Re: die unwahre Wirklichkeit
08.10.2005, 11:38
Die Aussage dieses Mädchens habe ich auch schon als Antwort auf KTs bekommen. Es ist im Groben wahr, dass Träume einen verarbeitenden Prozess darstellen, aber es ist unwahr, dass
- die Erlebnisse des vorhergehenden Tages verarbeitet werden
- Träume den einzigen mentalen Verarbeitungsprozess darstellen
- der Verarbeitungsprozess "gezielt" abläuft
Tatsächlich ist das Gehirn in einem viel größeren Zeitraum während des Schlafes hochaktiv, nicht nur während der Traumphasen.
Auch verfolgt die Verarbeitung kein bestimmtes Ziel. Sehr schön beschrieben finde ich das Wesen des Traums in LaBerges Buch "Exploring the world of Lucid Dreaming". Der Inhalt des Traums ist vor allem von Erwartungen, Befürchtungen etc. abhängig.
Desweiteren ist das Unterbewusstsein kein zweites Bewusstsein im Gehirn, sondern bezeichnet ganz einfach diejenigen Vorgänge im Gehirn, die das Bewusstsein nicht mitbekommt.
Wenn man also davon spricht, dass das Unterbewusstsein Dinge verarbeitet, ist das kein aktiver Mentaler Vorgang, sondern lediglich das reassoziieren von Gedanken, Bildern etc. Das Gehirn ist im Schlaf höchst aktiv und reorganisiert unglaublich viele Dinge neu und das ist auch nötig. Wenn man jetzt das Bewusstsein für eine halbe Stunde oder so dazuschaltet (=Klartraum), hat das folgende Konsequenz:
Die Verarbeitung wird nicht eingestellt, sondern aktiv miterlebt und u.U. mitbestimmt. Und genau da gibt es überhaupt kein Problem. Warum? Weil das Bewusstsein nicht schädlich ist. Wenn man bedenkt wieviel man im Wachzustand verarbeitet (das ist auch eine Menge, man nehme nur mal die ganzen Sinneseindrücke, Gedanken etc.) und dass das Bewusstsein dabei die ganze Zeit aktiv ist, scheint es absolut unlogisch zu behaupten, das Bewusstsein sei in irgendeinerweise schädlich für das Gehirn. Das ist es nämlich was man behauptet, wenn man sagt, KTs seien schädlich: Das Bewusstsein ist schädlich für das Gehirn. Hallo?
Wer dafür plädiert im Schlaf unbewusst zu sein, plädiert auch dafür, im Wachzustand unbewusst zu handeln. Wer das tut, bewegt sich auf dem mentalen Niveau eines Tieres; was man davon halten soll...
Zu den Techniken: Ich empfehle:
- Tagsüber an die 20 RCs machen, dabei zuerst die Umgebung, die Situation, den Ort, die Leute analysieren und schauen, ob etwas dafür spricht, dass man träumt. Dann erst klassische RCs machen (Nase, Hände). Wenn herauskommt, dass man wach ist, sollte man sich vorstellen, wie es wäre, wenn es jetzt ein Traum wäre und was die Unterschiede wären (damit machst du dir klar, was deine Träume auszeichnet). Dann solltest du gedanklich mehrmals affirmieren, dass du im Traum merken wirst, dass du träumst, so wie du in dem Moment auch gemerkt hast, dass du wach bist.
- Vor dem Einschlafen Autosuggestion ("ich werde merken, dass ich träume" oder sowas, ein bisschen komplexer)
- Du solltest möglichst durch Hypnose o.ä. dich dazu kriegen, nachts aufzuwachen (ca. nach der dritten REM-Phase). Dann stehst du kurz auf, machst irgendwas, legst dich wieder hin und machst MILD: Nimm dir vor, wenn du das nächste Mal irgendwas wahrnimmst (also im Traum bist), gleich dich zu erinnern, dass es ein Traum ist und dass du einen RC machen solltest. Nimm es dir einfach so vor, wie wenn du dir vornimmst, einkaufen zu gehen. Zusätzlich stell dir vor, wie du dich im Traum an dein Vorhaben erinnerst und einen RC machst und merkst, dass du träumst. Dafür kannst du auch den Traum benutzen, aus dem du aufgewacht bist.
- Du kannst es auch über andere mentale Techniken versuchen, z.b. in der Hypnose eine posthypnotische Suggestion geben, die im Schlaf wirkt und dich klarträumen lässt.
Auf jeden Fall solltest du deine Traumzeichen gut kennen, bzw. die Kategorien der Traumzeichen. Also brauchst du ein Traumtagebuch. Mit Traumzeichen meine ich Anzeichen für Träume, nicht Traumsymbole. Also es muss nichts sein, was wiederkehrend ist, es muss nur etwas sein, was deinen Traum klar von der Realität abgrenzt. Meistens finden sich Dinge, die in die gleiche Kategorie passen. Und desweiteren solltest Du dich gut an Träume erinnern, ich erinnere mich im Moment an 3-4 Träume jede Nacht, aber Klarträume sind meistens viel einfacher zu merken.
Die RCs solltest du am besten in Zusammenhang mit dem machen, was du erlebst. Also wenn du etwas überraschendes überlebst, wenn du auf ein traumzeichen stößt etc.
Das meiste davon weisst du wahrscheinlic schon, aber RCs+Autosuggestion+MILD ist halt das klassische und ich finde es ziemlich einfach.