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Ist das Leben ein Traum?

Re: Ist das Leben ein Traum?
#46
23.02.2006, 15:15
Oh, ne dann glaub ich isses eher umgekehrt, wohl ins Gedichtesammlungsbuch hinüberrecyclet..., kennst du narziss und goldmund?
Life is a game! PLAY! (Zitat vom Lokal "Donau" an der Pisswand)
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Re: Ist das Leben ein Traum?
#47
23.02.2006, 16:12
Hermann Hesse:
Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

lg
sensei
offene weite - nichts von heilig
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Re: Ist das Leben ein Traum?
#48
23.02.2006, 16:47

Zitat:Arepo schrieb am 23.02.2006 13:24 Uhr:
Erklär bittesehr aus-führ-lich-er.

Brauch ich auch zum reflektieren.


Kurzfassung zuerst: Du wirst geboren, ohne gefragt worden zu sein. Von dort bekommt dein Leben zunächst Sinn in seiner ersten Phase. Du erwachst ein erstesmal, wenn du "Ich" sagst. Es ist alles noch sehr unbezweifelbar und gewiss, es sei denn, du machst da schlechte Erfahrungen.
Es kommt das zweite Erwachen. Zum "Ich" kommt etwas dazu, zu dem die Leute (!) "Seele" sagen. Da du an diesem Punkt noch ziemlich tabula rasa bist, sind diese Aussagen wegen ihrer Unklarheit, die mit deinem Zweifel zusammentrifft, ziemlich spannend: Allso alle sogenannte Alltagsmetaphysik findest du faszinierend. Spätestens nach der sogenannten Konfirmation (o.a.) kommen dir neue, stärkere Zweifel, weil die Realität in dir mit der Realität außer dir (Tholey/Utecht unterscheiden da sehr schön und nennen das phänomenal=drinnen und transphänomenal=draußen) in starken Konflikt gerät. Meta-Physik kannst du nur glauben (innen), nicht wissen (draußen). Dieser Konflikt erzeugt die Elementarangst (vorm Sterben und allem sogenannten Ungewissen, was danach kommt). Das schleppst du mit dir fort und fort. "Dir" heißt auch: sensei; - klar, nicht?
Das Elend ist, daß alle möglichen hilfreichen Sachen, aber auch gefährliche, ungesunde und vor allem sehr, sehr viel Müll in diesen Riesenseelensack passen. Tatsächlich ist der auch noch seeeehr alt und wird immer weiter und weiter vererbt ...

Komisch, neulich hab ich ihn verloren. Ich kam mir vor wie "Hans im Glück", der diesen schweren Goldklumpen endlich los war. Aber da waren auch noch andere Sachen, die verloren gehen mußten. Nein, nein, ich lauf jetzt nicht zu Mami, ich schau mal, was da kommt: das war das dritte Erwachen.

Der Blick in die eigenen Tiefen ist das vierte Erwachen. Und dann gibt es da noch ein fünftes. Das weiß ich schon. Ich habs schon vor sehr langer Zeit erlebt, aber war noch nicht reif dafür. Dahin gehe ich. Ich hab Zeit ...

flöööt :-)

lg
sensei
offene weite - nichts von heilig
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Re: Ist das Leben ein Traum?
#49
23.02.2006, 19:24
@sensei
danke fürs posten des gedichts!
Life is a game! PLAY! (Zitat vom Lokal "Donau" an der Pisswand)
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Re: Ist das Leben ein Traum?
#50
23.02.2006, 21:19
hallo sensei,
du schreibst
Zitat:Du wirst geboren, ohne gefragt worden zu sein
.

ich habe mir meine eltern ausgesucht. happy
wenn du das auch getan hättest, was wär dann jetzt für dich anders?
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Re: Ist das Leben ein Traum?
#51
23.02.2006, 22:15
Nun, ich würde in Nordindien leben. Ich würde unten am Fluß die Wassebüffel hören. Und dann dies dunkle grollende Geräusch aus des Tigers Kehle.

Ich säße zu Füßen Giordanos und er zeichnete mir mit dem Stock in der Hand die Unendlichkeit der Welten in den Sand und redete mit mir über die Ursache, das Prinzip und das Eine.

Ich wäre der Sohn des Zöllners, der zuschaut, wie mein Vater dem Laotse die 81 Verse abverlangt.

Ich würde dem großen Mondbrüller zusehen, wie er dem Lauf der Gestirne sein Leid klagt.

Ich wäre die Tochter Prosperos und wartete mit meinem Vater auf die Heimkehr nach Venedig.

Ich wäre die älteste der unzählbaren einhundert Töchter des Hokusai und schriebe grade an einem gelehrten Txt über das Hüten von Haikühen.

Ich jagte als Ururenkel des sagenhaften weißen Wals Moby Dick die ja-panischen Walfänger ...

Aber ich wurde geboren, ohne gefragt worden zu sein. Deshalb ist es mir jetzt ein Anliegen, dir den Unterschied zwischen Wünschen und Sein zu erklären.

lg
sensei
offene weite - nichts von heilig
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Re: Ist das Leben ein Traum?
#52
23.02.2006, 23:07
hallo sensei,

ich hab mich da nicht genau genug ausgedrückt.es liest sich vlcht wie ein gag.ist es aber überhaupt nicht und keinesfalls möchte ich dir zu nahe treten. ich weiß ja nichts von deinen eltern.
ich lebe dieses denkmodell. für mich und will dir gern mehr darüber schreiben.

ich meine es ernst mit dem denkmodell, dass ich mir meine eltern selbst ausgesucht biggrin habe
.

du gehst von der annahme aus, dass man dich nicht gefragt hat. was ist der unterschied, ob man nicht gefragt wird, oder ob man sich die eltern aussucht?ich will auch nicht gefragt worden sein!

da ich mir meine eltern ausgesucht habe, bin ich verantwortlich für das was ist. mein vater, mit seinen knick-und senkfüßen ist nicht verantwortlich für das was ich tue, sondern ich allein habe alles zu verantworten.ich wollte es ja genauso. biggrin
ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das nur ein denkmodell von mir ist. wir haben uns an anderer stelle gedanken darüber gemacht was nach dem tod ist.
da stelle ich mir natürlich auch die frage was ist vor dem leben und wie trete ich da ein.
ich könnte mir jetzt natürlich die frage stellen, ob ich mir meine eltern wieder aussuchen würde, aber das ist wieder ein anderes thema.die antwort ist ein eindeutiges ja.

du hast dir dankenswerterweise so viele gedanken um dieses thema gemacht. deshalb schreibe ich dir auch gerne etwas ausführlicher.ich hoffe ich konnte mein gedankenmodell verständlich in die form giessen.

realistischerweise kann ich nicht annehmen, dass irgendjemand meine auffassung teilt. wohl jeder denkt so wie du, genau so bin ich auch erzogen worden und alle in meiner umgebung denken so.

was aber jeder gerne machen kann. die frage als hypothese sich selbst stellen. Was ändert das, wenn ich davon ausgehe, dass ich mir meine eltern selbst ausgesucht habe?
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Re: Ist das Leben ein Traum?
#53
24.02.2006, 17:30
Ich hatte mir keinerlei Gedanken gemacht, keine Sorge. Und schon gar nicht wollen aversive Gefühle aufkommen, wozu? Ich habe hier viel gelesen in den letzten Tagen und denke, es besteht noch Hoffnung für die Menschheit und nicht alle sind Zyniker. Das ist mir erfreulich.
Zum Thema: Ich mag Gedankenspiele. Deshalb fiel mir die Aufzählung von Möglichkeiten oben ein. Es ändert nichts an meiner Einstellung zum Leben, die geprägt ist von der Spannung zwischen Zufall und Notwendigkeit. Wenn du diese Spannung als Synthese betrachtest, ergibt sich daraus Bewegung, die erst endet mit meinem Tode. Darüber hinaus zu denken, raubt für mich der Bewegung des Lebens seine Kraft. Also für mich lieber vita activa als vita contemplativa. Dies klingt vielleicht etwas streng, aber so ist es zur Zeit für mich. (Versuche zu hören, wie meine Stimme freundlich klingt, wenn du dies subvokal sprichst.)

lg
sensei
offene weite - nichts von heilig
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