RE: Die Heldenreise im Klartraum
Liebe Liri, Meerfelix, Kristina, Birdy und die anderen,
ich bin gerührt, was hier passiert.
Meerfelix hat Recht, es geht mehr Richtung Traum-Yoga, obwohl ich die Techniken und Praktiken hier nicht kenne. Auch, weil mir der Erleuchtungsgedanke immer etwas wiederstrebt hat. Aber tatsächlich gibt es eine geistige Entwicklung innerhalb des eigenen Traum-Ichs in Richtung Harmonie und innerer Ausgeglichenheit.
@ Liri: Ich kann dich sehr gut nachvollziehen. Du hast Recht und das ist auch das Besondere am Klartraum: Indem man die Bewusstheit im Traum und über die Traumsituation hat, dass man keine Angst haben muss, egal was als nächstes mit dem emotionalen Traumkörper passieren wird, kann ein heilsamer und regenerierender Prozess auf diesen Ebenen beginnen.
Daher führte der vorübergehende Tod schlussendlich für mich zu einer konsequenten Regel im Trübtraum / Klartraum. Ich nenne sie die Aktiv-Passiv-Regel, die mit der Bewegungsrichtung des Traums-Ich zusammenhängt:
_______
Bewegungsrichtung des Traum-Ichs
Das Entscheidende im Alptraum (oder Klartraum) ist, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf die Bewegungsrichtung unseres Traum-Ichs richten. Wenn wir im Traum vor etwas weglaufen, uns verweigern oder etwas abstreiten wollen, sollten wir es stattdessen anerkennen, annehmen und »knuddeln« – egal, um welche Figur, welches Symbol oder Element es sich handelt. Wohin wir im Traum streben, hoffen oder wohin wir uns wünschen, lassen wir unsere Wünsche einfach los. Wir brauchen nur auf die Bewegungsrichtung unseres Traum-Ichs achten und die (in der Wiederholung und somit unserer Bewusstwerdung innerhalb des Alptraums / Klartraums) entgegengesetzte Richtung anpeilen. Das führt uns zur Grundregel dieses Buches:
Die Aktiv-Passiv-Regel
Wo wir aktiv sind, werden wir passiv und wo wir passiv sind, werden wir aktiv.
Diese einfache Regel im Traum zu beachten ist entscheidend, damit wir später unsere persönlichen fiktiven Übungsräume der transzendenten Träume betreten können. Jegliche Form der Interpretation von Traumsymbolen lässt die Türen zu den transzendenten Träumen geschlossen. Es gilt, sich von unserer Vorstellung von Vernunft, Logik und Emotion zu lösen. Ein einfaches Beispiel für die Aktiv-Passiv-Regel ist:
Wenn wir im Traum die mathematische Gleichung »2 + 2 = 4« sehen und davon überzeugt sind, dass sie richtig ist, gehen wir davon aus, dass unsere Annahme falsch ist. Wir lassen sie fallen.
Es ist notwendig, sich zu diesem Rechenergebnis passiv zu verhalten und unseren Drang, im Recht zu sein, aufzugeben. Es gibt keine Regeln im Traum außer jenen, an denen wir festhalten wollen. Unsere erlernten Regeln und unsere persönlichen Ansichten werden uns schließlich im Traum zur Verzweiflung bringen. Deshalb gilt es hier, jede Form von eingefahrenen Denk- und Glaubenssystemen loszulassen. Es geht darum, unsere Logik zu entspannen und die Analysen und Urteile im Traum zu reduzieren. Das gleiche gilt für den entgegengesetzten Fall:
Falls wir felsenfest davon überzeugt sind, dass das Ergebnis der obigen Gleichung falsch ist, erkennen wir das Ergebnis an, ohne es mit den Regeln der Logik zu überprüfen. Im Traum gibt es kein richtig oder falsch. Alles ist »sowohl als auch«. Alles hat seine Berechtigung.
Die Unfähigkeit, die Perspektive zu wechseln, wird psychiatrisch als Wahn definiert. Das ist der Grund, warum in den Alpträumen soviel Wahnsinn enthalten ist. Diesen uns allen innewohnenden Wahn gilt es nach und nach zu entkräften. Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Bewegungsrichtung im Traum lenken, können wir direkt erkennen, wie sich unsere Bewegungsenergie ausrichtet. Diesen Impuls gilt es wahrzunehmen und schlussendlich mit der Aktiv-Passiv-Regel zu begegnen.
Praktischer Nutzen: Die Aktiv-Passiv-Regel im Traum führt dazu, dass wir im Alltag ausgeglichener und umsichtiger handeln.
Erst die radikale Umkehr der Bewegungsrichtung und somit unserer Blickrichtung führt uns auf unserer Reise nach innen. Dabei erzwingt sie immer mehr die Auflösung unserer Anhaftung an Raum, Zeit, Logik und Form. Die Türschwelle in das Reich der transzendenten Träume wird durch die Änderung der Bewegungsrichtung übertreten. Nichts anderes ist der initiatorische Tod im Traum. Wir ändern mit dem »Tod des Ichs« radikal unsere Bewegungsrichtung, indem wir unser eingefahrenes »Ich« mit all seinen Denk- und Glaubensstrukturen fallen lassen.
Weil wir die Bewegungsrichtung umkehren, wird sie zu einer Spirale, die uns zunehmend in die eigene Tiefe zieht. Eine solche konzentrische Annäherung (die sich in immer engeren Kreisen um ihren Gegenstand bewegt, um im Idealfall mit ihm eins zu werden) ist »die integrierende Konzentration innerer Anschauung«, schreibt Anagarika Govinda.
Wir nähern uns so unserem ursprünglichen Selbst. Indem wir zum Stillstand oder besser zu der kleinsten gemeinsamen Schwingung mit allem und jedem auf unserer Heldenreise kommen, begegnen wir nach und nach unserem wahren Selbst. Indem wir die eingefahrene Kontrolle unseres Egos im Traum aufgeben – also zur vollkommenen Ruhe und zum Stillstand bringen, beginnt unser Erwachen im Reich der transzendenten Träume.
_________
@ Liri: Weil du nichts erwartet hast und deine Richtung radikal geändert hast, – also, anstatt vor dem Angreifer zu fliehen, hast du dich ihm hingegeben –, hattest du das Erlebnis der vollkommenen "Schlüssigkeit": Ein Gefühl, der dem Erleuchtungsgedanken ziemlich nahe kommt. Deshalb ist der initiatorische Tod im Traum nichts anderes als die Änderung der Bewegungsrichtung des Traum-Ichs um 180°. Deshalb haben viele Klarträumer diese tiefren / höhren Ebenen betreten.
So gilt es im Klartraum, die Aktiv-Passiv-Regel zu beachten und sich im luziden Traum dem Langweiligen, dem Ablehnendem, dem Verneinenden und dem Nicht-Besonderen zuzuwenden. Also all dem, was einem kein Vergnügen bereitet. Man lässt so seine Sehnsüchte und Wünsche (Ego) los, und wendet sich an die Traumfiguren, die drunter leiden.
Indem man sich mit Ihnen beschäftigt, und sich mit ihnen versöhnt („knuddelt“), kuriert man sich von Innen aus, weil man auf der unbewussten Ebene die andere, leidende Figur ist. Wir integrieren sie mit der Umarmung und Versöhung in unseren emotionalen Körper, und kommen unserer emotionalen Ausgeglichenheit näher.
Tatsächlich ergeben sich daraus für das eigene Wohlbefinden und zwar nicht nur in den Träumen, sondern auch im Wachleben persönliche wundersame Veränderungen, die sich nach und nach ins Leben einschleichen.
Diese, finde ich, werden in einem Gedicht von Eva Brack Pierrakos gut beschrieben und zusammengefasst. Dabei sind die lebensveränderten Tore, welche man als Held(in) mit der Aktiv-Passiv-Regal im Klartraum aufmacht, folgende:
____
»Durch das Tor gehen«
Geh durch das Tor ins Gefühl deiner Schwäche,
und du findest deine Stärke.
Geh durch das Tor ins Gefühl deines Schmerzes,
und du findest Lust und Freude.
Geh durch das Tor ins Gefühl deiner Angst,
und du findest Sicherheit und Geborgenheit.
Geh durch das Tor ins Gefühl deiner Einsamkeit,
und du findest Erfüllung, Liebe, Freundschaft.
Geh durch das Tor ins Gefühl deines Hasses,
und du findest deine Fähigkeit zu lieben.
Geh durch das Tor ins Gefühl deiner Hoffnungslosigkeit,
und du findest wahre und berechtigte Hoffnung.
Nimm die Entbehrungen deiner Kindheit an,
und du findest Erfüllung in der Gegenwart.
Deshalbe nenne ich diese Form von Traumarbeit "Die Heldenreise im Klartraum". Und sie lohnt sich.
Weil Meerfelix meint und auch zurecht, ich solle beschreiben, was sich durch die Aktiv-Passiv-Regel in meinem emotionalen Körper getan hat, hier drei Beispiele:
»Ekel« // TT // 26.01.2009
Ich falle durch einen Tunnel, lasse das Pendel im Hinterkopf kreiseln und lande wieder in meinem Bett. Auf meiner Bettdecke sehe ich ein ekliges, abstoßendes schwarzes Tier. Ich weiß, dass es meine Aufgabe ist, dieses Tier zu knuddeln. Ich knutsche es, obwohl es abstoßend ist. Zur meiner Überraschung schmeckt der Kuss süß. Ich versuche noch mehr auf das Tier einzugehen und als ich es wirklich ehrlich meine, akzeptiert es mich.
Ortswechsel: Ich bin in einem neuen Schulkomplex. Im Schulunterricht sind vereinfachte Lernmethoden eingeführt worden. Alle Schüler können teilnehmen und werden ab sofort gleichbehandelt. Ich gehöre zu den Erstklässlern und fühle mich auch wie einer. Im Biologieunterricht beschäftigen wir uns mit verschiedenen Tieren. Tiere, vor denen wir uns ekeln – also Stinktiere, Spinnen, Schleimschnecken, kackende Hunde. Im Unterricht sind sie gefeierte Helden: die Stars des Biologieunterrichts.
Notiz: Jedes Ekelgefühl dient unserem Schutz. Im transzendenten Traum ist es dennoch Einbildung. Ekel jeglicher Art anzuerkennen, wird in den Lektionen durchgegangen. Aber keine Angst, es ist alles halb so schlimm. Jeder Ekel verwandelt sich im direkten körperlichen Kontakt in etwas Wunderbares. Im Alltag wird uns der Umgang mit Ekelgefühlen weniger belasten.
»Starke Schmerzen« // TT // 06.11.2009
Ein alter Mann mit einer Augenklappe auf dem linken Auge steht vor meinem Bett und meint etwas euphorisch, dass man an meinen Füßen und Händen schöne, aber starke Schmerzen erzeugen kann. Ich habe zwar etwas Angst vor den Schmerzen, aber ich lasse ihm seinen Willen. Die Schmerzen an meinen Füßen und Hände sind sehr intensiv. Meine Eltern kommen ins Zimmer. Sie geben mir Spritzen gegen die Schmerzen. Ich bekomme weitere Spritzen, und der alte Mann operiert mich an meinem Unterleib und an meinem rechten Auge. Das Auge wird kalibriert und mittig gestellt. Der Mann sagt, dass das Signal noch sehr schwach sei. Danach entspannt er meinen Verdauungstrakt. Der wird mit einem Schlauch, der über die rechte Gebissseite eingeführt wird, durchlüftet. Die Operation wird unterbrochen, und der alte Mann verkündet, sie werde am 16. Januar fortgesetzt. Dabei wird es ums Fliegen gehen.
Ich wache auf. Ich fühle mich gut, bin aber leicht lädiert, da fast mein ganzer Innenkörper / Emotionalkörper gesäubert wurde.
Notiz: Das von dem alten Mann angesprochene Datum – 16. Januar 2010 – stimmt tatsächlich. Die Operation wird in der angekündeten Nacht fortgesetzt und wir erreichen so die »Hälfte des Weges« dieser Traumreise.
»Hitze« // TT // 04.11.2009
Es ist dunkel. Eine Stimme fragt mich, ob ich soweit sei. Ich sage: »Ja.« Mein Körper ist entspannt. Die Stimme sagt, dass sie jetzt zwei Polizisten zu sich bitten wird. Ich solle ruhig bleiben, sonst könnte es unangenehm werden. Ich vertraue der Stimme und bleibe ruhig. Ein Organ auf der rechten Seite meines unteren Körpers wird stark erhitzt und entspannt sich dabei. Ich wache auf. Alles ist gut.
____
Noch etwas: WIr werden in den späteren, tiefen transzendenten Träumen von den Figuren, festgehalten, gefesselt, angebohrt und somit zur vollkommenen Ruhelosigkeit gebracht. Der emotionale Körper muss von der anderen Seite zum völligen Stillstand gebracht werden, damit man ihn heilen kann. Deshalb lassen wir die völlige Ruhe zu – siehe Aktiv-Passiv-Regel. Das ist wichtig. Falls wir uns wehren, könnten Schmerzen entstehen.
Hier ein Beispiel, in dem mir durch eine kleine Erzählung im Traum beigebracht wird, wie ich mich bei Schmerzen verhalten soll:
»Ruhig bleiben«
Ein Mädchen verletzt sich an einem scharfen Stück Holz: Sie schreit vor Schmerz. Ihr wird von einem Mentor gesagt: »Wenn man sich verletzt, bleibt man ruhig.« Sie verhält sich daraufhin still und der Schmerz lässt augenblicklich nach.
Der Trick besteht darin, dass wir still und ruhig bleiben. Auf diese Weise lässt der Schmerz nach oder entsteht erst gar nicht. Deshalb wird man manchmal von den Figuren – zum eigenen Selbstschutz – festgehalten.
Ich freue mich über den Austausch mit Euch sehr.
Herzliche Grüße
Bartosz
ich bin gerührt, was hier passiert.
Meerfelix hat Recht, es geht mehr Richtung Traum-Yoga, obwohl ich die Techniken und Praktiken hier nicht kenne. Auch, weil mir der Erleuchtungsgedanke immer etwas wiederstrebt hat. Aber tatsächlich gibt es eine geistige Entwicklung innerhalb des eigenen Traum-Ichs in Richtung Harmonie und innerer Ausgeglichenheit.
@ Liri: Ich kann dich sehr gut nachvollziehen. Du hast Recht und das ist auch das Besondere am Klartraum: Indem man die Bewusstheit im Traum und über die Traumsituation hat, dass man keine Angst haben muss, egal was als nächstes mit dem emotionalen Traumkörper passieren wird, kann ein heilsamer und regenerierender Prozess auf diesen Ebenen beginnen.
Daher führte der vorübergehende Tod schlussendlich für mich zu einer konsequenten Regel im Trübtraum / Klartraum. Ich nenne sie die Aktiv-Passiv-Regel, die mit der Bewegungsrichtung des Traums-Ich zusammenhängt:
_______
Bewegungsrichtung des Traum-Ichs
Das Entscheidende im Alptraum (oder Klartraum) ist, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf die Bewegungsrichtung unseres Traum-Ichs richten. Wenn wir im Traum vor etwas weglaufen, uns verweigern oder etwas abstreiten wollen, sollten wir es stattdessen anerkennen, annehmen und »knuddeln« – egal, um welche Figur, welches Symbol oder Element es sich handelt. Wohin wir im Traum streben, hoffen oder wohin wir uns wünschen, lassen wir unsere Wünsche einfach los. Wir brauchen nur auf die Bewegungsrichtung unseres Traum-Ichs achten und die (in der Wiederholung und somit unserer Bewusstwerdung innerhalb des Alptraums / Klartraums) entgegengesetzte Richtung anpeilen. Das führt uns zur Grundregel dieses Buches:
Die Aktiv-Passiv-Regel
Wo wir aktiv sind, werden wir passiv und wo wir passiv sind, werden wir aktiv.
Diese einfache Regel im Traum zu beachten ist entscheidend, damit wir später unsere persönlichen fiktiven Übungsräume der transzendenten Träume betreten können. Jegliche Form der Interpretation von Traumsymbolen lässt die Türen zu den transzendenten Träumen geschlossen. Es gilt, sich von unserer Vorstellung von Vernunft, Logik und Emotion zu lösen. Ein einfaches Beispiel für die Aktiv-Passiv-Regel ist:
Wenn wir im Traum die mathematische Gleichung »2 + 2 = 4« sehen und davon überzeugt sind, dass sie richtig ist, gehen wir davon aus, dass unsere Annahme falsch ist. Wir lassen sie fallen.
Es ist notwendig, sich zu diesem Rechenergebnis passiv zu verhalten und unseren Drang, im Recht zu sein, aufzugeben. Es gibt keine Regeln im Traum außer jenen, an denen wir festhalten wollen. Unsere erlernten Regeln und unsere persönlichen Ansichten werden uns schließlich im Traum zur Verzweiflung bringen. Deshalb gilt es hier, jede Form von eingefahrenen Denk- und Glaubenssystemen loszulassen. Es geht darum, unsere Logik zu entspannen und die Analysen und Urteile im Traum zu reduzieren. Das gleiche gilt für den entgegengesetzten Fall:
Falls wir felsenfest davon überzeugt sind, dass das Ergebnis der obigen Gleichung falsch ist, erkennen wir das Ergebnis an, ohne es mit den Regeln der Logik zu überprüfen. Im Traum gibt es kein richtig oder falsch. Alles ist »sowohl als auch«. Alles hat seine Berechtigung.
Die Unfähigkeit, die Perspektive zu wechseln, wird psychiatrisch als Wahn definiert. Das ist der Grund, warum in den Alpträumen soviel Wahnsinn enthalten ist. Diesen uns allen innewohnenden Wahn gilt es nach und nach zu entkräften. Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Bewegungsrichtung im Traum lenken, können wir direkt erkennen, wie sich unsere Bewegungsenergie ausrichtet. Diesen Impuls gilt es wahrzunehmen und schlussendlich mit der Aktiv-Passiv-Regel zu begegnen.
Praktischer Nutzen: Die Aktiv-Passiv-Regel im Traum führt dazu, dass wir im Alltag ausgeglichener und umsichtiger handeln.
Erst die radikale Umkehr der Bewegungsrichtung und somit unserer Blickrichtung führt uns auf unserer Reise nach innen. Dabei erzwingt sie immer mehr die Auflösung unserer Anhaftung an Raum, Zeit, Logik und Form. Die Türschwelle in das Reich der transzendenten Träume wird durch die Änderung der Bewegungsrichtung übertreten. Nichts anderes ist der initiatorische Tod im Traum. Wir ändern mit dem »Tod des Ichs« radikal unsere Bewegungsrichtung, indem wir unser eingefahrenes »Ich« mit all seinen Denk- und Glaubensstrukturen fallen lassen.
Weil wir die Bewegungsrichtung umkehren, wird sie zu einer Spirale, die uns zunehmend in die eigene Tiefe zieht. Eine solche konzentrische Annäherung (die sich in immer engeren Kreisen um ihren Gegenstand bewegt, um im Idealfall mit ihm eins zu werden) ist »die integrierende Konzentration innerer Anschauung«, schreibt Anagarika Govinda.
Wir nähern uns so unserem ursprünglichen Selbst. Indem wir zum Stillstand oder besser zu der kleinsten gemeinsamen Schwingung mit allem und jedem auf unserer Heldenreise kommen, begegnen wir nach und nach unserem wahren Selbst. Indem wir die eingefahrene Kontrolle unseres Egos im Traum aufgeben – also zur vollkommenen Ruhe und zum Stillstand bringen, beginnt unser Erwachen im Reich der transzendenten Träume.
_________
@ Liri: Weil du nichts erwartet hast und deine Richtung radikal geändert hast, – also, anstatt vor dem Angreifer zu fliehen, hast du dich ihm hingegeben –, hattest du das Erlebnis der vollkommenen "Schlüssigkeit": Ein Gefühl, der dem Erleuchtungsgedanken ziemlich nahe kommt. Deshalb ist der initiatorische Tod im Traum nichts anderes als die Änderung der Bewegungsrichtung des Traum-Ichs um 180°. Deshalb haben viele Klarträumer diese tiefren / höhren Ebenen betreten.
So gilt es im Klartraum, die Aktiv-Passiv-Regel zu beachten und sich im luziden Traum dem Langweiligen, dem Ablehnendem, dem Verneinenden und dem Nicht-Besonderen zuzuwenden. Also all dem, was einem kein Vergnügen bereitet. Man lässt so seine Sehnsüchte und Wünsche (Ego) los, und wendet sich an die Traumfiguren, die drunter leiden.
Indem man sich mit Ihnen beschäftigt, und sich mit ihnen versöhnt („knuddelt“), kuriert man sich von Innen aus, weil man auf der unbewussten Ebene die andere, leidende Figur ist. Wir integrieren sie mit der Umarmung und Versöhung in unseren emotionalen Körper, und kommen unserer emotionalen Ausgeglichenheit näher.
Tatsächlich ergeben sich daraus für das eigene Wohlbefinden und zwar nicht nur in den Träumen, sondern auch im Wachleben persönliche wundersame Veränderungen, die sich nach und nach ins Leben einschleichen.
Diese, finde ich, werden in einem Gedicht von Eva Brack Pierrakos gut beschrieben und zusammengefasst. Dabei sind die lebensveränderten Tore, welche man als Held(in) mit der Aktiv-Passiv-Regal im Klartraum aufmacht, folgende:
____
»Durch das Tor gehen«
Geh durch das Tor ins Gefühl deiner Schwäche,
und du findest deine Stärke.
Geh durch das Tor ins Gefühl deines Schmerzes,
und du findest Lust und Freude.
Geh durch das Tor ins Gefühl deiner Angst,
und du findest Sicherheit und Geborgenheit.
Geh durch das Tor ins Gefühl deiner Einsamkeit,
und du findest Erfüllung, Liebe, Freundschaft.
Geh durch das Tor ins Gefühl deines Hasses,
und du findest deine Fähigkeit zu lieben.
Geh durch das Tor ins Gefühl deiner Hoffnungslosigkeit,
und du findest wahre und berechtigte Hoffnung.
Nimm die Entbehrungen deiner Kindheit an,
und du findest Erfüllung in der Gegenwart.
Deshalbe nenne ich diese Form von Traumarbeit "Die Heldenreise im Klartraum". Und sie lohnt sich.
Weil Meerfelix meint und auch zurecht, ich solle beschreiben, was sich durch die Aktiv-Passiv-Regel in meinem emotionalen Körper getan hat, hier drei Beispiele:
»Ekel« // TT // 26.01.2009
Ich falle durch einen Tunnel, lasse das Pendel im Hinterkopf kreiseln und lande wieder in meinem Bett. Auf meiner Bettdecke sehe ich ein ekliges, abstoßendes schwarzes Tier. Ich weiß, dass es meine Aufgabe ist, dieses Tier zu knuddeln. Ich knutsche es, obwohl es abstoßend ist. Zur meiner Überraschung schmeckt der Kuss süß. Ich versuche noch mehr auf das Tier einzugehen und als ich es wirklich ehrlich meine, akzeptiert es mich.
Ortswechsel: Ich bin in einem neuen Schulkomplex. Im Schulunterricht sind vereinfachte Lernmethoden eingeführt worden. Alle Schüler können teilnehmen und werden ab sofort gleichbehandelt. Ich gehöre zu den Erstklässlern und fühle mich auch wie einer. Im Biologieunterricht beschäftigen wir uns mit verschiedenen Tieren. Tiere, vor denen wir uns ekeln – also Stinktiere, Spinnen, Schleimschnecken, kackende Hunde. Im Unterricht sind sie gefeierte Helden: die Stars des Biologieunterrichts.
Notiz: Jedes Ekelgefühl dient unserem Schutz. Im transzendenten Traum ist es dennoch Einbildung. Ekel jeglicher Art anzuerkennen, wird in den Lektionen durchgegangen. Aber keine Angst, es ist alles halb so schlimm. Jeder Ekel verwandelt sich im direkten körperlichen Kontakt in etwas Wunderbares. Im Alltag wird uns der Umgang mit Ekelgefühlen weniger belasten.
»Starke Schmerzen« // TT // 06.11.2009
Ein alter Mann mit einer Augenklappe auf dem linken Auge steht vor meinem Bett und meint etwas euphorisch, dass man an meinen Füßen und Händen schöne, aber starke Schmerzen erzeugen kann. Ich habe zwar etwas Angst vor den Schmerzen, aber ich lasse ihm seinen Willen. Die Schmerzen an meinen Füßen und Hände sind sehr intensiv. Meine Eltern kommen ins Zimmer. Sie geben mir Spritzen gegen die Schmerzen. Ich bekomme weitere Spritzen, und der alte Mann operiert mich an meinem Unterleib und an meinem rechten Auge. Das Auge wird kalibriert und mittig gestellt. Der Mann sagt, dass das Signal noch sehr schwach sei. Danach entspannt er meinen Verdauungstrakt. Der wird mit einem Schlauch, der über die rechte Gebissseite eingeführt wird, durchlüftet. Die Operation wird unterbrochen, und der alte Mann verkündet, sie werde am 16. Januar fortgesetzt. Dabei wird es ums Fliegen gehen.
Ich wache auf. Ich fühle mich gut, bin aber leicht lädiert, da fast mein ganzer Innenkörper / Emotionalkörper gesäubert wurde.
Notiz: Das von dem alten Mann angesprochene Datum – 16. Januar 2010 – stimmt tatsächlich. Die Operation wird in der angekündeten Nacht fortgesetzt und wir erreichen so die »Hälfte des Weges« dieser Traumreise.
»Hitze« // TT // 04.11.2009
Es ist dunkel. Eine Stimme fragt mich, ob ich soweit sei. Ich sage: »Ja.« Mein Körper ist entspannt. Die Stimme sagt, dass sie jetzt zwei Polizisten zu sich bitten wird. Ich solle ruhig bleiben, sonst könnte es unangenehm werden. Ich vertraue der Stimme und bleibe ruhig. Ein Organ auf der rechten Seite meines unteren Körpers wird stark erhitzt und entspannt sich dabei. Ich wache auf. Alles ist gut.
____
Noch etwas: WIr werden in den späteren, tiefen transzendenten Träumen von den Figuren, festgehalten, gefesselt, angebohrt und somit zur vollkommenen Ruhelosigkeit gebracht. Der emotionale Körper muss von der anderen Seite zum völligen Stillstand gebracht werden, damit man ihn heilen kann. Deshalb lassen wir die völlige Ruhe zu – siehe Aktiv-Passiv-Regel. Das ist wichtig. Falls wir uns wehren, könnten Schmerzen entstehen.
Hier ein Beispiel, in dem mir durch eine kleine Erzählung im Traum beigebracht wird, wie ich mich bei Schmerzen verhalten soll:
»Ruhig bleiben«
Ein Mädchen verletzt sich an einem scharfen Stück Holz: Sie schreit vor Schmerz. Ihr wird von einem Mentor gesagt: »Wenn man sich verletzt, bleibt man ruhig.« Sie verhält sich daraufhin still und der Schmerz lässt augenblicklich nach.
Der Trick besteht darin, dass wir still und ruhig bleiben. Auf diese Weise lässt der Schmerz nach oder entsteht erst gar nicht. Deshalb wird man manchmal von den Figuren – zum eigenen Selbstschutz – festgehalten.
Ich freue mich über den Austausch mit Euch sehr.
Herzliche Grüße
Bartosz
Bartosz Werner
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»Transzendentes Träumen – Die abenteuerliche Reise zum Ursprung unseres Seins.«
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