Re: Vom Forscher, der auszog, das Zaubern zu lernen
26.05.2008, 17:45
Naja, das ist so ähnlich wie man es von anderen schamanischen Kulturen auch kennt, wie z.B. den Senoi oder Aborigines. Für die Menschen dort ist es das normalste von der Welt, Träume als etwas wichtiges, reales zu behandeln. Sie besprechen ihre Träume untereinander, in der Familie, im Stamm, und deuten sie dann. Diese Gespräche und Deutungen nehmen einen hohen Stellenwert ein. Träume, Mythen und Alltag durchdringen sich in einer Weise wie man es als Westler kaum kennt.
Ein grosser Teil des Buches besteht aus Tagebuchaufzeichnungen. Dieser Teil enthält ziemlich viele Schilderungen darüber, wie Christian Rätsch seine Träume dem Dorfältesten (dem Schamanen) berichtet und dieser sie deutet. Irgendwann z.B. geht er zum Schamamen und berichtet von einem Traum. Der Schamane sagt ihm, der Traum bedeutet, dass sein oonen der Spinnenaffe sei. Dieser oonen ist sowas ein Schutztier. Jedes Mitglied des Stammes hat so ein oonen und um welches es sich handelt, wird im Traum offenbart.
Und wie gesagt, das ist halt für die Menschen völlig normal. Keiner würde da auf die Idee kommen, die Realität dieser oft prophetischen Träume anzuzweifeln oder ihre Bedeutung zu relativieren, weil es ja "nur Träume" seien.
Wobei Christian Rätsch wohl die letzten Züge dieser unverfälschten Kultur der Lakandonen miterlebt hat, er berichtet auch darüber, wie um ihn herum der Urwald immer mehr gerodet wird und immer mehr junge Lakandonen sich dem Lebensstil des Westens anpassen, so dass der Schamane und die anderen Indianer, von denen er im Buch berichtet, wohl die letzten Vertreter dieser traditinellen Kultur sind und das auch genau wissen.
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