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Höflichkeit

Re: Höflichkeit
#16
26.07.2006, 22:30
da es sich um regeln handelt, die intersubjektive geltung haben "sollen", scheint es mir sinnvoll, einfach wiki zu befragen:

"Moralphilosophische Definitionen und Empfehlungen

Der Moralphilosoph Friedrich Paulsen gab folgende klare und prägnante Definitionen und Empfehlungen:


Höflichkeit als Beachtung des jeweiligen Verkehrszeremoniells:

Sei höflich, d.h. gewöhne dich daran, das Verkehrszeremoniell zu beachten, das die Gesellschaft, d.h. hier die Gesamtheit derer, die durch geselligen Verkehr miteinander verbunden sind, wie jede Organisation hervorbringt. Durch das Verkehrszeremoniell wird allgemein verbindlich vorgeschrieben, wie der einzelne sich im geselligen Verkehr benehmen soll, wann und wie er

* zu reden und zu schweigen,
* zu nehmen und zu geben,
* Besuche zu machen und zu empfangen,
* zu essen und zu trinken,
* sich zu kleiden und zu verbeugen,
* Briefe zu schreiben und
* Anreden zu machen habe.

Es ist die Aufgabe des Verkehrszeremoniells, den Störungen vorzubeugen, die im geselligen Verkehr durch Ungeschick und disziplinlose Selbstsucht hervorgerufen würden.


Anstand:

Wahre den Anstand, d.h. verletze niemand. Der Anstand gebietet, zu vermeiden, was dem anderen abstoßend, widerwärtig, ekelhaft sein könnte.


Höflichkeit im engeren Sinne (humanitas):

Erstrebe Höflichkeit im engeren Sinne (humanitas). Der Höfliche kommt dem Fremden mit Zeichen von Achtung und Wohlwollen entgegen und erklärt damit, dass er mit ihm auf einen friedlichen und freundlichen Verkehr einzugehen bereit sei.


Rücksichtslosigkeit und ihre Unterarten:

Meide Rücksichtslosigkeit, das Gegenteil der Höflichkeit. Sie zeigt sich entweder in

* Rohheit oder Ungeschliffenheit, in Mangel an Erziehung oder in der Naturanlage begründet;
* Grobheit, d.h. absichtlicher Vernachlässigung der Höflichkeitspflichten."

ich schreibe auch gerne nochmal, daß es für mich in foren ein gebot der höflichkeit ist, sich bei den formulierungen und inhalten des schreibens in den leser hineinzuversetzen.

ist doch ganz einfach und klar: tat twam asi.

von ausnahmen abgesehen ist in dieser hinsicht das klartraum-forum beispielhaft big

lg
sensei
offene weite - nichts von heilig
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Re: Höflichkeit
#17
29.07.2006, 00:55

Zitat:spell bound schrieb am 10.07.2006 19:19 Uhr:
hoeflichkeit ist eben die verlogene freundlichkeit, um nichts von menschen, von denen man abhaengig ist, befuerchten zu muessen.


Ich finde, das ist ein ausgesprochen primitives Verständnis von Höflichkeit. Ich habe immer den Eindruck, dass die Leute, die sich unter dem Banner schonungsloser, lebensfrischer Ehrlichkeit dem Satz anschliessen: "Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist!" eine vollkommen unnötige Dichotomie aufbauen, zwischen dem Verteilen ehrlicher Ohrfeigen auf der einen Seite und heuchlerischem Duckmäusertum auf der anderen Seite. Die Wahrheit ist komplizierter, denn in der Realität hat die Ohrfeige häufig mindestens genausoviel damit zu tun, dass man den anderen ohrfeigen wollte wie damit, dass man ehrlich sein wollte, während andererseits der Schmeichler keineswegs höflich ist. Letzteres liegt daran, dass er nur versucht, durch Manipulation seiner Mitmenschen gewisse Ziele zu erreichen, sonst nichts. Seine "Höflichkeit" ist nicht darauf ausgerichtet, dem anderen zu helfen, genausowenig wie das bei dem ehrlichen Tritt in die Weichteile der Fall ist. Zumindest meinem Sprachgefühl nach gehört es aber zu echter Höflichkeit definitionsgemäss dazu, dass sie mindestens auch um des Anderen willen praktiziert wird.
Höflich sein, dass heisst dann meinem Verständnis nach, Konflikte so auszutragen, dass die Gegenseite wo immer möglich nicht das Gesicht verliert. Es heisst, anderen Menschen zuzugestehen, dass man nicht dazu berufen ist, über sie zu Gericht zu sitzen. Es heisst, Kritik wo immer möglich konstruktiv zu formulieren, weil sie so dem anderen hilft statt ihn zu verletzen. Höflichkeit beinhaltet, dem anderen zuzuhören und seine Argumente zu verarbeiten, auch bei einem Streit, einfach aus der Einsicht heraus, dass der Standpunkt des anderen wirklich punktuell dem eigenen überlegen sein könnte . Das alles hat mit Heuchelei und Abhängigkeit nichts zu tun, aber dafür viel mit Respekt vor den Mitmenschen im allgemeinen und im besonderen einem Umgang mit Konflikten, der weniger auf den eigenen Sieg und damit verbunden die Niederlage des anderen abzielt als vielmehr darauf, eine für alle beteiligten Parteien akzeptable Lösung eines Problems zu finden.
Ich schliesse mit meinem Lieblingszitat zum Thema Höflichkeit, es stammt aus den Tagebüchern von Max Frisch:


Zitat:Höflichkeit
Wenn wir zuweilen die Geduld verlieren, unsere Meinung einfach auf den Tisch werfen und dabei bemerken, daß der andere zusammenzuckt, berufen wir uns mit Vorliebe darauf, daß wir halt ehrlich sind. Oder wie man so gerne sagt, wenn man sich nicht mehr halten kann: Offen gestanden! Und dann, wenn es heraus ist, sind wir zufrieden; denn wir sind nichts anderes als ehrlich gewesen, das ist ja die Hauptsache, und im weiteren überlassen wir es dem andern, was er mit den Ohrfeigen anfängt, die ihm unsere Tugend versetzt.
Was ist damit getan?
Wenn ich einem Nachbarn sage, daß ich ihn für einen Hornochsen halte - vielleicht braucht es Mut dazu, wenigstens unter gewissen Umständen, aber noch lange keine Liebe, so wenig wie es Liebe ist, wenn ich lüge, wenn ich hingehe und ihm sage, ich bewundere ihn.
Beide Haltungen, die wir wechselweise einnehmen, haben eines gemeinsam: sie wollen nicht helfen. Sie verändern nichts. Im Gegenteil, wir wollen nur die Aufgabe loswerden ...


Lügt man also im Deutschen, wenn man höflich ist? Ich glaube nicht daran.

Grüsse,
Wintermute
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Re: Höflichkeit
#18
05.08.2006, 18:58
höflichkeit
dieses wort kommt ja von den alten höfen
auf denen es sozusagen zwang war, eine gewisse ausdrucksform zu praktizieren...
war damals wohl so eine art trend
in der heutigen zeit heisst das wohl, in einem, für die gesellschaft in der man sich grade befindet, angemessenen ton zu sprechen und sich auch so zu verhalten....

sowas praktiziere ich nicht....
ich versuche möglichst alle gleich zu behandeln
das ich dabei nett bin, hat wohl nichts mit höflichkeit zu tun?


grüße

Carter
»Der Wahrheitsliebende ist jenseits von Gut und Böse«,
intonierte eine Stimme, die keine war. »Der Wahrheitsliebende ist ins
AllesIstEins getrieben. Der Wahrheitsliebende hat gelernt, daß Illusion die
Einzige Realität ist und Wirklichkeit die Große Betrügerin.«
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