Zitat:Einfallslosigkeit schrieb am 02.10.2005 16:41 Uhr:
Ihr tut gerade alle so als ob Computer einfache Dinger sind und das Menschenhirn etwas endlos komplexes sei. oO Wir menschen haben kein endlos komplexes Gehirn! Das ist es, was solche Computer möglich macht! oO
Was allerdings oft übersehen wird ist, dass unser Hirn nicht einfach nur ein grosses neuronales Netz darstellt, in dem Zellen Aktivität untereinander austauschen. Das ist sicherlich eine wichtige Funktion, aus der unser Geist "generiert" wird (von "Seele" sehe ich mal ab).
Aber die Prozesse, die die Aktivität und ihre Weitergabe beeinflussen, sind immens vielfältig. Es ist nicht nur die (variable) Stärke einer Synapse; es ist der Versorgungszustand mit Energie, die Ionenzusammensetzung inner- und ausserhalb der Zelle, die lokale Konzentration von Hormonen und anderen Substanzen, die auch noch das aktuelle "genetische Programm" einer Zelle verändern können - was zu noch größerer Variabilität auf allen Zeitskalen führt.
Es sind dermassen viele Einflußgrößen, die den Zustand jeder der 1-10 Milliarden Neuronen beeinflußen, daß ich nicht nur sehr große Zweifel habe, daß sie
a) alle ausreichend genau charakterisiert und parametrisiert werden und
b) in ein geeignetes Simulationsmodell übertragen werden können,
sondern das Ganze als hoffnungs- und sinnloses Unterfangen betrachte.
Bis zu einem gewissen Grad ist es schon möglich, aber wenn sich unser Gehirn nur ein wenig so verhält wie ein chaotisches System, reichen bereits kleine Änderungen eines Parameters, um eine völlig anderes Verhalten zu erzeugen.
Natürlich: Bestimmte Zellen im Gehirn eines Parkinson-Patienten sind und bleiben tot und sein "globales" Verhalten hängt damit unmittelbar zusammen. Aber wer mag vorherzusagen, wann er vielleicht doch einen Eigenantrieb entwickelt und wann er nicht über die klassische Linie auf dem Boden laufen kann? Und genau diese Feinheiten machen den Menschen, das Individuum, den persönlichen Geist, die "Seele" aus. Sonst wären wir alle Maschinen des Typs "Homo sapiens i586".
Deshalb halte ich auch das Manifest, in dem eine Änderung der Rechtsprechung gefordert wird, für allergröbsten Unfug und unverantwortlich. Wer beim jetztigen Wissensstand behauptet, in 10-20 Jahren könnten wir die Funktionen soweit beschreiben bzw. komplexes Verhalten wie einen Mord voraussagen, ist für mich kein ernstzunehmender Wissenschaftler. Ich finde das peinlich und kontraproduktiv.
Natürlich habe ich die Weisheit auch nicht gepachtet. Aber da lehnen sich ein paar Leute wirklich arg weit aus dem Fenster.
Hmmm - ich will aber einen freien Willen haben!