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Was ist Liebe?» Was versteht ihr unter "Liebe"?

RE: Was ist Liebe?
04.08.2020, 07:50
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Love is a
verb
Liebe ist ein TuWort

Liebe ist ein schwer kontaminiertes Wort


...hier mal 2 Zitate, die am ehesten beschreiben, was ich persönlich für 《Liebe 》 halte:

♡Liebe ist die Fähigkeit,
den Menschen,
die uns wichtig sind,
die Freiheit zu lassen,
die sie benötigen,
um so sein zu können,
wie sie sein wollen

- unabhängig davon, ob wir uns damit identifizieren können oder nicht.

♡Liebe heisst " ich gebe dir den raum, so zu sein, wie du bist "

Vollkommene Akzeptanz, ohne Wenn und Aber...
...und an den richtig romantischen Abenden meines Bewusstseins geh ich mit meiner Verwirrung Salsa tanzen...
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RE: Was ist Liebe?
04.08.2020, 10:24 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.08.2020, 10:56 von ichbinmehr.)
Das mit der bedingungslosen Liebe ist eine schöne Theorie.

Aber hält diese im wahren Leben stand?

Bedingungslose Liebe für einen Menschen habe ich auch schonmal erfahren. Nur war das eben ein Zustand ohen Ich. Zustände kommen und gehen. Manchmal habe ich ein Ich, manchmal habe ich keins. Ich bin das was auf diese Zustände schaut. Man darf mich aber nicht mit Ich oder Nicht ich einzig verwechseln.

Bedingungslose Liebe erfährt man nur wennn hier kein Ich ist, das Bedürfnisse hat. Und wird das jemals kontinuierlich eintreffen? Diese Grundsatzfrage müssten wir uns evtl vorher stellen.


Wie ist das, wenn mir jemand weh tut? Ich hatte nämlich genau so einen Konflikt kürzlich. Ich habe jemanden sehr geliebt, ihn mit all seinen Fehlern angenommen. Aber dann hat er mir immer wieder geschadet. Das Ganze ist dann an einem Punkt so extrem geworden, dass ich das nicht akzeptieren konnte, aus Liebe zu mir.  Ich bat ihn sich zu ändern, aber das konnte er nicht. Ich musste mich abgrenzen. Obwohl ich das nicht wollte, aus Liebe zu ihm. Aber er hat es auf die Spitze getrieben, damit ich mich abgrenze. Und trotzdem liebe ich ihn so wie er ist, mit seiner Gewalt, denn ich verstehe warum er so ist. Ich vergebe ihm, aber kann es nicht zulassen, dass er mir das antut. Jetzt liebe ich ihn aus der Distanz.

Ich kenne bedingungslose Liebe als Bewusstseins Zustand den ich erfahren habe. In einem Zustand ist ja auch oft keine Ich Identifikation vorhanden. Dann ist es leicht von bedingungsloser Liebe zu reden. In meinem realen Leben wo mein Ich wieder existiert, gibt es Bedingungen, zb damit es mir gut geht. Es gibt für mich keine andere Orientierung als mein Ich. Ja ich halte das sogar für fraglich, ob das unter realen Umständen (dh ohne Selbstverleugnung) möglich ist.

Ob es den Ego Tod wirklich gibt, das halte ich für fraglich. Ich glaube der Ego Tod ist eine Geschichte die sich ein Ego erzählt, welches sich selbst verleugnet. Diese Selbstverleugnung wird dann heilig gesprochen und die Gewalt gegen sich selbst somit getarnt. Jesus sagte, der Vater und ich sind eins. Er sagte damit  gibt keine Trennung zwischen Ich (Person) und Nicht ich (also Gott). Da wir mit dem Ungewissen (wer bin ich denn nun?) nicht klar kommen und dazu neigen uns festzulegen, legen wir uns oft auf Ich oder Nicht ich fest. Dabei sind wir beides. Jedes Festlegen auf Ich oder Nicht ich, ist wieder ein Bedürfnis eines Egos.

Ich sage das auch als ein Mensch der seit frühster Kindheit emotional missbraucht wurde. Ich habe den Missbrauch mein ganzes Leben lang durch meine bedingungslose Liebe abgewehrt. Ich habe andere Menschen stets idealisiert und selbstlos über mich gestellt. Bis ich merkte hier ist was faul. Ich habe das sehr spät gemerkt. Es war zu schmerzhaft. Hinter meiner Selbstlosigkeit lag aber immer der unausgeprochene Wunsch, der Mensch möge mich doch für meine Selbstlosigkeit lieben. Wenn schon nicht für mein Selbst, dann wenigstens für meine Selbstlosigkeit. Versteht du, Selbstliosgkeit ist immer auch eine Form der Selbstablehnung, ja des Selbsthasses. Das ist aber immer noch ein Tauschgeschäft und keine Freiheit, also keine echte Selbstlosigkeit. Bestenfalls gelingt das nicht, damit diese falsche Idee zusammenbricht. Schlimmstenfalls gelingt es. Dann bindet sich das Ego wieder an die Idee der Selbstlosigkeit und bestätigt sich den eigenen Gedanken. Und dann vertritt man diese These im Außen.

Jesus sagte, liebe dich selbst wie deinen Nächsten. Das heisst liebe dich selbst mindestens genauso wie einen anderen Menschen. Oft wurde der Spruch benutzt, um da wieder etwas ganz anderes draus zu machen und Menschen zu knechten. Ich halte nichts von übermässiger Selbstlosigkeit. Und das sage ich dir auch als spiritueller Mensch. Ich sage das auch als ein Mensch der konktete Erfgahrungen mit einem Helfersyndrom hat. Ich weiß wie schädlich Selbstlosigkeit ist. Für mich gehört es auch zur spirituellen Entwicklung das spirituelle Ego aufzudecken, dessen Funktion zu erkennen und zu schauen was dahinter liegt. Denn oft ist das spirituelle Ego hinter seiner Scheinheiligkeit Selbst- und Fremdschädigend.

Oft können Menschen nicht anders, weil das Bypassing dazu dient das Trauma zu kompensieren. Ein Mensch der kein Selbstwertgefühl erlernt hat, der wird sich sehr fest an sein einmal erworbenes Spirituelles Ego festhalten. Wie könnte man es ihm verdenken? Das ist ein normaler Prozess bei vielen Suchern. Aber das ist eben noch nicht das Ende der Erkenntnis. Viele richten sich dort aber ein. Das ist mir nie gelungen. Natürlich ist mir auch spirituelles Bypassing passiert, aber oft ist die ganze Fassade im nächsten Moment wieder zusammen gebrochen und ich fiel zurück auf mein kleine schwaches Ich.

Ich habe die schattenhaften Folgen der bedingungslosen Liebe erfahren. Ich habe mich mein Leben lang an andere Menschen verschenkt. Voller Hingabe. Das war aber nie wirklich selbstlos, obwohl es sich für mich so angefühlt hatte. Dahinter steckte die Hoffnung Liebe für meine Selbstlosigkeit zu empfangen, weil alles andere nicht funktioniert hatte. Es war die letzte Hoffnung, wenigstens dafür geliebt zu werden, indem man sich selbst umbringt, indem man die Bedürfnisse verleugnet. Aber zum Glück sollte das nicht funktionieren. So musste ich umkehren.

Selbstliebe ist meiner Meinung die einzige Liebe die wichtig ist. Denn wenn du dich selbst lieben kannst, dann kannst du auch alle anderen Menschen lieben. Aber dann tust du es nicht aus einem Tauschgeschäft heraus. Die Liebe für andere Menschen ist dann ein Nebenprodukt. Erst das ist bedingungslose Liebe, weil du nichts mehr dafür haben möchtest. 

Menschen die einen spirituellen Weg gehen, geben sich oft als Selbstlos, fordern aber durch ihre Selbstlosigkeit wieder eine Anerkennung ein. Wie geht es einem Menschen wenn diese Anerkennung nicht eintrifft? Da sieht man dann wie selbstlos sie wirklich sind. Entweder bekommt man seine Wut zu spüren, oder aber er kompensiert diese Wut mit Stolz.

Stolz ist noch schwieriger zu durchschauen, weil sich so ein Mensch im Stolz gut halten kann, sich überlegen fühlt, sich erhöhen kann. Bei all dem geht ganz oft darum ein nicht vorhandenes Selbstwertgefühl durch Spiritualität zu kompensieren. Die eigene Minderwertigkeit durch etwas heiliges was man auch in sich erkannt hat, nicht ertragen zu müssen. Das ist immer noch eine Flucht vor dem eigenen Selbst. Wenn ich wirklich Selbstlos sein kann, dann muss ich nichts bestimmtes sein. Dann kann ich mich auch ganz normal und Fehlerhaft zeigen. Wen interessierts dann wie ich mich darstelle?

Diesen Kreislauf durch bricht man nur, durch Egoismus. War ein langer Weg für mich zu dieser Erkenntnis zu kommen. Das ist das Ende und das Gegenteil des Boddhisattwa Weges. Der Boddhisattwa muss seinen Weg am Ende umkehren, damit er nicht mehr an Weg festhält. Wer vorher versucht hat selbstlos dem Guten zum Sieg zu verhelfen, darf dann seine Schattenseite noch integrieren.

Vor nichts hatte ich mehr Angst als meine Bedürfnisse einzufordern. Denn das wurde mir ja schon in frühster Kindheit schmerzvoll aberzogen. Gesunden Egoismus leben entgegen aller Unkenrufe, das ist für mich bedingungslose Selbstliebe.

Vielen Menschen ist das so ergangen, dass sie ihre Bedürfnisse in der Kindheit nicht erfüllt erlebten.
Dann haben sie da ein spirituelles Konzept draus gemacht. Sie haben ihrem Traum einen neuen Anstrich gegeben, und es heilig gesprochen, hängen aber immer noch in einem Muster fest.

Daher versuchen viele Menschen immernoch Liebe durch Selbstlosigkeit zu erhalten. Dass sie dadurch aber wieder Gewalt gegen sich selbst richten, nur um zu bekommen was ihnen einen anderer geben könnte, dass sehen sie oft nicht.

Manche Menschen müssen erst noch lernen Gut zu sein. Sie müssen eine Ethik entwicklen, Perspektiven übernahme und co. Dann ist Selbstlosigkeit richtig. Da geht es darum den blinden Egoismus erstmal zu überwinden. Später aber, musst du wieder zum Egoisten werden, um den Kreis zu schließen. Spirituelle Entwicklung ist paradox.

Wenn ich Selbstliebe praktiziere, dann muss ich auf meine Bedürfnisse achten. Und dann kann ich jemand anders nicht immer lassen wie er ist. Ich kann ihn bitten, bitte ändere diese Sache, denn es tut mir weh. Das ist der Selbstliebe und der bedingungslosen Liebe viel zuträglicher.

Manchmal muss man Menschen Grenzen setzten, die dieser Bitte nicht nachkommen können. Dass kann man nur wenn man mit sich allein sein kann. Auch das war ein langer Weg für mich. Ich konnte das erst als ich die Kraft hatte mich selbst zu halten. Solange man das nicht hat, ist man auf ander Menschen angewiesen und wird evtl seine spirituellen Konzepte innerhalb der Tauschgeschäfte interpretieren. Bedingungslose Liebe und ein bewusster Egoismus sind eigendlich das selbe. Das kann man nur wenn man allein mit sich sein kann, wenn man unabhängig ist.

Ich muss dazu sagen, dass meine Form der Spiritualität sehr bodenfest ist. Ich bin zwar auch immer mit dem Kopf im Himmel, das grenzelose suchend, währe mich auf meine meine physischen Existenz reduziert zu werden, aber wenns dann drauf ankommt mit meinem Ich in der Welt zu bestehen, setzte ich mich meist (wenn ich es denn kann) mit dem konkreten Leben auseinander. Alles andere ist mir nie gelungen.

Früher war ich eifersüchtig auf spirituelle Menschen die sich in Zuständen halten konnten, während mir das nie gelang. Ich war neidisch auf spirituell erfolgreicher Menschen. Ich erkannt erst später dass der Erfolg ein Hinderniss sein kann, und der Misserfolg den Weg zur Freiheit ebnet. Bei mir ist Kali sehr aktiv, die zerhaut mir immer alles an dem ich mich festhalten könnte. Sogar das Klarträumen hat sie mir zerhauen.
Als Kali zerhaue ich auch gerne die Vorstellungen andere Menschen.

Ich steh immer da mit leeren Händen, fühle mich als Versager, wenn ich mich mit anderen spirituellen Menschen messe, aber naja vielleicht ist mit leeren Händen da stehen nicht soo schlecht. Für das Ego ist das oft traurig. Dein Name "Oben ist Unten" ist da wohl Programm.

Mich erinnert dein Spruch auch an: Meine Freiheit hört da auf, wo die des nächsten beginnt.

Toller Spruch, aber wenn man zu Ende denkt und den Idealisten mal über Board wift, dann sieht man das geht nicht auf. Man muss also die Auseinandersetzung zwischen Menschen annehmen und damit Freiden finden. Frieden unabhängig ob da gerade Frieden oder Unfrirden ist. Für mich die einzige Lösung.

Ich wollte dir nicht deine Poesie kaputt machen. Es tut mir leid. Aber ich musste.

Wenn du mir aber näher bringen kannst, wie ich eine Form der bedingunglosen Liebe für alle Menschen dauerhaft erfahren kann, die all das was mir wichtig ist umschließt, dann werfe ich alles über Board was ich hier gesagt habe. Für mich muss es konkret erfahrbar sein. Oft prüpfe ich Dinge die mir Menschen sagen, und erfahre, nö bei mir ist es anders. Ich habe nichts anderes außer meiner Erfahrung.
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RE: Was ist Liebe?
04.08.2020, 10:39
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Liebe ist für mich gelebte Verbundenheit.

Erst auf seelischer Ebene, dann auf mentaler und emotionaler Ebene und letztendlich auch auf körperlicher Ebene.
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RE: Was ist Liebe?
04.08.2020, 11:11 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.08.2020, 11:15 von ichbinmehr.)
Jetzt spricht nochmal ein anderer Teil von mir. Er war nicht einverstanden nur eine Sichtweise darzustellen.

Liebe ist für mich, wenn ich nicht mehr weiß wo ich anfange und aufhöre. Wenn ich meinen Kern aus Liebe fühle, nicht mehr weiß wem dieses Gefühl das ich bin gilt. Wenn es keine Trennung zwischen mir und dir gibt. Wenn wir zu einer Einheit verschmelzen. Wenn sich das Ich in dieser Einheit auflöst.

Fühlt sich an wie eine warme Sommersonne in meinem Herzen. Schmeckt nach dunkler Schokolade. Wärmt wie ein Lagerfeuer. Dann will ich nichts mehr. Dann ist dann alles schon da.

Gebe ich dem Erleben wieder eine Kausalität, weil das Ich nach dem Warum fragt?

Dann kann ich zb. sagen, ich liebe Person X. Oder ich liebe mich selbst.

Aber vor dem Ich welches versucht die Kausalität zu bestimmen, ist da vielleicht nichts mehr. In diesem Nichts ist dann seltsamerweise doch etwas. Ohne Grund. Ohne Kausalität. Bedingungslos. Glückseelig.

Bin ich das was liebt, das was geliebt wird, die Liebe selbst, bin ich das was auf das alles schaut und bezeugt, bin ich das was das ganze interpretiert, ja bewertet, ja gar verurteilt? Ich glaube ich bin all das.

Bin ich der Regisseur hinter der Kamera, der Kameramann, der Schauspieler, der Kinobesucher?

Bin ich alles gleichsam?

Und wer will ich sein?

Wer verspricht sich einen Vorteil, wenn ich das eine bin, aber nicht das andere?

Wer hat einen Vorteil, wenn er das Nichts sein will, aber nicht das bedingte?

Müsste bedingungslose Liebe nicht in seiner Konzequenz bedeuten, 
dass man das Bedingte ebenfalls liebt und ehrt?

Für mich schließen sich Wahrheiten immer nur in einem Paradoxon,
in denen alles gleichermaßen enthalten ist.

Nur so kann ich frei sein.

Nur so kann ich der Mensch sein, der ich bin.
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RE: Was ist Liebe?
08.08.2020, 23:39
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(04.08.2020, 10:24)ichbinmehr schrieb: Das mit der ...
Hallo ichbinmehr (¿a.k.a. kali?)
Puh fühlte mich leicht erschlagen(eher positiv, ich finde deine Beiträge sehr wertvoll) durch deinen post nach meinem post...hab mich über mich geärgert, ich mag es eigntl gar nicht, dieses Wort mit L, auch wenn ich selber für mich mittlerweile ziemlich genau weiß, wie ich Liebe definiere. Trotzdem (oder gerade deswegen)sollte ich nicht drüber schwadronieren oder philosophieren

Und ja du hast vollkommen Recht, die "Selbstliebe" (ich bevorzuge Selbstakzeptanz) ist die hmmm "Basis"...
Und dazu gehören auch Grenzen...
Grenzen spüren im innen und aussen.
Grenzen setzen. Grenzen respektieren. Usw

Nur mal als kurzen Zwischenwurf von mir...
...und an den richtig romantischen Abenden meines Bewusstseins geh ich mit meiner Verwirrung Salsa tanzen...
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RE: Was ist Liebe?
09.08.2020, 00:42 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.08.2020, 01:07 von ichbinmehr.)
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Hi. Dein Thema hat mich die Tage noch weiter beschäftigt und zwar die Identifikation mit der Liebe. Danke fürs posten.

Ich glaube ich leide manchmal noch, weil ich mich mit der Liebe identifiziere, die ich fühle.
Vielleicht hast du dazu ne Idee?

Sorry fürs Erschlagen. Ich gerate oft in einen Rausch wenn ich philosophiere. Finde dann kein Ende, erst wenn ich halb tot von der Tastatur wieder abfalle. Haha. Ich wollte keineswegs deine Freude am philosophieren erschlagen.

Ich hab ein etwas zwanghaftes Bedürfnis mein Bewusstsein zu ordnen, zu kartografieren und meine Erkenntnisse über meinen Geist zu versprachlichen. Ich bin ein bisschen wie Sheldon Cooper, ein bisschen authistisch, könnte man sagen. Ein Bewusstseins Nerd. 

Mir selbst macht das Freude mich dieser Grenzenlosigkeit hinzugeben. Aber meist bin ich damit eine Überforderung für andere Menschen, denn ich überfordere, überflute und erschlage sie oft damit. All meine kindliche Spontanität, entläd sich jedoch im Denken und Schreiben. Ist schwer sich zurück zu halten, wenn man das aus Freude und Begeisterung macht und man nur diesen Ausdruck an freier Lebendigkeit hat. Sich das trotzdem zuzugestehen, selbst wenn man spürt wie erschlagend man ist, ist auch Selbstliebe.
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RE: Was ist Liebe?
09.08.2020, 01:51
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(09.08.2020, 00:42)ichbinmehr schrieb: Sich das trotzdem zuzugestehen, selbst wenn man spürt wie erschlagend man ist, ist auch Selbstliebe.

Ein wichtiger Satz, der eigentlich ALLES sagt.
Ich finde es bewundernswert wie du dein inneres nach aussen trägst und möchte dir unbedingt dafür danken.
...und an den richtig romantischen Abenden meines Bewusstseins geh ich mit meiner Verwirrung Salsa tanzen...
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RE: Was ist Liebe?
09.08.2020, 13:34 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.08.2020, 14:04 von ichbinmehr.)
Danke. Ich mich gefragt warum ich deinen Text dekonstruiert habe? Ich bin im Anschluss mit mir in Kritik gegangen. Muss ich das immer machen, nur weil ichs kann? Was steckt dahinter? Vielleicht der Wunsch nach Austausch. Das war eine Ebene meiner Gedanken.

Auf der anderen Seite habe mich sehr intensiv mit dem Anteil des Kritikers auseinander gesetzt (den ich Kali nenne, indische Göttin der Zerstörung). Kali erzeugt gleichzeitig Leid und Befreiung. Zerstörung ist immer beides.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kali_(G%C3%B6ttin)

Ich habe solange zwischen diesen beiden Gegensätzen vermittelt, also 1. Akzeptanz, Liebe, Zuspruch und 2. Kritik, Zerstörung, Dekonstruktion, bis ich erkannt habe, dass es letztlich keinen Unterschied gibt. Aber das ist auch nur auf der absoluten Ebene so. Auf der Ebene des Mensch seins, wo wir alles mit dem Verstand trennen, ist das natürlich wie ein Unterschied von Tag und Nacht.

Ich konnte mir den Kritiker nicht abschneiden, verkneifen. Das habe ich auch eine ganze Weile versucht, aber dann hat er sich unbewusst, doch immer wieder durchgeschlängelt. Das hat mich manchmal ganz schön fertig gemacht, weil ich gesehen habe dass ich Leid erzeuge, durch meine Kritik. Ich mache mir damit keine Freunde, wenn ich dekonstruiere. Deshalb war ich mit der Angst vor Zurückweisung konfrontiert. 

Dabei geschah das oft aus einem enormen Drang heraus Erkenntnisse voran zu treiben. Aber natürlich weiß ich auch, dass ich den Kritiker so stark internalisiert habe, weil ich in der Kindheit durch meine Mutter pausenlos kritisiert wurde und sie kein Haar an mir lassen konnte. Deshalb habe ich eine starke Selbstkritik und deshalb fehlt mir manchmal Stabilität. Dafür bin ich sehr fleibel.  Im Außen hatte ich oft eine liebevolle Persona, weil ich eben nicht so sein wollte wie meine Mutter. Mich selbst habe ich oft in Grund und Boden kritisiert.  Zweitens weil ich mir die Welt denkend erschließe und das kritische Denken zu Erkenntnissen führt.

Im Enneagramm einer Pesönlichkeitstypologie, mit der ich mich viel beschäftigt habe, gibt es zwei Typen, die den Kritiker beschreiben. Einmal Typ1, der nach Perfektion strebt und Typ 5 der nach Erkenntnis strebt. Die Motivation der Kritik ist also oft unterschiedlich. Von Typ 5 dem Versteher habe ich mehr in mir. 1er Typen kritisieren andere um zu erniedrigen, 5er Typen kritisieren aus Freude am Verstehen. Allerdings ignorieren auch die 5er dabei die emotional Ebene, und deshalb ist das nicht unbedingt weniger schmerzlich für den Betroffenen.

Deshalb der Vergleich mit Sheldon Cooper, aus der Serie Bing Bang, der ist nämlich ne glatte 5. Sheldon natürlich total überzogen dargestellt, aber gerade deshalb kann man es manchmal gut sehen. Oder nehmen wir mal ein reiferes Expemplar einer 5, Ken Wilber.

Menschen die das Denken über das Fühlen stellen. Das sind dann zwar Menschen die herausragende Ergebnisse im Denken erlangen, aber sie sind  auch etwas ignorant und nicht immer Feinfühlig weil Wissen über alles andere gestellt wird. Das ist bei mir auch so.

Ich versuche zwischen den beiden Seiten zu vermitteln, Herz und Verstand. Dann habe ich aber auch die andere Seite, die durchaus sensible und empathisch ist, wie ein kleines liebendes Kind und der Seite tut es dann wieder leid und weh wenn ich jemanden dekonstruieren musste. Und dann frage ich mich, warum musste das jetzt wieder sein? Wozu? Die beiden duellieren sich manchmal noch. Irgendetwa sfehlt noch, damit sie sich völlig im anderen auflösen. Im Verstand habe ich diese Einheit aus Herz und Verstand  zwar erkannt, aber emotional noch nicht.

Ich wäre gerne frei von jeglichem Bedürfnis das eine oder das andere (Mitgefühl) leben zu müssen. Immer wieder schaue ich aus dem Beobachter auf das Zusammenspiel der beiden Seiten, weil ich denke war das jetzt wieder zu hart? Bin ich da wieder im Helfersyndrom gefangen weil ich am Mitgefühl anhafte? Ich denke die beiden gleichen sich aus, bis eine bewusste Mitte erreicht ist.

Ich bin auch oft dekonstruiert worden. Im nachhinein kann ich sagen, dass was sehr hilfreich für die Entwicklung meines Bewusstseins, denn sonst hätte ich mich ganz oft festgelegt. Es passierte immer dann, als meine Selbstkritik versagte und ich mich an einer Erkenntnis festhalten wollte. Die Fähigkeit des kritischen Denkens ist dabei immer stabiler geworden, so dass es immer unnötiger wurde, mich zu kritisieren, denn das in Frage stellen, mache ich ohnehin ständig selbst.

Ich glaube wenn ich jemanden, eine Aussage dekonstuiere, dann fungiere ich in der Funktion von Kali und stelle die Kritik dar, die einer Situation evtl fehlt. So als ob es eine Ganzheit gibt, und ich schaue was fehlt hier, welcher Teil ist noch nicht erwähnt worden und dann darf/muss ich den spielen. Und es ist nichtmal so, dass ich darüber nachdenke und deshalb das fehlende spiele. Nein es ist noch viel besser. Ich bin mit meinen authentischen Bedürfnissen immer am richtigen Platz. Ich stolpere dahin. Ich bin immer das was genau richtig ist für die Situation, vor allem dann wenn ich ganz ich selbst bin. Da ist wie ein perfektes Arrangement des Universums. Und natürlich ist das bei allen Menschen so. Immer. Alle sind immer perfekt, sobald sie sie selbst sind. Ich lerne aber immer noch ich selbst zu sein, denn manchmal ist da noch zu viel Zurückhaltung. Deshalb beobachte ich die Sache noch bewusst.

Ich glaube dass Wahrheiten, Situation immer mehrere Perspektiven haben und oft nur eine Perspektive gesehen wird. Damit muss ich aber auch oft das Böse spielen, oder eine außenseiterrolle Seite die keine gesellschaftliche Akzeptanz hat. Mir die beschäftigung mit dem Archteyp von Kali sehr geholfen, die Kritik als etwas positives annehmen zu können. Man sagt wenn man lange genug auf die schwarze Kali schaut, wird sie weiß.

Im Konkreten macht es natürlich einen Unterschied, ob man Zustimmung oder Kritik erhält, weil das ja auch immer einen emotionalen Imprint hinterlässt. Ich war oft am Boden zerstört, wenn ich eine Erkenntnis inden Händen hielt, die ich mitteilen wollte, die mir dann dekonstruiert wurden und ich dann wieder da stand mit nichts in den Händen. Es hat lange gebraucht, bist ich überhaupt das Positive dadrin sehen konnte, alles immer wieder zu verlieren. Da war oft ein Bedürfnis nach Anerkennung, fehlender Selbstwert, Hoffnung etwas erreichen zu können, und dann immer wiedere die Erfahrung mit nichts anzukommen, weil Kali mir pausenlos alles zerstört.

Immer wieder stehe ich da mit nichts in den Händen. Manchmal mit großer Trauer, nie etwas erschaffen zu können, mit Verlustängsten, und Ohnmacht und manchmal mit dem Wissen, dass das großes Glück ist, weil mit Nichts in den Händen da zu stehen, mein Urzustand, die Befreiung von Anhaftungen ist. Die Leere. Es ist die Erkenntnis, dass das was du bist, schon immer realisiert ist und nicht mehr realisiert werden kann, als es bereits ist. Aber das Ego muss das oft noch abtrauern.

Und natürlich gibt es auch die andere Seite in mir, die Zustimmung, die Liebe, das Mitgefühl und die spiele ich genauso. Vor allem dann wenn da ein Mensch ist, der sich ohnehin schon zu stark selbst kritisiert, der von allen unverstand ist und dem die andere selbstbewusste Seite fehlt. Ich glaube es geht letztlich um eine flexible Fähigkeit und einen Zugang zu beiden Seiten, dann ist man in Balance. Dann erst eröffnet sich die Freiheit frei auf eine Situation regieren zu können.

Um so mehr ich diese beiden Seiten von ihren Anhaftungen befreie, um so mehr nehme ich war, dass hier gar kein Ich ist, was das steuert oder entscheidet. Das ist aber erst so, seitdem ich keine so starre Identifikation mit der Liebe und dem Mitgefühl habe und die Kritik durch das Verständnis über die weiße Kali annehmen konnte. Denn letztlich ist beides Liebe und Mitgefühl. Es ist immer alles perfekt. Aber natürlich ist es auch perfekt, wenn man sich in Fragen stellt.

Letztlich könnte man natürlich auch schweigen und würde auch immer das richtige tun, dann wäre ich aber nicht ich, dann würde ich meine Lebendigkeit meine Individualität unterdrücken. Selbstliebe ist das zu tun, was ohnehin geschieht, sich dabei immer mehr zu entspannen und nichts mehr zurück zu halten was fließne will. Ich lasse mich oft fließen wenn ich schreibe, bin dann evtl für den einen oder anderen zu langatmig, aber ich bin im Vertrauen dass das richtig ist. Ich kann oft erkennen, dass die Selbstliebe im perfekten Einklang mit der Umwelt steht. Leider verliere ich diese Einsicht manchmal noch. Dann stelle ich mich wieder zu sehr in frage und zweifel wieder an mir.

Ich habe durch die Sache mit dem Kritiker gelernt, dass man seine dunklen Anteile nicht ausmerzen kann um gut zu sein. Man kann wenn man einseitig entwicklet ist, was ja oft der Fall ist, die fehlende Seite aufbauen, zb als Gegenspieler zum Kritiker die Akzeptanz und das Mitgefühl.

Das ist für mich ein Beispiel für die Vereinigung der Gegensätze, bzw Alchemie. Das kann man aber erst wenn man selbst nicht mehr an einer Seite anhaftet. Wenn man sein Ego schon ein bisschen bereit ist loszulassen. Früher wollte ich immer gut sein. War damit aber im Kampf mit dem was ich nicht gut fand.
Deshalb um nochmal auf deinen Ausgangstext zurück zu kommen, ich hab ja mal wiedere einen weiten Bogen gespannt, denke ich, Liebe ist bedingungslos wenn sie alles mit einschließt, eben auch sich zu wehren, zu streiten, zu kritisieren, usw.

Was war denn deine Motivation für deinen Thread?
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RE: Was ist Liebe?
17.12.2021, 13:14
(29.05.2014, 22:51)André schrieb:  Jemanden zu akzeptieren wie er ist. Auch wenn diese Person anders als die anderen ist.

Wenn jemand genauso ist wie ich akzeptiere ich ihn noch am ehesten. Aber darin zeigt sich ja nur meine Liebesunfähigkeit. Jesus hat gelehrt, hat man diejenigen lieben soll, die man aufgrund seiner inneren Natur eigentlich hassen müsste. Wenn nun jemand nicht weiß wovon ich rede hat er wohl im Religionsunterricht gepennt, oder keinen gekriegt, oder es war kein christlicher Religionsunterricht. 

Zurück zu dem was Jesus gesagt hat, oder gesagt haben soll. Man soll die lieben, die man eigentlich hasst. Und diejenigen, die man eigentlich liebt, was ist mit denen? Bleibt für die auch noch Zeit übrig? Wenn man ein Kind großzuziehen hat, dann weiß man: es ist nicht so wie man selbst. Es scheißt einem die Windeln voll. Es soll damit aufhören. Es soll so werden wie man selbst. D.h. es soll anständig aufs Klo gehen. Der erste Schritt dazu ist, dass man das Kind auf einen Topf setzt. Dann sagt man ihm es soll machen. Das Kind soll soll so werden wie man selbst. Das ist das Erziehungsziel. Aber wo bleiben dann die christlichen Werte? Zur Erinnerung: man soll im Grunde nur die (oder vor allem die) lieben, die nicht so sind wie man selbst. 

In heterosexuellen Beziehungen liebt man jemanden, der ganz entschieden nicht so ist wie man selbst, zumindest körperlich. Die Frau hat eine Vagina, der Mann einen Penis. Das ist ein ganz schön großer Unterschied. Der Mann liebt die Frau aber trotzdem. Oftmals wird versucht einen Partner zu finden der zumindest geistig so ähnlich ist wie man selbst. Aber das ist auch nicht ganz einfach. Mit "geistig" meine ich: die gleichen Interessen, die gleichen Hobbies, die gleichen Lieblings-Reiseziele. Es ist illusorisch zu hoffen, dass man jemanden findet, der geistig genauso ist wie man selbst. Eine solche Beziehung wäre aber auch ziemlich langweilig. Und wie sollte dann überhaupt der Sex ablaufen? Kann man sexuell  überhaupt Lust haben auf jemanden der geistig genauso ist man selbst? Kann man GEISTIG überhaupt Lust auf jemanden haben der genauso ist man selbst? Kommt drauf an was man ihm vorhat. Wenn ich gern Skat spielen möchte, dann brauche ich jemanden, der das auch möchte. Was er ansonsten denkt und mag kann mir ja egal sein. Aber hat eine solche Beziehung einen Wert? Muss eine Beziehung einen Wert haben?
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