RE: Angst und Angstbewältigung
10.08.2017, 14:07
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.08.2017, 14:09 von Brot82.)
(10.08.2017, 12:52)Laura schrieb: Aber wehe, ich stehe auf einem Felsen und nähere mich dem Abgrund. Noch bevor ich in die Tiefe sehen kann, kribbelt es im Magen. Das wird immer schlimmer, bis ich zurücktrete.
Ganz genau!
Der Schwindel nimmt zu, schneller, wenn man näher an der Kante steht.
Wenn der Schwindel bei mir eine bestimmte Stärke oder Dauer überschritten hat, fangen dann meine Knie an "zu schwabbeln", ich habe das Gefühl, aus dem Gleichgewicht zu geraten.
Dann trete ich entweder vom Rand weg oder ich setze mich hin, bis es besser ist.
(10.08.2017, 12:52)Laura schrieb: Hast du schon mal versucht, im Wald senkrecht nach oben zu schauen und zu laufen? Wenn die Gipfel der Bäume hin und her schwanken? Da werd ich sofort schwindelig.
Habe ich mal gemacht, als ich beim Camping war.
Ich fange da auch an mit Schwanken und mir wird schwindelig. Da ich jedoch noch den unteren, näheren Teil der Bäume sehe, bin ich mir immernoch ungefähr bewusst, wie ich mich bewege.
Beim Sternenhimmel fehlt auch der letzte Rest an Bewegungshinweisen. Mir wird dann zwar nicht sofort schwindelig, verliere aber schnell das Gleichgewicht (womit dann auch Schwindelgefühl einsetzt).
(10.08.2017, 12:52)Laura schrieb: Im Klartraum habe ich lange Zeit mit ebensolchen Erscheinungen zu kämpfen gehabt. Am leichtesten fällt es mir immer noch, wenn ich so hoch fliege, dass ein Untergrund nicht erkennbar ist. Am schlimmsten war die Angst vor der Höhe immer, wenn ich von einem hohen Haus, Klippe usw. starten wollte. Die ersten Meter entschieden dabei, ob ich abstürze oder nicht. Ich kann nicht genau sagen, wieso das mit der Zeit besser wurde, vermute aber, dass euere Argumente mit dem Bewusstsein/Macht da reinspielten. Ganz überwunden ist die Höhenangst im KT noch nicht, aber ich vertraue auf die künftige positive Weiterentwicklung
Seltsamerweise entsteht im KT keine Angst vor Höhe, wenn ich vom Boden aus starte. Dann ist er mir wahrscheinlich so vertraut, dass ich ihn getrost ignorieren kann
Das kann ich wirklich schlecht beurteilen, da ich eben im Klartraum bisher immer vom Boden gestartet bin.
Nie bin ich von einem hohen Gebäude gestartet.
Das man bei einem Senkrechtstart weniger Angst hat als bei einem Gebäude- oder Fallstart, würde ich mir so erklären:
Ganz unterbewusst hat die Erwartung, dass große Höhe gefährlich ist und man hat deswegen Angst, Schwindel oder sonstige Reaktionen. Da man das erwartet, kann es sein, dass tatsächlich Angst auftritt.
Bei einem Senkrechtstart kommt man aber überhaupt nicht erst auf die Idee von der Gefährlichkeit. Vielleicht demonstriert der Senkrechtstart auch dem Unterbewusstsein oder der Erwartung die gewährleistete Sicherheit.
Ich kann es aber nur vermuten und spekulieren, das habe ich ja noch nicht gemacht.
(10.08.2017, 12:52)Laura schrieb: Bei mir hat das Anti-Angst-Training im KT keinen bemerkenswerten Einfluss auf die WL-Höhenangst gehabt. Ich vermute mal deshalb, weil ich im WL ja tatsächlich verletzt werden könnte. Oder was denkt ihr? Sind Höhenangst, Höhenschwindel nicht eine natürliche Schutzeinrichtung? Muss man das überhaupt überwinden?
Zum ersten Teil:
Das ist bestimmt einer der Gründe. Es gibt wahrscheinlich mehr.
Zum zweiten Teil:
Natürlich ist es eine natürliche Schutzeinrichtung, das ist völlig logisch.
Evolutionäres Beispiel:
Tiere, die Angst vor großer Tiefe haben, meiden diese.
Tiere, die keine Angst haben oder die Tiefe kaum wahrnehmen, meiden sie weniger.
Letztere fallen des öfteren auch mal in Schluchten rein, können also ihre Gene nicht mehr nach Nachkommen weitergeben.
Es ist also gesund, Respekt (oder eben auch Angst, wirkungsvoller) vor großer Tiefe oder größer Höhe zu haben. Evolutionär gesehen haben sich wohl die Höhenschwindel-Gene als nützlich erwiesen und behaupten können.
Wir müssen sie aber auch gar nicht überwinden.
Aber wir sollten sie zumindest mildern.
Damit meine ich also nicht, das wir angstbefreit und lebensmüde auf einem Telefonmasten herumhüpfen.
Sondern wenn ich zum Beispiel auf einer hohen Leiter stehe, dann kann ich mich im Schwindelfall weder hinsetzen, noch mich schnell entfernen und möglicherweise auch kaum festhalten (vielleicht habe ich was in der Hand, oder es geht halt nicht).
Und da kann dann der Schwindel und der Gleichgewichtsverlust weh tun oder ganz böse ausgehen, wenn man Pech hat.
Wenn ich auf einer Kirche stehe und mir die Aussicht ansehen will, dann ist es nicht hilfreich das Gleichgewicht zu verlieren oder einem den Magen umgedreht zu bekommen, weil da even ein Gitter ist. Es kann nichts passieren.
Man sollte im wenigsten Fall Respekt vor der Tiefe haben, aber dabei vor Schwindel nicht mehr stehen können muss nicht sein. Das kann ja u.U. gefährlich werden.