Ich hab nochmal über die Diskussion nachgedacht und mir eine Metapher einfallen lassen, für das was ich kürzlich ausdrücken wollte. Ich merke, dass die Diskussion für mich in ein falsche Richtung geht, wenn wir so sehr in Details einzelner Beispiele rutschen, weil es dann irgendwann nur noch um die angeführten Beispiele, aber nicht mehr um die Sache selbst, geht. Außerdem führen die Beispiele dazu dass wir zu einzelnen Themen eine besonders subjektive Haltung haben.
Zb geht mir da bei Thema Placebo so. Vielleicht sind Metaphern besser?
Ich versuche deshalb nochmal dar zulegen, was ich unter konsequenter Logik bzw. Konsequenz bezüglich der Objektivität verstehe. Und zwar mit Hilfe einer Metapher.
Stell dir vor du Sitz auf einem Ast. Die Position auf dem Ast ist deine subjektive Perspektive, aus der du schaust. Natürlich hat dein Baum viele Äste, weil wir ja viele Perspektiven auf unterschiedliche Themen haben. Du hältst eine Säge in der Hand. Die Säge symbolisiert den kritischen Verstand. Unter dir ist ein Abgrund der zur absoluten Wahrheit führt.
Solange du auf dem Ast sitzt, kannst du die Wahrheit nicht erkennen. Auch nicht wenn du eine Sonde runter schickst. Du wirst dann evtl absolute Antworten erhalten, aber der Mensch, der oben auf dem Ast sitzt, wird diese durch seine Subjektivität wieder verfälschen. Und so wird es immer nur eine Teilwahrheit bleiben.
Für absolute Wahrheit, muss (darfst) du springen.
Und um Rhetors Einwand bezüglich darf und musst, zu beachten.
Ja du hast Recht. Niemand muss.
Aber wer nicht springt, muss auch konsequnter Weise einsehen, dass er subjektiv handelt.
Mir gehts bei der ganzen Diskussion um Konsequenz.
Für mich ist das eine Frage der Konsequenz, ob ich auf dem Ast sitze und über die Wahrheit, die ich vermute rede, oder ob ich springe und sie weiß.
Das Springen bedeutet in seiner Konsequenz ein Verlust des Subjektiven. Man verliert das an dem man sich festgehalten hat. Man verliert seinen subjektiven Standpunkt, wenn man springt. Dafür gewinnt man Objektivität.
Ich sehe viele Menschen, die sich für objektive Werte einsetzen, die aber letztlich immer noch auf dem Ast sitzen, und das Subjektive nicht loslassen wollen. Teilweise leugnen sie, dass ihre Sicht durch den Ast auf dem sie sitzen beeinflusst wird und meinen sie seien objektiv, rational, logisch.
Ich versuche durch meine Sichtweise darauf hinzuweisen, dass das aus meiner Sichtweise keine Objektivität ist, wenn man dann weil man fallen würde, eine Ausnahme macht!
Das ist nicht objektiv, sondern subjektiv. Und daher gibt es oft einen Bruch in der Logik, auf Grund der subjektiven Ausnahmen.
Es ist eine emotionale Entscheidung sich nicht abzusägen. Was völlig ok ist, aber es ist eben weder sachlich noch klar zum Subjektiven abgegrenzt.
Wenn die Wahrheitssuche jedoch wichtiger als das Subjektive ist, dann wird man springen. Ganz einfach.
Und zu Dilas.
Dilas hat folgendes Problem: Er hat den Ast abgesägt und ist ein Stück gefallen. Doch sein Baum hat viele Äste. Nun sitzt er auf dem nächsten Ast und hält ihn für die Wahrheit.
Jetzt sitzt er auf dem Hohlerde Ast. Er müsste diesen und alle folgenden Äste ebenfalls absägen. Immer wieder bis nichts mehr bleibt.
Warum tut er das nicht?
Weil er den Ast scheinbar noch für irgendetwas braucht.
Wir alle sitzen manchmal auf Ästen und klammern uns daran fest, weil wir die subjektiven Gefühle, die damit verbunden sind, nicht loslassen können. Und das ist auch ok. Nur ist das eben subjektiv motiviert.
Dilas scheint des weiteren ein einseitiges Denken zu haben. Also er denkt in entweder oder Kategorien. Das ist ein weiterer Ast auf dem man sitzen kann. Erst wenn man den absägt, beginnt das Denken vielfältig und frei zu werden.
Leute die an eine Hohlerde glauben, vermischen vermutlich die Erfahrung der Erde mit der Erfahrung von Nirwana.
Vielleicht kann er emotional oder geistig nicht annehmen, dass es das Nichts und die Erde gleichzeitig gibt? Irgendwas scheint da noch nicht sortiert zu sein in ihm.
Auch an Hand seiner anderen Aussagen. Zum Beispiel. „Man könne beim Sterben in ein falsches Licht fliegen“ zeigt mir, sehr sehr deutlich, dass er noch diversen Abspaltungen des Selbst und somit Projektionen unterliegt. Und das ist für mich auch völlig in Ordnung, denn wer von uns ist völlig frei davon? Vermutlich niemand, aber das ist eben keine objektive oder bewusste Aussage, sondern die Folge dessen, dass er da noch auf einem subjektiven Ast sitzt.
Erst wenn man den Ast mit der Idee, es gäbe nur eine Wahrheit absägt, erkennt man, dass dahinter eine umfassendere Logik auftaucht. Und so klammert sich Dilas noch an diverse Äste. Und da bin ich voll bei dir, dass man ihn da auch in Frage stellen soll und darf. Und gleichzeitit, darf er für mich auch so sein.
Ich sehe eben auch, dass er da einfach noch auf seinem Weg ist. Ich fühle mich nicht bedroht durch seine Aussagen, weil ich selbst denke. Und alle die ihm folgen und sich verirren, machen vielleicht eine Lektion in kritischen denken. Kann man auch mal so sehene. Ich habe auch nicht das Gefühl ich müsse jemanden vor esoterischen Aussagen beschützen. Im Gegenteil, ich bin für Vielfalt und Freiheit. Zu meinen man müsse Menschen vor Falschaussagen beschützen, das macht man auch nur, wenn man den passenden Ast dazu hat.
Wer einen Esoteriker vorführt, der sitzt selbst noch auf diversen Ästen. Und ich finde das sollte auch gesehen werden. Es ist im Grunde eine Spiegelung, eine Projektion. Solange man Leute in Frage stellt, sitzt man selbst noch auf einem Ast. Man vergleicht vielleicht den eigenen Ast, mit dem Ast des anderen. Das dient meist der Selbstfindung. Denn im Gegenüber kann man sich selbst erkennen oder eben nicht. Dann stimmt man zu und definiert sich darüber oder man grenzt man sich ab, und definiert sich darüber. Das alles dient der Selbsterkenntnis.
Das effektivste ist jedoch, am eigenen Ast zu sägen. Dann kann man nämlich selbst immer mehr über die tieferen Ebenen des Abgrundes sagen.
Vielleicht sitze ich ja auch gerade auf einem Ast, weil ich über Wahrheit diskutiere.
Ich löse das sitzen auf meinem Ast mit Mitgefühl, denn ich erkenne das Subjektive an. Man muss nicht alles konsequent logisch betrachten. Überhaupt nicht. Aber ich finde man sollte den Unterschied erkennen, vor allem dann, wenn man sich für eines der beiden Aspekte einsetzt. Wenn ich mir zugestehe, dass ich ab und an, auf meinen subjektiven Ästen sitze und nen Brett vorm Kopf habe, dann kann ich das anderen auch zugestehen.
Mein Fehler ist vielleicht zu wollen, dass Wissenschaft Wahrheit darlegen sollte. Das ist vielleicht nicht so? Wissenschaft dient evtl. den subjektiven Bedürfnissen des Menschen.
Ich orientiere mich mit meinem Verständnis der Rationalität und der Logik, jedoch lieber an der grösstmöglichen Wahrheit, die ich finden kann. Deshalb habe ich da eine Meinung, die mit normativen Sichtweise vielleicht nicht übereinstimmt. Ich weiß nicht ob es sich mit Wissenschaft so verhält, dass sie dem Menschen dienen soll, oder eine wahre Aussage treffen soll? Wie denkt ihr denn darüber?
Ich sitze auch auf Ästen. Immer wieder. Und ich erlaube mir das, weil das Subjektive seine Berechtigung hat. Und doch bin ich geneigt, mir alle Äste immer wieder abzusägen, weil das eben auch ein subjektives Bedürfnis ist. Mein Bedürfnis ist, ich will hin zur Wahrheit.
Es gibt Äste die heißen: Suche nach Wahrheit! Oder: Wer bin ich?
Ich sitze auf eine Weile auf ihnen, bis ich wieder zur Säge greife.
Es tut mir leid, dass ich so eine Person bin, die euch ständig eure Äste absägen muss.
Das ist letztlich auch ein Ast. Ich hab den schon längst abgesägt, aber der Ast wächst immer wieder nach. Haha. Vermutlich weil ich noch im Prozess der Selbsterkenntnis bin.
Und so geht es ja eigentlich allen. Ständig.
Wir alle stellen unsere Umwelt in Frage um uns auseinander zu setzten.
Wichtig ist aber auch sich selbst in Frage zu stellen und sich ab uns zu mal den eigenen Ast abzusägen.