(28.08.2020, 23:38)Rhetor schrieb: "Verbeamtung " ist ja auch kein Selbstzweck. Es nützt doch nichts, wenn du sie dir gewissermaßen erschleichen würdest, indem du gravierende psychische Probleme einfach vertuschst.
Du lernst ja nicht den Beruf "Beamtin", oder?
Sondern welchen? Lehrerin? Polizistin?
Du würdest es doch selber nicht gut finden, wenn man dich in diesem jetzigen Zustand auf Menschen, schlimmstenfalls auf Kinder, loslassen würde, oder?
(29.08.2020, 07:34)TanjaB. schrieb: Ich muss dir hierbei ernsthaft widersprechen. Ich bin nicht allgemeingefährlich und ja. Ich arbeite ab September auch wieder mit Kindern, für die ich keine Gefahr darstelle (was auf mich in deinem Beitrag so rüberkam).
Im Gegenteil, ich denke, dass mich das sehr gut ablenken wird, denn in den letzten Monaten hat mir genau diese Struktur gefehlt.
...
In meiner Seminargruppe sind 20 Leute. Von denen sind vielleicht 8 topfit. 6 andere sind schon psychisch auffällig und bei 6 ist es ganz schlimm. Zumindest ist es das was ich weiß.
Ok, vorab:
Ich denke, dass Menschen, die aktiv etwas gegen ihre psychischen Probleme tun, im Durchschnitt sogar die
besseren Pädagog*innen sein können als solche, die keine psychischen Probleme haben, geschweige denn, als solche, die sie bloß verdrängen.
Als ich z.B. so mit 11-12 Jahren eine stimmungseingetrübtere Phase hatte (echte Depression war es vermutlich noch keine), konnte ich mit so Happy-happy-alles-easy-Typen als Lehrer überhaupt nichts anfangen.
Andererseits denke ich aber auch, dass es sowohl bestimmte psychische Probleme (z.B. Narzissmus) als auch einen bestimmten Schweregrad jedweder psychischer Probleme gibt, mit denen bzw. ab dem man den beruflichen Umgang mit Kindern lieber vermeiden sollte.
Natürlich wollte ich nicht unterstellen, dass Du allgemeingefährlich seist
Aber damit ist doch letztendlich noch überhaupt nichts geklärt.
"Nicht allgemeingefährlich" – was heißt das denn schon?
Niemand hier glaubt, dass Du in der Schulklasse einen Amoklauf begehen würdest. Aber das kann doch nicht alles sein!
Heranwachsende Menschen genau richtig zu behandeln, ist doch eine wahnsinnig verantwortungsvolle und diffizile Aufgabe. Ist denn etwa jede*r der/die die Kinder nicht verprügeln würde, gleich zur Pädagogin geeignet?
Lehrer*innen haben doch hunderttausend Möglichkeiten, den Kindern, wenn auch unbewusst, so doch erheblichen seelischen Schaden zuzufügen, z.B. durch Sarkasmus, passiv-aggressives Verhalten (z.B. sie zur Strafe für längere Zeit komplett zu ignorieren), Ungleichbehandlung, oder auch nur Gleichgültigkeit, schlechtes Erklären, schlechte Unterrichtsvorbereitung.
Das kann natürlich bei psychisch gesunden Lehrer*innen genauso der Fall sein. Ich wollte also nur klarstellen, dass mit "nicht allgemeingefährlich" wirklich noch GAR NICHTS ausgesagt ist
Für mich ist ein*e gute*r Lehrer*in jemand, der/die nach der Devise lebt:
"Ich betrachte es als meine hauptsächliche Lebensaufgabe, junge Mensche optimal dabei zu unterstützen, sich zu verantwortungsvollen, gebildeten, fähigen, positiv denkenden und charakterlich wertvollen Menschen zu entwickeln. Und wenn ich dafür eine ganz ordentliche Bezahlung, private Krankenversicherung und Anstellung auf Lebenszeit bekomme, ist das natürlich fein, aber nicht mein primäres Ziel."
Und in dieser Hinsicht ist mir in diesem Thread eben etwas sauer aufgestoßen:
Er war in mehreren Beiträgen zuvor bereits von dem
Beamtenstatus die Rede und in keinem einzigen von
Kindern. Diesen Aspekt habe überhaupt erst
ich ins Spiel gebracht. Vorher hätte es genausogut sein können, dass du auf eine Verwaltungstätigkeit hin studierst.
Ein Onkel von mir ist auch Beamter – im Landratsamt. Ich mag ihn sehr gern, und an seinem Beruf ist auch nichts Unehrenhaftes. Aber falls er psychisch zusammenbrechen sollte, ist der Schaden, den er in seiner Position anrichten kann halt viel viel geringer als bei einem Polizisten, Richter oder Pädagogen.
Und wie hast du auf den Begriff "Kinder" reagiert?
Dass du denkst, die "Struktur" (des Unterrichts-Alltags, nehme ich an) werde dich "ablenken"
Es geht hierbei eben aber nicht nur um dich und auch nicht um irgendwelche "Strukturen", sondern um lebende Kinder! Kinder sind nicht dazu da um einen "abzulenken".
Das war von dir vermutlich alles nur extrem unglücklich ausgedrückt – ich hoffe sogar sehr, dass das der Fall ist, und sich meine Bedenken in ein paar Jahren alle als komplett grundlos herausstellen.
Und ich habe auch definitiv keine Freude daran, jemanden, dem es sowieso nicht gut geht, auch noch zu kritisieren.
Andererseits habe ich aber in meinem Leben viel zu viele schädliche Lehrer*innen erlebt – sowohl bei mir selbst als auch bei meinen drei Söhnen – als dass ich meine Gedanken hierzu hätte verschweigen wollen