Die zwei Seiten der Klarheit
Aus einem Austausch mit Craoo über Träume (mit freundlicher Genehmigung von Craoo, dieses Gespräch zu veröffentlichen).
Craoo: "Ich hatte noch nie so viel Kontrolle in einem Klartraum, wie beim Hausbau. Alles funktionierte, so wie ich es wollte und ich war mir die ganze Zeit bewusst. Das Bewusstsein über den Traumzustand habe ich zwar schon viele Male erleben dürfen, aber nicht mit dieser Kontrolle. Der Moment auf dem Dach lässt sich für mich schwer in Worte fassen. Ich hatte kompletten Zugriff auf den Tastsinn und den Sehsinn. Es fühlte sich an, als würde ich mich mit Energie, mit Klarheit füllen. Ich habe nicht gewusst, dass das in diesem Ausmass möglich ist. Ich würde sogar sagen, dass das mein erster, richtiger Klartraum war."
Steffi: Ah – verstehe. Wenn ich das lese komme ich gerade auf die Idee, dass ich vielleicht noch nie einen richtigen Klartraum hatte, weil ich wirklich nur sehr selten eine gute Traumkontrolle habe.
Aber ich kenne solche Zustände im Wachbewusstsein, wo ich das Gefühl hatte, ich bin in der Programmierer Zentrale meines Bewusstseins.
Craoo: „Die Frau. Ich glaube nicht, dass das irgendeine Traumperson war. In vielen Klarträumen taucht sie auf und reisst mich in die Trübheit. Was ich aber nicht verstehen kann, ist, dass sie in meinen Trübträumen sehr behilflich ist. Es war jedes Mal eine gute Erfahrung, wenn sie in meinen Trübträumen aufgetaucht ist und immer eine schlechte, wenn sie in einem Klartraum aufgetaucht ist.“
Steffi: Das ergibt für mich Sinn. Meine Interpretation deines Traumes ist stark von archetypischen und spirituellen Konzepten geprägt, in denen Männlichkeit und Weiblichkeit als komplementäre Kräfte betrachtet werden.
Sollte die Frau für das Ur-Weibliche stehen, wäre sie eine Art Antagonist zur ur-männlichen Präsenz des Bewusstseins, der Klarheit. Menschen, die nach Erleuchtung streben, erreichen durch intensive Meditation, aber auch durch Klarträume manchmal Zustände, in denen sie sich selbst als reines Gewahrsein oder Klarheit erleben. Sie empfinden sich dann als das wahrnehmende Bewusstsein – ohne Inhalt, ohne Anhaftungen.
Dieser Zustand ist noch nicht die Erleuchtung. Denn auch diese Klarheit besitzt einen Schatten, eine Spiegelung, die das Unbewusste darstellt. Das Unbewusste manifestiert sich beispielsweise in Trübträumen und fungiert als natürlicher Gegenspieler zur Klarheit. Erleuchtung liegt jenseits von Klarheit und Unbewusstheit. Klarheit und Bewusstheit sind auch noch Erscheinungen im Bewusstsein. Also die Klarheit ist schon geträumt.
Um Erleuchtung zu finden, muss man seine Fixierung von der Klarheit herunter nehmen und noch einen Schritt zurück treten. Ein verbreiteter Irrtum besteht darin, die erreichte Klarheit zu idealisieren, sich damit zu identifizieren und das Unbewusste in den Schatten zu verbannen.
In einigen esoterischen und auch tiefenpsychologischen Traditionen wird das Gewahrsein als Sonne und das Unbewusste als Mond bezeichnet. Andere sehen die Präsenz des Bewusstseins als das männliche Prinzip und das Unbewusste als das weibliche Prinzip.
Doch Erleuchtung ist jenseits von Sonne und Mond, jenseits von männlichen und weiblichen Prinzipien, da auch die Sonne, das Gewahrsein, die Klarheit, die Präsenz nur Erscheinungen im Bewusstsein sind.
Deswegen sagen manche auch SEIN, statt Bewusstsein, weil sie damit deutlich machen wollen, dass das SEIN nicht mal jemanden braucht, der bewusst ist und es keine Eigenschaften hat. Es braucht niemanden der eine Kontrolle über sein Bewusstsein hat.
Gleichzeitig gibt es jedoch eine Evolution des Bewusstseins, indem wir auf unserem Selbsterkenntnisweg aktiv nach Klarheit streben, bis wir vollständig begreifen, dass wir uns ebenso mit unseren unbewussten Tendenzen entspannen könnten.
Da endet dann auch die Anstrengung des Egos. Es kann dann alles weiter laufen, und doch verliert sich die Energie. Es entsteht Entspannung, vielleicht sogar Sinnlosigkeit, manchmal aber auch Depression, wenn man die Entspannung, Müßiggang und Sinnfreiheit negativ bewertet.
Die Klarheit und Kontrolle, die viele Menschen anstreben, wird jedenfalls überschätzt, im Vergleich dazu dass niemand das Unbewusste gleichsam würdigt. Es besteht die Tendenz, die Klarheit zu idealisieren und als ultimatives Ziel dass er zu erreichen gibt, zu betrachten.
Ich glaube es geht darum, beide Seiten – die Klarheit, also das männliche Prinzip zu kultivieren und das Unbewusste, das weibliche Prinzip zu kultivieren – oder es zuzulassen und zu integrieren, dass wir das beides sind. Es geht darum zu erkennen, dass wir letztlich keine absolute Kontrolle habe, aber manchmal eben eine Erfahrung von Kontrolle machen dürfen, zum Beispiel in Form eines Klartraums oder einer selbstwirksamen mutigen Handlung.
Wenn es um Erleuchtung geht, sollte es uns sogar gleichgültig sein, ob wir in Klarheit oder Trübheit verweilen, denn Erleuchtung liegt jenseits dieser Dualität und bevorzugt keine der beiden Seiten.
Wir müssen deshalb die Fixierung auf die einseitige Präsenz loslassen, die uns auf dem Selbsterkenntnisweg gepackt hat und lernen uns dem weiblichen Prinzip hinzugeben.
Deshalb genieße ruhig den Tanz mit der Frau, die dich immer wieder trüb macht. Etwas bewussteres als Hingabe an das Weibliche kannst du hier gar nicht tun.
Im schwarzen Bereich von Yin und Yang gibt es einen kleinen weißen Punkt und im weißen Bereich einen kleinen schwarzen Punkt.
Ich denke, wenn die Frau die Klarheit zerstört, ist das ihre Aufgabe, genauso wie der Funke der Klarheit dich in einem Trübtraum-Moment ergreift und bewusst macht, so dass du eine Klartraum hast.
Beiden Momente sind der perfekte Einklang.
Genieße beide Arten von Träumen und den Wechsel von Beidem. Versuche nicht eine Art des Traumes festzuhalten, sondern sei im Fluss mit allen Träumen, die entstehen. Freue dich über Klarträume, wie du dich über Trübträume freust, die dir von den Tiefen deines Unbewussten erzählen. Freue dich über Traumlosen Schlaf, und die daraus resultierende Erholung.
Craoo: "Vielleicht kommt das von dem, dass ich sie in einem Klartraum erscheinen liess. Ich weiss nicht, ob ich was falsch gemacht habe und warum sie nicht mit mir reden will. Und dabei habe ich immer im Hinterkopf, dass sie eigentlich ich ist und dabei werde ich beinahe verrückt, weil ich sie wie ein richtiger Mensch behandle."
Steffi: Ja du bist sie.
>>> weiter zu Teil 2 >>>
Craoo: "Ich hatte noch nie so viel Kontrolle in einem Klartraum, wie beim Hausbau. Alles funktionierte, so wie ich es wollte und ich war mir die ganze Zeit bewusst. Das Bewusstsein über den Traumzustand habe ich zwar schon viele Male erleben dürfen, aber nicht mit dieser Kontrolle. Der Moment auf dem Dach lässt sich für mich schwer in Worte fassen. Ich hatte kompletten Zugriff auf den Tastsinn und den Sehsinn. Es fühlte sich an, als würde ich mich mit Energie, mit Klarheit füllen. Ich habe nicht gewusst, dass das in diesem Ausmass möglich ist. Ich würde sogar sagen, dass das mein erster, richtiger Klartraum war."
Steffi: Ah – verstehe. Wenn ich das lese komme ich gerade auf die Idee, dass ich vielleicht noch nie einen richtigen Klartraum hatte, weil ich wirklich nur sehr selten eine gute Traumkontrolle habe.
Aber ich kenne solche Zustände im Wachbewusstsein, wo ich das Gefühl hatte, ich bin in der Programmierer Zentrale meines Bewusstseins.
Craoo: „Die Frau. Ich glaube nicht, dass das irgendeine Traumperson war. In vielen Klarträumen taucht sie auf und reisst mich in die Trübheit. Was ich aber nicht verstehen kann, ist, dass sie in meinen Trübträumen sehr behilflich ist. Es war jedes Mal eine gute Erfahrung, wenn sie in meinen Trübträumen aufgetaucht ist und immer eine schlechte, wenn sie in einem Klartraum aufgetaucht ist.“
Steffi: Das ergibt für mich Sinn. Meine Interpretation deines Traumes ist stark von archetypischen und spirituellen Konzepten geprägt, in denen Männlichkeit und Weiblichkeit als komplementäre Kräfte betrachtet werden.
Sollte die Frau für das Ur-Weibliche stehen, wäre sie eine Art Antagonist zur ur-männlichen Präsenz des Bewusstseins, der Klarheit. Menschen, die nach Erleuchtung streben, erreichen durch intensive Meditation, aber auch durch Klarträume manchmal Zustände, in denen sie sich selbst als reines Gewahrsein oder Klarheit erleben. Sie empfinden sich dann als das wahrnehmende Bewusstsein – ohne Inhalt, ohne Anhaftungen.
Dieser Zustand ist noch nicht die Erleuchtung. Denn auch diese Klarheit besitzt einen Schatten, eine Spiegelung, die das Unbewusste darstellt. Das Unbewusste manifestiert sich beispielsweise in Trübträumen und fungiert als natürlicher Gegenspieler zur Klarheit. Erleuchtung liegt jenseits von Klarheit und Unbewusstheit. Klarheit und Bewusstheit sind auch noch Erscheinungen im Bewusstsein. Also die Klarheit ist schon geträumt.
Um Erleuchtung zu finden, muss man seine Fixierung von der Klarheit herunter nehmen und noch einen Schritt zurück treten. Ein verbreiteter Irrtum besteht darin, die erreichte Klarheit zu idealisieren, sich damit zu identifizieren und das Unbewusste in den Schatten zu verbannen.
In einigen esoterischen und auch tiefenpsychologischen Traditionen wird das Gewahrsein als Sonne und das Unbewusste als Mond bezeichnet. Andere sehen die Präsenz des Bewusstseins als das männliche Prinzip und das Unbewusste als das weibliche Prinzip.
Doch Erleuchtung ist jenseits von Sonne und Mond, jenseits von männlichen und weiblichen Prinzipien, da auch die Sonne, das Gewahrsein, die Klarheit, die Präsenz nur Erscheinungen im Bewusstsein sind.
Deswegen sagen manche auch SEIN, statt Bewusstsein, weil sie damit deutlich machen wollen, dass das SEIN nicht mal jemanden braucht, der bewusst ist und es keine Eigenschaften hat. Es braucht niemanden der eine Kontrolle über sein Bewusstsein hat.
Gleichzeitig gibt es jedoch eine Evolution des Bewusstseins, indem wir auf unserem Selbsterkenntnisweg aktiv nach Klarheit streben, bis wir vollständig begreifen, dass wir uns ebenso mit unseren unbewussten Tendenzen entspannen könnten.
Da endet dann auch die Anstrengung des Egos. Es kann dann alles weiter laufen, und doch verliert sich die Energie. Es entsteht Entspannung, vielleicht sogar Sinnlosigkeit, manchmal aber auch Depression, wenn man die Entspannung, Müßiggang und Sinnfreiheit negativ bewertet.
Die Klarheit und Kontrolle, die viele Menschen anstreben, wird jedenfalls überschätzt, im Vergleich dazu dass niemand das Unbewusste gleichsam würdigt. Es besteht die Tendenz, die Klarheit zu idealisieren und als ultimatives Ziel dass er zu erreichen gibt, zu betrachten.
Ich glaube es geht darum, beide Seiten – die Klarheit, also das männliche Prinzip zu kultivieren und das Unbewusste, das weibliche Prinzip zu kultivieren – oder es zuzulassen und zu integrieren, dass wir das beides sind. Es geht darum zu erkennen, dass wir letztlich keine absolute Kontrolle habe, aber manchmal eben eine Erfahrung von Kontrolle machen dürfen, zum Beispiel in Form eines Klartraums oder einer selbstwirksamen mutigen Handlung.
Wenn es um Erleuchtung geht, sollte es uns sogar gleichgültig sein, ob wir in Klarheit oder Trübheit verweilen, denn Erleuchtung liegt jenseits dieser Dualität und bevorzugt keine der beiden Seiten.
Wir müssen deshalb die Fixierung auf die einseitige Präsenz loslassen, die uns auf dem Selbsterkenntnisweg gepackt hat und lernen uns dem weiblichen Prinzip hinzugeben.
Deshalb genieße ruhig den Tanz mit der Frau, die dich immer wieder trüb macht. Etwas bewussteres als Hingabe an das Weibliche kannst du hier gar nicht tun.
Im schwarzen Bereich von Yin und Yang gibt es einen kleinen weißen Punkt und im weißen Bereich einen kleinen schwarzen Punkt.
Ich denke, wenn die Frau die Klarheit zerstört, ist das ihre Aufgabe, genauso wie der Funke der Klarheit dich in einem Trübtraum-Moment ergreift und bewusst macht, so dass du eine Klartraum hast.
Beiden Momente sind der perfekte Einklang.
Genieße beide Arten von Träumen und den Wechsel von Beidem. Versuche nicht eine Art des Traumes festzuhalten, sondern sei im Fluss mit allen Träumen, die entstehen. Freue dich über Klarträume, wie du dich über Trübträume freust, die dir von den Tiefen deines Unbewussten erzählen. Freue dich über Traumlosen Schlaf, und die daraus resultierende Erholung.
Craoo: "Vielleicht kommt das von dem, dass ich sie in einem Klartraum erscheinen liess. Ich weiss nicht, ob ich was falsch gemacht habe und warum sie nicht mit mir reden will. Und dabei habe ich immer im Hinterkopf, dass sie eigentlich ich ist und dabei werde ich beinahe verrückt, weil ich sie wie ein richtiger Mensch behandle."
Steffi: Ja du bist sie.
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