(11.07.2018, 08:13)Brot82 schrieb: (10.07.2018, 14:21)Mango Lassi schrieb: Zitat:Brot82
Stattdessen könnte ich so viel anderes, schöneres und weniger manipulatives lesen.
Gut, Brot. Über den platten Hitler-Vergleich will ich mal hinwegsehen. Dann aber mal bitte konkret: Was genau ist, deiner Ansicht nach, das "Manipulative" - um mal irgendwo einzusteigen-... an der Bergpredigt? Aber bitte hart am Text und kein Geschwafel! Freue mich auf einen spannenden Dialog!
Sorry, aber ich habe nicht die Intention, die Bibel zu lesen. Und das die Bibel manipulativ ist, das zeigt ein einziger Blick in die Geschichte des Christentums und die Verbreitung der Bibel. Keiner kann mir erzählen, dass das nicht auch auf die Bibel zurückzuführen ist.
So, so, Brot. Das ist mir ein bisschen zu pauschal.
Ist die Ansicht, es genüge nicht, niemanden zu töten, sondern ein Tötungsverbot impliziere seinem Sinn nach auch, dass man Menschen nicht kränkt oder verletzt - ist diese Ansicht "manipulativ"? Wenn ja, ist es dann weniger "manipulativ", zu behaupten, alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, sei erlaubt?
Die Auffassung, es sei wichtiger, einem Menschen zu helfen, der dich jetzt gerade braucht, als Gesetze der Form halber zu erfüllen, die letztlich der Aufrechterhaltung einer überkommenen, religiös legitimierten Machtstruktur dienen und dieser Hilfeleistung im Wege stehen - ist diese Auffassung "manipulativ"? Wenn ja, wäre die gegenteilige Auffassung, man müsse sich vor allem anderen an die Buchstaben des Gesetzes halten, bevor man sich um einen Menschen kümmert, weniger "manipulativ"?
Ist die Auffassung, man solle einer hilfsbedürftigen Person den höchstmöglichen Respekt erweisen, "manipulativ"? Wenn ja, ist die Auffassung, Benachteiligte hätten halt einfach Pech gehabt, da sie nun mal offensichtlich von der göttlichen Macht gehasst würden, weshalb man ihnen auch keine Menschenwürde zugestehen brauche, dann weniger "manipulativ"?
Und, Brot, angenommen, es besteht eine Vorschrift, die besagt, dass man dem anderen nicht mehr zufügen dürfe, als er einem selbst angetan hat - ist es dann "manipulativ", zu behaupten, es sei im Sinne eben dieser Vorschrift, gleich ganz auf Rache und Vergeltung zu verzichten? Wenn ja, ist es dann weniger "manipulativ", zu fordern, man müsse konsequent Gleiches mit Gleichem vergelten?
Ist es "manipulativ", vor dem kulturellen Hintergrund des Judentums der Zeitenwende von der Existenz eines Gottes und höherer Gerechtigkeit auszugehen? Wenn ja, wäre es im gegebenen Kontext denn weniger "manipulativ" gewesen, zu predigen, es gebe keinen Gott und alles, was Spaß macht, sei erlaubt und folgenlos?
Ist es "manipulativ", einer Gesellschaft den ursprünglichen Sinn der Gesetze unter die Nase zu reiben, die sie sich irgendwann mal gegeben hat? Wenn ja, ist es dann weniger "manipulativ", zu verkünden, man solle nicht nach dem Sinn irgendwelcher Vorschriften fragen? Ist es "manipulativ", zu behaupten, Vorschriften seien für den Menschen da und nicht umgekehrt?
Oder ist es schon "manipulativ", dass da überhaupt jemand mit dem Anspruch auftritt, zum moralisch richtigen Handeln anleiten zu wollen? Aus heutiger Sicht vielleicht ja. Aber ist es weniger "manipulativ", zu verkünden, es gebe kein Gut und Böse?
Und jetzt mal allgemein, Brot: Ist es "manipulativ", eine Meinung zu haben und andere davon überzeugen zu wollen? Wenn ja, wer "manipuliert" hier wen? Jesus seine Zuhörer? Der Evangelist seine Leserschaft? Und versteh mich bitte nicht falsch, Brot: Es geht mir nicht darum, ob du den oben genannten Punkten im Einzelnen zustimmst. Sondern ich will wissen, wo genau hier die von dir behauptete Manipulation liegt.
Leg los, Brot!
Zitat:clearseven
So einen Prollgott wünscht sich niemand
Ich fürchte, es gibt Menschen, die sich durchaus so einen Prollgott wünschen. Weil dann manches unkomplizierter wäre. Oder die sich keinen anderen vorstellen können. Nun ja, man muss ihn sich ja nicht wünschen oder ihn verehren (wobei: angenommen es gibt Götter - kann man sie sich dann nach Gefallen aussuchen?) - interessant ist meiner Meinung nach aber doch, welche archaischen Mythen des Denken der Menschen geprägt haben (und sicher irgendwo in uns selbst noch nachwirken). So wie man sich ja auch mit griechischer oder indischer Mythologie beschäftigt. Ich würde jetzt auch nicht sagen: die griechische Mythologie ist für mich wertlos, weil mir Zeus unsympathisch ist.
Zu dem Proll-Gott sollte man aber fairerweise auch sagen, dass er auch die dunkle Folie ist, die es braucht, damit die Lehre von J. C. mit ihrem menschenfreundlicheren Gottesbild so richtig aufleuchten kann.
Zitat:clearseven
Und Gottes Wort ist sie meiner Meinung nach schon gar nicht.
Natürlich nicht. Sie sagt etwas über die Menschen aus, die sie geschrieben haben - das allerdings ist für mich interessant genug.