Zitat:Danke für die wertvollen Informationen, machst du das eigentlich beruflich?
Leider nicht.
Zitat:Die Vorgangsweise der Aufhebung klingt für mich nach der üblichen Vorgehensweise bei einer neuen Erkenntnis, geschaffen durch referenziertes Reflektieren oder dem Lernen. Eigentlich wie spell bound schon beschrieb:
Zitat:(10.06.2011 18:10)spell bound schrieb: ich denke, dass zerstören und erschaffen finale Aspekte des Erkennens darstellen: wenn man etwas erkennt, wird dadurch unweigerlich eine Illusion entlarvt (also ein glaube zerstört) oder eine neue Sichtweise geprägt (also erschaffen). wenn sich das erkennen verfestigt, führt es schließlich zum bewahren des erkannten.
Nur über die Reihenfolge bin ich mir nicht im Klarem. Sobald man etwas erkennt, wird das Vorherige falsche vernichtet und anschließend bewahrt und nicht umgekehrt, sehe ich das falsch?
Da bin ich mit Spell nicht unbedingt einverstanden, bzw. sehe es wesentlich differenzierter: Wenn ein Traum als eine Illusion erkannt wird, bedeutet es noch nicht automatisch, dass die Traumumgebung "zerstört" wird. Man kann im Traum klar werden und trotzdem weiter gegen Monster zu kämpfen, vllcht mit besseren Waffen, oder Zauberkräften, die durch die Klarheit entstehen.
Der zweite Schritt ist aber möglich: die Handlungsabfolge zu stoppen, oder die Szenerie zu beenden - gewohnte, trübmachende Strukturen zu "zerstören". Das führt zur Stärkung der Klarheit.
Der dritte Schritt ist die Erschaffung neuer Umgebung im Traum, oder neuen Handlungen, Verhaltensweisen. Diese wird im vierten Schritt stabilisiert und daraus können neue Erkenntnisse gewonnen werden.
Natürlich kann man in der Monsterkampfszene bereits Erkenntnisse sammeln, jedoch ist es oft schwierig mitten auf dem Schlachtfest unberührt Kontemplation betreiben.
Zitat:Zum zweitem Post:
Beim Punkt "Zerstören" gibst du als Beispiel die Kommunikation und den Umgang mit der Umwelt an. Wie soll ich mir das Umwerfen dieser Gewohnheiten vorstellen? Durch entgegenwirken subjektiver Empfindungen und Meinungen oder soll man sich plötzlich anders ausdrücken und Gestiken verändern? So könnten die Rezipienten meines denken: "Das ist ja plötzlich ein ganz anderer Mensch."
Zerstören ohne vorheriges Erkennen ist sinnlos! Die Geschichte der Menschheit ist leider voll mit der sinnlosen Zerstörung aller Art. Also Erkennen first! Daraus wächst die ‚richtige‘ Verhaltensweise. Wenn man erkennt, dass etwas falsch ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten der Zerstörung:
1. Entweder man unterstützt dieses Falsche nicht mehr (Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!)
2. Oder man wirkt aktiv entgegengesetzte Richtung (startet Friedensbewegung, eine Aufklärungskompanie, usw. usf.)
Aus der Erkenntnis kann man seine veränderten Vorgehensweisen den anderen Menschen vernünftig erklären (z.B. bei Vegetarier: ich esse kein Fleisch mehr, weil ich mit der Tierhaltung nicht einverstanden bin)
Zitat:Zum Punkt Erschaffen im zweitem Post:
Zitat:Die Steuerung des Traumes ist leichter erlernen, wenn man aktiv bestimmte Formen gestaltet.
Was ist hier explizit mit Formen gemeint? Die Form als Gestalt (im einfachen Sinne)/Symbol (wie im Beitrag der Rekurrenz beschrieben) oder auf Handlungen bezogen (Verhaltensformen, Herangehensweisen, Bewältigungen...) oder Form im Sinne eines Endzustandes?
Unter Formen werden dort Traumumgebung, Traumpersonen, Traumgestalten jeglicher Art und die eigene Handlungen verstanden.
Zitat:Zitat:Für Traum sollte man schon am Tag einige mentale Skizzen entwerfen –dort hat man anfänglich keine Zeit sich Gedanken zu machen, was jetzt nun passieren soll. Da ist man froh, wenn das chaotische Traumtheater einen gewissen Leitfaden hat.
Das Vorentwerfen kann ich in soweit nicht verstehen, weil das Erschaffen ja eigentlich im Zusammenhang mit dem Zerstören steht. Wieso soll man schon entwerfen wenn man den Spielraum dafür noch nicht geschaffen hat?
Es liegt wohl an der Spezifik des Traumes, sonst gebe ich Dir vollkommen Recht. Nun im Traum kann schnell passieren, dass man nach der Zerstörung nichts Vernünftiges einfällt und dass die Klarheit anfänglich auf sehr wackligen Füssen steht. Für diesen Fall ist die Aktivierung der vorher erstellten Umgebungen oder Plänen erfahrungsgemäß sehr hilfsreich.
Zitat:Was zählt unter dem Erschaffen im Traum? Zählt dazu das Erschaffen einer neuen Welt mit anderen physikalischen Gesetzen? - Neuer Sichtweisen des phänomenalen erlebten? Transzedenzen, noch nie erlebte Empfindungen? Ich bräuchte ein paar Beispsiele um zu verstehen, was gemeint ist und was NICHT.
Unter Erschaffen im Traum ist bewusste aktive schöpferische Tätigkeit gemeint: Erschaffung von Formen, sieh oben: Unter Formen werden dort Traumumgebung, Traumpersonen, Traumgestalten jeglicher Art und die eigene Handlungen verstanden.
Zitat:Zum Punkt Bewahren:
Dort gehst du auf die Stabilität des Klartraumes bzw. Traumes ein, als wäre es analog zum Bewahren der Klarheit. Für mich waren es aber immer zwei unterschiedliche, sogar diametral verhaltende Dinge oder stehe ich mit dieser Auffassung alleine?
Interessante Sichtweise. Hier muss ich wieder unterstreichen, dass das Bewahren im Traum nach dem Erkennen-Zerstören-und neuem Erschaffen steht. Es geht also nicht mehr um die Trübträume, sondern um die Klarträume, wo für mich die Klarheit das wichtigste Element ist. Sich um die Stabilität des Traumes zu kümmern… hmm… das Wort „Stabilität“ kommt im Text nie vor. Um die Stabilität des Traumes geht es mir nicht, eher um die Stabilität der Klarheit
Zitat:Zum Post "Von Erkennen und Zerstören":
Hier erkenne ich nicht wo das Zerstören beim kritischem Denken seine Bedeutung hat. Das Zerstören vorhandener Stereotypen, des Vertrauens, der Trübheit oder der Legitimitätssignale (OK-Signale)? Oder was genau?
Deswegen steht das kritische Denken nicht direkt beim Zerstören! Solche Denkeigenschaften wie Kritisches Denken, Kognitive Flexibilität, Kreativität und Konstanz (oder Bewahren) sind nicht auf einzelne methodologische Schritte zu reduzieren, eher bestimmten Phasen zuordnerbar. Deshalbst steht überall „von … und…“. Kritisches Denken bringt keine Bestätigung für vorhandene Muster, sondern hinterfragt diese. Das hat wohl ein zerstörerisches Element. Diese Muster können z.B. die Stereotypen sein, oder Trübheit, oder Behauptungen/Zusammenhänge, die nie hinterfragt wurden.
Zitat: Zitat:Zum zweiten besteht das Training kognitiver Flexibilität aus der bewussten Bewegung auf dem aufgespannten Netz dieser Verbindungen. Es kann aber auch das Auflösungsgrand der Information verändert werden: ins Details eingezoomt, oder umgekehrt auf die Metaebene abstrahiert. Dies erhöht die Effizienz-Divergenz und somit auch den Spielraum.
Hier verstehe ich fast gar nichts . Wessen Bewegung auf welches aufgespannten Netzes welcher Verbindungen?
Was ist mit "auf die Metaebene abstrahiert" gemeint? Die Sicht auf die Gestalt im Gestalttheoretischem Sinne?
Die Idee kommt eher aus systemtheoretischen Grundlagen. Unter System versteht man ein Gebilde mit vielen Variablen, die miteinander mehr oder weniger vernetzt sind, also in der Beziehung stehen. Der Betrachter/Nutzer des Systems kann auf unterschiedliche Weise mit System interagieren. Monokausales Denken entsteht, wenn Menschen nur eine Ursache-Wirkungskette benutzen (z.B. wenn x, dann y), was in komplexen Systemen fast nie der Vollständigkeit entspricht. Um solches starres Denken aufzubrechen, ist es nötig neuen Variablen ins Blickfeld zu rücken, oder neue Verbindungen zw. Variablen. Die Beweglichkeit, oder das „Rumturnen“ auf diesen aufgespannten Verbindungen steigert die kognitive Flexibilität.
Auflösungsgrad der Information: unter Metaebene wird eine Ebene verstanden, die nicht das Sachverhalt beschreibt, sondern der Umgang mit dem Sachverhalt.
Effizienz-Divergenz ist eigentlich das Hauptziel der Erkenntnisse: Maximierung der Sichtweise, der verfügbaren Operatoren, der Lösungsmöglichkeiten. Also statt einen starren Ziel ist es eher das Streben nach der Erweiterung des Horizontes.
Zitat:Und zum Post "Von Bewahren und Erkennen":
Zitat: Das visuelle System der Wahrnehmung ist z.B. mit speziellen Bewegungssensoren ausgestattet, die unsere Aufmerksamkeit sofort auf ein dynamisches Objekt lenkt.
Hier verstehe ich den Zusammenhang nicht. Was wird denn NICHT bewahrt, wenn die Aufmerksamkeit auf ein Dynamisches Objekt gelenkt wird?
Man wird von den Handlungszielen abgelenkt. Ich werde allerdings nicht behaupten, dass in diesem Zusammenhang das Beispiel optimal ausgewählt wurde.
Zitat:Zitat:...darunter wird einfach die Wiederholung verstanden; sowie die Vertiefung vorhandenen Strukturen
Die Vertiefung vorhandener Strukturen? Oder Vertiefung der neuen Strukturen? Dann das steht sonst im Widerspruch zum Zerstören der Gewohnheiten.
Danke für das aufmerksame durchlesen! Das soll dann natürlich heißen: „Vertiefung der bewusst ausgewählten Strukturen“
Ok, jetzt merk ich doch, dass es etwas mit meiner Arbeit zu tun hat. Habe vor kurzem ein Artikel über die kognitive Kernkompetenzen bei lösen komplexen Problemen verfasst, das hat mich offensichtlich ziemlich geprägt.