Souverän sein oder sich treffen lassen
Sich treffen lassen
Kürzlich habe ich etwas Interessantes entdeckt: Meine emotionale Kompetenz und Souveränität verhindern, dass ich mich meiner Ur-Wunde vollständig begegne.
Ich habe das nie von mir erwartet. Ich habe das immer nur in anderen Menschen gesehen. Mir war nicht bewusst, dass meine Fähigkeiten zur Selbstliebe und meine psychologischen Kompetenzen, meine innere Flexibilität auch ein Hindernis darstellen, mich mit meiner tiefsten Verletzung auseinanderzusetzen. Ich kam nie auf die Idee, weil es ja erstmal eine gute Sache ist, wenn man lernt sich selbst lieb zu haben, sich fürsorglich um sich zu kümmern und damit eine gewisse emotionale Selbstständigkeit erreicht.
Es schien mir zunächst eine positive Entwicklung zu sein, wenn ich gelernt habe, mich selbst zu lieben, gut für mich zu sorgen und dadurch eine gewisse emotionale Unabhängigkeit zu erlangen. Ich habe erkannt, dass diese Techniken mir ermöglichen, souverän mit belastenden Situationen umzugehen und mich vor emotionalen Verletzungen beschützen. In solchen Momenten meldet sich in mir ein innerer Anteil, der mir sagt, dass ich wertvoll und liebenswert bin. Das Programm der Selbstliebe wird aktiviert.
Die Person die mich gekränkt hat, wird analysiert und ich weiß dann recht schnell, dass sie das nur tut, weil sie selbst ein Problem mit ihrem eigene Selbstwert hat oder sie mit mir überfordert ist. Manchmal komme ich sogar an den Punkt, dass ich Mitgefühl mit der Person habe, weil ich ihre Not verstehe. So entsteht dann aus meiner Selbst Liebe eine Schutz - Schicht um mich herum, an der eine Entwertungen oder fehlende Beachtung immer mehr abprallt. Ich weiß mittlerweile, dass Angriffe nichts mit mir zu tun haben, denn ich kenne meinen eigenen Wert. Manchmal geht es auch um das Ausbleiben einer freundlichen Antwort. Ich weiß dass Menschen sich durch mich manchmal überfordert fühlen und dass eine fehlende Reaktion letztlich nichts mit mir zu tun hat.
Es könnte den Anschein haben, dass ich diese Situation damit erfolgreich bewältigt habe. Allerdings ist das noch nicht ganz der Fall, denn diese Situationen wiederholen sich noch, weil sie ihre Wurzeln in einem ursprünglichen Trauma liegen und die aktuelle Realität kreieren. Die Wurzel liegt nicht in der Gegenwart und hat nichts mit meinen erwachsenen Bewältigungsfähigkeiten zu tun.
Die Ursache dieser Situationen liegt in meinem Ur-Trauma und den massiven Erfahrungen der Entwertung, der fehlenden positiven Beziehungserfahrung in, die ich über Jahrzehnte von meiner Familie erfahren habe, als ich mich noch nicht davon abgrenzen konnte, da dies für mich damals eine Gefahr bedeutet hätte. Ich musste die Entwertung und Zurückweisung annehmen und verinnerlichen und meinen gesunden Stolz, meine Würde, sowie meine sozialen Bedürfnisse zurücklassen, um zu überleben. Ich wurde täglich dazu genötigt. Obwohl ich heute einen souveräneren Umgang mit Menschen gelernt habe, kreieren die nicht verarbeiteten Erfahrungen eine Wiederholungssequenz in der Gegenwart.
Da diese tiefgreifenden Erfahrungen energetisch / emotional immer noch in mir gespeichert sind, wiederholen sich diese Situationen, trotz meiner souveränen Umgangsweise. Obwohl ich mich jetzt gut abgrenzen und auch mitfühlend DA DRÜBER STEHE, wiederholt sich die Situation manchmal immer noch. Mir wurde bewusst, dass meine Selbstliebe-Techniken eine Art Schutzschild bilden, das verhindert, dass ich mich mit meiner Ur-Wunde auseinandersetze und dadurch diese Situationen weiterhin wiederhole. Diese Techniken verhindern AB EINEM GEWISSEN PUNKT, dass ich den eigentlichen Kern der Verletzung in mir fühle.
Dies wurde mir klar, als ein Freund von mir von einem Problem am Arbeitsplatz erzählte. Er wird dort ständig in seinen Entscheidungen untergraben, obwohl er ein vernünftiger und kompromissfähiger Mensch ist. Er hat hart an sich gearbeitet, um sich durchzusetzen und entschlossen zu wirken. Dennoch passiert es ihm immer wieder, dass seine Kollegen seine Autorität in einer Führungsposition, für die er alle Fähigkeiten mitbringt, untergraben.
Als ich seine Situation betrachtete, erkannte ich mich selbst, weil ich auch immer in diesen Widerholungen kreise, und dass es nicht an seinem Verhalten lag, sondern an der Energiestruktur, die er in sich trug und ausstrahlte.
Ich war beeindruckt, wie er in diesen Situationen reagierte. Er verhielt sich absolut vorbildlich, sehr entschlossen und dennoch offen für Kompromisse. Das war eine 1+ in klarer und bewusster Kommunikation. Es liegt nicht an seinem verhalten im Hier und Jetzt, das das ist absolut vorbildlich. Dennoch wurde er von seinen Kollegen weiterhin in Frage gestellt.
Ich kenne das auch von meinem alten Arbeitsplatz und ich weiß noch wie anstrengend das täglich war, dass sich eine Situation immer wieder wiederholte, obwohl ich die einst fehlenden Kompetenzen, längst aufgeholt hatte und alles für mich getan hatte, was in meiner Macht lag. Ich strahlte die Authorität nicht aus. Hier erkannte ich, dass das Verhalten im Hier und Jetzt nicht immer den entscheidenden Einfluss hat, sondern die energetische Struktur, die in uns verankert ist, die Situation immer wieder erschafft.
Auch mein Freund war in seiner Kindheit ähnlich wie ich, narzisstisch in seiner Würde untergraben worden, und diese Energie trägt er immer noch in sich, obwohl er im seinem äußeren Verhalten längst ein sehr souveräner Mensch mit einem klaren Komminikationsverhalten geworden ist, der Grenzen aufzeigt und entschlossen handelt. Obwohl er heute damit souverän umgeht und sich nicht mehr von anderen so behandeln lässen möchte, wird ihm keine rechte Anerkennung entgegen gebracht, die jemandem mit seinen Kompetenzen und Fähigkeiten angebracht wäre. Ich merkte wie wütend mich das machte, als ich ihm zuhörte.
Ich fragte mich, warum er das dennoch so erlebt? Er hat doch alles getan, um zu zeigen, dass er sich selbst anerkennt und respektiert und anderen nicht mehr erlaubt, ihn so zu behandeln. So wie ich ihn kennen gelernt habe, könnte er ganz sicher eine moralische Autorität, als auch auch eine Wissens- und Weisheit- Autorität für andere Menschen sein. Aber warum spiegelt ihm das seine Umwelt nicht wieder? Als ich auf ihn schaute, erkannt ich das das Problem.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass meine psychotherapeutischen Selbstliebe-Techniken auch dazu führen, dass ich einen Teil meines Schmerzes immer noch umgehe. Man sieht es bei anderen oft besser, aber ich hatte nie vermutet, dass es auch bei mir der Fall sein könnte. Und so kann es sein, dass man sehr engagiert ist, sich erwachsen, selbstwirksam, souverän, liebevoll, entschlossen und selbstbewusst verhält, und sich die Situation immer noch nicht ändert, weil man sie diese Erniedrigung energetisch immer noch in sich trägt.
So dachte ich, ob es das Thema erlösen könnte, wenn man sich emotional treffen lassen würde, damit sich diese alte Energie ganz erlösen kännte, indem man sie nochmal fühlt? Denn solche Energien erlösen sich nicht, indem man sie durch eine souveräne Haltung abwehrt. Man muss auch seine innere Energiestruktur ändern. Ich frage mich: Wie ändert man seine Energie Struktur?
Also müsste doch die Konsequenz der Erkenntnis sein, dass wir uns noch mehr in die Ur Wunde fallen lassen müssten, anstatt so viel Energie in unser äußeres Verhalten investieren.
Ich will auch keinesfalls sagen, dass wir nicht stark, souverän und selbstbewusst werden sollen sollen, weil ich glaube, dass das auch erstmals wichtig ist, um nicht im Trauma zu ertrinken. Ich glaube jedoch, dass es die Dinge noch nicht ganz erlöst, wenn wir Schutz - Mechanismen entwickeln.
Ich musste zb auch daran denken, dass ich mal den Spruch gehört habe: “Wenn dich jemand mit Steinen bewirft, dann Bau dir doch ein Haus daraus.“ Ich habe diese Weisheit verinnerlicht und in Form einer Technik geübt, könnte man sagen.
Ich bin aber deshalb nicht frei davon, mit Steinen beworfen zu werden. Ich leide nur nicht mehr so unter den Steinwürfen, weil ich mich vor Entwertungen und unsachgemäßer Kritik beschützen kann, indem ich mir aus den Steinen die jemand auf mich wirft ein Haus baue.
Es ist so ein bisschen, wie in manchen Kampfsportarten, wo man die Aggression des Gegners einfach umlenkt. Ich muss nicht mal wirklich kämpfen, nur ausweichen und ihre Energie umlenken. Man kann mich im Grunde nicht mehr angreifen, weil man mich nicht in den Griff bekommt. Aber es kommen halt immer noch Leute auf mich zu, die Steine nach mir werfen und das ist anstrengend.
Ich frage mich, ob es an der Stelle nicht förderlicher wäre, das nächste Mal, wenn jemand einen Stein auf mich wirft, einfach nur den Schmerz zu spüren.
Den Schmerz über so viel Hass in der Welt. Den Schmerz über so viel Missgunst und Neid. Den Schmerz über das Ausgegrenzt sein. Den Schmerz den ich fühle, wenn mich jemand entwertet und meine positiven Seiten nicht sehen kann. Den Schmerz darüber, wenn meine Konstruktivität, in meiner sozialen Umgebung nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Den Schmerz über das Fehlen einer positiven Reaktion. All den Schmerz, der ja immer noch der selbe Schmerz ist, den ich aus meiner Kindheit kenne.
Aber ich bin halt ganz gut darin geworden, mir aus den geworfenen Steinen und fehlenden positiven Reaktionen ein Haus zu bauen. Warum sollte man sich dann im Herzen von einem Stein treffen lassen? Das tut man dann nicht mehr, wenn man sich schützen kann.
Jetzt frage ich mich, wie ich aus der Schutzhaltung wieder herauskomme? Denn diese Schutzhaltung ist ja noch nicht die volle (Er)Lösung.
Erst jetzt verstehe ich den Spruch: „Wenn jemand dich schlägt, dann halte auch die andere Wange hin.“ Denn erst jetzt scheine ich reif zu sein, für diese Hingabe, weil sie jetzt erst in einem schützen Rahmen statt finden kann. Weil Selbstliebe und Selbstschutz eine Voraussetzung für diese Form der Hingabe ist.
Ich habe mir den Rahmen geschaffen, indem ich das jetzt in kleinen Dosen zulassen kann. Ich musste erst lernen mich zu beschützen, weil ich sonst regelrecht „gesteinigt“ worden und untergegangen wäre in dieser Welt. Jetzt kann ich mich beschützen und könnte damit experimentieren, ab und zu mal einen Stein durch meine Abwehrmauer durch zu lassen, der mich mitten ins Herz treffen darf und mir den Schmerz, der dadurch ausgelöst wird anzusehen.
Auf diese Weise kann ich mich Themen immer ganz gut nähern, wenn ich mir sage: Es ist nur mal ein Experiment. Ich muss mich nicht ständig und von Jedem steinigen lassen, aber ich kann ja mal damit experimentieren, was passiert, wenn ich mich emotional treffen lasse. Durch meine Fähkeiten mich zu beschützen, bin ich frei zu entscheiden, ob ich mich einem emotionalen Schmerz Thema öffnen möchte und die Kränkung zulassen kann. Also könnte ich mich beim nächtens Mal vielleicht treffen lassen?
Der Spirituelle Lehrer RamDass hat mal gesagt: "Das Schlimmes ist, wenn man ein guter Yogi geworden ist." Ich habe dieses Problem immer bei anderen Menschen gesehen, die ihre Souveränität und auch spirituelle Fähigkeiten kompensatorisch benutzen, um sich nicht vom Schmerz berühren zu lassen. Ich hätte nur nie vermutet, dass ausgerichtet meine psychotherapeutischen Selbstliebe-Techniken, auch dazu gehören könnten, dass ich einen Teil meines Schmerzes immer noch damit ausweiche. Man sieht es immer nur bei anderen, im Spiegel.
Mir ist wichtig zu betonen, dass meine Erkenntnis auf meinen vorigen Erfahrungen aufbaut und ich in den letzten Jahren viel gelernt und geübt habe, mich selbst zu lieben und zu beschützen. Für diejenigen, die diese Fähigkeiten der Selbstliebe und des Selbstschutzes noch nicht entwickelt haben, mag dieser Ansatz nicht geeignet sein.
Es geht eher darum, die emotionale Selbstkontrolle zu haben und sich freiwillig, schwierigen emotionalen Situationen auszusetzen, weil man sich das zutraut, diese Situationen auch emotional zu meistern.
Grundsätzlich halte ich es jedoch erstmal für wichtig, sich selbst zu lieben und zu beschützen. Eine Schutzhaltung ist aber noch keine Schmerzfreiheit und somit keine Freiheit.
Ich habe gelernt, mich selbst zu lieben und zu schützen, indem ich mich auf Psychotherapie, Innere Kind-Arbeit, Meditation und meine Autonomie Entwicklung konzentriert habe. Diese Schritte haben mir geholfen, meine emotionale Selbstkontrolle zu entwickeln und ein besseres Verständnis für mich selbst zu gewinnen. Durch die Psychotherapie konnte ich tief verwurzelte Muster und traumatische Erfahrungen aufarbeiten, was mir half, mich selbst besser zu verstehen und meine Selbstliebe zu stärken.
Die innere Kind-Arbeit ist eine ganz konkrete Übung die ich jetzt schon viele Jahre täglich mache, um mir die Liebe und Zuwendung zu geben, die ich als Kind nicht erhalten habe. Diese Methode hat mich unabhängig gemacht von der Zuwenung andere Menschen. Das heißt aber nicht dass mich fehlende Zuwendung nicht berühren sollte. Meditation hat mich dazu ermächtigt in meinem Inneren einen Ruhepol zu finden, in dem ich mich wieder aufladen kann.
Ich sehe nun, dass ich mit meinen Methoden noch nicht alles auflösen können und die negative Energie, der ich in meiner Kindheit ausgesetzt war, manchmal immer noch eine Wiederholung verursacht, auch wenn ich die schmerzlichen Folgen, durch ganz viel Selbstliebe abfangen und souveräner damit umgehen kann.
Fragen:
Manches jedoch scheint sich auch grundlegend in meinem Leben verändert zu haben und da frage ich mich auch gerade, was diese grundlegende Veränderung bewirkt hat?
Was denkt ihr über meine Gedanken?
Kennt ihr solche Themen, wo ich schon jahre lang dran arbeitet und ihr erreicht kaum eine Veränderung?
Wie geht ihr damit um?
Habt ihr schon einmal damit experimentiert, euch bewusst auf schwierige emotionale Situationen einzulassen? Wenn ja, wie waren eure Erfahrungen?
Ich möchte gerne von euch wissen, wie ihr eure innere Energie Struktur geändert habt?
Was braucht es eurer Erfahrung nach, um bis zu dem Realität erzeugenden Kern vorzudringen? Oder ist es vielleicht doch einfach Beharrlichkeit und doch nur Training?
Kürzlich habe ich etwas Interessantes entdeckt: Meine emotionale Kompetenz und Souveränität verhindern, dass ich mich meiner Ur-Wunde vollständig begegne.
Ich habe das nie von mir erwartet. Ich habe das immer nur in anderen Menschen gesehen. Mir war nicht bewusst, dass meine Fähigkeiten zur Selbstliebe und meine psychologischen Kompetenzen, meine innere Flexibilität auch ein Hindernis darstellen, mich mit meiner tiefsten Verletzung auseinanderzusetzen. Ich kam nie auf die Idee, weil es ja erstmal eine gute Sache ist, wenn man lernt sich selbst lieb zu haben, sich fürsorglich um sich zu kümmern und damit eine gewisse emotionale Selbstständigkeit erreicht.
Es schien mir zunächst eine positive Entwicklung zu sein, wenn ich gelernt habe, mich selbst zu lieben, gut für mich zu sorgen und dadurch eine gewisse emotionale Unabhängigkeit zu erlangen. Ich habe erkannt, dass diese Techniken mir ermöglichen, souverän mit belastenden Situationen umzugehen und mich vor emotionalen Verletzungen beschützen. In solchen Momenten meldet sich in mir ein innerer Anteil, der mir sagt, dass ich wertvoll und liebenswert bin. Das Programm der Selbstliebe wird aktiviert.
Die Person die mich gekränkt hat, wird analysiert und ich weiß dann recht schnell, dass sie das nur tut, weil sie selbst ein Problem mit ihrem eigene Selbstwert hat oder sie mit mir überfordert ist. Manchmal komme ich sogar an den Punkt, dass ich Mitgefühl mit der Person habe, weil ich ihre Not verstehe. So entsteht dann aus meiner Selbst Liebe eine Schutz - Schicht um mich herum, an der eine Entwertungen oder fehlende Beachtung immer mehr abprallt. Ich weiß mittlerweile, dass Angriffe nichts mit mir zu tun haben, denn ich kenne meinen eigenen Wert. Manchmal geht es auch um das Ausbleiben einer freundlichen Antwort. Ich weiß dass Menschen sich durch mich manchmal überfordert fühlen und dass eine fehlende Reaktion letztlich nichts mit mir zu tun hat.
Es könnte den Anschein haben, dass ich diese Situation damit erfolgreich bewältigt habe. Allerdings ist das noch nicht ganz der Fall, denn diese Situationen wiederholen sich noch, weil sie ihre Wurzeln in einem ursprünglichen Trauma liegen und die aktuelle Realität kreieren. Die Wurzel liegt nicht in der Gegenwart und hat nichts mit meinen erwachsenen Bewältigungsfähigkeiten zu tun.
Die Ursache dieser Situationen liegt in meinem Ur-Trauma und den massiven Erfahrungen der Entwertung, der fehlenden positiven Beziehungserfahrung in, die ich über Jahrzehnte von meiner Familie erfahren habe, als ich mich noch nicht davon abgrenzen konnte, da dies für mich damals eine Gefahr bedeutet hätte. Ich musste die Entwertung und Zurückweisung annehmen und verinnerlichen und meinen gesunden Stolz, meine Würde, sowie meine sozialen Bedürfnisse zurücklassen, um zu überleben. Ich wurde täglich dazu genötigt. Obwohl ich heute einen souveräneren Umgang mit Menschen gelernt habe, kreieren die nicht verarbeiteten Erfahrungen eine Wiederholungssequenz in der Gegenwart.
Da diese tiefgreifenden Erfahrungen energetisch / emotional immer noch in mir gespeichert sind, wiederholen sich diese Situationen, trotz meiner souveränen Umgangsweise. Obwohl ich mich jetzt gut abgrenzen und auch mitfühlend DA DRÜBER STEHE, wiederholt sich die Situation manchmal immer noch. Mir wurde bewusst, dass meine Selbstliebe-Techniken eine Art Schutzschild bilden, das verhindert, dass ich mich mit meiner Ur-Wunde auseinandersetze und dadurch diese Situationen weiterhin wiederhole. Diese Techniken verhindern AB EINEM GEWISSEN PUNKT, dass ich den eigentlichen Kern der Verletzung in mir fühle.
Dies wurde mir klar, als ein Freund von mir von einem Problem am Arbeitsplatz erzählte. Er wird dort ständig in seinen Entscheidungen untergraben, obwohl er ein vernünftiger und kompromissfähiger Mensch ist. Er hat hart an sich gearbeitet, um sich durchzusetzen und entschlossen zu wirken. Dennoch passiert es ihm immer wieder, dass seine Kollegen seine Autorität in einer Führungsposition, für die er alle Fähigkeiten mitbringt, untergraben.
Als ich seine Situation betrachtete, erkannte ich mich selbst, weil ich auch immer in diesen Widerholungen kreise, und dass es nicht an seinem Verhalten lag, sondern an der Energiestruktur, die er in sich trug und ausstrahlte.
Ich war beeindruckt, wie er in diesen Situationen reagierte. Er verhielt sich absolut vorbildlich, sehr entschlossen und dennoch offen für Kompromisse. Das war eine 1+ in klarer und bewusster Kommunikation. Es liegt nicht an seinem verhalten im Hier und Jetzt, das das ist absolut vorbildlich. Dennoch wurde er von seinen Kollegen weiterhin in Frage gestellt.
Ich kenne das auch von meinem alten Arbeitsplatz und ich weiß noch wie anstrengend das täglich war, dass sich eine Situation immer wieder wiederholte, obwohl ich die einst fehlenden Kompetenzen, längst aufgeholt hatte und alles für mich getan hatte, was in meiner Macht lag. Ich strahlte die Authorität nicht aus. Hier erkannte ich, dass das Verhalten im Hier und Jetzt nicht immer den entscheidenden Einfluss hat, sondern die energetische Struktur, die in uns verankert ist, die Situation immer wieder erschafft.
Auch mein Freund war in seiner Kindheit ähnlich wie ich, narzisstisch in seiner Würde untergraben worden, und diese Energie trägt er immer noch in sich, obwohl er im seinem äußeren Verhalten längst ein sehr souveräner Mensch mit einem klaren Komminikationsverhalten geworden ist, der Grenzen aufzeigt und entschlossen handelt. Obwohl er heute damit souverän umgeht und sich nicht mehr von anderen so behandeln lässen möchte, wird ihm keine rechte Anerkennung entgegen gebracht, die jemandem mit seinen Kompetenzen und Fähigkeiten angebracht wäre. Ich merkte wie wütend mich das machte, als ich ihm zuhörte.
Ich fragte mich, warum er das dennoch so erlebt? Er hat doch alles getan, um zu zeigen, dass er sich selbst anerkennt und respektiert und anderen nicht mehr erlaubt, ihn so zu behandeln. So wie ich ihn kennen gelernt habe, könnte er ganz sicher eine moralische Autorität, als auch auch eine Wissens- und Weisheit- Autorität für andere Menschen sein. Aber warum spiegelt ihm das seine Umwelt nicht wieder? Als ich auf ihn schaute, erkannt ich das das Problem.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass meine psychotherapeutischen Selbstliebe-Techniken auch dazu führen, dass ich einen Teil meines Schmerzes immer noch umgehe. Man sieht es bei anderen oft besser, aber ich hatte nie vermutet, dass es auch bei mir der Fall sein könnte. Und so kann es sein, dass man sehr engagiert ist, sich erwachsen, selbstwirksam, souverän, liebevoll, entschlossen und selbstbewusst verhält, und sich die Situation immer noch nicht ändert, weil man sie diese Erniedrigung energetisch immer noch in sich trägt.
So dachte ich, ob es das Thema erlösen könnte, wenn man sich emotional treffen lassen würde, damit sich diese alte Energie ganz erlösen kännte, indem man sie nochmal fühlt? Denn solche Energien erlösen sich nicht, indem man sie durch eine souveräne Haltung abwehrt. Man muss auch seine innere Energiestruktur ändern. Ich frage mich: Wie ändert man seine Energie Struktur?
Also müsste doch die Konsequenz der Erkenntnis sein, dass wir uns noch mehr in die Ur Wunde fallen lassen müssten, anstatt so viel Energie in unser äußeres Verhalten investieren.
Ich will auch keinesfalls sagen, dass wir nicht stark, souverän und selbstbewusst werden sollen sollen, weil ich glaube, dass das auch erstmals wichtig ist, um nicht im Trauma zu ertrinken. Ich glaube jedoch, dass es die Dinge noch nicht ganz erlöst, wenn wir Schutz - Mechanismen entwickeln.
Ich musste zb auch daran denken, dass ich mal den Spruch gehört habe: “Wenn dich jemand mit Steinen bewirft, dann Bau dir doch ein Haus daraus.“ Ich habe diese Weisheit verinnerlicht und in Form einer Technik geübt, könnte man sagen.
Ich bin aber deshalb nicht frei davon, mit Steinen beworfen zu werden. Ich leide nur nicht mehr so unter den Steinwürfen, weil ich mich vor Entwertungen und unsachgemäßer Kritik beschützen kann, indem ich mir aus den Steinen die jemand auf mich wirft ein Haus baue.
Es ist so ein bisschen, wie in manchen Kampfsportarten, wo man die Aggression des Gegners einfach umlenkt. Ich muss nicht mal wirklich kämpfen, nur ausweichen und ihre Energie umlenken. Man kann mich im Grunde nicht mehr angreifen, weil man mich nicht in den Griff bekommt. Aber es kommen halt immer noch Leute auf mich zu, die Steine nach mir werfen und das ist anstrengend.
Ich frage mich, ob es an der Stelle nicht förderlicher wäre, das nächste Mal, wenn jemand einen Stein auf mich wirft, einfach nur den Schmerz zu spüren.
Den Schmerz über so viel Hass in der Welt. Den Schmerz über so viel Missgunst und Neid. Den Schmerz über das Ausgegrenzt sein. Den Schmerz den ich fühle, wenn mich jemand entwertet und meine positiven Seiten nicht sehen kann. Den Schmerz darüber, wenn meine Konstruktivität, in meiner sozialen Umgebung nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Den Schmerz über das Fehlen einer positiven Reaktion. All den Schmerz, der ja immer noch der selbe Schmerz ist, den ich aus meiner Kindheit kenne.
Aber ich bin halt ganz gut darin geworden, mir aus den geworfenen Steinen und fehlenden positiven Reaktionen ein Haus zu bauen. Warum sollte man sich dann im Herzen von einem Stein treffen lassen? Das tut man dann nicht mehr, wenn man sich schützen kann.
Jetzt frage ich mich, wie ich aus der Schutzhaltung wieder herauskomme? Denn diese Schutzhaltung ist ja noch nicht die volle (Er)Lösung.
Erst jetzt verstehe ich den Spruch: „Wenn jemand dich schlägt, dann halte auch die andere Wange hin.“ Denn erst jetzt scheine ich reif zu sein, für diese Hingabe, weil sie jetzt erst in einem schützen Rahmen statt finden kann. Weil Selbstliebe und Selbstschutz eine Voraussetzung für diese Form der Hingabe ist.
Ich habe mir den Rahmen geschaffen, indem ich das jetzt in kleinen Dosen zulassen kann. Ich musste erst lernen mich zu beschützen, weil ich sonst regelrecht „gesteinigt“ worden und untergegangen wäre in dieser Welt. Jetzt kann ich mich beschützen und könnte damit experimentieren, ab und zu mal einen Stein durch meine Abwehrmauer durch zu lassen, der mich mitten ins Herz treffen darf und mir den Schmerz, der dadurch ausgelöst wird anzusehen.
Auf diese Weise kann ich mich Themen immer ganz gut nähern, wenn ich mir sage: Es ist nur mal ein Experiment. Ich muss mich nicht ständig und von Jedem steinigen lassen, aber ich kann ja mal damit experimentieren, was passiert, wenn ich mich emotional treffen lasse. Durch meine Fähkeiten mich zu beschützen, bin ich frei zu entscheiden, ob ich mich einem emotionalen Schmerz Thema öffnen möchte und die Kränkung zulassen kann. Also könnte ich mich beim nächtens Mal vielleicht treffen lassen?
Der Spirituelle Lehrer RamDass hat mal gesagt: "Das Schlimmes ist, wenn man ein guter Yogi geworden ist." Ich habe dieses Problem immer bei anderen Menschen gesehen, die ihre Souveränität und auch spirituelle Fähigkeiten kompensatorisch benutzen, um sich nicht vom Schmerz berühren zu lassen. Ich hätte nur nie vermutet, dass ausgerichtet meine psychotherapeutischen Selbstliebe-Techniken, auch dazu gehören könnten, dass ich einen Teil meines Schmerzes immer noch damit ausweiche. Man sieht es immer nur bei anderen, im Spiegel.
Mir ist wichtig zu betonen, dass meine Erkenntnis auf meinen vorigen Erfahrungen aufbaut und ich in den letzten Jahren viel gelernt und geübt habe, mich selbst zu lieben und zu beschützen. Für diejenigen, die diese Fähigkeiten der Selbstliebe und des Selbstschutzes noch nicht entwickelt haben, mag dieser Ansatz nicht geeignet sein.
Es geht eher darum, die emotionale Selbstkontrolle zu haben und sich freiwillig, schwierigen emotionalen Situationen auszusetzen, weil man sich das zutraut, diese Situationen auch emotional zu meistern.
Grundsätzlich halte ich es jedoch erstmal für wichtig, sich selbst zu lieben und zu beschützen. Eine Schutzhaltung ist aber noch keine Schmerzfreiheit und somit keine Freiheit.
Ich habe gelernt, mich selbst zu lieben und zu schützen, indem ich mich auf Psychotherapie, Innere Kind-Arbeit, Meditation und meine Autonomie Entwicklung konzentriert habe. Diese Schritte haben mir geholfen, meine emotionale Selbstkontrolle zu entwickeln und ein besseres Verständnis für mich selbst zu gewinnen. Durch die Psychotherapie konnte ich tief verwurzelte Muster und traumatische Erfahrungen aufarbeiten, was mir half, mich selbst besser zu verstehen und meine Selbstliebe zu stärken.
Die innere Kind-Arbeit ist eine ganz konkrete Übung die ich jetzt schon viele Jahre täglich mache, um mir die Liebe und Zuwendung zu geben, die ich als Kind nicht erhalten habe. Diese Methode hat mich unabhängig gemacht von der Zuwenung andere Menschen. Das heißt aber nicht dass mich fehlende Zuwendung nicht berühren sollte. Meditation hat mich dazu ermächtigt in meinem Inneren einen Ruhepol zu finden, in dem ich mich wieder aufladen kann.
Ich sehe nun, dass ich mit meinen Methoden noch nicht alles auflösen können und die negative Energie, der ich in meiner Kindheit ausgesetzt war, manchmal immer noch eine Wiederholung verursacht, auch wenn ich die schmerzlichen Folgen, durch ganz viel Selbstliebe abfangen und souveräner damit umgehen kann.
Fragen:
Manches jedoch scheint sich auch grundlegend in meinem Leben verändert zu haben und da frage ich mich auch gerade, was diese grundlegende Veränderung bewirkt hat?
Was denkt ihr über meine Gedanken?
Kennt ihr solche Themen, wo ich schon jahre lang dran arbeitet und ihr erreicht kaum eine Veränderung?
Wie geht ihr damit um?
Habt ihr schon einmal damit experimentiert, euch bewusst auf schwierige emotionale Situationen einzulassen? Wenn ja, wie waren eure Erfahrungen?
Ich möchte gerne von euch wissen, wie ihr eure innere Energie Struktur geändert habt?
Was braucht es eurer Erfahrung nach, um bis zu dem Realität erzeugenden Kern vorzudringen? Oder ist es vielleicht doch einfach Beharrlichkeit und doch nur Training?