hintergrund der ganzen frage ist, klarheit für die forschung zu messen. wenn man eine große zahl an träumern oder traumberichten miteinander möglichst quantitativ vergleichen möchte.
(10.03.2018, 14:34)Sucher schrieb: Du hast recht, die Klarheit zu messen scheint mir auch sehr schwierig zu sein.
Das mit den Worten zählen betrachte ich auch als kritisch, denn ich lasse oft viele Details weg in meinen Berichten, um den Leser nicht zu verwirren oder zu langweilen und um beim Wesentlichen des KT's zu bleiben. Überlange Posts finde ich oft mühsam.
stimmt. das problem trifft dann v.a. für studien zu, in denen man erst nachdem alle traumberichte geschrieben wurden an die erhebung geht. wenn man aber eine experimentelle studie z.b. macht, in der die probanden jeden tag extra für die studie ihre träume aufschreiben sollen, kann man sie ja darauf hinweisen, dass sie so detailliert wie möglich schreiben sollen.
trotzdem ist es dadurch natürlich dann weniger realitätsnah. leute schreiben kürzere traumberichte, als sie sich zunächst erinnern. andererseits hat es vllt auch einen effekt, wenn man möglichst viel oder möglichst wenig schreibt. ich denke, v.a. die langzeiterinnerung an den traum wird durch detailliertes aufschreiben gestärkt. je kürzer der traumbericht, umso weniger erinnert man sich an den traum auf lange sicht (tendenziell), da ja das erneute durchlesen den anker gibt.
Zitat:Das mit der Reflexion ist wieder eine andere Sache. Normalerweise überdenke ich einen KT den ganzen folgenden Tag und dabei erinnere ich mich oft plötzlich wieder an Dinge, die mir beim Aufwachen nicht präsent waren und möglicherweise von mehr beeindruckenden Erlebnissen vorübergehend in den Hintergrund gedrängt wurden. Jetzt weiss ich momentan auch nicht genau, ob das dann mit Klarheit oder mit Traumerinnerung zu tun hat
ja, klar, wenn man beim reflektieren auf neue erinnerungen kommt, gehört das zur erinnerung. dazu gehört auch, wenn man sich erinnert, welche gefühle man zu einer situation hatte, ohne neue handlungselemente zu erinnern.
alles in allem scheint mir die wortlängenbasierte erinnerung immer noch am brauchbarsten für studien, die genauer sein sollen als "wieviele träume pro woche hattest du". auch wenn es nach wie vor problematisch ist.
(11.03.2018, 19:37)Liri schrieb: Vll. mehrere Aspekte in jeweils einer Skala von 0 -10
Aspekte, hier meine ich Dinge wie:
- wie gut ist es dir gelungen, Vorhaben aus dem Wachleben in den Traum zu nehmen (0 gar nicht, 10 perfekt)
- etc etc
die aspekte zu trennen ist eine gute idee, die auch schon in der vergangenheit vorgeschlagen und von manchen studien in verschiedener form umgesetzt wurde. man fragt z.b. nach faktoren kontrolle, einsicht in den traum, wahrnehmungsfülle, usw. der wohl bedeutendste ansatz in der forschung ist die LuCiD scale. leider ist sie extrem problematisch, weil sie zu einer
still und heimlichen umdefinierung des klartraums führt. plötzlich gelten aspekte wie "3rd person perspektive" als klartraum, und das geht gar nicht. außerdem fehlt auch der lucid-skala die genaue erfassung der zeitlichen dauer von klarheitsaspekten. sie werden sehr vage erfasst, wenn auch schon genauer als die übliche frage nach "wieviel klarträume pro monat hattest du".
die einschätzung bleibt sehr willkürlich, wenn man gar keine kriterien anbietet für die einzelnen punkte auf der einschätzungsskala. was könnten kriterien sein, um die grad- und längeneinteilungen vorzunehmen, bestenfalls nicht nur von seiten des träumers, sondern auch als einer, der den traumbericht liest (sofern er detailliert genug ist)?
Zitat:Ich will jetzt keine doofen Sprüche reißen, sorry, aber ein bisschen ist "Wie klar war der Klartraum" so wie: "Wie gut war der Sex". Man kann zählen, wie oft oder so, und definieren, was als solcher zählt, aber dann wird es schon ein bisschen schwieriger.
die parallele trifft ja schon zu. wobei es bei der frage "wie gut war..." noch schwieriger wird, da diese bewertung noch viel vager ist als die frage, wie klar man z.b. gewesen ist. d.h. in dem fall müsste man auch kriterien festlegen, die die güte von sex beurteilen - wobei man das dann vllt besser nicht mehr "güte" nennt, da nicht alle dieser definition zustimmen würden. bei klarheit könnte man noch etwas leichter kriterien festlegen, da der begriff weniger variabel ist.
traumerkenntnis-grade:
traumerkenntnis ist ziemlich eindimensional eigentlich. alles was zusätzlich hinzukommt kann als neuer aspekt gewertet werden, wie es tholey z.b. tat mit den 7 kriterien. traumerkenntnis graduell einzuteilen wäre daher stärker auf einer zeitachse als auf einer intentisätsachse vonnöten.
grad 1: keine traumerkenntnis oder nur eine vage ahnung
grad 2: die erkenntnis des traumzustandes war nur für einen augenblick (bis 10 sekunden) gegeben (danach wieder trüb oder aufgewacht)
grad 3: die erkenntnis hielt über die dauer von mindestens 10 sekunden bis 1 minute (entweder am stück oder in vereinzelten erkenntnisphasen zusammengezählt)
grad 4: die erkenntnis hielt über 1 minute bis 5 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 5: die erkenntnis hielt über 5 minuten bis 15 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 6: die erkenntnis hielt über 15 minuten bis 45 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 7: die erkenntnis hielt weit über 45 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
man muss leider gefühlte zeit verwenden, denn selbst augensignale, die den start und stopp eines kt anzeigen, werden ja gerade dann nicht durchgeführt werden, wenn man die klarheit wieder verloren hat.
und wie misst man traumerkenntnis? gibt es innerhalb des traumberichts kriterien dafür, dass man weiß, der träumer war sich des traumzustandes bewusst? oft fehlen diese elemente im bericht, oft muss man dem glauben wenn er sagt: ich wusste, es ist ein traum. letztlich besteht diese erkenntnis in einem wissen, das man nicht unbedingt anwenden muss: man weiß, dass man im bett liegt, dass einem nichts passieren kann, usw. das kann dazu führen, dass man sich freier verhält (also in gewissem sinn in traumkontrolle münden), aber muss es auch nicht.
kontrollgrade:
hier ist sowohl die intensität der kontrolle wie auch die zeitliche dimension erfassbar. allerdings macht die intensität große schwierigkeiten, weil kontrolle ein sehr vielseitiger begriff ist und vieles darunter fallen kann, aber nicht muss. z.b. kann kontrolle heißen, dass man sich frei entscheiden kann, was man als nächstes tut. es kann heißen, dass man kräfte hat, mit denen man die umgebung beeinflussen kann. außerdem ist es möglich, dass man zwar diese fähigkeiten potenziell hat, praktisch aber nicht einsetzen will, da man z.b. lieber dem traumverlauf folgt. unterscheiden wir zumindest mal die beiden genannten haupt-arten der kontrolle.
handlungsfreiheit: wie misst man handlungsfreiheit? es geht wohl v.a. darum, das gefühl zu haben, nicht von äußeren oder inneren zwängen gänzlich gesteuert zu werden. also eine subjektive einschätzung. wichtig zu bemerken ist, dass man auch im traumbericht nicht ohne weiteres sehen kann, ob jemand gerade inneren zwängen folgte, oder willentlich seiner intuition und spontanität freien lauf ließ. letzteres würde zu handlungsfreiheit zählen. daher muss der proband eben die einschätzung der handlungsfreiheitsgrade ausfüllen.
handlungsfreiheit-grade:
grad 1: keine handlungsfreiheit
grad 2: die handlungsfreiheit war nur für einen augenblick (bis 10 sekunden) gegeben
grad 3: die handlungsfreiheit hielt über die dauer von mindestens 10 sekunden bis 1 minute (entweder am stück oder in vereinzelten phasen zusammengezählt)
grad 4: die handlungsfreiheit hielt über 1 minute bis 5 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 5: die handlungsfreiheit hielt über 5 minuten bis 15 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 6: die handlungsfreiheit hielt über 15 minuten bis 45 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 7: die handlungsfreiheit hielt weit über 45 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
manipulationsfähigkeit des traumverlaufs: auch diese ist natürlich subjektiv einzuschätzen und v.a. wenn sie im traumbericht gerade nicht ausgelebt wird, aber trotzdem als fähigkeit präsent war, nicht im traumbericht direkt zu erkennen. man sollte dazu sagen, dass es hier einerseits um superkräfte / "übernatürliche" fähigkeiten geht, andererseits aber auch um regisseurartige, intuitive steuerung des traumverlaufs.
manipulationsfähigkeit-grade:
grad 1: keine manipulationsfähigkeit
grad 2: die manipulationsfähigkeit war nur für einen augenblick (bis 10 sekunden) gegeben
grad 3: die manipulationsfähigkeit hielt über die dauer von mindestens 10 sekunden bis 1 minute (entweder am stück oder in vereinzelten phasen zusammengezählt)
grad 4: die manipulationsfähigkeit hielt über 1 minute bis 5 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 5: die manipulationsfähigkeit hielt über 5 minuten bis 15 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 6: die manipulationsfähigkeit hielt über 15 minuten bis 45 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
grad 7: die manipulationsfähigkeit hielt weit über 45 minuten gefühlt erlebter traumzeit (am stück oder zusammengezählt; ausgenommen zeitsprünge)
man merkt, wie ich die aspekte soweit differenziere, dass sie möglichst eindimensional werden, und man ihre grade nicht mehr in intensität, sondern in dauer erfassen kann. intensität ermittelt sich dann eher im vorhandensein mehrerer aspekte gleichzeitig. das könnte man nun fortführen für aspekte wie: wahrnehmungsreichtum, erinnerung innerhalb des traumes, erkenntnisse über bedeutungen, usw.
die grade 1-7 sind nur ein vorschlag bisher. v.a. im fall der manipulationsfähigkeit u.a. könnten das noch zu viele sein, um sie gut einschätzen zu können.
statt vorgegebenen graden könnte man die personen natürlich auch intervallskaliert ermöglichen, eine zahl in minuten und sekunden anzugeben. das würde nur eine genauigkeit suggerieren, die gar nicht gegeben ist. und in der auswertung zu problemen führen (weder pearson noch spearman wären hier gut). aber für die auswertung könnte man die zahlen dann wieder auf wenige ränge herunterbrechen und könnte mit z.b. spearman arbeiten.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner