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Yin & Yang

Yin & Yang
#1
13.12.2022, 01:22 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.2022, 04:47 von ichbinmehr.)
Yin & Yang

Ein Thema welches mich zur Zeit wieder beflügelt, ist die Vereinigung von Yin und Yang. Dabei geht es mir aktuell darum, meine angelernten gendertypischen sozialen Verhaltensweisen in Frage zu stellen, als auch darum, dem energetischen Aspekt diese Qualitäten, welche für meine Kundalini Tantra Meditationspraxis wichtig ist, bewusst zu begegnen.

In der Auseinandersetzung mit dem Thema, bin ich neulich über dieses Video gestolpert: Gerald Hüther ist Neurobiologe und engagiert sich auf Grundlage seines Berufes für frühkindliche Bildung und Potentialentfaltung im Menschen.

Er ist mir als wirklich beeindruckender Mensch aufgefallen, der Empirie (Yang - Objektivität) und Herz (Yin) durch sein Beispiel verbindet und verkörpert. Ich kenne wenige Menschen, die sich für empirische Forschung engagieren, die mich gleichzeitig auch in Punkto Herzensbildung, durch ihre eigene Authentizität, berühren und inspirieren. 

Ich möchte gerne auf der Grundlage dieses Videos, welches zum Einstieg in das Thema für alle Interessierte dienen soll, aus meiner persönlichen Erfahrung auf das Thema eingehen. Ich freue mich, wenn ihr euch an einem gemeinsamen Austausch beteiligen möchtet.



Gerald Hüther: Mädchen und Jungs - wie verschieden sind sie?


Sicher ist dieses auch für einige Menschen ein kontroverses Thema. Ich weiß nicht, ob ich mit allem was Herr Hüther sagt einverstanden bin, weil ich das Zusammenspiel von männlichen und weiblichen Selbstanteilen auch gerne tiefenpsychologisch und spirituell betrachte und über diese Wege, auch über einseitiges und  binäres Denken hinausgehen möchte. Ich weiß gar nicht ob, das auf der Grundlage der Neurowissenschaften möglich ist?

Hüther spricht jedoch aus neurobiologischer und dualistischer Perspektive und erklärt ja auch, warum er sich diese Sichtweise nicht „kaputt machen“ will. Ich muss sagen, ich kann ihn da gut verstehen.  normal

Gerade im Hinblick auf männlich geprägte Ego-Rollen und weiblich geprägte Ego-Rollen, finde ich die  Impulse seines Vortrages sehr interessant und aufschlussreich. Leider spricht er hier fast nur über die Entstehung der männlichen Ego Muster und ich finde, er vergisst ein wenig, dass die Mädchen auch ihre genderspezifische Prägung durchleben und deshalb auch oft erst in ihre Stärke kommen müssen, bevor diese ihr Yin strahlen lassen können. Das muss aber nicht unbedingt heißen, männliches Verhalten einseitig zu immitieren, denn diese Lösungsstrategie ist für mich auch unvollständig.

Dabei finde ich auch die Frage interessant, was bedeutet überhaupt weibliche Stärke?
Was beutet es ein Mann zu sein?

Auf eure Sichtweise dazu bin ich sehr gespannt!



Verbundenheit und Autonomie

Ich möchte an Stelle von männlich & weiblich (biologisch) oder Yin & Yang (energetisch) noch zwei andere psychologische Qualitäten mit ins Boot holen, die gendertypisch verwendet werden. Ich denke, dass ein Mensch erst durch eine ausreichende Integration beider Bedürfnisse Ganzheit verkörpern kann.

Das Bedürfnis nach Verbundenheit & das Bedürfnis nach Autonomie

Wobei ich im Alleinsein mit mir selbst, auch Verbundenheit mit mir Selbst und in bewusstseinserweiternden Momenten, Verbundenheit mit der ganze Welt spüren kann. Ich kann mich aber auch in Mitten von Menschen, sehr einsam fühlen, wenn ich mein innerstes Empfinden nicht mit anderen Menschen teilen kann, weil mir die Möglichkeit mich mitzuteilen fehlt. Ich kann mich in Mitten von Menschen verlassen fühlen, wenn ich mich selbst verlassen habe, da ich gar nicht weiß, wie das geht, mich mit mir selbst verbunden zu fühlen. Ich kenne beides.

Deshalb ist ja das Yin & Yang Symbol so schön in einander verschlungen und weißt damit auf die paradoxe und fließende Beziehung zwischen den beiden Polaritäten hin. Sowohl Trennung, Einheit als auch gegenseitige Schattenaspekte, sind in diesem Symbol enthalten.



[Bild: 1920px-Yin_yang.svg.png]




Dualismus und Transgender Identität

Ich möchte an der Stelle nochmal bei der dualistischen Trennung männlicher und weiblicher Verhaltensweisen bleiben. Verzeiht mir bitte, dass ich das Thema LGBTQIA+ an der Stelle erst einmal überspringe, weil ich heute über die Unterschiedlichkeit von männlichen und weiblichen Rollenbildern, als auch Energien sprechen möchte.

Ich bin in meiner derzeitigen Identität eine Hetero-Cis-Frau. Ich besitze auf Grund meines Interesses an archetypischer Tiefenpsychologie, Spiritualität und Energiearbeit eine dualistische Sprache, die ich mir für meinen persönlichen Erkenntnisprozess bewahren muss.

Einheitserfahrungen entstehen meiner persönlichen Erfahrung nach, nicht durch undifferenzierte Gleichmacherei, sondern durch eine tiefgreifende Auseinandersetzung, zwischen diesen beiden Polaritäten, die dann zu einem späteren Zeitpunkt ineinander überfließen können, jedoch nicht müssen. Die Auseinandersetzung mit Yin und Yang Qualitäten kann dann zu einer Verschmelzung und Aufhebung der Dualität = Nondualität führen. Womöglich kann dieser Prozess von einem transgender Menschen bereits vollzogen sein? Ich jedenfalls, befinde mich in Mitten in diesem für mich persönlich ergebnis-offenen Selbsterkenntnisprozess, und brauche daher meine Konzepte noch, als Krücke.

Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich ausdrücklich sagen, dass ich mir für alle Menschen, gleichgültig welchen Geschlechts oder welcher Sexualität sich diese zugehörig fühlen, die sich mit meinem schubladen-artigen und bewusst verwendeten dualistischen Denken, als auch meiner womöglich polarisierend wirkenden Sprache, von männlichen und weiblichen Eigenschaften nicht identifizieren möchten, aus tiefsten Herzen wünsche, dass diese ebenfalls eine gesamtgesellschaftliche Anerkennung und den nötigen Schutz und Wertschätzung für ihre höchst individuelle Identität erhalten mögen. Des weiteren öffne mich für jegliche andersartige Perspektive, die mich in meiner Sichtweise bereichert und ergänzen kann, auch dann, wenn diese meinen Ansichten konträr widersprechen mögen.

Die Grundstruktur der Tiefenpsychologie baut jedoch auf dem Prozess der Vereinigung von gegensätzlichen Polaritäten und archetypischen Bildern (Anima und Animus nach C.G. Jung) auf. Ebenso beinhalten viele meiner persönlich bevorzugten spirituellen Konzepte (Yoga, Tantra, Kabbala. etc) die Lehre von gegensätzlichen Polaritäten. Daher wäre es mir persönlich nicht möglich, mein individuelles Anliegen zu teilen, wenn ich darauf verzichten würde, meine trennende Sprache zu nutzen. LGBTQIA+ ist heute einfach nicht mein Thema. Sollte es eurer Thema sein, bringt es gerne Selbst mit ein, um euch mit eurer Sichtweise an diesem Austausch zu beteiligen und fehlende Aspekte hinzuzufügen.

Ich beginne hier einmal mit der Beschreibung meiner persönlichen Perspektive, die sich sicherlich noch in weiteren Abschnitten fortsetzten wird.


Schieflage zwischen Yin & Yang

Ich empfinde es nicht nur gelegentlich - sondern oft so, dass in unserer Gesellschaft die männlichen Fähigkeiten und Qualitäten, wie Autonomie und Selbstständigkeit überbetont werden und die weiblichen Qualitäten, dazu gehören u.a. die Fähigkeiten sich mit Menschen zu verbinden und bedingungslose Liebe zu leben, wenig allgemeine Wertschätzung erhalten.

Ich habe keine Ahnung, ob das eine rein subjektive Empfindung meinerseits ist, oder ein gesamtgesellschaftliches Phänomen? Was ist eure Meinung zu dem Thema?

Ich glaube aber, dass ich das nicht nur alleine so empfinde und ich möchte heute darauf eingehen, wie ich diesem Problem in meinem Selbsterkenntnisprozess begegne und euch gleichzeitig einladen, eure Sichtweise, mit uns zu teilen.


Verbundenheit vs. Autonomie

Manchmal sehe ich die positiven Yin Fähigkeiten, wie Empathie und Mitgefühl, Sinnlichkeit, Intuition, Offenheit & Neugierde, die Fähigkeit sich mit anderen Menschen zu verbinden, die bedingungslose Liebe, Fürsorge, Sensibilität, Gelassenheit, Wohlwollen und die Fähigkeit zu kreativer Co-Creation (durch gemeinsames, nicht zielgerichtetes Spiel) durch unsere Kinder strahlen. Deshalb liebe und verehre ich Kinder so sehr. Kinder strahlen für mich häufig, wie kleine Buddha ´s und erinnern mich an das, was wir Erwachsenen so häufig vergessen haben zu leben, eben weil wir es nicht leben durften. Das Licht ist oftmals in uns gewaltvoll erstickt oder durch nicht Beachtung vergessen worden. Kinder sind ja so wunderbarer Lehrer.

Sobald wir Menschen jedoch erwachsen werden müssen, beginnen wir in der Regel unser Herz (mal mehr – mal weniger) zu verschließen und streben im Allgemeinen nach Selbstständigkeit und Autonomie. Das bedeutet es für die allermeisten Menschen erwachsen zu werden. Aus meiner spirituellen Perspektive glaube, ich, dass wir in der Kindheit ein Art Identitäts-Aufbauprogramm erleben, welches mit dem Erwachen in ein tieferes Bewusstsein, durch ein Identitäts-Abbauprogramm / Individuationsprozess n. Jung/ Ego Tod, Entwicklung in eine Integrales, transpersonales oder transrationales Bewusstsein, erlöst wird.

Deshalb teile ich die Ansicht von Gerald Hüther, dass es auch etwas bedauerlich wäre, wenn die Frauen in ihrer notwendigen Emanzipationsphase genau das Selbe einseitige Machtstreben wiederholen, welchem die Männer in ihrer Rolle, oft unfreiwillig ausgeliefert waren.

Ich glaube aber, es geht mir hier um einen ganz anderen Punkt, den ich herausarbeiteten möchte. Ich denke, es mir geht darum, das sowohl als auch zu leben. Nur was bedeutet das genau? Was bedeutet es für euch?

Dieses sowohl als auch zwischen Yin und Yang möchte in den kommenden Beiträgen so gut ich kann, zu beschreiben versuchen. Ich unterscheide ich mich hinsichtlich meiner persönlichen Sichtweise, auch etwas von Gerald Hüthers Standpunkt.

Ich benutze dualistische Konzepte, keine biologischen – sondern tiefenpsychologische und spirituelle Modelle -  denn das sind meine Wege. Ich glaube nicht an eine feste materielle Realität, die unverrückbar ist. Mein Ziel ist wie ich glaube, die Auflösung der Dualität und das Erlangen einer harmonischen Mitte aus beiden Seiten. Aus dieser Sicht ist die Trennung, der mich mich jedoch in Form dieser konzeptuellen Betrachtung hingebe, mein integraler Weg zur Einheit und Ganzheit.
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RE: Yin & Yang
#2
13.12.2022, 02:36 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.2022, 05:12 von ichbinmehr.)
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Feminismus

Ich konnte ich mich nie mit dem allgemeinen Feminismus identifizieren, obwohl ich eigentlich Feministin bin. Nur wollte nicht so eine Feministin sein, wie ich sie zu Hauf im Außen sehe. Ich wollte nicht so eine Feministin sein, die dann aus ihrer eigenen Kränkung und Erfahrung der Unterdrückung heraus wieder die Männer unterdrücken will und ihnen die ganze Verantwortung, für die Schieflage zuschiebt. Das wäre für mich nicht die Verantwortung für sich selbst übernehmen. Verantwortung übernehmen heißt für mich, nach Innen zu schauen, um den eigenen Ego Mustern zu begegnen.

Auch möchte ich nicht, jenen Menschen die Verantwortung für die Schieflage und für die Unterdrückung des Weiblichen geben, die einfach nur gendertypisch leben möchten, weil das ihrer Identität und Individualität entspricht. Da ist für mich immer noch etwas schief. Ein bisschen mehr Toleranz, Perspektivenübernahme und Mitgefühl, wünsche ich mir natürlich schon – Jedoch Toleranz und Mitgefühl auf beiden Seiten und das sehe ich im Feminismus einfach nicht. Ich empfinde ISMEN meist als eindimensional und absolutistisch.

Da spiegelt sich das schiefe im Schiefen und deshalb, kann ich mich nicht so richtig mit dem allgemeinen Feminismus identifizieren. Gleichwohl ich die Menschen sehr schätze, die sich an dieser Stelle für Frauenrechte im Außen engagieren, denn ohne diese würde sich ja auch nichts verändern.

Ganz besonders jedoch berüht mich auch derzeit der mutige Aktionismus der Frauen im Iran, weil das auch einfach nochmal eine andere Sache ist, sich für Freiheit und Gerechtigkeit zu engagieren, wenn das eigenen Leben bedroht ist. Dafür meinen tiefsten Respekt. Ich möchte an der Stelle betonen, dass ich in meinen persönlichen Auseinandersetzung das Privileg habe, nicht mit Leib und Leben bedroht zu sein und ich deshalb ein leichtes Spiel habe, nach Innen zu schauen, statt mein Leben im Außen verteidigen zu müssen. Oder nehmen wir das Thema der Beschneidung weiblicher Geschlechtsorgane. Es gibt gibt in jedem Fall Problematiken, die auch im Außen angegangen werden müssen!

Vielleicht brauchen wir unterschiedliche Menschen, die an den verschiedensten Ebenen arbeiten. Deshalb finde ich es auch richtig die Menschen wert zu schätzen, die an einem anderen Punkt arbeite. Innerschau ist ja nur mein Weg und den möchte ich ganz klar als gleichwertig mit allen anderen Außenwegen setzten.

Wir haben das große Glück in Deutschland, dass wir in unserer freiheitlichen Gesellschaft, überhaupt den Freiraum haben, nach Innen schauen zu können. Siehe Maslows Bedürfnispyramide. Meine freiheitlichen Gedanken bauen auf allen anderen Menschen, auf vergangenen Kulturen und Paradigmen auf, die meine Umgebung für mich vorbereitet hat, damit ich an der Spitze der Pyramide meine nun folgenden Gedanken plazieren kann (während andere Menschen das Grundgerüst erbaut haben): Ich persönlich möchte das männliche Denken und Fühlen verstehen und (be)greifen und mich für eine gegenseitige Würdigung von männlichen und weiblichen Qualitäten engagieren.


Geschlechtsspezifische Erziehung

Mein Bezug zum Feminismus kommt daher, dass ich als Kind, als Mädchen nicht die gleichen Chancen und Freiheiten hatte, wie die Jungen in meiner Umgebung. Ich durfte nicht in einen Fußballverein eintreten, obwohl ich für das Thema gebrannt habe. Ich durfte kein Judo machen, kein Eishockey spielen und nicht mit den Freunden in den Wald gehen. Immer hieß es, dass darf ich alles nicht weil ich ein Mädchen bin. Ich durfte keine Aktion Figuren haben, wie meine Jungs Freunde, nicht frech sein (was auch meinen Humor ziemlich gekillt hat, für Witze habe ich Ohrfeigen bekommen), nicht kämpfen und vor allem – durfte mich nicht angemessen wehren! Ich musste meine natürliche Aggression und somit meine Fähigkeit zum Selbstschutz abspalten. Das alles und noch viel mehr, durfte ich nicht leben, weil mir gesagt wurde, ich sei ja ein Mädchen und Mädchen, tun so etwas nicht.

Ich wurde stattdessen in eine unterwürfige weibliche Rolle gezwungen, weil alle Frauen in meiner Familie und Umgebung (Mutter, Tante, Nachbarn, Cousine) so ihr Frau sein auslebten. Alle Frauen in meiner Ahnenreihe, haben sich aufgeopfert und ihre Autonomie verleugnet. Sie haben Kranke, Alte und Alkoholiker Männer gepflegt und im besten Fall, haben sie eine Nebenrolle als hübsches Püppchen (Objekt) gespielt, in der sie einfach nicht aufgefallen sind. Sie haben ihren Selbstwert durch Unterwerfung, Helfen und Pflegen erlebt. Individualität oder gar Autonomie gab es in meiner Familie für Frauen nicht. Dafür habe ich diese Frauen verachtet. Deshalb wollte ich nie so sein.

Als mich meine Mutter mit zwölf Jahren versucht hat aufzuklären, hatte sie nur einen Satz für mich: Ob ich wisse was Vergewaltigung sei? Zum Glück hatte ich eine Bravo Zeitschrift, den Fernseher und ein Biologie Buch und wusste beits, dass ihre Ansprache völlig daneben war. Aus heutiger Sicht bin ich Entsetzt über all das, über diese verinnerlichte Gewalt die viele Frauen in sich tragen. Ich glaube dass dieses Rollenbild seit Generationen weiter gegeben wurde und dass das auch ein Grund für meinen Bruch mit meiner Familie war, aus diesen Mustern auszusteigen.

Ich spüre gerade meinen alten Hass gegenüber diesen Frauen, die diese oberflächlichen Klischees bedienen wollten/mussten? und mich auch dazu zwangen, es ihnen gleich zu tun. Denn wenn dein Kind dir sagt, Mama tu doch was du willst, du kannst dich von deinem Mann scheiden lassen, dann musste das für meine Mutter so eine Bedrohung ihres Selbstbildes gewesen sein, dass sie lieber mich schlug, als ihn zu verlassen. Das war ja einfacher, als das ganze eigenen Leben in Frage zu stellen, ohne zu wissen, wie man diese Lücke in sich selbst schließen soll.

Das zweite Gefühl, welches sich zeigt, das hinter dem Hass verborgen lag, ist tiefes Mitgefühl mit alle den Frauen, die das seit Jahrhunderten ertragen haben und sich gefügt und unterworfen haben, weil sie einfach keinen Ausweg gefunden haben. Es ist ja so leicht zu sagen, warum hast du das zugelassen? Aber ich glaube manchmal hat man keine Chance. Das macht mich traurig. Ich bin auch gerade traurig über mein Urteilen. Mir tut mein Urteil leid. Ich war nur so wütend. Ich bin immer wieder fasziniert, welche tiefen und verborgenen Emotionen sich bei mir durchs Schreiben freisetzten.


Rebellion  - Dann bin ich eben ein Junge

Ich habe früh dagegen rebelliert, indem ich als Mädchen kurze Jahre trug und kein Kleid anziehen wollte. Ich wollte mich wie ein Junge kleiden, weil ich mich nicht unterdrücken lassen wollte. Ich habe mit Stöcken und Steinen gespielt, mir Pfeil und Bogen gebaut, mit Lego und Playmobil Cowboys, statt mit Puppen, und Krieg gespielt (in den 80gern was das normal).

Die Idee ein Junge sein zu wollen, war für mich persönlich eine kindliche Strategie aus Ermangelung etwas besseres zu haben, um sich gegen dieses unterdrückende Rollenbild abzugrenzen. Ein Junge zu sein, war eine Lösung. Ich habe mich mit meinem inneren Identitätsempfinden abgegrenzt, gegen das was ich im Außen nicht verhindern konnte. Draußen in der wilden Natur auf den Kuhwiesen und Bolzplätzen unserer Wohnsiedlung, habe ich eine gewisse Freiheit erlebt. Freiheit und Autonomie von den Erwachsenen, die mich mit ihren Vorstellungen so dermaßen erdrückt haben. Dort spielte ich mit meinen Freunden, die fast immer  Jungs waren

Als dann mit ca. zehn Jahren die Pubertät bei mir einsetzte, war das physiologische Frau werden, nicht mehr aufzuhalten, was für mich damals schrecklich war, denn damit verlor ich meine positive Identität als Junge, als auch meine soziale Zugehörigkeit zu den damaligen Freunden.

So wie ich aufgewachsen bin, bedeutete Frau sein, brav, abhängig, unbedeutend und ohnmächtig zu sein. Aber wie soll ein kleines Mädchen denn für sein Autonomie Bedürfnis Worte oder Lösungen haben, außer zu denken, ich will ein Junge sein? Ich hatte nur die Möglichkeit mich über mein Äußeres abzugrenzen und mich dem objekthaften Mädchen sein (hübsch aussehen zu müssen, Verzicht auf Autonomie) zu entziehen. Ich wollte nicht zum Objekt gemacht werden. Ich wollte keine Puppe sein. Leider hatte ich keine Erwachsenen in meiner Umgebung, die mir gesagt haben, du kannst als Mädchen alles sein oder alles werden. Um alles zu sein, musste ich ein Junge sein.

Mein Vater hatte im Grunde nicht ganz so extreme Überzeugungen wie meine Mutter diese äußerte. Er hatte allerdings so Ideen, wie ich sollte doch Steuerberater - Gehilfin werden. Ich weiß gar nicht was das sein soll? Zweite Geige? Er wünschte mir wohl Erfolg, Geld und Glück (anders als meine Mutter, die jeglichen Individualismus in mir bekämpfte), aber eine Vorstellung davon, dass Frauen eine bedeutsame Rolle spielen können oder gar eine eigene Individualität und somit eigene Werte, hatte er auch nicht.

Steuerberater- Gehilfin. Das Wort ist schon so geil. So sagtre er es mir immer. In solchen Momenten möchte ich aus gendern, damit es auch der Letzte kapiert, das Frauen auch ganze SteuerberaterInnen sein können, ganz ohne Mann. lol

Und so kam das dann auch dass ich nicht studieren konnte, weil auch gar niemand auf die Idee kam, dass das überhaupt in Frage käme. Ich hätte damals Unterstützung gebraucht, aber die gab es ja nicht. Außerdem musste ich da weg. Ich bin mit 18 Jahren ausgezogen und war als entwicklungsverzögerter und schwer traumatisierter Mensch, gar nicht in der Lage selbstständig meinen Weg zu gehen. Ich war mit meiner Ausbildung genug gefordert.


Die Frau als Objekt

Außerdem hasste ich die Oberflächlichkeit meiner Eltern, die sich immer so viel daraus machten, wie ich aussah und mich jede Abweichung der Norm kritisierten. Übergewicht, Schiefe Zähne nach dem Zahnwechseln oder Pickel in der Pubertät waren für sie eine Katastrophe, weil ich als Frau für sie ja scheinbar keinen anderen Zweck verkörperte, als ein Objekt zu sein. Ich wehrte mich mit aller Kraft gegen diese Sichtweisen, aber sie waren eben stärker und mächtiger als ich. Man kann sich noch so sehr gegen seine die Vorstellungen Eltern wehren, man wird sie verinnerlichen und muss sie später nochmal ausspucken.

Ich wollte für meine Inneren Werte und meine Talente geliebt werden, aber die sah in meiner Familie niemand. Meine Eltern hatte kein Bewusstsein für Innere Werte oder gar die Fähigkeit zur Innenschau. Deshalb hasse ich auch diesen Materialismus, denn ich wurde zum Objekt gemacht.

Über meine  Stärken und Talente, meine Empathie und Liebe und meine Beobachter Fähigkeiten, wurde eiskalt hinweg geschaut, als wären diese Talente nicht existent. Die Folge der fehlenden Spiegelung meiner Stärken, führte mich dazu, dass ich mich selbst auch nicht mehr sah, wie ich bin. Ein Kind kann sich nicht selbst sehen. Es muss von liebevollen Eltern gesehen und gespiegelt werden, um seine Identität und ein Selbstwertgefühl zu auszubilden. Übersehen zu werden, bedeutet im schlimmsten Fall, eine Identitätsstörung zu entwickeln.


Jugendphase - Mensch sein

Ich habe mich in meiner Jugend innerlich von diesem unterwürfigen, weiblichen Rollenbild abgegrenzt, indem ich dann sagte: Ich fühle mich eigendlich gar nicht als Frau - sondern als Mensch.

Zum Frau sein, hatte ich keine Beziehung. Heute würde man zu meiner früheren Identifikation, wohl nonbinary sagen. Damals, ich bin 1980 geboren worden, gab es dafür kein Wort und auch kein Bewusstsein. Ich musste mir selbst eine temporäre Lösungsstrategie für das Problem herausarbeiten.
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RE: Yin & Yang
#3
13.12.2022, 03:37 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.2022, 06:01 von ichbinmehr.)
Initiation ins männliches Verhalten

Ich kenne das konkurrierende und wettbewerbsorientierte, gendertypische, männliche Verhalten, welches mir selbst auch immer wieder beim Ausüben meines Kraftsportes aufgefallen war, aus mir selbst, weil ich es mein ganzes Leben lang imitierte. Das ist so eine typische Yang Sache. Das Streben nach männlicher Härte fing schon in meiner Kindheit an.

Zum Beispiel, als ich beim Fußballspielen von meinem Freund Micha so hart vors Schienbein getreten wurde, dass der Schienbeinknochen bis heute dort einen Knubbel hat. Ich ging fast zu Boden vor Schmerz als Micha mich mit Wucht trat. Mein Knochen wurde damals mit Sicherheit beschädigt. Aber ich schwieg darüber. Micha war vier Jahre älter als ich und der Anführer der Gruppe. Ich fand Micha toll.

Ich war etwa 5 Jahre alt und war das einzige Mädchen, welches die Jungs in ihre Spiele integriert hatten. Nach dem Schienbeintritt humpelte ich erstmal weg, und verarbeitete meinen Schmerz alleine im Gebüsch. Ich versteckte meine Tränen, denn die sollte niemand sehen. Ich entschied mich dann aber zurück ins Spiel zu kehren.

Micha kam auf mich zu, nahm mich bei Seite und sagte: Du bist zurück gekommen, obwohl ich dir wirklich hart, vors Schienbein getreten habe. Ich habe dir mit Absicht so richtig feste gegen dein Schienbein getreten. Ich hörte seine Lust am Sadismus aus seinem Worten und wusste nicht wie ich das finden sollte. Es stieß mich irgendwie ab. Ich wollte aber dazu gehören.

Er sagte: Ich wollte wissen, ob du ein Mädchen oder ein Junge bist? Ein Mädchen wäre zu seiner Mama gelaufen. Ich hab dich nämlich richtig fest getreten. Du bist aber zurück gekommen. Jetzt weiß ich, du bist ein Junge. Du darfst mit uns Fußball mitspielen. Dann verkündete Micha der das Sagen in der Gruppe hatte, allen anderen Jungs auf dem Platz, dass ich nun ein Junge bin und dazu gehöre. Viele Jahre später begriff ich, dass das eine Initiation in die männlich Welt war. Ich sah einmal zufällig eine Doku Reihe auf Arte über männliche Initiationsriten, durch die mir das bewusst wurde. Der Schienbeintritt war meine Aufnahme in die Welt der Männer. Eine lange Zeit lebte ich unter Männern und verleugnete die Frau in mir.

Überhaupt hatte ich früher sehr viele Yang Ansichten. Ich war sehr hart zu mir und zu anderen Menschen. Auch zu meinen KiTa Kindern, die bei Wind und Wetter mit mir in den Wald mussten. Wenn Steffi ein Ziel hatte, dann gab es keine Ausreden oder Befindlichkeiten. Nun das war auch nicht nur schlecht, aber etwas einseitig. Ich bin Widder/Stier im Horoskop. Ich bin sehr froh, dass ich mich von diesen einseitigen und wenig liebevollen Ansichten trennen durfte. Ich hatte einen Freundeskreis indem männliche Wertevorstellungen den Ton angaben.


Kindliche und jugendliche Lösungen

Als Kind hat man ja noch nicht die Möglichkeit sich von diesen übergestülpten Rollenkonzepten abzugrenzen. Dass ich mir sagte, ich will ein Junge sein, weil ich nicht so sein will, wie meine Mutter, war eine kindliche Strategie, die ich heute auch nochmal ausgesprochen als Lösung für meine damalige Problematik der unterdrückten Autonomie würdigen möchte. Ich habe ein Foto von meiner Grundschulzeit, da sehe ich aus, wie der coolste und stärkste Junge auf dem Klassenfoto.  lol

Es kam dann später hinzu, dass ich in der Schulzeit und am Arbeitsplatz viele Frauen kennen gelernt hatte, die ihr Frau sein durch oberflächliche Dinge zum Ausdruck brachten: Haarglätteisen, Schmicke (Fassade), Handtäschchen, Klamotten Shoppen, hochhackige Schuhe in denen kein normaler Mensch laufen kann, Hochzeitsdeko aussuchen, …

Ich habe auch dagegen rebelliert, indem ich Baggy Pants, mit riesigen Hosentaschen und Rucksack trug, bloß keine Handtasche, zumal ich nicht verstehen kann wie man so etwas unpraktisches, wie eine Umhängetasche, einem Rucksack vorziehen kann.

Meine Kleidung musste auch immer als Ausdruck meines Widerstandes her halten. Ich hatte eine ganze Schublade voller Metal Shirts, mit dem ich jedem zeigen musste, dass ich im Widerstand war, mit der geforderten Anpassung an das brav sein. Eine eigene Sprache hatte ich damals noch nicht dafür. Die Sprache musste ich erst noch entwickeln. Solange sprachen die Shirts. Ein verbreitetes Phänomen unter Rock Musik Liebhabern.  normal

Überhaupt war Rock Musik und Heavy Metal in meiner Jugend ein ganz wichtiger Ausdruck meiner nicht gelebten Yang Energie. Ich konnte den Rebellen, der im Grunde eine jugendliche Lösungsstrategie darstellte, wenigstens über meine Liebe zur agressiver Musik ausdrücken. Mir gefiel besonders gut, dass die durch Musik gelebte Agression niemandem weh tat, außer vielleicht meiner Mutter in ihrem ästhetischen Empfinden. Sie mochte meine Schrei- Musik nicht, die ich mit Zwölf fand, wie sie Guns N´ Roses nannte. Faszinierend! Alleine in diesem Bandnahmen ist schon wieder Yin und Yang zu finden.


Die Ablehnung des Weiblichen

Ich habe in all der Zeit, nie eine Frau getroffen, die so richtig weiblich war, die ich toll fand, weil die Weiblichkeit bei all diesen Frauen immer nur an der Oberfläche zum Vorschein kam. Püppchen eben. Wenn ich FreundInnen hatte, was selten vorkam, dann waren das Mädchen und Frauen, die eine gute Mischung aus Yin&Yang in sich trugen. Meine Freundin J lief in Rocker Lederhose, und meine Freundin C  die Polizistin, in Springerstiefeln rum. Ich konnte eine Zeit lang nur wenige Frauen würdigen.


Naturgewalten

In meinen Outdoor- Abenteuer-Urlauben mit meinem Partner wollte, ich ihn immer in seinem Mann sein übertrumpfen, und härter sein als er. An der Stelle wurde ich 2009 mit einem ausgewachsenen Gewitter auf einem schwedischen Gewässer in die Schranken gewiesen, welches mir jegliche Freude an solchen Outdoor-Survival-Geschichten genommen hatte.

Die weise Mutter Natur ist die stärkere Kraft gewesen. Sie hat mir endlich Einhalt geboten, als sie meinte, es se nun Zeit zur Umkehr. Im Grunde war die völlig ungeschützte Begegnung mit dem Gewitter auf dem See, der Spiegel meiner Inneren weiblichen Natur, die mich vom falschen Weg abgebracht hatte. Die Blitze schlugen links und rechts neben uns im Wasser ein, während wir uns auf einen von Wasser überspülten Stein retteten und eine dreiviertelstunde im Gewitter hockten. Das Gewitter kam als wir angeln waren. Ich sah am Horizont Wolken aufsteigen, zog meine Regenjacke an und sagte zu meinem Partner, wir sind doch nicht aus Zucker.

Ich hab mir fast in die Hose geschissen, als die Blitze einschlugen, weil ich mir so schutzlos und ausgeliefert fühlte, wie noch nie in meinem Leben. Ich habe am ganzen Körper gezittert. Dann wäre ich fast noch auf eine Kreuzotter (Viper – wie neulich im Traum) getreten. Das alles traf dann auf meine bis dahin noch unbewusste PTBS und und kindliche Ohnmachts Erfahrung. Hurra - Wie backt man sich noch ein Trauma, oben drauf, weil man ja noch nicht genug davon hat? Ich war selbst mein schlimmster Feind. - Wer sonst?
Danach wollte ich dann keine Outdoor-Reisen oder Abenteuer mehr.

Diese Szene enthält so viele archetypischen Symbole. Damals konnte ich diese Begrenzung meiner Freiheit nur schwer annehmen. Das Gewitter zestörte mein Vertrauen in die Natur. Es entfremdete mich von der äußeren Natur und verband mich mit meiner inneren Natur. Mit meinem heutigen Abstand sehe ich ganz anders auf diese Erfahrung. Vielleicht begann ich meine Weg der Innenschau, genau dort? In Mitten von Wasser, Schlangen und Blitzen, die aus dem Himmel kamen. Über das Klarträumen las ich 2008 zum ersten Mal und kurz darauf fand ich das Klartraumforum, wenn auch erst nur als Mitleser, unter anderem Nickname.


Männerfreundschaften

Meistens war ich doch mit Jungs und Männern befreundet, denn nur dort wollte ich mit Menschen auf Augenhöhe sein. Frauen die sich unterwerfen oder ihr Yin nur oberflächlich durch Beauty-Zeugs ausleben, fand ich abstoßend. Ich habe mit sehr harten Männern in Kneipen gewetteifert, wer mehr Alkohol trinken konnte. Ich kann meine Bierflasche mit dem Feierzeug aufmachen.  grin

Letzens erst, gab es wieder so eine lustige Situation, in der mir das auffiel. Da war ich auf einer Party und ich hatte eine Bierflasche in der Hand. Jemand reichte mir freundlicher Weise einen Flaschenöffner, welches eine höfliche Geste war. Ich nahm jedoch lieber das Feuerzeug mit dem die Männer in der Runde, mit denen ich im Kreis stand, ihre Flasche geöffnet hatten, und beim „plöpp“, der Flasche fühlte ich wieder, ich bin einer von euch. Ich bin ja froh, dass ich mir nicht mehr vors Schienbein treten lassen muss und so kleine Rituale reichen.  lol

Allerdings musste ich mich im Zuge meines Individuationsprozesses auch für fast zehn Jahre weitgehend von dieser Yang Gemeinschaft zurück ziehen, weil ich meine Yin Energie in dieser Kreis aus vielen Männern nicht entwickeln konnte. Jetzt bin ich wie ich glaube, langsam innerlich so gefestigt, sowohl mit Yin als auch Yang, dass ich mich wieder einreihen kann, ohne blinde Anspassung. Seit Oktober gab es zwei Begegnungen mit den Jungs, in denene ich nicht das Gefühl hatte, meine wunderschöne herzliche Weiblichkeit oder meinen Spirit in Samsara zu verlieren.


Die Integration der Frau

Meine innere nonbinary Identifikation, aus der ich mir aber nie viel machte, denn sie diente ja nur der Abgrenzung, änderte sich dann ganz langsam, als ich etwa dreißig Jahre alt war. Mit Dreißig begann eine erste zaghafte Abgrenzung von meiner Mutter im Außen.

Außerdem war ich zu der Zeit sehr sportlich und dieses war der Anlass für mich, dass ich das erste Mal in meinem Leben auf eine positive Weise mit meinem physischen Körper in Kontakt kam. Ganz langsam begann eine Aussöhnung mit meinem Frau sein, sowohl körperlich als auch sexuell. Ich begann mich zu der Zeit für Tantra zu interessieren. Auch hier zerbrachen angelernte Gender-Konzepte und wurden durch eine neue positive Yin Haltung ersetzt.

Nur versuchte ich damals im Fitnessstudio auch noch wie besessen Muskeln aufzubauen, weil ich genauso stark sein wollte, wie die Männer. Im Nachhinein glaube ich, dass das ein unbewusster Versuch war, meine Yang  Qualitäten zu integrieren. Weil ich damals noch keine stabile Innenschau Praxis hatte, versuchte ich die gesuchte Stärke und Autonomie im Außen zu finden und über mein Äußeres zu definieren.


Die Dunkle Nacht der Seele

Als ich aktiv Kraftsport betrieben hatte, war ich immer erst zufrieden mit mir, als ich genauso viel Gewicht stemmen konnte, wie manche Männer. Wenn ich mehr Liegestützt schaffte. Nur dann wenn ich genau so stark war, wie ein Mann, fühlte ich mich wertvoll. Andere Wertvorstellungen hatte ich ja nicht. Ich musste erstmal jemanden treffen, der mir zeigte dass das Yin auch wertvoll ist. Ein Konglomerat an Krankheiten und psychischen Zusammenbrüchen, hatte mich dann zum Glück irgendwann von diesem fehlgeleiteten Wahn abgehalten.

Seitdem das Hart sein zu sich Selbst und der Welt nicht mehr funktionieren sollte, weil die transformierende Kraft der Dunklen Nacht der Seele diese Ego Muster der Härte gegen sich selbst aufgebrochen hatten, wuchs ich immer mehr in die Frau hinein, die ich in meiner Kindheit und Jugend nie sein wollte. Ich begann meine sensibeln Fähigkeiten zu würdigen, zu achten und und erkannte meinen spirituellen Weg als Ausweg aus meinem harten Ego.

Die Person die erste Person die mir zeigte, dass Innenschau ein Ausweg sein kann, war Spell. Später lernte ich Yang Fähigkeiten wie Logisches und Kritisches Denken von Ihr. Es war ihr Yin, welches mich nach Innen führte.


Wenn das Yin nicht gewürdigt wird

Das ich so lange Zeit keine Frau sein wollte, oder nicht so eine oberflächliche (Schminke) Frau, lag einzig an den engen Rollenvorstellungen meiner Umwelt, die ich verinnerlicht hatte. Ich bin heute gerne eine Frau, wenn ich als Frau alles genau so machen kann, wie ein Mann. Ich bin heute mit Frauen befreundet und schätze diese genauso sehr, wie meinen männlichen Freunde.

Es ist aber für Frauen auch oft so, dass sie die gleiche Leistung bringen wie ein Mann, und dennoch nur die Nebenrolle spielen. Deshalb ist es gut, dass es FeministInnen gibt, die dieses gesamtgesellschaftliche Problem anprangern und uns wecken das zu ändern. Ich gehe an der Stelle jedoch wieder in eine andere Richtung und zwar nach Innen. Das ist halt mein Weg.


Die Frauen als TäterInnen

Wenn ich nach Innen schaue, dann erkenne ich, dass ich selbst Männern auch viel mehr Aufmerksamkeit schenke, als Frauen. Ich bin einfach so konditioniert und habe diese Haltung unbewusst verinnerlicht. Auch in meinem Job als Erzieherin, habe ich ganz besonders die Jungs gefördert, die Mädchen habe ich oft etwas vergessen. Ich habe die Aggressions Energie der Jungs oft konstruktiv aufgegriffen und ihre fehlgeleitete konstruktive Energie ins Fußballspielen gelenkt.

Ich finde das immer wieder erstaunlich, da ich Kinder nie absichtlich geschlechtsspezifisch bevorzugen oder erziehen wollte, aber ich tat es eben unbewusst. Das würde ich heute auch anders und viel bewusster machen. Weil es mir jedoch selbst passiert ist, kann ich letztlich auch niemand anderen dafür verurteilen.

Es ist eine Frage des Bewusstsein, ob man das bemerkt oder nicht. Allerdings war es da oft auch so, dass ich viele Kolleginnen hatte, die die Jungs in der KiTa mit ihrer aktiven und unangepassten Yang Energie als Störenfriede abgestempelt und aussortiert hatten. Deshalb gab es trotz des unbewussten Ungleichgewichtes einen Einklang, denn aus einer nächst höheren Perspektive ist ja immer schon alles perfekt.

Wenn ich ein Junge worden wäre, dann wäre ich vermutlich auch nicht so stark traumatisiert worden, von meiner Mutter. Ich glaube meine Mutter hätte den Jungen, der ich gewesen wäre, nicht so abwertend behandelt. Vielleicht war das auch ein Grund, warum ich als Kind ein Junge sein wollte. Als Mädchen wurde ich von meiner Mutter eben direkt in die Rolle von „du bist nichts wert“ eingeführt. Während ich als Junge von Micha in die Rolle „du musst hart sein“ eingeführt wurde. Wobei ich sagen möchte, dass auch die Jungs dadurch Gewalt erfahren, sowohl durch ihrer Väter, Brüder als auch Mütter.

Oft sind es gar nicht die Männer, die die Frauen unterdrücken! Es sind oft die Frauen (Mütter, Großmütter) selbst, die diese Rolle unbewusst an die nächste Generation von Frauen weiter geben. Sehr eindrucksvoll kann man das auch sehen, wenn man sich beispielsweise den Iran anguckt. Da sind es auch die Frauen, die in der Sittenpolizei sehr aktiv mitmischen und andere Frauen zu tode prügeln, weil sie sich nicht „ordnungsgemäß“ unterwürfig gekleidet haben.

Es ist zu kurz gedacht, wenn wir denken, dass die Männer die Frauen unterdrücken würden. Wir tragen diese Unterdrückung des Weiblichen alle in uns. Wir unterdrücken damit nicht die nur die Mädchen und Frauen, wir unterdrücken auch das Yin im Mann. Denn ein Junge lernt meist schon sehr früh, dass er nicht öffendlich weinen darf.

Und vielleicht wertschätzen wir an mancher Stelle auch das Opfer des Yang Wegs nicht genug, gerade, wenn wir auf dem Feminismus Weg sind - können wir blind sein, für das Leid auf der anderen Seite. Vielleicht möchte da ja auch mal ein Mann etwas zu sagen? Ich weiß, dass es für Männer tausendfach schwerer ist, sich in dieser Offenheit und mit den verletzlichen Emotionen zu zeigen, wie die Frauen das tuen können, denn es wurde den Jungs schon früh aberzogen, diese Seite leben zu dürfen. Ich verstehe wenn, ihr nichts dazu sagen wollt/könnt.


Selbstbehauptung

Deshalb denke ich, dass es für Mädchen und Frauen sehr wichtig ist, sich aktiv zu behaupten und sich im (spielerischen) Wettbewerb auch mit den männlichen Archetypen zu messen und die Erfahrung zu machen, sich durchzusetzen, weil Frauen eben ganz oft dieses Trauma der Erniedrigung und Unterdrückung in sich tragen und immer suggeriert bekommen haben, wenn sie Glück haben und sich anstrengen, vielleicht die zweite Geige zu spielen. Wenn eine Frau sich groß macht, dann tut sie dass, nicht um zu dominieren, sondern um in ihre Kraft zu kommen und sich aus diesen angelernten Mustern zu befreien.

Seitdem ich erkannt habe, dass das Yin unterdrückende Prinzip auch in mir ist und nicht nur die Umwelt verantwortlich ist, habe ich mich auf die innere Suche gemacht, herausfinden zu wollen, was es für mich persönlich bedeutet, als Frau stark erfolgreich und gleichzeitig, liebevoll und empathisch zu sein. Dazu demnächst mal mehr. Mein Yin möchte jetzt ins Bett fließen.  wink1

Vielleicht habt ihr Lust eure eigene Perspektive beizutragen?
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RE: Yin & Yang
#4
13.12.2022, 19:19
Das Yang in der Frau finden - Hengstin

Als Frau seine Stärke, Wirksamkeit und Autonomie zu leben, ist für mich in jedem Fall ein Teil dieser Selbstbefreiung aus den angelernten Rollen und deshalb auch ein Teil des Erwachsens Weges. Leider fehlte es mir lange Zeit an passenden Rollenvorbildern, was auch ein Grund dafür war, warum dieses Thema so viele Jahre unbewusst in mir schlummern konnte.

Das ist ein sehr häufige Problem von mir, dass ich keine Ahnung habe, wie ich ein schlummerndes Potential entwickeln soll, weil ich oft niemanden kenne, der mir vorleben konnte, wie das aussieht, wenn sich mein Potentential sich entfaltet hat. Ich brauche Vorbilder. Lerntheoretisch nennt sich das Lernen am Modell. So fragte ich einmal mein gesamtes Umfeld (Ideen Korb Methode – ZRM nach Maja Storch), welche starken Frauen sie kennen würden.

In meinem männlichen Heavy Metal Umkreis bekam ich die Antwort: Ich solle mir mal die Sängerin von der Band Arch Enemy angucken. Aber nein, das nun auch nicht. Haha. Dann stolperte ich eher per Zufall über ein Musikvideo von Jennifer Rostock, welches mir ziemlich deutlich klar machte: Ich bin eine Hengstin.

Dieser deutlich emanzipatorische Text hatte mir klar gemacht: Ich bin eine Frau, die führen will, die ihre eigenen Vorstellungen hat, die etwas zu geben hat und diese Gaben in die Welt bringen muss. Ich bin eine Frau, die sich nicht verstecken will, sich nicht verstecken kann, denn das ist gegen meine Natur.
Ich will keine zweite Geige spielen - Ich bin eine Hengstin.

Eine Hengstin - Was für ein tolles Wort, indem das Yin & Yang schon wieder vereint war. Das Lied hat mir Drive gegeben und von da an, öffnete ich meine Augen für all die tolle Frauen in der Welt, die ich bisher nicht wahrgenommen hatte und die mich inspirieren konnten, zu werden, wer ich bin. Frauen die keine unterwürfigen Geigen spielen, sondern wissen wer sie sind, was sie können und was sie wollen.


Game of Thrones - Geburt der Drachenmutter

Dann fand ich zufällig in der TV-Serie Game of Thrones (2011) ein Rollenvorbild: Daenerys Targaryen, die Drachenmutter, die mich unglaublich faszinierte. Wer sie nicht kennt: Sie ist wunderschön, erotisch, sinnlich, mitfühlend und gleichzeitig erbarmungslos hart. Sie trifft autonome Entscheidungen, wie ein Mann und besitzt Macht. Sie ist eine Anführerin. Sie ist die Mutter der Drachen. Ihr Element ist das Feuer.

Video die Geburt der Drachemutter (3 Minuten)

Erst wusste ich gar nicht wie mir geschah, weil sie mich so umhaute. Es war mir fast, als hätte ich mich verliebt. Das war das aller erste Mal in meinem Leben, dass ich eine Frau richtig cool und ja beinahe anziehend fand.

Bis dahin hatte ich immer nur männliche Rollenvorbilder, sehen wir mal von Pipi Langstrumpf ab, die ja ein Kind repräsentiert und keine erwachsene Frau ist. Pipi Langstrumpf finde ich natürlich auch super cool und inspirierend. Manchmal frage ich mich: Was würde Pipi Langstrumpf tun? Ich mag sowie die kindlichen Narren und Archetypen, die sich über die Anpassung hinweg setzten können und dabei auch lieb, fröhlich und herzlich und gerecht sind. Ich brauchte zu der Zeit aber ein erwachsenes Vorbild einer Frau und kein Kind.

Daenerys Targaryen beeindruckte mich, durch ihre ausgeglichene Yin& Yang Energie. Leider wurde sie am Ende der Serie immer mehr vom Streben nach Macht korrumpiert, wie das so vielen Menschen geht und genau das ist, das was Gerald Hüther für mich in seinem Vortrag anspricht. Ich liebe Daenerys Targaryen in einer früheren Phase der Serie, in der sie die genau die Waage zwischen Stärke und Mitgefühl verkörpert. Ich erlebte sie in einer Phase als gerechte und mitfühlende starke Herrscherin. Ich spürte - ja das ist die Mitte, die ich suche.

Als sie dann am Ende der Serie nur noch Macht wollte und vom Sog der Macht ihr harmonisches Gleichgewicht verlor, löste ich mich wieder von ihr und konnte sie nicht mehr als Rollenmodell annehmen. Da war sie zu viel Yang – Machtbesessen und Zerstörerisch. Seit dieser Begegnung wusste ich, was ich suchte. Ich finde diese Serie GOT überhaupt sehr gut, um sich mit Archetypen zu beschäftigen. Ich habe da auch interessante Vorlagen für meine Enneagramm Arbeit gefunden.

Seitdem dieses erste Rolemodell einer starken aber gleichzeitig auch mitfühlenden und gerechten Frau an meinem Horizont auf getaucht war, begann sich meine Innere Haltung zum Frau sein zu transformieren. Ich begann meine Yang Seiten auszubilden und sollte bald eine Begegnung mit meinem Animus haben.
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RE: Yin & Yang
#5
13.12.2022, 20:09 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.2022, 20:24 von ichbinmehr.)
Der Animus

Laut Carl Jungs archetypischer Theorie, besitzt die Frau einen Teil in sich, der Animus genannt wird. Der Animus ist der männliche Teil in der Frau. Die Anima ist der weibliche Teil im Mann. Laut Jungs Theorie entsteht Ganzheit, wenn die Frau ihren Animus integriert und der Mann seine Anima. Wie das nach Jungs Theorie verläuft, könnt ihr bei Interesse in diesem Video erfahren. Jung sprach von verschiedenen Phasen der Integration, die ich genauso durchlebt habe.



Anima & Animus - männliche & weibliche Psychologie - Archetypen erklärt - C. G. Jung


Die Begegnung mit dem Animus

Ich traf meinen Animus H, der zu mein spiritueller Lehrer und Freund wurde. Er verkörperte eine ganze Reihe an Eigenschaften, die ich mein ganzes Leben lang gesucht hatte. Während ich zum Beispiel eher entwicklungspsychologisch denke, dachte er archetypisch. Während ich kindlich, empathisch und hochsensibel bin, konnte er sich gut selbst regulieren, sich abgrenzen und in seiner Umwelt durchsetzten. Ich könnte jetzt noch eine ganze Liste von Yang Fähigkeiten aufzählen, die er mir durch sein Beispiel verkörperte und mich dadurch ganz machte.

Auf Grund dieser anziehenden Unterschiedlichkeit zwischen uns schufen wir uns gegenseitig, eine sehr fruchtbare Lernumgebung. Seine Yang Eigenschaften konnte ich durch die Begegnung und Beziehung mit ihm verinnerlichen und in mich integrieren. In esoterischen Konzepten wird manchmal auch der Begriff Dualseele genannt, weil es einem wirklich so vorkommen kann, als spiegelt einem der andere Mensch, den fehlenden Seelenaspekt. Ich bleibe hier mal bei Jung, weil er diese Begegnung in seinem Modell differenzierter darstellt und sowohl für Mann als auch Frau einen konkreten Weg aufzeigt.

Ein Animus oder eine Anima ist jedoch nicht derjenige Mensch, mit dem man immer eine harmonische und einfache Beziehung erlebt. Das ist auch gar nicht Sinn der Sache, weil es sich hier um eine Entwicklungsbeziehung handelt. Oft entsteht eine große Anziehung zu Animus oder Anima, die die auch verschiedenen Ebenen, wie  der/die spirituelle LehrerInnen, Freundschaft, Liebe, Heilung, Muttter/Vater und Sexualität beinhalten kann. Bei uns war das irgendwie auch alles zusammen.

Das dieser Mensch nicht unbedingt dazu bestimmt ist, dich bis ans Lebensende glücklich zu machen, ist natürlich für den romantisch, erotisch oder nach Liebe und Verbindung strebenden Teil in uns manchmal schwer zu akzeptieren, weil uns dieser Mensch doch so perfekt erscheint und dieses Gefühl von Ganzheit in uns erzeugt. Es geht in der Beziehung mit  Animus oder Anima jedoch nicht darum, dort stehen zu bleiben. Es geht darum, die Eigenschaften von Animus oder Anima, zu erkennen, zu integrieren und in sich selbst zu leben. H war übrigens Schriftsteller und hatte eine Hörbuchstimme. Es gab so vieles, was ich durch ihn in mir erkannte, vor allem meine Liebe zur Sprache und meinen Tiefsinn. Ich liebte ihn – und erkannte mich dadurch in ihm selbst. Allerdings besaß er auch Eigenschaften die mich abstießen. Das war ich natürlich auch, erkannte es aber erst später. 

Es gab dann irgendwann den Punkt, da hatten wir alles miteinander gelernt, so dass diese Bindung wieder gelöst werden sollte. Manche Konflikte ließen sich nicht gemeinsam lösen. Das war dann für mich die Gelegenheit meine von ihm gelernte Abgrenzungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Manchmal dient er mir heute noch als Vorbild und vergeistiger spiritueller Lehrer, für Fähigkeiten, die ich in mir noch entwickeln möchte. Vor allem war er mir ein Sprachvorbild von dem ich täglich lernen darf.


Autonomie Entwicklung

Gewisse Lebenssituationen zwangen mich dann dazu, die Stärke und Unabhängigkeit auszubilden, die mir immer fehlten. Wer der Stimme seines Herzen folgen möchte (Yin), der muss auch seinen Weg gehen (Yang) können. Es geht mir nicht darum, dass Yang in einer absolutistischen ultra Härte in mir zu entwickeln. Ich möchte halt im meinem normalen Leben klar kommen und nicht mehr an Situationen verzweifeln, in denen eine harte Abgrenzung, die einzige Möglichkeit für Selbstschutz und meinen Frieden ist. Ich möchte meine Fähigkeiten in die Welt bringen.

Ich erkannte immer mehr, dass ich keinen Frieden haben würde mit der Welt, wenn ich mich nicht beschützen kann. Gerade als hochsensibler Mensch (Yin) der ich auch bin, brauche ich eine entsprechende Balance auf der Yang Seite, damit ich nicht untergehe, in einer Welt die nicht immer freundlich und rücksichtsvoll ist. Ich möchte mich beschützen und mich notfalls auch mal durchsetzten können, wenn ich merke, dass meine Umgebung fehlgeleitet oder blind ist. Ich möchte nicht nur Empfangen (Yin), ich möchte auch Gestalten (Yang).

Manchmal benötige ich eine Ich Stärke (Yang) um der Liebe & Frieden (Yin) zum Sieg zu verhelfen und in meiner Umgebung für Harmonie zu sorgen. Ich möchte mein Licht nicht mehr unter den Tisch stellen. Wenn Menschen um mich herum in regressiven schwarz-weiß Kategorien denken, und das sowohl als auch nicht sehen, dann möchte ich die Stärke und den Mut besitzen, progressiv aufzustehen und die Mitte vorzuleben. Ich möchte meine Stärke und Autonomie für den Frieden und die Liebe einsetzten und damit zum Wohle aller Wesen handeln.

Meine Autonomieentwicklung stand auch im Zusammenhang mit meiner Übungs-Praxis in selbstständiger emotionaler Selbstregulation, welches eine absolute Notwendigkeit für Menschen mit Traumafolgestörungen ist, um der Abhängigkeit von sozialer Regulation durch andere Menschen zu entkommen. Nur wer mit sich im Allein sein glücklich sein kann, ist frei.

Ich würde mal behaupten an diesem Punkt der Selbsterkenntnis stehen viele Frauen, denn Durchsetzungsfähigkeit und eine gesunde Selbstregulationsfähigkeit ist eine anerkannte Fähigkeit in unserer Gesellschaft. Ich glaube Jeder benötigt eine gewisse Portion Yang Energie. Ich musste dafür erst H kennen lernen, durch den ich meinen männlichen Schatten und mein wehrhaftes und freiheitsliebendes Krafttier, den Wolf annehmen konnte.
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RE: Yin & Yang
#6
13.12.2022, 22:00 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.2022, 22:27 von ichbinmehr.)
Die Kriegerin

Bevor ich zur Würdigung des Yin komme, möchte ich jedoch noch diese kleine Kriegerin zeigen, weil sie mich sehr berührt hatte. Mir standen Tränen in den Augen, weil mein Inneres Kind zu meiner Inneren Mutter mit voller Überzeugung und alter Wut im Bauch sagte:

„Siehst du Mama! Mädchen können alles! Mädchen sind stark! Mädchen können sogar mit einem Schwert kämpfen. Sie können! Sie können alles! Sie können brüllen wie ein Löwe. Mama siehst du das. Mädchen können alles!“




Schwertkampf  - Mädchen  - Video ( 3 Minuten)


Ich war fasziniert von diesem Mädchen und stellte mir vor, wie Abgrenzungsstark sich ein Mensch wohl entwickelt, wenn man als Kind schon Schwertkampf übt. Ich dachte allerdings, dass das auch dazu führen kann, dass man einseitig hart wird und sich immer hinter seiner Stärke und Souveränität verstecken kann. Das erinnerte mich daran, wie ich einmal den Energiekörper eines Kampfsportlers fühlen konnte und sahen, dass er alle Energie in Solar Plexus und Dantien gesammelt hatte. Frei fließen kann Energie so auch nicht. Deshalb denke ich, wenn man ein starkes Yang hat, muss man ein ebenso starkes Yin entwicklen.


Der Animus der Logik und des kritisches Denkens

Für mich persönlich hat das Schwert außerdem eine ganz besondere symbolische Bedeutung. Mein Schwert ist ein vergeistigtes Schwert und steht für die Fähigkeiten von Logik und kritischem Denken.

In der Theorie von C.G. Jung ist Logik und kritisches Denken eine männliche Fähigkeit, denn Männer beschäftigen sich oft mit ihr. Gerald Hüther hatte ja eine Theorie dazu, warum das so ist, die ich sehr spannend fand, weil ich die noch gar nicht kannte. Ich habe sehr lange argumentieren mit Menschen geübt, meist mit Männern, die argumentativ und logisch sehr stark waren, bis ich ihnen verbal halbwegs auf Augenhöhe begegnen konnte.

Jung benennt in seinem Stufenmodell zur Integration der Animus / Anima Archetypen auch den Animus der Logik. Natürlich finden wir den auch in Frauen! Bestes Beispiel: Die Youtuberin My Thi Nguyen Kim (MyLAB). Die Philosophin Svenja Flaßpöhler. Man findet diesen Archetypen der Logik natürlich auch in Frauen, jedoch viel häufiger in Männern. Im Tarot spiegelt die Karte des Hohepriesters genau diesen Animus Aspekt - Und natürlich kann der Archteyp des Hohepriesters sich auch durch Frau ausdrücken. 

Hier haben wir wieder einen Punkt erreicht, wo eine Theorie die Realität nur teilweise wiederspiegelt. Ich bin an der Stelle nachsichtig, weil Theorien für mich keine perfekten Abbilder der Realität sein müssen. Für mich sind Theorien dazu da, bestimmte Aspekte bewusst zu machen. Sie sind mir Wege, die mich führen und wenn sie mich da hin bringen, wo ich hin will, dann nutze ich sie. Alfred Korzybski, der Vater der allgemeinen Semantik sagte dazu: "The Map is not the Territory." Eine Landkarte Karte ist nicht die Landschaft.  Wenn es sich um eine halbwegs gute Karte handelt, hat sie eine ähnliche Struktur wie das Territorium, was ihren Nutzen ausmacht.


Co - Creation

Argumentationsstärke kann also wieder zu einer einseitige Sache werden, wenn die Fähigkeit zur Verbundenheit und Co - Creation nicht ebenso besteht. Dann galoppiert man mit seiner rationalen Argumentationsstärke an allen Anderen vorbei, nimmt aber vielleicht niemand mehr mit. Auch so entsteht Trennung. In Diskussionen metzeln argumentationsstarke Menschen dann irgendwann ihre „Gegner“ nur noch nieder, um zu gewinnen und um Recht zu haben. Das ist dann aber mitunter gar kein befriedigender Austausch mehr. Es wird dann zu einer reinen Machtdemonstration.

Statt Recht haben zu wollen, könnte Co-Creation eine weiter Entwicklung bedeuten. Co-Creation beschreibt die Methode, den Prozess oder das Ergebnis eines gemeinschaftlichen Schöpfungsprozesses mehrerer Personen. Statt seine Argumentationsstärke als Machtinstrument zu benutzen, kann es nun um die Weiterentwicklung der Sprache gehen und das Ziel andere Menschen einzuladen ihre Meinung, Wahrnehmung oder Geschichte zu erzählen. An einem Punkt der Argumentationsstärke findet sonst nämlich gar keine Weiterentwicklung mehr statt, weil man dann nur noch um sich selbst kreist. Wenn wir uns an der Stelle wieder der Verbundenheit (Yin) hinwegen, kann eine Weiterentwicklung in eine ganz neue Dimension geschehen: Statt andere Menschen in Diskussionen zu besiegen - wertschätzender Austausch auf Augenhöhe. 

In der Symbolik des Schwertkampfes gehört es für mich deshalb auch dazu, dass Schwert so zu beherrschen, dass man es im Schwung stoppen kann. Ich habe außerdem begriffen dass mein sprachliches Yin (eine sehr einfache naive Sprache, ohne viele Fremdwörter, dafür emotional offen und berührbar) die andere Seite der Sprachkompetenz ist. Manche Situationen benötigen Weichheit, statt Härte. Spatens hier war für mich der Zeitpunkt gekommen, mich den Yin Sprachvorbildern, (Marshall Rosenberg, Carl Rogers, etc) zu widmen. Ich wollte die, für den Erwerb von Yang (Durchsetzungsfähigkeit, Objektivität, Logik und Kritischem Denken) zurück gestellten Emotionen (Yin), wieder einzuladen, eine Rolle zu spielen.


Umkehrpunkt

Den Umkehrpunkt bemerke ich immer dann, wenn ich das Gefühl habe, ich finden keinen geeigneten Austausch auf Augenhöhe. Ich dachte manchmal, ich finden keinen der stark genug ist. Immer dann, war ich auf dem völlig falschen Dampfer. Immer dann heißt es, es ist Zeit für einen Strategiewechsel hin zu Yin.

Umgekehrt kann es aber genauso sein. Wenn ich mich zu klein gemacht hatte und unzufrieden mit meiner Umwelt war, stand es auch ganz häufig an, mich groß zu machen und aus eigener Kraft etwas zu gestalten, dann fehlte Yang. So zieht sich das Thema für mich durch viele Bereiche in meinem Leben.


Vielleicht findet ihr ja auch Anknüpfungspunkte für euch?


Der Text zum Thema Yin muss erst noch in mir reifen …

Ich hab jetzt wieder so viel geschrieben und brauche erstmal eine Pause (Yin).
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RE: Yin & Yang
#7
14.12.2022, 18:23 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.12.2022, 20:44 von ichbinmehr.)
Das liebende Kind als Lehrer

Weil sich Yin und Yang in der Entwicklung des Menschen immer wieder abwechseln, darf die Kriegerin ihr Schwert dann wieder niederlegen, um wieder auf einem neuen Plateau zu lernen. Dabei verfeinern sich ihr Fähigkeiten, von Ebene zu Ebene. Ich würde es so beschreiben: Das Ich wird von Ebene zu Ebene feinstofflicher und verliert immer mehr seine Grobheit. Das Ich reinigt sich auf jeder neuen Stufe. Es häutet sich wie eine Schlange, die ihr alte Haut immer wieder abstreift, um die darunter liegende neue Identität zum Vorschein zu bringen. Ich habe am Ende nur noch ein, in der Welt verkörpertes, Rollenmodell gefunden, welches mir die Bewusstseins Qualitäten spiegelt, die ich in mir entwicklen möchte. Dieses habe ich auf den Thron gesetzt.



Manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte.


[Bild: 184191636_1113506559150465_2755098372204065358_n.jpg]
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RE: Yin & Yang
#8
14.12.2022, 20:53 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.12.2022, 21:01 von ichbinmehr.)
Wiederum andere Menschen sehen am besten mit den Ohren




Berge - Für die Liebe (Unplugged)


Wir haben die Wahl
Wir können im Gleichschritt mitmarschieren
oder unserer Stimme folgen
und aufhören, nur zu funktionieren

Wir haben die Wahl
Wir könnten auch mal was riskieren
Wir könnten uns verletzlich zeigen
und die Hoffnung nicht verlieren

Wir können es versuchen,
anstatt gleich aufzugeben
und uns Mut machen,
die guten Seiten sehn

uns verbünden,
statt aufeinander loszugehen
wir können wählen


Ich entscheid' mich für die Liebe
und für die Menschlichkeit
denn nur wer nicht geliebt wird
hört auf, ein Mensch zu sein

Ich entscheid' mich für den Frieden
und ich hör immer auf mein Herz
Wir sollten anfangen, uns zu lieben
Ich weiß genau, wir sind es wert


Es ist mir egal
wie oft ich selbst den ganzen Hass
das ganze Leid am eigenen Leib erfahren hab'

Es ist mir egal
denn wir haben die Wahl
die ganze Wut und all die Ängste abzulegen

unsere Feinde zu umarmen
und uns selber zu vergeben

Lasst uns zusammenführen, was längst zusammengehört
und nie wieder wegsehen, sondern voneinander lernen

und wenn es das Letzte ist in dieser kalten harten Zeit
Ich bleib' weich


Ich entscheid' mich für die Liebe
und für die Menschlichkeit
denn nur, der nicht geliebt wird
hört auf, ein Mensch zu sein

Ich entscheid' mich für den Frieden
und ich hör' immer auf mein Herz
Wir sollten anfangen, uns zu lieben
Wir sollten anfangen, Mensch zu sein
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RE: Yin & Yang
#9
17.12.2022, 15:50 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.12.2022, 15:55 von glider.)
[+] 1 User sagt Danke! glider für diesen Beitrag
Ich habe mir das Anfangsvideo von Gerharld Hüthner angesehen - und auch das meiste in diesem Thread gelesen -
Ich habe mir in letzter Zeit auch öfters Gedanken gemacht - Wie wäre eine genderfreie Welt? Wie könnte ich mir so etwas vorstellen? oder besser gesagt,  ich habe schon öfters zu meinem Mann erwähnt, dass ich, falls es die Wiedergeburt gibt, lieber auf einem Planeten zur Welt kommen möchte, wo es 'nur' 'genderfreie' Wesen gibt.

Ich hoffe, auf eine gewaltfreie Welt - irgendwo im Universum - und ohne  Sex und einseitigem 'testosterongehabe' stelle ich es mir einfacher erreichbar vor  meditier
(für meinen Mann wäre so eine Welt übrigens der 'Horror')

Ich selber wuchs in den 60iger Jahren auf, als die Unterschiede noch grösser waren als heute. In der Schweiz wurde erst 1971 das Frauenstimmrecht eingeführt und ohne verheiratet zu sein, durften Mann und Frau keine gemeinsame Wohnung mieten usw.

Ich selber wollte in der Primarschule immer die beste im Rechnen sein, vorallem besser als der Nachbarsbub  lol , was mir auch gelang. Im jassen mit meinem Vater die älteren (männlichen) Cousins und meinen Onkel schlagen, war auch ein Ziel......
Aber ich liebte es, mit Puppen zu spielen und nicht Fussball spielen zu müssen. Vor allem war ich auch froh um die 'Rüebli-RS', als Frau nicht Militärdienst leisten zu müssen.

Ich konnte mir nicht vorstellen, berufliche Karriere zu machen. Hausfrau zu sein, war ganz eindeutig mein Ideal. Alle meine Vorfahren waren immer Bauern gewesen. Ein Studium zu machen, war eine Möglichkeit, die meine Generation nun hatte, aber dafür war ich zu schüchtern. Ich wählte die Handelsmittelschule und machte ein Handelspraktikum bei einer Grossbank, was für Frauen erst kürzlich möglich wurde und nicht in Zürich, da Frauen an der Börse nicht zugelassen waren  shocked

Aber ich verdiente in meiner angestellten Zeit von 1979 bis 1991 IMMER gleich viel wie Männer. Es war mir irgendwie schon wichtig, zu zeigen, dass Frauen 'geistig' gleich erfolgreich sein können.

Ich sah mich aber nicht in einer Bankkarriere und wechselte zur Programmierung, wo ich kontinuierlich die 'Karriereleiter' bis zum 'Advisory Analyst Programmer' erklomm (statt Teamleiter zu werden, da mein Mann diesen Posten schon inne hatte, und unsere Arbeitskollegen meinten, ein Chef in der Familie genüge  wink1 )
Ich arbeitete dafür nur noch 80% und erledigte am freien Tag die Hausarbeiten. Dann kamen die Kinder und ich liess mich pensionieren.

Es war stimmig für mich - ich fühlte mich freier, ich genoss es meine Zeit frei einteilen zu können.

Ich bereue es im nachhinein, nicht studiert zu haben - aber Internet sei dank, finde ich immer Weiterentwicklungsmöglichekeiten in Philosophie, Psychologie, Quantenphysik und vielem mehr.  Mein Weg erscheint mir vielfältiger, enthielt für mich mehr Möglichkeiten, als es für meinen Mann als sogenannter 'Ernährer der Familie' war.

Ich bereue es keines Wegs eine Frau zu sein - Ich hoffe im Gegenteil NICHT, irgendwann als ein Mann wiedergeboren zu werden.

Das sind jetzt ganz frei und spontan meine Gedanken zum Thema, einem Thema, das mich doch auch seit meiner Kindheit immer wieder beschäftigt hat.


Yin und Yang wird es immer geben, solange es etwas gibt - ewiges Nichts - wie langweilig - daraus entstand meiner Meinung nach Yin und Yang - Licht und Schatten - vielleicht gibt es ja wirklich irgendwo im Universum höher entwickelte Wesen, die frei nach Situation entscheiden können, ob Mann oder Frau oder beides gleichzeitig, wie es im Tierreich teilweise ja auch schon verwirklicht ist.
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RE: Yin & Yang
#10
18.12.2022, 00:51 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.12.2022, 06:59 von ichbinmehr.)
Hallo glider,

vielen Dank für deine Sichtweise. Ich fand es sehr schön dass du mir von deiner Welt erzählt hast. Das ist auch gar nicht mal so ein einfaches Thema. Es ist schwierig über emotionale Themen zu schreiben, vor allem wenn sie noch nicht gelöst sind. Man braucht sehr viel Stärke dafür.

Zitat:Ich hoffe, auf eine gewaltfreie Welt - irgendwo im Universum - und ohne  Sex und einseitigem 'testosterongehabe' stelle ich es mir einfacher erreichbar vor  
(für meinen Mann wäre so eine Welt übrigens der 'Horror')

Da bleibt bei mir die Frage zurück, wie soll das gehen?


Zitat:Wie könnte ich mir so etwas vorstellen? oder besser gesagt,  ich habe schon öfters zu meinem Mann erwähnt, dass ich, falls es die Wiedergeburt gibt, lieber auf einem Planeten zur Welt kommen möchte, wo es 'nur' 'genderfreie' Wesen gibt.

Wie stellst du dir eine Welt mit Genderfreien Wesen vor?


Zitat:Vor allem war ich auch froh um die 'Rüebli-RS', als Frau nicht Militärdienst leisten zu müssen.

Mich hat der Krieg in der Ukraine zu vielen inneren Erkenntnissen gebracht. Ich fand es so unfair für die ukrainischen und russischen Männer, dass diese nicht frei entscheiden durften. In unserer westlichen Welt reden wir immer von einer Gerechtigkeit der Geschlechter. Ich finde es aber auch nicht Gerecht Männer in den Krieg zu schicken und diese dort zu Macht- Zwecken zu verheizen. So wie Frauen ihre Wehrhaftigkeit aberzogen bekommen und systematisch klein gemacht werden, so werden Männer systematisch für Kriege missbraucht. Ich finde wir müssen auf beiden Seiten hinschauen und das ändern.

Ich glaube wenn man in dieses Thema reingeht, gibt es so viel Schmerz auf beiden Seiten. Ich hatte mal die Gelegenheit mit einem Mann darüber zu sprechen, der seinen Schmerz auf Grund seiner geschlechtspezifischen Unterdrückung zeigen konnte. Wir haben uns gegenseitig unseren Schmerz ausgedrückt und einander zugehört. Das war sehr heilsam für beide Seiten. Eine Begegnung auf der Herz Ebene. 

Ich bin natürlich froh, als Frau nicht in den Krieg ziehen zu müssen. Ich wünsche mir diese Freiheit jedoch auch für alle Männer, die sich gegen den Krieg und für den Frieden  entscheiden. Ich wünsche mir, dass diese ebenfalls die Chance bekommen nicht kämpfen zu müssen. Ich hoffe einfach, dass sich die Welt weiterentwickelt, so dass Konflikte zukünftig anders ausgehandelt werden, vielleicht durch gegenseitiges zuhören.

An der Stelle möchte ich ein Buch empfehlen, welches die Aussöhnung zwischen Mann und Frau behandelt. Das Buch ist von einem Mann und von einer Frau geschrieben und beinhaltet beide Perspektiven, die sich auf Augenhöhe begegnen. Das Buch heißt Königin und Samurai und ist von Andrea und Veit Lindau. Gibts auch als Hörbuch.

Das war das beste und heilsamste was ich bisher zu dem Thema gefunden habe. Was mir von diesem Buch als Erinnerung geblieben ist, war die Aussage, dass Männer eine Herzens-Berufung brauchen, um ihre Beschützer - Energie für etwas positives und liebevolles einzusetzen. Das war zumindest eine Schlußfolgerung der Autoren, die in mir resoniert hatte. Der Beschützer sollte ein Diener des Friedens und der Liebe sein. Aber Menschen benutzen ihre Yang Energie leider auch um Schwächere zu unterdrücken.

Ich persönlich konnte meine Yang Energie erst annehmen, als ich verstand, dass ich mit meiner Sensibilität, meiner Liebe meiner und kindlichen naivität schützenswert bin. Mein spirituelles Herz, das sehr feinfühlig und verletzlich ist, kann sich nur so weit öffnen, wie meine Yang Energie meine Liebe beschützen kann.

Ich verstand immer mehr die Notwendigkeit des Einklang aus beiden Seiten. Jetzt müssen wir das "nur noch" die Yang Menschen verstehen, dass ihre Energie nicht dazu da ist sich an Macht festzuhalten, sondern um den Frieden und die Liebe zu beschützen. Das Yang beschützt das Yin.

Und deshalb fehlt mir manchmal echt noch mehr Yang, weil immer wieder Leute kommen, die mein Yin aus den falschen Gründen bekämpfen. Manchmal brauche ich noch Schutz, weil ich das noch nicht immer selbst kann.

Zitat:Ich bereue es im nachhinein, nicht studiert zu haben - aber Internet sei dank, finde ich immer Weiterentwicklungsmöglichekeiten in Philosophie, Psychologie, Quantenphysik und vielem mehr.  Mein Weg erscheint mir vielfältiger, enthielt für mich mehr Möglichkeiten, als es für meinen Mann als sogenannter 'Ernährer der Familie' war.

Danke für deine Sichtweise hierzu. Ich kämpfe auch immer wieder damit. Deine Sicht hilft mir gerade nochmal zu einer tieferen Annahme: Vielfalt. Ja das stimmt.

Zitat:Ich bereue es keines Wegs eine Frau zu sein - Ich hoffe im Gegenteil NICHT, irgendwann als ein Mann wiedergeboren zu werden.

Wie stellst du es dir vor ein Mann zu sein?
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RE: Yin & Yang
#11
18.12.2022, 01:20 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.12.2022, 07:11 von ichbinmehr.)
Wie Tantra und Energiearbeit ein Teil meiner Integration von Yin und Yang wurde

Ich löse diesen Konflikt für mich so, dass ich männlich und weiblich in mir Selbst anerkenne und diese zwei Seiten in eine höhere Schwingungsebene hebe, um dort mit diesen Energien zu arbeiten und diese zu vereinen.

So erhebe ich mich über die begrenzenden weltlichen und anerzogenen gendertypischen Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit hinweg. Ich verstehe männlich und weiblich mehr als Energien, Prinzipien oder Archetypen. So kann ich mit diesen Vorstellungen flexibler arbeiten und ziehe mich damit auch aus gesellschaftlichen Vorstellungen und Begrenzungen raus.

Ich kann so mit einem größeren Abstand und einer neuen Brille auf das Thema schauen. Ich benutze dazu auch die Arbeit mit feinstofflicher Energie. So begriff ich immer mehr, dass ich in meiner Ganzheit beide Seiten der Medaille bin, selbst dann wenn ich noch nich immer beide Seiten durch mein Ich verkörpere.

Ich kann dann entweder mit Integration arbeiten oder mit Empathie.

Ich glaube dass der Beginn dieser Bewusstseinswandlung u.a. durch Yoga und Tantra in Verbindung mit Tiefenpsychologie bei mir begann.


Yoga

Im Yoga lernte ich, dass es zwei Hauptenergiebahnen durch den Körper fließen. Diese werden Ida und Pingala genannt. Ida ist der kühlende weibliche Energie Kanal. Pingala der wärmende männliche Energie Kanal. Dieses Modell macht auch ersichtlich wieso Menschen durch Meditation oder yogische Asanans, innere Hitze (Yang) oder innere Kälte (Yin) Empfindungen haben können.

Hier Ida blau und Pingala orange dargestellt.


[Bild: 1280px-SahajaSubtleSystem.svg.png]

1. Wurzel Chakra 2. Sakral Chakra 3. Solar Plexus Chakra 4. Herz Chakra 5. Kehlkopf Chakra 6. Stirn Chakra 7. Kronen Chakra  ; A. Kuṇḍalinī B. Ida nāḍī C. Sushumna nāḍī D. Pingala nāḍī.


Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nadi_%28Yo...System.svg


Nadis / Meridiane / Chakren

Ida und Pingala werden im yogischen System Nadis genannt. Nadis sind Energienbahnen. Diese Energiebahnen kennen wir in unserer Kultur am ehesten durch die Akupunktur. Die Akupunktur Nadeln werden in die Meridiane (Energiebahnen TCM) angesetzt, um eine Energie in den Fluss zu bringen. In meiner Energiearbeit bringe ich Energie in Fluss, indem ich mich in der Meditation auf bestimmte Energiezentren konzentriere.

Im Herzchakra laufen diese beiden Kanäle zusammen, weshalb das Herz einen zentrale Rolle im Energiesystem des Menschen darstellt. Das offene Herz Chakra löst den Konflikt zwischen männlichen und weiblichen Werten in einem paradoxen, sowohl-als- auch-Zustand, einem Samadhi auf.

Die Herz Chakra Meditation kann daher sehr heilsam sein, um diesen Konflikt der Energien und Werte zwischen den männlichen und weiblichen Prinzipien, in Einklang zu bringen.

Was ich in mir selbst in einen Frieden bringe, wirkt sich als Folge dessen auch in meiner unmittelbaren äußeren Welt aus. Das Herz Chakra verbindet aber nicht nur Yin und Yang Qualitäten, es verbindet auch Himmel (Vater) und Erde (Mutter) miteinander. Es verbindet die unteren und oberen Chakren. Das liebende Herz ist sehr machtvoll.

Gerade dann wenn ich gar keine guten Vorbilder in der äußeren Welt finde, die mein persönliches Ideal verkörpern können, kann der Wechsel auf die Energie Ebene Sinn machen. Das fing bei mir alle damit an, dass mir ein Buch von Swami Satyananda Saraswati, mit dem Titel Kundalini Tantra in die Hände fiel.


Yoga vs. Tantra

Im Yoga werden Asanas (Körperübungen) oder Atmenübungen (Pranayama) trainiert. Diese Übungen tragen dazu bei, in einen energetischen Ausgleich zu kommen. Kundalini Yoga oder Kriya Yoga sind zum Beispiel solche Wege, die das Ziel haben, den Energiekörper in den Fluss zu bringen und das Bewusstsein für den Energiekörper zu öffnen. Das Qi Gong (chinesische Medizin) ist ebenfalls so ein Weg ein Bewusstsein für den Energiekörper zu entwickeln.  Manchmal muss man sich gerufen fühlen von einem Weg. Ich wurde gerufen.

Yoga und Tantra haben Gemeinsamkeiten. Beide Wege arbeiten am Anfang auf der Ebene des physischen Körpers und des Energiekörpers, bis diese durch eine Weiterentwicklung hin in eine immer feinstofflichere Ebene in eine Einheitserfahrung münden können.

Der yogische Weg ist der Weg der Vollkommenheit.
Der tantrische Weg ist der Weg des Nicht Tuns.

Der Yogi möchte ein Ziel erreichen, Vollkommenheit erreichen. Der Tantriker will nichts mehr erreichen. Er geht den Weg der Annahme mit dem was ist.

Der yogische Weg den ich mal begonnen hatte, hatte mich wieder "ausgespuckt", weil ich ja schon so viel männliche (zielgerichtete Vorstellungen, erreichen wollen) in mir hatte. Ich bekam nach einer Weile wo meine Yoga Praxis im Außen sogar ganz gut lief, gesundheitliche Symptome, die mich davon abgehalten haben, diesen Weg weiter zu gehen. Das lag nicht daran, weil ich Übungen falsch gemacht hatte, sondern weil der Weg nicht für mich bestimmt war.

Noch mehr erreichen wollen, hätte das Ungleichgewicht in mir verstärkt. Mein Kopf konnte das oft nicht begreifen. Ich war wütend, dass wiedermal nichts funktionierte. Nur wusste ich damals nicht, dass ausgerechnet das schon die ganze Übung war.

Das Nichts erreichen crashte das Ego oft unfreiwillig. Als die Türe zum Yoga zu ging, ging eine andere Türe auf. Ich fand zunehmend im Tantra, im Weg des Nicht tuns, Er-Lösungen, die mich friedlicher und glücklicher machten.

Allerdings war diese Übergang von Yang zu Yin sehr kritisch, weil mein männlicher Teil nur sehr schwer damit klar kam, das das Nicht tun, ein Weg sein könnte. Ich hatte zum Glück aufklärende Hilfe, damit ich den Hebel in meinem Kopf und in meinem Selbstwertempfinden von Yang auf Yin umlegen konnte.
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RE: Yin & Yang
#12
18.12.2022, 02:55
Tantra

Was ist Tantra? Tantra hat für mich ganz viele Ebenen. Angefangen auf der Ebene der Körpers bis hin zur Ebene des Geistes. Im Gegensatz zu den asketischen Wegen findet beim Tantra eine Annahme und Integration von Bedürfnissen statt. So kommt es, dass die Sexualität hier auch als ein Weg zur Bewusstseinserweiterung verstanden wird.

Achtung ich vermische übrigends oft das Hindu-Tantra mit dem Buddha-Tantra. Ich habe oft nicht so wirklich Ahnung im Bereich mancher Theorien. Was Mystik angeht, bin ich ein Macher. Und so lebe ich auch manchmal meine eigene Version, die sich aus sich selbst entwickelt hat. Die kann sich auch von offiziellen Definitionen unterscheiden.


Zitat:„ Geshe Kelsang Gyatso – Tantrische Ebenen und Pfade“

Da Lebewesen unterschiedliche Neigungen und geistige Fähigkeiten haben, lehrte Buddha Shakymuni drei Fahrzeuge. Das Hinayana, das Paramitayana und das Vajayana (Tantra).

Für diejenigen, mit begrenztem Bestreben, die sich hauptsächlich um ihre eigene Erlösung von Leiden kümmern, lehrte Buddha das Hinayana. Die Hinayanisten sind sich der Fehler der Anhaftungen sehr bewusst, und sehen Anhaftung als Hauptobjekt, das aufzugeben ist. Deshalb wird das Hinayana manchmal „Fahrzeug der Trennung von Anhaftung“ genannt. Um Anhaftung vorübergehend zu überwinden, entsagen Hinayanisten ihrer Familie, ihrem Heim und so weiter, ziehen sich an einem einsamen Ort zurück und meditieren über Unattraktivität. Und um Anhaftung vollständig aufzugeben, meditieren sie über Leerheit.

Für diejenigen, die vom zweiten Pfad angezogen werden, lehrte Buddha das Paramitayana, indem er die sechs Vollkommenheiten und die zehnt Boddhisattva Ebenen erläuterte. Die Hauptobjekte die von Boddhisattvas aufzugeben sind, sind die Behinderungen zu Allwissenheit. Boddhisattvas fürchten sich nicht vor Anhaftung, denn sie wissen, wie sie diese in den spirituellen Pfad umwandeln können. So wie Bauern unreine Substanzen wie Kuhmist als Dünger nutzen, um ihren Boden fruchtbar zu machen, so nutzen höhere Boddhisattvas Verblendungen, wie zum Beispiel Anhaftung als Hilfsmittel auf den Weg zur Buddhaschaft, indem sie sie durch die Kraft ihrer Weisheit und ihres Mitgefühls unschädlich machen.

Für diejenigen, die vom tiefgründigen Dharma (Lehre) angezogen werden, lehrte Buddha das dritte Fahrzeug, das Vajrayana. Das Vajrayana oder Fahrzeug des geheimen Mantra wird manchmal auch Fahrzeug der Anhaftung genannt, denn anstatt zu versuchen, Anhaftung sofort aufzugeben, nutzen Übende dieses Fahrzeug Anhaftung als Hilfsmittel im spontane große Glückseligkeit zu erzeugen, mit der sie dann über Leerheit meditieren. Zudem zeigen sie sich, wenn sie dann Erleuchtung erlangen, in einem Aspekt als hätten sie Anhaftungen, obwohl sie keine begehrenden Anhaftungen mehr haben; sie erscheinen als tantrische Buddhas im Aspekt von Vater und Mutter in sexueller Umarmung.

Kurzum im Hinayna versucht man Anhaftungen durch Askese zu besiegen, im Mahayana durch die gute Tat und im Vajayana durch Tantra (Annahme und Transformation in etwas höheres).

Tantra bedeutet Fließen, Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang.

Der Name deutet auf eine ganzheitliche Erfahrung, die untrennbar Teil von uns ist. Im Tantra müssen Erfahrungen nicht wie im Hinayana oder im Mahayana ausgeschlossen werden. Man arbeitet mit den Anhaftungen, um diese in Glückseligkeit und Leerheit zu verwandeln. Man baut das Haus der Erleuchtung aus der höchsten Sichtweise aus, benimmt sich wie ein Buddha, bis man einer geworden ist.

Tantra berührt die Ganzheit der Wesen. Er hält die Sichtweise des Entweder-oder auf der bedingten Ebene fest, wo sie hingehört, und ermöglicht immer stärker das Erlebnis von einem alles umfassenden Sowohl-als-auch. Im Tantra werden Gegensätze vereinigt und ineinander aufgelöst. Auch deshalb spielen buddhistische „Typologien“, die Vereinigung verschiedener Perspektiven, für die geistige Entwicklung einer ganzheitlichen wichtige Rolle im Tantra.
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RE: Yin & Yang
#13
18.12.2022, 03:28
Wie entsteht feinstoffliche Energie?

Bevor ich zur Vertiefung meines Tantrisches Weges in Bezug auf Yin und Yang komme, hier eine kleine Einführung in die Energielehre des Kundalini Tantra. Die Konzentration auf die feinstoffliche Energie wird sowohl im Yoga, als auch im Tantra, als auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), je nach System in abgewandelter Form, praktiziert.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten psychische Energie entstehen zu lassen. Eine Wahrnehmung die ich immer schon hatte, war das mir bei schöner Musik ein Schauer über den Körper läuft. Das kennen viele Menschen, zumindest in der Verbindung mit anderen Auslösern. Ich erkannte dann  dass dieses Empfinden, welches ich als Kribbeln auf der Haut wahrnehme, beeinflussbar ist und durch Gedanken und Emotionen bewusst hervorgerufen werden kann.

Bei Yoga Übungen, habe ich nur bei sehr wenigen Übungen einen Hauch von Energie wahrnehmen können. Mich hat da immer der sich bewegende physische Körper von den inneren Wahrnehmungen abgelenkt. Deshalb liegt mir da wohl die Meditation mehr, wo mein Körper ruht.

Intensive Konzentration bündelt feinstoffliche Energie. Innere Phänomene können erst dann wahrgenommen werden, wenn der stetig quatschenden innere Dialog, einmal ruhiggestellt wird. Wenn wir nicht Denken und kein Zwiegespräch halten, dann ist es möglich, etwas wahrzunehmen.

Sensible Menschen haben unter Umständen die Möglichkeit diese Energieschwingungen auch jenseits der Meditation wahrzunehmen. Manchen Menschen spüren diese Energien bereits ab der Geburt, Andere erlernen diese Art der Sensibilität innerhalb ihres Lebens. Wieder Andere nehmen sie nie wahr. Woraus ich hinaus möchte ist, dass wir alles lernen können, auch außersinnliche Wahrnehmung.


Energie, Chakras und Kundalini

Die feinstofflichen Energiekörper werden in verschiedenen Systemen leicht unterschiedlich beschrieben. Einig sind sich alle Quellen, dass die verschiedenen Körperebenen des Menschen Energiekörper in Resonanz mit den Chakras stehen. Neben dem physischen Körper besitzen wir einen Energiekörper und noch ein paar andere. Die Chakren kann man sich als feinstoffliche Energie- und Bewusstseinszentren des Körpers vorstellen. Es werden im allgemeinen sieben Hauptchakren genannt, die sich in allen Systemen wiederfinden.

Die Chakren stimmen im wesentlichen mit der Lage der hormonellen Drüsen und Nervengeflechte des Körpers ein. Manche Hatha Yogi lehren, dass es neben 13 wichtigen Chakras noch 21 kleinere gibt. Andere nehmen 49 Chakras an, während der frühe Yogi 144 Chakras kannte. Im Buddhismus wird oft mit 5 Chakren und im Schamanismus mit 8 Chakren gearbeitet. Wichtig ist dass man für sich selbst ein festes System findet. Ich arbeite hauptsächlich mit sieben Chakren und habe erst vor kurzem das achte Chakra dazu genommen. Manche nutze ich auch den kleinen Energiekreislauf aus dem stillen Qi Gong.


[Bild: Alltags-Yoga-7-Chakren-im-Ueberblick.jpg]

Bildquelle: https://alltags-yoga.de/die-7-chakren-im-ueberblick/


Die sieben Hauptchakren befinden sich im Grunde auf einer Linie, nahe an der Wirbelsäule. Vielen Menschen fällt es aber schwer sich auf derart abstrakte Körperpunkte zu konzentrieren. Deshalb konzentriert man sich während der Meditation allgemeinen auf die Chakra Kshetrams, die an der Vorderseite des Körpers liegen und besser visualisiert und wahrgenommen werden können. Ein Kshetram ist ein Art Spiegelbild des eigentlichen Chakrapunktes. Ich visualisiere die Chakra vorne.


Sieben Haupt Chakren

Das Wurzelchakra befindet sich am Ende der Wirbelsäume zwischen Anus und Geschlecht. Es steht für Lebenskraft und Urvertrauen. Jedes Chakra hat verschiedene Entsprechungen in Farbe und Zugehörigkeit eines Sinnesorgans. Das Wurzelchakra wird mit einer tiefroten aber auch erdigen Farbe und dem Geruchssinn in Verbindung gebracht. Das Wurzelchakra erdet uns und verbindet den Körper nach unten hin mit Energie. Es steht für Ur- Vertrauen und Sicherheit. Ein Satz der das Wurzelchakra ausdrücken könnte, wäre: Ich stehe mit beiden Beinen auf der Erde. Ich Vertraue. Ich bin Sicher.
 
Das Sakral Chakra befindet sich auf der Höhe des Schambeins und steht für Lebenslust und Schaffenskraft. Es wird in orangen Tönen dargestellt und steht in Verbindung mit dem Geschmackssinn. Das Sakral Chakra sehr für Kreativität, Fließen lassen, Loslassen, Im Flow Sein, Sexualität und kindliche Verspieltheit. Wenn das Sakral Chakra sprechen könnte, würde es sagen: Ich fließe. Ich lasse los. Ich gebe die Kontrolle auf.

Das Solar Plexus Chakra befindet sich oberhalb des Nabels in Höhe des Magens. Es steht für eine starke Persönlichkeit. Die entsprechende Farbe ist ein sonnengelb und die Sinnesentsprechung ist das Sehen. Das Solar Plexus Chakra steht für Selbstbewusstsein und Freude, aber auch für Selbstschutz und Stärke. Wenn das Solar Plexus Chakra sprechen könnte: Ich bin Selbstbewusst. Ich bin Freude.
 
Das Herzchakra befindet sich in der Höhe des physischen Herzens, jedoch mittig liegend auf dem Brustkorb. Es steht für Empfindsamkeit und Liebe. Der entsprechende Sinn ist demnach das Fühlen und die Farben sind rosa und grün – Je nach dem welche Farbe sich für dich stimmiger anfühlt. Das Herz Chakra steht für Liebe, Verbundenheit, Empathie und Mitgefühl.

Wenn sich das Herz Chakra ganz öffnet, öffnen sich auch alle anderen Chakren. Das Herz Chakra hat die Kraft alle Ebenen miteinander zu verbinden. Im Traumayoga soll durch die Konzentration auf das Herz Chakra Klares Licht erreicht werden. Wenn das Herz Chakra sprechen könnte: Ich fühle mich verbunden. Ich verbinde mich. Ich liebe mich und ich liebe dich. An dieser Stelle wird ersichtlich warum dieses Chakra für die Verbindung von Yin und Yang sehr wichtig ist. Darauf gehe ich später nochmal ein.

Das Kehlkopfchakra befindet sich am Kehlkopf. Es steht für Ausdrucksfähigkeit und Wahrheit. Die entsprechende Farbe ist hellblau und der Sinn ist das Hören. Das Hals Chakra ermöglicht uns uns auszudrücken. Das kann in Form von Sprache, Gesang, Tanz oder Schauspiel geschehen. Das kommt immer auch auf den Menschen an und auf das was er durch sich ausdrücken soll. Jedenfalls geht es um den Selbstausdruck und darum sich durch Offenheit und Ehrlichkeit anderen Menschen zu zeigen und mitzuteilen. Das Kehlkopf Chakra verbindet die Innenwelt und die Außenwelt durch den Selbstausdruck des Menschen. Aber auch das bewusste Zuhören kann diese Verbindung von Innen und Außen hervorbringen und das eigenen Hals Chakra weiter öffnen. 

Das Stirn Chakra wird auch häufig mit dem Namen, drittes Auge bezeichnet. Es befindet sich auf der Stirn zwischen den Augenbrauen. Es steht für Intuition. Die Farbe ist dunkelblau bis dunkel violett. Der entsprechende Sinn ist die außersinnliche Wahrnehmung, die sich über verschieden Repräsentationssysteme ausdrücken kann. In Indien tragen viele Menschen ein Bindi an der Stelle, um sich dem Punkt zwischen den Augenbrauen bewusster zu sein. Somit steht das Stirn Chakra für die Intuition und Wissen. Allerdings haben Chakren oft zwei Seiten, eine männliche und eine weibliche. Denn auch unsere Fähigkeit des Logischen Denkens steht in Verbindung mit dem Stirn Chakra.

Das Kronenchakra befindet sich auf der Schädeldecke. Das Kronenchakra verbindet den Körper nach oben hin mit Energie und ermöglicht uns ein Meta Bewusstsein zu entwickeln oder auch im Beobachter Bewusstsein zu verweilen. Die entsprechenden Farben variieren von weiß, transparent und golden bis hin zu einem warmen violett. Es steht für das Einheitsbewusstsein, welches als eine Erkenntnis der Non-Dualität und des All-Einen beschrieben steht. Allgemein wird dies vollständige Öffnung des Kronen Chakra auch als Erleuchtung oder Samadhi bezeichnet und wird als Überwindung des Ego-Bewusstseins verstanden.


Die Arbeit mit den Chakren

In der Literatur werden verschiedene Stadien vom Samadhi beschrieben. Einige können nach kurzer Zeit wieder vergehen, andere bleiben dauerhaft erhalten. Samadhi ist kein Endzustand, wie viele Menschen glauben. Erleuchtung ist der höchste Bewusstseinszustand, den wird mit unserem rationalen Verstand verstehen können. Dennoch heißt das nicht stillstand. Eine Ebene der Erfahrung ist beendet und eine Neue beginnt.

Ein Chakra kann sich auch im Ungleichgewicht befinden, womit negative Eigenschaften in dem entsprechenden Bereich, bei einem Menschen auftreten können. Bei so ziemlich allen Menschen gibt es irgenwo so ein Ungleichgewicht. Der Konflikt zwischen Yin und Yang kann an unausgeglichenen Chakren liegen, so kann die Arbeit mit Energie diese Konflikte beenden.

Zum yogischen Energiesystem gehören auch die 72000 Nadis, die Energiebahnen, die in etwa den bekannteren chinesischen Meridianen entsprechen. Die Nadis sollte man als Kanäle für den Bewusstseinsfluss verstehen. Ida und Pingala fliesen außen und Shushumna in der Mitte.

Ida und Pingala wirken wechselseitig und sind mit dem Atemstrom verbunden. Wenn du deinen Atemstrom beobachtest, wirst du feststellen, dass meistens ein Nasenloch frei und das andere nicht ganz frei ist. Ist das linke Nasenloch geöffnet fließt die lunare weibliche Yin Energie durch Ida. Ist das rechte Nasenloch frei, fließt die solare männliche Yang Energie durch Pingala. So kannst du gleich einmal prüfen wo du besser im im Fluss bist. Durch das den freien Fluss im rechten Nasenloch wird die linke Hemisphäre aktiviert wird und durch den freien Fluss im linken Nasenloch die rechte. Auf diese Weise üben die Nadis Kontrolle über das Gehirn und das Bewusstsein aus.

In der Meditation, sowie durch tantrische Übungen ist es möglich, diese Energie durch die Nadis, an der Wirbelsäule hinauf, bis ins höchste Chakra zu leiten. Dort soll eine Vereinigung von Shiva (Bewusstsein) und Shakti (Energie) vollzogen werden, welches Erleuchtung bringt. Dabei sollen verdrängte psychische Inhalte aufgelöst werden und verschiedene paranormale Fähigkeiten auftreten. Aus einer psychologischen Perspektive sprechen wir hier von einer Deprogrammierung bestehender Handlungsstrukturen, Verhaltens- und Glaubensmuster.

Während Kundalini aufsteigt, durchläuft sie jedes Chakra, jedes von ihnen ist mit verschiedenen schlafenden Bereichen im Gehirn verbunden. In den tantrischen Schriften wird Kundalini als Urkraft oder Energie beschrieben. In der modernen Psychologie wird sie das Unbewusste genannt. Es gibt verschiedene Wege sich mit diesen inneren Anteilen auseinander zu setzten.

Meisten wird Kundalini als schlafenden Schlange dargestellt. Natürlich gibt es weder im Wurzelchakra noch im Kronen Chakra oder in irgendeinem der anderen Chakras eine Schlange. Die Schlange war schon immer ein archetypisches Symbol der Weisheit. Wir können die Kraft der Schlange allerdings nutzen.

Das Erwachen eines Chakras sollte nicht mit dem Erwachen der Kundalini gleich gesetzt werden. Nicht jede tief emotionale Erfahrung die eine Erkenntnis bringt ist, gleich die große Erleuchtung. Jedes geöffnete Chakra ist jedoch ein Schritt dorthin.

Chakras können kurzzeitig aktiviert werden und wieder für eine Zeit lang ruhen. Das ist auch wichtig, weil die Arbeit mit Chakren sehr intensiv sein kann. Es kann manchmal Sinn machen, die Energie Arbeit zu pausieren, besonders wenn es zu intensiv wird. Ich bin an der Stelle wieder zur Psychologie zurück gekehrt und habe aktuell das Gefühl, dass ich wieder bereit bin für Energie Arbeit.

Es gibt Knotenpunkte auf dem Weg den die Energie nehmen muss, die sich Granthis nennen. Diese müssen überwunden werden, damit die Energie fließen kann. Ebenso können funktionsgestörte Chakras die Energie aufhalten. Durch Yoga oder die Meditation auf ein Chakra, kann man diese Blockaden auflösen.
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RE: Yin & Yang
#14
18.12.2022, 04:04 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.12.2022, 07:37 von ichbinmehr.)
Die Bedeutung der Sexualität im Tantra

Wenn wir uns anschauen wie erfolgreich die katholische Kirche mit ihrem zölibatären Anspruch ist, der immer wieder zu missbräuchlichen Übergriffen an Kindern und Schutzbefohlenen führt, denke ich, dass es Sinn macht, Sexualität als Teil des spirituellen Weges zu begreifen, statt zu versuchen Sexualität vom spirituellen Weg auszugrenzen. Womöglich brauchen wir an mancher Stelle eine liebevolle Ich Integration statt einer asketisch erzwungener Selbstlosigkeit?

Meine persönliche Erfahrung ist, dass alle Bedürfnisse und Emotionen, die ich asketisch zu verdrängen versuchte, auf unbewusste und oft auch zerstörerische Weise zurück kamen. Um so unbewusster Bedürfnisse sind, um so mehr ich diese inneren Anteile in mir ablehne, um so zerstörerischer werden sie sich als Schattenaspekte in meinem Leben zeigen.

Das Zölibat hatte jedoch tatsächlich eine Funktion für den Priester, weil Sex eine Wirkung auf den feinstofflichen Energiefluss hat.


[Bild: kundalini-process-Kundalini-Awakening.jpg]

Bildquelle: https://www.templepurohit.com/kundalini-...gy-in-you/


Das zweite Chakra, das Sakral Chakra steht u. andern auch für das Thema Sexualität. Wenn ich sexuell aktiv bin, entläd sich meine Energie nach außen und unten und kann in dem Moment nicht nach Innen und oben fließen. Die zölibatäre Grundidee ist überhaupt keine moralische Frage gewesen, sondern ein Versuch die Kundalini Energie von innen nach oben zu lenken.

Außerdem wollte man, dass sich Priester nicht zu sehr in weltlichen Angelegenheiten mit Frau und Kind verlieren, da es sehr schwer ist sich auf seinen spirituellen Weg zu konzentrieren, wenn man von der Familie und weltlichen Verpflichtungen vereinnahmt wird. Ich glaube aber dass es genauso schwer ist, wenn man allein in einer Höhle sitzt und meditiert. Irgendwie scheinen wir die Welt und unsere Menschlichkeit zu brauchen. Ganz aufgegangen ist der asketische Gedanke wohl nicht, weil Menschen nun mal Menschen sind und Sexualität ist für viele Menschen ein natürliches Bedürfnis.

Statt Askese finde ich die Selbstreflexion hilfreich: Sich bewusst mit der Bedeutung seiner Sexualität auseinander zu setzten und genau hinzuschauen, wo die eigene Sexualität eine kompensatorische und womöglich entwicklungsbremsende Funktion hat? Vielleicht wird häufiger Sex für fehlende Selbstliebe oder einen fehlenden Selbstausdruck auf anderen Ebenen gewählt? Es macht durchaus Sinn sich diesen Teil in sich selbst mal kritisch anzuschauen und sich zu fragen, welches tiefere Bedürfnis liegt eigentlich hinter meinem Bedürfnis nach Sexualität?

Der Buddha hat ja auch den Weg der Askese, den er temporär beschritten hat, wieder verlassen und den Weg der Mitte gewählt. Im Tantra welches auf der Grundhaltung der Annahme beruht, wurden  Techniken benutzt, die sexuelle Energie nach innen und oben lenken.

Das Tantra kommt ursprünglich aus dem Hinduismus und entwickelte sich dann im Buddhismus weiter. Deshalb kann man manchmal gar nicht so genau sagen, wo der Ursprung der Lehre liegt. Der Ur-Buddha war ja mal Hindu, der der mit der Gründung einer neuen Religion das Ziel hatte, das hinduistische Kastensystem abzuschaffen. Im Hinduismus konnten nur die obere Kasten Erleuchtung erlangen. Der Ur Buddha stand dafür ein, dass jeder Mensch Erleuchtung finden kann. Er hat damit eine neue Wertebene in seiner Umwelt etabliert. Daraus hatte sich dann der Buddhismus entwickelt. Tantra ist also ein gemeinsames Kind von Hinduismus und Buddhismus.

Tantra hat in seiner Ur Lehre aber nicht nur mit Sexualität zu tun. Man muss es eigentlich umdrehen: Die Arbeit mit der Sexualität ist nur ein kleiner Teil der tantrischen Lehre. Vor allem im tibetischen Buddhismus, der auch tantrischer Buddhismus genannt wird, wird immer wieder eine tantrische Symbolik verwendet, die auf eine Vereinigung der Gegensätze als Erlösung hinweist.

In den Ritualen mancher Buddhisten wird die Ghanta, eine Glocke, die für die Leere und das weibliche Prinzip steht und den Dorje, ein Art Zepter, der für das unzerstörbare männliche Prinzip steht, gekreuzt. Man sieht dieses Ritual auch auf verschiedenen buddhistischen Darstellungen, Thankas oder Buddha Statuen. Diese Bilder sind Ausdruck einer tantrischen Symbolik, die die Einheit von männlichen und weiblichen Prinzipien zum Ziel hat.

Manchmal werden auch zwei Dorje gekreuzt, weil es im Grunde egal ist, ob man das Sein mit dem Nicht sein „verheiratet“, oder den der logischen Verstand mit dem Mitgefühl. Es geht um die Vereinigen von männlichen und weiblichen Energien. Die Energie Übungen stellen ein Teil des mystischen Kerns der tantrischen Lehre da.
Der Dalai Lama zum Beispiel ist auch Tantriker.

[Bild: 4cfd64cf-0fd8-44ef-b964-af44d5a1b764?rule=%24_57.JPG]

Bildquelle: https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anze...5-232-9425

Auch sieht man tantrische Statuen, wie sie im Hinduismus verwendet werden, oder buddhistische Thankas die einen Mann und eine Frau in sich verschlungen in der Yab Yum Haltung sitzen sehen. Diese Haltung stellt eine tantrische Übung des nicht tuns, sowie der Vereinigten Gegensätze dar. Die beiden Menschen sitzen in einander, ohne zielgerichtet zu sein. Sie sitzen ineinander ohne ihre Körper zu bewegen, ohne etwas zu wollen und spüren ihre innere Energie. Sie wollten nichts erreichen. Interessanterweise fängt der Fluss der inneren Energien, in diesem Nicht tun, erst so richtig an, so dass Sex und Meditation ein werden. So lenkt man sexuelle Energie nach Innen.


[Bild: svietliy-product-022_720x.jpg?v=1586553718]

Bildquelle: https://svietliy.com/products/yab-yum-ti...er-thangka


Neo Tantra

Dann gab es immer wieder Menschen, die östliche und westliche Weisheitslehren verbunden haben. Osho war ein indischer Philosoph, Guru und Begründer des Neo-Sannyas, der so genannten Bhagwan-Bewegung. Oshos spirituelle Gemeinschaft ist bis heute sehr umstritten.

Er hat jedoch etwa völlig neues gemacht. Er hat versucht das östliche Tantra mit westlicher Psychologie und Körpertherapie zu verbinden, weil er meinte, dass die Menschen im Westen an Neurosen leiden würden, die u.a. auf Grund unterdrückter Sexualität bestünden, die sie auf ihrem spirituellen Weg behindern. Diese Form des Tantra, die östliche und westliche Lehren miteinander verbindet, wird Neo Tantra genannt.

Neo Tantra hat oft nicht mehr so viel mit der spirituellen Ur -Lehre von Tantra zu tun. Es geht in diesen Bereichen um eine Art Körpertherapie und Sexualtherapie, die auf Annahme und Akzeptanz beruht, sowie um die Entschleunigung männlich zielgerichter Sexualität. Man könnte es so sagen, es gibt viele Menschen die Tantra praktizieren, die aber keine Ahnung von der spirituellen Dimension des Tantra haben. Das ist auch gar Problem. Man sollte es nur nicht miteinander verwechseln.

Zu beginn so eines westlichen Tantra Weges geht es daher darum, sowohl das Weibliche als auch das Männliche zu ehren. Das wird in Form von Ritualarbeit gemacht. Einen Einstieg hierzu bietet zum Beispiel Margot Anand mit ihrem Buch Tantra: Oder Die Kunst der sexuellen Ekstase. In dem Buch werden viele sehr sinnliche Rituale der Verehrung des anderen Geschlechts und Übungen zur Lenkung der Inneren Energie gezeigt.

Ein weiteres Einstiegsbuch wäre Slow Sex von Diana Richardson. Hier verlassen wir aber den spirituellen Weg des Tantra. Zum Einstieg dennoch ein guter Ansatz, der auch Menschen jenseits spiritueller Ziele, erreichen und bereichern könnte. Vor allem mögen das auch Männer die mal erfahren wollten, wie es ist wenn sie beim Sex nichts erreichen oder leisten müssen. Es geht hier also ums Loslassen von Erwartungen. Das ist ein typisch tantrische Haltung.

Ein Orgasmus ist ja normalerweise auch ein Ziel (zielgerichtet= männliche Sexualität) beim Sex. Die tantrischen Übungen besteht darin, das weibliche empfangene Element der Sexualität stärker zu beachten und Sex erwartungslos also nicht zielgerichtet zu erleben. Ganz pragmatisch betrachtet, führen diese Übungen zu einer intensiveren sexuellen Erfahrung.

Diese Praxis ist durch das Durchbrechen gesellschaftlich an konditionierter sexueller Lernerfahrung für viele Menschen befreiend und heilsam. Neo Tantra kann auch für Menschen mit sexuellen Traumata hilfreich sein, sollte dann aber in einem besonders sicheren Setting statt finden.

Aus meiner Sicht ist Neo Tantra eine Vorbereitung auf die nächste Ebene von Tantra, die nicht mehr einzig und alleine im physischen Raum statt findet. Neo Tantra kann eine Vorbereitung auf eine höhere tantrische Praxis sein.
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RE: Yin & Yang
#15
18.12.2022, 05:28 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.12.2022, 07:46 von ichbinmehr.)
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Der Körper ist ein Lehrer

Der physische Körper ist im Grunde wie ein Lehrer. Unsere Bedürfnisse sind unsere Lehrer. Nur hören wir dem Lehrer auch zu? Der physische Körper ist im Tantra heilig und stellt einen Weg zum kennen lernen des Inneren Körpers dar. Der physische Körper ist eine Tür in eine tiefere Dimension des Selbst. Der physische Körper lehrt uns Entscheidungsmacht und Sanftheit. Wir dürfen selbst entscheiden, wer unsere Energiewelt betreten darf. Wir dürfen lernen, sanft und liebevoll mit uns umzugehen.

Sich energetisch zu überfluten, bis dass in einer nicht mehr beherrschbaren spirituellen Krise endet, ist natürlich nicht liebevoll. Ich musste das lernen auf meinem Kundalini Tantra Weg. Ich musste Fehler machen, um sie kein zweites Mal zu machen. Um zu wissen wo die Gefahren auf diesem Weg liegen. Mich hat dieser Fehler gelehrt liebevoller mit mir selbst umzugehen (yin) und Grenzen zu setzten (yang).


Ebenenwechsel

Der physische Körper ist beim Tantra ein Lehrer, der jedoch mit zunehmender Praxis immer mehr seine Bedeutung verliert. Der physische Körper wird in der tantrischen Praxis immer leerer. Das kann schrittweise erfahren werden oder in einem Moment. Tantra wird dadurch auf einer immer höheren Ebene, auf einer nächst höheren Schwingung oder Frequenz, praktiziert.

Der Ebenenwechsel hin zum Energiekörper ist daher ist kein asketischer Versuch des Liebes oder Lust Verzichtes. Während beim Neo Tantra noch der physische Körper im Mittelpunkt steht, geht es nun immer mehr um den feinstofflichen Körper. Der Wechsel der Ebene stellt eine Transformation der sexuellen Energie dar, die jedoch ebenfalls als lustvoll und ekstatisch erfahren werden kann.

Für diese nächst höhere Stufe des Tantra benötigt man die Wahrnehmung des Energiekörpers. Meist erschließt sich diese Ebene nur den wirlich spirituellen Tantra praktizierenden. Wer lediglich an gutem Sex interessiert ist, kommt meist gar nicht auf diese Ebene.

Um diese Wahrnehmung für den Energiekörper zu entwicklen ist eine Praxis in Kundalini Tantra Meditation hilfreich. Man kann nicht immer alle Phasen von Tantra mit einem Partner lernen. Man muss manchmal in Einzelarbeit lernen, seine Energie zu spüren oder zu lenken - oder aber man benötigt andere Partner. Das kommt natürlich auch auf den Partner sowie die Inneren und äußeren Umstände an.


Im Kundalini Tantra gibt es die Tradition zu warnen

Man sollte bei all diesen Techniken sehr behutsam vorgehen und sein Bedürfnis nach Erdung, sowie einer langsamen Integration, solcher Erfahrungen beachten. Energiearbeit ist sehr kraftvoll, weshalb man diese maßvoll anwenden und die eigenen Ich Grenzen beachten sollte. Menschen die keine stabile Persönlichkeit haben, erleben womöglich eine Überforderung durch diese Praxis.

Sollten kleinste Anzeichen einer spirituellen Krise auftreten, sollte man diese Übung erstmal abbrechen und das bisher erlebte vollständig integrieren. Pausen sind in der Arbeit mit der Kundalini Energie immer wieder wichtig! In den Pausen findet dann die Integration in das Alltags Ich statt. Pausen können auch mal Jahre dauern!

Der Vorteil dieser sehr kraftvollen spirituellen Arbeit ist, dass man Blockaaden, die man sonst sein ganzes Leben lang nicht überwunden bekäme, hiermit zerstören kann. Oft entstehen durch die Arbeit mit den Chakren auch andere Bewusstseinszustände. Ich habe euch hiermit gewarnt.  normal


Die Energie lenken

So ein Orgasmus bewegt sich bei den meisten Menschen die Sex auf der physischen Ebene praktizieren, auf der Ebene des Sakral Chakra. Man könnte auch sagen, ein "normaler" Orgasmus wird meistens genital wahrgenommen. Natürlich gibt es auch Menschen die ohne Tantra intensiv wahrnehmen. Genauso gibt es Begegnungen mit Menschen die elektrisierend anziehend sind.

Man kann jedoch auch lernen, seine sexuelle Energie durch die Chakren nach innen und oben zu lenken um damit seine spirituelle Entwicklung voran zu bringen. Man kann die sexuelle Energie auch zu körperlichen Blockaden schicken, um dort Heilung zu bewirken. Die Voraussetzung dafür ist, dass man seine Wahrnehmung nach Innen Lenken kann. Eine normale Mediationspraxis durch die man befähigt wird, sich selbst, vor allem seine Emotionen zu beobachten, reicht da am Anfang vollkommen aus. Mit der Zeit wird dann die Empfindung für den Energiekörper immer ausgeprägter ein feiner. Irgendwann kann man dann auch die Energie anderer Menschen fühlen und diese telepathisch wahrnehmen. Diese Fähigkeiten entwickeln sich dann von selbst.

Man kann einen Orgasmus im Herzchakra haben, indem man die Sexuelle Energie ins Herz lenkt. Ein Orgasmus kann auch durch den ganzen Körper fließen und über den Kopf, durch das Kronen Chakra fließen. Das sind Methoden die in hochenergetischen und langanhaltenden Bewusstseinszuständen münden und zur Ich Auflösung führen können. So eine Energieerfahrung kann sich in eine vollkommene Einheitserfahrung, ausdehnen und es gibt Menschen, die finden auf diese Weise Erleuchtung.

Bei einem normalen Orgasmus leiten die meisten Menschen ihre Energie nach außen und unten ab. Jeder kennt das wohl, dass man sich nach dem Sex müde, entspannt, friedlich und vielleicht sogar erschöpft fühlen kann. Tantrische Techniken jedoch erhöhen die Energie und dehnen die Glücksgefühle in Raum und Zeit aus.

Durch die Praxis von Tantra kann man lernen seine Energie durch seinen ganzen Körper zu lenken und natürlich auch durch den Körper seines Partners. Ich bin diesem Weg eine ganze Weile gefolgt, bis ich dazu in der Lage war, so sensitiv zu sein, um telepathisches Tantra mit Menschen zu machen.

Jedenfalls haben die Tantriker auf Grund dieser Möglichkeiten herausgefunden, dass so ein Zölibat gar nicht von Nöten ist, weil der Energiefluss auch bewusst in die oberen Chakren gelenkt werden kann und das Bedürfnis nach Beziehung, Sexualität und Verbundenheit, kein Problem auf dem spirituellen Weg darstellen muss.

Innere Hochzeit und zurück auf die weltliche Ebene

Nach dem Kundalini Aufstieg gibt es auch immer wieder den Abstieg der Kundalini. Samadhi Erfahrungen und Integrationsarbeit wechseln sich ab. Nach dem Aufstieg inden Himmel, muss man die Erkenntnis auf die Erde bringen, in sein Ich bringen.

In den letzten Jahren habe ich daran gearbeitet, meine männlichen und weiblichen Energie zu entwickeln, diese wahrzunehmen, sie zu würdigen, sie fließen zu lassen. Hier benutze ich auch wieder die psychologische Komponente, zb die Tiefenpsychologie oder die mystische Lehre der Kabbala, weil die reine Energie Arbeit mir bisher noch nicht ermöglichte, die integrale Einheit aus Yin & Yang mit meinem ganzen Wesen, dh. auch mit dem Verstand zu begreifen. Ich brauche für meinen spirituellen Prozess immer alle Komponenten, Emotion, Verstand und Energie für eine Integration auf allen Ebenen meines Ichs, bis hin zurück in den physischen Körper.

Manchmal gibt es in mir innere Konflikte, die ich nur in kleinen Schritten auflösen kann. Erst wenn Innenwelt und Außenwelt eins sind, ist mein Ziel erreicht. Keine Ahnung ob ich das Ziel vollständig erreichen werde oder ob das ein unendlicher Prozess ist, der lediglich Glücks-Momente des Ganz-seins ermöglicht?

Es gibt jedenfalls Momente in meinem Leben, indem ich diesen perfekten Einklang aus Yin und Yang wahrnehme: Ich sehe ihn wenn ich nach Außen schaue und fühle ihn in meinem Inneren. Auch wenn diese Momente bisher immer wieder verloren gehen, weil dann wieder ein neuen Anteil in mein Leben tritt, der einen Heilungs-Konflikt erzeugt, damit ich diesen mit meine Annahme erlöse, um die Erfahrung der Einheit zu vertiefen. Mir passiert immer wieder Trennung, die mein Erwachen dann wieder vertieft.

Der Wunsch wie du ihn hegst glider, den Dualismus der Welt aufzulösen, erreiche ich auf meinem Weg durch die Akzeptanz des Dualismus, indem ich meine männlichen als auch weiblichen Seiten gleichsam annehme, ehre, würdige, entwickle, verstehe, liebe, mir bewusst mache. Aus der Annahme erwächst dann die Möglichkeit, dass Mann und Frau in mir Freundschaft schließen. Dieses gelingt mir sowohl durch Integration, als auch durch Empathie.
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