Ein Kind ist existentiell abhängig von seinen Eltern. Das bedeutet, ein Kind würde ohne die elterliche Versorgung gefährdet sein zu sterben. Deshalb tun Kinder so gut wie alles, um ihren Eltern zu gefallen. Sie halten eben auch alles aus. Sie müssen das tun. Sie halten Gewalt aus, sei es nun körperlich oder emotional, nur um weiterhin geliebt und versorgt zu werden. Kinder sind abhängig von der Liebe ihrer Eltern.
Kinder unterdrücken in dem Fall ihre eigenen Bedürfnisse, Triebe und ihre eigene Persönlichkeit. Bis sich ein Kind von den Eltern distanziert, ist im Grunde schon alles an Lebensprogrammierung geschehen. Eine Programmierung, die bei vielen Menschen ein ganzes Leben hält. Es sei denn man setzt sich bewusst, damit auseinander.
Dieses Verhaltensmuster wird auch dann weiter geführt, wenn ein Kind erwachsen und potentiell selbständig und unabhängig ist. Die existentiellen Ängste des Kindes, werden auf die Gesellschaft und ihre Strukturen übertragen. Ein Kind das zb von der Mutter unterdrückt wurde, lässt sich dann auch von dem Chef oder einer anderen Autoritätsperson, im Fall Milgram, Leute in weißen Kitteln (Arzt: Authorität) unterdrücken, und kommt gar nicht auf die Idee, die eigene moralische Instanz zu bemächtigen.
Der erwachsenen Mensch, der im Fall Milgram den Knopf drückt, lebt in der Illusion, er sei existentiell (Todesangst) von der Autoritätsperson abhängig. Das kann aber nur passieren, wenn man seine Persönlichkeitsstrukturen nicht hinterfragt und unbewusst ist. So kann Intelligenz natürlich davor schützen. Jedoch kann man Angst evtl nicht alleine mit Intelligenz bekämpfen. Man braucht ja auch bestimmte Fähigkeiten um sich überhaupt seinen Ängsten stellen zu können.
Die Frage ist, doch welche Menschen haben bei dem Experiment nicht mitgemacht (Resilienz). Welche Eigenschaften hatten diese Menschen und was können wir tun, damit Kinder in unserer Gesellschaft, diese Eigenschaften ausbilden. Da ich ja Erzieherin bin und mich mit dem Thema beschäftige, kann ich auf das Papilio Projekt verweisen
http://www.papilio.de/papilio_fruehe-praevention.php , welches in vielen Kitas angeboten wird.
Dort wird neben Kreativität und Sozialverhalten, der zentrale Punkt, der Umgang mit den Emotionen gelehrt.
Eine wichtige Schutzfunktion gegen solche Übergriffe sind, Empathie, Perspektivenübernahme, Selbstbewusstsein, Ausdrucksstärke, etc. leider wird in unserer Erziehung noch nicht genügend auf diese Punkte eingegangen. Ich empfinde unsere aktuelle Gesellschaft als sehr stark Leistungsorientiert und Emotionsunterdrückend. Das ist für mich auch einen Folge, dieser mangelnden Schutzfunktionen.
Wie sollte wir die nötigen Fähigkeiten an unsere Kinder weiter geben, wenn die Erwachsenen mit sich selbst nicht im reinen sind. Ich kenne zb sehr viele Kollegen die Papilio ablehnen, weil sie selbst extreme emotionale Baustellen haben. Die habe ich natürlich auch. Vermutlich fast jeder Menschen.
Wie sollten sie also ein Vorbild sein. Eltern, Erwachsene die selbst Gewalt und Zwang erfahren haben und sich nicht auseinander gesetzt haben, können nur das weiter geben, was sie selbst gelernt haben. Und der Bedarf sich mit sich selbst auseinander zu setzten, den habe einige nicht. Bzw. dieses können einige nunmal nicht aufbringen, weil mit dem aufarbeiten so existentielle Ängste (Todesängste) verbunden sind, dass manche Menschen es nunmal nicht können. Diese Menschen bauen eine Abwehr auf, damit sie ihre eigene Angst nicht anschauen müssen. Dadurch bleibt aber auch der Zugang zum aufarbeiten verschlossen.
Und deshalb brauchen auch gerade diese Menschen, die nicht die eigenen Kraft haben, dieses Bewusstsein aufzubringen unser Mitgefühl und unsere Unterstützung. Das ist oft nicht leicht, vor allem als "Opfer". Doch manchmal der einige Weg aus dem Kreislauf von Gewalt.
Ich erinnere mich an eine Fernsehsendung in der eine jüdische Frau, deren gesamt Familie vom Holocaust ausgelöscht wurde, einem Nazi der wohl einen gewisse Verantwortung dafür hatte, verziehen hat. Das kann nur ein Mensch, der mit seinen Emotionen im reinen ist. Der seine Wut ausreichend angeschaut und verarbeitet hat. Vor solchen Menschen habe ich einen riesigen Respekt, weil diese Menschen dazu beitragen, das mehr Frieden in dieser Welt geschieht und die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung der Gewaltspirale, durch solche Menschen sinkt. Aber wer kann das schon?
Und wie kann das die Frau. Manch einer wird sich denken, das das falsch ist. Unterdrückt die Frau da ihren Hass vielleicht. Nein ich glaube sie hat ihren Hass komplett angenommen und zugelassen. Bevor man ein Gefühl loslassen kann, darf man es zuerst vollständig da sein lassen. Und dann ist auch ein verzeihen möglich ohne, dass es da einen inneren Konflikt gibt.
So können wir als erstes bei uns selbst anfangen und ins reine kommen mit unseren Emotionen indem wir alles annehmen, was auftaucht. Selbst wenn man das versucht, kommt einem dabei immer wieder die eigene Abwehr in die quere. Oft kann man Emotionen nicht annehmen, man erfindet das Gründe warum es nicht geht, wird wütend, wechselt das Thema oder klickt diesen Thread weg, schreibt eine Anthese und diskutiert.
Bevor man seine Emotionen anschaut, kann es also sein, dass man seine unbewussten Abwehrmechanismen eine Zeit lang beobachten muss, um nicht mehr darauf rein zufallen. Ich gehe diesen Weg nun schon seit ca. 2 Jahren, in möglichst jeder Lebensituation. Doch fällt es mir auch immernoch schwer, immer bewusst und achtsam zu sein. Dennoch konnte ich vieles dadurch in mir befrieden. Und ich glaube, dass dieses eine sehr wirkungsvolle Technik ist, für den Frieden mit der Welt.
Ob man das nun mit dem Wort Intelligenz benennen mag, ist fraglich. Falls du das so meinst, Uefken, stimme ich dir zu. Ansonsten erkläre nochmal um welche Art der Intelligenz es sich handelt.