkauft sich reißerisch aber falsche Information halt oft besser. Das liegt nicht an Einzelpersonen, sondern am System, das Menschen dazu bringt, etwas verkaufen zu wollen.ich meine in dem fall, dass wissenschaftler*innen selbst mehr populärliteratur schreiben sollten. natürlich ist da immer das problem, wie gut sich das verkauft, wenn es nicht reißerisch gemacht wird, und wie man seinen aufwand finanziert, wenn es sich eben nicht so gut verkauft... wie joe sagt.
(12.07.2018, 11:53)Schuhbewegtsich schrieb: Prinzipiell sorgt die Arbeitsteilung für ein Expertenwissen, sodass wir grundsätzlich erst mal einseitig gebildet sind – das betrifft dann eben auch die allgemein menschlich relevanten Themen. Philosophie wird für den voll lohnarbeiteten Menschen, der tagsüber gar nicht auf die Spur der Selbsterkenntnis drauf rutschen darf, wenn er das aushalten will – zur seichten Feierabendliteratur, die keine große Anstrengung mehr von einem abverlangt – man kann es auch niemandem verdenken, sich dann nicht mehr anstrengen zu wollen.das ist sicherlich auch überspitzt formuliert, um den gedanken besser rüber zu bringen. ich halte es aber für zu überspitzt (folgendes auch @lu ping die ungefähr ein ähnliches argument brachte).
zunächst denke ich nicht, dass philosophie oder beschäftigung mit wissenschaften usw. zwingend viel zeit erfordert. was es erfordert, ist v.a. hingabe. dass man, wenn man soweit geht, seinen arbeitsalltag nicht mehr aushält, glaube ich auch nicht. das kann natürlich passieren, aber ich halte es nicht für einen zwang. ich denke, viele setzen ihre prioritäten was die freizeit angeht (feierabend, wochenende, urlaub) eben so, dass darin kein platz für diese beschäftigungen ist. es wäre aber platz, wenn man sich weniger den medialen und sozialen benebelungen hingeben würde, die so verbreitet sind. nun wäre dein argument, dass diese benebelungen helfen, den status quo auszuhalten. aus meiner sicht helfen sie dabei erstens nicht wirklich (z.b. gibt es deswegen so viele burnouts und erkrankungen), und zweitens gibt es wirklich beschäftigungen, die einen auch beflügeln oder besser erholen können, als das barbecue mit den nervigen eltern oder das herumsitzen vor dem bildschirm.
wirklich erholsame und energetisierende tätigkeiten und lebensweisen muss man natürlich erstmal selbst herausfinden, das ist ein nachteil, da man üblicherweise dem gewohnten gang der gesellschaft folgt und dem was man so gelernt hat. insofern sehe ich tatsächlich eine tretmühle, aus der es schwer ist, auszutreten und an der auch die vollzeitarbeit mit schuld hat. aber die schuld liegt sicherlich auch viel früher schon in der erziehung und sozialisation zu einem menschen, der eben nur den gesellschaftlich vorgegebenen wegen folgen will und nichts anderes mehr in frage kommt.
deswegen würde ich den systemzwang der erwerbstätigkeit nicht überschätzen. wer es persönlich geschafft hat, soweit zu gehen, "hinter den vorhang zu schauen" (pathetisch ausgedrückt), wird dies auch in allen arbeitsbedingungen tun (farady forschte z.b. nach seinem langen arbeitstag privat in der übrigen freizeit und mit wenig geld). natürlich werden die finanziellen mittel und die freizeit trotzdem entscheiden, wie viel wissenschaft man z.b. betreiben oder an die menschen weitergeben kann. aber ein wenig dürfte immer gehen und hier sind andere zwänge am werk, die das stärker verhindern.
Zitat:Zum Verständlichkeitsproblem kommt außerdem hinzu, dass Wissenschaftler nicht im Althergebrachten unbeweglich herumturnen, sondern an den Neuigkeiten und Fortschritten arbeiten – an weiterer Erkenntnis, an sich vertiefender Differenzierung der Sachgebiete - was den Schwierigkeitsgrad für Nichtwissenschaftler zwangsläufig erhöht. Die Themen sind in sich obendrein wegen ihrer zu erarbeitenden Inhalte schon schwierig.wobei auch laien sehr begabt und schlau sein und dem neuen gut folgen können. stimmt natürlich, dass die meisten erstmal schwierigkeiten haben werden.
Was Wissenschaftler für die Gemeinschaft erarbeiten, ist zunächst nicht im allgemeinen Sprach- und Denkgebrauch verankert, kann es entsprechend des Fortschritts gar nicht sein. Was sich letztlich als bedeutsam bewahrheitet, wird dann erst mit der Zeit zum Allgemeingut.
es ist ja ne gute sache, dass es mittlerweile immer mehr publikationen online gibt. leider sind das alles werke, die man v.a. dann versteht, wenn man die grundlagen schon verinnerlicht hat, und die man auch nur dann findet, wenn man sich bisschen in der forschung auskennt. grundlagenwerke sollten ebenfalls besser zugänglich sein. immerhin gibt es schon mal wikipedia.
(12.07.2018, 13:13)Lu Ping schrieb: um die Ideen der radikalen Schulkritik kurz auf den Punkt zu bringen, geht es darum, dass Kinder die Lerninhalte selbst bestimmen und Lehrpersönlichkeiten das Erlernen „nur“ begleiten, mit Rat und Tat zur Seite stehen, um der kindlichen Neugier gerecht zu werden.ja das sehe ich auch so.
(13.07.2018, 22:09)Rhetor schrieb: Allerdings sollten Autoren populärwissenschaftlicher Werke sich darüber im Klaren sein, wie sie damit auf Leser wirken, die einen strengeren Standard gewohnt sind.zu einem gewissen grad kann man da ja mehrgleisig fahren und z.b. fußnoten verwenden - die der*die lai*in dann ja leicht überfliegen kann. und dann geht es natürlich darum, klar zu machen, was die zielgruppe ist.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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