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Das Toleranz-Paradoxon

Das Toleranz-Paradoxon
#1
22.01.2024, 15:24
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Das Toleranz-Paradoxon

Das Toleranz-Paradoxon wird wirksam, wenn eine tolerante Macht aufgrund ihrer Toleranz intoleranten Kräften erlaubt oder ermöglicht, die eigene Toleranz einzuschränken oder abzuschaffen.

Der Philosoph Karl Popper beschrieb das Paradoxon zuerst 1945 in seinem Buch Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.

Als intolerant definierte Popper einen Menschen oder eine Gruppe nach folgenden Eigenschaften:

- Verweigerung eines rationalen Diskurses.

- Aufruf zur und Anwendung von Gewalt gegen Andersdenkende und Anhänger anderer Ideologien.


Bei intoleranten Menschen unterschied Popper zwei Kategorien:

- Intoleranz des ersten Grades: intolerant gegenüber den Sitten und Gebräuchen eines Menschen, weil sie fremd sind.

- Intoleranz des zweiten Grades: intolerant gegenüber den Sitten und Gebräuchen eines Menschen, weil diese intolerant und gefährlich sind.


Uneingeschränkte Toleranz laut Popper zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.

Karl Popper (* 28. Juli 1902 in Wien; † 17. September 1994 in London) war ein österreichisch-britischer Philosoph, der mit seinen Arbeiten zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, zur Sozial- und Geschichtsphilosophie sowie zur politischen Philosophie den Kritischen Rationalismus begründete.

Quelle: Wikipedia
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RE: Das Toleranz-Paradoxon
#2
23.01.2024, 15:07
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Jemand schreibt mir bei FB zu diesem Text: "Die AfD zu verbieten ist wie eine Warnlampe aus einem Auto rauszuschrauben. Gibt kurzzeitig ein gutes Gefühl, sollte aber lieber gesehen werden."

Diesen Blickwinkel teilte ich auch lange, vor allem, weil einer meiner Ansätze die Schattenarbeit ist. Daher schien es mir immer besser, den Schatten ins Licht zu rücken. Mittlerweile denke ich jedoch, dass ich mich manchmal zu tolerant verhalten habe und meine Grenzen deutlicher betonen sollte.

Bezogen auf die Integrale Theorie bedeutet das für mich, meine grünen Werte der bedingungslosen Toleranz einzuschränken und stattdessen meine rote Widerstandskraft und Wehrhaftigkeit zu zeigen – am besten unter Einsatz von Blau (Gesetzen) und Orange (Vernunft), und natürlich in Form von Zivilcourage.

Vielleicht geht es nicht nur darum, welches Zeichen wir gegen den Faschismus zu setzen, sondern vielmehr darum, dass wir es überhaupt tun. Einige werden dies auf persönlicher Ebene tun, während andere, die sich mit Gesetzen auskennen, ein Verbot zumindest prüfen sollten.

Es ist wichtig, dass der Schatten einmal sichtbar wurde, aber wir dürfen nicht riskieren, dass die AfD zu viel Macht erlangt. Jede Entwicklung hat Kipppunkte.

Deshalb denke ich, sollten wir mit begrenzenden Gesetzen (blaues Mem) arbeiten. Faschisten (Rotes Mem) brauchen eine Begrenzung durch Blau (Gesetze) und Orange (Vernunft). Wir waren in der Vergangenheit einfach zu tolerant (grün). Um hier integral (dh. ganzheitlich) zu handeln, müssen wir unseren grünen Ideale etwas loslassen, denn Menschen, die Faschisten wählen, können wir nicht mit grüner Toleranz begegnen. Dieses Verständnis ist hier fehl am Platz. Bei allem Verständnis für die Ursachen dieser Entwicklung.

Ich habe auch Verständnis für kindliches Verhalten, muss aber ein Kind trotzdem manchmal begrenzen. Kindern fehlt oft der Überblick und die Lebenserfahrung. Wer nicht erkennt, dass er Faschisten wählt, für den sollte ich mein Verständnis einschränken, denn diese Person gefährdet unsere Demokratie und meine persönliche Freiheit.

Wie genau diese Begrenzung aussehen kann, weiß ich auch nicht, da ich mich auf diesem Gebiet nicht auskenne. Mir ging es hier jetzt nur um den Aspekt der Grenzen.

Ich bin der Meinung, dass ein Verbot der AfD nicht die einzige Lösung sein darf, aber als Teil eines umfassenden Lösungsansatzes nicht völlig ausgeschlossen werden sollte. In manchen Situationen ist das Zeitfenster für Handlungen sehr begrenzt, und es ist wichtig, die kritischen Wendepunkte stets im Blick zu behalten.

Und natürlich müssen mehrere Lösungen existieren, denn die aktuelle Politik ignoriert oft die Bedürfnisse der Menschen. Meiner Meinung nach liegt das weniger an den Grünen, sondern an der FDP, die den sozialen Ausgleich für die Klimapolitik immer wieder blockiert und verhindert.

Außerdem müssen wir auch ökonomisch viel nachhaltiger denken. Die Schuldenbremse, die langfristig sinnvolle Investitionen verhindert, trägt dazu bei, dass die Politik so unbefriedigend ist. Und wie will Deutschland die notwendige Umstrukturierung ohne einen europäischen Konsens in wichtigen Klimafragen bewältigen? Es bleibt eine schwierige Situation, und alles lastet auf einer Regierung, die sich sehr viel vorgenommen hat (zu viel), obwohl die Umstände äußerst schwierig sind.

Vielleicht muss Veränderung tatsächlich langsamer erfolgen, und ohne Zweifel benötigt eine effektive Klimapolitik eine starke Sozialpolitik. Gleichzeitig dürfen wir unsere wirtschaftlichen Interessen nicht vernachlässigen, denn ohne diese verlieren wir unsere Stabilität. Es scheint, dass alles langsamer voranschreiten muss.

Für einen progressiv denkenden Menschen wie mich, der sich nach Veränderung sehnt, ist es herausfordernd, so viel Geduld mit dem Bedürfnis nach Stabilität aufzubringen. Wenn wir jedoch zu schnell voranschreiten, könnten wir den Boden unter unseren Füßen verlieren, auf dem wir gleichzeitig stehen möchten.

Die regressive Haltung der CDU über viele Jahre, hat bei progressiv denkenden Menschen verständlicherweise den Wunsch verstärkt, die notwendigen Veränderungen jetzt anzugehen. Dennoch fehlt den Grünen möglicherweise ein Stück der orangen Vernunft und der blauen langsamen Bedächtigkeit, die Merkel auszeichnete.
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RE: Das Toleranz-Paradoxon
#3
23.01.2024, 15:33 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.01.2024, 15:37 von ichbinmehr.)
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Der Text über das Toleranz-Paradoxon wurde auf Facebook aus einer weiteren interessanten Perspektive interpretiert.

Es entfachte eine ausgiebige Diskussion über das Zusammenleben mit muslimischen Menschen. In dieser Debatte kam die Spannung zwischen liberalen und konservativen Ansichten zum Vorschein. Die einen plädierten für Integration und Verständnis, während die anderen auf potenzielle Risiken und radikale Strömungen innerhalb des Islams hinwiesen.

Ich frage mich, ob es nicht zielführender wäre, eine differenziertere Betrachtung anzustreben, anstatt in Schwarz-Weiß-Kategorien zu denken. Es ist nicht zutreffend, dass alle Muslime fanatisch sind, ebenso wenig wie sie immer friedlich sind.

Es wäre wohl am besten, wenn wir alle, egal ob wir uns selbst als tolerant oder konservativ betrachten, unser Schubladendenken ablegen. Beide Seiten sind von Vorurteilen beeinflusst, die es zu überwinden gilt. Nur wenn wir diese Hürden nehmen, können wir die Realität so erkennen, wie sie ist – frei von unserem konzeptuellen Denken.

Die Anwendung wissenschaftlicher Methoden erscheint mir als ein funktioneller Ansatz, um ein objektives und unvoreingenommenes Bild zu fördern, fernab von den Vorurteilen, die sowohl in liberalen (grünen) als auch in konservativen (blauen) Kreisen herrschen. Auch ich zähle mich eher zu den chronisch Toleranzdenkenden und muss meine eigene Position kritisch hinterfragen.

Falls eine objektive Analyse darauf hindeutet, dass von einem Teil der muslimischen Gemeinschaft eine Bedrohung ausgeht, müssen wir konsequent handeln, um unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu schützen und zu bewahren.

Unsere Entscheidungen sollten nicht von den persönlichen Meinungen Einzelner abhängen, denn wir alle sind anfällig für Fehleinschätzungen, die durch die Filter unseres persönlichen Egos entstehen.

Das Toleranz Paradoxon sollte auf beiden politischen Seiten (links und rechts) gleichermaßen gelten. Wir verlieren uns viel zu häufig im Kampf zwischen linken und konservativen Positionen, anstatt auf beiden Seiten gleichermaßen für Ordnung zu sorgen.
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RE: Das Toleranz-Paradoxon
#4
23.01.2024, 17:45 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.01.2024, 17:49 von ichbinmehr.)
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Zitat:A sag: Ein Zeichen gegen den Faschismus ist wichtig, aber ich finde es auch wichtig, dass man dabei präzise agiert und Nicht-Faschisten möglichst nicht erwischt.

Toleranz ist für mich kein Wert an sich. In vielen Fällen schadet Toleranz nicht nur dem Tolerierenden, sondern nützt sogar keinem. Ich würde deshalb den Wert der Toleranz durch den der Freiheit ersetzen. Menschen müssen die Freiheit bekommen, sich zu entfalten, aber sie brauchen oft freiwillige Führung.

Den Wert der Freiheit als Argumentationsgrundlage finde ich sinnvoll, da ihn wirklich die allermeisten Menschen irgendwie teilen, insbesondere die mit integriertem Rot oder Orange. Und alle anderen finden Grenzen sowieso gut.

Den Begriff Freiheit statt Toleranz finde ich gut gewählt, weil die Freiheit eben auch die Verantwortung mit einschließt, die Notwendig ist, um unsere Freiheit aufrecht zu erhalten.

Zum AfD Verbot denke ich: Wir sollten nicht vergessen, dass die Verantwortung, sich von Faschisten zu distanzieren, nicht nur bei der AfD liegt, sondern auch bei denjenigen, die diese Partei wählen.

Es ist mir wichtig, dass wir zwischen Meinungsfreiheit und der Toleranz gegenüber extremistischen Ansichten unterscheiden, die unsere Demokratie gefährden und abschaffen wollen.

Diejenigen, die die AfD wählen oder Mitglieder des neoloberalen Flügels dieser Partei sind und sich nicht deutlich von den Faschisten innerhalb der Partei distanzieren, tragen eine Mitverantwortung dafür, wenn Faschisten an die Macht kommen.

In solchen Fällen erwarte ich, 1. dass die AfD Maßnahmen ergreift, um Personen wie Höcke auszuschließen. Da dies jedoch nicht geschieht und extremistische Ansichten innerhalb der Partei geduldet werden, trägt letzlich 2. der Wähler die Verantwortung, sich hier klar zu positionieren.

Wenn nun aber auch ein Teil der Wähler, nicht in der Lage ist, sich von Faschisten zu distanzieren, dann bleibt am Ende 3. nur noch ein Verbot über das Verfassungsgericht übrig.

Die Erwägung eines Verbots der Partei als letzte Maßnahme würde in der Tat auf mangelnde demokratische Grundsätze innerhalb unseres Landes hinweisen. In der Vergangenheit war eine externe Unterstützung notwendig, um demokratische Werte in unserem Land aufzubauen und diese zu schützen. Im Ernstfall würde ich bereit sein, wieder auf externe Kräfte zurückzugreifen, um die Demokratie zu bewahren. Ich möchte nicht zusehen und warten, bis wir bei 4. angekommen sind.

Für die konservativen Parteien, angefangen vom neoliberalen Flügel der Afd bis zu CDU, bishin zu den Wählern, haben derzeit alle die Aufgabe, der Verlockung durch die Macht zu widerstehen.

Protestwähler haben genug andere Parteien die sie wählen können. Ich sehe das als eine moralische Entwicklunsgaufgabe aller Menschen an. Selbst dann wenn es mir zb. wirtschaftlich schlecht geht und meine individuellen Bedürfnisse innerhalb der demokratischenm Mehrheit nicht ausreichend gesehen und gewürdigt werden, keine Nazis zu wählen.

Ich wünsche mir gleichzeitig, dass diejenigen Mensche, die sich bisher dazu haben verleiten lassen rechts zu wählen, erkennen, dass sie viele andere Spielräume haben.
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RE: Das Toleranz-Paradoxon
#5
10.02.2024, 21:01 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.02.2024, 21:01 von Likeplacid.)
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Toleranz ist ja allgemein sehr wichtig. In diesem Thread wurde bisher nur die politische Dimension des Begriffs erläutert.

Toleranz ist mir in meiner technischen Ausbildung oft begegnet. Wer wissen möchte was Toleranz in der Technik bedeutet kann sich hier informieren. https://de.wikipedia.org/wiki/Toleranzta...r_Rundheit

Wenn man nach "Toleranz googelt" werden fast nur Artikel gefunden, die die zwischenmenschliche Dimension betreffen.

(dieser Beitrag ist mir während des Schreibens abgestürzt. Es ist nur der obere Teil erhalten geblieben; nochmal schreibe ich das natürlich nicht auf)
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RE: Das Toleranz-Paradoxon
#6
10.02.2024, 21:23 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.02.2024, 21:26 von vtable. Bearbeitungsgrund: ein t hinzugefuegt )
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(10.02.2024, 21:01)Likeplacid schrieb: Toleranz ist ja allgemein sehr wichtig. In diesem Thread wurde bisher nur die politische Dimension des Begriffs erläutert.

Toleranz ist mir in meiner technischen Ausbildung oft begegnet. Wer wissen möchte was Toleranz in der Technik bedeutet kann sich hier informieren. https://de.wikipedia.org/wiki/Toleranzta...r_Rundheit

Wenn man nach "Toleranz googelt" werden fast nur Artikel gefunden, die die zwischenmenschliche Dimension betreffen.

(dieser Beitrag ist mir während des Schreibens abgestürzt. Es ist nur der obere Teil erhalten geblieben; nochmal schreibe ich das natürlich nicht auf)



wuerde technisch nicht unbedingt mit mechanisch gleichsetzen.. aber das ist die bessere toleranz, weil schoen definiert und ohne interpretationsspielraum; ganz ohne toleranz ^^
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RE: Das Toleranz-Paradoxon
#7
10.02.2024, 21:28
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Das ist wohl wahr.
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