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Methodologische Grundlagen der Aufhebung» Fundamentale Betrachtungen die Klarheit induzierender und bewahrender Komponenten

Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#1
09.06.2011, 11:46 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.06.2011, 11:47 von Don Rinatos.)
Weil ich im Thread Die Klartraumforschung ist tot gemeckert habe, möchte an dieser Stelle einige Defizite der Klartraumforschung kompensieren und lade alle herzlich ein, in Diskussion einzusteigen.

Dieser Text ist als ein Teil des größeren und vielleicht langweiligeren Textes: „Ontologischen und methodologischen Grundlagen nächtlicher und täglicher Praxis der Klarheit“, welcher zugegebener weise nicht reif ist. Drum kommt hier erst mal die Methodologie, ein erster Versuch so etwas wie eine abstraktere Struktur in die Technikchaos zu bringen.

Methodologische Grundlagen der Aufhebung


In der dialektischen Logik beschreibt Hegel die Aufhebung als einen zentralen Begriff. Die Aufhebung bedeutet für ihm, dass die Gegensätze bzw. zu transzendierenden polare Positionen (/Wahrnehmungen) durch eine neue Stufe aufgehoben werden, in dreifachem Sinn:

das Unnötige, das Falsche wird vernichtet,
der wahre Kern wird auf die höhere Ebene gehoben
und wird dort aufbewahrt.

Für die Liebhaber der hinduistischen Religion sind drei Begriffe, die drei wesentliche Bewusstseinsfaktoren für die Steuerung der Klarheit stellvertretend repräsentieren, wohl bekannt. Zum Bestandteil der Trimurti gehören:

Shiva der Zerstörer
Brahma, der Schöpfer
und Vishnu, der Bewahrer.

Die hinduistischen Götter sind jedoch solange machtlos, bis sie einem Träumer begegnen, der imstande ist, die Formen zu Erkennen. Der erkennende Träumer ist der Bezugspunkt, ein Aktivator der Trimutri.

In diesem Sinne werden die methodologischen Grundlagen der Aufhebung aufgebaut. Zuerst ist die Rede von Erkennen des Traums und der Zerstörung der Illusionen, der vielfältigen Täuschungen. Dann wird die Zerstörung auf die Trübheit angewendet, um einen kreativen und bewusst-aktiven Prozess der Traumerschaffung zu fördern. Das Erschaffene soll möglich stabil bleiben, damit das Training in der simulierten Umgebung überhaupt fruchten kann. Die trainierte Stabilität führt dann aber zur stabilen Klarheit, wo man sich selbst erkennt und ins eigene Bewusstseinslicht aufgeht. Das Erkannte steht wiederum der neuen Zerstörung selbstverständlich zur Verfügung.
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#2
09.06.2011, 11:51


Basis:
Führe ein Traumtagebuch – man muss kein Klarträumer sein, um dadurch zu entdecken, welch bewegende und recht unterschiedliche Träume Du hast!

Erkennen:
Die Klarheit beginnt am Tag und entfaltet sich im nächtlichen Traum. Um im Traum klar zu werden, muss man in der Lage sein, kritisch zu denken. Kritisches Denken kann wunderbar am Tag geübt werden, es macht Spaß die Realität zu hinterfragen und Zusammenhänge zu erkennen. (RC's)

Zerstören:
Die Gewohnheiten steuern den Alltag, die Art und Weise, wie wir mit Menschen kommunizieren, wie wir mit der Umwelt umgehen. Hat man diese Gewohnheiten erkannt, so ist es ratsam sich probeweise entgegen diesen eingefahrenen Mustern zu verhalten. Auch im Traum, nach dem man klar geworden ist, sollte man eine Handlung ausführen, die im Traumskript nicht vorgesehen wurde.

Erschaffen:
Die Steuerung des Traumes ist leichter erlernen, wenn man aktiv bestimmte Formen gestaltet. Die Kreativität kann man ebenfalls am Tag entwickeln, es ist eine logische Konsequenz aus oberen Punkten. Musik, Kunst, Theater, Jonglage – alles, was neue Denkweisen fördert. William Blake meinte so zutreffend: „Wären die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, dann erschiene alles so, wie es wirklich ist: Unerschöpflich!" Für Traum sollte man schon am Tag einige mentale Skizzen entwerfen –dort hat man anfänglich keine Zeit sich Gedanken zu machen, was jetzt nun passieren soll. Da ist man froh, wenn das chaotische Traumtheater einen gewissen Leitfaden hat.

Bewahren:
Die Beständigkeit des Neuen ist wichtig, damit man von neuem System lernen kann. Die Instabilität des Klartraumes ist ein weit verbreitetes Problem beim Klartraumanfänger. Man kann auch Stabilisierung am Tag lernen: Ruhige Atmung, Entspannter Körper, und gleichzeitig konzentrierte Visualisierung des Vorhabens. Traum wird meistens durch die ungewohnte Erregung frontalen Großhirnarealen instabiler – um entgegen zu wirken, kann man sein Traumkörper auf dem Boden fallen lassen, sich entspannen und flacher seltener atmen. Atmungskontrolle ist ein Schlüssel zur Steuerung des Traumes. Man kann damit Einschlafprozesse (Eintrübung) oder Aufwachen (Klarheit) stimulieren. Durch die Introspektion kann man lernen wie sich die Atmung beim Einschlafen und Aufregung verändert, diese Beobachtungen merken und die Atmung gezielt einsetzen.

Und es geht dann von vorne mit dem Erkennen: ist der Klartraum stabil (oder die neue Fähigkeiten im Wachleben), so kann man erkennen, welchen Botschaften, welchen Sinn, welche Möglichkeiten dahinten stehen. Dieses Erkenntnis bringt auf eine neue Entwicklungsebene, wo alte Muster nicht mehr notwendig sind – Zerstörung… usw. usf.

Für das bewusste Einschlafen kann man diesen „Rad der Klarheit“ in eine entgegengesetzte Richtung drehen: beim Einschlafen versuchen die Klarheit zu Bewahren, der Traum langsam zu Erschaffen, das trübende Quatsch zu Zerstören und letztlich das Sinn des Traumes klar zu Erkennen.
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#3
09.06.2011, 22:50
Ich wollte nur danke sagen.
Solche Schriften sind meistens sehr wertvoll.
Ich werde versuchen zu verstehen und anzuwenden.
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#4
10.06.2011, 11:45
Wirklich wunderbar!

Das ist jedoch, wie beschrieben, wirklich nur die Grundlage.
Du hast beschrieben, wie man Klaträume erlangt, bzw welcher Prozess sie hervorbringt.

Am Anfang war ich erfreut über den guten Text. Dachte dann jedoch, dass es hauptsächlich nur gute Analogien und kurze und präzise Beschreibungen der Notwendigkeiten zum Klarträumen und Bewahren / Ausbauen sind.

Als ich aber dein "Umgedrehtes Rad" sah, war ich wieder ein wenig erstaunt. So hab' ich das noch nicht betrachtet!

(aaah. Bewerten und kommentieren ist echt undankbar tongue )
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#5
10.06.2011, 13:25
Hey Don, ein klasse Text, wie gewohnt! Ich stimme mit dem Punkt Erkennen überein, allerdings bin ich auch der Meinung dass dies nicht notwendig ist. An sich reicht doch Überzeugung aus, um klar zu werden...
"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde." Danzelot von Silbendrechsler
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#6
10.06.2011, 16:38
Danke für die Antworten!

Zitat:Ich stimme mit dem Punkt Erkennen überein, allerdings bin ich auch der Meinung dass dies nicht notwendig ist.

Stimmt, ich habe den Text noch mal durchgelesen un dort ist nicht klar, warum plötztlich unten 'Erkennen' auftaucht.

Das liegt daran, dass es ein Auszug aus dem größeren Text ist, wo am Anfang die Wichtigkeit von 'Erkennen' begründet wurde. Ich bin da mit Gestalpsychologen konform und denke auch, dass das Erkennen eine starke latente Motivationsquelle im Traum ist.

Aber am besten poste ich diesen Text hier unten:


Geschichtliche Wurzel der Oneironautik



In der griechischen Kosmogonie wurde geglaubt, dass aus dem Chaos die so genannte Nyx, die personifizierte Göttin der Nacht entspringt. Uns ist bekannt, dass die Nyx einige Nachkommen hervorgebracht hat, die für uns von Bedeutung sein sollen. So gilt der griechische Schlafgott Hypnos, der Zwillingsbruder des Todesgottes Thanatos, als Oberhaupt der Träume. Etwas komplizierter wird es mit Oneiroi, denn hier unterscheiden sich die Quellen erheblich, je nach dem, ob wir Homer, Hesiod oder Ovid lesen. Die Oneiroi (griech. Träume) werden als schwarzgeflügelte Wesen beschrieben, die weit im Westen an der Grenze zum Hades leben. Nachts verlassen sie fledermausgleich ihre Höhlen und fliegen dabei durch ein Tor entweder aus Horn oder Elfenbein. Das erstere steht für prophetische Träume, letzteres für falsche oder bedeutungslose Träume. Interessanterweise wurde der Singular Oneiros nur selten als Bezeichnung für einen Gott des Traumes gebraucht. Häufiger werden die Oneiroi als nicht näher spezifizierte Gruppe genannt, die tausend einzelnen Dämonen hat.
In augustescher Zeit wird nun Ovid etwas konkreter. Er zählt in den Metamorphosen XI, 633ff die Söhne des Hypnos, die drei Brüder Morpheus, Phobetor (bzw. Icelos) und Phantasos zu den Oneiroi. Von ihnen ist Morpheus wohl der mächtigste. Er formt in den Träumen menschliche Akteure. Phobetor ist für die Darstellung von Tieren zuständig. Phantasos schließlich gestaltet alles Unbeseelte, also Erde, Steine, Wasser und Bäume.

Würden wir griechische Kosmogonie auf unsere Träume übertragen, so könnten wir feststellen, dass die Trauminhalte und -qualität aus drei Quellen gespeist werden:

1. Phantasos symbolisiert die unbeseelte Quelle. Also all das, was unsere Träume auf einer materieller Ebene beeinflusst: das Essen, die Raumtemperatur, die Eigenschaften des Bettes usw.

2. Phobetor (bzw. Icelos) vertritt die "tierische Quelle". Sein Doppelname kommt dadurch zustande, dass die Menschen ihn als den Dämon Phobetor kennen, während die Götter „Icelos“ nennen. Die wilden Tiere dieser Quelle sind Sexualität, starke Angst, überhaupt alle mögliche Affekte.

3. Morpheus stellt die geistige Quelle dar und ist für die menschliche Seele vertreten. Das subsumiert wohl ein Konglomerat aus feineren Gefühlen, aus Gedanken, impliziten Wissen/Intuition, göttlicher Funke.

In der Bestrebung aus den vorangehenden Betrachtungen die Prinzipien für die Traumsteuerung abzuleiten, werden diese Oneiroi näher betrachtet. Klar ist, dass ein Oneironaut die Opfergaben allen dreien Götter bringen soll. Das heißt, dass er seine Aufmerksamkeit auf die obengenannten Aspekte richten muss und die drei Quellen klären.

z. B. in Punkt 1 Phantasos:
Das sind physiologische Einflüsse auf den Traum. Vor dem Schlafen sollte man nicht zu viel und vor allen nicht zu schwer essen, keine Rauschmittel einnehmen, der Raum muss gut durchgelüftet und das Bett darf nicht zu weich sein… usw. usf.
In Punkt 2 Phobetor: die bestehende affektiven Dissonanzen können den Traum stark beeinflussen. Unbefriedigte Sexualität, emotionale Konflikte, innere ungelöste und angstspendende Konflikte.

Die Steuerung ist nur dann möglich, wenn das Ziel hinreichend definiert wurde. Wir versuchen hier das Ziel des Oneironautes zu erläutern. Während die Motive der Götter Phantasos und Phobetor relativ einleuchtend sind (Lebenserhaltung, Fortpflanzung, affektive Regulation), scheint die treibende Kraft des Morpheus unklar zu sein. Man fragt sich zu Recht nach der Aufgabe des Bewusstseins, wann kann es sie lösen, wo kann es aber auch scheitern?
Hier kann uns vielleicht die etymologische Auseinandersetzung mit dem Morpheus weiterhelfen. Morpheus stammt aus griechischen „morphe“ und bedeutet „Gestalt“. Es ist also die Aufgabe des Bewusstseins, während des Schlafs im nächtlichen Chaos eine bestimmte Form zu erkennen. Je mehr von dem unerkennbaren Chaos vertreten ist, desto mehr ist die Spannung, desto größer ist der Drang daraus eine Gestalt zu bilden. Eine (fast) abgeschlossene Gestalt wiederum geht mit der Erhöhung des Gefühls der Bestimmtheit ein und mit einer Erleichterung, oder Befriedigung des Gestalttriebes.
Vor einen Klartraum steht der Träumende einer besonderen Herausforderung gegenüber:
Er muss zuerst durch kritisches Denken die bereits aufgebaute Traumgestalt erkennen oder durchschauen und alte Muster „zerstören“ oder transformieren.
Dann muss er daraus willentlich, volitionel und bewusst eine neue Denkgestalt bilden und diese Gestalt im dritten Schritt gegenüber der Trübheit verfestigen.

Ziel ist es letztendlich alle drei Götter Morpheus, Phobetor und Phantasos in sich zu vereinigen, um ein Oneiros zu werden.
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#7
10.06.2011, 16:52
Tolle Geschichte thumbsu
Dazu gleich eine kurze Zwischenfrage:

Wozu dienen die Analogien zur Mythologie?

Mir kam es jetzt nur als wunderbare Verpackung vor. Und man kann es eventuell durch die Sinnbilder besser verstehen und sie gehören zur kulturellen und religiösen Geschichte. Sind also kulturgeschichtliche Fakten und Ansichten der damaligen Menschen.

Und Morpheus und Phobetor erinnern mich an das "Ich" (oder auch Über-Ich) und "Es" von Freud.
Soweit ich weiß hat Freud mit seinen 3 Instanzen zwar nur die Entscheidungsfindung von Menschen im Wachleben erläutern wollen, aber auf die Träume bezogen scheint mir die Kategorisierung von verschiedenen Effekten in diese 3 "Götter" ebenso angebracht.

Frage 2 tongue : Warum muss man Phobetor mit in die illustre Runde nehmen um Oneiros zu werden?
Kann man ihn etwa nicht aussperren, wie Phantasos (Die Umwelt), weil man sich selbst dann verleugnen und unterdrücken würde?

Frage 3: Diente das nur als historischer Abriss, Don? Sind meine Fragen dann speziell zu diesem Post nicht angebracht. Weil es war, wie es war?
Wenn ja, bleiben meine Fragen trotzdem offen und sind wunderbar zum weiterdiskutieren da biggrin
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#8
10.06.2011, 17:07
Zitat:Wozu dienen die Analogien zur Mythologie?

Zu einem dient es allgemeiner Begriffsklärung. Wir reden so viel davon, dass wir Oneironauten sind und kaum jemand weiß heutzutage, was sich hinter diesem Begriff verbirgt.

Zu anderen würde ich gern kulturelle und historische Brücken schlagen, um aufzuzeigen, woher bestimmte Aspekte stammen.

Zitat:Frage 2 : Warum muss man Phobetor mit in die illustre Runde nehmen um Oneiros zu werden?
Kann man ihn etwa nicht aussperren, wie Phantasos (Die Umwelt), weil man sich selbst dann verleugnen und unterdrücken würde?

Noch ist die Rede hier von den Träumen. Jedoch das große Ziel ist (meiner Meinung nach) das Erlangen der Klarheit (auch im Leben). Dafür sollte man unterschiedliche Motivatoren berücksichtigen.

Zitat:Frage 3: Diente das nur als historischer Abriss, Don?

Unter anderen als historischer Abriss, aber auch als eine Einführung, allgemeine Erklärung. Wobei ich bin mir noch nicht sicher, ob sie wirklich notwendig ist. Mal schauen, wie feedback so wird...
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#9
10.06.2011, 17:10 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.06.2011, 17:13 von spell bound.)
ich denke, dass zerstören und erschaffen finale aspekte des erkennens darstellen: wenn man etwas erkennt, wird dadurch unweigerlich eine illusion entlarvt (also ein glaube zerstört) oder eine neue sichtweise geprägt (also erschaffen). wenn sich das erkennen verfestigt, führt es schließlich zum bewahren des erkannten.

dieses bewahren ist denke ich auch der grund für die oft auftretende notwendigkeit, den kreislauf erneut zu starten, und wieder zu zerstören. denn das bewahrte wird alt und damit irgendwann unangemessen. den kreislauf muss man auch dann neu starten, wenn die neu erschaffene sichtweise immernoch illusionscharakter besitzt.

doch letztendlich sehe ich nicht das ziel im ständigen zerstören und wiederaufbauen, sondern in einem erkennen, das ständig prüft und die vorstellungen (gestalten) immer wieder an die aktuelle situation anpasst, also letztendlich immer subtilere kursänerungen (korrekturen) vornimmt, die nicht mehr groß angelegte zerstörungen oder erschaffungen bedeuten müssen. der explodierte vulkan wird nach und nach zum ruhig malmenden magmafluss.

eine gefahr sehe ich in den schematisierungen mit den indischen und griechischen göttern: dass man seine erkenntnisse den vorgegebenen mustern anpasst (z.b. dass es immer 3 oder 4 zustände, also auch soviele gottheiten bzw. dass es so und so viele gottheiten, also auch so viele systematisch zu unterscheidende klarheitsaspekte geben muss), anstatt umgekehrt.

zu "phobetor" bzw. "animalische seite": ich denke da geht wie bei den andern bedürfnissen (1. und 3. auch) die gesteigerte klarheit und die gesteigerte bedürfnisbefriedigung miteinander einher. und zwar reziprok. gestillte bedürfnisse fördern klarheit, wie in dem historischen teil beschrieben. aber auch andersrum stillt die klarheit bedürfnisse, wie v.a. im aspekt des gestalttriebs beschrieben, aber auch einige andere wie ich finde. diese thesen müssten natürlich noch näher geprüft werden.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#10
10.06.2011, 17:39 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.06.2011, 18:02 von Don Rinatos.)
Zitat:eine gefahr sehe ich in den schematisierungen mit den indischen und griechischen göttern: dass man seine erkenntnisse den vorgegebenen mustern anpasst (z.b. dass es immer 3 oder 4 zustände, also auch soviele gottheiten bzw. dass es so und so viele gottheiten, also auch so viele systematisch zu unterscheidende klarheitsaspekte geben muss), anstatt umgekehrt.

Diese Gefahr kann ich noch nicht erkennen. Die Götter sind drei, es sind aber vier Aspekte des Klarwerdens.

Der Grund für das Auseinandernehmen des Erkennens in verschiedene Einzelteile ist in der Tat noch nicht ersichtlicht. Gedacht war eine Zuordnung von verschiedenen Denkprozessen, die für die klarheit relevant sind und welche man im Wachleben gezielt trainieren kann:

Von Erkennen und Zerstören

Das Aufwachen fängt mit Erkennen an. Um ein Traum zu erkennen, kann kritisches Denken am Tag trainiert werden. Drei Quellen der Information sind hier zu beachten: die innere Information, die Information von außen und die Valenzinformation.
  1. Innere Information enthüllt sich in eigenen Äußerungen, seien sie verbal, paraverbal oder nonverbal. Beim Training kritischen Denkens werden alle eigene Worte, Gestik und sonstige Kommunikationskanäle des Gesprächs mit einer anderen Person, aber auch die eigene Handlung und die Ergebnisse der Handlung kritisch reflektiert, ob sie aus klarem Bewusstsein kommen.

  2. Die äußere Information wird vom Subjekt rezipiert. Kritisch hinterfragt sollen die unmittelbare und mittelbare erhaltene Fakten, Ausprägungen, Zusammenhänge.

  3. Die Information der Valenz ist die Information der zweiten Ebene, die sich aus der Beurteilung der Art und Weise der eigenen Umgangs mit den gewonnenen inneren oder äußeren Informationen zusammensetzt.


Die kritische Haltung ist eine zerstörerische Haltung. Das Hinterfragen ist im Sozius oft unerwünscht und wird mit dem Entzug der Legimitätssignalen oft bestraft. Dies soll klar gesehen werden.
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#11
10.06.2011, 17:57 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.06.2011, 18:01 von Don Rinatos.)
Von Zerstören und Erschaffen

Gefördert sollen zwei diametral gerichtete und doch gegenseitig tragende Eigenschaften des menschlichen Bewusstseins. Die gestalttheoretische Postulate treffen sich hier auf uralte religiöse Vorstellungen und Konzepte, so wie es bei Yin und Yang der Fall ist: Mit Yang verbindet sich ursprünglich die Vorstellung des Besonnten und daher Warmen und Hellen, mit Yin der Gedanke an Schattiges und daher Kühles und Dunkles. Der Übergang zwischen Yin und Yang ist fließend.

Hier geht es primär um die kognitive Flexibilität, die man bei der Aufspannung des Konstruktionsbogens der neuen Welt benötigen wird. Flexibilität wird verlangt nicht nur um träumerischen Raum zu erweitern, sondern auch um adaptiv mit den vorhandenen Bruchstücken des Traums umzugehen. In ihr wurzelt der schöpferische Geist, der Meister der Verwandlung. Das Zerstören hat in dieser Phase eine andere Qualität, steht mehr im Dienste des Erschaffens und ist gegen den trüben Gedanken, gegen die Müdigkeit gerichtet.

Die kognitive Flexibilität ist in einem Traum wesentlich leichter zu trainieren, als am Tag. Die Formen des Tagsgeschehens erscheinen sehr starr und unabhängig von der Gedankenwelt des Träumers zu sein. Doch auch hier ist die Praxis auf zwei wesentlichen Wegen möglich.

Zum ersten ist die Kontemplation zu benennen. Die kontemplative Betrachtung des Gegenstands offenbart das Geflecht seiner Beziehungen, seine kausal-zeitliche, räumlich-distanzielle, soziale, sowie kulturelle Abhängigkeiten.

Zum zweiten besteht das Training kognitiver Flexibilität aus der bewussten Bewegung auf dem aufgespannten Netz dieser Verbindungen. Es kann aber auch das Auflösungsgrand der Information verändert werden: ins Details eingezoomt, oder umgekehrt auf die Metaebene abstrahiert. Dies erhöht die Effizienz-Divergenz und somit auch den Spielraum.

Es ist auch wichtig am Tag zu lernen zw. unterschiedlichen Weltbildern zu wechseln. Der Standpunktwechsel hilft dabei die Wahrnehmungsbrille des Verwaltungsapparats zu lockern.

Der letzte Punkt betrifft die Variabilität bei Handlungen. Training besteht in einer bewussten Verhaltensmodifikation.
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#12
14.06.2011, 20:40
Ich will nicht mäkeln, das sind ziemlich ausführliche Anleitungen mit einem mythologischen, begrifflichen und theoriehistorischen Überbau. Aber das ist noch keine Methodologie.
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#13
16.06.2011, 10:18
(14.06.2011, 20:40)Samjam schrieb: Ich will nicht mäkeln, das sind ziemlich ausführliche Anleitungen mit einem mythologischen, begrifflichen und theoriehistorischen Überbau. Aber das ist noch keine Methodologie.

Ich möchte in Gegensatz zu gänglichen 'Bottom-up' Sammlungen von Techniken, hier eher Top-down vorzugehen und etwas theoretisch aufzuzeigen, welche Methoden warum für das Klarträumen geiegnet sind. Und genau daum geht es für mein Verständnis in der Methodologie. Eine Erklärung zu bieten, warum diese oder jenige Methoden für das Erwerb und Erhalt der Klarheit benötigt werden.

Die konkrete Operationalisierung soll dann später erfolgen.
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#14
18.06.2011, 18:01
Ja, aber warum bringst du so viel Mythologie mit rein? Das ist doch Ballast.
Philosophy of Mind, Philosophische Fakultät der JGU
Gelegenheitsklarträumer
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RE: Methodologische Grundlagen der Aufhebung
#15
27.06.2011, 01:29
Ich spring mal kurz für Don in die Bresche. Ich hatte ähnliche Fragen, die er auch alsbald schon beantwortet hat:

(10.06.2011, 17:07)Don Rinatos schrieb:
Zitat:Wozu dienen die Analogien zur Mythologie?

Zu einem dient es allgemeiner Begriffsklärung. Wir reden so viel davon, dass wir Oneironauten sind und kaum jemand weiß heutzutage, was sich hinter diesem Begriff verbirgt.

Zu anderen würde ich gern kulturelle und historische Brücken schlagen, um aufzuzeigen, woher bestimmte Aspekte stammen.

Zitat:Frage 2 : Warum muss man Phobetor mit in die illustre Runde nehmen um Oneiros zu werden?
Kann man ihn etwa nicht aussperren, wie Phantasos (Die Umwelt), weil man sich selbst dann verleugnen und unterdrücken würde?

Noch ist die Rede hier von den Träumen. Jedoch das große Ziel ist (meiner Meinung nach) das Erlangen der Klarheit (auch im Leben). Dafür sollte man unterschiedliche Motivatoren berücksichtigen.

Zitat:Frage 3: Diente das nur als historischer Abriss, Don?

Unter anderen als historischer Abriss, aber auch als eine Einführung, allgemeine Erklärung. Wobei ich bin mir noch nicht sicher, ob sie wirklich notwendig ist. Mal schauen, wie feedback so wird...

Da steht eigentlich alles drin, warum Don das gemacht hat.
Sieh es als Historie, Begriffsherkunft, Analogie / metaphorische Sprache oder simpel als Glaube an.
Den Glauben könnte man schon als Ballast empfinden, aber da er zur Geschichte gehört und zudem wunderbare Verständnisstützen in Form von Analogien bringt, sehe selbst ich ihn hier nicht wirklich fehl am Platze.
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