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theologische fragen» hölle hölle hölle

RE: theologische fragen
#46
22.03.2015, 07:48
Och, hättest du vor 5000 Jahren je geglaubt, dass unsere Welt mit einer Art "Internet" läuft und dass Computer in jeder Hosentasche Alltag sind?
I hope they didn't get your mind. Your heart is too strong, anyway. We need to fetch back the time they've stolen from us..    
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RE: theologische fragen
#47
22.03.2015, 07:56 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 08:02 von Realms.)
(22.03.2015, 07:48)Zuckerwatte schrieb: Och, hättest du vor 5000 Jahren je geglaubt, dass unsere Welt mit einer Art "Internet" läuft und dass Computer in jeder Hosentasche Alltag sind?

Es wird spannend, was die Wissenschaft noch leisten wird. Aber machen wir uns auch keine Illusionen, das meiste werden wir niemals herausfinden können, da unsere Begrifflichkeit Zeit und Raum voraussetzt und weil wir nur begrenzte Mittel der Beobachtung haben und je werden haben können, die feine Strukturen schon durch das reine Beobachten kollabieren lassen (Doppelspaltversuch und andere Quanteneffekte).

Denkbar wäre aber auch, dass Wissenschaft ihre Selbstdefinition erweitern wird und Methoden der Erkenntnisgewinnung aus Religionen Eingang finden. Ich denke dabei besonders an schamanistische und andere enteogene Zugänge, sofern diese sich irgendwann neurologisch besser erklären lassen.
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RE: theologische fragen
#48
22.03.2015, 10:13 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 10:14 von spell bound.)
(22.03.2015, 07:02)Realms schrieb:
spell bound schrieb:und wie missioniert man (sinnvoll, ethisch korrekt, erfolgreich)?

Indem man niemanden gegen seinen Willen die eigene Sichtweise aufoktruiert?
Indem man Argumente anbietet und Gegenargumente respektiert?
Indem man sein Gegenüber als Gleichwertig respektiert?
Indem man durch sokratische Fragen sein Gegenüber selbst zur eigenen Antwort finden lässt?

Ooops, dann nennt man es wohl nicht mehr "missionieren", sondern "Dialog". Und das ist wohl das ethische Hauptproblem des Missionierens: Es ist in Wirklichkeit, egal wie schön man es verpackt, kein Dialog.

es mag ja nett gemeint sein, mit argumenten zu arbeiten. aber wie kann man einen dialog führen, wenn grundlegende begriffe und argumentationsgrundlagen differieren? wenn z.b. der begriff "beobachtung" ganz unterschiedlich gehandhabt wird, wie ich es ja weiter oben versucht hab darzustellen? was sagt man jemandem, der "jesus fühlt"? - "nein das ist nur einbildung"? ist wahrscheinlich nicht so überzeugend.

eine möglichkeit wäre dekonstruktion. aber selbst die funktioniert nur bei denen, die irgendwie eine bereitschaft dazu haben. das heißt, den glauben sich selbst ausspielen lassen. ich denke sokrates ging in eine ähnliche richtung. als beispiel könnten auch die fragen meines ersten posts gelten. oder die frage, die ich mir damals gestellt habe: "wenn der teufel so gerissen und böse ist und alle menschen täuscht, wie weiß ich, ob er sich nicht seit jeher als gott ausgegeben hat? immerhin habe er sich ja auch als andere götter ausgeben können. woher weiß ich, dass ich dem christlichen gott vertrauen kann?"
aber um das ernsthaft in erwägung zu ziehen, musste ich wohl generell schon angefangen haben, an vertrauen von autoritäten zu zweifeln. und das sind viele nicht bereit. und dann gibts meistens auch nichts mehr zu sagen und aller dialog ist vergebliche liebesmüh. (nicht, dass gewaltsames überreden sinnvoller wäre..)

(21.03.2015, 21:42)Realms schrieb: Du meinst Tiere auf der Erde denken über den Sinn ihres Daseins nach? Sicher ist es kühn anzunehmen, wir seien die einzigen kognitiv so hoch entwickelten Wesen in einer Galaxie mit mehr Sonnensystemen als Sandkörner an allen Stränden und einem Universum mit ebenso vielen Galaxien. Aber den Beweis zu führen, dass andere Primaten, Wale oder andere hochentwickelte Tiere philosophieren wäre nobelpreisverdächtig.
danke für den nobelpreisverdacht shy biggrin
dass tiere keine automaten sind, wurde erst in den letzten jahrhunderten so langsam in der breiten wissenschaftlichen meinung anerkannt (man muss bedenken: sie werden dennoch von menschen oft noch so behandelt bzw wahrgenommen). dass tiere sogar denken, planen und kommunizieren können, dass sie spaß haben, spielen und genießen können, dass sie sich an lange vergangenes erinnern, abstrahieren können, wurde erst in kürzester zeit erforscht und ist immer noch nicht fertig. das nervensystem des menschen unterscheidet sich nicht so grundlegend von dem manch anderer tiere. warum sollten sie also nicht ähnliche fähigkeiten haben? es ist ja noch ein rückbestand des schöpfungsmythos, zu glauben der mensch sei krone der schöpfung und unterscheide sich vom tier durch seine außerordentliche intelligenz. mich würde es jedenfalls gar nicht wundern, wenn die forschungen noch weiter führen und menschen irgendwann auch erkennen, dass tiere bewusstsein haben. für mich selbst steht es fest. wer ein haustier hat, anerkennt sowas leichter, er kennt das tier, den charakter des tieres, das eigenleben, den witz, die gefühle...
wenn tiere über das universum nachdenken, dann sicher anders als wir, da sie keine menschliche sprache besitzen. dennoch haben sie erkenntniskategorien, sowie oft die muße, sich nicht ums überleben kümmern zu müssen. der tägliche kampf ums dasein ist ja eine falsche vorstellung, und trifft nur auf notzeiten zu. wer lange mit tieren zusammen ist, kann beobachten, wie sie viele fürs überleben direkt "unnütze" dinge tun. sie spielen, ärgern sich, machen flugübungen, hängen auf der faulen haut herum, betrachten irgendwelche gegenstände... genug zeit zum philosophieren für die philosophen unter ihnen biggrin

Zitat:Zu deinem letzten Argument stimme ich völlig zu. Die Gemeinschaft mit ihren Machtstrukturen hat die Menschheit sehr erfolgreich gemacht, was wiederum mehr Raum für geistige Entwicklung gab, was wiederum die Gesellschaft erforgreicher, wenn auch nicht immer besser, machte.
worauf ich allerdings anspiele sind mythen, die herrschaftsstrukturen spiegeln. es gibt die götter, die haben ein hierarchisches pantheon, und an unterster stelle wurde z.b. ein pharaoh oder irgendein herrscher von einem gott ernannt oder er ist sogar ein kind eines gottes. es gibt moralkoxede, die gesellschaftsordnung, die erziehung, die mythologisch oder theologisch begründet werden...

Zitat:Es sind eben auch andere und zusätzliche kognitive Zugänge zum Verständnis des eigentlich Unerfahrbaren, wo selbst die "harten" Wissenschaften zur Zeit nur noch mit den Methoden der Philosophie weiterkommen.
ja, sicher, ich glaube allerdings dass die hauptfunktion von weltbildern primär in der machtlegitimierung bestanden hat. es gibt allerdings immer auch noch weitere bedürfnisse und manche leute (aber eher wenige) suchen tatsächlich nach der wahrheit des gesamten lebens. eins verstehe ich aber nicht: wie meinst du, dass die wissenschaften mit den methoden der philosophie arbeiten?


(22.03.2015, 07:13)Zuckerwatte schrieb: Ich safs euch, irgendein schlauer Hochstapler hat die Bibel vor 2000 Jahren geschrieben, und die Menschen fallen immer noch drauf rein. Na das nennt ich mal ein Scherz.
naja, tendenziell wohl richtig, aber genau genommen war es eine rieige gemeinschaftsarbeit unzähliger hochstapler biggrin (vielleicht warn auch ein paar weniger beachtete nichthochstapler dabei.)


(22.03.2015, 07:29)Realms schrieb: Nein, jede gut gemachte Religion zeigt einige wenige Facetten der Wirklichkeit. Die meisten Schöpfungsmythen lassen sich als blumige Ausschmückungen des Urknalls, der Kondensation von Protonen, der Zusammenklumpung von Sternen und schließlich der Entstehung von Planeten und Leben interpretieren.
nur wenn man viel phantasie hat. biggrin
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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RE: theologische fragen
#49
22.03.2015, 10:48 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 10:51 von Realms.)
spell bound schrieb:wie meinst du, dass die wissenschaften mit den methoden der philosophie arbeiten?

http://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie#Methoden

vs.

http://de.wikipedia.org/wiki/Exakte_Wissenschaft

Die weichen Wissenschaften haben dagegen eine Tradition für die Anwendung des kompletten philosophischen Methodenspektrums, - weshalb sie ja auch mithin Mühe haben, von den "exakten" 'Wissenschaften respektiert zu werden.

Wo aber Versuch und Reproduzierbarkeit versagen, ist die exakte Wissenschaft ein zahnloser Tiger. Philosophisch kann man sich dann zumindest dem Thema sehr objektiv annähern. Argumentativ weit über "ich fühle aber" hinaus. Absolute Wahrheiten wollen letztendlich weder Wissenschaft, noch Philosophie produzieren, diese werden den Theologen überlassen.
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RE: theologische fragen
#50
22.03.2015, 10:53
ich verstehe es leider immer noch nicht. hast du beispiele für philosophische methodik in der wissenschaft?
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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RE: theologische fragen
#51
22.03.2015, 11:03 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 11:31 von Realms.)
Im Übrigen stimme ich dir zu. Solange gegen keine moralischen Grundsätze verstoßen wird, soll jeder nach seiner Facon selig werden. Wenn er denn Jesus/Muhammed/Buddha/Jehova/whatever fühlt, schön für ihn, wenn er denn akzeptiert, dass andere etwas anderes fühlen und damit ebenso glücklich sind.

Letztendlich haben alle inkl. der Agnostiker einiges gemeinsam, sie sind alle Menschen und wissen, dass außerhalb des Beobachtbaren noch eine ganze Menge mehr ist, ob wir es jetzt Nirvana, Himmel oder Multiversenbranen nennen.
(22.03.2015, 10:53)spell bound schrieb: ich verstehe es leider immer noch nicht. hast du beispiele für philosophische methodik in der wissenschaft?

Ok, auch wenn ich dafür nicht der Experte bin. Exakte Wissenschaft arbeitet gerne deduktiv, Geisteswissenschaften arbeiten ebenso gerne induktiv:

http://de.wikipedia.org/wiki/Induktion_%...tionslogik

Exakte Wissenschaft arbeitet mit EINER philosophischen Methode. Geisteswissenschaften nutzen meist mehrere oder alle Methoden. ...grob ausgedrückt.
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RE: theologische fragen
#52
22.03.2015, 12:37
Zitat:und wie missioniert man (sinnvoll, ethisch korrekt, erfolgreich)?

Indem man nie nur Meinungen wiedergibt, sondern immer auch erklärt, wie man zu dieser Meinung gekommen ist, welche Methoden man verwendet hat, welche Argumente. Fehler in Argumenten zu finden ist nicht soo schwer, aber man muss es auch üben. Fehler in den eigenen Argumenten zu finden ist hingegen sehr schwer - aber dazu ist Dialog gar nicht mal so schlecht geeignet.

Wesentlich ist auch, dass es kein "Ich überzeuge dich jetzt sofort"-Gespräch gibt (bzw. geben kann) - denn tief liegende Überzeugungen zu ändern, dauert Jahre oder Jahrzehnte. Aber unmöglich ist es auch nicht.

Ich definiere "Missionieren" hier als: Jemanden von einer Meinung überzeugen oder davon überzeugen, dass eine ihrer Standpunkte falsch ist.
(Damit verwende ich das Wort wahrscheinlich anders, als die meisten - ich mache das, um mich gegenüber missionierenden Christen zu positionieren: Was ihr dürft, darf ich auch.)

ß ß ß ß ß

(Das ist übrigens eine gnutlsche Trennlinie, spell^^)

Zitat:es mag ja nett gemeint sein, mit argumenten zu arbeiten. aber wie kann man einen dialog führen, wenn grundlegende begriffe und argumentationsgrundlagen differieren?
Naja, dann hat man eben erst zu tun, festzustellen, wie jemand Begriffe verwendet. Man muss halt aufpassen, dass man am Ende nicht darüber streitet, wie etwas zu definieren ist (denn das ist meist ziemlich sinnlos), sondern lieber über das, worum es eigentlich gehen sollte.

Zitat:Ich safs euch, irgendein schlauer Hochstapler hat die Bibel vor 2000 Jahren geschrieben, und die Menschen fallen immer noch drauf rein.
Ui, mit der Aussage würde ich vorsichtig sein. Ich vermute, die meisten Autoren der Bibel (wenn nicht sogar alle) waren ziemlich überzeugt von dem, was sie schrieben. Das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem Details erfunden haben - aber das war dann eben "göttliche Inspiration".

Zitat:Nein, jede gut gemachte Religion zeigt einige wenige Facetten der Wirklichkeit. Die meisten Schöpfungsmythen lassen sich als blumige Ausschmückungen des Urknalls, der Kondensation von Protonen, der Zusammenklumpung von Sternen und schließlich der Entstehung von Planeten und Leben interpretieren.
Ääähh...
Nicht wirklich. Anders gesagt: Wenn du soo frei interpretierst, dann kannst du fast jede beliebige Erkenntnis in jeden beliebigen Text reininterpretieren.

Zitat:Aber machen wir uns auch keine Illusionen, das meiste werden wir niemals herausfinden können, da unsere Begrifflichkeit Zeit und Raum voraussetzt und weil wir nur begrenzte Mittel der Beobachtung haben und je werden haben können, die feine Strukturen schon durch das reine Beobachten kollabieren lassen (Doppelspaltversuch und andere Quanteneffekte).
Ob wir je ein vollständiges Bild der Physik haben werden? Keine Ahnung. Aber ich glaube, du unterschätzt die Kreativität der Quantenphysiker. Raum und Zeit haben da einige schon durch pure Mathematik ersetzt, glaub ich.biggrin

Zitat:Denkbar wäre aber auch, dass Wissenschaft ihre Selbstdefinition erweitern wird und Methoden der Erkenntnisgewinnung aus Religionen Eingang finden.
Soweit das bisher ging, ist das schon passiert. Hypnose, Klarträume, Nahtoderfahrungen, Meditation, ... haben ihren Weg in die Forschung gefunden. Teils noch nicht mit zufriedenstellenden Ergebnissen, aber hey, Hirnforschung hat grob betrachtet gerade erst angefangen.

Zitat:Jenseits ihrer Wohlfühlzone ist Wissenschaft Religion.
Ich habe keinen blassen Schimmer, was du damit sagen willst - weil ich nicht weiß, was der Begriff "Religion" für dich bedeutet.

Jenseits des bekannten Wissens (immer nicht-absolut gedacht natürlich) gibt es nur verschiedene Hypothesen - die versucht man zu falsifizieren... wo da die Religion reinkommen soll, kA.

Zitat:hmm aber es gibt ja auch viele umgekehrte fälle, wo leute zuerst materialisten warn und dann bekehrungserlebnisse hatten. weiß nicht, wofür man das als argument verwenden kann... weiß aber auch nicht ob das was ich im post vorher sagen wollte rüberkam.
Ich weiß nicht, wie weit verbreitet dieser spezifische Glaube ist, aber: Ich kenne Christen, für die es grundsätzlich mal zu ihrem Glauben gehört, dass, wer einmal Jesus gefunden hat, nicht mehr abfallen kann. Daher werden Aussteiger entweder a) totgeschwiegen oder b) erklärt mit: "Ah, der hatte Jesus eben gar nicht wirklich gefunden!"
Alles andere passt nicht ins Weltbild und würde zuviel kognitive Dissonanz erzeugen, nehm ich an.
Wenn ich diese also auf Aussteiger hinweise, die früher ganz feste Gläubige waren, ebenso wie sie, dann rüttle ich bereits an dieser Überzeugung. (Was wahrscheinlich dazu führt, dass diese spezifische Haltung fallengelassen wird, ohne am Rest des Glaubens was zu ändern, aber hey, immerhin mal wasbigwink )

Zitat:Ja, aber was jenseits des Urknall ist, Zeit und Raum nicht existent oder was jenseits unseres Universums ist, oder wie ein Elektron "aussieht", dafür werden wir vermutlich niemals Experimente machen können. Wir können nur Theorien und Modelle entwerfen und ihren Wert indirekt bewerten.
Die Theorien haben ihren Wert darin, ob sie uns helfen, uns in der Welt zurechtzufinden. Die Frage, wie ein Elektron "aussieht", ist genaugenommen keine sinnvolle Frage - denn es sieht gar nicht aus. Wie sieht ein Universum von außen aus? Wie sieht pure Liebe aus? Das sind poetische Fragen, keine wissenschaftlichen.

Ein viel praktischerer Fall wäre Geschichtsforschung. Die Frage "Wie oft ging Julius Caesar an seinem dreißigsten Geburtstag aufs Klo?" ist gar nicht transzendent oder so... aber wir können lediglich Vermutungen anstellen, nachdem wir uns ausführlich mit allen Quellen befasst haben (und uns über römische Verdauungsprobleme und so weiter informiert haben). Eine Antwort auf diese Frage wäre immer eine Schätzung. Aber selbst in diesem Fall gibt es Wissen: Wir können zum Beispiel sagen, dass wir wissen, dass Caesar an diesem Tag nicht 5 Millionen Mal uriniert hat - das würde unserem Wissen über Menschen allgemein widersprechen.

Genauso verhält es sich mit manchen physikalischen Erkenntnissen: Wir wissen "X liegt zwischen 1 und 10" aber genauer kommen wir nicht hin, weil unsere Messmethoden versagen. Trozdem steckt darin bereits das Wissen, dass X eben z.B. nicht 11 ist.
...in einer anderen Herde. pink
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RE: theologische fragen
#53
22.03.2015, 12:42 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 13:05 von Zuckerwatte.)
(22.03.2015, 11:03)Realms schrieb: Im Übrigen stimme ich dir zu. Solange gegen keine moralischen Grundsätze verstoßen wird, soll jeder nach seiner Facon selig werden. Wenn er denn Jesus/Muhammed/Buddha/Jehova/whatever fühlt, schön für ihn, wenn er denn akzeptiert, dass andere etwas anderes fühlen und damit ebenso glücklich sind.

Das stimmt schon, aber nur erstmals. Wenn das erreicht ist, würde ich gerne den Religiösen die Wahrheit zeigen, ich will sie ja nicht in einer riesigen Lüge verharren lassen. Das sagt mir meine menschliche Moral.
(22.03.2015, 12:37)gnutl schrieb:
Zitat:Ich safs euch, irgendein schlauer Hochstapler hat die Bibel vor 2000 Jahren geschrieben, und die Menschen fallen immer noch drauf rein.
Ui, mit der Aussage würde ich vorsichtig sein. Ich vermute, die meisten Autoren der Bibel (wenn nicht sogar alle) waren ziemlich überzeugt von dem, was sie schrieben. Das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem Details erfunden haben - aber das war dann eben "göttliche Inspiration".

Und wenn schon, in der Zeit erlaube ich denen das ja noch. Aber heutzutage kann man nur entweder dumm oder so erzogen worden sein, um der Bibel zu glauben.
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RE: theologische fragen
#54
22.03.2015, 13:06 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 13:15 von Realms.)
@gnutl Ich kenne deine Art zu argumentieren von reinen Deduktivisten wie Physikern und Ingenieuren. Da kann man im Freundeskreis Stunden drüber diskutieren und wird sich trotzdem nicht einig. biggrin

Was für dich und die exakten Wissenschaften eine nicht sinnvolle Frage ist, muss es nicht für alle anderen sein. Nein, ein Elektron sieht garnicht aus, weil es erstens kleiner als jede Lichtwellenlänge ist und zweitens von eine Photon getroffen, hier verschwinden und dort gleichzeitig auftauchen oder irgendwohin schießt und seinen Atomkern als Ion zurücklassen würde. Deswegen habe ich dieses Beispiel gebraucht. Aber definieren wir als "Krone der Schöpfung" was "sehen" ist? Nur weil wir blind für UV sind, muss es nicht für Bienen gelten.

Deduktivisten schränken aus meiner Sicht ihren Erfahrungshorizont über Gebühren ein, aus Sicht von Deduktivisten sind Geisteswissenschaftler tendenziell Labertaschen.

Wissenschaft als Religion: Das blinde Vertrauen auf Wissenschaft, auch Wissenschaftsgläubigkeit oder-hörigkeit, ist mehr ein Phänomen der Gesellschaft. Ein guter Wissenschaftler kennt seine Grenzen und bleibt Skeptiker. Aber nicht alle Wissenschaftler sind gleich gut.
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RE: theologische fragen
#55
22.03.2015, 13:07 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 13:10 von Zuckerwatte.)
(22.03.2015, 12:37)gnutl schrieb: Man muss halt aufpassen, dass man am Ende nicht darüber streitet, wie etwas zu definieren ist (denn das ist meist ziemlich sinnlos), sondern lieber über das, worum es eigentlich gehen sollte.

Worum sollte es denn gehen?
(22.03.2015, 13:06)Realms schrieb: Wissenschaft als Religion: Das blinde Vertrauen auf Wissenschaft, auch Wissenschaftsgläubigkeit oder-hörigkeit, ist mehr ein Phänomen der Gesellschaft. Ein guter Wissenschaftler kennt seine Grenzen und bleibt Skeptiker. Aber nicht alle Wissenschaftler sind gleich gut.

Ich finde, das waere immerhin besser als heutige Weltreligionen blind zu glauben.
Skeptisch muss man eh immer sein... Descartes laesst gruessen.
Und vor allem nie blind etwas tun, was andere vorgeben. Nachdenken ist unsere groesste Staerke.

(Jedenfalls meine Meinung)
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RE: theologische fragen
#56
22.03.2015, 13:23 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 13:26 von Realms.)
@Zuckerwatte
Das Problem ist heute allerdings, dass wir schon aus zeitlichen Gründen, wenn nicht mangels nötiger Fähigkeiten, nicht jede Expertenmeinung zu jedem Mist per eigener Metastudie überprüfen können.

Wir verlassen uns also ständig auf für uns GLAUBwürdige Quellen. Wäre wohl kein Porblem, wenn alle Wissenschaftler finanziell unabhängig und von höchster moralischer Reife wären. biggrin
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RE: theologische fragen
#57
22.03.2015, 13:30
Zitat:Was für dich und die exakten Wissenschaften eine nicht sinnvolle Frage ist, muss es nicht für alle anderen sein.
Naja, dann darfst du im Einzelfall erläutern, wo für dich der tiefere Sinn dahintersteckt. Es könnte ja auch ästhetisch sein, die Frage zu stellen. Ich finde halt, es wird oft nur gefragt, ohne zu reflektieren, was man eigentlich wissen will.

Bestes Beispiel vielleicht: "Macht ein im Wald umfallender Baum ein Geräusch, wenn niemand da ist, um ihn zu hören?" -
Es hängt von der Intention der Frage ab, wie man antworten sollte, finde ich.

Will ich zum Beispiel wissen, ob sich Schallwellen ausbreiten, lautet die Antwort: "Ja."
Will ich wissen, ob es einen Menschen gibt, der das ganze hört, lautet die Antwort: "Nein."
Stellt die Frage ein Philosoph, der mich testen will, lautet die Antwort: [diesen Absatz hier einfügen]

biggrin

Zitat:Aber definieren wir als "Krone der Schöpfung" was "sehen" ist?
Ja.

Wenn Bienen ihre eigene Definition nützen wollen, können sie ein Antragsformular B 69.d bei der zuständigen Behörde einreichen.bigwink
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RE: theologische fragen
#58
22.03.2015, 13:45 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 13:51 von Realms.)
biggrin Ich sehe, wir verstehen uns.

Jedes Paradigma funktioniert eben nur in seinem Kontext.

Wir glaubten schon so oft zu wissen.

Seit Newton wussten wir, dass alles berechenbar ist.

Seit Planck ahnten und heute wissen wir, dass dem nur in geschlossenen Systemen ab einer gewissen Größe so ist.

Zur Antwort auf die Frage, würde ich als Lehrer wohl antworten: Was meinst du und wie begründest du das?
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RE: theologische fragen
#59
22.03.2015, 14:01 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 14:02 von spell bound.)
(22.03.2015, 11:03)Realms schrieb: Exakte Wissenschaft arbeitet gerne deduktiv, Geisteswissenschaften arbeiten ebenso gerne induktiv:
hmm das kann ich nicht bestätigen. von beiderlei seite: die physikalischen gesetze sind allesamt induktiv. in der kulturwissenschaft ist man heute meist dazu übergegangen, statt verallgemeinerungen differenzierungen vorzunehmen. d.h. es werden kaum kulturübergreifende vergleiche angestellt, und wenn, dann sind es differenzvergleiche. man redet nicht mehr über "paradiesvorstellungen in den verschiedenen religionen", so als wäre von ein paar wenigen auf ein allgemeines phänomen zu schließen. man betrachtet meistens historische diskursverläufe. natürlich hängt das davon ab, welcher schule man angehört, aber das ist so die postmoderne / poststrukturalistische / postkoloniale richtung, die gegenwärtig sehr verbreitet ist.


Zitat:Exakte Wissenschaft arbeitet mit EINER philosophischen Methode. Geisteswissenschaften nutzen meist mehrere oder alle Methoden. ...grob ausgedrückt.
das kann ich so nicht beurteilen, zumal ich nicht weiß was eine "exakte" wissenschaft sein soll. wenn du einfach naturwissenschaften meinst, so arbeiten die sicher auch mit verschiedenen methoden. das experiment ist natürlich sehr verbreitet, aber einstein arbeitete z.b. sehr viel mit gedankenspielen. stringtheoretiker arbeiten auch vorwiegend mit mathematischen verfahren (soweit ich weiß) unabhängig von experimenten.

was "alle methoden" sind, weiß ich nicht.

ich denke, man kann sagen, philosophische methodik fließt v.a. in die methodologie der wissenschaften ein. d.h. in der frage, wie man zu dem eigenen wissensgebiet denn überhaupt gute ergebnisse finden kann. in der philosophischen begründung der methode, die auch schon begründet, was den gegenstand überhaupt ausmacht und ansonsten irgendein weltbild haben muss, das erklärt, was realität ist und was fakten sind und wie beweise funktionieren. aber die methodik selbst ist dann nicht mehr philosophisch.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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RE: theologische fragen
#60
22.03.2015, 14:28 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.03.2015, 14:48 von Realms.)
Wie ich schon sagte, ich bin dafür nicht so der Experte und jede Vereinfachung macht eine Aussage nicht mehr richtig, eher das Gegenteil.

Natürlich hast du Recht, dass Wissenschaft immer sowohl deduktiv als auch induktiv arbeitet, oder eher deduktiv von beiden Seiten, top-down und bottom up?

Vielleicht lässt es sich anders ausdrücken: Philosopie begnügt sich bei Themen, die sich der Überprüfung entziehen, mit einer plausiblen Anwort. Die exakten Wissenschaften (hard sciences - ich beziehe mich auf die gleiche Def. wie in Wikipedia eng. u. ger. benutzt) interessiert eine Frage, zu der es keine überprüfbare Antwort gibt, überhaupt nicht.

Die Psychologie musste sich im Kampf um wissenschaftliche Anerkennung von der Psychoanalyse trennen und sich auf das beschränken lernen, was beobachtbar und zumindest statistisch nachweisbar, in jedem Falle aber falsifizierbar war. Die humanistische Psychologie fand garnicht erst Eingang in die wissenschaftliche Psychologie und wurde als philosophisch angemalte Metatheorie belächelt. Die humanistische Psychologie aber setzt m.E. hochgradig auf das platonsche Paradigma, dass einige Prinzipien a priori schon in einer Welt der Ideen vorhanden sind, dass manches einfach a priori falsch ist, wie zum Beispiel fühlende Wesen ohne Not zu quälen und so auch in der Welt der Phänomene Geltung haben.

Eine von mehreren Ausnahmen von sonst sehr deduktiv geprägter Wissenschaft, wie du schon andeutest, ist die theoretische Physik. Ja, aber sie ist eben theoretisch und ein Beispiel dafür, dass Physik an ihren äußeren Grenzen sich öffnen musste für das Gedankenspiel mit dem Plausiblen anstelle des Beweisbaren.

3/4 meines Lebens war die Frage nach dem vor dem Urknall wissenschaftlich verpönt. Das ändert sich nun allmählich.
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