Hallo Rêveur.
Ich hatte früher ein schönes in Leder gebundenes Traumtagebuch. Aber um so länger ich meine Träume aufschreibe, um so mehr habe ich schätzen gelernt, meine Aufzeichnungen digital zu verwalten, weil ich manchmal auch noch nach Jahren einen Traum wiederfinden möchte, ohne in mehreren Büchern suchen zu müssen, weil der Traum manchmal dann erst Sinn für mich macht.
Außerdem schmiere ich die Traumerinnerung am Morgen handschriftlich immer so hin und dann tut mir das edle Leder Buch leid und digital kann ich im nachhinein noch Erinnerungen und Gedanken hinzufügen oder dem Ganzen eine schönere Form geben, sowie etwas verlinken. Ich schreibe lieber an der Tastatur. Seit einiger Zeit habe ich ein Online Traumtagebuch hier im Forum. Es gibt hier einen eigenen
Bereich dafür. Ich weiß nicht ob du den schon entdeckt hast. Auch um die außere Form bemühe ich mich hier meistens, denn ich habe eine schlechte schriftliche Form, weil mich die Form nie sonderlich interessiert hat. Dabei trainiert sich die äußere Form des Schreiben an sich, so nebenbei.
Mich motiviert beim Aufschreiben auch die soziale Gemeinschafft hier im Forum, weil ich mir dann mehr Mühe gebe so zu schreiben, dass ein Außenstehender verstehen kann, was ich meine. Gerade deshalb weil ich glaube, dass meine Erfahrungen manchmal etwas verrückt sind und ich diese aber in einer rationalen Sprache ausdrücken können möchte, ist das wichtig für mich. Es ist mein Anspruch an mich selbst unbewusste, intuitive und nonduale Erfahrungen verbalisieren zu können.
Dabei trainiere ich die Schnittstelle zwischen intuitiver Wahrnehmungen und rationaler Vernunft, sowie Sprache und nonverbalen Erfahrungen. Das wiederum hilft mir meine eigenen intuitiven Erfahrung in meine rationale Persönlichkeit zu integrieren. Integriert ist für mich nur das, was ich auch sprachlich erklären kann, so dass ich das nicht allein in mir trage, sondern im Außen verkörpern kann. Sprache ist auch eine Form der Verkörperung. Was ich nicht erklären kann, habe ich vielleicht erfahren, aber noch nicht tief genug verstanden und noch nicht ganz durchdrungen.
Ich nehme an, dass jemand der seine Träume regelmässig zeichnet, auch feststellt, dass es mit der Zeit immer leichter fällt, Bilder aus dem Unbewussten mit dem bewussten Verstand zu zeichnen. Vielleicht fusioniert das Hervorbringen und
Verkörpern des Traumbewusstseins da mit der Hand-Auge- Koordination und den handwerklichen und ästhetischen Fähigkeiten, die zum Zeichnen notwenig sind.
Ich erlebe diese in Form von einer sprachlichen Offenheit, die bei mir zu einem Art Flow geworden ist. Ich weiß noch wie mühevoll es anfangs war, die Schnittstelle zwischen Traumerinnerung oder Intuition mit der rationalen Seite in mir zu verbinden und Worte zu finden. Ich nehme das mittlerweile als sehr mühelos war.
Mein Wortschatz ist eher gering im Vergleich zu anderen Menschen, aber ich kann meine Gefühle gut zum Ausdruck bringen. Das habe ich u.a. durch das Führen meinen Traumtagebuches gelernt. Wichtig ist dabei für mich auch immer die Analyse miteinzubeziehen, denn erst durch das Aufschreiben einer Analyse, bin ich im Kontaklt mit meinem gesamten Selbst. Erst die Analyse bewirkt bei mir die Integration des Traumes, in das Wachbewusstein.
Zum Online TTB zählt für mich auch, etwas öffentlich zu schreiben, während ich vielleicht Hemmungen habe, mich so zu zeigen, weil der Traum ein Thema hervor gebracht hat, über das ich noch nie offen gesprochen habe. Es ist auch immer das Spiel zwischen Innenwelt und Außenwelt, welches mich motiviert, mir die Mühe zu machen, denn in diesem Prozess entstehen für mich oft neue und vertiefte Erkenntnisse, die verborgen geblieben wären, wenn ich in mir verkapselt, alles nur im Geheimen mit mir selbst ausgemacht hätte. Über meine Innenwelt zu sprechen, erweitert also mein Bewusstsein und vertieft meine Selbstannahme.
Mich macht das Online Tagebuch führen, aber auch alle anderen Formen öffentlicher Kommunikation, sozial offener und angstfreier, denn so bin ich ständig im Kontakt mit meinen eigenen Tabus und muss sie gegenüber einer "äußeren Öffentlichkeit" sprachlich vertreten. Diese Öffentlichkeit spüre ich beim Aufschreiben, ganz gleich ob sich jemand für meine Aufzeichnungen interessiert oder nicht. Das ist auch jedesmal eine Praxis der liebevollen Selbstakzeptanz für mich, vor allem dann wenn ich das Gefühl habe, dass meine Trauminhalte oder auch die Erfahrungen im Wachbewusstsein, die Grenzen der meisten Menschen crashen. Es gibt den Begriff man muss sich trauen. Sich "Trauen" sagt man auch bei der Ehe-Schließung. Sich zu "trauen" etwas Inneres im Außen Preis zu geben, ist wie eine alchemistische Hochzeit, ein Ego transformations Prozess.
Manchmal spreche ich in meinem Traumtagebuch über traumatische Erfahrungen, gebe private Dinge von mir Preis oder ich spreche über mystiche Erfahungen, die wahrscheinlich gar nicht jeder so nachvollziehen kann. Im Schreibe bin ich meinen Schwächen begegnet. Ich überwinde dadurch schrittweise mein unsicheres Ego, weil das Ego und die Umwelt letztlich nicht getrennt sind.
Die Umwelt dient mir als Projektionsfläche für meine Selbstzweifel. Solange ich etwas vor der Umwelt verberge, um mich Ego zu schützen, halte ich die Ego Grenze aufrecht. Wenn ich Angst habe etwas zu offenbaren, und einen Weg finde es dennoch zu tun, ohne mich schlecht zu fühlen, habe ich ein kleines bisschen Ego abgebaut. Das ist dann jedesmal, ob ich eine Brücke baue zwischen Innen und Außen. Energetisch öffnet diese Praxis das Halschakra, aber auch andere Bereiche wie Solar Plexus, Herzverbinung, Stirn- und Kronen Chakra. Während es Schreibens erweitert sich regelmässig mein Bewusstsein in andere Sphären, weil das eben ein stetiger Ego Durchbruch Prozess ist.
Ich hätte früher nie gedacht, dass das geht. Ich hatte früher Angst so offen über meine Innenwelt zu sprechen. Ich fühle beim Aufschreiben meine eigenen Tabus viel intensiver, wenn ich mich auf diese Weise öffentlich meinen Themen stelle. So bin ich stärker mit meinem teils noch unbewussten Emotionem im Kontakt.
Ich kann Themen nicht einfach verdrängen, indem ich nicht darüber rede oder sage, das ist ein privates Thema oder hier ist mir etwas peinlich, also rede ich nicht darüber. Ich frage mich dann, wie kann ich über diese peinliche Sache reden und dennoch mein Würde bewahren? Zu 99% funktioniert das, weil ich es auch nicht erzwinge, sondern es mache, wenn ich Lust habe. Es ist dann mehr eine Neugierde, wie kann ich jetzt über dieses Thema reden und Worte für etwas finden, wo andere Menschen verstummen? Ich frage mich wo kann ich ein Gespräch in Gang bringen, wo andere Menschen aufgehört haben zu kommunizieren? Denn wo das Gepräch aufhört sind alle Brücken abgebrochen. Ganz gleich ob es da um Tabus, Traumathemen oder spirituelle Themen geht, wo Menschen denken, darüber kann oder sollte man nicht öffentlich reden, genieße es einen neuen Weg zu finden.
Was ich öffentlich ausspreche, steht auch im öffentlichen Raum und wird durch meine Hinwendung das es so ist, bewusst. Ich versuche auch eine Weise zu finden, wie man über die eigene Verletzlichkeit oder die eigene Unangepasstheit/Verrücktheit sprechen kann und mich dabei gut fühlen kann. Das ist besonders wichtig, um auf meinem spirtuellen Weg voran zu schreiten, denn da begrenzt jede Zurückhaltung des Selbst, die Weite des eigenen heiligen Raumes. Das Durchbrechen dieser Zurückhaltung erweitert den Raum, den ich erfahren darf.
Ich war früher ein sehr stark gehemmter Mensch, der alles alleine mit sich alleine ausmachen musste. Das ist fast als hätte ich seit meiner Kindheit einen Schweige Retreat gemacht, der das Innen vom Außen voneinander entfremdet hatte. Ich habe mich wie abgeschnitten gefühlt. Das offene Schreiben, hat mich viele Ängste diesbezüglich überwinden lassen. Ganz langsam, nach und nach über Jahre. Was ausgesprochen oder ausgeschrieben ist, hat einen Bewusstwerdungsprozess durchlaufen und wirkt sich als Schöpfungsprozess erneut auf meine Realität ein. Mir hilft diese Praxis auch in der 3D Welt, denn auch da kann ich seitdem viel offener reden.
Für mich Selbst würde ich vieles gar nicht so im Detail aufschreiben, aber ich sehe den großen therapeutischen Nutzen für mich, in den, ich die "potentielle Umwelt" in meinen eigenen Prozess mit einbeziehe. Dh ich spüre zb dass ich verurteilt werden könnte, weil ich auch ein gutes Gespür für Tabus habe, denn ich wurde sehr streng un konservativ erzogen und dann arbeite ich mit diesem Gefühl des Tabus und schreibe auf eine Weise, dass ich auch mit meinen Offenbarungen selbst hinter mir stehe und ganz ich selbst sein kann. Dabei wandeln sich Tabus in Freiheiten und Schweigen ins Kommunikation. Das Gefühl verurteilt zu werden, ist immer das eigene Urteil, über sich selbst.
Außerdem ist so ein Online TTB interaktiv, weil manchmal jemand eine Frage oder eine Anmerkung hat, finde ich das immer bereichernd. Ich sehe es nämlich so, dass da ein Innerer Anteil mit mir sprechen möchte, den ich zuvor nicht gesehen habe.
Also ja es motiviert mich auf jeden Fall. Ich habe eine sehr schwierige Beziehung zum Thema Disziplin, aber das Spiel mit dem Außen, dient mir als Motivationskraft am Ball zu bleiben. Wenn ich das nicht hätte, hätte ich in vielen Situationen meines Lebens den Versuch die Traumarbeit zu erhalten, aufgegeben. Es fällt mir schwer, etwas nur für mich selbst zu tun, in meinem Inneren, Alleine mit mir. Ich sehe keinen Sinn darin, etwas Besonderes zu erfahren, wenn ich es mit niemandem teilen kann. Ich lerne auch sehr am Feedback.
Ich hatte in meinem Blog einen
Text über Traumerinnerung geschrieben, indem auch zwei Klarträumer ihr Traumtagebuch vorgestellt hatten, die sowohl Zeichnungen, als auch Kalligraphie verwendet haben. Vielleicht findest du da noch etwas für dich.
Liebe Grüße
Steffi