Götter im Flammenmeer

[Dendroaspis]

Ich möchte folgendes Buch empfehlen, obwohl ich, man darf sich nun ruhig wundern, bisher nur die ersten Seiten gelesen habe.

*Warum fällt das Schaf vom Baum?
*Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin
*von Christiane Stenger

Der Hintergrund meiner Empfehlung:

In der Sternausgabe Nr. 43 vom 14.10.2004 beschäftigt sich der Titel mit dem Thema Gedächtnis. Dazu befindet sich auf den Seiten 76 und 77 auch ein Auszug aus dem oben genannten Buch.

Aufgrund der Erklärungen in diesem Auszug im Stern habe ich mir ein Routensystem von bisher 27 Routenpunkten innerhalb meiner Wohnung installiert. Dazu zu jeden Routenpunkt noch eine "Betreuungsperson".

Beispiel: Der erste Routenpunkt ist die Kommode in der Diele. Dort steht T., meine Frau, als "Betreuungsperson".

Die Routenpunkte sind so gut installiert, dass ich in meiner Vorstellung in circa 15 Sekunden durch sie hindurchwandern kann.

Parallel zu den bisher 27 Routenpunkten habe ich mir ein Zahlen-Symbol-System installiert, welches jeder zweistelligen Zahl ein Symbol/Bild zuordnet.

Beispiel: Der Zahl 66 habe ich Udo Jürgens zugeordnet, der "mit 66 Jahren, da fängt das Leben an" singt. Die Zahl 67 ist dann eine Harley Davidson, auf der er gen Sonnenuntergang braust, Zahl 68 ist eine Coladose, die er an einer Ampel haltend trinkt und danach wegwirft. In der Ferne fährt dann als 69 ein Mississippi-Raddampfer über einen von Dunst bedeckten Flussarm. Von der Brücke des Dampfers kann man in der Ferne die Apollo-Mondrakete stehen sehen (Zahl 70) worauf eine Giraffe heran läuft und an der Mondrakete herumschnüffelt (Giraffe=71).

Wenn ich als Beispiel jedem Routenpunkt nun 2 zweistellige Zahlen zuordne, dann kann ich mit 27 Routenpunkten eine Zahlenreihe von 108 Ziffern memorieren.

Um zu verdeutlichen, wie lange eine solche Zahlenreihe von 108 Ziffern ist, schreibe ich hier mal eine auf:

127516565156516654
561914654135341541
014535910616015681
601685040165706513
503105951410176516
501305610165731865

Der (einmalige!) Zeitaufwand für die Installation war ist in meinem Fall circa 20 Minuten.
Ich habe die Zahlenreihe 20 Minuten nach Installation fehlerfrei wiederholen können und dann noch mal am nächsten Tag, ebenfalls, ohne die Zahlenreihe noch einmal zwischen dem ersten und zweiten Aufsagen wiederholt zu haben.

Ihr könnt zum Test einmal probieren, die Zahlenreihe ohne ein solches Hilfssystem zu memorieren. Aber denkt dran: Ihr habt nur circa 20 Minuten für das Einprägen.


Warum diese Empfehlung?

Ich bin der der festen Überzeugung, dass diese Art den Gedächtnistrainings zum einen sehr stark die Fähigkeit zur Erinnerung von Träumen verstärkt und zum anderen durch die Imaginationsarbeit, die hierzu erforderlich ist, das Träumen so richtig "anheizt", sprich die Wahrnehmung auf die Ebene der inneren Bilder verschiebt. Wenn ihr zum Beispiel versucht Chinesisch zu lernen, ohne euch mit chinesischen Schriftzeichen oder chinesischer Sprache zu beschäftigen, könnt ihr mit 100% Sicherheit davon ausgehen, dass ihr Chinesisch niemals sprechen werdet. Malt ihr aber überall hin chinesische Schriftzeichen und hört mehrfach am Tage chinesisches Radio, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ihr ein Gefühl für dies Art der "chinesischen Existenz" bekommt.

Abschließend:

Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen und berichte euch in diesem Fall auch noch mehr über Möglichkeiten, wie man diese Methode konkret für das KT nutzen kann.

[owa]

Im Fach "Arbeits- und Selbstorganisation" (*würg*) bei meinem Studium haben wir das mit dem Routenpunkten auch angesprochen. Es ist tatsächlich eine einfache, aber effektive Methode, zum Auswendiglernen von Informationen und basiert wohl irgendwie darauf, die Funktionen der rechten und linken Gehirnhälften zu kombinieren (wenn ich das richtig verstanden habe, wovon ich aber nicht ausgehe... ). Hmm...trotzdem habe ich es bisher nie angewendet...irgendwie konnte ich mich dazu nicht "überwinden".

<TABLE width=95%><TR><td witdth=10%></td><TD width=90%>Zitat</TD></TR><TR><td></td><TD> Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen und berichte euch in diesem Fall auch noch mehr über Möglichkeiten, wie man diese Methode konkret für das KT nutzen kann.
</TD></TR></TABLE>

Also DAS interessiert mich sehr wohl . Hast du denn damit schon Erfolge beim Klarträumen gehabt?

cu

[Dendroaspis]

Ich habe nun weiter ein wenig quer gelesen im Buch und festgestellt, dass meine Idee mit den "Betreuungspersonen" tatsächlich nur mein Ding ist.

Ich verwende die Betreuungspersonen der Routenpunkte dazu, in mir die kritische Frage entstehen zu lassen, wann immer passiert, was mir die Betreuungsperson sagt nach dem Motto: "Immer wenn…, dann…"

Beispiel: Betreuungsperson J.G. vom Routenpunkt 2 sagt mir mit ihrer typischen Stimme: "Immer wenn du die Treppe hinunter gehst, träumst du …luzide!"
Wenn ich dann am Tage am Routenpunkt 2 vorbeikomme, dann fällt mir so jedes 3. Mal J.G. ein, wie sie mir ihr Sprüchlein sagt. Und vielleicht jedes 3. Mal, wenn ich eine Treppe hinunter gehe, bekomme ich ein seltsames Gefühl, gehe "auf Nüchternheit" und stelle mir die Frage im Sinne eines sehr genauen Herumschauens.

Heute Morgen habe ich zum Beispiel in einem normalen Traum Weitsprung geübt. Ich flog sehr weit, vielleicht 7,50 m. So weit kann ich bei weitem nicht springen. Beim Zurücklaufen von der Sprunggrube sah ich, dass dort nicht ein, sonder 5 Absprungbalken, einer hinter dem anderen, in die Tartanbahn eingelassen waren. Ich wusste nun nicht, welchen ich denn benutzen sollte für meinen nächsten Sprung. Da bekam ich ein seltsames Gefühl und eine Erinnerung keimte auf, nicht verbal aber doch als Gefühl. "Immer wenn du nicht weiter weißt, dann bist du im Traum…luzide!" sagt A.D. vom Routenpunkt 8. Mit diesem seltsamen Gefühl lief ich noch mal an, um zu sehen, ob ich den Sprung verlängern könnte. Und sie da, ich schwebte nach dem Absprung langsam weiter, landete bei 15 Metern. "Aha!", dachte ich.

Leider konnte ich dann nicht weiter machen, denn der Radiowecker sprang in genau diesem Moment an. So ist es halt.


Übrigens, gestern Abend vor dem Einschlafen habe ich 225 Ziffern in 35 Minuten zu memoriert versucht. Bei der Abfrage danach machte ich 11 Fehler. Bis auf 2 alle im Bereich jenseits meiner 27 schon etablierten Routenpunkte auf einer Route, die ich aus einem Atlas (Städte der USA) installiert habe, so provisorisch, bis ich mit meiner Frau Zeit habe, die nächsten Routenpunkte festzulegen (Wir machen das in gemeinsamen Einvernehmen, so als "Familienprojekt").
Ich habe pro Routenpunkt 6 Ziffern, also 3 Bilder platziert. War nicht ganz einfach.

[Dendroaspis]

Habe heute den nächsten Versuch gemacht, nachdem ich in der Zwischenzeit nun insgesamt 46 Routenpunkte installiert habe. Anzahl der Ziffern: 276 Merkzeit: 44 Minuten
Fehler beim ersten Abfragedurchgang, unmittelbar nach dem Merken: 0
Fehler beim zweiten Abfragen, 30 Minuten später: 2

Bei dieser langen Zahl habe ich zum ersten Mal beim Merken den Überblick verloren. Ich war richtig gespannt, ob die Bilder kommen würden. Sie kamen. Man könnte sagen, ich habe ein richtigehend dankbares Gefühl gegenüber meinem Unbewussten, das mir die Bilder beim Abfragen widerstandslos vorgespielt hat.

Ich kann dieses Merksystem nur empfehlen. In den Weihnachtsferien werde ich das mal mit einer Fremdsprache versuchen. Irgendetwas ausgefallenes. Vielleicht Tamilisch.

[State o´ maine]

Ich hab mal eine Frage:

Also, das mit dem Zahlen-Symbol-System hab ich kapiert aber dieses Routensystem in deiner Wohnung... also ehrlichgesagt versteh ich weder wie es funktioniert, noch was du damit bezweckst. Haben die beiden Systeme denn etwas mideinander zu tun, also brauch ich das Routensysem für das Zahlensystem (als Erweiterung) oder ist es ganz etwas anderes?

[Dendroaspis]

Das Routensystem ist das Basissystem.

Es bleibt immer gleich, und ein lebenlang erhalten, stelle ich mir jedenfalls vor. Du baust es aber immer weiter aus, machst die Route immer länger.

Wenn du dann eine Zahlenreihe merken willst, dann gehst du im Geiste zum ersten Routenpunkt und gibts der dortigen Betreuungsperson, als Beispiel, 3 Bilder, welche die ersten 6 Ziffern der Zahlen symbolisieren.

In meiner letzten Trainings-Zahlenreihe, von vor 2 Tagen, lauteten die ersten Ziffern 107601.

Ich also im Geiste (!) zum ersten Routenpunkt, die Kommode in der Diele. Dort steht Tracy, meine Frau. Rums, da fliegt auch schon ein Kleinflugzeug in die Wohnungstür, ich sehe die Nase des Flugzeuges. Das ist die 10 (10 = Flugzeug). Tracy schaut ganz erschreckt. Da springt auch schon Tarzan (76) aus dem Cockpit und sind laut "Trara!!", will sie umarmen und küssen. Tracy aber, da sie nur mich liebt, zieht schlagfertig einen Zauberzwerg aus der Tasche und stellt in auf die Kommode. Der Zwerg (01) tanzt wie wild und schreit Tarzan an "Du Lümmel, verschwinde". Ich wende mich dann lachend dem zweiten Routenpunkt zu (im Geiste) und mache entsprechend weiter.

Die letzte Zahlenreihe (348 Ziffern), die ich machte, habe ich erst verbockt. Ich habe sie in nur 36 Minuten installiert, was 8 Minuten schneller war als die Zahlenreihe davor (nur 276). Diese Arroganz musste ich bezahlen, hatte beim ersten Durchgang 22 (!) falsche Ziffern, bei denen ich die Bilder nicht mehr eindeutig erinnern konnte und oft falsch lag. Beim nächsten Durchgang gings dann, weil ich noch mal 6 Minuten "nachinstallierte", noch drüberschaute über die falschen Ziffern.

Also, erst mal ganz langsam installieren. Wettkämpfe kommen erst viel, viel später.

Grüße

Martin

[Dendroaspis]

Du kannst natürlich statt Zahlen auch andere Dinge auf die Routenpunkte legen.
T. am ersten Routenpunkt könnte auch laut sagen: üdvözlet.

Das heißt "Gruß" auf Ungarisch und schon hast du deine Privatlehrerin für Ungarisch am ersten Routenpunkt stehen. Und so viele mehr noch auf der Route.

üd vöz let her teach you that word.



Übrigens auch üdvözlet an dich, Schwesterlein.

[murana]

nach deiner mail "musste" ich ja noch die route hierher finden, obwohl mein nächster routenpunkt eigentlich "bett" geheissen hätte. das war schon clever von dir, mich so zu locken. und hab mich extra noch registriert für dich, bruderherz

so, aber das war jetzt auch das einzigste mal, das wir das hier für nur-persönliche grüsse verwendeten ( und ganz besonders liebe grüsse an deine frau und kinder)
muss auch erst mal ne route hier finden.... *gähnnn* ... aber das erst die tage mal


Szép álmokat!

[Dendroaspis]

Schaut euch mal die nachfolgende Zahlenreihe an.

90823578923576762565576745767665776576763434123341234545234567635766845032577
66763478569609067825786756268195936576378609787872479876258969662576156165761
95617657647676896435767612545126426541051450516354015340504150547012540516405
17561736543785605710650651953874520156732861557237655278198374759125645712645
6432064305163125145015067051650465156501592347498315134532050573710649016838


Um den 20. Oktober herum habe ich mit dem Routensystem angefangen zu üben.

Heute habe bin ich diese obige Zahlenreihe genau 60 Minuten lang durchgegangen. Danach habe ich sie weggelegt und die Zahlen aus dem Gedächtnis aufgeschrieben. 8 Fehler waren darunter. 2 Flüchtigkeitsfehler und 6 Ziffern, deren 3 Bilder ich einfach nicht erinnern konnte.

Hätte mir aber jemand am 15. Oktober gesagt, dass ich das heute so gut können würde, ich hätte es niemals geglaubt.

Wir wäre es, wenn ihr euch, statt zu schweigen, auch einmal daran versuchen würdet. Wer weiß für was es noch gut sein wird. Und besser als irgendein olles TV-Programm ist so ein Gedächtnistraining auf jeden Fall.

[Pegasus]

Nun gut, dann werde ich mal das Schweigen Brechen

Ich habe mich bisher ein bisschen mit dem Major-System beschäftigt. Nachdem ich deine Zahlenbilder gesehen habe denke ich, dass du ein anderes System verwendest (Bei mir wäre 10 = Tasse oder 76=Koch). Ich habe es bis dato verwendet um mir (ein paar) Telefonnummern und einige Geburtsdaten zu merken. Mein Bruder hat es schon im Zusammenhang mit nem Raumsystem und zur Codierung von Mind-Maps verwendet.

Mit einem Routensystem bzw. Raumsystem habe ich mich (bis dato) noch nicht befasst.

Der Grund warum viele Leute so etwas nicht anfangen ist, dass sie den Sinn nicht sehen "endlose" Zahlenketten zu lernen. Mein Bruder und ich haben etwa dasselbe Problem, wenn wir anderen von Photoreading, Speedreading oder Mind-Map erzählen.
Wenn man den Leuten sagen kann, dass die Technik für etwas verwendet werden kann, dass sie (gerade) benötigen, dann weckt man damit das Interesse.

Mich würde interessieren, welche Anwendungsmöglichkeiten du siehst (oder welche auch im Buch beschrieben werden). Praktisch werden hier die Anwendungsmöglichkeiten unendlich sein, nur das ist eben schwer greifbar

Achja falls du mal etwas übers Major-System lesen willst habe ich einen kleinen Artikel auf meiner Homepage (www.braintrain.tk). Bisher deckt es das Major-100 ab. Möchte aber auch 1000 und 10.000 irgendwann reinstellen.

[Murmeltier]

Ich find super interessant was du geschrieben hast und denke ich kanns auch ganz gut nachvollziehen, ich hab mir schonmal einen Phantasieort geschaffen und dort verschiedene Informationen an verschiedenen "Stationen" abgelegt. Durch sowas kann man sich sicherlich zumindest besser als ohne solche Hilfe Dinge merken. Das was ich gemacht hatte war aber eher flüchtig auf einer stundelangen Urlaubsrückfahrt (im Auto) aus Italien zur Beschäftigung. Mit richtigem System, wie du es beschreibst wirds wahrscheinlich erst richtig effektiv. Und das Gedächtnistraining ist bei regelmäßigem üben sicher erheblich, allein die Fortschritte die du beschreibst sind ja schon beachtlich. Vielleicht probier ich das auch mal...

[OdI]

Auf die Anregung von Dentroaspis habe ich mir das Buch gekauft und das Photoreading angewendet (siehe auch im Forum www.braintrain-forum.tk im "Fach" Photoreading Post "Erster Erfolg?") . Visualisierung sowie Routenmethode/Master-System sind hängen geblieben. Als Anwendungsgebiete kann ich mir bei zB meinem Job Vorträge und Seminar vorstellen, die ich auf der Route ablegen kann. Oder die Erarbeitung von Ideen, die ich mir erst mal ohne ein Blatt Papier erarbeite und dafür die wesentlichen Punkte auf einer Route ablege.

Mir ist auch eingefallen, dass ich vor vielen Jahren mal von einem Schachgroßmeister las, der seine Schachzüge (Eröffnungen etc.) auf einer Route abgelegt hatte. Was mir noch weiteres einfällt: mathematische Beweise, historische Abläufe (für Geschichte). Ich denke, dass der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind

Wichtige Voraussetzung: Die Bereitschaft, die verrücktesten Bilder zuzulassen