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Buddhismus und Selbsterkenntnis

RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#31
23.07.2020, 17:19 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.07.2020, 17:31 von ichbinmehr.)
Zur Geduld nochmal:

Ich erlebe das auch wenn ich zb einen Text schreibe, ihn abschicke, schneller schreibe als meine Finger Tippen können, weil ich so schreiben möchte wie ich denke, eben ohne Grenzen. Ich hasse es über meine Texte zu gucken und 20 Rechtschreibfehler zu sehen. Ich habe keine Geduld für den äußeren Rahmen. Wenn ich schreibe bin ich im Kreativmodus, da habe ich keien Kapazitäten für die äußere Form.

Ich möchte einfach nur mein Inneres im Außen ausdrücken, aber keine neue künstliche Form bedienen. Ich möchte mein Inneres nicht wieder an Regeln anpassen müssen. Ich möchte einfach frei sein. Und deshalb bin ich so ungeduldig wenn ich zb schreibe, so dass ich so viele Fehler mache.

Ich hasse dieses Grenzen!

Wenn ich mir Musik ausdenke und sie in meinem Kopf schön klingt, dann muss ich erst das Handwerk des Musikers lernen, um die Musik die in meinem Kopf schon fertig und perfekt ist auszudrücken. Aber das habe ich nie auf eine Weise geschafft, dass ich das hätte ausdrücken können, was in meinem Kopf vorgeht. Ich möchte aber jetzt Musik machen. In mir sitzt ein ganz kleines Kind. Wie alt das wohl ist? Es sagt 2 Jahre alt.

Doch dieses Handwerk das fällt mir immer so schwer, weil mir da ganz grundlegende Kompetenzen fehlen, und meist die Geduld und Frustrationstoleranz.

Handwerk ist das Stichwort. Ich habe eine ganz grundlegende Blockade innerhalb meiner Handlungskompetenz. Alles was ich in die Hand nehme geht schief, bleibt an einer Blockade hängen, so dass sich kein rechter Erfolg einstellt. Ich bin anstatt zur Handlungsfähigkeit systematisch zu Hilflosigkeit erzogen worden.

Wie kann man Geduld und Handwerksreife erwerben, wenn da so so viel Frust und Unfähigkeit in einem ist? Wie kann man mit der Materie Freund werden, wenn man immer so fühlt?

Ich hasse diese ganzen körperlichen Grenzen, wo ich nie frei sein kann und meine Energie sich in so vielen Fehlern und Missgeschicken ausdrückt. Ich hasse es. Deswegen wurde ich auch Klarträumer, weil ich den Traum komplett mit meinem Geist steuern kann und es keine körperlichen Grenzen gibt. Das ist Freiheit für mich. Ich bin das Grenzenlose, bin aber eingesperrt in einem unfähigen Körper.

Ich hasse die Begrenzungen des Körpers. Das wollte ich nocheinmal laut sagen, bevor ich jetzt vielleicht lernen möchte, geduldig zu sein. Ich hasse es. Ich finde es unfair, dass ich es so schwer habe.

Es gibt andere Situation da bin ich geduldig. Zum Bespiel kann ich mit Kindern sehr viel Geduld aufbringen. So viel dass mich meine Kollegen um meine Geduld beneiden, weil sie das gar nicht aushalten können, was ich den Kindern gegenüber an Geduld aufbringe. Ich tue das weil ich es mir selbst wünsche. Das ist Projektion. Aber mir mir selbst, bin ich sehr ungeduldig.

Ich frage mich, wie lernt denn ein Kind Geduld? Immer wenn ich etwas nicht kann und lernen möchte frage ich mich, wie lernen Kinder das? Das hilft mir immer. 

Kinder lernen Geduld wenn man sie so sein lässt wie sie sind. Wenn sie spielen dürfen, ohne dass sie etwas erreichen müssen. Wenn man sie nicht überfordert. Wenn man ihnen die Zeit lässt, die sie brauchen. Wenn man den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an ihre Fähigkeiten anpasst. Wenn man sie lobt, sie beglückwünscht und sie sich sicher fühlen können. Kinder suchen sich selbstständig Aufgaben die sie bewältigen wollen, wenn sie eine sichere Bindung zur Bezugsperson haben. Wenn sie in Sicherheit sind. Sie lernen Geduld, wenn sie wissen, dass sie ruhig Fehler machen dürfen und trotzdem geliebt werden. Das muss man ihnen sagen und dass muss man sie spüren lassen.

Das alles gebe ich jeden Tag meinen KiTa Kindern, aber mit mir, fällt mir das schwer, weil ich nie die Voraussetzungen hatte. Und daher fällt es mir schwer mir das selbst zu geben. Ich versuche es, aber das ist schwer mit dem Anspruch den man an einen Erwachsenen hat, wenn dieser Teil im Innen erst 2 Jahre alt ist. Und man hat nie Erfolgserlebnisse, weil alle anderen es immer besser können. Wie kann man dann mit sich selbst zu frieden sein? Wenn man aber keien Zufridenheit mit der eigenen Leistung aufbringen kann, dann dreht man sich immer wieder im Kreiskauf der Ungeduld.

Kinder lernen ebenfalls Geduld, wenn man ihnen bei schwierigen Aufgaben hilft. Sie etwas hochhebt, damit sie ein schwieriges Ziel erreichen können. Das gibt ihnen Rückhalt. Das gibt ihnen Vertrauen, selbst dann wenn sie selbst noch nicht die Kraft haben, diese Hürde zu meistern. Bei diesem Aspekt schmerzt es mich ganz besonders.

Mir wurde in der Kindheit gesagt: Du kannst das nicht. Wenn ich es trotzdem alleine geschafft habe, wurde mir mein Erfolg abgesprochen. Meine narzisstischen Eltern haben meinen Erfolg ignoriert oder mir die Sache, die ich so liebte verboten. Und ich habe es nie erlebt, dass ich auch nur einmal hochgehoben wurde, damit ich ein Erfolgserlebnis hatte. Nein ich wurde sogar noch erniedirgt und runtergedrückt, wenn ich mal etwas geschafft habe.

Und vielleicht braucht der Mensch dafür einen Gott, damit der einen mal hochhebt, weil man etwas nicht aus eigener Kraft schafft. Wer soll es sonst tun. Wenn ich mich hochheben könnte, würde ich es tun. Hey Gott bitte heb mich doch jetzt ab und zu mal hoch, wenn ich etwas nicht allein schaffe. Ich muss nicht mehr alles allein schaffen. Bitte hilf mir.

Und gleichzeitig sehe ich den never Endung Kreislauf, denn man möchte ja etwas erreichen, um sich geliebt zu fühlen, weil man die Liebe über die Anerkennung für das erreichte Ziel sucht. Nur deshalb strebt man überhaupt nach Erfolg. Ohne das ständige Versagen hätte ich mein Streben nie in Frage gestellt. Ich tat das nur, weil ich keine Wahl hatte und in allem versagt habe. Denn ohne Liebe kann man nicht Erfolgreich sein. Und Ohne Erfolg bekommt man keine Liebe. Und ohne Liebe fällt es uns Menschen sehr schwer uns selbst zu lieben. Ich möchte diesen Kreislauf und was von ihm noch übrig ist jetzt durchschneiden.
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#32
23.07.2020, 22:20 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.07.2020, 22:33 von Nuevo.)
[+] 1 User sagt Danke! Nuevo für diesen Beitrag
(22.07.2020, 18:18)ichbinmehr schrieb: ...

Ich freue mich, wenn jemand Lust hat, sich über den weiteren Verlauf des Textest zu unterhalten.

...
 
Also fragte ich mich, warum identifiziere ich mich, mit dem Beobachter? Und wie lässt die Illusion des Beobachters los?

Kann der Beobachter sich selbst umbringen? Und ist das ein erreichenswertes Ziel?

Das frage ich, weil ich manchmal auch zwei Schritte vor dem ersten mache, was mir dann gar nicht gut tut.
...

 
Der gesamte Prozeis kommt einer Auflösung des Ego gleich. Wir beginnen damit, daß wir es lernen, uns mit den neurotischen Gedanken und Emotionen auseinanderzusetzen. Dann werden durch das Verständnis von Leerheit, von Offenheit, falsche Vorstellungen entfernt. Dies entspricht der Erfahrung von Shunyata. In Sanskrit bedeutet Shunyata wörtlich ,Leere oder .„Leerheit". das heißt sozusagen offener Raum", das Fehlen jeglicher begriffsbildender Einstellungen. Daher sagt Nagarjuna in seinem Kommentar über Madhyamika: .Ebenso wie die Sonne die Finsternis vertreibt, hat der vollkommene Weise die falschen Gewohnheiten des Geistes überwunden. Er nimmt weder den Geist noch Gedanken wahr, die aus dem Geist entstehen."
 
Das Herz-Sutra endet mit dem ..großen Zauberwort" oder Mantra. In der tibetischen Fassung heißt es: „Daher sollte das Mantra der transzendenten Weisheit, das Mantra der tiefe Sicht, das unübertroffene Mantra, das unvergleichliche Mantra. das Mantra, das alles Leiden stillt, als Wahrheit erkannt werden, denn es ist frei von Täuschung." Die Wirkungskraft diesus Mantra entsteht nicht aus irgendeiner vorgestellten mystischen oder magischen Macht der Worte, sondern aus deren Bedeutung. Es ist interessant, das das Sutra nach der Erörterung über Shunyata - Form ist leer, Leerheit ist Form, Form ist nichts anderes als Leerheit. Leerheit ist gleichbedeutend mit Form usw. zur Darstellung des Mantra übergeht.

...

 
Ich finde solche Buch-Texte immer sehr schwierig. Daher gehe ich nicht auf alles, in dem Text ein. Aber hier ein paar Anmerkungen, wie ich den Buddhismus verstehe, bzw. das Herz Sutra.  meditier


Es gibt keinen Beobachter und auch keine Illusion eines Beobachters. Daher stellt sich die Frage des "umbringen" und des identifizieren nicht. Mit Paradoxien umzugehen ist die Herausforderung. Erkennen, dass wir es nicht erkennen und verstehen können, egal wie du es drehst und wendest.
Übrigens gibt es Paradoxien auch nicht.  wall  


Da fand ich diese "Logik" von Nagarjuna ganz treffend.
Etwas ist (so)
Etwas ist nicht (so)
Etwas ist sowohl (so) als auch nicht (so)
Etwas ist weder (so) noch nicht (so)

Wikipedia Nagarjuna



Zum Begriff der Leerheit
Den Begriff "Leerheit" oder "leer" finde ich nicht besonders gut, da er etwas suggeriert, nämlich eine Art von "Nichts" oder fehlen von etwas oder rein gar nichts, aber das alles trifft es nicht. Ich weiß aber nicht ob das in Sanskrit (offener Raum), Chinesisch, Japanisch oder in einer anderen Sprache, es besser trifft. Am Ende versagt die Sprache hier, man kann sich mit ihr nur annähern.
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#33
24.07.2020, 08:13
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Ich mag in diesem Zusammenhang ("Leerheit") den Vergleich mit einer Tasse oder Schüssel.
Dass es heißt: "Leerheit ist Form und Form ist Leerheit", zeigt ja, dass man Leerheit nicht für sich allein, sondern nur als EINEN Aspekt des Seins betrachten sollte.
Eine Schüssel hat zweifellos eine Form.
Aber diese Form ist genau so beschaffen, dass sie dadurch auch Leerheit besitzt, oder normaler ausgedrückt: "leer ist".
Wenn sie nicht innen leer wäre, hätte sie nicht die Form einer Schüssel.
Und wenn sie nicht die Form einer Schüssel hätte, dann gäbe es auch kein "innen" und dann könnte man auch nicht von Leerheit sprechen.
Da wäre dann einfach "nichts".
Von "Leerheit" lässt sich also nur sprechen, wenn es auch "etwas" gibt.
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#34
24.07.2020, 10:01
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Danke ihr beiden.

Ja Rhetor so sehe ich das auch. Selbst die Leere ist eine Form.

Dann folgt aber der nächste Schritt. Den zu schauen, der das erkennt. Da ist ja wieder ein Beobachter Ich, welches erkennt, dass Form = Leerheit ist.

Meine Frage lautet, wie lässt die Identifikation mit dem Beobachter los der das erkennt?

Wie wechseln man in die nächste Schicht, wo auch der Erkennde sich auflöst?

Es passiert mir manchmal, aber schwups bin ich wieder drin.

Oft schaffe ich loslassen, wenn ich etwas erstmal ganz annehme. Mir hilft da die Frage, wozu hat es mir gedient?

Also wozu hat mir der Beobachter gedient?

Da kommt mir zb... um zu Unterscheiden, denn nur in der Unterscheidung kann sich das Selbst erkennen.

Der Prozess der Differenzierung wird im Erwachen wieder rückgängig gemacht. Wenn das Unterscheiden zur genüge gelebt wurde, fällt der Unterscheider wieder weg. Dann gibt es niemanden mehr der beobachtet, dann ist man das was man ist, weil es kein Bedürfnis mehr gibt zu unterscheiden.

Man kennt sich dann ja. Auch wenn das wieder paradox klingt, weil man sich nie kennen kann. Aber wenigstens hat man das dann begriffen und kann aufgeben es zu versuchen.

Du hast Recht Nuevo. Es gibt letztlich gar keine Paradoxien. Und doch brauchen wir den Begriff, solange wir Freude am Unterscheiden haben.
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#35
24.07.2020, 10:40 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.07.2020, 11:20 von Nuevo.)
[+] 1 User sagt Danke! Nuevo für diesen Beitrag
Hallo zusammen,

@Rhetor

sehr gut beschrieben. Jedoch würde ich dem Satz "Von "Leerheit" lässt sich also nur sprechen, wenn es auch "etwas" gibt." nur bedingt zustimmen. Wenn wir über die sprachliche Annäherung sprechen, ist das korrekt. Wenn wir über "Leerheit" sprechen, eher nicht, aus meiner Sicht bigwink natürlich.



(24.07.2020, 10:01)ichbinmehr schrieb: ...
Meine Frage lautet, wie lässt die Identifikation mit dem Beobachter los der das erkennt?

Wie wechseln man in die nächste Schicht, wo auch der Erkennde sich auflöst?

Es passiert mir manchmal, aber schwups bin ich wieder drin.

Oft schaffe ich loslassen, wenn ich etwas erstmal ganz annehme. Mir hilft da die Frage, wozu hat es mir gedient?

Also wozu hat mir der Beobachter gedient?

...




@ichbinmehr,

ja, meine unbefriedigende Antwort auf die Fragen lautet, es geht nicht, solange man es versucht.
Man kann es weder loslassen noch durchdenken noch annehmen oder in eine "Schicht" wechseln. Aber dann ist eine Diskussion darüber auch nur schwer möglich. Von daher, der Beobachter dient dazu, unsere Welt zu erfassen. Eine Welt in der es "Form" und "Leerheit" gibt.

Mit Meditation und Klarträumen jedoch, kommt man sicherlich weiter  meditier  LD  dance  sleep
„Ein Ding zu werden, bedeutet ein Ding zu kennen.“
„Seine Form einzunehmen heißt, zu beginnen, seine Existenz zu begreifen.“
 Zitat aus Star Trek, Deep Space 9, S06E04 "Behind The Lines"


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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#36
24.07.2020, 11:58
[+] 3 User sagen Danke! Gast für diesen Beitrag
(24.07.2020, 10:40)Nuevo schrieb: @Rhetor

sehr gut beschrieben. Jedoch würde ich dem Satz "Von "Leerheit" lässt sich also nur sprechen, wenn es auch "etwas" gibt." nur bedingt zustimmen. Wenn wir über die sprachliche Annäherung sprechen, ist das korrekt. Wenn wir über "Leerheit" sprechen, eher nicht, aus meiner Sicht bigwink natürlich.

Ich glaube, das hängt hauptsächlich davon ab, was man unter "es gibt" versteht.
Ich bin ja ein überzeugter Anhänger des KISS-Budhismus wink1
Und als solcher meine ich mit "es gibt" insbesondere alles, was ich so mit meinem normalen verblendeten zerstreuten Alltagsbewusstsein wahrnehmen kann oder was zumindest meinem beschränkten Alltags-Verstand plausibel erscheint (z.B. Radiowellen usw.) – also ganz naiv gesprochen.

P.S.: "KISS" = "Keep It Simple, Stupid!" – Natürlich immer nur an einen selbst gerichtet, wenn man z.B. dazu neigt, sich über Paradoxien usw. den Kopf zu zerbrechen, oder in anderem Zusammenhang aus Dingen eine Wissenschaft macht und darüber die Geduld für die eigentliche Praxis verliert.
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#37
24.07.2020, 12:24
[+] 2 User sagen Danke! Liri für diesen Beitrag
Ja. Manchmal habe ich den instinktiven Eindruck, all die Paradoxien in diesem Bereich sollen nicht zum Grübeln anregen, sondern dazu zwingen, endlich aufzuhören, es zu tun, und darüber hinauszugehen, in die Unmittelbarkeit =)
~ Nachad hobi no driabadramd ~


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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#38
24.07.2020, 15:20 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.07.2020, 15:21 von ichbinmehr.)
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Ich glaube, ob man sich lieber den Kopf zerbricht oder in Stille sitzen mag, dass hängt vom jeweiligen Individuum ab und letztlich ist es ganz egal, wie ein Ich sich selbst erkennt/dekonstruiert. Wichtig ist mir, dass man seinen eigenen Weg irgendwann auch mal in Frage stellt, um das Gegenteil anzunehmen, damit die Idee eines Weges samt aller Anhaftungen die noch am Weg kleben, loslässt.


Zitat:Denn Buddha sagt:

Die Lehre gleicht einem Floß, das man benutzt, um über einen Fluss ans andere Ufer überzusetzen, das man aber zurücklässt und nicht mehr mit sich herumschleppt, wenn es seinen Zweck erfüllt hat.


Zitat:Und Liri sagt:

Ja. Manchmal habe ich den instinktiven Eindruck, all die Paradoxien in diesem Bereich sollen nicht zum Grübeln anregen, sondern dazu zwingen, endlich aufzuhören, es zu tun, und darüber hinauszugehen, in die Unmittelbarkeit =)

Ja, und das kann eben auch der Verstand erkennen. Diese Möglichkeit sollte man nicht ausschließen, nur weil es Leute gibt die das behaupten. Buddha sagte auch, du musst alles selbst prüfen.  Ich habe mich  durch den Verstand erkannt.

Lernt man jetzt Fahrrad fahren besser durch Stützräder oder ohne? 
Da wird es unterschiedliche Erfahrungen geben und letztlich muss man gucken, womit das eigene Kind praktisch am besten zurecht kommt. Simple oder Kompliziert, hängt ja vom individuellen Bedürfnis einer Person ab.
Und wenn 95% der Kinder Fahrrad fahren am besten durchs Laufrad fahren lernen, dann kann es 3 % geben die mit Stützrädern am allerbesten klar kommen, vielleicht weil sie nie ein Laufrad hatten, oder weil es da jemanden gebräucht hätte, der das Rad mal festhält und Halt gibt.

Um mal eine etwas andere Perspektive als die buddhistische aufzuzeigen, wo die Erkenntnis  über den Weg des Verstandes läuft, hier ein Beispiel aus dem Advaita Vedanta. Dieser Weg hat einen ganz großen Vorteil, nämlich dass der Handelnde der etwas erreichen könnte, ziemlich schnell dekonstruiert wird. So lassen Anhaftungen an den eigenen Weg und das Streben nach Verwirklichung, sehr schnell los. Das ist natürlich schmerzhaft wenn einem alle Vorstellungen genommen werden, aber vielleicht doch liebevoller, als einem Weg zu folgen, den es nicht gibt. 

Karl Renz - 7 Stufen des Erkennens (4 Minuten)


https://www.youtube.com/watch?v=Rd88qOjG...gDMWQekQos


Karl Renz - Was schöpft den Schöpfer (12 Minuten)

https://www.youtube.com/watch?v=at-FRGfp...gS1VJ_Osso
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#39
29.07.2020, 15:13
Zitat:DHARMAS OHNE LOB UND TADEL Seite 46-49
 
In allen buddhistischen Schriften heißt es, daß der Geist ständig in Verwirrung und Unwissenheit lebt. Dharmas sind lebendige Belehrungen in Klarheit, wie sie spontan in allen möglichen Lebenssituationen auftauchen. Doch sind die Dharmas nicht nur ein Hilfsmittel, mit dem Klarheit zu erlangen ist; sie sind auch das in dem Praktizierenden bereits vorhandene Gefühl von Klarheit. Bei einer simplifizierten Einstellung gegenüber Spiritualität herrscht Verwirrung über die Mittel und denjenigen, der sie zur Anwendung bringt.
 
Nach dem Samadhiraja-Sutra ist die Betrachtungsweise falsch, das wir i n den Dharmas anstatt a l s die Dharmas leben. Innerhalb einer Einstellung, wo ein Gefühl von Trennung zwischen den Lehren und dem Praktizierenden besteht, kann es keine Freude geben: nur Ernsthaftigkeit, Kampf, Suche. Der auf das Ego hin ausgerichtete Geist, der immer nach irgendeiner Form von Befriedigung sucht, belehrt uns darin, daß wir uns wie hungrige Kühe verhalten. Selbst die spirituelle Suche nimmt die Form einer hungrigen Kuh an. Du hast irgendeinen Glau ben angenommen, sei es entweder durch die Lektüre heiliger Schriften oder dadurch, daß du dir das Beispiel eines Meisters zu Herzen genommen hast. Das Annehmen dieses Glaubens könnte Freude oder Überzeugungskraft hervorrufen, doch gleichzeitig existiert das Bewusstsein von deinen versteckten, unbequemen Teilen.
 
Bei dieser Anschauung hat sich Spiritualität mit dem Guten verbündet - das Gute, das sicherlich das Böse, dem es gegenübertritt, vernichten wird. Du hast jedoch das Gefühl, daß du, wenn du dein Bündnis mit dieser Tugendhaftigkeit nicht aufrechterhältst, dem Verderben geweiht bist. Insgesamt gesehen beruht diese naive Betrachtungsweise auf Sicherheitsdenken als dem Gefühl, daß du der rechten Lehrrichtung, dem richtigen Verein angehörst. Weil du dich auf die Lehren als ein Hilfsmittel, ein Ziel oder einen von dir getrennten Wirkungsbereich beziehst, wird ihr Einfluß abgeschwächt.
 
Das Lob der Bestätigung
 
Vielleicht stellt sich die magische Zauberkraft nicht ein, welche du erwartet hast. Das Gefühl von Eintönigkeit bei deiner Praxis wächst. Insgeheim befürchtest du, das du den Glauben verlierst. Vielleicht versuchst du, mit einer neuen Kampagne deinen Glauben wiederherzustellen. Andererseits findest du dich vielleicht aufgesogen von dem göttlichen Willen dieser Lehre, was am Anfang bedrohlich ist. Doch dann stellt sich der magische Moment ein du entwickelst wirklichen Glauben dafür und gibst deine Entdeckung an andere weiter. In beiden Fällen herrscht ein Gefühl von großer Sicherheit, und du lobst die geheimnisvolle Vollkommenheit deiner Lehren. Dies führt zu einer gewissen Ruhe oder zu einer bestimmten Energieform, die nicht ganz einwandfrei ist. Du stellst fest, das du dich ständig mit anderen Gedanken über die Lehre austauschen must, damit du dein strahlendes Lächeln oder deine stetige Festigkeit aufrechterhalten kannst
 
Die verfälschende Nachahmung der Lehren
 
Innerhalb des Vorgangs, der als verfälschende Nachahmung der Lehren bezeichnet werden könnte, bist du immer hoch von der fiebrigen Erregung und Begeisterung des wahrhaft Gläubigen erfüllt, doch hast du bisher noch nicht deine Lebensform in den Lehren begründet. Du mußt noch deinen Stil entwickeln und dich fest etablieren. An diesem Punkt verlierst du dein Gefühl für Freundschaft, für den persönlichen Kontakt. Die Begegnung mit einem alten Freund verläuft sehr peinlich. Du betrachtest die ganze Welt als deine Beute: alle könntest du verzehren, ob es sich nun um Freunde oder Verwandte handelt. Du bist dir selbst fremd geworden. Dein einziger Bezugspunkt, die einzige Möglichkeit, die dir bleibt, um dich selbst abzusichern. ist die stetige Überprüfung anhand der heiligen Schriften oder mit der Hilfe des gro- ßen Meisters, der dich ursprünglich bekehrt hat. Du betrachtest deine merkwürdige Fremdheit als irgendein wundersames Geschenk des Fortschritts. Reden in der Öffentlichkeit und die unablässige Ausführung von Ritualen werden zu einem Hilfsmittel, diese Eigenschaft zu erhalten und ihre Bedrohung zu überleben.
 
Nachdem du dich selbst völlig den Lehren verpflichtet hast, fühlst du dich nun berechtigt dazu, deine eigene Version davon in den Vordergrund zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt könntest du dich durchaus von deinem ersten Meister lossagen, weil er es unterläßt, dein Wachstum anzuerkennen. Dein Lehrstil wird nun zu einem königlichen Befehl, dem man entweder gehorcht oder sich davonzumachen hat. Du empfindest überhaupt kein Gefühl von Freundschaft mehr gegenüber dem Leben.
 
An diesem Punkt ist wirkliche Ein-Sicht unmöglich. Du nährst dich ständig von deinen Projektionen der Welt. Manchmal kann dich Verwaltungsarbeit innerhalb der Vereinsorganisation - als eine gewisse Form von geistiger Gesundheit - wieder auf den Boden zurückbringen. Doch selbst das wird als eine Entwicklungsform verkleidet. Wenn du dich weiter und weiter in das in-nere Gefüge dieses Dramas hineinbegibst, gerät deine geistige Gesundheit in einen bedenklichen Zustand. Das Gefühl von Erbärmlichkeit wird überwältigend, solltest du dich selbst zum Lehrer erklären oder irgendwie aus der ganzen Sache aussteigen wollen. Weitere Bestätigung in deiner spirituellen Rolle dürfte dich nun an den Punkt bringen., wo dir Sensibilität völlig abgeht. In der Regel stellst du dich selbst nicht mehr in Frage. Du dürftest dich nun in völliger Sicherheit wiegen, doch du bist lediglich zu der ursprünglichen Verwirrung zurückgekehrt. daß du dein Ich zu stärken suchst. Für andere magst du nun ziemlich ruhig, ausgeglichen und vollkommen erscheinen, doch in Wirklichkeit blähst du dich einfach dick auf. Das gesamte Verhalten zeugt lediglich von Feigheit.
 
Das Löwengebrüll
 
Die Botschaft des Buddha, daß es so etwas wie das Durchschneiden von Verwirrung und Unklarheit gibt, ist das Löwengebrüll. In den Lehrunterweisungen des Madhyamika spricht Nagarjuna vom Durchtrennen der Hauptschlagader des Irrglaubens. Glaube ist die Bereitschaft dazu, alles das offenzulegen, was verborgen ist. Du solltest deine Zweifel nicht dadurch verschleiern. daß du Schönheitspflästerchen der Selbst-Bestätigung darüber klebst. Diese Bereitschaft, sich selbst preiszugeben, scheint den Unterschied zwischen einer egozentrischen und einer erleuchteten Einstellung gegenüber der Spiritualität auszumachen. Es ist ein Leichtes, die Verwirrung durchzuschneiden, wenn wir wissen, was es zu durchschneiden gilt.
 
In der tantrischen Philosophie heißt es daß die Zerstörung des Ego die spontane Handlungsweise von erleuchteter Energie ist. Hier bedeutet das Löwengebrüll nicht ein Siegesgebrüll, sondern ein Brüllen, das sich über die Täuschung des Ego lustig macht. Da ist kein Platz mehr für weitere Bestätigung durch Verbergenwollen.
 
Denn das Lowengebrüll bedeutet ständiges Durchschneiden und stetiges Freilegen von einer (Ent) täuschung nach der anderen. Daher muss das Durchtrennen nicht strategisch geplant werden Ganz im Gegenteil es ist taktisch daß der Strategie des Ego ständig die Masken abgebissen wenden.
 
Die oder eines tantrischen Vidyadhara (Wissenshalters) setzt an die Stelle der Erzeugung eines Bodhisattva von irgendetwas vielmehr einen unaufhörlichen Demaskierungvorgang.
 
Im Falle des Bodhisattva verläuft dieses Ablegen von Masken auf sanfte Weise (schrittweise, durch Selbstmitgefühl).
Das Erkennen der Tiefgründigkeit des Ego und erzeugt die Tiefe des Wissens (Prajnai). Prajna bedeutet die Einsicht, welche das Spiel des Ego durchschneidet. Doch das Erfülltsein von dieser Erkenntnis bietet immer noch ein Gefühl der Bestätigung.
 
Im Falle des tantrischen Vidyadhara entspricht das abreißen der Masken einer heftigen Erschütterung. Da der Vorgang des Demaskierens eine bestimmte Form der Bestätigung mit sich bringt, wird diese bei der tantrischen Einstellung in scheinbar gegen die Vernunft verstoßenden Art und Weise ausgemerzt.
 
Im Buddhismus gibt es keine Magie, jedoch eine mystische Betrachtungsweise. Dies hat nichts mit himmlischen Mächten zu tun. In diesem Falle ist das Mystische die Erkenntnis der wahren Natur des Ego.
 
Dharmas sind nicht zu tadeln
 
Dharmas sind ohne Makel, denn niemand hat sie erzeugt - Dharmas sind einfach das. was ist. Das Zuschieben von Verantwortung oder Schuld entsteht aus einem Sicherheitsdenken heraus, wobei wir uns mit bestimmten Vorbehalten identifizieren, wie die Dinge zu sein haben. Wenn uns eine spirituelle Lehre bei dieser Einstellung nicht mit ausreichenden Schönheitspfläster chen versorgt, kommen wir ins Schleudern. Die buddhistische Lehre liefert nicht nur keinerlei Schönheitspflästerchen, sie vernichtet diese sogar.
 
Wenn die Schönheitspflästerchen des Ego zerstört werden, wird ein Punkt erreicht, wo die Beziehung zur Lehre den unaufhaltsamen Tod des Ego bedeutet. Doch das Ego möchte immer Zeuge seines eigenen Todes sein und diesen zu würdigen wissen. Solange es sich darum dreht, ohne Schönheitspflästerchen zu sein, gibt es immer noch einen Grund dafür, wieder neue zu erschaffen. Die Bestätigung. keine aufgesetzten Flicken mehr zu haben, ist nur neues Flick- werk, und daher bleibt die Notwendigkeit zum Sterben stetig weiter bestehen.
 
Wo es Tod gibt. so lehrt uns die wissenschaftliche Logik, bedeutet dies automatisch die Geburt von etwas anderem, bis es auch keinen Geist mehr gibt, der beides erfahren könnte. Dieser teuflische Kreislauf setzt sich fort, bis er an einem bestimmten Punkt zu einem derart genau wahrnehmbaren Tanz wird, daß ein Gefühl von erfrischender Freude jeden Augenblick zu durchdringen beginnt. Die Hingabe an den Tanz, die Freude an einem Nicht-im-Geiste-Sein ermöglichen es, aus dem Teufelskreis des Ego auszubrechen.
 
Daher sollte die Lehre von den Dharmas ohne Tadel als gute Nachricht betrachtet werden. Es scheint sich dabei um äußerst gute Neuigkeiten zu handeln, denn es bleibt keine andere Wahl. Lob und Tadel sind bedingte Erfahrungen eines herrlich zusammengestückelten Flick- werks aus Schönheitspflästerchen. Es bleibt keine andere Wahl, als die Dinge so zu akzeptieren. wie sie sind. Stelle dir nun vor, das du in die Enge getrieben bist und keine andere Möglichkeit hast - dann beginnst du zu erkennen, daß es durch das Fehlen eines Entweder-Oder eine andere Alternative gibt. Dies eröffnet eine neue Dimension von Raum, doch ist dies kein Raum von Sicherheit.
 
Die Philosophie des Zen könnte es so ausdrücken, das die Wahl-Losigkeit des Sitzens in Zazen die einzige Wahl-Möglichkeit ist. Du selbst hast in erster Linie das Sicherheitsdenken betrieben, und du warst es, der nach den Schönheitspflästerchen verlangt hat. Du hast den ganzen Ablauf in Szene gesetzt. Es gibt eine Form der Betrachtungsweise, wobei der Gedanke an Schönheitspflästerchen niemals aufgekommen ist. Wenn du nach einem solchen suchst, könnte dies nicht vermittelt werden, da der Gedanke daran niemals aufgetreten ist. Von diesem Standpunkt aus gesehen existiert kein Tadel., weil es kein Lob gibt.
 
Bei der buddhistischen Einstellung gegenüber der Spiritualität ist das Herunternehmen der Masken die einzige Möglichkeit. Wenn du nach einer künstlichen Maske suchst, damit du dich an der Zeremonie des Entlarftwerdens erfreuen kannst, so ist dies immer noch das unaufrichtig sich windende Spiel des Ego. Daher können wir denjenigen, der die Masken abreitst, nicht dafür tadeln, daß er seine Arbeit nicht vollständig ausführt. Das Entlarven- oder überhaupt das Verlieren des Gesichtes - muß in uns selbst gefunden werden.


In wie fern beschäftigt ihr euch mit euren Masken?
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#40
29.07.2020, 17:34
[+] 2 User sagen Danke! Lucinda für diesen Beitrag
(29.07.2020, 15:13)ichbinmehr schrieb: In wie fern beschäftigt ihr euch mit euren Masken?

Ich glaube, meine größte Maske ist die der Konfliktvermeidung. Das ist schon anstrengend und herausfordernd. Weil ich mich dann nicht entsprechend für mich und meine Rechte und alles was damit zusammenhängt so richtig einsetze. fear
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RE: Buddhismus und Selbsterkenntnis
#41
29.07.2020, 19:07
[+] 1 User sagt Danke! ichbinmehr für diesen Beitrag
Was mir immer hilft, ist meine Masken wert zu schätzen. Die haben ja ne Funktion.
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