Bewusst, dass ich Träume aber nicht Klar geworden?

[Tink]

Wenn du auf Großbuchstaben ganz verzichtest, geht es in Ordnung, das bin ich zumindest schon lange gewohnt.

Wie?! was?! Du sanktionierst die "Shift-Taste ist kaputt"-Sünde jetzt ganz offiziell? Oh tempora oh mores.

Ist zwar jetzt auch schon wieder OT (sorry), aber finde es immer sehr spannend, dass so viele Leute ganz normalen Sprachveränderungen so kritisch gegenüberstehen (und diese evtl. auch einfach auf die Faulheit der Leute schieben - nicht hier, hab ich aber schon oft gesehen). Heute will auch keiner mehr Althochdeutsch reden oder lesen müssen und auch die Druckschrift verändert sich (hin zu mehr Lesbarkeit). Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass im Deutschen die Groß- und Kleinschreibung irgendwann sehr stark vereinfacht ist, dem Englischen ähnlich. Mir persönlich gefällt das Schriftbild besser und mir fällt es sogar tatsächlich auch oft etwas leichter, Texte in Kleinschreibung zu lesen und das, obwohl auch ich in guten Zeiten täglich 100-200 Seiten "normalen Buchtext" lese. Aber ganz genau so ist es natürlich in Ordnung, wenn man konsequente Kleinschreibung unansehnlich oder schlecht leserlich findet. Ich würd's bloß nicht unbedingt als Sittenverfall sehen.

[Rhetor]

Wie?! was?! Du sanktionierst die "Shift-Taste ist kaputt"-Sünde jetzt ganz offiziell? Oh tempora oh mores.

Die Betonung lag auf

das bin ich zumindest schon lange gewohnt.

Zum einen kann ich mir nicht vorstellen, jemandem, der hier in diesem Forum schon so schrieb, als ich noch nicht einmal wusste, was Klarträume sind, und der auch schon Mod – und damit der "Dienstältere" – war, als ich zum ersten Mal Mod wurde, dahingehende Vorschriften zu machen. Was das angeht, bin ich wohl wesentlich traditionalistischer eingestellt als hinsichtlich der Schreibweise.

Zum anderen lohnt es sich meiner Meinung nach nicht, Neulinge umzuerziehen, da leider nur die wenigsten über längere Zeit (Jahre hinweg) im Forum aktiv bleiben.

Als "offiziell saktioniert" sollte man die Nur-Kleinschrift jetzt allerdings trotzdem nicht betrachten; allenfalls als "toleriert"

[Raipat]

Ich finde all-nocaps-Beiträge in deutschem Text unleserlich. Von der Unleserlichkeit abgesehen feuert mein Gehirn bei jedem klein geschriebenen Substantiv ne P300, weil es etwas erkennt, das "falsch" ist. Das ist neurologisch höchst anstrengend
Und gerade bei Beiträgen der Person, die Rhetor wohl meint ist es echt schade, denn die sind inhaltlich oft lesenswert, aber ich komme selten bis zum Ende, weil es einfach zu weh tut, das Schriftbild zu ertragen :p

Ach Tinky, bis jetzt wurdest Du mir mit jedem Beitrag nur immer noch sympatischer :p

Wer denkt, etwas sei natürliche Veränderung und damit gut, nur weil es so einschleift (ich verweise insbesondere auf Erosion von Sprache durch Akzeptanz orthographisch wüster oder Siri-"verbesserter" Post von Mobilgeräten), möge sich den Film "Idiocracy" zu Gemüte führen
Degeneration ist selbstredend auch ein evolutiönärer Prozess, der aber in der Regel im laufe der Jahrmillionen durch Selektion korrigiert wird.

[Rhetor]

Schade, dass mit euch beiden schon wieder Schluss ist
Und noch dazu wegen so einer Lappalie.

Keine Frage – wenn plötzlich andere Wörter dastehen als gedacht waren – selbst wenn sie sich nur um einen Buchstaben unterscheiden – , dann ist das degeneriert und hat mit den natürlichen Wandlungsprozessen der Sprache nichts zu tun.
Ich habe auch schon etliche Beiträge, vor allem aus dieser Rubrik, wegen Mobilfon-verursachter Unleserlichkeit auf den Dachboden verschoben, und werde auch weiterhin an dieser Praxis festhalten.
Einen Kreuzzug werde ich deswegen allerdings nicht starten

Und gerade bei Beiträgen der Person, die Rhetor wohl meint ist es echt schade, denn die sind inhaltlich oft lesenswert, aber ich komme selten bis zum Ende, weil es einfach zu weh tut, das Schriftbild zu ertragen :p

Spell (ist ja nicht he-who-must-not-be-named ) wird irgendwann auch Großbuchstaben verwenden – wenn Helmut Schmidt sich das Rauchen abgewöhnt

[Raipat]

Schade, dass mit euch beiden schon wieder Schluss ist
Und noch dazu wegen so einer Lappalie.

nein nein nicht doch

[Tink]

Raipat freut sich doch, wenn ihm mal jemand nicht nach der Nase redet. Dann kann er mal ein bisschen Klugscheißen. Ich mach das nur für ihn.

Ich hab ja auch nicht gesagt, dass Leute, die konsequente Kleinschreibung doof finden, selbst doof sind. Aus einer sprachwissenschaftlichen Perspektive ist es einfach nicht immer total unsinnig wie sich Sprache entwickelt. Damit will ich aber auch gar nicht sagen, dass etwas gut ist, nur weil es in einem "natürlichen" Wandlungsprozess entstanden ist. Darüber müssen wir uns nicht streiten. Meiner Meinung nach sind einfach z.B. analytische Sprachen, zumindest was die Effizienz angeht, den synthetischen Sprachen deutlich überlegen. Wie lange hat man in der Schule an der Bedeutung eines lateinischen Satzes rumgerätselt und wie lang an englischen Sätzen? Effizienz ist gerade bei der Sprache einfach wichtig und muss ja nicht zwangsläufig zur Verdrängung von "schöner Sprache" führen. Ich halte die Beschäftigung mit Latein und ähnlich morphosyntaktisch komplexen Sprachen durchaus sinnvoll und ich finde auch, dass es wichtig ist, sich einigermaßen vernünftig und kohärent ausdrücken zu können. Dem tut aber die Groß- und Kleinschreibung eigentlich keinen Abbruch. Die Großschreibung von Substantiven z.B. erfüllt doch nur in den seltensten Fällen eine Funktion und ist durch den Satzbau eh unnötig. Genau so seltsam finde ich die Komma-Setzung. Natürlich ist ohne Kommata deutlich deutlich schlimmer als mit, aber im Deutschen setze ich einfach strikt Kafka-Kommata, weil ich für die richtigen Regeln wohl einfach zu blöd bin. "Akademiker-Deutsch" ist sowieso das Allerschlimmste. Ich verlier wesentlich seltener den Faden wenn ich Englisch schreibe, weil es dort möglich ist, komplexe Sachverhalte in weniger und kürzeren Worten auszudrücken. Außerdem finde ich, dass Bandwurmsätze, Substantivierung, Suffigierung u.ä. im "guten" (= wissenschaftlichen?) Deutsch ähnlich dämliche Ausmaße annehmen wie Slang, Abkürzungen, etc. Autokorrektur sehe ich nicht als etwas, was Sprache nachhaltig verändern kann, weil, wie Rhetor ja schon gesagt hat, ganz andere Wörter am Ende dort stehen. Da ergibt der Text ja irgendwann keinen Sinn mehr.

Aber Raipat, ich liebe Deutsch und ich hoffe, du kannst mir verzeihen, wenn ich unleserliche Texte verfasse. Ich will die deutsche Sprache damit nicht zerstören. (Ich bin nur Opfer ihrer Selbstzerstörung )