Schattenbegegnungen
Schattenbegegnungen
Ich möchte euch eine Übung zur Schattenarbeit vorstellen. Ich werde euch Beispiele zeigen, in denen Schattenarbeit mit feindlichen und mit lichten Traumfiguren mache. Vielleicht habt ihr Lust diese Übung einmal selbst für euch auszuprobieren?
Ihr könnt eure Übung gerne unten im Beitrag posten, wenn ihr eure Erkenntnis teilen möchtet. Nicht jeder jedoch mag es anderen Menschen gleich seine innersten Prozesse zu offenbaren. Ihr könnt die Übung deshalb auch erstmal im im Stillen für euch alleine vollziehen und wenn ihr mögt vielleicht nur ein Feedback zur Übung posten, ohne gleich den Inhalt eurer Auseinandersetzung mitzuteilen.
Mich würde interessieren, ob die Übung für euch funktioniert hat? Ich würde gerne wissen, ob die Übung euch zu einer neuen Erkenntnis, einem neuen Verständnis bzgl. einer Situation oder eines Menschen gebracht hat? Mich würden auch eure Fragen oder Schwierigkeiten mit der Übung interessieren. Mich interessiert, ob die Übung eure Perspektive erweitern konnte oder ihr Mitgefühl für einen Menschen gefunden habt, den ihr verurteilt habt. Vielleicht hat euch die Übung aber auch dazu verholfen, einen Zugang zu euren lichten Schattenanteilen zu finden. Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen oder Fragen.
Die erste Übung heißt: Die feindliche Traumfigur
Ego und Beobachter
Ich unterscheide zwischen meinem Beobachterbewusstsein und meinem Ego. Der Beobachter schaut aus einer größeren Überblickperspektive, während das Ego an der Erfüllung seiner Bedürfnisse interessiert ist.
Ich sage das völlig wertfrei. Ich habe nicht die Auffassung, dass das Ego losgelassen werden müsste. Ich wertschätze das Ego sehr. Ich denke jedoch, dass sich unser Bewusstsein erweitern lässt, wenn wir unser Ego aus dem Beobachter-Modus betrachten können und glaube uns dieser Perspektivwechsel ab und zu gut tut.
Aus meinem Ego heraus, bewerte ich die Welt auf Grund meiner Erfahrungen und Bedürfnisse. Aus der Beobachter-Perspektive bin ich von diesen Bewertungen ein Stück weit befreit. Diese Übung hat das Ziel, über sein Ego hinaus blicken zu können, eine Erkenntnis zu gewinnen und diese dann ins Ego zu integrieren.
Ich beginne die Übung mit einer Traumfigur, die mein Ego als feindlich betrachtet, weil ich eklatante Wertekonflikte mit dieser Person habe. Später werde ich noch Beispiele mit anderen Personen aufzeigen und die Übung etwas abwandeln.
Der Schatten besteht aus Dunkelheit und aus Licht. Deshalb können wir diese Übungen mit unterschiedlichsten Personen machen. Personen die wir ablehnen, können genauso interessant sein, wie Personen die wir idealisieren.
Die Traumfigur: Donald Trump
Donald Trump ist für meine Egoperspektive sehr negativ besetzt. Wenn ich mein Ego sprechen lassen würde, dann sagt es über Trump abfällig:
„Er ist ein Riesenbaby. Er ist dumm, unreif und gefährlich. Es macht mir Angst, dass so ein Mensch Macht hat. Noch mehr Angst, macht mir allerdings, dass so viele Menschen ihn gewählt haben und so viele Menschen seine Werte teilen.“
Dass ist meine Ego Sicht. Jetzt gehe ich mal temporär in einen Abstand zu meinem Ego und mache die Schattenübung. Dazu stelle stelle mir gezielt Fragen zu der Person Donald Trump:
1. Frage: Was genau stört dich an dieser Person am aller meisten?
Mich stört am aller meisten, dass er eine populistische Rhetorik benutzt. Er sagt zb. so Sachen wie: Man kann sich doch einfach Desinfektionsmittel gegen Corona spritzen. Das ist mehr als dumm. Er vereinfacht komplexe Themen und gibt vor einfache Lösungen zu haben. Das sind aber keine Lösungen.
Es gibt Leute die das glauben wollen und ihm folgen. Die Leute die das glauben, die wünschen sich eine einfache Lösung. Sie haben Trump gewählt, weil sie sich einen starken Anführer wünschen, der ihnen einfache Lösungen präsentiert.
Ich glaube, sie tun dass, weil sie die Komplexität der Welt ebenfalls nicht anerkennen können. Sie wollen die Komplexität der Welt nicht anerkennen, weil sie das sehr ohnmächtig machen oder schwer enttäuschen würde. Sowohl Trump als auch seine Wähler, wehren das Gefühl der Ohnmacht und Enttäuschung und Unsicherheit ab, indem sie so einem Populisten Macht geben. Sie idealisieren Trump, weil das ihre eigene Ohnmacht abwehrt. Sie fühlen sich sicher, indem sie seinen populistischen Phrasen glauben.
2. Frage: Und was hat das mit dir zu tun Steffi?
Wo ist das was du in Donald Trump beobachtest, auch in dir zu finden?
Jetzt kommt es darauf an, ob ihr eher rational analytisch arbeiten wollt oder eher um eine intuitive Antwort bitten wollt. Beides ist möglich. Nicht immer kann ich direkt den Zusammenhang zwischen meiner Projektion und mir Selbst erkennen. Selbsterkenntnis ist manchmal ein Prozess.
Ein nützliches Ritual zur bewusstwerdung kann sein, dass man zb ein Symbol aufstellt mit der Intention: Zeige mir wo ich wie Donald Trump bin. Ich stelle solche Symbole manchmal auf meinen Schrank, der so ein magischer Altar ist und lasse diese Intention wirken.
Ich muss nicht sofort eine Antwort hören. Ich lasse die Antwort zu mir kommen. Unter Umständen ist das auch ein längerer Prozess. Das Unterbewusstsein wird auf diese Anfrage reagieren.
Oft spreche ich meine Intention auch als Bitte aus oder schreibe sie auf. Zum Beispiel: Ich wünsche mir eine Antwort. Wo ist das was ich bei Trump ablehne, auch in mir? Und dann lasse ich der Frage etwas Raum. Sehr oft kommt dann nach einer Weile eine Antwort zu mir.
Wer ein analytisches Konzept wie das das Tarot oder das Enneagramm beherrscht, kann sich auch auf diese Weise mit der Thematik des Schattens verbinden und sich fragen, welchen Archetypen Trump darstellt. Beim Tarot würde ich jetzt intuitiv einen Narren wählen, der allerdings noch ein sehr unreifer Narr ist. Genauso gut könte ich den Turm wählen, weil der Mann sehr in sich eingekapselt ist. Je nach dem wie ich die Person sehe.
Im Enneagramm würde ich Trump als 8 oder 3 einstufen und mich dann mit diesen Typen befassen und eine Integration dieser Typen anstreben. Ich kann die Karte des Narren oder eine Karte mit dem Enneagramm Typen auf meinen Altar stellen und abwarten was passiert. Damit habe ich eine Intension gesetzt. So eine Intention hat eine Wirkung.
Wer diese Übung schon oft gemacht hat, verinnerlicht diese rituellen Schritte immer mehr und kann die Spiegelung im Schattenwesens immer schneller und immer intuitiver erkennen. Magische Rituale oder Analytische Prozesse verkürzen sich dann oder werden gänzlich überflüssig. Er reicht dann oft, sich einfach nur vor den Spiegel zu stellen und sich innerlich zu fragen: Wo bin ich wie er?
3. Was der Spiegel antwortet
Ich habe sehr überrascht erkannt, dass ich auch manchmal einen inneren Populisten in mir trage.
Ich habe eine ganz andere politische Gesinnung als Trump. Ich habe ganz andere persönliche Werte und deshalb erkannte, ich es nicht gleich. Trump ist ja keine 1:1 Spiegelung von mir. Ich bin keineswegs wie Trump, aber es gibt den Nagel in mir, an dem sich die Projektion auf aufhängt.
Manchmal denke ich auch, dass es für Probleme einfache Lösungen gäbe. Eigentlich ist das ein Wunschdenken. Zum Beispiel bin ich ein großer Verfechter der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens. Manchmal denke ich, wenn wir ein Grundeinkommen hätten, würde das so viele strukturelle Probleme in unserem Land lösen. Manchmal bin ich eine spirituelle Populistin. Ich mache es mir manchmal zu einfach, wenn ich denke, dieser Mensche muss nur xy verstehen. Ich negiere manchmal dass Selbsterkenntnis ein langer und hingebungsvoller Prozess sein kann.
Indem ich denke " es wäre ja so einfach wenn ..." leugne, dass die Welt sehr komplex ist und es vielleicht gar keine einfachen und eindeutigen Lösungen gibt. Ich leuge manchmal dass eine Persönlichkeitsentwicklung lange dauert und es eine komplexe und vielschichte Angelegenheit ist Selbstheilung und Selbsterkenntnis zu erlangen.
4. Wer wärest du ohne diese Eigenschaft? Welche Funktion hat diese Eigenschaft?
Die Funktion meines inneren Populisten dient der Abwehr von Ohnmachtsgefühlen, Enttäuschung, Ungeduld und Wut.
5. Die auftretenden Emotionen fühlen
Oft reicht es nicht, wenn wir uns einem Schattenanteil rein kognitiv bewusst machen. Um den Schatten vollständig zu transformieren, müssen wir dem Gefühl, welches wir abgewehrt haben, auch emotional begegnen.
Es ist nicht nötig mit dem Gefühl etwas zu machen. Es reicht das Gefühl, in meinem individuellen Fall der Ohnmacht, der Enttäuschung, der Ungeduld und derWut einmal kurz da sein zu lassen. Das gelingt am besten, wenn man ein stabiles Beobachter Bewusstsein hat und Emotionen regulieren kann. Es ist nicht Sinn der Sache sich von einer Emotion gänzlich überfluten zu lassen und sich zu überfordern. Es ist aber notwendig sich von einer Emotion berühren zu lassen. Nur so können wir die Abwehr der Schattenprojektion ganz durchbrechen.
Selbstregulation und Beobachterfähigkeiten: Es gibt Methoden die das Beobachter Bewusstsein stärken können, falls du hier noch nicht im Kontakt mit dem Gefühl sein kannst.
A) Der psychologische Weg
Das sind einmal alle therapeutischen Methoden die uns zur Selbstregulation befähigen. Zwei Methoden die ich an der Stelle erwähnen möchte, sind die Innere Kind Arbeit und Somatic Experiencing. Man kann diese Techniken erlernen und erhält dadurch die Fähigkeit sich durch schwierige Emotionen zu begleiten.
B Der meditative Weg
Zweitens sind es alle meditativen Methoden, die dich dazu befähigen, ein Gefühl einfach nur zu beobachten, ohne das du dadurch aus der Ruhe gebracht wirst.
Auch die Kombination aus psychologischen und meditativen Kompetenzen sind möglich. ES geht darum sich trotz emotionaler Berührtheit sicher zu fühlen. Sollte es dir noch nicht möglich sein, in einer ruhigen und sicheren Beobachter Perspektive im Gefühl zu verweilen, versuche dir so eine Kompetenz anzueignen.
Dieser Part des bewussten Fühlens ist vermutlich das Schwerste und es ist völlig ok, wenn du erstmal nur bei der kognitiven Einsicht bzgl. deines Schattens bleibst. Deine Fähigkeit in der Emotion zu verweilen, wird sich mit dem Training der erwähnten Methoden steigern lassen, so dass du eines Tages stark genug sein wirst, deine abgewehrten Emotionen vollständig zu zulassen.
Sollte Punkt 5 dich derzeit noch überfordern, überspringe ihn erstmal. Punkt 5 wird dann sozusagen nachreifen. Wisse nur, dass die volle Schattenintegration nicht alleine auf kognitivem Wege zu bewältigen ist. Erst wenn du in der Lage bist, die dazu gehörigen Emotionen durchzufühlen, erlöst sich das Thema ganz. Oft geschieht dass erst, wenn die Selbstregulationsfähigkeiten stabil genug sind.
6. Die Integration ins Selbst
Die Integration ins Selbst gelingt erst vollständig, wenn du Punkt 5 gemeistert hast. Es kann aber auch schon eine Teil-Integration eine positive Veränderung in deinem Leben bewirken. Eine vollständige Integration bedeutet, ich habe Mitgefühl mit Donald Trump und mit allen Menschen die ihn wählen, als auch mit mir selbst und allen Menschen, die ein ähnliches Verhalten zeigen.
Ich verurteile ihn, andere Menschen und mich selbst nicht mehr, für die Neigung populistisch und idealistisch zu denken, denn ich weiß hinter dieser Anhaftung liegt eine große Verletzlichkeit. Dort liegen Ohnmacht, Enttäuschung, Ungeduld und Wut. Diese Gefühle scheinen Menschen derzeit noch zu überfordern.
Weil ich durch eigene das Fühlen dieser Emotionen selbst erfahren habe, wie schwer es ist diese Gefühle zu ertragen, kann ich verstehen und mitfühlen, warum andere Menschen diese Gefühle durch eine Ideologie oder eine Vereinfachung abwehren.
Und plötzlich ist Donald Trump den mein Ego eigentlich ablehnt, mir zum Lehrer geworden. Auf diese Weise kann ich jeden Menschen zu meinem Lehrer machen, um eine tiefere Selbsterkenntnis zu finden.
Das Verstehen kommt vor dem (Be)greifen
Das kognitive Verstehen kommt vor dem emotionalen (Be)greifen: Verstehen und Mitgefühl ist noch nicht das Selbe. Kognitive Perspektivenübernahme und Empathie ist nicht das Selbe. Es dauert oft lange bis die Erkenntnis auch ins Herz sinkt.
Das Verstehen bereitet das vollständige Begreifen vor. Unser Verstand kann Erkenntnisse meist sehr schnell vollziehen. Der Verstand ist unglaublich beweglich, denn er hat ja keine Massenträgheit. Die Schwingung in der sich der Verstand bewegt, ist nicht materiell. Der Verstand kann sich in Lichtgeschwindigkeit bewegen. Kognitive Erkenntnisse können daher sehr schnell fallen.
Unser Körper und unsere Emotionen, haben eine andere Schwingungsdichte. Sie sind viel materieller und benötigen für einen transformativen Prozess viel länger als der Verstand. Deshalb kann es sein, dass dein Verstand etwas versteht, während sich dein Ego sich weiterhin gegen eine Person wie Trump positionieren möchte.
In dem Fall bleibe ich bei meinem Ego. Mein Ego ist weise. Meine Gefühl sind weise. Ich vertraue meinem Gefühl, habe aber im Hinterkopf, dass ich nach einer emotionalen Erlösung suche. Meinen emotionalen Widerstand gegen Trump den Behalte ich erstmal, solange er besteht. Ich übergehe mein Ego nicht. Ich nehme meinen emotionalen Widerstand an, bis er sich von selbst erlöst.
Ich habe durch den Wunsch Frieden zu finden mit Trump, jedoch eine Intension gesetzt. Mein Ziel ist nicht mehr Selbstbestätigung, sondern Selbsterkenntnis und Erlösung vom Unfrieden mit der Welt.
7. Angst vor Schattenarbeit
Manchmal lehnen Menschen Schattenarbeit ab. Das kann mehrere Gründe haben.
A) Ein Mensch befindet sich gerade in der Phase Selbstmitgefühl zu entwickeln. Wenn ich mit Trump dann auch noch Mitgefühl haben soll, komme ich evtl mit meinem Wunsch mehr Mitgefühl mit mir Selbst zu haben durcheinander. In dem Fall kann es richtig sein, zu sagen: Ich möchte gar kein Verständnis oder gar Mitgefühl für Trump haben. Dann ist man noch nicht bereit für Schattenarbeit. Im Grunde kann man sagen, erst sollte man die Phase von Psychotherapie bewältigt haben und und erst dann kann man mit dem Schatten arbeiten.
B) Ein Mensch lernt noch was ethisch richtig und falsch ist. Wenn ich noch lernen müsste, was zb kritisches Denken ist, oder Empathie, oder Nachhaltigkeit, dann würde Trump eine Irritation für meine eigene Entwicklung darstellen. Auch in dem Fall ist es richtig zu sagen, Schattenarbeit ist gerade nicht mein Thema. Ich habe gerade nicht das Bedürfnis Trump verstehen zu wollen. Schattenarbeit ist für Menschen gedacht, die schon sehr weit in ihrer Selbsterkenntnis entwickelt sind.
C) Die Sorge seine eigene Integrität und Werte zu verlieren und der Gewinn
Ich sagte ja anfangs, dass mein Ego Trump ablehnt. Ich kann euch sagen, dass hat sich nicht geändert. Ich würde einen Menschen wie Trump nie wählen. Ich hoffe weiterhin dass die Demokraten in den USA die Mehrheit erhalten. Die Integrität meines Egos hat sich nicht aufgelöst durch das Mitgefühl, welches ich für Trump, seine Anhänger oder für mich selbst gewonnen habe.
Aber ich kann euch sagen, ich kann meinen Freund X der ein Trump Fan ist, seitdem besser verstehen. Es macht mich nicht mehr so wütend, wenn er Trumpf idealisiert, denn ich sehe sein emotionales Bedürfnis nach Sicherheit, welches er auf Trump projiziert, jetzt sehr viel klarer.
Gleichzeitig bin ich mir selbst gegenüber achtsamer geworden, wo ich Menschen oder Konzepte idealisiere, um eine Ohnmacht oder Enttäuschung, Ungeduld oder Wut abzuwehren. Ich habe mich selbst tiefer kennen gelernt. Ich habe einen kleinen Teil meines Egos erlöst.
Meine Begeisterung für das Bedingungslose Grundeinkommen, wird durch die Enttäuschung, der ich ins Auge gesehen habe, nicht gemindert. Im Gegenteil, ich bin jetzt durch Kritiker am Grundeinkommen nicht mehr zu erschüttern und kann mich so viel souveräner für das Thema einsetzen. Kritik triggert mich nicht mehr so. Ich habe nichts verloren. Ich habe einen größeren Überblick und emotionale Flexibilität gewonnen.
Mein Versuch Menschen für Bewusstseinserweiterung zu begeistern, ist nicht verloren gegangen. Im Gegenteil. Ich habe verstanden, dass ich noch viel geduldiger und achtsamer werden muss, um schwierige Innere Prozesse nicht all zu Stark zu vereinfachen. Ich musste auch abtrauern, dass es gar nicht so viele Menschen gibt, die mit voller Hingabe nach Selbsterkenntnis suchen. Das hat mich aber insgesamt nur bewusster und klarer gemacht und mich ermuntert noch differenzierter hinzuschauen, wo eine Mensch gerade steht.
Eine zweite Runde
Jetzt stört mich an Trump ja nicht nur sein Hang zum Populismus. In dieser Person verdichten sich eine ganze Menge an Eigenschaften, die ich persönlich (also aus meinem Ego heraus) ablehne. So könnte ich mich nun weiter fragen, welche Eigenschaften lehne ich außerdem an Trump ab und dann gehe ich wieder durch den Prozess, um mir selbst zu begegnen.
Erste Aufgabe:
Ich weiß, dass das Beispiel Donald Trump sehr polarisierend war. Vielleicht hat euch dieses Beispiel sogar vor den Kopf gestoßen. Es gibt Leute, die hassen ihn und vielleicht auch Leute die idealisieren ihn und mögen ihn gar nicht dekonstuieren.
Ich habe mit purer Absicht so eine polarisierende und viele Leute triggernde Person ausgewählt, damit ihr versteht, dass man diese Übung mit jedem Menschen machen kann. Ganz gleich wie blöd man die Person findet.
Es kann aber auch sein, dass es gerade mit so einer Person noch sehr schwieig ist sich für den emotionalen Prozess zu öffnen. Sagen wir mal so: Den Schatten einer Person zu betrachten, die das eigene Ego ablehnt, ist der Endgegner, das ist die Meisterschaft in Schattenarbeit. Dieses Beispiel diente zum Verständnis der Übung.
Im nächsten Post werde ich eine einfachere Herangehensweise erklären, in der sich vermutlich mehr Menschen wieder finden können, weil es etwas spielerischer und weniger hart ist. Ich persönlich wähle oft so eine harte Konfrontation mit meinem Ego, weil die Überraschung dass ich diese Eigenschaften in mir trage, und zu meinem eigenen Erstaunen (etwas) Frieden mit meiner Umwelt finden kann, mich immer wieder sehr erstauen lässt.
Die Unerschrockenen von euch, können mal versuchen mit dieser Übung zu arbeiten. Sucht euch jemanden aus, der euch sehr triggert. Das kann ein Familienmitglied, ein Bekannter, eine Arbeitskollegin, ein Forentroll, ein Politiker oder eine Fernsehmoderatorin sein. Jemand den ihr wirklich blöd findet.
Vorausschau
Beim nächsten Mal wird es etwas spielerischer und weniger hart. Wem diese Übung zu krass war, er findet vielleicht beim nächsten Mal einen Zugang. Ich werde auch noch ein Beispiel für den Lichten Schatten bringen, weil wir auch unsere positiven Eigenschaften abspalten und projizieren und gar nicht sehen wie schön und grandios wir sind. Es lohnt sich deshalb auch hier hin zu schauen.
Ich möchte euch eine Übung zur Schattenarbeit vorstellen. Ich werde euch Beispiele zeigen, in denen Schattenarbeit mit feindlichen und mit lichten Traumfiguren mache. Vielleicht habt ihr Lust diese Übung einmal selbst für euch auszuprobieren?
Ihr könnt eure Übung gerne unten im Beitrag posten, wenn ihr eure Erkenntnis teilen möchtet. Nicht jeder jedoch mag es anderen Menschen gleich seine innersten Prozesse zu offenbaren. Ihr könnt die Übung deshalb auch erstmal im im Stillen für euch alleine vollziehen und wenn ihr mögt vielleicht nur ein Feedback zur Übung posten, ohne gleich den Inhalt eurer Auseinandersetzung mitzuteilen.
Mich würde interessieren, ob die Übung für euch funktioniert hat? Ich würde gerne wissen, ob die Übung euch zu einer neuen Erkenntnis, einem neuen Verständnis bzgl. einer Situation oder eines Menschen gebracht hat? Mich würden auch eure Fragen oder Schwierigkeiten mit der Übung interessieren. Mich interessiert, ob die Übung eure Perspektive erweitern konnte oder ihr Mitgefühl für einen Menschen gefunden habt, den ihr verurteilt habt. Vielleicht hat euch die Übung aber auch dazu verholfen, einen Zugang zu euren lichten Schattenanteilen zu finden. Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen oder Fragen.
Die erste Übung heißt: Die feindliche Traumfigur
Ego und Beobachter
Ich unterscheide zwischen meinem Beobachterbewusstsein und meinem Ego. Der Beobachter schaut aus einer größeren Überblickperspektive, während das Ego an der Erfüllung seiner Bedürfnisse interessiert ist.
Ich sage das völlig wertfrei. Ich habe nicht die Auffassung, dass das Ego losgelassen werden müsste. Ich wertschätze das Ego sehr. Ich denke jedoch, dass sich unser Bewusstsein erweitern lässt, wenn wir unser Ego aus dem Beobachter-Modus betrachten können und glaube uns dieser Perspektivwechsel ab und zu gut tut.
Aus meinem Ego heraus, bewerte ich die Welt auf Grund meiner Erfahrungen und Bedürfnisse. Aus der Beobachter-Perspektive bin ich von diesen Bewertungen ein Stück weit befreit. Diese Übung hat das Ziel, über sein Ego hinaus blicken zu können, eine Erkenntnis zu gewinnen und diese dann ins Ego zu integrieren.
Ich beginne die Übung mit einer Traumfigur, die mein Ego als feindlich betrachtet, weil ich eklatante Wertekonflikte mit dieser Person habe. Später werde ich noch Beispiele mit anderen Personen aufzeigen und die Übung etwas abwandeln.
Der Schatten besteht aus Dunkelheit und aus Licht. Deshalb können wir diese Übungen mit unterschiedlichsten Personen machen. Personen die wir ablehnen, können genauso interessant sein, wie Personen die wir idealisieren.
Die Traumfigur: Donald Trump
Donald Trump ist für meine Egoperspektive sehr negativ besetzt. Wenn ich mein Ego sprechen lassen würde, dann sagt es über Trump abfällig:
„Er ist ein Riesenbaby. Er ist dumm, unreif und gefährlich. Es macht mir Angst, dass so ein Mensch Macht hat. Noch mehr Angst, macht mir allerdings, dass so viele Menschen ihn gewählt haben und so viele Menschen seine Werte teilen.“
Dass ist meine Ego Sicht. Jetzt gehe ich mal temporär in einen Abstand zu meinem Ego und mache die Schattenübung. Dazu stelle stelle mir gezielt Fragen zu der Person Donald Trump:
1. Frage: Was genau stört dich an dieser Person am aller meisten?
Mich stört am aller meisten, dass er eine populistische Rhetorik benutzt. Er sagt zb. so Sachen wie: Man kann sich doch einfach Desinfektionsmittel gegen Corona spritzen. Das ist mehr als dumm. Er vereinfacht komplexe Themen und gibt vor einfache Lösungen zu haben. Das sind aber keine Lösungen.
Es gibt Leute die das glauben wollen und ihm folgen. Die Leute die das glauben, die wünschen sich eine einfache Lösung. Sie haben Trump gewählt, weil sie sich einen starken Anführer wünschen, der ihnen einfache Lösungen präsentiert.
Ich glaube, sie tun dass, weil sie die Komplexität der Welt ebenfalls nicht anerkennen können. Sie wollen die Komplexität der Welt nicht anerkennen, weil sie das sehr ohnmächtig machen oder schwer enttäuschen würde. Sowohl Trump als auch seine Wähler, wehren das Gefühl der Ohnmacht und Enttäuschung und Unsicherheit ab, indem sie so einem Populisten Macht geben. Sie idealisieren Trump, weil das ihre eigene Ohnmacht abwehrt. Sie fühlen sich sicher, indem sie seinen populistischen Phrasen glauben.
2. Frage: Und was hat das mit dir zu tun Steffi?
Wo ist das was du in Donald Trump beobachtest, auch in dir zu finden?
Jetzt kommt es darauf an, ob ihr eher rational analytisch arbeiten wollt oder eher um eine intuitive Antwort bitten wollt. Beides ist möglich. Nicht immer kann ich direkt den Zusammenhang zwischen meiner Projektion und mir Selbst erkennen. Selbsterkenntnis ist manchmal ein Prozess.
Ein nützliches Ritual zur bewusstwerdung kann sein, dass man zb ein Symbol aufstellt mit der Intention: Zeige mir wo ich wie Donald Trump bin. Ich stelle solche Symbole manchmal auf meinen Schrank, der so ein magischer Altar ist und lasse diese Intention wirken.
Ich muss nicht sofort eine Antwort hören. Ich lasse die Antwort zu mir kommen. Unter Umständen ist das auch ein längerer Prozess. Das Unterbewusstsein wird auf diese Anfrage reagieren.
Oft spreche ich meine Intention auch als Bitte aus oder schreibe sie auf. Zum Beispiel: Ich wünsche mir eine Antwort. Wo ist das was ich bei Trump ablehne, auch in mir? Und dann lasse ich der Frage etwas Raum. Sehr oft kommt dann nach einer Weile eine Antwort zu mir.
Wer ein analytisches Konzept wie das das Tarot oder das Enneagramm beherrscht, kann sich auch auf diese Weise mit der Thematik des Schattens verbinden und sich fragen, welchen Archetypen Trump darstellt. Beim Tarot würde ich jetzt intuitiv einen Narren wählen, der allerdings noch ein sehr unreifer Narr ist. Genauso gut könte ich den Turm wählen, weil der Mann sehr in sich eingekapselt ist. Je nach dem wie ich die Person sehe.
Im Enneagramm würde ich Trump als 8 oder 3 einstufen und mich dann mit diesen Typen befassen und eine Integration dieser Typen anstreben. Ich kann die Karte des Narren oder eine Karte mit dem Enneagramm Typen auf meinen Altar stellen und abwarten was passiert. Damit habe ich eine Intension gesetzt. So eine Intention hat eine Wirkung.
Wer diese Übung schon oft gemacht hat, verinnerlicht diese rituellen Schritte immer mehr und kann die Spiegelung im Schattenwesens immer schneller und immer intuitiver erkennen. Magische Rituale oder Analytische Prozesse verkürzen sich dann oder werden gänzlich überflüssig. Er reicht dann oft, sich einfach nur vor den Spiegel zu stellen und sich innerlich zu fragen: Wo bin ich wie er?
3. Was der Spiegel antwortet
Ich habe sehr überrascht erkannt, dass ich auch manchmal einen inneren Populisten in mir trage.
Ich habe eine ganz andere politische Gesinnung als Trump. Ich habe ganz andere persönliche Werte und deshalb erkannte, ich es nicht gleich. Trump ist ja keine 1:1 Spiegelung von mir. Ich bin keineswegs wie Trump, aber es gibt den Nagel in mir, an dem sich die Projektion auf aufhängt.
Manchmal denke ich auch, dass es für Probleme einfache Lösungen gäbe. Eigentlich ist das ein Wunschdenken. Zum Beispiel bin ich ein großer Verfechter der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens. Manchmal denke ich, wenn wir ein Grundeinkommen hätten, würde das so viele strukturelle Probleme in unserem Land lösen. Manchmal bin ich eine spirituelle Populistin. Ich mache es mir manchmal zu einfach, wenn ich denke, dieser Mensche muss nur xy verstehen. Ich negiere manchmal dass Selbsterkenntnis ein langer und hingebungsvoller Prozess sein kann.
Indem ich denke " es wäre ja so einfach wenn ..." leugne, dass die Welt sehr komplex ist und es vielleicht gar keine einfachen und eindeutigen Lösungen gibt. Ich leuge manchmal dass eine Persönlichkeitsentwicklung lange dauert und es eine komplexe und vielschichte Angelegenheit ist Selbstheilung und Selbsterkenntnis zu erlangen.
4. Wer wärest du ohne diese Eigenschaft? Welche Funktion hat diese Eigenschaft?
Die Funktion meines inneren Populisten dient der Abwehr von Ohnmachtsgefühlen, Enttäuschung, Ungeduld und Wut.
5. Die auftretenden Emotionen fühlen
Oft reicht es nicht, wenn wir uns einem Schattenanteil rein kognitiv bewusst machen. Um den Schatten vollständig zu transformieren, müssen wir dem Gefühl, welches wir abgewehrt haben, auch emotional begegnen.
Es ist nicht nötig mit dem Gefühl etwas zu machen. Es reicht das Gefühl, in meinem individuellen Fall der Ohnmacht, der Enttäuschung, der Ungeduld und derWut einmal kurz da sein zu lassen. Das gelingt am besten, wenn man ein stabiles Beobachter Bewusstsein hat und Emotionen regulieren kann. Es ist nicht Sinn der Sache sich von einer Emotion gänzlich überfluten zu lassen und sich zu überfordern. Es ist aber notwendig sich von einer Emotion berühren zu lassen. Nur so können wir die Abwehr der Schattenprojektion ganz durchbrechen.
Selbstregulation und Beobachterfähigkeiten: Es gibt Methoden die das Beobachter Bewusstsein stärken können, falls du hier noch nicht im Kontakt mit dem Gefühl sein kannst.
A) Der psychologische Weg
Das sind einmal alle therapeutischen Methoden die uns zur Selbstregulation befähigen. Zwei Methoden die ich an der Stelle erwähnen möchte, sind die Innere Kind Arbeit und Somatic Experiencing. Man kann diese Techniken erlernen und erhält dadurch die Fähigkeit sich durch schwierige Emotionen zu begleiten.
B Der meditative Weg
Zweitens sind es alle meditativen Methoden, die dich dazu befähigen, ein Gefühl einfach nur zu beobachten, ohne das du dadurch aus der Ruhe gebracht wirst.
Auch die Kombination aus psychologischen und meditativen Kompetenzen sind möglich. ES geht darum sich trotz emotionaler Berührtheit sicher zu fühlen. Sollte es dir noch nicht möglich sein, in einer ruhigen und sicheren Beobachter Perspektive im Gefühl zu verweilen, versuche dir so eine Kompetenz anzueignen.
Dieser Part des bewussten Fühlens ist vermutlich das Schwerste und es ist völlig ok, wenn du erstmal nur bei der kognitiven Einsicht bzgl. deines Schattens bleibst. Deine Fähigkeit in der Emotion zu verweilen, wird sich mit dem Training der erwähnten Methoden steigern lassen, so dass du eines Tages stark genug sein wirst, deine abgewehrten Emotionen vollständig zu zulassen.
Sollte Punkt 5 dich derzeit noch überfordern, überspringe ihn erstmal. Punkt 5 wird dann sozusagen nachreifen. Wisse nur, dass die volle Schattenintegration nicht alleine auf kognitivem Wege zu bewältigen ist. Erst wenn du in der Lage bist, die dazu gehörigen Emotionen durchzufühlen, erlöst sich das Thema ganz. Oft geschieht dass erst, wenn die Selbstregulationsfähigkeiten stabil genug sind.
6. Die Integration ins Selbst
Die Integration ins Selbst gelingt erst vollständig, wenn du Punkt 5 gemeistert hast. Es kann aber auch schon eine Teil-Integration eine positive Veränderung in deinem Leben bewirken. Eine vollständige Integration bedeutet, ich habe Mitgefühl mit Donald Trump und mit allen Menschen die ihn wählen, als auch mit mir selbst und allen Menschen, die ein ähnliches Verhalten zeigen.
Ich verurteile ihn, andere Menschen und mich selbst nicht mehr, für die Neigung populistisch und idealistisch zu denken, denn ich weiß hinter dieser Anhaftung liegt eine große Verletzlichkeit. Dort liegen Ohnmacht, Enttäuschung, Ungeduld und Wut. Diese Gefühle scheinen Menschen derzeit noch zu überfordern.
Weil ich durch eigene das Fühlen dieser Emotionen selbst erfahren habe, wie schwer es ist diese Gefühle zu ertragen, kann ich verstehen und mitfühlen, warum andere Menschen diese Gefühle durch eine Ideologie oder eine Vereinfachung abwehren.
Und plötzlich ist Donald Trump den mein Ego eigentlich ablehnt, mir zum Lehrer geworden. Auf diese Weise kann ich jeden Menschen zu meinem Lehrer machen, um eine tiefere Selbsterkenntnis zu finden.
Das Verstehen kommt vor dem (Be)greifen
Das kognitive Verstehen kommt vor dem emotionalen (Be)greifen: Verstehen und Mitgefühl ist noch nicht das Selbe. Kognitive Perspektivenübernahme und Empathie ist nicht das Selbe. Es dauert oft lange bis die Erkenntnis auch ins Herz sinkt.
Das Verstehen bereitet das vollständige Begreifen vor. Unser Verstand kann Erkenntnisse meist sehr schnell vollziehen. Der Verstand ist unglaublich beweglich, denn er hat ja keine Massenträgheit. Die Schwingung in der sich der Verstand bewegt, ist nicht materiell. Der Verstand kann sich in Lichtgeschwindigkeit bewegen. Kognitive Erkenntnisse können daher sehr schnell fallen.
Unser Körper und unsere Emotionen, haben eine andere Schwingungsdichte. Sie sind viel materieller und benötigen für einen transformativen Prozess viel länger als der Verstand. Deshalb kann es sein, dass dein Verstand etwas versteht, während sich dein Ego sich weiterhin gegen eine Person wie Trump positionieren möchte.
In dem Fall bleibe ich bei meinem Ego. Mein Ego ist weise. Meine Gefühl sind weise. Ich vertraue meinem Gefühl, habe aber im Hinterkopf, dass ich nach einer emotionalen Erlösung suche. Meinen emotionalen Widerstand gegen Trump den Behalte ich erstmal, solange er besteht. Ich übergehe mein Ego nicht. Ich nehme meinen emotionalen Widerstand an, bis er sich von selbst erlöst.
Ich habe durch den Wunsch Frieden zu finden mit Trump, jedoch eine Intension gesetzt. Mein Ziel ist nicht mehr Selbstbestätigung, sondern Selbsterkenntnis und Erlösung vom Unfrieden mit der Welt.
7. Angst vor Schattenarbeit
Manchmal lehnen Menschen Schattenarbeit ab. Das kann mehrere Gründe haben.
A) Ein Mensch befindet sich gerade in der Phase Selbstmitgefühl zu entwickeln. Wenn ich mit Trump dann auch noch Mitgefühl haben soll, komme ich evtl mit meinem Wunsch mehr Mitgefühl mit mir Selbst zu haben durcheinander. In dem Fall kann es richtig sein, zu sagen: Ich möchte gar kein Verständnis oder gar Mitgefühl für Trump haben. Dann ist man noch nicht bereit für Schattenarbeit. Im Grunde kann man sagen, erst sollte man die Phase von Psychotherapie bewältigt haben und und erst dann kann man mit dem Schatten arbeiten.
B) Ein Mensch lernt noch was ethisch richtig und falsch ist. Wenn ich noch lernen müsste, was zb kritisches Denken ist, oder Empathie, oder Nachhaltigkeit, dann würde Trump eine Irritation für meine eigene Entwicklung darstellen. Auch in dem Fall ist es richtig zu sagen, Schattenarbeit ist gerade nicht mein Thema. Ich habe gerade nicht das Bedürfnis Trump verstehen zu wollen. Schattenarbeit ist für Menschen gedacht, die schon sehr weit in ihrer Selbsterkenntnis entwickelt sind.
C) Die Sorge seine eigene Integrität und Werte zu verlieren und der Gewinn
Ich sagte ja anfangs, dass mein Ego Trump ablehnt. Ich kann euch sagen, dass hat sich nicht geändert. Ich würde einen Menschen wie Trump nie wählen. Ich hoffe weiterhin dass die Demokraten in den USA die Mehrheit erhalten. Die Integrität meines Egos hat sich nicht aufgelöst durch das Mitgefühl, welches ich für Trump, seine Anhänger oder für mich selbst gewonnen habe.
Aber ich kann euch sagen, ich kann meinen Freund X der ein Trump Fan ist, seitdem besser verstehen. Es macht mich nicht mehr so wütend, wenn er Trumpf idealisiert, denn ich sehe sein emotionales Bedürfnis nach Sicherheit, welches er auf Trump projiziert, jetzt sehr viel klarer.
Gleichzeitig bin ich mir selbst gegenüber achtsamer geworden, wo ich Menschen oder Konzepte idealisiere, um eine Ohnmacht oder Enttäuschung, Ungeduld oder Wut abzuwehren. Ich habe mich selbst tiefer kennen gelernt. Ich habe einen kleinen Teil meines Egos erlöst.
Meine Begeisterung für das Bedingungslose Grundeinkommen, wird durch die Enttäuschung, der ich ins Auge gesehen habe, nicht gemindert. Im Gegenteil, ich bin jetzt durch Kritiker am Grundeinkommen nicht mehr zu erschüttern und kann mich so viel souveräner für das Thema einsetzen. Kritik triggert mich nicht mehr so. Ich habe nichts verloren. Ich habe einen größeren Überblick und emotionale Flexibilität gewonnen.
Mein Versuch Menschen für Bewusstseinserweiterung zu begeistern, ist nicht verloren gegangen. Im Gegenteil. Ich habe verstanden, dass ich noch viel geduldiger und achtsamer werden muss, um schwierige Innere Prozesse nicht all zu Stark zu vereinfachen. Ich musste auch abtrauern, dass es gar nicht so viele Menschen gibt, die mit voller Hingabe nach Selbsterkenntnis suchen. Das hat mich aber insgesamt nur bewusster und klarer gemacht und mich ermuntert noch differenzierter hinzuschauen, wo eine Mensch gerade steht.
Eine zweite Runde
Jetzt stört mich an Trump ja nicht nur sein Hang zum Populismus. In dieser Person verdichten sich eine ganze Menge an Eigenschaften, die ich persönlich (also aus meinem Ego heraus) ablehne. So könnte ich mich nun weiter fragen, welche Eigenschaften lehne ich außerdem an Trump ab und dann gehe ich wieder durch den Prozess, um mir selbst zu begegnen.
Erste Aufgabe:
Ich weiß, dass das Beispiel Donald Trump sehr polarisierend war. Vielleicht hat euch dieses Beispiel sogar vor den Kopf gestoßen. Es gibt Leute, die hassen ihn und vielleicht auch Leute die idealisieren ihn und mögen ihn gar nicht dekonstuieren.
Ich habe mit purer Absicht so eine polarisierende und viele Leute triggernde Person ausgewählt, damit ihr versteht, dass man diese Übung mit jedem Menschen machen kann. Ganz gleich wie blöd man die Person findet.
Es kann aber auch sein, dass es gerade mit so einer Person noch sehr schwieig ist sich für den emotionalen Prozess zu öffnen. Sagen wir mal so: Den Schatten einer Person zu betrachten, die das eigene Ego ablehnt, ist der Endgegner, das ist die Meisterschaft in Schattenarbeit. Dieses Beispiel diente zum Verständnis der Übung.
Im nächsten Post werde ich eine einfachere Herangehensweise erklären, in der sich vermutlich mehr Menschen wieder finden können, weil es etwas spielerischer und weniger hart ist. Ich persönlich wähle oft so eine harte Konfrontation mit meinem Ego, weil die Überraschung dass ich diese Eigenschaften in mir trage, und zu meinem eigenen Erstaunen (etwas) Frieden mit meiner Umwelt finden kann, mich immer wieder sehr erstauen lässt.
Die Unerschrockenen von euch, können mal versuchen mit dieser Übung zu arbeiten. Sucht euch jemanden aus, der euch sehr triggert. Das kann ein Familienmitglied, ein Bekannter, eine Arbeitskollegin, ein Forentroll, ein Politiker oder eine Fernsehmoderatorin sein. Jemand den ihr wirklich blöd findet.
Vorausschau
Beim nächsten Mal wird es etwas spielerischer und weniger hart. Wem diese Übung zu krass war, er findet vielleicht beim nächsten Mal einen Zugang. Ich werde auch noch ein Beispiel für den Lichten Schatten bringen, weil wir auch unsere positiven Eigenschaften abspalten und projizieren und gar nicht sehen wie schön und grandios wir sind. Es lohnt sich deshalb auch hier hin zu schauen.