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Welche Forschung ist euch wichtig?

Welche Forschung ist euch wichtig?
#1
05.07.2018, 15:37 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.07.2018, 15:42 von spell bound.)
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Wissenschaft ist in aller Munde, es scheint Konsens zu sein, dass die Physik, Biologie, Informatik und Medizin einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten, zumindest sofern das alles irgendwie nutzbar für Wirtschaft und Technik sind. Sogar Psychologie hat ihren Platz gefunden: In der Marktforschung und in Medienhäusern.

Aber was ist mit dem Rest? Es gibt ja so viele Wissenschaftszweige. Einige grobe Beispiele: Geographie, Archäologie, Soziologie, Ethnologie, Philosophie (?), Linguistik, Geschichte... und dann gibt es noch so viele feinere Wissenschaften. Die haben mehr einen symbolischen Wert, man spricht gerne davon dass sie unsere Kultur ausmachen. Aber in der Arbeitswelt und in der Politik fragt kaum einer danach.

Was haltet ihr davon? Sollte es mehr Stellen für verschiedene Wissenschaftszweige und Forschungseinrichtungen geben? Sollte der Staat sie fördern oder sollte die Wirtschaft ein Interesse an ihnen finden (und wie)?

Welche Wissenschaftszweige haltet ihr für besonders wichtig? Welche Forschungsfragen sollten unbedingt vertieft oder überhaupt erst gestellt werden?

Dann das akademische System zur wissenschaftlichen Ausbildung: Aus meiner Sicht ist es ungerecht: der angeblich freie Zugang zu Bildung ist nicht so frei, denn das Leben als Student*in ist arm, oder zeitintensiv, wenn man nicht reiche Eltern oder Glück und Stipendien hat. An den Unis stimmt aber auch einiges andere nicht. Die Art der Wissensvermittlung ist sehr hierarchisch. Die Vertiefung in Fachgebiete ist extrem feingliedrig. Dissertationen behandeln Themen, die fast keinen Menschen interessieren und die fast niemand versteht. Die Praxis der Publizierung von Papers ist teilweise an sehr schwere Anforderungen gebunden, teilweise entstehen dadurch Verzerrungen (publication bias) und Fälschungen. Das hängt auch wieder mit dem Thema Finanzierung zusammen.

Sollte das akademische System reformiert oder komplett geändert werden? Und wie? Sollen Wissenschaftler*innen, seien es Studierende oder habilitierte, selbst ihre gesellschaftliche Bedeutung mehr in die Hand nehmen? Mehr für die breite Masse schreiben, mehr in die Medien gehen, mehr direkten Austausch und Öffentlichkeit fördern? Und wie? Auch mit den Traumforscher*innen hat man in diesem Forum z.B. wenig Kontakt.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#2
05.07.2018, 15:54 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.07.2018, 15:55 von Brot82.)
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Alles schwierige Fragen, kann ich auch so nicht beantworten, aber ich kann was zitieren:

Zitat:Publishing is the cause of everything wrong with academic science, with everyone caring about numbers. Journals care about their impact factor, professors care about how many papers they publish, grants are given on how much you've published... but who reads the papers? There's some shocking statistics out there about how often each paper is actually read... its awful.

Daran sollte man etwas machen, und sicher besteht noch mehr Verbesserungsspielraum.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#3
05.07.2018, 15:57
ansonsten ist es auch möglich, die nächst einfacheren fragen, die damit zusammenhängen, zu beantworten biggrin
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#4
05.07.2018, 16:08
[+] 1 User sagt Danke! Liri für diesen Beitrag
Da hast du ja ein großes Fass aufgemacht!

Ich finde jedenfalls einerseits, Wissenschaft sollte nicht rein nach ihrem praktischen Nutzen, ihrer Verständlichkeit für die breite Allgemeinheit oder ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit beurteilt und somit finanziert werden. Wer weiß schon, welche Entwicklung in 20 Jahren vielleicht einmal wichtig werden könnte. Und ein reiches Land muss sich Schöngeistiges leisten können.

Und andererseits kann es nicht sein, dass die Unis sich selbst erhaltende, um sich selbst kreisende, abgeschottete Systeme werden bzw. bleiben, bei denen nicht wirklich etwas Wesentliches rumkommt und bei denen Eitelkeiten und Rangordnungen die allergrößte Rolle spielen.

Schon um das allgemeine Abitur zu erhalten, ist die Schichtzugehörigkeit, der Beruf und die Bildung der Eltern und die finanzielle Stellung der Familie - statistisch gesehen - entscheidend. Wie es danach weitergeht, hat ebenfalls mit Geld zu tun. Noch sind wir in Deutschland nicht in der Situation, dass teure Privatunis die bessere Alternative bieten, ich glaube, die staatlichen Unis hierzulande sind immer noch teilweise hervorragend. Aber auch das kann sich ändern. Und wir verschleudern Begabung, wenn Bildung von finanziellen Faktoren abhängt.
~ Nachad hobi no driabadramd ~


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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#5
05.07.2018, 16:54
[+] 1 User sagt Danke! Viltrudis für diesen Beitrag
Mood of the day: Die ganze pathologisierende klinische Psychologie sollte erstmal verlorengehen und dann von Grund auf neu errichtet werden... es sind einfach seit es sie gibt immer nur neue Wege, Leute zu pathologisieren, die nicht der Norm entsprechen, und das unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit... ich habs so satt. wall

Es ist einfach traurig, wenn eine Wissenschaft den längst gewonnenen und in breitem Konsens gefundenen Erkenntnissen um Jahrzehnte hinterherschlurft, nur weil an den obersten Posten dann doch wieder ein paar z.B. (cis-)sexistische Arschlöcher sitzen, die für ihre pure Quacksalberei noch belohnt werden. angry angry

~

Wissenschaften von denen ich gerne mehr hätte: Geschichte, Soziologie, Psychologie (ohne den ganzen normativen Scheiß), vllt auch mal noch mehr Wirtschaftstheorien, die nicht davon ausgehen, dass Menschen gefühllose Roboter sind, die rational handeln... und gerne mehr von allen Wissenschaften, die sich in irgendeiner Weise mit der Schönheit der Natur befassen, sei es jetzt Biologie, Erdwissenschaften, oder meinetwegen auch Chemie und Physik, eben auch abseits der wirtschaftlichen Interessen.
...in einer anderen Herde. pink
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#6
05.07.2018, 17:48 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.07.2018, 19:08 von Lu Ping.)
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Zur radikalen Schul- und Bildungskritik gibt es massenhaft gute Ideen, wie beispielsweise die von Ivan Illich und Leo Kofler, um nur die modernen Dinosaurier zu erwähnen. Konzepte zu alternativen Lern- und Lebensmethoden (wie Anleitungen zum Unglücklichsein^^) gibt es also zu Hauf, das Rad müsste noch nicht einmal neu erfunden werden. Mir dünkt eher, dass die Geisteswissenschaften ihrer Zeit weit voraus sind – oder vielleicht waren, wir nur irgendwie schlecht hinterher hinken. Aber warum ist das so? Was steht uns im Wege, umfassende Bildung und Selbstverwirklichung zu erlangen, damit wir uns zu starken Persönlichkeiten entwickeln können? Warum bleiben die Güter dieser Welt so schlecht verteilt und warum gibt es noch Kriege und Hungersnöte? Warum stehen Vorlesungen nicht für alle Menschen dieser Welt bereit zum Abrufen. Und warum gibt es so wenig Liebe unter den Menschen, wie Rettungsboote?

Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Des Menschen allerhöchste Kraft,
Laß nur in Blend- und Zauberwerken
Dich von dem Lügengeist bestärken,
So hab ich dich schon unbedingt –
(der Faust kam spontan^^)
Aus: Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie - Kapitel 7 - Mephisto
http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3664/7

Als Antagonist in Johann Wolfgang Goethes Faust-Tragödie (Urfaust, Faust I, Faust II) versucht Mephisto eine Wette mit Gott abzuschließen. Er sagt, es werde ihm gelingen, den Doktor Heinrich Faust vom rechten Wege abzubringen. Nach einer folgenden Abmachung mit Faust selbst wäre dies alsdann gelungen, wenn Faust einen Augenblick so schön findet, dass er ihn auf Dauer festhalten möchte. Wiki
I leak anymales.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#7
05.07.2018, 18:39
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(05.07.2018, 17:48)Lu Ping schrieb: Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Des Menschen allerhöchste Kraft,
Laß nur in Blend- und Zauberwerken
Dich von dem Lügengeist bestärken,
So hab ich dich schon unbedingt –

Solltest vielleicht für den Fall, dass das Zitat irgendjemand hier nicht richtig zuordnen kann fear , noch dazuschreiben, dass das Mephistopheles, ein Teufel, sagt.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#8
12.07.2018, 07:36
[+] 1 User sagt Danke! spell bound für diesen Beitrag
(05.07.2018, 16:08)Liri schrieb: Ich finde jedenfalls einerseits, Wissenschaft sollte nicht rein nach ihrem praktischen Nutzen, ihrer Verständlichkeit für die breite Allgemeinheit oder ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit beurteilt und somit finanziert werden. Wer weiß schon, welche Entwicklung in 20 Jahren vielleicht einmal wichtig werden könnte. Und ein reiches Land muss sich Schöngeistiges leisten können.
Ja, auf jeden Fall. Wie gnutl auch schon sagt, "das Schöne erforschen", einfach die Neugier der Natur und dem menschlichen Treiben gegenüber, ist ja einer der besten Gründe, etwas zu erforschen.

Mein Punkt zur Verständlichkeit für die Allgemeinheit ist eher der, dass der Wissenschaftsbetrieb selbst wenig dazu beiträgt, dass ihre Forschung allgemein verständlich oder gar zugänglich ist. Ich denke, vieles wäre allgemeinverständlicher, wenn man mal aus dem Elfenbeinturm rauskrabbeln würde, mehr mit Journalist*innen zusammenarbeiten, Populärliteratur schreiben oder dabei als Koautoren zur Seite stehen würde, Wikipediaartikel bearbeiten würde, und allgemein mehr (oder überhaupt etwas) über Didaktik lernen würde.

Vieles ist ja deshalb für die Allgemeinheit schwer verständlich, weil es 1. viel Hintergrundwissen benötigt, das eben Zeit braucht, 2. die allgemeine Bevölkerung oft noch weniger Bildung hat als ihr Potenzial es zulässt, 3. weil meist nur für Wissenschaftler*innen geschrieben wird, und somit haufen Fachjargon und wenig Erklärungen von "Basics" vorkommen.

Punkt 1 wäre nicht zu ändern, aber die anderen beiden Punkte schon, so dass es zumindest möglich wäre, bis zu einem gewissen Punkt der Tiefe auch die Allgemeinheit mehr einbeziehen zu können.

(05.07.2018, 16:54)gnutl schrieb: Mood of the day: Die ganze pathologisierende klinische Psychologie sollte erstmal verlorengehen und dann von Grund auf neu errichtet werden... es sind einfach seit es sie gibt immer nur neue Wege, Leute zu pathologisieren, die nicht der Norm entsprechen, und das unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit... ich habs so satt. wall
Ich kenn mich mit der klinischen Psychologie leider nicht genug aus, denke aber, dass sie noch mehr zu bieten hat als die von dir zu Recht angeprangerte Pathologisierung. Viele psychotherapeutische Methoden haben ja einiges an Potenzial - oder zählt das schon wieder nicht mehr zur klinischen Psychologie?

(05.07.2018, 17:48)Lu Ping schrieb: Zur radikalen Schul- und Bildungskritik gibt es massenhaft gute Ideen, wie beispielsweise die von Ivan Illich und Leo Kofler, um nur die modernen Dinosaurier zu erwähnen. Konzepte zu alternativen Lern- und Lebensmethoden (wie Anleitungen zum Unglücklichsein^^) gibt es also zu Hauf, das Rad müsste noch nicht einmal neu erfunden werden.
welche Ideen findest du besonders gut? Ich kenne die von dir genannten Namen nicht und habe auch nicht die Zeit, mich da gerade einzulesen. Außer "Anleitung zum Unglücklichsein", das ich mal als Jugendliche*r gelesen habe, aber ist zu lange her, um den Content noch zu wissen.

Zitat:Mir dünkt eher, dass die Geisteswissenschaften ihrer Zeit weit voraus sind – oder vielleicht waren, wir nur irgendwie schlecht hinterher hinken. Aber warum ist das so? Was steht uns im Wege, umfassende Bildung und Selbstverwirklichung zu erlangen, damit wir uns zu starken Persönlichkeiten entwickeln können?
Ja wie du es schon ansprichst, hat das wohl z.T. wirtschaftliche bzw. Mentalitäts-Gründe. - Der Geist es Kapitalismus. Dabei wäre es auch aus kapitalistischer Sicht nicht unrentabel, wenn es weniger Kriege und mehr Bildung gäbe. Nur müsste dann das System der Gewinnmaximierung auf anderen Säulen aufgebaut werden und vermutlich auch weniger am Gewinn Einzelner als an der Gesamtheit orientiert sein. - Dass davon auch die Einzelnen am meisten haben, wenn die Gesamtheit profitiert, das ist halt leider eine Einsicht, die noch weitgehend fehlt.



Aber was können wir machen, damit die Lage für die Wissenschaften sich verbessert?
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#9
12.07.2018, 08:20
[+] 1 User sagt Danke! Viltrudis für diesen Beitrag
Zitat:Ich denke, vieles wäre allgemeinverständlicher, wenn man mal aus dem Elfenbeinturm rauskrabbeln würde, mehr mit Journalist*innen zusammenarbeiten, Populärliteratur schreiben oder dabei als Koautoren zur Seite stehen würde, Wikipediaartikel bearbeiten würde, und allgemein mehr (oder überhaupt etwas) über Didaktik lernen würde.
Zustimmung für:
- als Koautoren zur Seite stehen
- Wikipediaartikel bearbeiten
- über Didaktik lernen

Was Journalist*innen angeht, so haben viele aus der Wissenschaft schlechte Erfahrungen damit gemacht - dass ihre Forschungen unter eine völlig irreführende Schlagzeile gepackt werden, zum Beispiel. Da kann ich gut verstehen, dass das die Forscher*innen selbst eher abstößt. Das ist vllt dann auch einfach nicht ihr Job - sondern es bräuchte wohl besser wissenschaftlich gebildete Journalist*innen.

Über Populärliteratur denke ich ähnlich - ich hab nicht so wirklich Vertrauen in die.... tendentiell verkauft sich reißerisch aber falsche Information halt oft besser. Das liegt nicht an Einzelpersonen, sondern am System, das Menschen dazu bringt, etwas verkaufen zu wollen.

Zitat:Ich kenn mich mit der klinischen Psychologie leider nicht genug aus, denke aber, dass sie noch mehr zu bieten hat als die von dir zu Recht angeprangerte Pathologisierung. Viele psychotherapeutische Methoden haben ja einiges an Potenzial - oder zählt das schon wieder nicht mehr zur klinischen Psychologie?
Keine Ahnung. Ich kenn mich da noch viel zu wenig aus. Ich höre halt dauernd die Perspektive von Leuten, die pathologisiert werden, bzw. beobachte die Auswirkungen davon in der Gesellschaft.
...in einer anderen Herde. pink
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#10
12.07.2018, 11:53
[+] 1 User sagt Danke! Schuhbewegtsich für diesen Beitrag
(12.07.2018, 08:20)gnutl schrieb: Über Populärliteratur denke ich ähnlich - ich hab nicht so wirklich Vertrauen in die.... tendentiell verkauft sich reißerisch aber falsche Information halt oft besser. Das liegt nicht an Einzelpersonen, sondern am System, das Menschen dazu bringt, etwas verkaufen zu wollen.

Es gibt auch Wissenschaftler, die mit aufrichtigem Interesse aufzuklären populärwissenschaftlich schreiben – und so ein Buch zu verfassen ist sehr viel schwerer, als wenn man beim Leser eine bereits wissenschaftlich erarbeitete Differenzierungsfähigkeit für die Themen voraussetzen kann. Der Verkaufspreis fürs Buch wird mit dem Wunsch die Menschen zu erreichen obendrein sehr niedrig angesetzt.  
Nach meiner persönlichen Erfahrung reicht der Verdienst höchstens für ein Abendessen. Trotzdem stimme ich dir natürlich zu, dass die Systemkralle den Menschen dazu verpflichtet, sich oder die eigene Arbeit als Ware anbieten zu müssen, um sich den Magen füllen zu können, und dass das ein zentrales Problem überhaupt für uns alle ist – das gilt selbstverständlich auch für die Bildung und die Verfügbarkeit von Bildung, dass es nötig ist sich für sie auf einen Warenkörper stützen zu müssen.  

Prinzipiell sorgt die Arbeitsteilung für ein Expertenwissen, sodass wir grundsätzlich erst mal einseitig gebildet sind  – das betrifft dann eben auch die allgemein menschlich relevanten Themen. Philosophie wird für den voll lohnarbeiteten Menschen, der tagsüber gar nicht auf die Spur der Selbsterkenntnis drauf rutschen darf, wenn er das aushalten will – zur seichten Feierabendliteratur, die keine große Anstrengung mehr von einem abverlangt – man kann es auch niemandem verdenken, sich dann nicht mehr anstrengen zu wollen.

Zum Verständlichkeitsproblem kommt außerdem hinzu, dass Wissenschaftler nicht im Althergebrachten unbeweglich herumturnen, sondern an den Neuigkeiten und Fortschritten arbeiten – an weiterer Erkenntnis, an sich vertiefender Differenzierung der Sachgebiete - was den Schwierigkeitsgrad für Nichtwissenschaftler zwangsläufig erhöht. Die Themen sind in sich obendrein wegen ihrer zu erarbeitenden Inhalte schon schwierig.  
Was Wissenschaftler für die Gemeinschaft erarbeiten, ist zunächst nicht im allgemeinen Sprach- und Denkgebrauch verankert, kann es entsprechend des Fortschritts gar nicht sein. Was sich letztlich als bedeutsam bewahrheitet, wird dann erst mit der Zeit zum Allgemeingut.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#11
12.07.2018, 13:13 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.07.2018, 16:59 von spell bound.)
spell,
um die Ideen der radikalen Schulkritik kurz auf den Punkt zu bringen, geht es darum, dass Kinder die Lerninhalte selbst bestimmen und Lehrpersönlichkeiten das Erlernen „nur“ begleiten, mit Rat und Tat zur Seite stehen, um der kindlichen Neugier gerecht zu werden.
Wie heißt es in einem afrikanischen Sprichwort sinngemäß: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.
So ungefähr stellt sich die radikale Kritik das Lernen und Erlernen vor.
Die Leo Kofler Gesellschaft hat eine Webseite, da lassen sich  kurze Aufsätze lesen, wie: Jesus und die Ohnmacht, oder über die Freiheit.
http://www.leo-kofler.de/?page_id=39

Im Buch, die Liebe in den Zeiten der Entfremdung (hier zum kostenlosen Reinhören: https://www.youtube.com/watch?v=VakQ7bkj0Jw) ist nachvollziehbar beschrieben, warum kapitalistische Verhältnisse in die Verdummung führen (müssen). Lohnarbeit und Freizeitindustrie rauben uns viel kostbare Zeit und Energie, den Kopf noch anstrengen zu wollen – auch die Zeit, um beispielsweise den Links in Foren folgen zu können, hin zu Klaviaturen letzter  Kuvertüren^^


(12.07.2018, 11:53)Schuhbewegtsich schrieb: Nach meiner persönlichen Erfahrung reicht der Verdienst höchstens für ein Abendessen. Trotzdem stimme ich dir natürlich zu, dass die Systemkralle den Menschen dazu verpflichtet, sich oder die eigene Arbeit als Ware anbieten zu müssen, um sich den Magen füllen zu können, und dass das ein zentrales Problem überhaupt für uns alle ist –
Das ist gut gesagt Schuh!

das gilt selbstverständlich auch für die Bildung und die Verfügbarkeit von Bildung, dass es nötig ist sich für sie auf einen Warenkörper stützen zu müssen.  



(quote-tags von spell repariert. hoffe es ist nun richtig - spell)
I leak anymales.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#12
12.07.2018, 17:02
[+] 1 User sagt Danke! spell bound für diesen Beitrag
Hi Lu Ping, ich hab deinen Post editiert, schau am besten nochmal ob alles passt. Du hast deine PN Funktion leider deaktiviert, darum schreib ich das jetzt eben hier öffentlich ^^

aufs thema gehe ich später ein.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#13
12.07.2018, 18:11
Danke spell, das ist aber echt lieb von dir!
Wusste gar nicht, dass die PN Funktion deaktiviert ist, das werde ich versuchen zu aktivieren.
I leak anymales.
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#14
13.07.2018, 22:09
[+] 1 User sagt Danke! Gast für diesen Beitrag
(12.07.2018, 11:53)Schuhbewegtsich schrieb:
(12.07.2018, 08:20)gnutl schrieb: Über Populärliteratur denke ich ähnlich - ich hab nicht so wirklich Vertrauen in die.... tendentiell verkauft sich reißerisch aber falsche Information halt oft besser. Das liegt nicht an Einzelpersonen, sondern am System, das Menschen dazu bringt, etwas verkaufen zu wollen.

Es gibt auch Wissenschaftler, die mit aufrichtigem Interesse aufzuklären populärwissenschaftlich schreiben – und so ein Buch zu verfassen ist sehr viel schwerer, als wenn man beim Leser eine bereits wissenschaftlich erarbeitete Differenzierungsfähigkeit für die Themen voraussetzen kann.

Das glaub ich gern.
Allerdings sollten Autoren populärwissenschaftlicher Werke sich darüber im Klaren sein, wie sie damit auf Leser wirken, die einen strengeren Standard gewohnt sind. Wenn mir z.B. jemand auf der einen Seite etwas über die Lebensweise der Bonobos und auf der nächsten etwas über Karl Marx erzählt, aber kein Quellenverzeichnis dazu liefert – kein Problem!
Dann stelle ich mir halt vor, wie dieser Autor, in der einen Hand ein Fernglas, in der anderen "Das Kapital", durch den Dschungel kriecht tongue
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RE: Welche Forschung ist euch wichtig?
#15
14.07.2018, 08:36
(13.07.2018, 22:09)Rhetor schrieb: Das glaub ich gern.
Allerdings sollten Autoren populärwissenschaftlicher Werke sich darüber im Klaren sein, wie sie damit auf Leser wirken, die einen strengeren Standard gewohnt sind. Wenn mir z.B. jemand auf der einen Seite etwas über die Lebensweise der Bonobos und auf der nächsten etwas über Karl Marx erzählt, aber kein Quellenverzeichnis dazu liefert – kein Problem!
Dann stelle ich mir halt vor, wie dieser Autor, in der einen Hand ein Fernglas, in der anderen "Das Kapital", durch den Dschungel kriecht tongue

eine schöne kreative Bemerkung, Rhetor, der Mann fühlt sich verstanden, so ist sein Leben, in der einen Hand ein Glas und in der anderen die Theorie bigwink.
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