RE: Klartraum und Emotion
(04.04.2023, 23:16)Likeplacid schrieb: Ich dachte früher, dass es eine Person geben müsse, die all das für mich sein müsse, oder könne. Dann stellte ich in einem anderen Forum mal eine Frage bezüglich Freundschaft. Da schrieb jemand was interessantes als Antwort. Und zwar kann man für jeden Zweck einen extra Freund haben. Einen zum Reden und einen fürs Kino. Das hat mich schwer beeindruckt. Ich habe aber nie versucht es so zu machen, weil ich Leute nicht so benutzen will wie Dinge, und ich will auch selbst nicht wie ein Ding benutzt werden will. Es wäre mir auch zu gefährlich und zwar in dem Sinne, dass ich Angst habe meine Gefühle könnten verletzt werden. Z.B. indem jemand einfach nicht erscheint, wenn ich mich mit verabrede, mich also versetzt. Oder indem jemand Kritik an dem äußert an dem was ich freiherzig äußere. Ich komme ziemlich gut zurecht, wenn ich mir ab und zu mal einen Freund in der Kneipe erschaffe und dann nicht mehr hingehe. Ich meinte natürlich eine reale Kneipe. Derjenige hat mich vielleicht vermisst. Das tut mir leid. Ich bin ziemlich gut darin mit wildfremden Leuten in der Kneipe Freundschaft zu schließen. Das konnte ich früher nicht. Aber wenn es darum geht diese Freundschaft in was dauerhaftes zu überführen versage ich kläglich.
Ich denke, es handelt sich dabei um die Spaltung bzw. das Bild der "guten und nährenden Mutter", Theorie aus der Psychoanalyse, Melanie Klein.
Dagegen steht dann die "böse", versagende Mutter, die Macht über das Kind ausübt.
Aus dem Verschmelzungswunsch mit der Mutter und dem Glauben, dass diese allein für das Kind da sei, was es in einem bestimmten Alter ja auch benötigt, die prompte Reaktion auf die Bedürfnisse, wenn das Kind noch ein Baby ist und sich nicht selbst versorgen und beruhigen kann, resultiert dann wohl auch die Allmacht bzw. die Furcht vor der allmächtigen Mutter, die ebenso Bedürfnisse versagen und strafen kann.
Fürchterlich für das Kind, wenn dies dann so ist, dass das Kind zur Projektionsfläche der eigenen Bedürfnisse der Mutter wird.
Die eigene Selbstberuhigung muss erst erlernt und verinnerlicht werden, indem das Kind aus der Erfahrung mit hoffentlich positiven und auf die Bedürfnisse des Kindes eingehenden Bezugspersonen lernen kann.
Daraus kann dann die sogenannte "sichere Bindung" entstehen.
Das Kind bzw. der Erwachsene darf auch mal nicht-perfekt sein und Fehler machen, ohne verstoßen und allein zurückgelassen werden. Die Sicherheit bzw. Wiederherstellung des Selbstwertes ist möglich.
Ein Kind, dass sich nicht selbst versorgen kann und davon abhängig ist, dass sich jemand um es kümmert, muss bei einem strafenden "Mutterbild", (hier als Archetyp), befürchten, verlassen zu werden und letztlich zu sterben. Daher rührt diese Angst.
Also das betrifft uns letztlich alle, diese inneren Beziehungen zu uns selbst.
Ichbinmehr hat dazu ja allerhand verfasst, was passieren kann, wenn man frühkindlich und natürlich auch noch später erschreckende Erfahrungen mit seinen Bezugspersonen gemacht hat und wie sich das auf das eigene Selbstbild, die innere eigene Selbstsicherheit, Selbstfürsorge auswirken kann.
Mittels eines verständnisvollen und Sicherheit spendenden Psychotherapeuten sollte eine "Nachnährung" möglich sein, damit die sogenannten Introjekte, Bilder der äußeren und verinnerlichten Bezugspersonen, die sich gegen einen selbst richten, positiv verändert werden können und die die unterstützend wirken, gestärkt werden.
Also die "Lösung" besteht darin, dies im eigenen Inneren zu finden und somit unabhängiger von der inneren Bedürnisbefriedigung durch andere zu werden, denke ich. Der Fokus kann sich dadurch vom Mangel Richtung Fülle erweitern. Richtet sich der Blick dauerhaft auf das, was fehlt, so zieht man das ja auch mehr oder weniger unbewusst an, die dem entsprechenden Personen und Umstände.
Hast du ein inneres Selbstbild, das liebevoll und verständnisvoll mit dir umgeht, wird es dich aufbauen und dich an nettere Adressaten verweisen und dir helfen, dich von selbstzerstörerischen Kräften und Personen fernzuhalten.