Danke. Ich mich gefragt warum ich deinen Text dekonstruiert habe? Ich bin im Anschluss mit mir in Kritik gegangen. Muss ich das immer machen, nur weil ichs kann? Was steckt dahinter? Vielleicht der Wunsch nach Austausch. Das war eine Ebene meiner Gedanken.
Auf der anderen Seite habe mich sehr intensiv mit dem Anteil des Kritikers auseinander gesetzt (den ich Kali nenne, indische Göttin der Zerstörung). Kali erzeugt gleichzeitig Leid und Befreiung. Zerstörung ist immer beides.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kali_(G%C3%B6ttin)
Ich habe solange zwischen diesen beiden Gegensätzen vermittelt, also 1. Akzeptanz, Liebe, Zuspruch und 2. Kritik, Zerstörung, Dekonstruktion, bis ich erkannt habe, dass es letztlich keinen Unterschied gibt. Aber das ist auch nur auf der absoluten Ebene so. Auf der Ebene des Mensch seins, wo wir alles mit dem Verstand trennen, ist das natürlich wie ein Unterschied von Tag und Nacht.
Ich konnte mir den Kritiker nicht abschneiden, verkneifen. Das habe ich auch eine ganze Weile versucht, aber dann hat er sich unbewusst, doch immer wieder durchgeschlängelt. Das hat mich manchmal ganz schön fertig gemacht, weil ich gesehen habe dass ich Leid erzeuge, durch meine Kritik. Ich mache mir damit keine Freunde, wenn ich dekonstruiere. Deshalb war ich mit der Angst vor Zurückweisung konfrontiert.
Dabei geschah das oft aus einem enormen Drang heraus Erkenntnisse voran zu treiben. Aber natürlich weiß ich auch, dass ich den Kritiker so stark internalisiert habe, weil ich in der Kindheit durch meine Mutter pausenlos kritisiert wurde und sie kein Haar an mir lassen konnte. Deshalb habe ich eine starke Selbstkritik und deshalb fehlt mir manchmal Stabilität. Dafür bin ich sehr fleibel. Im Außen hatte ich oft eine liebevolle Persona, weil ich eben nicht so sein wollte wie meine Mutter. Mich selbst habe ich oft in Grund und Boden kritisiert. Zweitens weil ich mir die Welt denkend erschließe und das kritische Denken zu Erkenntnissen führt.
Im Enneagramm einer Pesönlichkeitstypologie, mit der ich mich viel beschäftigt habe, gibt es zwei Typen, die den Kritiker beschreiben. Einmal Typ1, der nach Perfektion strebt und Typ 5 der nach Erkenntnis strebt. Die Motivation der Kritik ist also oft unterschiedlich. Von Typ 5 dem Versteher habe ich mehr in mir. 1er Typen kritisieren andere um zu erniedrigen, 5er Typen kritisieren aus Freude am Verstehen. Allerdings ignorieren auch die 5er dabei die emotional Ebene, und deshalb ist das nicht unbedingt weniger schmerzlich für den Betroffenen.
Deshalb der Vergleich mit Sheldon Cooper, aus der Serie Bing Bang, der ist nämlich ne glatte 5. Sheldon natürlich total überzogen dargestellt, aber gerade deshalb kann man es manchmal gut sehen. Oder nehmen wir mal ein reiferes Expemplar einer 5, Ken Wilber.
Menschen die das Denken über das Fühlen stellen. Das sind dann zwar Menschen die herausragende Ergebnisse im Denken erlangen, aber sie sind auch etwas ignorant und nicht immer Feinfühlig weil Wissen über alles andere gestellt wird. Das ist bei mir auch so.
Ich versuche zwischen den beiden Seiten zu vermitteln, Herz und Verstand. Dann habe ich aber auch die andere Seite, die durchaus sensible und empathisch ist, wie ein kleines liebendes Kind und der Seite tut es dann wieder leid und weh wenn ich jemanden dekonstruieren musste. Und dann frage ich mich, warum musste das jetzt wieder sein? Wozu? Die beiden duellieren sich manchmal noch. Irgendetwa sfehlt noch, damit sie sich völlig im anderen auflösen. Im Verstand habe ich diese Einheit aus Herz und Verstand zwar erkannt, aber emotional noch nicht.
Ich wäre gerne frei von jeglichem Bedürfnis das eine oder das andere (Mitgefühl) leben zu müssen. Immer wieder schaue ich aus dem Beobachter auf das Zusammenspiel der beiden Seiten, weil ich denke war das jetzt wieder zu hart? Bin ich da wieder im Helfersyndrom gefangen weil ich am Mitgefühl anhafte? Ich denke die beiden gleichen sich aus, bis eine bewusste Mitte erreicht ist.
Ich bin auch oft dekonstruiert worden. Im nachhinein kann ich sagen, dass was sehr hilfreich für die Entwicklung meines Bewusstseins, denn sonst hätte ich mich ganz oft festgelegt. Es passierte immer dann, als meine Selbstkritik versagte und ich mich an einer Erkenntnis festhalten wollte. Die Fähigkeit des kritischen Denkens ist dabei immer stabiler geworden, so dass es immer unnötiger wurde, mich zu kritisieren, denn das in Frage stellen, mache ich ohnehin ständig selbst.
Ich glaube wenn ich jemanden, eine Aussage dekonstuiere, dann fungiere ich in der Funktion von Kali und stelle die Kritik dar, die einer Situation evtl fehlt. So als ob es eine Ganzheit gibt, und ich schaue was fehlt hier, welcher Teil ist noch nicht erwähnt worden und dann darf/muss ich den spielen. Und es ist nichtmal so, dass ich darüber nachdenke und deshalb das fehlende spiele. Nein es ist noch viel besser. Ich bin mit meinen authentischen Bedürfnissen immer am richtigen Platz. Ich stolpere dahin. Ich bin immer das was genau richtig ist für die Situation, vor allem dann wenn ich ganz ich selbst bin. Da ist wie ein perfektes Arrangement des Universums. Und natürlich ist das bei allen Menschen so. Immer. Alle sind immer perfekt, sobald sie sie selbst sind. Ich lerne aber immer noch ich selbst zu sein, denn manchmal ist da noch zu viel Zurückhaltung. Deshalb beobachte ich die Sache noch bewusst.
Ich glaube dass Wahrheiten, Situation immer mehrere Perspektiven haben und oft nur eine Perspektive gesehen wird. Damit muss ich aber auch oft das Böse spielen, oder eine außenseiterrolle Seite die keine gesellschaftliche Akzeptanz hat. Mir die beschäftigung mit dem Archteyp von Kali sehr geholfen, die Kritik als etwas positives annehmen zu können. Man sagt wenn man lange genug auf die schwarze Kali schaut, wird sie weiß.
Im Konkreten macht es natürlich einen Unterschied, ob man Zustimmung oder Kritik erhält, weil das ja auch immer einen emotionalen Imprint hinterlässt. Ich war oft am Boden zerstört, wenn ich eine Erkenntnis inden Händen hielt, die ich mitteilen wollte, die mir dann dekonstruiert wurden und ich dann wieder da stand mit nichts in den Händen. Es hat lange gebraucht, bist ich überhaupt das Positive dadrin sehen konnte, alles immer wieder zu verlieren. Da war oft ein Bedürfnis nach Anerkennung, fehlender Selbstwert, Hoffnung etwas erreichen zu können, und dann immer wiedere die Erfahrung mit nichts anzukommen, weil Kali mir pausenlos alles zerstört.
Immer wieder stehe ich da mit nichts in den Händen. Manchmal mit großer Trauer, nie etwas erschaffen zu können, mit Verlustängsten, und Ohnmacht und manchmal mit dem Wissen, dass das großes Glück ist, weil mit Nichts in den Händen da zu stehen, mein Urzustand, die Befreiung von Anhaftungen ist. Die Leere. Es ist die Erkenntnis, dass das was du bist, schon immer realisiert ist und nicht mehr realisiert werden kann, als es bereits ist. Aber das Ego muss das oft noch abtrauern.
Und natürlich gibt es auch die andere Seite in mir, die Zustimmung, die Liebe, das Mitgefühl und die spiele ich genauso. Vor allem dann wenn da ein Mensch ist, der sich ohnehin schon zu stark selbst kritisiert, der von allen unverstand ist und dem die andere selbstbewusste Seite fehlt. Ich glaube es geht letztlich um eine flexible Fähigkeit und einen Zugang zu beiden Seiten, dann ist man in Balance. Dann erst eröffnet sich die Freiheit frei auf eine Situation regieren zu können.
Um so mehr ich diese beiden Seiten von ihren Anhaftungen befreie, um so mehr nehme ich war, dass hier gar kein Ich ist, was das steuert oder entscheidet. Das ist aber erst so, seitdem ich keine so starre Identifikation mit der Liebe und dem Mitgefühl habe und die Kritik durch das Verständnis über die weiße Kali annehmen konnte. Denn letztlich ist beides Liebe und Mitgefühl. Es ist immer alles perfekt. Aber natürlich ist es auch perfekt, wenn man sich in Fragen stellt.
Letztlich könnte man natürlich auch schweigen und würde auch immer das richtige tun, dann wäre ich aber nicht ich, dann würde ich meine Lebendigkeit meine Individualität unterdrücken. Selbstliebe ist das zu tun, was ohnehin geschieht, sich dabei immer mehr zu entspannen und nichts mehr zurück zu halten was fließne will. Ich lasse mich oft fließen wenn ich schreibe, bin dann evtl für den einen oder anderen zu langatmig, aber ich bin im Vertrauen dass das richtig ist. Ich kann oft erkennen, dass die Selbstliebe im perfekten Einklang mit der Umwelt steht. Leider verliere ich diese Einsicht manchmal noch. Dann stelle ich mich wieder zu sehr in frage und zweifel wieder an mir.
Ich habe durch die Sache mit dem Kritiker gelernt, dass man seine dunklen Anteile nicht ausmerzen kann um gut zu sein. Man kann wenn man einseitig entwicklet ist, was ja oft der Fall ist, die fehlende Seite aufbauen, zb als Gegenspieler zum Kritiker die Akzeptanz und das Mitgefühl.
Das ist für mich ein Beispiel für die Vereinigung der Gegensätze, bzw Alchemie. Das kann man aber erst wenn man selbst nicht mehr an einer Seite anhaftet. Wenn man sein Ego schon ein bisschen bereit ist loszulassen. Früher wollte ich immer gut sein. War damit aber im Kampf mit dem was ich nicht gut fand.
Deshalb um nochmal auf deinen Ausgangstext zurück zu kommen, ich hab ja mal wiedere einen weiten Bogen gespannt, denke ich, Liebe ist bedingungslos wenn sie alles mit einschließt, eben auch sich zu wehren, zu streiten, zu kritisieren, usw.
Was war denn deine Motivation für deinen Thread?